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EU: Kasper, Europa muss Identität wieder finden


Karl

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EU: Kasper, Europa muss Identität wieder finden

 

Nur durch eine Besinnung auf seine christlichen Werte kann Europa auch in Zukunft eine wichtige Rolle auf der internationalen Bühne spielen. Das sagte der Präsident des päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper, auf einem Kongress bei Udine zum Thema "Der gemeinsame Weg der Völker, Kulturen, Religionen und Christen im Okzident".

Wenn Europa seine antiken Wurzeln weiter verleugnet, werde es zum bloßen Spielball anderer Mächte, sagte Kardinal Kasper vor 400 Zuhörern. Denn die europäische Identität sei durch die jüngste Erweiterung gefährdet worden, so Kasper weiter. Die EU gleiche momentan einer großen Baustelle, deren künftiges Profil nicht erkennbar sei. "Die aktuelle Krise Europas besteht darin, dass sich die Europäische Union erweitert hat, aber dadurch ihre Identität unklarer geworden ist", so der Kardinal wörtlich.

Die Völker Europas müssten daher ihre gemeinsamen - eben christlichen - Wurzeln wiederentdecken, betonte Kasper. Das sei kein leichter Prozess, denn er bringe eine Konfrontation mit der säkularisierten Kultur und den modernen Wissenschaften mit sich. Laut Kasper ergeben sich dabei vor allem zwei Herausforderungen. Erstens müsse die Kirche in Europa den interreligiösen Dialog, vor allem mit dem Islam, und die Ökumene weiter vorantreiben. Und zweitens müsse die Politik sich auf grundsätzliche Werte wie den Schutz des Lebens, der Menschenwürde und die Gerechtigkeit besinnen.

(Quelle: Radio Vatikan)

 

Wenn Kaper unter der jüngsten Erweiterung die vom 1. Mai 2004, dann verstehe ich ganz und gar nicht, was er meint. Die zehn hinzugekommenen Länder gehören nämlich zum Teil Europas, der immer vom westlichen Christentum dominiert wurde und wo in vielen Fragen, die die Menschenwürde betreffen eine viel konservativere Haltung herrscht als in Westeuropa. Hier muss ich wohl etwas sehr missverstanden haben - was die jüngste Erweiterung anbelangt. Oder? :lol:

 

Karl

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Das ist ein schwerer Brocken!

Das muss ich erst mal hirntechnisch verarbeiten!

Wenn ich den Text auseinandergepflückt habe, melde ich mich wieder!

Gute Nacht

Viky

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Wenn Kaper unter der jüngsten Erweiterung die vom 1. Mai 2004, dann verstehe ich ganz und gar nicht, was er meint. Die zehn hinzugekommenen Länder gehören nämlich zum Teil Europas, der immer vom westlichen Christentum dominiert wurde und wo in vielen Fragen, die die Menschenwürde betreffen eine viel konservativere Haltung herrscht als in Westeuropa. Hier muss ich wohl etwas sehr missverstanden haben - was die jüngste Erweiterung anbelangt. Oder? :lol:

 

Karl

Ja und? Die südliche Hälfte Nigerias, Äthiopien und Guatemala sind auch christlich dominiert und es herrscht dort ebenfalls eine konservativere Einstellung als in Westeuropa in Moralfragen, aber was haben diese Länder mit der europäischen Identität zu tun?

 

Die europäische Identität ist nun mal nicht das Christentum.

 

Das Christentum hat einen Teil der Europäischen Identität geprägt, aber das ist nicht das, was Europa zusammenwachsen lässt.

 

Das Christentum hat nicht verhindert, dass sich die Europäischen Völker noch bis vor 60 Jahren mit schöner Regelmässigkeit gegenseitig massakriert haben, es hat im Gegenteil oft genug noch dabei mitgeholfen.

 

Was eine Europäische Identität vor den letzten Erweiterungen war, war der gemeinsam Wille, nationale Barrieren niederreissen zu wollen um eine gemeinsames Europa zu schaffen.

 

Die Erweiterungen haben den Schwerpunkt mehr auf die wirtschaftliche Seite gelegt (im Durchschnitt, im alten Europa ist der alte Gedanke immer noch da)

 

Und hier muss jetzt Europa zu einer neuen Identität finden, da hat Kasper völlig recht.

 

Dass er ganz offensichtlich mal von Europa rein politisch reden kann, ohne gebetsmühlenartig zu wiederholen, dass ein Gottesbezug in der Verfassung alle Probleme lösen würde, und ohne gleich einen Gottestaat zu fordern, bestärkt mein Bild von ihm: Er ist einer der besten Köpfe dort unten im Vatikan (und dass die Fundies immer über ihn schimpfen macht ihn gleich noch ein bisschen sympatischer!)

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Nun lesen und interpretieren wir Ereignisse ziemlich anders.

 

Für mich schien der alte Teil der Europäischen Union bis 30. April 2004 seiner Identität gar nicht so sicher gewesen zu sein, wie Du schreibst.

 

Die EU-Erweiterung war mehrfach schon ein Akt der Gerechtigkeit, wenn auch die finanziellen Interessen nicht zu übersehen sind.

 

In Deiner und der Argumentation von Kasper gehören die neuen EU-Länder in eine Sündenbockposition, was einfach absurd ist.

 

Völlig unabhängig davon, wie wir die europäische Identität in den neulich beigetretenen mitteleuropäischen Ländern einschätzen, diese völlig auszuklammern ist Ignoranz und Arroganz. Nun waren diese Länder gerade "richtig" positioniert, als die Rote Arme nur bis an die Elbe vordringen konnte. Wenn es diese Länder nicht gegeben hätte, dann wäre Frankreich und nicht Deutschland geteilt gewesen und dann hätten wir gar keine EU, oder nicht in dieser Form. (Das war übrigens auch gegen die Tataren und Türken der Fall. Dann gäbe es keine Gotik in Österreich und Bayern und man hätte im 18. Jh aus Frankreich Leute ins total verödete Bayern und Österreich ansiedeln müssen, keine Klöster keine Schlösser: Sumpf und Wildnis)

Jetzt aber, wenn sich diese Länder ihr Mitspracherecht wahrnehmen wollen, dann sind sie zu früh gekommen, weil es nicht ohne sie entschieden worden ist, wohin es in Europa weitergehen soll?

 

Die alten EU-Länder konnten bisher ihre finanzielle Überlegenheit schamlos ausnutzen, und dachten, all den Wohlstand, den sie bisher hatten, hätten sie verdient. Es ist also ein unveränderliches Gesetz, dass es ihnen immer besser gehen muss, denn so gehört´s sich.

 

Die EU ist in der Tat ein Baugebiet (Es ist auch gut so.), aber nach den alten Reflexen geht´s nicht weiter weder auf der einen noch auf der anderen Seite. (Auf der einen Seite "Schluss mit lustig" - auf der anderen "Ihr habt schon das Fressen, jetzt kommt die Moral". Vielleicht beschreibe ich die Zukunft viel zu idealistisch, aber von zwei unterschiedlichen Positionen ausgehend könnte man sich bei den die europäische Idebtität stiftenden Werten ankommen. Aber dazu braucht man Dialog, denn ohne Dialog gibt es nur den eigenen Standpunkt und der andere ist zwangsläufig Spaßverderber. :lol:

 

Karl

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Es geht einfach darum, dass es bei einer solch groß angelegten Erweiterung wie im letzten Jahr fast zwangsläufig zu Identitätskrisen kommen muss und das Tempo, mit dem einige am liebsten bis zum Kaukasus weitererweitern möchten, zeigt doch im Moment ganz deutlich, wie tief diese Krise der Identifikation mit der europäischen Idee sitzt.

Insofern sind natürlich die 10 neuen Staaten "schuld", ohne aber wirklich was dafür zu können...

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Ich sehe zwar, daß der EU eine wirkliche Identität fehlt, aber ich bin ganz entschieden dagegen, diese Lücke durch das Christentum füllen zu wollen. Es wäre eine exklusive Identität, die große Teile der Bevölkerung ausklammern würde.

 

Die Identität der EU, wenn wir uns denn darüber Sorgen machen müssen (ich denke, sie wird von alleine entstehen), sollte doch vielmehr auf den Idealen der Aufklärung und des Humanismus fußen.

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Die Identität der EU [...] sollte doch vielmehr auf den Idealen der Aufklärung und des Humanismus fußen.

Das ist doch eine Gummi-Forderung, die sich jeder zurecht ziehen kann...

Eine europäische Identität kann meiner Überzeugung nach weder durch das Christentum, noch durch "Humanismus" oder irgendwelche anderen Wertekonglomerate durchgedrückt werden. Eine Identifikation der Bürger mit Europa brauch ersten das Bewusstsein einer gemeinsamen Geschichte und Kultur. Dazu gehört sowohl das Christentum, als auch bspw. die Leistungen der Aufklärung. Und zweitens wird es keine Identifikation geben, wenn die Bürger die EU immer nur als bürokratisches Monstrum erlebt, das ihnen vorschreiben will, wann sie sich mit Sonnencreme einzureiben haben. Es ist unabdingbar, dass die EU endlich gemeinsame Politik macht - und das nicht bei lächerlichen Richtlinien zum Arbeitsschutz oder Obstanbau, sondern bei gewichtigen politischen Themen. Eine gemeinsame Außenpolitik würde Europa als handelnde Einheit erscheinen lassen. Ein Parlament, das dann auch wirkliche parlamentarische Macht hat, ein gewählter PRäsident des EU-Rates - all das würde helfen. Aber in Europa mahlen die Mühlen ja bekanntlich langsam...

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