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Hexen und Hexenprozesse


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Werner Hoffmann
Geschrieben

Im Namen Gottes und der Kirche wurden in der Vergangenheit viele abscheuliche Verbrechen begangen.

Dieser Missbrauch von Religion und Missbrauch des Evangeliums von Jesus Christus darf sich niemals wieder wiederholen.

Beispiel:

 

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts befand sich Europa in Aufruhr. Der Schwarze Tod hatte den Kontinent verwüstet und ein Drittel der Bevölkerung ausgelöscht. Der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich tobte weiter, verbrauchte Ressourcen und verursachte weitverbreitetes Leid. Die Menschen lebten in Angst und suchten verzweifelt nach Erklärungen für die scheinbar willkürlichen Tragödien. Diese Angst bot einen fruchtbaren Boden für den Aberglauben.

Wenn in deinem Leben etwas schief lief, musste es daran liegen, dass dich jemand verflucht oder einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Die Kirche mit ihrer Machtfülle förderte diese Denkweise, und plötzlich schien es, als gäbe es überall Hexen. Die Prozesse wurden zu einem Mittel, die Ordnung in einer Welt wiederherzustellen, die jeglichen Sinn für Stabilität verloren hatte.

Wenn in deinem Leben etwas schief lief, musste es daran liegen, dass dich jemand verflucht oder einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Die Kirche mit ihrer Machtfülle förderte diese Denkweise, und plötzlich schien es, als gäbe es überall Hexen. Die Prozesse wurden zu einem Mittel, die Ordnung in einer Welt wiederherzustellen, die jeglichen Sinn für Stabilität verloren hatte.

In diesem Rahmen konnten allein Anschuldigungen ausreichen, um das Schicksal eines Menschen zu besiegeln. Das Justizsystem war ein Instrument der Verfolgung, und Folter wurde oft eingesetzt, um Geständnisse zu erzwingen. Es ging nicht darum, die Wahrheit zu finden, sondern sie herauszupressen, und allzu oft waren die Folgen tödlich.

Bemerkenswerte Hexenprozesse und Ereignisse

Die Walliser Hexenprozesse (1428–1434)

Die Walliser Hexenprozesse, die zwischen 1428 und 1434 stattfanden, gelten oft als eine der ersten systematischen Hexenverfolgungen in Europa. Die Prozesse in der heutigen Schweiz markierten einen Wendepunkt im Ausmaß und der Härte der Hexenjagden. Die Anschuldigungen der Hexerei wurden größtenteils durch die Angst vor Ketzerei und eine sich schnell verändernde gesellschaftliche Landschaft angetrieben.

Die Prozesse im Wallis waren kein Einzelfall, sondern eine Reihe von Verfolgungen, die sich gegen ganze Gemeinden richteten. Die berüchtigtste Figur in diesen Prozessen war der Bischof von Sitten, der eng mit der Kirche zusammenarbeitete, um vermeintliche Hexen auszumerzen.

Hunderte wurden in einer blutigen Prozessserie angeklagt und hingerichtet. Diese Prozesse sollten einen gefährlichen Präzedenzfall für die darauffolgenden Hexenjagden in Europa schaffen. Die Walliser Prozesse waren brutal und schnell und führten die Idee staatlich sanktionierter Hexenjagden ein, eine Idee, die sich in den folgenden Jahren wie ein Lauffeuer verbreiten sollte.

Die Hexenprozesse von Trier (1581–1593)

Im späten 16. Jahrhundert entwickelten sich die Hexenprozesse von Trier zu einer der größten und grausamsten Hexenjagden der Geschichte. Zwischen 1581 und 1593 wurden in Trier, das zum Heiligen Römischen Reich gehörte, Hunderte von Menschen, hauptsächlich Frauen, hingerichtet.

Der Prozess war von einer Mischung aus religiösem Eifer und sozialen Spannungen geprägt und zählte zu den blutigsten Kapiteln in der Geschichte der Hexenverfolgung. Was die Trierer Hexenprozesse auszeichnete, war die schiere Zahl der Hinrichtungen. Auslöser der Prozesse waren zunächst Gerüchte aus der Umgebung, doch bald nahmen die Anschuldigungen zu.

Die örtlichen Behörden begannen mit Unterstützung der Kirche, jeden festzunehmen, der auch nur im Entferntesten mit Hexerei in Verbindung gebracht werden konnte. Die Methoden, Geständnisse zu erzwingen, waren grausam: Folter, erzwungene Geständnisse und öffentliche Hinrichtungen. Am Ende verurteilten die Behörden Hunderte zum Tode und hinterließen eine Stadt, die für immer von diesem schrecklichen Kapitel gezeichnet war.

Die Würzburger und Bamberger Prozesse

Dann gab es noch die Würzburger und Bamberger Prozesse, die im frühen 17. Jahrhundert während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges stattfanden. Diese beiden Prozesse gehörten zu den größten und tödlichsten Hexenverfolgungen Europas. In Würzburg wurden zwischen 1626 und 1631 über 600 Menschen hingerichtet, während in Bamberg zwischen 1626 und 1632 mindestens 900 Menschen ihr Leben verloren.

Und das Grausamste daran? Diese Prozesse wurden im industriellen Maßstab durchgeführt, ganze Gemeinden wurden im Namen der Ausmerzung des Bösen ausgelöscht. Es war ein grausames Schauspiel, das in den Regionen Würzburg und Bamberg unauslöschliche Narben hinterließ und uns daran erinnerte, wie Angst und Aberglaube zu unvorstellbarer Grausamkeit führen können.

Quelle:

https://talesofthemiddleages.com/medieval-witch-trials/

 

Geschrieben
vor 5 Minuten schrieb Werner Hoffmann:

Im Namen Gottes und der Kirche wurden in der Vergangenheit viele abscheuliche Verbrechen begangen.

 

Ich verspüre die Neigung zu antworten "Na und?" und "Schlimmer ist es den Namen Gottes zu missbrauchen als den Namen der Kirche".

 

Du musst einfach unterscheiden: auf der einen Seite Gott und auf der anderen Seite die Kreatur (Kirche). Gott ist auch nicht so wählerisch, schließlich bediente er sich eines Totschlägers (Moses) und eines Christenverfolgers (Paulus). Warum sollte er sich also nicht der Kirche bedienen?

 

vor 5 Minuten schrieb Werner Hoffmann:

Dieser Missbrauch von Religion und Missbrauch des Evangeliums von Jesus Christus darf sich niemals wieder wiederholen.

Vielleicht wiederholt er sich nicht so offensichtlich gewaltsam, aber Fakt ist, dass sich der Missbrauch täglich wiederholt, in der Kirche und in der Politik.

 

Geschrieben

3 Anmerkungen:

 

1. Das war kein Phänomen "der Kirche", sondern ein lokales, mitteleuropäisches Phänomen. Die Zahl der Hexen außerhalb Germaniens ist weitgehend niedriger und im Spanien der Inquisition tat ein der Hexerei Bezichtigter gut daran, seinen Fall vor ein Inquisitionsgericht zu bringen, da der Glaube des Denunzianten, Hexerei würde existieren, als Häresie verfolgt wurde.

 

2. Der Hexenwahn hat zwei Seiten: eine willfährige Bevölkerung, die gerne nach Sündenböcken sucht und eine theologische Strömung, die die Hexerei als Häresie und Apostasie verfolgt (was sich mit dem spanischen Befund beißt, aber was können die Pyrenäen dafür).

 

3. Die Zahl der Opfer geht von, bis. Wer solche Zahlen in den Raum wirft, sollte seine Quellen angeben.

Geschrieben
vor 39 Minuten schrieb SteRo:

Du musst einfach unterscheiden: auf der einen Seite Gott und auf der anderen Seite die Kreatur (Kirche). 

 

Hört, hört. 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 25 Minuten schrieb Flo77:

1. Das war kein Phänomen "der Kirche", sondern ein lokales, mitteleuropäisches Phänomen.

 

Allerdings hat die Kirche (lokal) eben auch mitgemacht, ohne dass eine röm. Zentralgewalt das verhindert hätte. Auch wenn die historischen Zusammenhänge komplex und vielschichtiger sind, als es teilweise dargestellt wird, wirft das insgesamt dennoch kein günstiges Licht auf eine Kirche, die sich als moralische Lehrerin der gesamten Menschheit versteht und deren "unsichtbares Haupt" Jesus Christus selbst sein soll. 

 

bearbeitet von iskander
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb iskander:

ohne dass eine röm. Zentralgewalt das verhindert hätte

Eine „römische Zentralgewalt“, die so etwas hätte verhindern können, gab es schlicht nicht.

Thematisch passendes Beispiel:

Der berüchtigte Hexenjäger Kramer hat  bekanntlich in Rom bei Papst Innozenz die Bulle „Summis desiderantes affectibus“ erwirkt, die ihn ausdrücklich bevollmächtigte, gegen das „Hexenunwesen“ vorzugehen.

Damit begann er in Innsbruck. Als der zuständige Bischof Golser davon erfuhr, beauftragte er die juristische Fakultät der Universität Innsbruck mit einem Gutachten zu Kramers Prozessführung und schickte geistliche Beobachter, die das Ganze theologisch beurteilen sollten.

Beide Ergebnisse waren für Kramer so verheerend, das Golser sofort die Prozesse beenden ließ und alle Angeklagten auf freien Fuß setzte. 
Kramer wedelte zwar noch mit seinem päpstlichen Auftrag, das kümmerte Golser aber wenig, er verwies Kramer seiner Diözese.

Golser war übrigens ein schlichter Bauernsohn, der es bis zum Fürstbischof von Brixen gebracht hatte. In seiner Diözese hatte er die Jurisdiktionsvollmacht, Rom hatte da schlicht nichts zu melden.

 

Die „römische Zentralgewalt, die wir heute kennen, und die in jede Diözese hineinregiert, gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert 

 

Werner

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