Gerhard Ingold Geschrieben 20. August Melden Geschrieben 20. August Einleitung Die Straßen stehen leer Die Straßen stehen leer. Kein Verbrenner fährt mehr. Die neuen E-Autos? Kaum bezahlbar. Doch das ist nur ein Nebenschauplatz. In Afrika, in Asien – überall dort, wo es kaum erneuerbare Energien gibt – verhungern Millionen. Traktoren rosten, Felder bleiben unbestellt. Mit Schaufeln und Hacken versuchen Menschen, das Nötigste zu pflanzen. Doch selbst die Samen müssen sie bewachen. Der Hunger geht um wie nie zuvor. Alle Schiffe verrotten in den Häfen. Windgetriebene? Kaum vorhanden. Nur wenige Segelboote sind geblieben – und sie dienen nun als kleine Handelsschiffe. „Wie konnte es nur so weit kommen?“, fragen sich die Menschen in den Regionen, die noch genügend erneuerbare Energien haben. Und unisono verfluchen sie die Trumps dieser Welt – jene, die auf „Pump, Baby, pump!“ gesetzt haben und die Menschheit blind in die fossile Katastrophe steuerten. Wer heute braun wählt, wer die Trumps dieser Welt stärkt, wählt den Untergang. Zitieren
Florianklaus Geschrieben 20. August Melden Geschrieben 20. August Leider macht Putin es gerade eher umgekehrt. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 20. August Autor Melden Geschrieben 20. August Gerade eben schrieb Florianklaus: Leider macht Putin es gerade eher umgekehrt. Verstehe ich nicht. Putin und Trump sind Brüder im Geist. Der eine will die alte Sowjetunion zurück und der andere will Kanada, Grönland und den Panamakanal einverleiben. Sie werden auch die Chinesen mit Taiwan gewähren lassen. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 20. August Autor Melden Geschrieben 20. August In diesem Thread möchte ein brennendes Thema, das ich in eine fiktive Geschichte gepackt habe, zur Diskussion stellen. Exposé, Klappentext und Autoren-Vita Titel: Schwerter zu Pflugscharen Genre: Gesellschafts- und Politroman Umfang: ca. 224 Normseiten / ca. 63.000 Wörter Prämisse Die Menschheit steht am Abgrund – nach Jahrzehnten der Abhängigkeit von fossilen Energien. Politische Fahrlässigkeit und gezielte Terroranschläge führen zu einer globalen Energieverknappung mit weitreichenden gesellschaftlichen Folgen. Schwerter zu Pflugscharen erzählt diese Krise aus der Perspektive zweier junger Menschen, Mila und Michael. Während sie sich mutig den Herausforderungen stellen, wachsen sie über sich hinaus – und werden zu Hoffnungsträgern einer gerechteren Zukunft. Klappentext Mit Kohle, Erdgas und Erdöl hat die Menschheit zwei Monster entfesselt: die Energiekrise und den menschengemachten Klimawandel. Als politische Fehlentscheidungen und Terroranschläge die weltweite Erdölförderung einbrechen lassen, explodieren die Preise – und die Welt kommt zum Stillstand. Auf dem Jansen-Hof erleben die 15-jährigen Mila und Michael, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen: mit Pferdekraft, Windrädern und Eigeninitiative. Doch die Schatten der Weltpolitik reichen bis in ihr Dorf. Blutdiamanten tauchen auf – und zeigen, dass globale Verbrechen nicht nur in fernen Ländern wie Sierra Leone geschehen. Jahre später reisen sie als Tierärztin und Agronom gemeinsam mit zwei Freunden nach Sierra Leone. Dort errichten sie mitten im postfossilen Umbruch eine kleine Arche der Hoffnung. Doch ein übersehener Fehler droht alles zu zerstören – und stellt ein Jahrzehnt mühevoller Aufbauarbeit auf eine harte Probe. Zentrale Themen Globale Energiekrise und ihre sozialen, politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen Nachhaltige Landwirtschaft, technische Alternativen, Resilienz Der internationale Handel mit Blutdiamanten – und seine dunklen Verflechtungen Hoffnung, Engagement und die Gestaltungskraft junger Menschen Besonderheiten Verknüpfung globaler Krisen mit persönlichen Lebenswegen Visionäre, aber realistische Lösungsansätze Vielschichtiges, atmosphärisches Panorama mit gesellschaftskritischem Tiefgang Politisch brisante Konflikte eingebettet in eine berührende Erzählung Zielgruppe Schwerter zu Pflugscharen richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich für Klima, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Wandel interessieren die lebendige Figuren und glaubwürdige Entwicklungen schätzen die Romane mit Tiefgang, Aktualitätsbezug und Hoffnungsperspektive suchen Autoren-Vita Gerhard Otto Ingold, geboren 1951 in Bern (CH), lernte Bäcker-Konditor (1968–1970), studierte freikirchliche Theologie (1973–1977) und absolvierte von 1984 bis 1987 eine Ausbildung zum Pflegefachmann mit Schwerpunkt Psychiatrie. Beobachtungen in Freikirchen und der psychiatrischen Praxis führten ihn zur agnostischen Religionskritik. Er lebt in dritter Ehe an der Nordseeküste in Deutschland. Veröffentlichungen: Schneehändler, Die Bordell-Nonne (Jugendromane), Borderline (Kriminalroman), erschienen im Wagner-Verlag. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 20. August Autor Melden Geschrieben 20. August „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ (Michail Gorbatschow). Schwerter zu Pflugscharen Erster Teil: Die Arche 01 Der Schock (Juni 2031) 777 Benommen erwachte Michael. Die ungewohnt laute Stimme seines Vaters Vincent hallte durchs Haus. Etwas musste passiert sein. Er hörte aufmerksam hin – erleichtert, dass seine Eltern nicht stritten, aber die Erregung in Vincents Stimme verriet, dass ihn eine Nachricht zutiefst getroffen hatte. Nach einem kurzen Toilettengang, der ihn endgültig wach machte, stieg Michael neugierig die Treppe hinunter in die Wohnküche. „Was ist denn los? Ihr redet so laut – und das um sechs Uhr morgens! Da kann doch kein Mensch mehr schlafen.“ „Die Nachrichten“, antwortete seine Mutter Fallon mit ernster Miene. „Eine Schockmeldung. Sie hat deinen Vater völlig aus der Fassung gebracht. Der Preis für Benzin und Diesel soll ab heute das Doppelte kosten.“ Michael sah Vincent verständnislos an. „Was? Wieso das? Wie wird das begründet?“ Vincent schüttelte den Kopf, als wolle er es selbst nicht glauben. „Hör dir die Nachrichten an“, sagte er und spielte eine Aufnahme ab: „Trump hatte Fracking einst mit dem Schlachtruf ‘Drill, baby, drill‘ befeuert, Umweltauflagen geschleift, Bohrrechte großzügig verteilt. Seine Energiepolitik schien klar: maximale Eigenproduktion, Energieunabhängigkeit, billiges Öl. Doch in seiner Ambivalenz gegenüber Putin zeigte er 2025 das Gegenteil: Im Mai forderte er eine Senkung des Ölpreises, um Russland wirtschaftlich die Luft abzudrücken – ein später Versuch, geopolitischen Druck auszuüben. Nur Wochen später, im Juni 2025, bekräftigte er den Appell: ‘Haltet den Ölpreis niedrig – sonst spielt ihr dem Feind in die Hände.‘ Ein Appell an die globalen Förderstaaten – und ein Schlag ins Gesicht jener amerikanischen Fracking-Firmen, die seit Jahren an der Rentabilitätsgrenze operieren. Wieder einmal wurden Investoren verunsichert, manche gingen bankrott – ausgerechnet durch den Präsidenten, der sich einst als ihr größter Förderer inszeniert hatte. Ein Machtspiel mit unklarer Linie – wirtschaftlich widersprüchlich, geopolitisch schwankend, im Ergebnis: verheerend für die eigene Industrie. Das, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, war die Lage vor sechs Jahren. Inzwischen kam es in Russland, Saudi-Arabien, dem Iran, Venezuela und anderen Erdölstaaten zu gezielten Terroranschlägen – wir berichteten darüber. Darum ist der Erdölpreis heute über Nacht auf das Doppelte geschnellt.“ Vincent stoppte die Wiedergabe. „Für uns ist das kein Weltuntergang – wir fahren Elektroauto und sind nicht auf fossile Energien angewiesen. Aber stell dir mal die Besitzer von Verbrennern vor – und die Unternehmen, die noch nicht umgestellt haben. Die stehen jetzt vor massiven Kosten.“ Michael schnaufte. „Mist. Da zeigt sich, wie klug der Vater meiner Freundin war – und ist. Immer belächelt, aber ein echter Visionär. Ehrlich gesagt: Ich wünschte, ich hätte so einen Vater... nicht ernst gemeint!“ Er grinste. „Du bist auch cool.“ Vincent lächelte versöhnlich. Er wusste, sein Sohn meinte es nicht böse. „Du hast recht. Johannes hat seinen Hof vorausschauend auf eine Zukunft ohne fossile Energien umgestellt. Aber ich bezweifle, dass die Spötter daraus etwas lernen. Die meisten suchen sich wieder einen Sündenbock – und machen die Politik verantwortlich.“ 888 Michael griff nach einem Aufbackbrötchen – wohl wissend, dass seine Mutter die Energiebilanz dieser Brötchen nicht schätzte. „Auch wir Grünen sind nicht perfekt. Das wird uns dann unter die Nase gerieben, während dieselben Kritiker ganze Kamele schlucken“, sagte Vincent schmunzelnd. Typisch für ihn – er liebte biblische Anspielungen. Fallon unterbrach ihn sanft: „Wolltest du nicht noch die letzten Vorbereitungen für den Unterricht machen?“ Vincent warf ihr einen leicht beleidigten Blick zu und verzog sich ins Arbeitszimmer. Die Grünen, deren Politik ihn seit Jahrzehnten bewegte, waren ihm wichtig – ebenso wie die Wahrheit, die, wie er glaubte, früher oder später jeden einholt. Michael seufzte. Er bewunderte seinen Vater – auch wenn dieser manchmal wirkte, als kreise in seinem Kopf ein endloses Gedankenkarussell. Doch in vielerlei Hinsicht war er selbst nicht anders: ebenso nachdenklich, mit wachem Blick für die Welt um ihn herum. Er sah, wie oft Menschen wie Johannes überhört wurden – Visionäre, die ihrer Zeit voraus waren. Was ihn besonders ärgerte: Selbst seine Mitschüler machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegenüber den Grünen. Doch fürchten musste er sie nicht. Mit seinen 1,90 Metern Körpergröße und seiner Kraft war ihm bisher noch keiner gewachsen. Er räumte das Geschirr ab, verstaute es in der Spülmaschine und verabschiedete sich mit einem letzten Gruß. Dann schwang er sich auf sein Fahrrad und fuhr los. Vor dem Gymnasium wartete Mila auf ihn. Sie waren in derselben Klasse und seit zwei Jahren ein Paar. Mit ihren 1,70 Metern war Mila keineswegs klein – doch neben Michael wirkte sie fast zierlich. Als sie sich sahen, umarmten sie sich kurz. „Hast du’s gehört? Die Preise für Benzin und Diesel wurden erhöht“, sagte Mila und sah ihn an. „Mein Vater, den alle immer für einen Spinner hielten, bekommt jetzt doch recht.“ „Ja, klar“, antwortete Michael. „Diese Erhöhung ist ein Schock. Das Doppelte – das haut rein.“ Als sie das Klassenzimmer betraten, merkten sie schnell, dass die Nachricht bereits Gesprächsthema Nummer eins war. Die Preiserhöhung war in aller Munde. Dennoch waren die meisten Mitschüler deutlich weniger politisch interessiert als Mila und Michael, die schon mit dreizehn der Grünen Jugend beigetreten waren. Seit dem ersten Schuljahr waren sie in derselben Klasse – und hatten sich von Anfang an gut verstanden. In der Partei kamen sie sich näher. Seither waren sie unzertrennlich. Wo immer es möglich war, saßen, aßen und lernten sie zusammen. Auch an diesem Mittag suchten sie sich einen freien Tisch, um in Ruhe essen zu können. Michael hatte sich braun gebratene Bratkartoffeln, Hühnchengeschnetzeltes und einen gemischten Salat geholt. Mila wählte Lachs, ebenfalls Bratkartoffeln und Salat. Dazu tranken sie Hahnenwasser. Nach Schulschluss fuhr Michael mit dem Fahrrad nach Hause. Da seine Eltern noch nicht zurück waren, schrieb er einen Zettel: „Bin bei Mila“ – und fuhr direkt weiter zum elterlichen Hof seiner Freundin, wo er seit zwei Jahren ein gern gesehener Gast war. Wo immer er Arbeit sah, packte er an – das wusste auch Johannes Jansen zu schätzen. Milas Vater hatte schnell erkannt, dass sein einziges Kind bei Michael in guten Händen war – etwas, das ihm viel bedeutete. Auf dem Hof arbeiteten sechzehn Personen, darunter einige junge Männer. Kaum einer warf Mila nicht gelegentlich einen anerkennenden Blick zu – doch alle waren deutlich älter als sie. Was Johannes besonders gefiel: Michael interessierte sich für seine Ideen. Nachdem er den 400 Hektar großen elterlichen Betrieb übernommen hatte, hatte Johannes begonnen, die fossilbetriebene Landwirtschaft schrittweise auf Pferdekraft und Elektromaschinen umzustellen. Für die Pferde ließ er eigens Geräte anfertigen, die sich ihrer Kraft anpassten. Michael war tief beeindruckt von diesen Maschinen, die Mila ihm nach und nach zeigte. Dass Johannes in der Umgebung oft belächelt wurde, nahm er gelassen. Im Gegenteil: Er fand es bewundernswert, dass dieser Mann seinen Weg unbeirrt ging. Schon als Agronomiestudent hatte Johannes Pläne geschmiedet und gesagt: „Waffen werden zu Pflugscharen umgeschmiedet werden, weil Pferdekraft wieder notwendig wird.“ Dafür war er von seinen Mitstudenten belächelt worden. Doch für ihn stand längst fest, dass die fossilen Energien zu Ende gehen würden. Warum diese Tatsache die meisten seiner Kommilitonen kaum interessierte, hatte ihn immer gewundert. Jetzt zeigte sich: So viel erneuerbare Energie, wie nötig wäre, um ausreichend Wasserstoff herzustellen, ließ sich schlicht nicht erzeugen. Das hatte immerhin einen positiven Aspekt: In einer ernsthaften Krise würde die Kriegswirtschaft wie ein Kartenhaus einstürzen – und das könnte die Putins dieser Welt daran hindern, Kriege anzuzetteln. Für Johannes – und auch für seine Partei, die Grünen – war klar: Deutschlands Rückstand war konservativen Kräften zuzuschreiben. Diese hatten notwendige Maßnahmen behindert statt gefördert. So hatte der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ein Gesetz durchgesetzt, das vorschrieb, Windkraftanlagen nur in einem Mindestabstand von tausend Metern zu Wohnhäusern zu errichten. Würde man ähnliche Abstände von lärmenden Straßen zu Wohnhäusern verlangen, hätten dieselben Parteien lautstark protestiert. Doch durch Altmaiers Gesetz waren zahlreiche Windkraftanlagen verhindert worden. Jetzt zeigte sich: Die Erdölreserven halten Fehleinschätzungen und terroristischen Angriffen nicht stand. Jetzt war Erdöl und Erdgas zur Mangelware geworden. Statt erst in fünfzig bis sechzig Jahren standen sie jetzt schon vor dem Abgrund. Der Wiederaufbau würde Jahre dauern. Mit solch koordinierten Angriffen hatte schlicht niemand gerechnet. Deutschland – ja, die ganze Welt – war schlecht vorbereitet. Als sich Johannes und Michael sahen, grüßten sie sich aus der Ferne. Michael stellte sein Fahrrad ab und suchte nach Mila. Sie stand in der Küche und bereitete zusammen mit ihrer Oma und Ahlam, der marokkanischen Küchenhilfe, das Abendessen vor. Neben den sechzehn Mitarbeitenden kochten sie auch für Opa, Oma, Johannes – und nun auch für Michael. „Du siehst toll aus“, sagte Michael noch ganz atemlos und umarmte Mila zärtlich. „Was gibt’s heute zum Abendessen?“ „Tajine“, antwortete sie. „Wir sind gleich fertig, dann können wir noch einen Ausritt machen. Oma und Ahlam decken den Tisch und passen auf, dass nichts anbrennt.“ Michael kannte die Garmethode hinter dem traditionellen marokkanischen Gericht: Das dampfgegarte Essen wurde in einer speziellen Tonschüssel zubereitet, deren kegelförmiger Deckel dafür sorgte, dass die Aromen erhalten bleiben. Diese Technik hatte Ahlam auf den Hof gebracht – die stets gut gelaunte Haushaltshilfe aus Marokko. Mit ihren neununddreißig Jahren und ihrer warmherzigen Ausstrahlung war sie längst ein geschätztes Mitglied der Familie geworden. Mila half oft in der Küche und auf dem Hof mit. Seit dem Tod ihrer Mutter – sie war an Krebs gestorben, als Mila kaum zwei Jahre alt war – waren ihre Großeltern zu Ersatzeltern geworden. Doch mit über siebzig Jahren konnten sie nicht mehr alles allein bewältigen. Ahlam war deshalb vor zwei Jahren als Haushaltshilfe auf den Hof gekommen. Mit ihrer liebevollen Art hatte sie sich schnell in Milas Herz geschlichen – fast wie eine zweite Mutter. Trotzdem musste Milas Vater sie manchmal bremsen, wenn sie sich zu sehr in Hof- und Küchenarbeit vertiefte. „Zuerst die Schule, dann der Hof“, sagte er oft. Mila stöhnte dann innerlich. Am liebsten wäre sie draußen bei ihrem Lieblingspferd Sturmwind gewesen – einer temperamentvollen Stute, mit der sie regelmäßig ausritt. „Jetzt kommt unser Vergnügen“, sagte Mila lächelnd, während sie die Küchenschürze an den Haken hängte. „Natürlich nur, wenn du willst.“ „Klar“, antwortete Michael. „Mit Nero reiten zu können, ist immer ein Highlight.“ Nero, ein kräftiger Rappe, war zwar nicht sein eigenes Pferd, doch er fühlte sich ihm eng verbunden. Gemeinsam gingen sie zu den Pferdeboxen und Freilaufställen. Der Stall war langgezogen, mit ausreichend Platz für die eigene Pferdezucht sowie für Pensionspferde aus Wilhelmshaven und Umgebung. Sturmwind und Nero standen zusammen in einem der Freilaufställe. Als Mila die Stute rief, trabte sie freudig heran – nicht ohne zu versuchen, an Milas langen Haaren zu knabbern. Lachend band Mila ihre Haare zu einem Rossschwanz, während Michael bereits Sattel und Zaumzeug holte. Das Satteln und Vorbereiten der Pferde war Michael längst in Fleisch und Blut übergegangen. Es war eine Aufgabe, die er gern übernahm – denn die Pferde mussten bewegt werden, auch wenn sie Auslauf hatten. Zwar übernahmen Trainer und Pfleger häufig das Longieren, doch Michael zog es vor, mit Nero selbst auszureiten. Nachdem beide die Pferde gesattelt und die Ausrüstung sorgfältig geprüft hatten, setzten sie die Helme auf und führten Sturmwind und Nero hinaus. Mit ruhigen Schritten begannen sie ihren Ausritt über die Feldwege, die sich durch das weitläufige Gelände zogen. Auf den Feldern des 400 Hektar großen Betriebs standen verstreut Apfel- und Birnbäume, deren Wipfel sich sanft im Wind wiegten. Johannes Jansen hatte sie vor Jahren gepflanzt – in der Überzeugung, den Weidetieren im Sommer Schatten zu spenden. Doch im Herbst, wenn die Früchte reiften, wurde das Fallobst schnell zur Aufgabe für Mila und die Angestellten: Es musste eingesammelt werden, bevor Kühe oder Pferde sich daran verschluckten – oder die angelockten Wespen zur Gefahr wurden. Zwischen den Bäumen ragten acht Windkraftanlagen in den Himmel. Ihre rotierenden Flügel summten leise in der Ferne. Mila war stolz auf den Hof ihres Vaters – doch sie wusste auch, welche Verantwortung sie eines Tages übernehmen würde. Ihr Vater hatte keine Geheimnisse, schon gar nicht, wenn es ums Geld ging. „Man muss über alles reden können – auch über Geld“, sagte er oft. „Wer das nicht kann, hat etwas zu verbergen.“ So wusste Mila bereits, dass jede Windkraftanlage etwa 0,3 bis 0,5 Hektar Fläche beanspruchte und jährlich rund 100.000 Euro Pachtzins einbrachte. Insgesamt ergab das Einnahmen von 800.000 Euro – genug, um die Lohnkosten der sechzehn Angestellten in Höhe von 675.840 Euro zu decken. Trotzdem schockierten sie die millionenschweren Investitionen in Maschinenpark und Melkanlage. Ihr Vater hatte darüber nur gelacht: „Wir kommen gut zurecht. Zum Glück gehört uns das Land, und ich zahle meinem Vater nur einen Angestelltenlohn – keine Pacht. Andere Landwirte unserer Größe kämpfen deutlich mehr mit den Kosten.“ Als sie das eigene Land hinter sich ließen, führte ihr Weg an einem Nachbarhof vorbei. Michael bemerkte die massiven Zäune und die hohen Thuja-Hecken, die inzwischen jeden Blick versperrten. „Was euer Nachbar in diesen zehn Baracken lagert, frage ich mich jedes Mal, wenn wir hier entlangreiten“, sagte er neugierig. Mila zuckte mit den Schultern. „Wir haben uns das auch schon gefragt. Ursprünglich hatte er nur eine Hühnerfarm. Aber die Baracken hat er vor etwa zehn Jahren gebaut – und der Zaun kam kurz danach. Seit die Thuja-Hecken so hochgewachsen sind, wissen wir nicht mehr, was dort passiert. Aber nachts sehen wir manchmal Lichter – als würde dort gearbeitet.“ Michael grinste. Seine Fantasie sprühte förmlich Funken. „Klingt wie der perfekte Fall für eine Detektivgeschichte. Vielleicht schmuggelt er Diamanten – oder er hat ein geheimes Labor.“ Mila lachte und rollte mit den Augen. „Du liest zu viele Krimis, mein Lieber.“ Sie tippte sich mit dem Finger an die Stirn und schmunzelte. „Aber ich mag deine verrückten Ideen.“ Zitieren
SteRo Geschrieben 20. August Melden Geschrieben 20. August vor 1 Stunde schrieb Gerhard Ingold: Gerhard Otto Ingold, ... führten ihn zur agnostischen Religionskritik. Das hättest du mal gleich zu Beginn schreiben sollen. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben 20. August Autor Melden Geschrieben 20. August vor 48 Minuten schrieb SteRo: Das hättest du mal gleich zu Beginn schreiben sollen. Und wieso. Was ändert sich an den Fakten? Zitieren
SteRo Geschrieben 20. August Melden Geschrieben 20. August vor 5 Stunden schrieb Gerhard Ingold: Und wieso. Was ändert sich an den Fakten? Na wenn ich gewußt hätte, dass du agnostischer Religionskritiker bist, hätte ich im anderen Thread wohl erst gar nicht so weit gelesen. Zitieren
Gerhard Ingold Geschrieben Mittwoch um 21:11 Autor Melden Geschrieben Mittwoch um 21:11 vor 4 Stunden schrieb SteRo: Na wenn ich gewußt hätte, dass du agnostischer Religionskritiker bist, hätte ich im anderen Thread wohl erst gar nicht so weit gelesen. Ich frage nie, ob ein Mensch Jude, Christ, Muslim usw. ist. Ich weiß, dass jeder Mensch gleich wertvoll ist. Darum verschließe ich mich nie. Ich wünsche Dir Mut, Deine Zweiklassenbrille abzulegen und jedem Menschen mit gleicher Wertschätzung zu begegnen, wie Du es wünscht. Ganz nach dem Wort Jesus: "Alles, was ihr wollt, was man euch tut, tut ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." Noch eindringlicher ist die Feindesliebe nach Mt. 5,43. Zitieren
SteRo Geschrieben Donnerstag um 07:01 Melden Geschrieben Donnerstag um 07:01 vor 9 Stunden schrieb Gerhard Ingold: Ich frage nie, ob ein Mensch Jude, Christ, Muslim usw. ist. Ich weiß, dass jeder Mensch gleich wertvoll ist. Darum verschließe ich mich nie. Ich wünsche Dir Mut, Deine Zweiklassenbrille abzulegen und jedem Menschen mit gleicher Wertschätzung zu begegnen, wie Du es wünscht. Ganz nach dem Wort Jesus: "Alles, was ihr wollt, was man euch tut, tut ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." Noch eindringlicher ist die Feindesliebe nach Mt. 5,43. Da hast du aber sehr viel in meine Worte hineingelesen. Wenn ich nicht groß an den Meinungen agnostischer Religionskritiker zu reliösen Fragestellungen interessiert bin, dann bedeutet das nicht, dass ich deren Feind bin oder ihnen die Menschenwürde abspreche. Vermutlich kann man sich mit agnostischer Religionskritikern sehr gut über Sport oder Kochrezepte unterhalten, wenn man diese Interessen mit ihnen teilt. Zitieren
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