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Pilgern und Wallfahrten


OneAndOnlySon

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Hallo liebes Forum,

 

heute sind es noch 11 Tage, bis ich mich auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela mache. Ich werde in Burgos starten und dann zu Fuß nach Santiago, zum Grab des Apostels Jakobus und hoffentlich noch weiter bis nach Finisterre wandern. Alles in allem so ca. 600 km.

 

Die Idee zu dem ganzen kam mir schon vor einigen Jahren. Damals wusste ich aber weder, wo Santiago liegt, noch wo der Weg dorthin langführt und was das mit dem Pilgern eigentlich auf sich hat. Ich hatte nur von dem Jakobsweg gehört, den viele tausend Menschen jedes Jahr gehen und es schon seit über 1000 Jahren tun.

Dann haben mir meine Eltern ein Buch über den Jakobsweg zu Weihnachten geschenkt und damit war die Sache eigentlich auch schon beschlossen.

 

Jetzt, so kurz vor Beginn meines Weges, frage ich mich immer häufiger, wieso ich eigentlich auf den Jakobsweg gehe, wie ich darauf gekommen bin und was ich mir davon erwarte.

 

Der Jakobsweg hat ja etwas sehr symbolisches. Er geht von Osten nach Westen, der sinkenden Sonne entgegen, die irgendwann am (nach mittelalterlichem Verständnis) westlichsten Zipfel Europas im Meer untergeht. Damit symbolisiert der Weg unser eigenes Leben und unseren Tod. Am Ende des Jakobsweges aber, nachdem die Sonne im Meer versunken ist, dreht man sich wieder dem Osten zu, dem neuen Sonnenaufgang. Damit ist der Weg auch Sinnbild der Auferstehung, dass am Ende doch das ewige Leben steht.

 

Wie schaut das bei euch aus? Habt ihr Pilgererfahrung?

 

Gruß

 

Stefan

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Ich selber habe noch keinen Pilgerweg im eigentlichen Sinne gemacht.

 

Auf jeden Fall wünsche ich Dir...

...gutes Schuhwerk damit der Kopf nicht dauernd an schmerzenden Füsse denken muss und Du Deine Gedanken kreisen lassen kannst

...gutes Wetter damit Du fröhlich diesen Weg gehst

...gute Begegnungen mit anderen Pilgern um Austausch zu haben

...gute Begegnungen mit Dir selbst denn das ist auch immer schon ein Sinn von Pilgerfahrten gewesen

...alles in allem eine schöne und erfüllte Zeit!

 

Und bring uns bitte einen Reisebericht mit!!!!!

 

Liebe Grüsse. Astrid

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Ich wünsch Dir auch eine gute Reise!

 

Leider habe ich noch gar keine Pilgererfahrung. Vom Jakobsweg habe ich aber schon einmal gehört, letztens erst gabs eine Doku im Fernsehn. Gibt es denn auch noch andere alte Pilgerwege und wo finde ich Infos dazu?

 

Viele Grüße von

Kirisiyana

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Ich war schon öfter Wallfahren. Ganz oft nach Beuron... nach Rom, nach Assisi... booah, ich weiss schon gar nicht mehr alles....

 

beuron.jpg

 

Das heissteste war Kevelaer... da half vor lauter abends nur noch der Suff. Da fahr ich so schnell nicht mehr hin. Naja, wem es gefällt... für mich war es nichts. Ich würde gerne mal nach Lourdes. Hat da einer Erfahrung?

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Lourdes ist beeindruckend. Viele Hotels, Kommerzmeilen, aber nur bis zu einer gewissen Grenze, dann ist Schluß.

Die Krankenprozession, ich sage Dir, Kranke mit Hoffnung - eine schier endlose Schlange.

 

Ein echtes Wunder habe ich dort auch erlebt: Also beim Bad in der Gnadenquelle (engelgleiche Schwestern :) betreuen die Pilger) steigt man aus dem Wasser und kann sich unmittelbar danach - ohne sich abzutrocknen! - sofort das Gewand wieder anziehen, alles trocken!

Das mache mal einer nach, aus der Dusche steigen und sich sofort anziehen, wie der dann dasteht :lol:

Unglaublich, aber ich kanns bezeugen!

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Das heissteste war Kevelaer... da half vor lauter abends nur noch der Suff. Da fahr ich so schnell nicht mehr hin. Naja, wem es gefällt... für mich war es nichts. Ich würde gerne mal nach Lourdes. Hat da einer Erfahrung?

Ja was denkst du denn, wieso Kevelaer für die Kölner ein beliebter Wallfahrtsort ist (oder war). :lol:

In Lourdes konnten wir aber auch gut schlucken - und nicht nur Lourdwasser - und in Rom hat unser Jugendseelsorger die Küsterstochter nicht mehr erkannt. Waren das noch Zeiten! Gibt es eigentlich auch Wallfahrten mit religiösen Motiven?

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Ich wünsch Dir auch eine gute Reise!

 

Leider habe ich noch gar keine Pilgererfahrung. Vom Jakobsweg habe ich aber schon einmal gehört, letztens erst gabs eine Doku im Fernsehn. Gibt es denn auch noch andere alte Pilgerwege und wo finde ich Infos dazu?

 

Viele Grüße von

Kirisiyana

Vielen Dank Wattoo und Kirisiyana!! :lol:

 

Grundsätzlich gibt es schon noch andere alte Pilgerwege. Die drei im Mittelalter relevanten sind die Via Francigena nach Rom, der Weg nach Jerusalem und eben der Jakobsweg nach Sanitago de Compostela. Die Via Francigena ist derzeit im Wiederaufbau, es gibt aber kaum ausgeschilderte Routen und nur eine Hand voll Pilgerherbergen. Der Pilgerweg nach Jerusalem ist praktisch garnicht mehr gehbar.

Der Jakobsweg dagegen ist letztlich nicht nur ein Weg, sondern es gibt neben dem Hauptweg (Camino Frances) in Spanien noch viele Alternativrouten und Zubringer, auf denen es teilweise eine gute Infrastruktur an Wanderwegen, Pilgerbetreuung und Herbergen gibt.

Der Jakobsweg ist auch wesentlich älter als die Wege nach Rom und Jerusalem, denn er wurde schon im Altertum - weit vor Christi Geburt - gegangen. Es hat schon immer Europäer nach Westen, zum Ende der Welt gezogen und auf dem Weg dorthin wurde dann "zufällig" das Grab des Heiligen Jakobus "gefunden".

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Ich komme gereade vom Jakobsweg zurück - ich habe vom 24.08.-18.09. auf dem Weg ignatianische Pilgerexerzitien begleitet. 20 Tagesetappen von Burgos bis Santiago.

 

In Castilla y Leon sind die allermeisten Kirchen in den Dörfern zugesperrt, das wird in Galizien besser. Auf dem Weg begegnet man vielen Suchenden, die meisten wissen nicht so genau, warum sie auf dem Weg sind.

 

Ein "Tip" ist das kleine Benediktinerkloster in Rabanal del Camino, eine Filiale von St. Ottilien. Javier und Juan, die zwei spanischen Mönche, sprechen auch gut Deutsch.

 

In der Zeit, in der ich unterwegs war, war es wetterlich sehr gemischt: von 35°C in der Meseta bis 6°C Regen und Wind zwischen O Cebreiro und Palas de Rei. Ich denke, das mit dem Regen nimmt in Richtung Oktober noch zu. Dafür haben fast alle Herbergen in Galizien inzwischen Waschmaschien und Trockner.

 

Weitere Nachfragen beantworte ich auch gern per PM

 

Grüße,

Gouvernante

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In Elizarra gibt es eine von einem Stuttgarter Förderverein wiederaufgebaute und betreute Pilgerherberge.

Gerhard Raff (der Mundartdichter) hat das wesentlich mitfinanziert und verfügt, daß alle Württembergischen Landeskinder, die ein Gedicht von Schiller, Mörike oder

Uhland aufsagen können, dort kostenlos eine Nacht schlafen dürfen.

 

Also lern mal was, muß ja nicht die Glocke sein, hier wär was passendes von Uhland:

 

Bei einem Wirte, wundermild,

da war ich jüngst zu Gaste;

ein goldner Apfel war sein Schild

an einem langen Aste.

 

Es war der gute Apfelbaum,

bei dem ich eingekehret;

mit süßer Kost und frischem Schaum

hat er mich wohl genähret.

 

Es kamen in sein grünes Haus

viel leichtbeschwingte Gäste;

sie sprangen frei und hielten Schmaus

und sangen auf das beste.

 

Ich fand ein Bett zu süßer Ruh

auf weichen, grünen Matten;

der Wirt, er deckte selbst mich zu

mit seinem kühlen Schatten.

 

Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit,

da schüttelt' er den Wipfel.

Gesegnet sei er allezeit

von der Wurzel bis zum Gipfel

 

Werner

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In Elizarra gibt es eine von einem Stuttgarter Förderverein wiederaufgebaute und betreute Pilgerherberge.

Gerhard Raff (der Mundartdichter) hat das wesentlich mitfinanziert und verfügt, daß alle Württembergischen Landeskinder, die ein Gedicht von Schiller, Mörike oder

Uhland aufsagen können, dort kostenlos eine Nacht schlafen dürfen.

Also bisher hatte ich mich darauf gefasst gemacht, dass "Frühling läßt sein blaues Band" von Mörike ausreicht. Das kenn ich noch und im auswendig lernen war ich schon immer recht schlecht. Naja, je nachdem aus welchem Land der Hospitalero derzeit kommt, könnt ich sicher auch ein Stück aus der Stuttgarter Abfallverordnung zitieren... :lol:

 

@Gouvernante

 

Vielen Dank für die Infos. Ich bin mal gespannt, wieviele Herbergen im Oktober schon dicht sind und ob das mit unserer Wäsche so klappt. Bei Regen kann das schon ganz schön eng werden, wenn die Sachen nicht mehr richtig trocknen.

 

Bei den verschlossenen Kirchen kann man wohl meistens nach dem Schlüssel fragen aber das kostet natürlich jedes Mal viel Zeit. Dass die Kirchen zu sind, ist aber verständlich. Immerhin ist in Spanien die Diebstalrate in Kirchen sehr hoch.

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Die Herbergsmutter in La Faba (das ist diese Württembergherberge, siehe auch La Faba) ist vielleicht keine Deutsche, aber sie spricht exzellent Deutsch.

 

Das mit den Schlüsseln zu den Kirchen ist auch nicht immer ganz einfach, das Mißtrauen gegenüber irgendwelchen "Esoterikern" ist relativ hoch, und oft muß man den Pfarrer (der in der Regel nicht im Dorf wohnt) anrufen, damit er der Sakristanin das OK gibt...

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was war sooo negativ in Kevelaer?

Männer, die mit riesigen Kreuzen auf dem Rücken herumliefen, Prozession um die Kirchplatzbäume herum (in Schlangenlinien, immer hin und wieder zurück), hysterische Kampfbeterinnen, die mich aus meiner Bank vertrieben, weil sie dort sitzen wollten, ein Heiligtum voller Schmuckstücke (ich betrachte das Erkaufen von Gnadengaben als heidnisch) und Devotionaliengeschäfte, in denen man Kippel-Postkarten kaufen konnte, auf denen Jesus einmal die Augen aufhat, das nächste Mal blutüberströmt ist und sie schliesst....

 

:lol:

 

Für mich hat der Aufenthalt dort nichts gebracht. Aber das ist wohl bei allen Wallfahrtsorten so... manchen gefällts, anderen nicht.

 

Am abartigsten war wohl der blutüberströmte Heilige, der über meinem Bett im Gästezimmer des Priesterhauses hing. Gruselig....

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was war sooo negativ in Kevelaer?

Männer, die mit riesigen Kreuzen auf dem Rücken herumliefen, Prozession um die Kirchplatzbäume herum (in Schlangenlinien, immer hin und wieder zurück), hysterische Kampfbeterinnen, die mich aus meiner Bank vertrieben, weil sie dort sitzen wollten, ein Heiligtum voller Schmuckstücke (ich betrachte das Erkaufen von Gnadengaben als heidnisch) und Devotionaliengeschäfte, in denen man Kippel-Postkarten kaufen konnte, auf denen Jesus einmal die Augen aufhat, das nächste Mal blutüberströmt ist und sie schliesst....

 

:lol:

 

Für mich hat der Aufenthalt dort nichts gebracht. Aber das ist wohl bei allen Wallfahrtsorten so... manchen gefällts, anderen nicht.

 

Am abartigsten war wohl der blutüberströmte Heilige, der über meinem Bett im Gästezimmer des Priesterhauses hing. Gruselig....

hört sich für mich an wie Altötting..... Nur dass es dort statt der blutüberströmten Heiligen Sputnikmadonnas in allen Varianten zu kaufen gibt (--> Sputnikmadonna = Familienjargon für kitschige Madonnenstatuen, die auf Knopfdruck in allen Farben zu blinken anfangen, wie ein Sputnik eben....)

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Als ich als junges Mädchen zum ersten Mal in Vierzehnheiligen war, hat mich der ganze Devotionalienklimbim so geschreckt, dass ich noch heute um diesen Ort nach Möglichkeit einen weiten Bogen mache. Am schlimmsten empfand ich Bilder, auf denen vorn vorn die Nothelfer, von rechts Maria und von links Jesus (oder umgekehrt) zu sehen war. (Weiß der Himmel, wie man solche Bilder macht! :ph34r: )

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letzten Mittwoch haben wir mit der Gemeinde eine Pfarrwallfahrt zum Odilienberg im Elsass gemacht. Ausser dass die Landschaft wunderschön, dass Mittagsessen 2 1/2 Stunden gedauert hatte, war es für mich ein sehr tiefes spirituelles Erlebnis das ich dort erfahren konnte.

 

Die Sehnsucht nach Gott, seine brennende Liebe zu erfahren, den Alltagstrott zu entreissen und ihm näherzukommen, ist immer wieder ein bewegendes Erlebnis, dass man im Alltag so nicht immer bekommen kann.

 

Besonders hat mich die Biographie der heiligen Odilia(Tochter des Lichts) fasziniert. Bei der Taufe wurde sie von ihrer Blindheit geheilt. Sie selbst heilte mit Gottes Hilfe einen Bettler von seiner Blindheit. Sie half zeitlebens unermüdlich den Kranken und Schwachen. Ein Vorbild für alle Gläubigen.

 

Info zur heiligen Odilia hier und hier

 

Geschichte hier

bearbeitet von tomlo
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Ich war vor 14 Tagen in Lourdes - im Rahmen unserer Bistums-Zugwallfahrt mit Krankenbeteiligung. Die Tage waren einfach so wunderschön und intensiv, ein absolutes Geschenk. Kaum waren wir nach 24stündiger Zugfahrt in Lourdes angekommen, habe ich mich wieder richtig "zuhause" gefühlt, alles war mir noch so vertraut vom letzten Mal. Die Atmosphäre dieses Ortes lässt sich einfach nicht mit Worten beschreiben. Insbesondere an der Grotte kommt es mir so vor, als würden sich Himmel und Erde berühren. Zusammen mit einer Freundin bin ich jede Nacht zur Grotte gegangen. An einem Abend waren wir beide dort sogar ganz alleine, es hat draußen ein bißchen geregnet. Und da sind wir in die Grotte hinein gegangen und haben uns an den Fels gelehnt. Es war ein ganz seltsames Gefühl - dort strömen jeden Tag Abertausende Menschen mit ihren Gebetsanliegen vorbei und versuchen, diesen Felsen zu berühren, und wir hatten diesen Ort ganz für uns allein. Es war naß und kalt, windig und dunkel (die Kerzen waren alle durch den Regen ausgegangen) und eigentlich ganz furchtbar ungemütlich, aber wir haben uns einfach nur wohl und geborgen gefühlt. Über eine Stunde standen wir da, und als wir das erste Mal wieder auf die Uhr schauten, war es schon fast 2 Uhr nachts. In diesen nächtlichen Stunden an der Grotte bin ich irgendwie nach langer Zeit mal wieder richtig zur Ruhe gekommen. Nichts war da, was mich ablenkte, es war fast so eine Art "Alleinsein mit Gott". Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten. :lol:

 

Und dann gab es natürlich auch die "großen Momente" - die Sakraments- und Lichterprozessionen und die feierlichen Gottesdienste. Und den Aspekt des Feierns, der ja unbedingt zu einer "richtigen" Wallfahrt dazugehört, haben wir natürlich auch nicht vernachlässigt :ph34r:

 

Übrigens - ich weiß nicht, wie es den anderen Lourdes-Pilgern geht - die viel verschrieenen Andenkenläden stören mich nicht die Bohne. Ich finde es eher lustig, sich die ganzen verrückten Souvenirs anzuschauen, und sobald man den "Heiligen Bezirk" betritt, ist man ja vor diesen Geschmacklosigkeiten sicher.

 

Falls es euch interessiert: hier sind einige Wallfahrts-Fotos veröffentlicht!

 

Liebe Grüße

Schäfchen

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