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Wann wird aus Zweifel Häresie


Flo77

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Wie geht Ihr mit Zweifeln um, bei Dingen, die für Euch einfach nicht glaubbar sind?

 

Irgendwie habe ich mit der Formulierung der Frage so meine Probleme.

 

"Zweifel" läßt m. E. Möglichkeiten offen - "nicht glaubbar" ist schon eher Ablehnung (einer Aussage).

 

Liesse sich die Frage so formulieren, dass ich die auch verstehe? :lol:

 

Gesetzt den Fall es handelt sich um Ablehnung einer Glaubensaussage, dann würde ich persönlich ich mich erstmal fragen, in wie weit ich mich damit auseinandersetzen muß.

 

Z.B. verstehe ich persönlich nicht die Diskussion ob Jesus jetzt Gottes Geist in menschlichem Körper ist, oder ob er in Maria hineinteleportiert wurde oder sonstiges. Wichtig ist - er ist Gottes Sohn.

 

Lehne ich die Gottessohnschaft Jesu ab, dann kippt das Glaubensgebäude, weil es eine Grundvoraussetzung ist. (zumindestens gerät es in eine Schieflage, die den Turm von Pisa glatt vergessen lässt)

 

Es gibt aber Glaubensaussagen, die das Glaubensgebäude nicht gleich zum Einsturz bringen, wenn sie abgelehnt werden - da lohnt es manchmal zu warten, manchmal genügt es die Begründung für die Glaubensaussage zu erfahren und sich dann eine eigene Meinung zu bilden.

(Ein Beispiel hierzu ist die Ablasslehre - m.E. ist es keine Häresie damit nichts anfangen zu können - was nun keine Wertung sein soll)

 

Edit: Inkonsistenz in der Ausdrucksweise beseitigt

Hallo Kulti,

 

vllt. kann ich es an einem anderen Beispiel klarer machen.

 

Einer meiner Haupt-Zweifelsteine ist das Dogma über den Jurisdiktionsprimat von 1870:

 

Wer daher sagt, der römische Papst habe lediglich das Amt der Aufsicht oder Führung, nicht aber die volle und höchste Jurisdictions-Gewalt über die ganze Kirche, nicht nur in Sachen des Glaubens und der Sitte, sondern auch in Sachen, welche die Disciplin und die Regierung der über die ganze Erde verbreiteten Kirche betreffen; oder derselbe besitze nur den bedeutenderen Anteil, nicht aber die ganze Fülle dieser höchsten Gewalt; oder diese seine Gewalt sei keine ordentliche und unmittelbare, sei es über alle und jegliche Kirchen, oder über alle und jegliche Hirten und Gläubige: der sei im Banne.

 

Gegen dieses Dogma sträubt sich alles in mir.

 

Ich möchte das Thema jetzt gar nicht diskutieren, nur wie soll man mit soetwas umgehen?

 

Ignorieren? Sich selbst was vormachen?

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Dass Zweifel etwas nicht-intentionales sein müsse, ist offensichtlich falsch: hier redet einer, dessen Beruf es längere Zeit war, intentional zu zweifeln.

 

Zweifel kann etwas sein, das einen überfällt. Man kann aber auch etwas sehr wohl willentlich in Zweifel ziehen, und häufig ist das viel verheerender als das ausdrückliche Leugnen.

 

Man stelle sich doch nur einmal jemanden vor, der auf jede Äußerung mit spöttischer Miene nur antwortet: „Tja, wenn Du meinst...“ Der bestreitet und leugnet nichts; der ist dadurch aber nur noch enervierender - gerade weil er keine eigene Position bezieht, die man umgekehrt attackieren könnte.

 

Solche molluskenartigen Zeitgenossen kennt wohl jeder: sie begeben sich in eine unangreifbare Position, weil jeder meint, Zweifel sei stets legitim. Das ist er aber nicht - nicht immer.

 

Wer selbst von Zweifeln betroffen ist, weil er seine bisherige Position bröckeln sieht, ist in jeder Hinsicht entschuldigt, wenn nicht sogar gerechtfertigt, und so jemanden trifft auch kein Häresievorwurf. Wer aber gar keine Position bezieht, oder einfach nach Laune seine Position wechselt, wie es ihm gefällt, und die Position jedes anderen einfach nur deshalb zermürbt, weil es ihm Spaß macht, den anderen zappeln zu sehen: dem gehört das Donnerwetter.

 

Anwälte tun das berufsmäßig (siehe oben), und die Welt wäre grauenhaft, wenn es nur Anwälte und nicht auch Richter gäbe.

_______________________

 

Lieber Mecky,

 

Du hast neulich, als ich einem besonders Rechtgläubigen den Häresievorwurf um die Ohren gehauen habe, sehr bemerkenswert reagiert: Du hast beschwichtigt, ich sei kein Verdammungsredner, ich wolle nur auf Fehler aufmerksam machen. Doch ganz so ist es nicht.

 

Ich halte inzwischen viel davon, Verdammungsreden zu schwingen, und ich meine, dafür ein gutes Vorbild zu haben. Deine Schilderung halte ich sogar für eine Bestätigung.

 

Du beschreibst, dass sich keiner mehr traut, etwas zu sagen, weil alle fürchten, als Häretiker zu gelten. Gleichzeitig berichtest Du, dass tatsächlich - zumindest, wenn man es streng nimmt - viele, wenn nicht die meisten Häretiker sind.

 

Nun, ich denke, man sollte das den Leuten sagen. Ohne zu kreischen, in aller Ruhe, aber auch in aller Deutlichkeit. Was ist denn dann das Ergebnis? Dass wir in Wahrheit fast alle so unsere Häresien mit uns herumschleppen - und zwar auch der Generalvikar, der so gerne Exempel statuiert.

 

Das ist natürlich ein Kamikaze-Unternehmen; nicht jedem zu empfehlen, und erst recht nicht jedem, der sein Brot von der Kirche bezieht. Aber es hat seinen Charme, weil es über kurz oder lang jeden Exkommunizierer dazu zwingt, sich selbst zu exkommunizieren - und wie gesagt, es hat ein gutes Vorbild.

 

Was tut denn Jesus, wenn er verkündet: „Ich aber sage Euch...“? Er haut uns auf den Kopp, dass jeder von uns fast ununterbrochen sündigt. Damit verdammt er uns - um uns in der gleichen Sekunde aber auch wieder zu sagen, dass wir dennoch, und zwar gerade nicht wegen unserer vermeintlichen Guttaten (oder unserer vermeintlichen Rechtgläubigkeit) gerettet sind. Er setzt uns der Spannung aus, dass wir unser Verhalten immer wieder prüfen müssen, dass wir nicht durch die Befolgung einiger Regeln (der Ehefrau den Scheidebrief geben, „angaffen, aber nicht anfassen“ - oder eben zu den Anordnungen des Pfarrers, Bischofs oder Papstes nicken) gerettet werden können.

 

Die große Gefahr für uns - in der Moral wie im Glauben - ist immer das falsch verstanden Pharisäerhafte: Ich bin brav, dann isses gut. Ich bin nicht brav - oj weh! Nun, dem kann man abhelfen. „Du redest über die Häresien des anderen? Na, dann wollen wir uns einmal Deine ansehen!“ Und dann reden wir von Häretiker zu Häretiker über andere Häretiker, und vielleicht beginnen wir dann, aus dieser Erkenntnis vielleicht sogar die eine oder andere Häresie zuzugeben (unter uns Häretikern fällt uns das möglicherweise auch leichter), sie dann vielleicht sogar - Inschallah! - abzulegen, jedenfalls jedoch die eine nicht-häretische Position einzunehmen, die uns allen gemeinsam sein kann: „Gott sei dank nimmt er es mir nicht krumm, dass ich falsch an ihn glaube!“

 

Ein Passepartout-Rezept ist das natürlich nicht. Aber ab und zu kann es funktionieren, denke ich.

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Lieber Flo77,

 

Einer meiner Haupt-Zweifelsteine ist das Dogma über den Jurisdiktionsprimat von 1870:

(...)

Gegen dieses Dogma sträubt sich alles in mir.

Ich möchte das Thema jetzt gar nicht diskutieren, nur wie soll man mit soetwas umgehen?

Ignorieren? Sich selbst was vormachen?

Das ist ein böser Fallstrick, dieses Dogma. Dazu kann man sich nur fragen:

 

1. Was bedeutet es?

2. Wie weh tut einem die Antwort auf Frage 1?

 

Man kann mit Dogmen auf viererlei Weise umgehen:

 

- Man liest sie und versteht sie auf die zunächst naheliegendste Weise.

Danach ist der Papst innerhalb der Kirche ein allzuständiger Oberrichter, der machen kann, was ihm Spaß macht und damit immer Recht hat. Dann kann man nur Glück haben und der Papst sagt zufälligerweise dasselbe wie man selber; man kann in der nächsten Sekunde aber auch Pech haben und ist draußen. Diese Lesart ist weit verbreitet, und deshalb sind sich auch so viele Leute so sicher, dass sie Rechtgläubige oder Ausgestoßene sind, oder dass dieses Dogma völliger Blödsinn sein muss, aber damit macht man sich die Sache m.E. etwas zu einfach.

 

- Man nimmt sie wörtlich, ganz wortwörtlich:

Danach ist der Papst innerhalb der Kirche ein allzuständiger Oberrichter. Dann muss man aber auch fragen, was eigentlich geschieht, wenn dieser Richter unrecht hat, denn ein Richter setzt kein Recht, er wendet es nur an. Auf diese Weise kann man jederzeit behaupten, dieser ganz bestimmte Mensch, der so tut, als sei die Lateranbasilika seine Bischofskirche, sei in Wahrheit nichts als ein Usurpator, auf dessen Gerede niemand zu hören braucht. Das ist die Methode: „Wieso ein Geisterfahrer? Tausende!“, derer sich unsere lustigen Sedisvakantisten-Freunde bedienen.

 

- Man steigt tief in Kirchengeschichte und Dogmatik ein.

Dann sieht man - wenn man die Zeit dazu hat -, dass vieles nicht so heiss gegessen wie gekocht wird. Dogmen gelten ewig - aber sie werden stets vor einem bestimmten, auch historischen Hintergrund formuliert. Anders gesagt: sie sind Antworten auf ganz bestimmte Fragen - und Antworten sind oft einfach missverständlich, wenn man die Frage dazu nicht kennt. Dazu kommt auch, dass es immer wieder Leute gibt, denen es ganz lieb ist, wenn Antworten missverstanden werden, so dass sie vieles dafür tun, dass die Frage in Vergessenheit gerät.

 

- Man fragt sich, ob das Dogma im Moment ein Problem ist, und lässt, falls nicht, die Sache offen.

Das ist natürlich eine unbefriedigende Lösung, besser gesagt: es ist natürlich gar keine. Es ist aber ein oft durchaus nützliches Prinzip, sich Fragen erst zu stellen, wenn sie sich wirklich stellen. Ist das Problem wirklich dieses Dogma, oder ist das Problem nicht eher eine bestimmte Entscheidung eines bestimmten Papstes zu einer bestimmten Frage? Und kommt es dabei wirklich darauf an, ob der Papst Jurisdiktionsgewalt hat? In Wahrheit kommt dieses Dogma so gut wie nie zur „Anwendung“. Dass der Papst disziplinarische Weisungen treffen kann, etwa einem Priester bestimmte Äußerungen untersagen, hat mit diesem Dogma nichts zu tun. Selbst wenn dieses Dogma nicht gelten würde, könnte der Papst das tun. Verurteilt der Papst die Abtreibung oder die Pränataldiagnostik, tut er das kraft seines Lehramtes und nicht als Richter.

 

Nun, die erste Methode taugt nicht viel, die zweite verlangt Selbstbewusstsein bis zum Autismus, und die dritte ist nur etwas für Leute ohne Familie und Hobbys (auch Theologieprofessoren genannt). Die letzte hat, so meine ich, den Vorteil, dem Problem das Prinzipielle zu nehmen. Man kann von dort aus auch prinzipiell werden, wenn es einem endgültig reicht. Dann muss man eben Theologe werden - oder mit dem Kopf durch die Wand gehen. Man kann aber auch, so lange es nicht zu sehr wehtut, abwarten oder versuchen, konkrete Probleme konkreten Lösungen zuzuführen.

bearbeitet von sstemmildt
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Lieber Flo77,

 

Einer meiner Haupt-Zweifelsteine ist das Dogma über den Jurisdiktionsprimat von 1870:

(...)

Gegen dieses Dogma sträubt sich alles in mir.

Ich möchte das Thema jetzt gar nicht diskutieren, nur wie soll man mit soetwas umgehen?

Ignorieren? Sich selbst was vormachen?

Das ist ein böser Fallstrick, dieses Dogma. Dazu kann man sich nur fragen:

 

1. Was bedeutet es?

2. Wie weh tut einem die Antwort auf Frage 1?

 

Man kann mit Dogmen auf viererlei Weise umgehen:

 

 

 

Nun, die erste Methode taugt nicht viel, die zweite verlangt Selbstbewusstsein bis zum Autismus, und die dritte ist nur etwas für Leute ohne Familie und Hobbys (auch Theologieprofessoren genannt). Die letzte hat, so meine ich, den Vorteil, dem Problem das Prinzipielle zu nehmen. Man kann von dort aus auch prinzipiell werden, wenn es einem endgültig reicht. Dann muss man eben Theologe werden - oder mit dem Kopf durch die Wand gehen. Man kann aber auch, so lange es nicht zu sehr wehtut, abwarten oder versuchen, konkrete Probleme konkreten Lösungen zuzuführen.

Hallo Sven,

 

um auf die Methodik einzugehen bleibe ich mal bei dem Beispiel (auch wenn ich ständig mit einem Querschläger rechne).

 

Generell halte ich 1870 für eines der schwärzensten Jahre der Kirchengeschichte, aber das ist hier ziemlich ot.

 

- Man liest sie und versteht sie auf die zunächst naheliegendste Weise.

Danach ist der Papst innerhalb der Kirche ein allzuständiger Oberrichter, der machen kann, was ihm Spaß macht und damit immer Recht hat. Dann kann man nur Glück haben und der Papst sagt zufälligerweise dasselbe wie man selber; man kann in der nächsten Sekunde aber auch Pech haben und ist draußen. Diese Lesart ist weit verbreitet, und deshalb sind sich auch so viele Leute so sicher, dass sie Rechtgläubige oder Ausgestoßene sind, oder dass dieses Dogma völliger Blödsinn sein muss, aber damit macht man sich die Sache m.E. etwas zu einfach.

 

- Man nimmt sie wörtlich, ganz wortwörtlich:

Danach ist der Papst innerhalb der Kirche ein allzuständiger Oberrichter. Dann muss man aber auch fragen, was eigentlich geschieht, wenn dieser Richter unrecht hat, denn ein Richter setzt kein Recht, er wendet es nur an. Auf diese Weise kann man jederzeit behaupten, dieser ganz bestimmte Mensch, der so tut, als sei die Lateranbasilika seine Bischofskirche, sei in Wahrheit nichts als ein Usurpator, auf dessen Gerede niemand zu hören braucht. Das ist die Methode: „Wieso ein Geisterfahrer? Tausende!“, derer sich unsere lustigen Sedisvakantisten-Freunde bedienen.

 

- Man steigt tief in Kirchengeschichte und Dogmatik ein.

Dann sieht man - wenn man die Zeit dazu hat -, dass vieles nicht so heiss gegessen wie gekocht wird. Dogmen gelten ewig - aber sie werden stets vor einem bestimmten, auch historischen Hintergrund formuliert. Anders gesagt: sie sind Antworten auf ganz bestimmte Fragen - und Antworten sind oft einfach missverständlich, wenn man die Frage dazu nicht kennt. Dazu kommt auch, dass es immer wieder Leute gibt, denen es ganz lieb ist, wenn Antworten missverstanden werden, so dass sie vieles dafür tun, dass die Frage in Vergessenheit gerät.

 

- Man fragt sich, ob das Dogma im Moment ein Problem ist, und lässt, falls nicht, die Sache offen.

Das ist natürlich eine unbefriedigende Lösung, besser gesagt: es ist natürlich gar keine. Es ist aber ein oft durchaus nützliches Prinzip, sich Fragen erst zu stellen, wenn sie sich wirklich stellen. Ist das Problem wirklich dieses Dogma, oder ist das Problem nicht eher eine bestimmte Entscheidung eines bestimmten Papstes zu einer bestimmten Frage? Und kommt es dabei wirklich darauf an, ob der Papst Jurisdiktionsgewalt hat? In Wahrheit kommt dieses Dogma so gut wie nie zur „Anwendung“. Dass der Papst disziplinarische Weisungen treffen kann, etwa einem Priester bestimmte Äußerungen untersagen, hat mit diesem Dogma nichts zu tun. Selbst wenn dieses Dogma nicht gelten würde, könnte der Papst das tun. Verurteilt der Papst die Abtreibung oder die Pränataldiagnostik, tut er das kraft seines Lehramtes und nicht als Richter.

 

Die Schwierigkeit beginnt ja schon bei Weg 3 (den ich als erstes versuchen würde).

Das JDP wurde während des Kulturkampfs verkündet. Auch und gerade der hl. Geist hätte voraussehen müssen, daß dieser Zustand nicht ewig anhalten wird.

 

Dazu kommt die Wirklichkeit.

 

Ich hatte die Beschwichtiger angekündigt - ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, daß ausgerechnet Du es sein würdest (siehe das blau markierte).

 

MMn wird mit dem Jurisdiktionsprimat zwar sehr gut die Realität beschrieben (Statthalter statt Bischöfe, Rom statt Ortskirche) - aber ob das wirklich die katholische Kirche ist in der ein einzelner MENSCH diese Machtfülle haben sollte stößt bei mir auf einen inneren Widerstand, der ein Problem ist.

 

Du meinst das Dogma werde nicht angewendet (wie ja auch angeblich nicht die Unfehlbarkeit aus dem selben Jahr, die Ordinatio Sacerdotalis aber zu der Klinge geschliffen hat, die die Kirche zerreißen könnte).

 

Aber jedesmal, wenn es um die Sakramente oder das kirchliche Leben geht schrammt tritt es doch in Erscheinung.

Egal ob es um die Voraussetzungen für die Eheschließung, das Patenamt, die Voraussetzungen für den Sakramentenempfang, etc. etc. etc.

 

Es ist ja nicht nur, daß man KKK und CIC dauernd im Hinterkopf haben muss. Die Schwierigkeit liegt ja tiefer:

Die Leugung bzw. der beharrliche Zweifel schließt aus der Kirche aus (etwas was nach meinem jüdisch geprägten Religionsverständnis nicht geht, aber das ist eine andere Diskussion).

 

Solche "Schauderdogmen" verursachen mMn mind. 2 Probleme:

1. Man kommt zu dem Schluss, das Dogma sei rein menschlich; dann wäre impliziert, das die Kirche nicht mehr vom hl. Geist geleitet ist.

 

2. Das Dogma ist göttlich - dann könnte man zu dem Schluss kommen, daß der hl. Geist ziemlich verwirrt sein kann.

 

Der Zweifel an der Unfehlbarkeit fällt mMn da schon gar nicht mehr ins Gewicht.

 

Reichlich wirr - aber besser strukturiert ist im Mom. leider nicht drin :lol:

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Dass Zweifel etwas nicht-intentionales sein müsse, ist offensichtlich falsch: hier redet einer, dessen Beruf es längere Zeit war, intentional zu zweifeln.

 

Zweifel kann etwas sein, das einen überfällt. Man kann aber auch etwas sehr wohl willentlich in Zweifel ziehen, und häufig ist das viel verheerender als das ausdrückliche Leugnen.

Lieber Sven!

 

Da das Wort "leugnen" im katholischen Bereich ein Standartwort gegenüber Menschen ist, wird dann hier eben einiges zusammen geworfen, was nicht zusammen gehört.

 

Gerade bei Häresie (und in diesem Falle kam ja das Wort in diesem Zusammenhang) geht es meiner Meinung nach nicht um ein Kritikasterwesen. Viele Häretiker waren von ihrer Häresie voll und ganz überzeugt. Da kam ja auch die Energie her, mit der sie diese Häresie vertraten.

 

Ich habe in meinem letzten Posting schon geschrieben, dass ich womöglich auf der sachlichen Ebene trotzdem mit dem Wort "leugnen" überein komme, weil ich mit einem "inneren Wissen" auch bei den Häretikern rechne. Die starke Überzeugung lenkt den Blick auf die Stärke einer Häresie (und die allermeisten Häresien besitzen eine sehr ausgeprägte, oft faszinierende Schokoladenseite) und lenkt den Blick ab von den Schwächen der Häresie. Ich glaube, dass man dieses Phänomen ganz gut beobachten kann.

 

Trotzdem ist da ein unkommentiertes "leugnen" einfach irreführend. Die meisten A&A leugnen nicht den dreieinigen Gott, sondern sie sind schlicht überzeugt, dass diese Vorstellung Unfug ist. Und bei der Komplexität dieser in antiker Sprache und Denke gefassten Glaubenswahrheit verschwindet der Aspekt des "Sprechens gegen innere Überzeugung" fast zur Unsichtbarkeit.

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Ich halte inzwischen viel davon, Verdammungsreden zu schwingen, ...

 

Du beschreibst, dass sich keiner mehr traut, etwas zu sagen, weil alle fürchten, als Häretiker zu gelten. Gleichzeitig berichtest Du, dass tatsächlich - zumindest, wenn man es streng nimmt - viele, wenn nicht die meisten Häretiker sind.

 

Nun, ich denke, man sollte das den Leuten sagen. Ohne zu kreischen, in aller Ruhe, aber auch in aller Deutlichkeit.

Lieber Sven!

 

Da verwischst Du die Begriffe. Wenn man Menschen in aller Ruhe und Deutlichkeit auf Irrtümer, Verwechslungen, selbst auf eine Distanz zum Lehramt hinweist, ist das keine Verdammungsrede.

 

Ich habe auch Dich hier im Forum bisher nicht als Verdammungsredner erlebt, andere allerdings schon. Typischerweise verdammst Du nicht, sondern Du weist auf Fehler und Widersprüche zur katholischen Lehre hin. Das ist doch ein himmelweiter Unterschied.

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Bei bestimmten Gelegenheiten habe ich nicht mal was gegen Verdammungsreden. Da muss die Luft einfach mal raus. Und womöglich muss jemand wirklich mal in den Senkel gestellt werden, um zu begreifen, wo der Bartl den Most holt.

 

Aber das ist maximal ein Zwischenstadium. Und ich schätze die Gefahr, dass sich diese Zwischenstufe aufbauscht, dass sie endlos in einen Wechsel von Verdammung und Gegenverdammung führt, dass sie Vertrauen zerstört, hoch ein. Die Welt- und Religionsgeschichte zeigt diese Dynamik so wunderschön, wie auch unsere kleine Geschichte hier im Forum.

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Eieiei - hier sind es Zweifel (na ja, eigentlich eher Ablehnung), die das Glaubensgebäude in Gefahr bringen. Nicht so sehr wegen des Inhalts der Aussage, die abgelehnt wird, sondern wegen ihrer Natur.

 

Weil es Zweifel an einem Dogma sind, das ist das Problem. Denn wenn ein Dogma "falsch" ist, dann könnten es auch mehrere oder gar alle sein, einfach weil dann ein Dogma nicht mehr als solches bezeichnet werden könnte (unfehlbare, vom heiligen Geist eingegebene Grundaussage des Glaubens). Sprich - jedes "fehlerhafte" Dogma würde das Unfehlbarkeitsdogma kippen -> Glaubenskrise

 

Ich hoffe ich habe damit das Problem getroffen.

 

Dabei gäbe es m.E. mehrere Ansätze.

 

[korintenkackmodus]

1. Überprüfung des Inhalts des Dogmas, ob es eigentlich eine Glaubensrelevante Aussage ist. Sprich: Berührt der Inhalt des Dogmas

mein Verhältnis zu Gott.

[/korintenkackmodus]

2. Überprüfung der Funktion des Dogmas

Was würde passieren gesetzt den Fall ich erkenne das Dogma nicht an.

Welche Konsequenzen ergäben sich, wenn dieses Dogma nicht existieren würde.

3. Überprüfung der Konsequenzen für mein Handeln

Wie müßte ich handeln, wenn das Dogma nicht existieren würde. Müßte ich dann anders handeln als ich zur Zeit handele?

 

Gerade mit Möglichkeit 1 gibt es einen Weg aus der Nummer zu kommen, weil er das Problem der Natur der Aussage berührt.

Aber den dann lieber per PN.

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Kurz gefragt, wäre es Häresie festzustellen, dass ein Dogma eigentlich kein Dogma sein kann?

 

Also wenn dies auf sachlicher Ebene möglich wäre.

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...

Sprich - jedes "fehlerhafte" Dogma würde das Unfehlbarkeitsdogma kippen -> Glaubenskrise

...

Gibt es dieses Dogma nicht erst seit dem späten 19 Jhd.? Dann muss doch die Kirche andere Wege gehabt haben, um Glaubenskrisen zu vermeiden.

 

Ich komm nicht drauf ... :lol:

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...

Sprich - jedes "fehlerhafte" Dogma würde das Unfehlbarkeitsdogma kippen -> Glaubenskrise

...

Gibt es dieses Dogma nicht erst seit dem späten 19 Jhd.? Dann muss doch die Kirche andere Wege gehabt haben, um Glaubenskrisen zu vermeiden.

 

Ich komm nicht drauf ... :lol:

Es ist 1870 verkündet worden.

 

Als Dogma kann aber nur verkündet werden, was schon immer und von der ganzen Kirche geglaubt wurde.

 

D.h. der Traditionsstrang muss bis zu den ersten Konzilien, den Kirchenvätern und in die hl. Schrift reichen (oder letztere zumindest nicht widersprechen).

 

Meiner unmaßgeblichen Meinung nach treffen diese Kriterien nur sehr bedingt auf die Dogmen seit 1854 zu.

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...

Sprich - jedes "fehlerhafte" Dogma würde das Unfehlbarkeitsdogma kippen -> Glaubenskrise

...

Gibt es dieses Dogma nicht erst seit dem späten 19 Jhd.? Dann muss doch die Kirche andere Wege gehabt haben, um Glaubenskrisen zu vermeiden.

 

Ich komm nicht drauf ... :lol:

Ohne Unfehlbarkeitsdogma würde diese Möglichkeit der persönlichen Glaubenskrise nicht existieren, weil es dann nichts gäbe, wozu ein "fehlerhaftes" Dogma in Widerspruch treten könnte.

 

Aber nun gibts das Unfehlbarkeitsdogma und daraus ergibt sich ein sehr sehr hoher Anspruch an die geistige Flexibilität :)

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Wie geht Ihr mit Zweifeln um, bei Dingen, die für Euch einfach nicht glaubbar sind?

Ich stelle mir selber die These vor Augen, daß ich mich täuschen könnte.

 

Und ich stelle mich dann ins Vertrauen.

 

Gott, ich versteh das nicht, und kann das nicht glauben. Jetzt nicht.

Vielleicht später mal, aber jetzt... kann ich das nicht glauben.

Führe mich.

 

Manchmal... muss man diese Spannung aushalten.

 

 

Das ist eine völlig andere Haltung als: "Das versteh ich nicht, das ist falsch."

Letzteres hält sich für unfehlbar.

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