Gerhard Ingold Geschrieben 17. August Melden Geschrieben 17. August 02 Jesus verworfen und das zweite Mal gekreuzigt 02.01 Die Grundgedanken Jesu stehen als unverrückbare Felsen 02.02 Wie kirchliche Praxis die Botschaft Jesu verdunkelte 02.03 Ausgrenzung als Prinzip – 2. Johannesbrief analysiert 02.04 Was bleibt vom Geist Jesu? 02.05 Leere Frömmigkeit und Götzenkult – gestern wie heute 02 Jesus verworfen und das zweite Mal gekreuzigt 777 02.01 Die Grundgedanken Jesu stehen als unverrückbare Felsen Der Autor wendet sich an seine Zuhörenden und Lesenden: „Werte Zuhörende, werte Lesende – hier zunächst die unverrückbaren Grundgedanken Jesu:“ Nächstenliebe (Markus 12,31) „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ – Dieses Gebot stellte Jesus gleichwertig neben die Liebe zu Gott. Barmherzigkeit (Matthäus 9,13) „Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer.“ – Ein Zitat aus Hosea, von Jesus bewusst als Gegenentwurf zum religiösen Opferkult eingesetzt. Versöhnlichkeit (Matthäus 5,23–24) „Wenn du deine Gabe zum Altar bringst und dir einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat – geh zuerst hin und versöhne dich mit ihm.“ Gewaltverzicht (Matthäus 5,38–39) „Ihr habt gehört: ‚Auge um Auge‘ … Ich aber sage euch: Leistet dem Bösen keinen Widerstand. Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“ Schutz der Schwächsten (Matthäus 9,13) „Die Kranken (die Schwachen) benötigen einen Arzt (Helfende) – nicht die Gesunden (die Starken).“ Armutsüberwindung (Matthäus 25,35–40) „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben … Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Feindesliebe (Matthäus 5,43–44) „Ihr habt gehört: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ Diese sieben Grundgedanken Jesu – vorwiegend im Matthäusevangelium zu finden – sind wie Felsen in einem Strom aus Unrecht, Gewalt gegen Schwache und der Macht der Mächtigen. Es sind ethische Felsen – keine Dogmen, keine Spekulationen, keine bloßen Behauptungen. Man kann sie im Alltag unmittelbar erfahren – im Guten wie im Schlechten. Und sie stellen sich unmissverständlich gegen alle, die Respekt, Anstand und Mitgefühl als lästig empfinden. 02.02 Wie kirchliche Praxis die Botschaft Jesu verdunkelte „Für diesen Abschnitt“, sagte der Autor, „habe ich ein Märchen erfunden – ein Märchen mit leider sehr realen Zügen.“ Er machte eine kurze Pause, dann begann er: „„Warum darf Josua nicht mehr mit mir spielen?“, fragte der zehnjährige Ephraim. „Seine Eltern sagen“, antwortete seine Mutter, „Jesus sei nicht Gott, sondern höchstens gottähnlich. Solcher Glaube sei eine schwere Sünde gegen den Heiligen Geist. Wir aber glauben, dass Jesus gottgleich ist. Das steht im Johannesevangelium: ‚Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort … und das Wort wurde Fleisch.‘ (Joh 1,1+14) Unser von Gott eingesetzter Kaiser Konstantin hat entschieden, dass der Glaube an die Gottgleichheit Jesu die einzig wahre Lehre ist. Wer etwas anderes sagt, gefährdet die Gemeinschaft.“ Ephraim verstand diese Logik nicht. „Es ist doch egal, ob Jesus nur gottähnlich oder gottgleich ist.“ Für diesen Einwand zugunsten Josuas bekam er eine Ohrfeige. Zehn Tage später wurden Josua, seine neun Geschwister und die Eltern von römischen Soldaten abgeholt. Ihr Land wurde enteignet. Ephraims Eltern sagten später, nun hätten sie mehr Land – und es sei den anderen nur recht geschehen. Zum Trauern, Nachdenken oder Verstehen blieb Ephraim – wie vielen „Rechtgläubigen“ – keine Zeit. Er gehorchte, wie es sich gehörte. Es wurde für ihn selbstverständlich, dass Andersgläubige enteignet oder getötet wurden. Er war ein verführtes Kind – und wurde später selbst zum Verführer. Viele Bekannte verschwanden. Ein göttliches oder menschliches Korrektiv kannte er nicht.“ 02.03 Ausgrenzung als Prinzip – 2. Johannesbrief analysiert Der Autor trank einen Schluck Wasser und fuhr fort: „Die ersten Christen lebten bis ins vierte Jahrhundert mit unterschiedlichen Christologien im relativ friedlichen Nebeneinander. Doch mit der zunehmenden Verbreitung der Evangelien unter Gelehrten nahm die Dogmatisierung zu – und es entstanden immer mehr Ephraims.“ „Die Wirkung dieser Ausgrenzung hat ihre Ursache im zweiten Johannesbrief“, sagte der Lehrer. „Aber dort geht es doch gar nicht um Ausgrenzung!“, rief ein Zuhörer. „Ein berechtigter Einwand“, antwortete der Autor ruhig. „Würden Sie bitte den Text an der Wand lesen?“ Der Zuhörer las: „Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist. Wer darüber hinausgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, der hat Gott nicht. Wenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, nehmt ihn nicht auf in euer Haus und grüßt ihn auch nicht. Denn wer ihn grüßt, hat teil an seinen bösen Werken.“ (2. Johannes 7–11) „Danke“, sagte der Autor. „Was war das Unrecht dieser Verführer? Kann jemand das beantworten?“ Niemand meldete sich. „Diese Frage kann heute niemand mehr beantworten“, fuhr er fort. „Damals aber war das Leugnen der Göttlichkeit Jesu ein Vergehen – ein Vergehen, das mit kollektivem Mord an Andersglaubenden geahndet werden konnte. Das war schon bei Moses so und setzte sich bis zu den Hugenotten und Täufern fort. Ich selbst habe es ähnlich erlebt – wenn auch auf andere Weise. Weil ich offen war gegenüber Pfingstkirchen, denen man nachsagte, sie würden vom Teufel geleitet, bekam ich zwar das Abschlusszertifikat meines Theologiestudiums, wurde aber wegen meiner abweichenden Ansichten nicht ordiniert. Immerhin: Ich wurde nicht getötet.“ „Das ‚Vergehen‘, das der Johannesbrief beschreibt, war eine Meinung. Eine abweichende Meinung, ein Zweifel. Doch solche Zweifel wurden als Irrtümer und Dogmenabweichungen gebrandmarkt. Was wie eine Warnung klingt, entpuppt sich als Machtinstrument. Es ist ein Denken, das stark an das pharisäische Denken zur Zeit Jesu erinnert: Pluralismus wird nicht nur nicht geduldet – er wird bekämpft. Sätze wie: ‚Am Anfang war das Wort‘, ‚Wer mich sieht, sieht den Vater‘, ‚Bevor Abraham war, bin ich‘ – wurden wörtlich genommen und zum Dogma der Trinität erhoben. Wer nicht daran glaubte, galt als Verführer, als Feind, als Werkzeug böser Mächte. Hugenotten, Täufer, Dissidenten – sie alle wurden verfolgt, enteignet, gefoltert, teils ermordet. Auch die Pilgermission St. Chrischona erklärte Abweichler einst zu Freiwild.“ Der Autor machte eine Pause und atmete tief durch. „Versteht ihr nun, warum das Ephraim-Märchen so real ist? Es zieht sich durch die ganze Kirchengeschichte. Hans Küng, Eugen Drewermann, viele katholische Zweifelnde – sie alle spürten das Diktat der wörtlichen Bibelauslegung, der Tradition, der päpstlichen Unfehlbarkeit.“ 888 02.04 Was bleibt vom Geist Jesu? Der Autor blickte in die Runde. „Was bleibt vom Geist Jesu, wenn wir Menschen ausgrenzen, die nicht einmal Feinde sein müssen? Wie kann man Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Versöhnung, Schutz der Schwächsten, Armutsüberwindung, Gewaltverzicht und Feindesliebe leben – wenn man gleichzeitig Dogmen höher stellt als Mitgefühl?“ Er machte eine kurze Pause und fuhr fort: „Das ist pharisäerhafter Dogmatismus“, sagte er leise. „Er beseitigt Jesus – und kehrt zurück zur Logik vor ihm. Man hat Jesus vergöttlicht – und seine Grundgedanken verworfen. Das ist … total krank.“ Er zeigte auf die Leinwand. „Wer möchte den nächsten Text lesen?“ Eine Studentin las mit klarer Stimme: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel, und das Wichtigste im Gesetz beiseitelasst – nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben.“ (Matthäus 23,23) „Danke“, sagte der Autor. „Es geht nicht um Minze, Dill und Kümmel – es geht um das Wesentliche: um Recht und Gerechtigkeit, um den Schutz der Schwächsten.“ Ein Student las weiter: „Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer … Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Gräuel! Lasst ab vom Bösen, lernt Gutes tun! Trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!“ (Jesaja 1,11ff) „Danke“, sagte der Autor. „Jesu Botschaft war genau das: Nicht Opfer, sondern Gerechtigkeit. Nicht blinder Gehorsam, sondern ein waches Gewissen. Nicht Ausschluss, sondern Versöhnung.“ Er schwieg kurz. „Wer das vergisst – in Theologie, Politik oder Kirche –, kreuzigt Jesus ein zweites Mal. Nicht sichtbar – aber tief. Und oft mit einem freundlichen Gesicht. Einem Gesicht, das Unrecht zur neuen Normalität macht.“ 02.05 Leere Frömmigkeit und Götzenkult – gestern wie heute Nach einigen Schlucken Wasser fuhr der Autor fort: „Wo Recht und Barmherzigkeit verloren gehen, wird Glaube zur leeren Frömmigkeit – oder zum Götzenkult. Seit bald 2000 Jahren wird Jesus wie ein goldenes Kalb umtanzt. Er ist – wie Maria und viele Heilige – zu einem Götzenbild geworden, während man seine Lehre missachtet. Trump, Trumpisten, Migrantenfeinde, Remigrationsfreunde – viele von ihnen berufen sich auf das Christentum, aber handeln gegen alles, wofür Jesus stand.“ Der Autor atmete schwer durch: „Ich erinnere mich an den Missionsleiter Jacques Buisson in Frankreich. Er legte die Bibel wörtlich aus – kompromisslos, gesetzlich, beinahe furchteinflößend. Doch dabei ging etwas Entscheidendes verloren: die Liebe zu den Schwächsten. Und wenn er sie doch einmal betonte, dann nur, um neue Anhänger zu gewinnen. Kaum integriert, wurde diesen ein Regelwerk auferlegt, das kaum zu erfüllen war. Was mit Begeisterung begann, endete oft in Entmutigung. Das Gefühl, Gott nie genügen zu können, wuchs still und unbemerkt. So wurde aus der Frohbotschaft eine Drohbotschaft.“ Wieder atmete der Autor schwer durch. „Und dann landen diese erschöpften Gläubigen bei uns in der Psychiatrie. Doch viele Psychiater, Psychologen und Ärzte wollten – und wollen – mit religiös traumatisierten Patienten nichts zu tun haben. Sie schicken sie zu Seelsorgern zurück – und damit zu jenen, die das Trauma mitverursacht haben. Solche Fachpersonen machen sich damit der unterlassenen Hilfeleistung schuldig – auch wenn das kaum je eingeklagt werden kann. Denn die Patientinnen und Patienten müssten ja zuerst verstehen, was ihnen eigentlich angetan wurde.“ „Für heute ist das genug“, schloss der Autor. „Wer zu viel isst, bekommt Magenbeschwerden. Danke für Ihr Interesse.“ Zitieren
SteRo Geschrieben 18. August Melden Geschrieben 18. August Eph 4, Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn: Wandelt würdig der Berufung, mit der ihr berufen worden seid, 2 mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe ertragend! 3 Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: 4 Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung! 5 Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, 6 ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 18. August Autor Melden Geschrieben 18. August 03 Was ist der Unterschied zwischen Jesus und Mose? 777 „Als ich meiner Frau das zweite Kapitel Jesus verworfen und das zweite Mal gekreuzigt vorgelesen habe“, begann der Autor, „fragte sie: ‚Was ist denn der Unterschied zwischen Jesus und Mose?‘“ Eine scheinbar einfache, aber tiefgehende Frage. Sie führt uns direkt zu den Wurzeln zweier unterschiedlicher Gottesbilder – und zweier sich widersprechender Ethiken. 03.01 Die Nächstenliebe bei Jesus und Mose Ich beginne mit der Nächstenliebe. 03.01.01 Wer ist der Nächste bei Moses Der erst Aufschluss liefert 3.Mose 19,18: „Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR.“ Doch wer ist dieser „Nächste“ bei Mose? Die Antwort liefert der Vers selbst: „die Kinder deines Volks“. Die Nächstenliebe richtet sich also vorrangig an das eigene Volk – an Mit-Israeliten. Andere Völker sind zwar nicht völlig ausgeschlossen. Das zeigt 3. Mose 19,33–34: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland. Ich bin der HERR, euer Gott.“ Trotz dieses humanen Tones bleibt die Unterscheidung zwischen „Eigenen“ und „Fremden“ bestehen – und hat Folgen. Zwei weitere Mose-Stellen verdeutlichen das: 3. Mose 25,1+44: „Also sprach der HERR auf dem Berg Sinai … Wenn ihr Sklaven wollt, kauft sie im Ausland.“ Zwar durften sich auch Israeliten in Schuldknechtschaft begeben, mussten aber im siebten Jahr freigelassen werden. Fremde hingegen durften dauerhaft versklavt werden: „Wenn sich dein Bruder, ein Hebräer – oder eine Hebräerin –, dir verkauft, so soll er dir sechs Jahre dienen; im siebenten Jahr sollst du ihn als frei entlassen“ (5.Mose 15,12). Es bestand also unter Bundesgenossen und Nichtbundesgenossen ein schwerwiegender Unterschied. 5. Mose 20,10–12: „Wenn du vor eine Stadt ziehst, um gegen sie zu kämpfen, so sollst du ihr zuerst den Frieden anbieten. Antwortet sie dir friedlich … so soll das ganze Volk dir fronpflichtig sein und dir dienen.“ Fronpflichtig und Sklaverei ist identisch. Damit wird deutlich: Die Bundesgenossen durften nicht nur Sklaven kaufen, sondern ebenfalls Sklaven machen. 5.Mose 20,14 „Will sie (die angegriffene Stadt) aber nicht Frieden machen mit dir … so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwerts schlagen. Nur die Frauen, die Kinder und das Vieh … sollst du unter dir austeilen.“ Diese Verse erlauben Enteignung, Versklavung und sogar Tötung – im Namen Gottes. Damit widerspricht das mosaische Gesetz elementaren Geboten wie „Du sollst nicht töten“ (2. Mose 20,13) und „Du sollst nicht stehlen“ (2. Mose 20,15), sofern es um Fremde geht. Die Nächstenliebe bei Mose ist also begrenzt: Beschnittene Bundesgenossen stehen über unbeschnittenen Fremden. 03.01.02 Wer ist der „Nächste“ bei Jesus? Jesus zitiert ebenfalls 3. Mose 19,18b: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Markus 12,31) Doch er lässt die Einschränkung auf das eigene Volk weg – und weitet den Begriff radikal aus. In der Bergpredigt (Matthäus 5,43ff) heißt es: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen …Denn wenn ihr liebt, die euch lieben – was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid – was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?“ Jesus bricht hier mit ethnischer, religiöser und moralischer Ausgrenzung. Der Nächste ist jeder Mensch – auch der Feind, der Sünder, der Fremde. Seine Liebe gilt unabhängig von Herkunft oder Zugehörigkeit. Folgerung Die Nächstenliebe bei Mose bleibt innerhalb der Grenzen des Stammes. Die Nächstenliebe bei Jesus sprengt diese Grenzen. Mose unterscheidet zwischen Eigenen und Fremden. Jesus macht keinen Unterschied mehr. Das ist mehr als ein theologischer Unterschied. Es ist ein Wendepunkt im ethischen Denken. 03.02 Die Barmherzigkeit bei Jesus und Mose Wie unterscheidet sich die Barmherzigkeit bei den beiden? Auch in dieser Frage offenbart sich ein tiefer Unterschied im Gottesverständnis und im Menschenbild. 03.02.01 Die Barmherzigkeit bei Mose Mose überliefert in der Thora viele Gebote, die scheinbar barmherzig wirken – etwa den Schutz von Witwen, Waisen und Fremdlingen: „Einen Fremdling sollst du nicht bedrücken und nicht bedrängen; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.“ (2. Mose 22,20) „Verkrüppelten und Armen sollst du nicht das Recht beugen.“ (5. Mose 24,17) Solche Gebote zeigen, dass Mitgefühl im mosaischen Gesetz durchaus vorgesehen war – aber meist innerhalb eines klaren Rahmens: Barmherzigkeit galt besonders den Schwachen unter den eigenen Reihen oder denen, die sich loyal dem Volk Israel angeschlossen hatten. Gleichzeitig enthält das mosaische Gesetz zahlreiche Bestimmungen, die mit unserem heutigen Verständnis von Barmherzigkeit kaum vereinbar sind: Todesstrafen für Ehebruch, Homosexualität oder Sabbatbruch (3. Mose 20,10–13; 2. Mose 31,15) Vertreibung oder Steinigung bei abweichendem Glauben (5. Mose 13,7–11) Kollektivstrafen, auch für Frauen und Kinder (5. Mose 20,12–14) Die Barmherzigkeit bei Mose ist an Gehorsam, Reinheit und Zugehörigkeit gebunden. Wer die Gebote Gottes übertritt oder einem „falschen Gott“ dient, wird oft nicht verschont, sondern verflucht oder getötet. 03.02.02 Die Barmherzigkeit bei Jesus Jesus dagegen lebt und verkörpert Barmherzigkeit – nicht als Teil eines Gesetzeskatalogs, sondern als innere Haltung. Für ihn ist Barmherzigkeit keine Ausnahme, sondern die Grundregel. Ein zentrales Beispiel findet sich in Lukas 6,36: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Und in Matthäus 9,13 zitiert Jesus einen Vers aus Hosea (6,6) und stellt ihn über kultische Vorschriften: „Geht aber hin und lernt, was das heißt: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ Jesus heilt Kranke am Sabbat – obwohl es verboten ist. Er vergibt Ehebrecherinnen und Zöllnern. Er isst mit Außenseitern. Er stellt den Menschen über das Gesetz. Und er vergleicht Gott mit einem Vater, der den verlorenen Sohn nicht bestraft, sondern in die Arme schließt (Lukas 15). Sein berühmtes Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,25–37) bricht erneut mit nationalen und religiösen Schranken: Nicht der Priester oder Levit hilft dem Verletzten – sondern der aus Sicht der Juden verachtete Samariter. Jesus sagt am Ende: „Geh hin und tu desgleichen.“ (Lukas 10,37) Folgerung Die Barmherzigkeit bei Mose ist an Bedingungen geknüpft: an Gesetzestreue, Reinheit, Zugehörigkeit. Die Barmherzigkeit bei Jesus ist grenzenlos – sie gilt auch dem Schuldigen, dem Ausgeschlossenen, dem Feind. Mose verkündet ein bedingtes Erbarmen – Jesus lebt eine bedingungslose Barmherzigkeit. Das macht den entscheidenden Unterschied. 03.03 Die Versöhnlichkeit bei Jesus und Mose Wie sehen die Unterschiede aus? Die Frage nach der Versöhnlichkeit führt uns zum innersten Kern der jeweiligen Botschaft. Es geht nicht nur darum, ob verziehen wird – sondern wem, wann und unter welchen Bedingungen. 03.03.01 Die Versöhnlichkeit bei Mose Im mosaischen Gesetz ist Versöhnung möglich – aber meist nur durch rituelle, priesterlich kontrollierte Opferhandlungen. Wer gesündigt hat, muss Sühne leisten. Diese Sühne besteht oft in Tieropfern, Bußhandlungen oder kultischer Reinigung. „Wenn jemand sündigt … so soll er dem HERRN ein Schuldopfer darbringen, einen Widder ohne Fehler aus der Herde.“ (3. Mose 5,17–18) Versöhnung ist damit nicht primär ein innerer Akt zwischen Menschen – sondern ein kultisches Geschehen zwischen Mensch und Gott, vermittelt durch Priester und Opfer. Zudem ist Mose in seiner Rolle als Gesetzgeber nicht selten unversöhnlich gegenüber Abweichlern und Feinden: Wer fremde Götter verehrt, soll getötet werden (5. Mose 13,7–11) Wer das Volk verführt, wird „ausgerottet“ (z. B. 2. Mose 32,27–28) Wer das Gesetz bricht, verliert sein Anrecht auf Leben und Zugehörigkeit Das zeigt: Versöhnung hat Grenzen. Sie gilt vor allem innerhalb des Volkes Israel – und auch dort nur unter strengen Voraussetzungen. Die Schuld wird nicht einfach vergeben, sondern muss durch Blut, Opfer oder Strafe gesühnt werden. 03.03.02 Die Versöhnlichkeit bei Jesus Jesus denkt radikal anders. Für ihn beginnt Versöhnung im Herzen des Menschen – und in der Beziehung zwischen Menschen. Opferhandlungen lehnt er ab, wo sie die innere Versöhnung ersetzen: „Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder.“ (Matthäus 5,23–24) Jesus stellt also die zwischenmenschliche Versöhnung über den Kult. Versöhnen – nicht opfern – das ist seine Devise. Auch in der berühmten Frage des Petrus, wie oft man vergeben solle, zeigt sich Jesu Haltung: „Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal.“ (Matthäus 18,22) Das heißt: grenzenlos. Immer wieder. Selbst am Kreuz bittet Jesus für seine Feinde: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Lukas 23,34) Jesu Versöhnlichkeit kennt kaum Grenzen: Sie umfasst Sünder, Zöllner, Ehebrecherinnen, Verräter, sogar Feinde. Es gibt keine Opferpflicht, keine Priestervermittler, keine Blutrituale – nur die offene Einladung zur Umkehr und zur Versöhnung. Folgerung Bei Mose ist Versöhnung ein kultischer Akt mit festen Regeln, Priesterhoheit und Opfersystem. Bei Jesus ist Versöhnung ein ethischer, innerer Prozess – zwischen Mensch und Mensch, zwischen Mensch und Gott. Mose verlangt Opfer zur Versöhnung. Jesus verlangt Bereitschaft zur Versöhnung. Wo Mose oft mit Strafe und Ausgrenzung reagiert, lädt Jesus zur Umkehr und Vergebung ein. Und diese Einladung gilt allen – ohne Ansehen der Person. 03.04 Der Gewaltverzicht bei Jesus und Mose Wie unterscheiden sich Jesus und Mose im Umgang mit Gewalt? Kaum ein Thema offenbart die Kluft zwischen beiden deutlicher als der Umgang mit Gewalt. Während Mose Gewalt im Namen Gottes oft legitimiert, geht Jesus einen völlig anderen Weg – den der radikalen Gewaltlosigkeit. 03.04.01 Gewalt bei Mose: göttlich legitimierte Härte Das mosaische Gesetz kennt viele Situationen, in denen Gewalt nicht nur erlaubt, sondern befohlen wird – meist unter Berufung auf den Willen Gottes: Todesstrafe bei Gesetzesverstößen: Wer den Sabbat entweiht, wird gesteinigt (2. Mose 31,15). Wer Ehebruch begeht, muss sterben (3. Mose 20,10). Wer Götzendienst betreibt, wird „ausgerottet“ (5. Mose 13,7–11). Heilige Kriege gegen andere Völker: „Wenn du gegen eine Stadt ziehst […] und sie dir nicht Frieden anbieten will, so sollst du sie belagern. Wenn der HERR, dein Gott, sie dir gibt, so sollst du alle Männer töten.“ (5. Mose 20,12–13) Plünderung, Versklavung und sexuelle Ausbeutung: „Nur die Frauen, die Kinder und das Vieh […] sollst du unter dir austeilen.“ (5. Mose 20,14) Diese Gewalt ist nicht Ausdruck menschlicher Willkür, sondern wird als göttlich geboten dargestellt. Mose erscheint dabei oft als Vollstrecker eines gerechten, aber furchteinflößenden Gottes, dessen Zorn übertretene Gebote unnachgiebig ahndet. 03.04.02 Gewaltverzicht bei Jesus: radikale Umkehr Jesus durchbricht diese Logik vollständig. Er ruft nicht zu gerechtem Krieg, sondern zu Feindesliebe. Er schlägt nicht zurück, sondern lässt sich schlagen. Seine bekanntesten Worte zum Thema lauten: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dem biete die andere auch dar.“ (Matthäus 5,38–39) Und weiter: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5,44) Jesus verbietet seinen Jüngern ausdrücklich, zum Schwert zu greifen: „Steck dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen.“ (Matthäus 26,52) Am Kreuz lässt sich Jesus nicht befreien, ruft keine Engelheere herbei, verflucht seine Peiniger nicht – sondern bittet um Vergebung für sie. Sein Weg ist der der Gewaltlosigkeit aus Überzeugung, nicht aus Schwäche. Er vertraut auf die Kraft der Liebe, nicht der Rache. Folgerung Mose legitimiert Gewalt im Namen Gottes – sei es zur Strafe, zur Machterhaltung oder zur Abgrenzung. Jesus verweigert jede Form der Gewalt – selbst gegenüber seinen Feinden. Er durchbricht den Kreislauf aus Vergeltung und Macht durch Verzicht und Mitgefühl. Mose kämpft für Gott – Jesus leidet für die Menschen. Mose führt das Volk mit dem Schwert – Jesus führt durch das Wort. Dieser Unterschied ist nicht nur historisch – er ist ethisch entscheidend. Er stellt uns auch heute vor die Frage: Welches Gottesbild prägt unser Denken? Das des strafenden Gesetzgebers – oder das des leidenden Menschensohnes? 03.05 Schutz der Schwächsten (Kranken) bei Jesus und Mose Wie gehen Mose und Jesus mit den Schwächsten einer Gesellschaft um – insbesondere mit Kranken? Gerade im Umgang mit den Verletzlichen zeigt sich, wie ein religiöses System denkt: dient es dem Menschen – oder opfert es ihn dem System? 03.05.01. Mose: Reinheitsgebote statt Heilung Im mosaischen Gesetz gelten strenge Vorschriften zum Umgang mit kranken oder körperlich beeinträchtigten Menschen – besonders mit Aussätzigen: „Der Aussätzige, bei dem die Plage ist, soll seine Kleider zerreißen und sein Haar ungepflegt lassen und seinen Bart verhüllen und ausrufen: ‚Unrein, unrein!‘ Solange ihn die Plage trifft, soll er unrein sein. Er soll abgesondert wohnen; außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein.“ (3. Mose 13,45–46) Diese Regelung diente dem Schutz der kultischen Reinheit, nicht dem Wohl des Erkrankten. Der Kranke wurde ausgegrenzt – nicht begleitet. Die Diagnose war religiös – nicht medizinisch. Eine ärztliche Behandlung war nicht vorgesehen. Auch körperlich beeinträchtigte Menschen waren vom Tempeldienst ausgeschlossen: „Kein Mensch, an dem ein Gebrechen ist, soll hinzutreten: kein Blinder, kein Lahmer, keiner mit entstelltem Gesicht […] Denn er darf nicht opfern das Brot seines Gottes.“ (3. Mose 21,17–21, gekürzt) Die Schwachen wurden also nicht integriert, sondern als rituell unrein abgewertet. Heilung spielte keine Rolle – entscheidend war die Reinheit vor Gott, nicht das Mitgefühl mit dem Betroffenen. 03.05.02 Jesus: Nähe, Heilung und Würde Jesus handelt vollkommen anders. Wo Mose ausgrenzt, geht Jesus auf die Kranken zu. Wo Mose rituelle Reinheit fordert, setzt Jesus auf Zuwendung und Heilung. „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Matthäus 9,12–13) Jesus berührt Aussätzige, obwohl dies nach mosaischem Gesetz verboten war: „Und siehe, ein Aussätziger kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will es tun; sei rein!“ (Matthäus 8,2–3) Auch Blinde, Gelähmte, Taube, Besessene – all jene, die damals als „Unreine“ oder „von Gott geschlagen“ galten – werden bei Jesus nicht ausgeschlossen, sondern geheilt und erhört. Dabei geht es ihm nicht nur um körperliche Heilung, sondern um Wiederherstellung von Würde und Zugehörigkeit. Wer bei Mose außerhalb des Lagers leben musste, wird bei Jesus in die Mitte der Gemeinschaft zurückgeführt. Folgerung Mose ordnet das Leben der Schwachen der Reinheit und Gesetzestreue unter. Jesus ordnet jede religiöse Vorschrift der Zuwendung zum Menschen unter. Bei Mose schützt das Gesetz die Ordnung – bei Jesus schützt die Liebe den Menschen. Bei Mose ist der Kranke ein Problem – bei Jesus ein Mensch in Not. Dieser Unterschied ist entscheidend: Er zeigt, ob Religion ausgrenzt oder heilt. Ob sie herrscht oder dient. 03.06 Armutsüberwindung bei Jesus und Mose Wie gehen Mose und Jesus mit dem Thema Armut um? Beide betonen, dass Armut nicht übersehen werden darf. Doch ihre Wege und ihre Sicht auf Ursachen und Lösungen unterscheiden sich deutlich. 03.06.01 Mose: Hilfe im Rahmen eines Stammesgesetzes Das mosaische Gesetz sieht klare Maßnahmen zum Schutz der Armen vor – allerdings innerhalb der Gemeinschaft Israels. Die Hilfe ist an Zugehörigkeit gebunden. Beispielhaft ist das sogenannte Erlassjahr: „Alle sieben Jahre sollst du einen Schuldenerlass halten.“ (5. Mose 15,1) Damit sollten Menschen, die in Not geraten waren, nicht dauerhaft in Armut und Schuldknechtschaft verbleiben. Auch die Pflicht zur Freilassung von hebräischen Sklaven nach sechs Jahren (2. Mose 21,2) ist Teil dieses Schutzsystems. Weiter heißt es: „Es soll überhaupt kein Armer unter euch sein; denn der HERR wird dich segnen […] Wenn aber einer deiner Brüder arm ist in irgendeiner deiner Städte […] so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht verschließen gegenüber deinem armen Bruder.“ (5. Mose 15,4.7) Das ist bemerkenswert fortschrittlich – für damalige Verhältnisse. Doch es gibt Grenzen: Fremde sind vom Schuldenerlass ausgeschlossen (5. Mose 15,3). Auch das Versklaven von Ausländern ist erlaubt (3. Mose 25,44). Armutsüberwindung im mosaischen Gesetz ist also sozial gedacht – aber ethnisch begrenzt. 03.06.02 Jesus: Seligpreisung der Armen und radikale Solidarität Jesus geht einen anderen Weg. Er lobt nicht den Reichtum – sondern die Armut: „Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich.“ (Lukas 6,20)“ Der Autor machte ein Pause und sagte: „Hier möchte ich einen Einschub machen. „Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich“ ist Vertröstungstheologie. Mit solchen Phrasen hat man die Armen über Jahrhunderte vertröstet. Damit ist Einschub Ende.“ Nach einer Pause fuhr der Autor fort: „Und er warnt die Reichen: „Weh euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost schon empfangen.“ (Lukas 6,24) Für Jesus ist Armut kein Versagen, sondern oft eine Folge von ungerechten Strukturen. Er ruft zur radikalen Umkehr auf: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen; so wirst du einen Schatz im Himmel haben.“ (Matthäus 19,21) Jesu Botschaft richtet sich nicht nur an „unsere Armen“, sondern an alle Menschen – unabhängig von Herkunft oder Volkszugehörigkeit. Er verlangt Solidarität ohne Vorbehalt. Zentral ist Jesu Gleichnis vom Weltgericht in Matthäus 25,35–40: „Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.“ (V. 35–36) Und dann sagt Jesus: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40) Hier wird Hilfe für Arme nicht nur ethisch gefordert, sondern als spirituelle Tat gewertet. Armut ist für Jesus kein Problem, das man verwalten muss, sondern eine direkte Begegnung mit Gott im Nächsten. Folgerung Mose sorgt für soziale Gerechtigkeit innerhalb des Volkes – doch toleriert Hierarchien und Ausschlüsse. Jesus hingegen identifiziert sich selbst mit den Armen – ihre Not wird zum Prüfstein des Glaubens. Mose lindert Armut durch Gesetz – Jesus heiligt sie durch Nähe. Mose unterscheidet zwischen Bruder und Fremdem – Jesus erkennt im Geringsten sich selbst. Wer also Jesus nachfolgen will, kann sich nicht auf Almosen beschränken – er muss Beziehungen, Besitz und Machtverhältnisse hinterfragen. Denn was wir den Geringsten tun, tun wir ihm. 03.07 Feindesliebe bei Jesus und Mose Gibt es Feindesliebe bei Mose? Und was meint Jesus wirklich, wenn er dazu aufruft? Kaum ein Punkt unterscheidet die Lehre Jesu so radikal vom mosaischen Gesetz wie der Umgang mit Feinden. Wo Mose häufig zur Abgrenzung, zur Bestrafung oder gar zur Vernichtung aufruft, geht Jesus einen Weg, der bis heute provoziert: den Weg der Feindesliebe. 03.07.01 Mose: Schutz des Eigenen – und Kampf gegen das Fremde Im Alten Testament wird das Volk Israel immer wieder mit Feinden konfrontiert – sei es auf dem Weg ins verheißene Land, sei es durch innere Bedrohung oder fremde Religionen. Der Umgang mit diesen Feinden ist in den mosaischen Schriften klar geregelt: Distanz, Abwehr, manchmal Auslöschung. Ein zentrales Beispiel ist die Eroberung feindlicher Städte: „Will sie aber nicht Frieden machen mit dir […] so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwerts schlagen.“ (5. Mose 20,12–13) Auch religiöse Abweichler im eigenen Volk gelten als Feinde: „Wenn dein Bruder […] dich überreden will, anderen Göttern zu dienen […] so sollst du ihn töten.“ (5. Mose 13,7–9) Diese Texte zeigen: Feindesliebe kommt nicht vor. Im Gegenteil – der Erhalt der Reinheit, der Ordnung und der göttlichen Autorität rechtfertigt drastische Maßnahmen. Wer sich gegen „den Herrn“ stellt, wird als Feind Gottes behandelt – ohne Spielraum für Barmherzigkeit. 03.07.01 Jesus: Radikale Umkehr der Denkweise Jesus durchbricht diese Logik frontal. In der Bergpredigt greift er die bekannte Regel auf: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ (Matthäus 5,43) Das steht so zwar nicht ausdrücklich im Alten Testament, spiegelt aber den damaligen Geist: Liebe den Bruder – meide oder bekämpfe den Fremden. Dann aber folgt Jesu revolutionäre Wendung: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5,44) Diese Aussage ist einzigartig. Kein religiöser Lehrer vor ihm hatte die Feindesliebe so konsequent in den Mittelpunkt gestellt. Jesus begründet sie nicht taktisch, sondern theologisch: „Damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Matthäus 5,45) Mit anderen Worten: Wer liebt wie Gott, liebt ohne Vorbedingung – auch den, der nicht verdient, geliebt zu werden. Jesus geht noch weiter: „Wenn ihr liebt, die euch lieben – was tut ihr Besonderes? Tun das nicht auch die Zöllner? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ (Matthäus 5,46–48) Feindesliebe ist für Jesus keine moralische Kür, sondern der Kern göttlicher Nachfolge. Folgerung Bei Mose geht es um Grenzziehung: zwischen Volk und Fremden, Recht und Irrtum, Reinheit und Bedrohung. Wer Feind ist, wird abgewehrt, verurteilt oder vernichtet. Jesus bricht mit dieser Denkweise. Für ihn ist der Feind kein Feind Gottes – sondern ein Mensch. Feindesliebe bedeutet nicht Zustimmung zum Unrecht, sondern Verzicht auf Rache, Gewalt und Hass. Mose schützt das Volk durch Abgrenzung – Jesus heilt die Welt durch Zuwendung. Mose kennt Feindschaft im Namen Gottes – Jesus offenbart Gottes Liebe selbst für die Feinde. Diese Haltung sprengt jede religiöse und politische Logik. Und gerade darum ist sie so schwer – und so heilsam. Danke für das Interesse“, beendete der Autor das Kapitel 3. Zitieren
Flo77 Geschrieben 18. August Melden Geschrieben 18. August Der Autor nimmt die Texte allerdings in Ihrer heutigen kanonischen Form. Die "Moses-Rolle" - eine frühere und kürzere Version des Buches Deuteronomium - beschreibt den Bund und das Gesetz Gottes etwas anders: Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, befreit hat. Du sollst keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Ich bin JHWH, deinGott. In sechs Tagen habe ich Himmel und Erde und alles, was darin ist,geschaffen, und am siebten Tag habe ich mich ausgeruht; so sollt auch ihr euch ausruhen, ihr und euer Vieh und alles, was ihr habt. Ich bin JHWH, euer Gott. Ehre deinen Vater und deine Mutter (damit du lange lebst). Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst die Seele deines Bruders nicht töten. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht die Ehe brechen, mit deines Nächsten Frau. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht das Eigentum deines Bruders stehlen. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht falsch bei meinem Namen schwören, denn ich werde die Schuld der Väter an den Kindern bis in die dritte und vierte Generation derer heimsuchen, die meinen Namen missbrauchen. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Bruder ablegen. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht begehren die Frau deines Bruders, seines Knechtes oderseiner Magd, noch irgendetwas, was ihm gehört. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst deinen Bruder nicht in deinem Herzen hassen. Ich bin JHWH, dein Gott. Besonderes Augenmerk bitte auf das 10. Gebot im Hinblick auf die Auslegung in der Bergpredigt. Zitieren
Chrysologus Geschrieben 18. August Melden Geschrieben 18. August Ich habe in dumpfer Erinnerung, dass das hebräische Text keinesfalls sagt, "du sollst nicht", sondern "du wirst nicht". So der großartige Exeget Erich Zenger. 1 1 Zitieren
Werner001 Geschrieben 18. August Melden Geschrieben 18. August vor 39 Minuten schrieb Chrysologus: Ich habe in dumpfer Erinnerung, dass das hebräische Text keinesfalls sagt, "du sollst nicht", sondern "du wirst nicht". So der großartige Exeget Erich Zenger. Hab ich auch schon gehört, aber was soll der Unterschied sein (wenn man „du wirst“ nicht als Prophezeiung verstehen will, die ja offenkundig falsch wäre)? Werner 1 Zitieren
Flo77 Geschrieben 18. August Melden Geschrieben 18. August vor 33 Minuten schrieb Werner001: Hab ich auch schon gehört, aber was soll der Unterschied sein (wenn man „du wirst“ nicht als Prophezeiung verstehen will, die ja offenkundig falsch wäre)? Weil es keine Prophezeihung ist, sondern ein Konditionale. Ich bin der Herr, dein Gott - DESHALB wirst du... Weil ich dich aus Ägypten geführt habe, wirst Du... etc. Zitieren
Werner001 Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 8 Stunden schrieb Flo77: Weil es keine Prophezeihung ist, sondern ein Konditionale. Ich bin der Herr, dein Gott - DESHALB wirst du... Weil ich dich aus Ägypten geführt habe, wirst Du... etc. Ja, genau, das hab ich gemeint. Es ist aber trotzdem falsch. Obwohl Gott er selbst ist und das Volk aus Ägypten…. Gibt es trotzdem noch Mord, Diebstahl etc. Also ist „du wirst“ ziemlich sinnfrei. Mit „du sollst“ ergibt es dagegen Sinn. Werner Zitieren
Flo77 Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 4 Minuten schrieb Werner001: Ja, genau, das hab ich gemeint. Es ist aber trotzdem falsch. Obwohl Gott er selbst ist und das Volk aus Ägypten…. Gibt es trotzdem noch Mord, Diebstahl etc. Also ist „du wirst“ ziemlich sinnfrei. Mit „du sollst“ ergibt es dagegen Sinn. Das "du sollst" ergibt insofern Sinn, als daß der Mensch schon immer Probleme mit der "Liebe" (hier Gottes- und Nächstenliebe) hat. Die "du wirst"-Formel beschreibt aber glaube ich eigentlich eine "Sprache der Liebe". "Ich habe dich aus Ägypten geführt und deine Liebe/Dankbarkeit zu mir, drückst du aus, indem Du (nicht)..." "Wenn du mich liebst, zeig es mir, indem du..." Zumindest wäre das eine "humanere" Sichtweise auf den alten Bund als ein "Diktatfrieden". Zitieren
Werner001 Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 29 Minuten schrieb Flo77: Zumindest wäre das eine "humanere" Sichtweise auf den alten Bund als ein "Diktatfrieden". Echt? Seh ich genau andersrum. Ich hab ja selbst keine Kinder, aber klare Ansagen („räum dein Zimmer auf!“) halte ich für besser als die anscheinend moderne moralische Erpressung „wenn du den Zimmer nicht aufräumst, hast du Mama nicht lieb“ Werner Zitieren
Aleachim Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 10 Stunden schrieb Flo77: vor 10 Stunden schrieb Werner001: Hab ich auch schon gehört, aber was soll der Unterschied sein (wenn man „du wirst“ nicht als Prophezeiung verstehen will, die ja offenkundig falsch wäre)? Weil es keine Prophezeihung ist, sondern ein Konditionale. Ich bin der Herr, dein Gott - DESHALB wirst du... Weil ich dich aus Ägypten geführt habe, wirst Du... etc. Mir gefällt das "du wirst" eigentlich auch. Aber auch da gibt es offensichtlich ganz verschiedene Arten, wie man das verstehen kann. Ich teile @Werner001s Kritik, wenn man es auf diese Art deutet: vor 22 Minuten schrieb Werner001: moralische Erpressung „wenn du den Zimmer nicht aufräumst, hast du Mama nicht lieb“ Absolut schrecklich! Sowohl, wenn Eltern das machen, als auch, wenn man Gott so denkt. Ich möchte mal versuchen, meinen Zugang zum "du wirst" zu erklären. Für mich ist das eine Zusage, wie das "Fürchte dich nicht!". Wenn.... dann... bedeutet mMn sowas wie. Wenn du erlebst, darauf vertraust und dich immer wieder daran erinnerst, dass ich dein Gott bin, der dich befreit, der sich um dich sorgt, der für dich da ist, dann musst du dir keine Sorgen mehr machen und du wirst nicht mehr das Bedürfnis haben, alles an dich zu raffen, du wirst keine Angst mehr vor den anderen haben, du wirst mitbauen an meinem Frieden. Keine Bedingung! Keine Forderung! Und schon gar keine moralische Erpressung! Sondern reine Zusage: "Du musst keine Angst haben! Ich bin bei dir." Zitieren
Flo77 Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 26 Minuten schrieb Werner001: Echt? Seh ich genau andersrum. Ich hab ja selbst keine Kinder, aber klare Ansagen („räum dein Zimmer auf!“) halte ich für besser als die anscheinend moderne moralische Erpressung „wenn du den Zimmer nicht aufräumst, hast du Mama nicht lieb“ Himmel, drücke ich mich so unklar aus??? Es geht weder um emotionale Erpressung noch klare Anweisungen. Es geht darum, daß es dem, der sich haSchem anvertraut, ein inneres Bedürfnis sein müsste, diese Prinzipien zu halten, weil sie das sind, wofür haSchem steht. 1 Zitieren
Chrysologus Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August Die "du wirst"-Aussage ist - so legt es Zenger aus - eine Schlussfolgerung aus der Befreiungsaussage: Ich habe euch befreit, und nun lebt als freie Menschen. Und wenn ihr als freie Menschen lebt, dann werdet ihr bestimmte Dinge nicht tun, weil diese Dinge mit dem Leben in Freiheit unvereinbar sind. Es hat schon einen Grund, dass man den ersten Satz so oft weg lässt (und meist mit Freiheit so seine Probleme hat) - das Zehnwort beginnt jedoch mit einer Heilsaussage, nicht mit einer ersten Anweisung. Und alle Aussagen sind von dieser Heilsaussage her zu lesen und zu deuten. 1 1 Zitieren
Werner001 Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor einer Stunde schrieb Chrysologus: Und wenn ihr als freie Menschen lebt, dann werdet ihr bestimmte Dinge nicht tun, weil diese Dinge mit dem Leben in Freiheit unvereinbar sind. Dann muss man aber die kirchliche „Ausschmückung“ der 10 Gebote in die Tonne treten, denn was da im Katechismus alles z. B. ins 6. Gebot hineinfantasiert wird, hat mit diesrm „Leben in Freiheit“ ja nichts mehr zu tun. Werner Zitieren
Aleachim Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 1 Stunde schrieb Flo77: vor 2 Stunden schrieb Werner001: Echt? Seh ich genau andersrum. Ich hab ja selbst keine Kinder, aber klare Ansagen („räum dein Zimmer auf!“) halte ich für besser als die anscheinend moderne moralische Erpressung „wenn du den Zimmer nicht aufräumst, hast du Mama nicht lieb“ Himmel, drücke ich mich so unklar aus??? Hm... Also ich kann @Werner001s Skepsis gut verstehen. Das muss nicht direkt an deiner Ausdrucksweise liegen. Es ist nicht einfach, den Unterschied deutlich zu machen zwischen diesem anklagenden "Wenn du mich wirklich liebst, machst du..." und dem befreienden "Wenn du meiner Liebe wirklich vertraust, wirst du..." Auf den ersten Blick scheint der Unterschied vielleicht sogar marginal, oder minimal. Aber in Wahrheit liegen dazwischen Welten. Und wer sehr oft mit diesem Anklagenden konfrontiert wurde, oder wird, der interpretiert leicht auch das, was befreiend gemeint ist, als Anklage, als Erpressung, als Bedingung. Und wenn ich deine Beispielsätze lese: vor 2 Stunden schrieb Flo77: "Ich habe dich aus Ägypten geführt und deine Liebe/Dankbarkeit zu mir, drückst du aus, indem Du (nicht)..." "Wenn du mich liebst, zeig es mir, indem du..." Kann ich sehr, sehr gut nachvollziehen, dass man das auf diese negative Art und Weise versteht. Für manche schwingt da sicher etwas mit wie: "Ich, dein Gott, erwarte von dir Dankbarkeit, für die Befreiung." oder "Deine Liebe ist nicht groß genug, wenn du nicht..." Ehrlich gesagt erschreckt es mich sogar, wenn du diese Interpretationsmöglichkeit gar nicht recht wahrnimmst... Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 19. August Autor Melden Geschrieben 19. August vor 15 Stunden schrieb Flo77: Der Autor nimmt die Texte allerdings in Ihrer heutigen kanonischen Form. Die "Moses-Rolle" - eine frühere und kürzere Version des Buches Deuteronomium - beschreibt den Bund und das Gesetz Gottes etwas anders: Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, befreit hat. Du sollst keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen von dem, was oben im Himmel oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Ich bin JHWH, deinGott. In sechs Tagen habe ich Himmel und Erde und alles, was darin ist,geschaffen, und am siebten Tag habe ich mich ausgeruht; so sollt auch ihr euch ausruhen, ihr und euer Vieh und alles, was ihr habt. Ich bin JHWH, euer Gott. Ehre deinen Vater und deine Mutter (damit du lange lebst). Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst die Seele deines Bruders nicht töten. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht die Ehe brechen, mit deines Nächsten Frau. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht das Eigentum deines Bruders stehlen. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht falsch bei meinem Namen schwören, denn ich werde die Schuld der Väter an den Kindern bis in die dritte und vierte Generation derer heimsuchen, die meinen Namen missbrauchen. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Bruder ablegen. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst nicht begehren die Frau deines Bruders, seines Knechtes oderseiner Magd, noch irgendetwas, was ihm gehört. Ich bin JHWH, dein Gott. Du sollst deinen Bruder nicht in deinem Herzen hassen. Ich bin JHWH, dein Gott. Besonderes Augenmerk bitte auf das 10. Gebot im Hinblick auf die Auslegung in der Bergpredigt. Was ändert sich dadurch? Ich habe die Unterschiede zwischen Moses und Jesus beschrieben. Moses verkörpert Trump. Bösartig und kalt. Zitieren
Flo77 Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor einer Stunde schrieb Aleachim: Kann ich sehr, sehr gut nachvollziehen, dass man das auf diese negative Art und Weise versteht. Für manche schwingt da sicher etwas mit wie: "Ich, dein Gott, erwarte von dir Dankbarkeit, für die Befreiung." oder "Deine Liebe ist nicht groß genug, wenn du nicht..." Beim besten Willen wo ist da was Negatives? Jemand anderem ggü seine Zuneigung und Verbundenheit auszudrücken, ist für mich extrem positiv besetzt. Genauso wie ich den Akt der Befreiung als Schlüsselmoment verstehe, der in einem die innere Bereitschaft auslöst sich Gott anzuschließen. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 19. August Autor Melden Geschrieben 19. August Die zwei eingestellten Kapitel stammen aus meinem Werk "Ungesühnt". Es umfasst 200 A-4-Seiten. Eigentlich müsste ich für jedes Kapitel einen eigenen Thread eröffnen. So wird es schwierig, auf einzelne Aspekte der Kapitel einzugehen. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 19. August Autor Melden Geschrieben 19. August 04 Innere Dissonanz bei Jesus 04.01 Einleitung: Kein Mensch ist nur Licht 04.02 Matthäus 5,17–20: Jesu Zustimmung zum Gesetz Moses 04.03 Matthäus 24,37–39: Die Sintflut als Bild für die Wiederkunft 04.04 Matthäus 10,34–39: „Nicht Frieden, sondern das Schwert“ 04.05 Johannes 2,13–16: Die Tempelreinigung 04.06 Johannes 2 und Matthäus 12: Die Abgrenzung von Maria 04.07 Jesu Schweigen zu alttestamentlichen Gräueltaten 04.08 Erklärungsversuche für die Dissonanz 04.09 Fazit: Jesu Widersprüche – und sein Vermächtnis 04 Innere Dissonanz bei Jesus 777 04.01 Einleitung: Kein Mensch ist nur Licht Der Autor begann: „Kein Mensch ist nur Licht. Überall finden sich Schatten. Auch bei Jesus. Ich will ihn nicht idealisieren. Denn in seinen Worten und Taten finden sich Spannungen – Aussagen, die seiner Botschaft von Feindesliebe, Gewaltverzicht und Versöhnung widersprechen.“ 04.02 Matthäus 5,17–20: Jesu Zustimmung zum Gesetz Moses Er wandte sich zur Leinwand. „Darf ich wieder jemanden bitten, den nächsten Text vorzulesen?“ Ein junger Mann meldete sich erneut, blieb diesmal aber sitzen: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Matthäus 5,17–20) „Danke“, sagte der Lehrer. „Hier stellt sich Jesus ausdrücklich hinter das gesamte Gesetz – auch hinter Stellen, die wir heute kaum noch ethisch vertreten können: die Duldung der Sklaverei (3. Mose 25,1+44), die Erlaubnis, Kriegsgefangene zu töten und Kinder als Beute zu verschonen (5. Mose 20,10ff), der Massenmord an Kritikern mitsamt ihren Säuglingen (4. Mose 16), die Vernichtung Andersgläubiger samt Kindern und Frauen (4. Mose 31; 1. Samuel 15), die Tötung gleichgeschlechtlich Liebender (3. Mose 20,13), das Abhacken der Hand einer Frau, die ihrem Mann im Streit helfen wollte (5. Mose 25,12). Jesus erwähnt all diese Grausamkeiten mit keinem Wort. Nimmt man Matthäus 5,17–20 wörtlich, scheint er sie zu bejahen. Ebenso die Sintflut – ein kollektiver Massenmord an Mensch und Tier. Auch dazu findet sich bei Jesus kein kritisches Wort.“ 04.03 Matthäus 24,37–39: Die Sintflut als Bild für die Wiederkunft Er blickte in die Runde: „Möchte bitte jemand den nächsten Text lesen?“ Eine Studentin las: „Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird es sein beim Kommen des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns.“ (Matthäus 24,37–39) „Danke“, sagte der Lehrer. „Versetzen Sie sich in ein Kind, das diese Flut erlebt: Das Wasser steigt, es versucht zu schwimmen – und stirbt einen grausamen Tod. Was hatte es verbrochen? Und Jesus? Kein Wort der Anteilnahme. Kein Mitgefühl. Für ihn war das offenbar in Ordnung. Das ist für mich schwer erträglich – empathielos. Vielleicht hatte Jesus hier einen Knacks im Denken. Oder anders gesagt: Er war nicht göttlich – sondern ein Kind seiner Zeit.“ 04.04 Matthäus 10,34–39: „Nicht Frieden, sondern das Schwert“ Der Autor atmete tief durch. Es klang wie ein Seufzer. Dann fuhr er fort: „Auch Matthäus 10 enthält schwer einzuordnende Worte. Wer liest sie?“ Ein Student meldete sich und trug vor: „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“ (Matthäus 10,34–39) „Danke“, sagte der Lehrer leise. „Diese Worte gehören zu den umstrittensten Jesu. Sie widersprechen seinem Aufruf zur Nächstenliebe, zur Versöhnung, zur Feindesliebe. Sie sind wie Sand im Getriebe.“ 04.05 Johannes 2,13–16: Die Tempelreinigung Er atmete erneut durch. „Auch Jesu Verhalten im Tempel wirft Fragen auf. Darf ich die Lesung wieder übergeben?“ Ein Mann übernahm: „Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um. Und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus!“ (Johannes 2,13–16) „Auch diese Szene – in allen vier Evangelien überliefert – steht im Widerspruch zur Bergpredigt. Hat Jesus Gewalt angewandt? Menschen geschlagen? Oder nur Tiere getrieben? Die Quellen schweigen. Die Dissonanz bleibt.“ 04.06 Johannes 2 und Matthäus 12: Die Abgrenzung von Maria „Auch seine Aussagen über die Mutter wirken hart: ‚Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?‘ (Johannes 2) oder: ‚Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?‘ (Matthäus 12,48–50) Vielleicht fühlte sich Jesus von seiner Herkunft entfremdet. Er war ja offensichtlich vor- und damit außerehelich gezeugt worden. Das würde seine innere Spannung erklären. Freundlich war sein Ton jedenfalls nicht.“ 04.07 Jesu Schweigen zu alttestamentlichen Gräueltaten „Noch ein Punkt fällt auf: Jesus schweigt zu den Gräueltaten im Alten Testament. Kein Wort gegen die Ausrottung ganzer Städte, gegen die Gewalt an Frauen, gegen die Opferung von Kindern. Kein Aufschrei, keine Distanzierung. Gerade in der Bergpredigt hätte er Gelegenheit dazu gehabt.“ 04.08 Erklärungsversuche für die Dissonanz Matthäus 5,17–20 Deutung: Jesus will das Gesetz im wahren Sinn erfüllen – etwa in der Bergpredigt. Kritik: Doch er betont ausdrücklich, dass kein Gebot aufgehoben werden soll – auch kein grausames. Der Text könnte aus einer judenchristlichen Gemeinde stammen, die Jesus gegen den Vorwurf des Gesetzesbruchs verteidigen wollte. Matthäus 24,37–39 (Sintflut) Deutung: Die Flut dient als Bild für die plötzliche Wiederkunft. Kritik: Das Leiden Unschuldiger bleibt unerwähnt. Jesus übernimmt ein archaisches Bild – offenbar unkritisch. Matthäus 10,34–39 („Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen …“) Deutung: Das Schwert ist symbolisch gemeint – für Konflikte um den Glauben. Kritik: Auch symbolisch bleibt das Problem: Die Spaltung wird nicht nur hingenommen, sondern gewollt. Das widerspricht der Botschaft von Liebe. Johannes 2 (Tempelreinigung) Deutung: Prophetischer Protest – die Geißel nur für Tiere. Kritik: Auch Gewalt gegen Tiere widerspricht der Bergpredigt. Die Szene ist offenbar historisch überliefert – nicht nur symbolisch. Abweisung der Mutter (Johannes 2 / Matthäus 12) Deutung: Geistliche Gemeinschaft ist wichtiger als Blutsverwandtschaft. Kritik: Die Wortwahl wirkt schroff. Vielleicht war Jesus ambivalent gegenüber seiner Herkunft – ein Hinweis auf menschliche Verletzlichkeit. Schweigen zu Gräueltaten im AT Deutung: Jesus konnte nicht offen gegen die Tora auftreten. Kritik: Gerade in der Bergpredigt hätte er Gewalt klar verwerfen können. Doch auch Jesus war wohl Teil eines religiösen Gewaltdenkens – oder wurde von den Evangelisten vorsichtig dargestellt. 04.09 Fazit: Jesu Widersprüche – und sein Vermächtnis Die Widersprüche bleiben – trotz vieler Erklärungsversuche: theologisch, historisch, psychologisch. Keine Deutung löst den Konflikt zwischen Jesu Feindesliebe und den harten Stellen restlos auf. Der Lehrer bat um eine letzte Lesung – Matthäus 5,38–42. Eine Studentin las ruhig: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn.‘ Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen. Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin …“ (Matthäus 5,38–42) Der Lehrer bedankte sich: „Diese Stelle zeigt eine andere Seite Jesu – die radikale Ablehnung von Gewalt. Wie aber passen diese Gegensätze zusammen?“ Er machte eine lange Pause, dann fuhr er fort: „Um das zu verstehen, müssen wir die Entstehung der Evangelien betrachten. Die ersten Christen lebten in Naherwartung. Sie verkauften ihren Besitz, lebten in Gütergemeinschaft (Apostelgeschichte 2,45) – weil sie glaubten: Jesus kommt bald zurück. Als der Apostel Petrus um 64–67 n. Chr. starb, wurde klar: Die Wiederkunft verzögert sich. Man begann, die Erzählungen zu sammeln – Jahrzehnte nach Jesu Tod. Die Evangelien entstanden frühestens ab 70 n. Chr. Historisch-kritische Forscher schätzen: Nur etwa fünf Prozent der Jesusworte in den Evangelien sind echt. (Quellen dazu: Gerd Lüdemann: Der große Betrug – ca. 5 % der Jesusworte gelten als echt; Jesus Seminar (Westar Institute): etwa 80 % der Worte in den Evangelien gelten als unecht.) Wie Theologen auf solche Prozentangaben kommen, wundert mich. Es weiß schlicht niemand, was echt ist und was nicht. Was wir wissen können: Die Naherwartung hat eine Schreibhemmung geschaffen. Doch dazu in anderen Kapiteln. Was für mich offensichtlich ist: Jesus blieb ein Kind seiner Zeit und hatte – wie jeder Mensch – innere Widersprüche. Doch eine Botschaft ragt für mich heraus: Sie bricht mit dem Denken des Moses. Sie stellt Liebe über Gesetz. Sie verlangt Mut – nicht Dogma. Dabei ist nicht entscheidend, ob Jesus sie selbst formuliert hat – oder ob sie ihm nur zugeschrieben wurde. Wahr bleibt sie trotzdem. Wie die Relativitätstheorie, die nicht erst durch Einstein wahr wurde – sondern weil sie wahr ist. Die goldene Regel gilt auch ohne göttliche Autorität: ‚Was du nicht willst, das man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.‘ Danke für Ihr Zuhören und Ihr Mitdenken.“ Zitieren
Chrysologus Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 1 Stunde schrieb Werner001: Dann muss man aber die kirchliche „Ausschmückung“ der 10 Gebote in die Tonne treten, denn was da im Katechismus alles z. B. ins 6. Gebot hineinfantasiert wird, hat mit diesrm „Leben in Freiheit“ ja nichts mehr zu tun. Werner Dem will ich nicht widersprechen - man lässt die Einleitung ja gerne mal weg. Zitieren
gouvernante Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 3 Stunden schrieb Flo77: Es geht weder um emotionale Erpressung noch klare Anweisungen. Es geht darum, daß es dem, der sich haSchem anvertraut, ein inneres Bedürfnis sein müsste, diese Prinzipien zu halten, weil sie das sind, wofür haSchem steht. Ja. Ich habe dieses "Du wirst" auch nie als Imperativ verstanden, sondern als unabwendbare innere Konsequenz, wenn man Gott liebend vertraut. Am ehesten: "wenn Du meiner Befreiungstat vertraust, mir vertraust, wirst Du nicht anders können als..." 1 Zitieren
gouvernante Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August Aber ja: diese Haltung muss gegenüber einer elend langen Geschichte von Angstmache errungen werden. Und in der Seelsorge habe ich immer damit zu rechnen, dass Menschen die liebende Zuwendung Gottes nie erfahren durften oder ihnen gemachte Erfahrungen madig gemacht wurden. Zitieren
Aleachim Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor einer Stunde schrieb Flo77: Jemand anderem ggü seine Zuneigung und Verbundenheit auszudrücken, ist für mich extrem positiv besetzt. Ja natürlich, aber doch nur, wenn es da keine Erwartungshaltung oder gar Erwartungsdruck gibt. vor einer Stunde schrieb Flo77: vor 2 Stunden schrieb Aleachim: Kann ich sehr, sehr gut nachvollziehen, dass man das auf diese negative Art und Weise versteht. Für manche schwingt da sicher etwas mit wie: "Ich, dein Gott, erwarte von dir Dankbarkeit, für die Befreiung." oder "Deine Liebe ist nicht groß genug, wenn du nicht..." Beim besten Willen wo ist da was Negatives? Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstehe. Ist es für dich undenkbar, dass da für manche eine Erwartungshaltung mitschwingt, oder empfindest du eine Erwartungshaltung in diesem Fall als legitim (oder so) und deshalb als nicht negativ? In meinen Augen macht es einen großen Unterschied, ob jemand sagt: "Gott hat mich befreit, darum erwartet er von mir..." Oder sogar von außen: "Gott hat dich befreit, darum erwartet er von dir..." (Was die Kirche faktisch getan hat und leider auch noch tut.) Oder ähnlich wie @gouvernante es formuliert. Z. B.: "Ich erlebe Gottes befreiende Liebe, deshalb kann ich nicht anders als..." Nur letzteres passt mit meinem Gottesbild zusammen. Verstehe ich dich richtig, dass für dich der erste Satz: "Gott hat mich befreit, darum erwartet er von mir..." stimmig ist? Zitieren
SteRo Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor 1 Stunde schrieb Gerhard Ingold: Ich habe die Unterschiede zwischen Moses und Jesus beschrieben. Ohne Moses kein Jesus. vor einer Stunde schrieb Gerhard Ingold: 04.09 Fazit: Jesu Widersprüche – und sein Vermächtnis Die Widersprüche bleiben – trotz vieler Erklärungsversuche: theologisch, historisch, psychologisch. Keine Deutung löst den Konflikt zwischen Jesu Feindesliebe und den harten Stellen restlos auf. Jesus' Weisheit ist (auch) die Vorsehung Gottes. Warum sollte er sich abgrenzen von dem, was ihn erst ermöglichte? Alles, was sich ereignet, ereignet sich entweder weil Gott es will oder weil er es zulässt. Das gilt auch für jedes Leid und für jede vom Menschen empfundene Ungerechtigkeit. Das mag Menschen empören, aber sie empören sich damit de facto darüber, dass Gott kein Mensch ist. 1 Zitieren
SteRo Geschrieben 19. August Melden Geschrieben 19. August vor einer Stunde schrieb gouvernante: Aber ja: diese Haltung muss gegenüber einer elend langen Geschichte von Angstmache errungen werden. Und in der Seelsorge habe ich immer damit zu rechnen, dass Menschen die liebende Zuwendung Gottes nie erfahren durften oder ihnen gemachte Erfahrungen madig gemacht wurden. Tatsächlich ist es theologisch vollkommen irrelevant, ob "du sollst" oder "du wirst" (aus Liebe oder aus Angst/Furcht), weil tatsächlich beides für Menschen angemessen ist: Liebe als auch Furcht. Aber ja, die Seelsorge spielt natürlich "in einer anderen Liga" und da werden dann plötzlich Fragen relevant, die theologisch irrelevant sind. Zitieren
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