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Rangfolge der Gebote


Mariamante

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@Mariamante

 

Besten Dank fuer den Hinweis auf Deine Geschichte. Ich respektiere die Ernsthaftigkeit Deiner Entscheidung(en) und die Glaubwuerdigkeit Deiner Ueberzeugung.

Neigst Du zu Extremen? Ich fuer meinen Teil halte nehme den Satz vom "Splitter im Auge des Anderen ..." soweit ernst, als ich mich mit der Verurteilung anderer sehr zurueckhalte. Ich glaube auch nicht, dass die Meineung des Vatikans immer der Weisheit letzter Schluss ist. So mag Bischof Gaillot heute in Ungnade gefallen sein, spaeter wird man ihn vielleicht unter die wegeisenden Lehrer der Kirche zaehlen. Mit dem Strom zu schwimmen ist immer sehr einfach, erst recht fuer Kirchenleute, die Befehl und Gehorsam verpflichtet sind und mit einer abweichenden Meinung auch ihre Existenz riskieren.

 

Martin

Lieber Martin!

 

Danke für Dein Statement. Wenn die Bibel sagt: Dein Ja sei ein Ja dein Nein sei ein Nein- dann schätze ich diese Eindeutigkeit.

 

Ein Wort der Schrift sagt: "Ach dass du doch heiß wärest oder kalt- aber weil du lau bist, beginnt Gott dich auszuspeien aus seinem Munde."

 

Wir sind immer in der Gefahr, lau zu werden am Weg zu Gott und müssen uns wohl täglich neu bekehren. Ich schätze halt sehr jene Geistlichen, die sich am Evangelium orientieren, den Menschen nicht nach dem Mund reden. Und ein Kriterium ist z.B. ob die Menschen (und hier vor allem jene die keinen rechten Zugang zum Glauben gefunden haben) jemand loben oder ihn verfolgen. Wer heute ernsthaft Christus nachfolgen will - und zwar auch auf dem Kreuzweg- muss mit Verfolgung rechnen- und zwar vor allem von der liberalen Presse.

 

Was die Verurteilung angeht: Es steht mir keinesfalls zu jemand zu verurteilen. Und jene, die heute in mancher Hinsicht vom "depositum fidei" abweichen können sich morgen schon bekehrt haben, und große Heilige werden. Aber die moralischen Abstriche die manche Theologen machen kann ich als "kritischer Mensch" (krinein heißt ja m.W. unterscheiden) nicht nachvollziehen.

 

Es geht hier nicht nur um den Vatikan und die Maßnahmen gegenüber J. Gaillot. Es geht mir auch um die moralische Einstellung. Auch wenn man den Glauben nicht auf das 6.und 9. Gebot konzentrieren sollte (denn wir haben das 1. Gebot- und das ist das Wichtigste) so sehe ich doch, dass sich in unserer Zeit der Sexualiserung hier in besonderer Weise die Geister scheiden. Und ob die Lehrer eines "modernen Glaubensbildes" nun Drewermann Küng oder Gaillot heißen mögen: Wo sie ein m.E. verkürztes Glaubensbild bieten das sich von "Dogmen aller Art" lösen möchte, dort sehe ich persönlich keinen guten Weg. Die Mahnungen Jesu: "Wer mene Gebote hat und sie hält, der ist es der mich liebt" fallen mir dazu sein.

 

Das letzte Wort sowohl im Hinblick auf J. Gaillot wie auch in Bezug auf unsere Absichten hat Gott - aber zu unterscheiden was unseren Glauben, unsere Hingabe und unsere Treue auch im Kleinsten fördert - diese "discretio spiritualis" ist uns sicher aufgetragen. .. und die möchte ich mit Gottes Hilfe versuchen wahr zu nehmen.

 

Pace bene.

 

Dieser Thread entstand durch Splitten und wurde nicht von Mariamante eröffnet Mfg. Martin O

bearbeitet von MartinO
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(denn wir haben das 1. Gebot- und das ist das Wichtigste)

Falsch.

 

Wir haben das Doppelgebot!

 

(Wo steckt denn übrigens Overkott?)

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(denn wir haben das 1. Gebot- und das ist das Wichtigste)

Falsch.

 

Wir haben das Doppelgebot!

 

(Wo steckt denn übrigens Overkott?)

Gabriele hat Recht, das NT hat für Christen eindeutig größeres Gewicht.

 

Aber auch der Dekalog hat seine Bedeutung, da Jesus sich ja in der Bergpredigt mit den Forderungen des AT auseinandersetzt. Und da habe ich schon die Überzeugung, dass da das 1. Gebot wesentlicher ist als das 6. oder das 9.

 

Eine gewisse Richtigkeit hat auch die Meinung, das Gebot der Gottesliebe fasst die Gebote 1-3 (des Dekalogs) zusammen, das Gebot der Nächstenliebe "die zweite Tafel".

 

Elisabeth

 

Wie lange haben wir eigentlich nichts mehr von Overkott gelesen?

bearbeitet von Elima
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(denn wir haben das 1. Gebot- und das ist das Wichtigste)

Falsch.

 

Wir haben das Doppelgebot!

 

(Wo steckt denn übrigens Overkott?)

Das ist schon klar. Ich wollte eine Rangordnung der Gebote andeuten- und da steht das 1. Gebot wohl icht "zufällig" an erster Stelle.

 

Dass die Liebe zu Gott sich in der Liebe zu den Nächsten bewährt und zeigt ist korrekt. Jesus sagt: Was ihr dem Geringsten getan, habt ihr mir getan. Wer den Bruder nicht liebt, den er sieht- wie soll er Gott lieben, den er nicht sieht.

 

Aber wer das Verhalten Jesu zu den Menschen beobachtet sieht, dass Jesu gegenüber den reumütigen und schwachen Menschen die mehr aus Schwäche als aus Bosheit sündigten immer voller Zärtlichkeit war- aber auch ermahnte: "Sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfährt." .. gegenüber jenen aber die Gottes Gebote ausser Kraft setzen wollten (Schriftglehrte) und menschliche Satzungen an deren Stelle setzen wollten, gab es auch strenge Worte.

 

M.E. kann die Liebe zum Nächsten nicht darin bestehen, dass man ihm die Notwendigkeit der Umkehr vorenthält und ihm sagt: Alles was du tust ist in Ordnung - ob es den Wegweisungen der hl. Schrift, den Geboten Gottes entspricht oder nicht. Liebe bedeutet dem Nächsten zu helfen von Verirrungen los zu kommen und nicht, ihn darin zu bestätigen.

bearbeitet von Mariamante
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Das ist schon klar. Ich wollte eine Rangordnung der Gebote andeuten- und da steht das 1. Gebot wohl icht "zufällig" an erster Stelle.

Hat der Herr nicht im selben Atemzug gesagt "dieses ist aber jenem gleich"?

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Wenn man das genauer analysiert, ist das Verhältnis viel komplexer.

 

Es gibt weder eine Rangfolge zwischen den beiden, noch eine lockere Nebeneinanderstellung.

 

Welchen Sinn würde denn eine Rangfolge machen?

"Wo Dein Schatz ist, da ist Dein Herz!" gilt auch für Gebote. Eine Rangfolge würde bedeuten, daß es darum geht, sein Herz zuerst im ersten Gebot zu verankern. Dies lehnt Christus ab, hier stellt er das erste Gebot dem zweiten gleich. Das ist das revolutionäre. Es gibt keine Abspaltbarkeit mehr, auch nicht im Herzen. "Wenn Du den Glauben hast, aber die Liebe nicht, Du bist ein Nichts."

Dein Herz soll nicht bei der Gottesliebe hängen, sondern in beiden Geboten zugleich. Dies geht in der Nachfolge, wenn man erkennt, daß Christuserkenntnis Christusnachfolge und damit Liebe zu den Menschen ist.

bearbeitet von Steffen
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Es gibt weder eine Rangfolge zwischen den beiden, noch eine lockere Nebeneinanderstellung.

wer sagte noch: "Liebe Gott und tu, was du willst"?

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Es gibt weder eine Rangfolge zwischen den beiden, noch eine lockere Nebeneinanderstellung.

wer sagte noch: "Liebe Gott und tu, was du willst"?

Das ist von Erich.

Augustinus (?) sagte: Liebe, und tu, was du willst.

Oder, um ganz korrekt zu sein, er schrieb es auf lateinisch.

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Wenn ich es richtig verstehe sehen die Christen es so:

 

Gott ist die Liebe- ER ist der Quell der Liebe und Spender aller Gaben. Wenn wir unseren Nächsten lieben wollen, dann brauchen wir die Kraft dazu von Gott. Je mehr wir uns Gott zuwenden, umso mehr werden wir auch unseren Nächsten lieben (können).

 

Wenn Jesus sagt, dass unsere Liebe zu Gott nicht echt ist, wenn wir unseren Nächsten nicht lieben - so scheint mir dies in den Worten enthalten:

 

"Wie kannst Du Gott lieben den du nicht siehst, wenn du deinen Bruder nicht liebst, den du siehst." Und dass Jesus sich mit jedem identifiziert:

 

"Was ihr dem Geringsten getan habt, habt ihr mir getan."

 

Dass die "Nächstenliebe" ohne Bezug auf Gott in Gefahr ist den Nächsten entweder zu vergötzen, seine Gottebenbildlichkeit übersieht oder dem Nächsten durch eine falsch verstandene "Liebe" Schaden zufügt möchte ich schon bedenken:

 

Wer z.B. schweigt, wenn er seinen Mitmenschen zerstörerische Wege gehen sieht, der macht sich doch mitschuldig. Wer z.B. die Sünde beschönigt - der handelt nicht liebevoll (auch wenn er so meint) sondern schadet dem anderen.

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"Wie kannst Du Gott lieben den du nicht siehst, wenn du deinen Bruder nicht liebst, den du siehst."

Das steht in 1Joh 4,20.

 

Zweifellos passt die Forderung in den Kontext. Aber: was wie ein Zitat aussieht, sollte es auch im Zusammenhang sein. Oder gibt es eine Stelle in einem Evangelium, die diese Aussage Jesus in den Mund legt?

 

Elisabeth

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Lieber Peter,

 

ich möchte diese seltene Gelegenheit gleich nutzen und Dir uneingeschränkt Recht geben, Dein Posting kann ich ungekürzt unterschreiben.

 

Wer z.B. schweigt, wenn er seinen Mitmenschen zerstörerische Wege gehen sieht, der macht sich doch mitschuldig. Wer z.B. die Sünde beschönigt - der handelt nicht liebevoll (auch wenn er so meint) sondern schadet dem anderen.

Hier möchte ich nur noch ergänzen, dass dabei darauf zu achten ist, wie man diese fehlgehenden Mitmenschen anspricht. Wer nur mit harschen Worten versucht zurechtzuweisen, erreicht oft eine Trotzreaktion ("Jetzt erst recht!") und macht sich damit auch mitschuldig an dessen falschen Weg.

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Lieber Peter,

 

ich möchte diese seltene Gelegenheit gleich nutzen und Dir uneingeschränkt Recht geben, Dein Posting kann ich ungekürzt unterschreiben.

 

Wer z.B. schweigt, wenn er seinen Mitmenschen zerstörerische Wege gehen sieht, der macht sich doch mitschuldig. Wer z.B. die Sünde beschönigt - der handelt nicht liebevoll (auch wenn er so meint) sondern schadet dem anderen.

Hier möchte ich nur noch ergänzen, dass dabei darauf zu achten ist, wie man diese fehlgehenden Mitmenschen anspricht. Wer nur mit harschen Worten versucht zurechtzuweisen, erreicht oft eine Trotzreaktion ("Jetzt erst recht!") und macht sich damit auch mitschuldig an dessen falschen Weg.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Hier ist ja wohl eines der sog. geistigen Werke der Barmherzigkeit angesprochen: "die Sünder zurechtweisen". Gabriele hat gut beschrieben, wie schwierig das ist (auch die anderen aus dieser Reihe, abgesehen vom Gebet für Lebende und Tote, das scheint mir leicht zu verwirklichen). Wie einfach ist es doch dagegen, einem Hungrigen ein Stück Brot zu reichen.

 

Elisabeth

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Um jemanden erfolgreich auf eine sog. "Sünde" aufmerksam machen zu können, muß aber zumindest halbwegs Konsens darüber bestehen, daß es sich um eine solche handelt. Sonst kämpft man wirklich gegen Windmühlen und macht sich lediglich lächerlich.

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Lieber Peter,

 

ich möchte diese seltene Gelegenheit gleich nutzen und Dir uneingeschränkt Recht geben, Dein Posting kann ich ungekürzt unterschreiben.

 

Wer z.B. schweigt, wenn er seinen Mitmenschen zerstörerische Wege gehen sieht, der macht sich doch mitschuldig. Wer z.B. die Sünde beschönigt - der handelt nicht liebevoll (auch wenn er so meint) sondern schadet dem anderen.

Hier möchte ich nur noch ergänzen, dass dabei darauf zu achten ist, wie man diese fehlgehenden Mitmenschen anspricht. Wer nur mit harschen Worten versucht zurechtzuweisen, erreicht oft eine Trotzreaktion ("Jetzt erst recht!") und macht sich damit auch mitschuldig an dessen falschen Weg.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Hier ist ja wohl eines der sog. geistigen Werke der Barmherzigkeit angesprochen: "die Sünder zurechtweisen". Gabriele hat gut beschrieben, wie schwierig das ist (auch die anderen aus dieser Reihe, abgesehen vom Gebet für Lebende und Tote, das scheint mir leicht zu verwirklichen). Wie einfach ist es doch dagegen, einem Hungrigen ein Stück Brot zu reichen.

 

Elisabeth

Das "Einfache " ist nicht immer das Bessere.

 

Durch ein Stück Brot stillt man für kurze Zeit etwas Hunger- durch eine ernsthafte Ermahnung wie P.Pio sie manchmal anwandte, rettet man vor dem ewigen Verderben. Ich für meinen Teil halte das Letztere für heroischer........vor allem wenn man für die Ausübung solcher Liebe meistens noch ein paar Knüppelein drauf bekommt.

bearbeitet von Mariamante
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Um jemanden erfolgreich auf eine sog. "Sünde" aufmerksam machen zu können, muß aber zumindest halbwegs Konsens darüber bestehen, daß es sich um eine solche  handelt. Sonst kämpft man wirklich gegen Windmühlen und macht sich lediglich lächerlich.

In den Augen des Herodes oder Heinrich VIII waren ihre Aktionen wohl auch keine Sünde.

 

Johannes der Täufer, Thomas Morus sagen das im Lichte Gottes anders. Man sieht auch hier, wie wichtig die Liebe zu Gott ist, damit man vom Heiligen Geist die Gabe der Unterscheidung erlangt.

bearbeitet von Mariamante
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Das "Einfache " ist nicht immer das Bessere.

 

Durch ein Stück Brot stillt man für kurze Zeit etwas Hunger- durch eine ernsthafte Ermahnung wie P.Pio sie manchmal anwandte, rettet man vor dem ewigen Verderben. Ich für meinen Teil halte das Letztere für heroischer........vor allem wenn man für die Ausübung solcher Liebe meistens noch ein paar Knüppelein drauf bekommt.

Um jemanden ermahnen zu können musst, du ihn erstmal am Leben erhalten. Gnade setzt Natur voraus!

Es geht um den ganzen Menschen, der von Gott erschaffen, von Jesus Christus erlöst und zur ewigen Herrlichkeit berufen ist.

Und ich denke, dass Mt, das berühmte Gerichtsgleichnis, zunächst einmal wörtlich zu interpretieren ist. Bei der Hilfe für den Nächsten heroischer gegen nicht heroischer abzuwägen, halte ich für nicht sachgerecht. Jedem muss die Hilfe gegeben werden, die er braucht, und nicht die, die ich für heroischer halte. Und dass dann das Stück Brot, das einer braucht, leichter zu geben ist als Trost, Rat oder Ermahnung ist offensichtlich.

 

Ich kann mir nicht helfen, es drängt sich mir immer mehr der Eindruck auf, du seist ein etwas sich bedeckt haltender Manichäer.

 

Elisabeth

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Das "Einfache " ist nicht immer das Bessere.

 

Durch ein Stück Brot stillt man für kurze Zeit  etwas Hunger- durch eine ernsthafte Ermahnung wie P.Pio sie manchmal anwandte, rettet man vor dem ewigen Verderben. Ich für meinen Teil halte das Letztere für heroischer........vor allem wenn man für die Ausübung solcher Liebe meistens noch ein paar Knüppelein drauf bekommt.

Um jemanden ermahnen zu können musst, du ihn erstmal am Leben erhalten. Gnade setzt Natur voraus!

Es geht um den ganzen Menschen, der von Gott erschaffen, von Jesus Christus erlöst und zur ewigen Herrlichkeit berufen ist.

Und ich denke, dass Mt, das berühmte Gerichtsgleichnis, zunächst einmal wörtlich zu interpretieren ist. Bei der Hilfe für den Nächsten heroischer gegen nicht heroischer abzuwägen, halte ich für nicht sachgerecht. Jedem muss die Hilfe gegeben werden, die er braucht, und nicht die, die ich für heroischer halte. Und dass dann das Stück Brot, das einer braucht, leichter zu geben ist als Trost, Rat oder Ermahnung ist offensichtlich.

 

Ich kann mir nicht helfen, es drängt sich mir immer mehr der Eindruck auf, du seist ein etwas sich bedeckt haltender Manichäer.

 

Elisabeth

Paulus schreibt davon allen alles zu werden. Wir brauchen sicher die Gabe des Heiligen Geistes, damit wir den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Und so denke ich schon, dass wir für die rechte Liebe die Kraft Gottes brauchen. Ghandi glaube ich war es der sagte, dass zu den Hungernden Gott in der Gestalt des Brotes kommen muss. Ich stimme Dir insofern zu, dass wir dem Nächsten die Hilfe geben sollen die er braucht. Es würde z.-B. nichts nutzen, jemand der hungert einen langen Vortrag über die Seligpreisung der Bedürfnislosigkeit und der Armut zu halten.

 

Mit Deiner letzteren Bemerkung von Manichäismus, die ich unsachlich und inkompetent finde, kann ich allerdings nicht übereinstimmen- sondern halte es für eine Entgleisung.

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Mariamante:

 

"Paulus schreibt davon allen alles zu werden. Wir brauchen sicher die Gabe des Heiligen Geistes, damit wir den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Und so denke ich schon, dass wir für die rechte Liebe die Kraft Gottes brauchen. Ghandi glaube ich war es der sagte, dass zu den Hungernden Gott in der Gestalt des Brotes kommen muss. Ich stimme Dir insofern zu, dass wir dem Nächsten die Hilfe geben sollen die er braucht. Es würde z.-B. nichts nutzen, jemand der hungert einen langen Vortrag über die Seligpreisung der Bedürfnislosigkeit und der Armut zu halten.

 

Mit Deiner letzteren Bemerkung von Manichäismus, die ich unsachlich und inkompetent finde, kann ich allerdings nicht übereinstimmen- sondern halte es für eine Entgleisung."

 

 

Überlege mal, wie ich zu dieser Meinung komme: in deinen Postings erscheint mir immer wieder eine kaum verhüllte Herabsetzung leiblicher Bedürfnisse. Oder siehst du das nicht so?

 

Davon, dass wir nicht die Gabe Gottes brauchen, habe ich nirgends etwas geschrieben. Ich sehe in den Evv, in den Worten und Handlungen Jesu die Sorge für den ganzen Menschen (wie gesagt Mt 25 oder auch das Wunder der Brotvermehrung, das an den leiblichen Bedürfnissen der Menschen nicht vorbei geht), aber du antwortest in aller Regel darauf mit einem jein (im allergünstigsten Falle).

 

Elisabeth

bearbeitet von Elima
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Mariamante:

 

"Paulus schreibt davon allen alles zu werden. Wir brauchen sicher die Gabe des Heiligen Geistes, damit wir den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Und so denke ich schon, dass wir für die rechte Liebe die Kraft Gottes brauchen. Ghandi glaube ich war es der sagte, dass zu den Hungernden Gott in der Gestalt des Brotes kommen muss. Ich stimme Dir insofern zu, dass wir dem Nächsten die Hilfe geben sollen die er braucht. Es würde z.-B. nichts nutzen, jemand der hungert einen langen Vortrag über die Seligpreisung der Bedürfnislosigkeit und der Armut zu halten.

 

Mit Deiner letzteren Bemerkung von Manichäismus, die ich unsachlich und inkompetent finde, kann ich allerdings nicht übereinstimmen- sondern halte es für eine Entgleisung."

 

 

Überlege mal, wie ich zu dieser Meinung komme: in deinen Postings erscheint mir immer wieder eine kaum verhüllte Herabsetzung leiblicher Bedürfnisse. Oder siehst du das nicht so?

 

Davon, dass wir nicht die Gabe Gottes brauchen, habe ich nirgends etwas geschrieben. Ich sehe in den Evv, in den Worten und Handlungen Jesu die Sorge für den ganzen Menschen (wie gesagt Mt 25 oder auch das Wunder der Brotvermehrung, das an den leiblichen Bedürfnissen der Menschen nicht vorbei geht), aber du antwortest in aller Regel darauf mit einem jein (im allergünstigsten Falle).

 

Elisabeth

Liebe Elisabeth:

 

Da ich irgendwie auch im Zeichen der Waage stehe, bin ich für Ausgleich.

 

Und wenn ich hier immer wieder die vielen materiatlistischen Intentionen wahrnehme. sehe, wie wenig die Menschen wirklich "nach dem Himmlischen" streben, dann versuche ich eben durch den Hinweis auf das Geistige einen Ausgleich zu schaffen. Da kann leicht ein falscher Eindruck entstehen.

 

Ich persönlich danke Gott aus ganzem Herzen für die Schönheit der Schöpfung. Ich liebe z.B. den Herbst, die Herrlichkeiten der Berge. Viele Jahre war ich eineifriger Bergwanderer - und habe sozusagen jeder Witterung getrotzt. (Dass Gott mich bei einigen Abstürzten wunderbar bewahrte, erwähne ich nebstbei).

 

Ich schätze die Schönheit der Wunder Gottes in der Schöpfung sehr und danke Gott, dass ich in meiner Jugend in einer wunderschönen, ländlichen Gegend aufwachsen durfte. Ich danke Gott auch für jeden Tag auf dieser schönen Erde. Aber ich bin mir bei all dieser Schönheit doch auch bewußt, dass Gott noch viel mehr für uns bereit hält nach dem Wort:

 

In keines Menschen Ohr ist es gedrungen, kein Auge hat es gesehen und keines Menschen Herz hat es erfaßt, was Gott denen bereitet, die ihn lieben. Da der Mensch ein Leib- Geist- Seele Wesen ist und die Christen die Leiblichkeit des Menschen nicht wirklich leugnen, möchte ich mich persönlich keineswegs mit dem Mänichäismus identifizieren- aber ich distanziere mich gerne von allen Verwässerungen des Evangeliums und allen Versuchen,"Das Evangelium" um seine Kraft zu bringen, die Ansprüche des Christentums herunter zu schrauben und aus der Religion einen "Leibwächter" zu machen.

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Dann ist es ja gut. Aber du siehst, dass manche Formulierungen - und seien sie in der besten Absicht - jemanden in den Verdacht, einer falschen Meinung zu sein, bringen können.

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Dann ist es ja gut. Aber du siehst, dass manche Formulierungen - und seien sie in der besten Absicht - jemanden in den Verdacht, einer falschen Meinung zu sein, bringen können.

St. Exupery (vielleicht ist Dir von ihm der "kleine Prinz" bekannt) schrieb wohl zurecht:

 

"Die Sprache ist die Quelle aller Mißverständnisse."

bearbeitet von Mariamante
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Dann ist es ja gut. Aber du siehst, dass manche Formulierungen - und seien sie in der besten Absicht - jemanden in den Verdacht, einer falschen Meinung zu sein, bringen können.

St. Exupery (vielleicht ist Dir von ihm der "kleine Prinz" bekannt) schrieb wohl zurecht:

 

"Die Sprache ist die Quelle aller Mißverständnisse."

Jawohl, kenne ich, "der kleine Prinz" gehört zu meinen Lieblingsbüchern. (und seit ich den Anfang von Drewermanns Interpretation dieses Buches gelesen hatte, war dieser Herr bei mir so "untendurch", dass mich die restliche Debatte um ihn kaum mehr interessiert hat).

 

Elisabeth

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Nun- von manchen wird Drewermann "Verdrehermann" genannt. Es gibt immer wieder die Versuchung, einer "verpsychologisierenden" Umdeutung, die sehr viel Phantasie hat.

 

Eine jener Stellen, die ich vom "Kleinen Prinzen" berührend finde ist jene mit der Rose wo St. Ex. schrieb, dass die Rose einzigartig sei, weil man so viel Mühe für sie verwendet hat.

 

Ich denke, dass Jesus sehr viel Mühe für uns auf sich nahm (daher gibt es bei vielen Gläubigen den Hergottswinkel, der den Höhepunkt jener Liebeshingabe zeigt), und jeder Mensch einen unendlichen Werk für Gott hat. Wir sind wie ein kostbarer Schatz, den nur die Liebe zu sehen und zu finden vermag.

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Eine jener Stellen, die ich vom "Kleinen Prinzen" berührend finde ist jene mit der Rose wo St. Ex. schrieb, dass die Rose einzigartig sei, weil man so viel Mühe für sie verwendet hat.

Dazu fällt mir ein G'schichterl ein:

Oscar Wilde: Die Nachtigall und die Rose

 

"Sie sagte, sie würde mit mir tanzen, wenn ich ihr rote Rosen brächte", rief der junge Student, "aber in meinem ganzen Garten ist keine rote Rose." In ihrem Nest auf dem Eichbaum hörte ihn die Nachtigall, guckte durch das Laub und wunderte sich.

 

"Keine rote Rose in meinem ganzen Garten!" rief er, und seine schönen Augen waren voll Tränen. "Ach, an was für kleinen Dingen das Glück hängt. Alles habe ich gelesen, was weise Männer geschrieben haben, alle Geheimnisse der Philosophie sind mein, und wegen einer roten Rose ist mein Leben unglücklich und elend."

 

"Das ist endlich einmal ein treuer Liebhaber," sagte die Nachtigall. "Nacht für Nacht habe ich von ihm gesungen, obgleich ich ihn nicht kannte. Nacht für Nacht habe ich seine Geschichte den Sternen erzählt, und nun seh ich ihn. Sein Haar ist dunkel wie die Hyazinthe, und sein Mund ist rot wie die Rose seiner Sehnsucht. Aber Leidenschaft hat sein Gesicht bleich wie Elfenbein gemacht, und der Kummer hat ihm sein Siegel auf die Stirn gedrückt."

 

"Der Prinz gibt morgen nacht einen Ball", sprach der junge Student leise, "und meine Geliebte wird da sein. Wenn ich ihr eine rote Rose bringe, wird sie mit mir tanzen bis zum Morgen. Wenn ich ihr eine rote Rose bringe, wird sie ihren Kopf an meine Schulter lehnen, und ihre Hand wird in der meinen liegen. Aber in meinem Garten ist keine rote Rose, so werde ich einsam sitzen, und sie wird an mir vorübergehen. Sie wird meiner nicht achten, und mir wird das Herz brechen."

 

"Das ist wirklich der treue Liebhaber", sagte die Nachtigall. "Was ich singe, um das leidet er. Was mir Freude ist, das ist ihm Schmerz. Wahrhaftig, die Liebe ist etwas Wundervolles! Kostbarer ist sie als Smaragde und teurer als feine Opale. Perlen und Granaten können sie nicht kaufen, und auf den Märkten wird sie nicht feilgeboten. Sie kann von den Kaufleuten nicht gehandelt werden und kann nicht für Gold aufgewogen werden auf der Waage."

 

"Die Musikanten werden auf ihrer Galerie sitzen", sagte der junge Student, "und auf ihren Instrumenten spielen, und meine Geliebte wird zum Klang der Harfe und der Geige tanzen. So leicht wird sie tanzen, daß ihre Füße den Boden kaum berühren, und die Höflinge in ihren prächtigen Gewändern werden sich um sie scharen. Aber mit mir wird sie nicht tanzen, denn ich habe keine rote Rose für sie". Und er warf sich ins Gras, barg sein Gesicht in den Händen und weinte.

 

"Weshalb weint er?" fragte eine grüne Eidechse, während sie mit dem Schwänzchen in der Luft an ihm vorbeilief. "Ja warum?" fragte ein Schmetterling, der einem Sonnenstrahl nachjagte. "Er weint um eine rote Rose", sagte die Nachtigall. "Um eine rote Rose?" riefen alle, "wie lächerlich!". Und die kleine Eidechse, die so etwas wie ein Zyniker war, lachte überlaut.

 

Aber die Nachtigall wußte um des Studenten Kummer und saß schweigend in der Eiche und sann über das Geheimnis der Liebe. Plötzlich breitete sie ihre braunen Flügel aus und flog auf. Wie ein Schatten huschte sie durch das Gehölz, und wie ein Schatten flog sie über den Garten.

 

Da stand mitten auf dem Rasen ein wundervoller Rosenstock, und als sie ihn sah, flog sie auf ihn zu und setzte sich auf einen Zweig. "Gib mir eine rote Rose", rief sie, "und ich will dir dafür mein süßestes Lied singen." Aber der Strauch schüttelte seinen Kopf. "Meine Rosen sind weiß", antwortete er, "so weiß wie der Meerschaum und weißer als der Schnee auf den Bergen. Aber geh zu meinem Bruder, der sich um die alte Sonnenuhr rankt, der gibt dir vielleicht, was du verlangst."

 

So flog die Nachtigall hinüber zu dem Rosenstrauch bei der alten Sonnenuhr. "Gib mir eine rote Rose", rief sie, "und ich will dir dafür mein süßestes Lied singen." Aber der Strauch schüttelte seinen Kopf. "Meine Rosen sind gelb", antwortete er, "so gelb wie das Haar der Seejungfrau, die auf einem Bernsteinthron sitzt, und gelber als die gelbe Narzisse, die auf der Wiese blüht, ehe der Schnitter mit seiner Sense kommt. Aber geh zu meinem Bruder, der unter des Studenten Fenster blüht, und vielleicht gibt der dir, was du verlangst."

 

So flog die Nachtigall zum Rosenstrauch unter des Studenten Fenster. "Gib mir eine rote Rose", rief sie, "und ich will dir dafür mein süßestes Lied singen." Aber der Rosenstrauch schüttelte den Kopf. "Meine Rosen sind rot", antwortete er, "so rot wie die Füße der Taube und röter als die Korallenfächer, die in der Meergrotte fächeln. Aber der Winter ließ meine Adern erstarren, der Frost hat meine Knospen zerbissen und der Sturm meine Zweige gebrochen, und so habe ich keine Rosen dies ganze Jahr."

 

"Nur eine einzige rote Rose brauche ich", rief die Nachtigall, "nur eine rote Rose! Gibt es denn nichts, daß ich eine rote Rose bekomme?" "Ein Mittel gibt es", antwortete der Baum, "aber es ist so schrecklich, daß ich mir es dir nicht zu sagen traue." "Sag es mir", sprach die Nachtigall ohne zu zögern, "ich fürchte mich nicht."

 

"Wenn du eine rote Rose haben willst", sagte der Baum, "dann mußt du sie beim Mondlicht aus Liedern machen und sie färben mit deinem eigenen Herzblut. Du mußt für mich singen und deine Brust an einen Dorn pressen. Die ganze Nacht mußt du singen, und der Dorn muß dein Herz durchbohren, und dein Lebensblut muß in meine Adern fließen und mein werden."

 

"Der Tod ist ein hoher Preis für eine rote Rose", sagte die Nachtigall, "und das Leben ist allen sehr teuer. Es ist lustig, im grünen Wald zu sitzen und die Sonne in ihrem goldenen Wagen zu sehen und den Mond in seinem Perlenwagen. Süß ist der Duft des Weißdorns, und süß sind die Glockenblumen im Tal und das Heidekraut auf den Hügeln. Aber die Liebe ist besser als das Leben, und was ist ein Vogelherz gegen ein Menschenherz?"

 

So breitete sie ihre braunen Flügel und flog auf. Wie ein Schatten schwebte sie über den Gatten, und wie ein Schatten huschte sie durch das Gehölz. Da lag noch der junge Student im Gras, wie sie ihn verlassen hatte, und die Tränen in seinen schönen Augen waren noch nicht getrocknet.

 

"Freu dich", rief die Nachtigall, "freu dich. Du sollst deine rote Rose haben. Ich will sie beim Mondlicht bilden aus Liedern und färben mit meinem eigenen Herzblut. Alles, was ich von dir dafür verlange, ist, daß du deiner Liebe treu bleiben sollst. Denn die Liebe ist weiser als die Philosophie, wenn die auch weise ist, und mächtiger als die Gewalt, wenn die auch mächtig ist. Flammfarben sind ihre Flügel, und flammfarben ist ihr Leib. Ihre Lippen sind süß wie Honig, und ihr Atem ist Weihrauch."

 

Der Student blickte aus dem Gras auf und horchte. Aber er konnte nicht verstehen, was die Nachtigall zu ihm sprach, denn er verstand nur die Bücher. Aber die Eiche verstand und wurde traurig, denn sie liebte die kleine Nachtigall sehr, die ihr Nest in ihren Zweigen gebaut hatte. "Sing mir noch ein letztes Lied", flüsterte sie, "ich werd mich sehr einsam fühlen, wenn du fort bist." Und die Nachtigall sang für die Eiche, und ihre Stimme war wie Wasser, das aus einem silbernen Krug springt.

 

Als sie ihr Lied beendet hatte, stand der Student auf und nahm ein Notizbuch und eine Bleistift aus der Tasche. Sinnend schaute er vor sich hin. "Sie hat Form", sagte er zu sich, als er aus dem Gehölz schritt, "Sie hat ein Formtalent, das kann ihr nicht abgesprochen werden. Aber ob sie auch Gefühl hat? Ich fürchte, nein. Sie wird wohl sein wie die meisten Künstler: alles nur Stil und keine echte Innerlichkeit. Sie würde sich kaum für andere opfern. Sie denkt vor allem an die Musik, und man weiß ja, wie egoistisch die Künste sind. Aber zugeben muß man, sie hat einige schöne Töne in ihrer Stimme. Schade, daß sie gar keinen Sinn haben, nichts ausdrücken und ohne praktischen Wert sind."

 

Und er ging auf sein Zimmer und legte sich auf sein schmales Feldbett und fing an, an seine Liebe zu denken. Bald war er eingeschlafen. Und als der Mond in den Himmel schien, flog die Nachtigall zu dem Rosenstrauch und preßte ihre Brust gegen den Dorn. Die ganze Nacht sang sie, die Brust gegen den Dorn gepreßt, und der kalte kristallene Mond neigte sich herab und lauschte. Die ganze Nacht sang sie, und der Dorn drang tiefer und tiefer in ihre Brust, und ihr Lebensblut sickerte weg.

 

Zuerst sang sie von dem Werden der Liebe in dem Herzen eines Knaben und eines Mädchens. Und an der Spitze des Rosenstrauchs erblühte eine herrliche Rose, Blatt reihte sich an Blatt, wie Lied auf Lied. Erst war sie bleich wie der Nebel, der über dem Fluß hängt, bleich wie die Füße des Morgens und silbern wie die Flügel des Dämmers. Wie das Schattenbild einer Rose in einem Silberspiegel, wie das Schattenbild einer Rose im Teich, so war die Rose, die aufblühte an der Spitze des Rosenstocks.

 

Der aber rief der Nachtigall zu, daß sie sich fester noch gegen den Dorn presse. "Drück fester, kleine Nachtigall", rief er, "sonst bricht der Tag an, bevor die Rose vollendet ist." Und so drückte die Nachtigall sich fester gegen den Dorn, und lauter und lauter wurde ihr Lied, denn sie sang nun von dem Erwachen der Leidenschaft in der Seele von Mann und Weib. Und ein zartes Rot kam auf die Blätter der Rose, wie das Erröten auf das Antlitz des Bräutigams, wenn er die Lippen seiner Braut küßt.

 

Aber der Dorn hatte ihr Herz noch nicht getroffen, und so blieb das Herz der Rose weiß, denn bloß einer Nachtigall Herzblut kann das Herz einer Rose färben. Und der Baum rief der Nachtigall zu, daß sie sich fester noch gegen den Dorn drücke. "Drück fester, kleine Nachtigall", rief er, "sonst ist es Tag, bevor die Rose vollendet ist." Und so drückte die Nachtigall sich fester gegen den Dorn, und der Dorn berührte ihr Herz, und ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Bitter, bitter war der Schmerz, und wilder, wilder wurde das Lied, denn sie sang nun von der Liebe, die der Tod verklärt, von der Liebe, die auch im Grab nicht stirbt. Und die wundervolle Rose färbte sich rot wie die Rose des östlichen Himmels. Rot war der Gürtel ihrere Blätter, und rot wie ein Rubin war ihr Herz. Aber die Stimme der Nachtigall wurde schwächer, und ihre kleinen Flügel begannen zu flattern, und ein leichter Schleier kam über ihre Augen. Schwächer und schwächer wurde ihr Lied, und sie fühlte etwas in der Kehle.

 

Dann schluchzte sie noch einmal auf in letzten Tönen. Der weiße Mond hörte es, und er vergaß unterzugehen und verweilte am Himmel. Die rote Rose hörte es und zitterte ganz vor Wonne und öffnete ihre Blätter dem kühlen Morgenwind. Das Echo trug es in seine Purpur- höhle in den Bergen und weckte Schläfer aus ihren Träumen. Es schwebte über das Schilf am Fluß, und der trug die Botschaft dem Meere zu. "Sieh, sieh!" rief der Rosenstrauch, "nun ist die Rose fertig". Aber die Nachtigall gab keine Antwort, denn sie lag tot im hohen Gras, mit dem Dorn im Herzen.

 

Um Mittag öffnete der Student sein Fenster und blickte hinaus. "Was für ein Wunder und Glück!" rief er, "da ist eine rote Rose! Nie in meinem Leben habe ich eine solche Rose gesehen. Sie ist so schön, ich bin sicher, sie hat einen langen lateinischen Namen". Und er lehnte sich hinaus und pflückte sie. Dann setzte er seinen Hut auf und lief ins Haus seines Professors, mit der Rose in der Hand.

 

Die Tochter des Professors saß in der Einfahrt und wand blaue Seide auf eine Spule, und ihr Hündchen lag ihr zu Füßen. "Ihr sagtet, Ihr würdet mit mir tanzen, wenn ich Euch eine rote Rose brächte", sagte der Student. "Hier ist die röteste Rose der Welt. Tragt sie heut abend an Eurem Herzen, und wenn wir zusammen tanzen, wird sie Euch erzählen, wie ich Euch liebe."

 

Aber das Mädchen verzog den Mund. "Ich fürchte, sie paßt nicht zu meinem Kleid", sprach sie, "und dann hat mir auch der Neffe des Kammerherrn echte Juwelen geschickt, und das weiß doch jeder, daß Juwelen mehr wert sind als Blumen."

 

"Wahrhaftig, Ihr seid sehr undankbar", rief der Student gereizt. Und er warf die Rose auf die Straße, wo sie in die Gosse fiel, und ein Wagenrad fuhr darüber. "Undankbar?" sagte das Mädchen, "ich will Euch was sagen: Ihr seid sehr ungezogen - und dann: wer seid Ihr eigentlich? Ein Student, nichts weiter. Ich glaube, Ihr habt nicht einmal Silberschnallen an den Schuhen, wie des Kammerherrn Neffe." Und sie stand auf und ging ins Haus.

 

"Wie dumm ist doch die Liebe", sagte sich der Student, als er fortging, "sie ist nicht halb so nützlich wie die Logik, denn sie beweist gar nichts und spricht einem immer von Dingen, die nicht geschehen werden, und läßt einen Dinge glauben, die nicht wahr sind. Sie ist wirklich etwas ganz Unpraktisches, und da in unserer Zeit das Praktische alles ist, so gehe ich wieder zur Philosophie und studiere Metaphysik." So ging er wieder auf sein Zimmer und holte ein großes, staubiges Buch hervor und begann zu lesen.

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Danke- beeindruckende und zugleich bedrückende Geschichte. Gefällt mir gut.

 

Liebe und Leiden sind hier auf Erden oft zusammen. Manche schützen sich vor dem Leiden der Liebe, indem sie sich verschließen und die Hingabe verweigern. Manche haben Wunden die strahlen -weil sie trotz aller Liebesverwundungen nicht aufhört haben zu lieben und zu vergeben. Wie wunderbar.

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