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Habt Ihr schon einmal meditiert


ekuh

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Hallo Ralf,

 

Verleugne Dein Selbst.

Verleugne dich selbst.

 

Verleugne, was du hast  (denkst zu haben).

Verleugne, was du bist  (denkst zu sein).

 

Zwei interessante Sichtweisen

Allerdings sollte man mit Ergänzungssätzen ("um erneuert zu werden" o.ä.) vorsichtig sein. Es sei denn, es handelt sich um einen Kommentar.

 

Will jemand mir nachfolgen, der verleugne sich selbst...

 

(abneget semet ipsum / aparnäsastho  heauton)

 

Vielleicht ergibt sich der Sinn aus dem Kontext? Vielleicht ist beides gültig.

Wie verstehst Du "verleugne dich selbst"?

 

 

 

:gassho

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Wie ich das verstehe?

 

Es geht bei der Selbstverleugnung vor allem darum, sich einzugestehen, dass das "Ich weiß selbst am besten, was richtig für mich ist" nicht so ganz korrekt ist.

 

Sich selbst verleugnen heißt, seinen Willen auf das Höhere auszurichten, weg von der bloßen Erfüllung von Trieben und angeblichen Notwendigkeiten hinzu der Entdeckung und schrittweisen Verwirklichung der ureigenen Berufung, eine Berufung, die sonst niemand(! - u.a. daher bleibt auch immer ein Selbst) im Sinne Gottes erfüllen kann.

 

Ich glaube, dass sich das wahre Menschsein in jedem und jeder erst nach Ausrichtung auf Gott entfaltet. So ist auch meine Erfahrung.

 

Das Selbst soll verwandelt werden, aber als wichtigstes Gut angenommen. Gott hat nicht nur ein Selbst, er ist das Selbst (=Sein) schlechthin. Er hat Menschennatur angenommen und unser Menschsein dadurch "geadelt".

 

Die Verwandlung soll nun darin bestehen, dass Gott "in uns wohnen" kann (ich liebe diesen Ausdruck bei Joh 14,23). Unser Selbst dazu zu bereiten, ist die Aufgabe eines jeden Christen. Dieses Haus (Selbst) soll nicht abgerissen werden, sondern verschönert. Und der "Einzug" Gottes (mit Sack und Pack) bedeutet nicht Fremdbestimmung, sondern Bestimmung.

 

Soweit mal so gerade niedergeschrieben.

 

Paz y bien,

Ralf

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Hallo Tso Wang,

obwohl du mich nicht danach gefragt hast, will ich dir doch schreiben, was ich meine mit "sich selbst verleugnen".

Gott hat sich selbst irgendwie in uns hineingelegt. Das ist sozusagen unsere Geburtsurkunde, manche sagen, das ist das Höhere Selbst, oder unsere wahrer Wesenskern, "der, der wir wirklich sind", die Christen nennen es "Christus in uns".

Wir glauben jedoch von Gott und damit von Christus (also von unserem eigentlichen SELBST, das z.B. heilig und reine Liebe ist) getrennt zu sein, und haben unsere eigene Identität kreiiert (das Ego): Wir sind selbst wer und brauchen keinen Gott! Das ist aber nur eine Illusion, die uns auch nie und nimmer erfüllt (denn wir sind es ja gar nicht wirklich, wir glauben das höchstens zu sein). So leben wir an uns SELBST vorbei (in christlicher Terminologie wird man sagen: wir "sündigen" und wissen im Grunde nicht was wir tun).

Es geht darum, die Illusion des Ego also solche zu erkennen und abzulegen. Das ist aber gar nicht so einfach, es ist fast wie sterben. Aber dadurch finden wir uunser wahres SELBST erst wirklich und leben im Einklang mit dem was wir wirklich sind und wollen.

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Zitat von Jesusfreund am 22:46 - 2.Januar.2003

 

Ich glaube, dass Gott (auch der "christliche" ) das "Nichts" ist aus dem erst das "Alles" entstehen kann. Wäre er "irgendetwas", dann wäre er gleichzeitig irgendetwas nicht. Gott (auch der der Bibel) ist aber das alpha und das omega, also alles. Daher glaube ich auch gibt es das Gebot: du sollst dir kein Bild von Gott machen, weil jedes Bild sofort irgendetwas nicht sein kann und damit sofort falsch ist.


 

Dein Nichts ist aber prallgefüllt.

 

Christian

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Ich glaube, dass Gott (auch der "christliche" ) das "Nichts" ist aus dem erst das "Alles" entstehen kann. Wäre er "irgendetwas", dann wäre er gleichzeitig irgendetwas nicht. Gott (auch der der Bibel) ist aber das alpha und das omega, also alles. Daher glaube ich auch gibt es das Gebot: du sollst dir kein Bild von Gott machen, weil jedes Bild sofort irgendetwas nicht sein kann und damit sofort falsch ist.

 

Daher hatte die Juden auch im Innersten ihres Tempels hinter dem Vorhang "nichts", was die Römer übrigens überhaupt nicht verstanden, als sie 70 n. Chr.  den Tempel stürmten und wenigstens eine Statue oder sowas erwarteten. "Die Juden beten das "Nichts" an, verarschen sie uns oder was?"

 

Daher ist für mich die Begegnung mit dem unmanifestieren "Nichts", das doch gleichzeitig das "Alles" ist ,die Begnung mit Gott und gleichzeitig auch die Begegnung mit meinem Innersten. "ICH" bin der Raum in dem alles stattfindet (mein Denken, mein Erleben usw.) Es gilt nicht: "ich denke also bin ich", sondern "ich bin also denke ich". Und dieses ungreifbare, unmanifestierte "ich bin" hat sehr viel mit Gott zu tun ("ich bin der ich bin" ).

Daher kann Zenmeditation für den, dessen Weg das ist, sehr wohl einen Weg zum "lebendigen Gott" eröffnen. "Der Geist weht, wo er will". Allerdings darf man eben nicht vergessen, dass dieses "Nichts" im Kern "bedingungslose Liebe" ist, und dass es bei Liebe immer um Beziehung und nicht um Auflösung geht.

 

"Christus" ist für mich mein wahrer Wesenskern, der der ich wirklich bin, als der, der mich Gott geschaffen und gemeint hat, und durch den sich Gott in dieser Welt ausdrücken will (heilige, reine Liebe).


 

 

Hallo Jesusfreund

 

1) hinter dem Vorhang im jüdischen Tempel befand sich meines Wissens nach die Bundeslade.

 

2) Ich denke auch nicht, daß Gott nicht irgendwas, in dem von Dir verwendeten Zusammenhang, ist.

 

3) alpha und omega, ICH bin, der ICH bin da

Da sind wir eigentlich der gleichen Ansicht.

 

4) Christus = wahrer Wesenskern meinerselbst?

Ja, in gewisser Weise schon. "Christus in mir"

Aber Christus ist auch dieses menschgewordene Alpha und Omega, dieses Alles in Allem, dieser ICH bin, der ICH bin da, in Jesus.

 

Gruß mtoto

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Ich habe noch nie meditiert. Ich weiß auch nicht, ob ich dafür überhaupt geeignet bin. Deshalb mal eine grundsätzliche Frage an die Meditationserfahrenen:

 

Muß man in den folgenden Phrasen mehr als bloße Leerformeln ohne Sinn und Verstand sehen, wenn man meditieren will?

 

>> "Christus" ist für mich mein wahrer Wesenskern, der der ich wirklich bin, als der, der mich Gott geschaffen und gemeint hat, und durch den sich Gott in dieser Welt ausdrücken will (heilige, reine Liebe). << (Jesusfreund)

 

>> Aber Christus ist auch dieses menschgewordene Alpha und Omega, dieses Alles in Allem, dieser ICH bin, der ICH bin da, in Jesus. << (mtoto)

 

 

(Geändert von Cano um 11:36 - 4.Januar.2003)

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Zitat von Cano am 11:29 - 4.Januar.2003

Ich habe noch nie meditiert. Ich weiß auch nicht, ob ich dafür überhaupt geeignet bin. Deshalb mal eine grundsätzliche Frage an die Meditationserfahrenen:

 

Muß man in den folgenden Phrasen mehr als bloße Leerformeln ohne Sinn und Verstand sehen, wenn man meditieren will?

 


 

Nein.

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Zitat von Cano am 11:29 - 4.Januar.2003

Ich habe noch nie meditiert. Ich weiß auch nicht, ob ich dafür überhaupt geeignet bin. Deshalb mal eine grundsätzliche Frage an die Meditationserfahrerenen:

 

Muß man in den folgenden Phrasen mehr als bloße Leerformeln ohne Sinn und Verstand sehen, wenn man meditieren will?

 

>> "Christus" ist für mich mein wahrer Wesenskern, der der ich wirklich bin, als der, der mich Gott geschaffen und gemeint hat, und durch den sich Gott in dieser Welt ausdrücken will (heilige, reine Liebe). << (Jesusfreund)

 

>> Aber Christus ist auch dieses menschgewordene Alpha und Omega, dieses Alles in Allem, dieser ICH bin, der ICH bin da, in Jesus. << (mtoto)


 

... kommt drauf an wo du hin willst, Cano.

 

Solltest du dich in eine Wut auf Leerformeln und sinnlose Phrasen hineinsteigern wollen, ist es durchaus angebracht, bei Alpha und Omega alle Bilder von Autos von sich zu weisen, nicht auf ein Sinnieren über Aphabetisierung abzuschweifen sondern sich mit voller Konzentration auf die Dummheit der Menschen zu besinnen.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass du sehr erfolgreich meditieren kannst.

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Zitat von Jesusfreund am 20:37 - 3.Januar.2003

Wir glauben jedoch von Gott und damit von Christus (also von unserem eigentlichen SELBST, das z.B. heilig und reine Liebe ist) getrennt zu sein, und haben unsere eigene Identität kreiiert (das Ego): Wir sind selbst wer und brauchen keinen Gott! Das ist aber nur eine Illusion, die uns auch nie und nimmer erfüllt (denn wir sind es ja gar nicht wirklich, wir glauben das höchstens zu sein). So leben wir an uns SELBST vorbei (in christlicher Terminologie wird man sagen: wir "sündigen" und wissen im Grunde nicht was wir tun).

Es geht darum, die Illusion des Ego also solche zu erkennen und abzulegen. Das ist aber gar nicht so einfach, es ist fast wie sterben. Aber dadurch finden wir uunser wahres SELBST erst wirklich und leben im Einklang mit dem was wir wirklich sind und wollen.

 


 

Das interessante ist, dass ein Buddhist dies fast genauso sagen wuerde. Ich beschaeftige mich recht viel mit Buddhismus und bin fasziniert, wie dieselben Wahrheiten dort in oft nur etwas anderer Sprache ausgesdrueckt werden.

 

So ein Gedanke: Wenn Gott existiert, muss dann nicht auch manch ein Buddhist auf seiner religioesen Suche Gott gefunden haben? Und wenn Gott eben unbescheiblich ist, wird ein Buddhist das Unbeschreibliche dann eben halt nur anders ausdruecken als ein Christ?

 

Ob ewiges Du, persoenlich, usw, ist das dann letzten Endes nicht nur unvollkommene Worte? Christen reden ja auch von Vereinigung mit Gott, da ist dann kein Ich mehr, sondern nur noch Du.

 

Fragend

Max

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Zitat von Ralf am 13:50 - 31.Dezember..2002

Ich habe mal sehr lange mit einem Schüler von Willigis Jäger OSB gesprochen, der, ehemals Franziskaner, sich wieder von der zenmeditation gelöst hat und sich hin zu einer Kontemplation nach dem Vorbild von Meister Eckhart und Teresa von Ávila orientiert hat. Wir kamen darin überein, dass es nicht möglich ist, einen Zenbuddhismus zu leben, ohne Christus aus dem Mittelpunkt zu verdrängen.

 

Warum soll ein Jesusgebet nicht zum mystischen Christentum führen? Die Ostkirche macht es uns seit Jahrhunderten vor.

 

Und was wird in Dietfurt nicht angeboten? Eine Hinführung zum Jesusgebet.

 

Paz y bien,

Ralf

 


 

Hallo Ralf,

 

Deinem Beispiel stehen viele entgegen, bei denen die Zenpraxis Jesus gerade wieder in die Mitte bringt. Bei vielen ist die Zenpraxis genau das Jesusgebet und viele habe durch Zen zu ihrem christlichen Glauben zurueckgefunden. Es muss halt jeder seine Praxis finden. Es ist aber halt einfach faszinierend, dass Meditationsmethoden in verschiedenen Religionen so aehnlich sind. Das muss doch etwas bedeuten. Das muss doch auf dieselbe Wirklichkeit hindeuten.

 

Interessanterweise scheint Willigis Jaeger sich mehr auf Kontemplationskurse zu konzentrieren. Das traurige nur ist, dass die Kirche der Meditation/Kontemplation generell so skeptisch eingestellt ist. Dabei ist es gerade das, was so viele heute suchen. Wenn die Kirche da nicht ihre eigenen Traditionen belebt, ist es kein Wunder wenn so viele bei irgendwelchen Esoterikgruppen landen.

 

Die offiziellen Vorwuerfe an Willigis Jaeger scheinen mir nur Vorwand. Ob Gott als ewiges Du, oder nicht, das sind "detailfragen" ueber die man sicher reden kann. Das wichtige ist das Leute nach solch einer meditativen Praxis suchen.

 

max

 

PS: In Dietfurt wird auch christliche Kontemplation angeboten.

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Dss in Dietfurt auch christliche Kontemplation angeboten wird, weiß ich. Nur steht das in keinem quantitativen Zusammenhang mit Zen, und das Jesusgebet wird dort überhaupt nicht angeboten. Zen ist was anderes. Und zwar grundsätzlich.

 

Dass die Meditationsformen so ähnlich sind, heißt meiner Meinung nach nicht, dass sie auf dasselbe hinweisen, sondern dass sie am ehesten der Natur des Menschen entsprechen. Die Menschheit hat eben empirisch gefunden, dass diese Art des Gebetes besonders "günstig" ist.

 

Wieso hälst Du die offiziellen Vorwürfe nur für Vorwand? Kennst Du sie so gut? Kennst Du auch die kirchliche Lehre zu den einzelnen Punkten so gut? Wenn Du mir das aufzeigen könntest, wäre ich geneigt Dir zu glauben. Pauschalverurteilungen aber nicht.

 

Und wenn Du die Kernfragen als "Detailfragen" abtust, dann wird's problematisch. Denn es geht in der Meditation eben nicht um ein Seelensauna, um wohliges beten, sondern um Gottesbegegnung. Die ist in der Tat sehr wohlig, aber Gott ist das Ziel, der ewig andere.

 

Und wenn Christen von einer Vereinigung(!) mit Gott reden, dann haben sie nämlich schon das christliche Verständnis der Mystik verlassen. Es geht nicht um eine Vereinigung, um die Auflösung des selbst, sondern um ein bräutliches Verhältnis, um Teilnahme am Hochzeitsmahl.

 

Paz y bien,

Ralf

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Tut mir leid, die Formatierung ist etwas kaputt hier


in Dietfurt auch christliche Kontemplation angeboten wird, weiß ich. Nur steht das in keinem quantitativen Zusammenhang mit Zen, und das Jesusgebet wird dort überhaupt nicht angeboten. Zen ist was anderes. Und zwar grundsätzlich.

 

Nun, jeder Ort muss seine Schwerpunkte haben und kann nicht alles anbieten. Niklas Brantsche schrieb, dass das Lasalle-Haus anfangs schlecht ging, weil es alles anbieten wollte.

 

Ein Grund ist halt auch, dass die Zenschule--das Wort bedeutet ja Meditation--sich nur auf Meditation konzentrierte, und eben wirklich ein Experte in Meditation ist. Da die Christen ihre Meditation etwas vernachlaessigen, ist es klar, dass man hier viel lernen kann.

 


Dass die Meditationsformen so ähnlich sind, heißt meiner Meinung nach nicht, dass sie auf dasselbe hinweisen, sondern dass sie am ehesten der Natur des Menschen entsprechen. Die Menschheit hat eben empirisch gefunden, dass diese Art des Gebetes besonders "günstig" ist.


 

Es geht ja darum die Gegenwart Gottes zu erfahren, und das was diese Methoden tun, ist Dich ins Hier und Jetzt zurueckzubringen, anstatt dauernd in Tagtraeume wegzulaufen. Wenn es dieselben Methoden sind, muesste die resultierende Erfahrung dieselbe sein. Das wuerde fuer mich zumindest Sinn machen. So argumentieren einige, auch katholische Meditationslehrer.

 

Wieso hälst Du die offiziellen Vorwürfe nur für Vorwand? Kennst Du sie so gut? Kennst Du auch die kirchliche Lehre zu den einzelnen Punkten so gut? Wenn Du mir das aufzeigen könntest, wäre ich geneigt Dir zu glauben. Pauschalverurteilungen aber nicht.

 

Na ja, wenn wir alle jede Behauptung hier wissenschaftlich hinterlegen muessten, koennten wir alle wenig sagen.  Ok, ich gestehe, es ist reine Vermutung. Aber da die Kirche halt solchen Dingen skeptisch gegenueber ist, schien's mir so. Selbst der jetzt akzeptierte Enomiya-Lasalle war in seiner Zeit schwer unter Verdacht.

 

Der Hauptvorwurf war wohl, dass eben Gott immer nur ein "Du" bleiben kann. Mir scheint, dass das ein theoretisches Problem ist. Eine Gotteserfahrung ist unbeschreibbar, und Versuche das in Worte zu fassen sind unvollkommen. Ich denke, die Gegensaetze zwischen Jaeger's und der Kirche's Standpunkten lassen sich aufloesen. Grund ist, dass Buddhisten aehnliche Paradoxa behandelt haben, und dafuer recht interessante Antworten gefunden haben.

 

Was die Antwort ist, weiss ich nicht, aber es waere schoen gewesen, wenn es mit Jaeger mehr eine Auseinandersezting anstatt ein Redeverbot gegeben haette...

 

max

 

(Geändert von Max um 21:25 - 4.Januar.2003)

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"Man kann nicht sagen, daß es ist, und man kann nicht sagen, daß es nicht ist.

Man kann nicht sagen, daß es ist und nicht ist,

und man kann auch nicht sagen, daß es weder ist noch nicht ist."

Buddha

 

Folgendes Gespräch ist überliefert:

 

"

Frage: Welches ist der Weg und wie muß man ihm folgen?

Antwort: Was für ein Ding glaubst du ist der Weg, daß du ihm folgen möchtest?

F: Welche Anweisungen haben die Meister allerorten für die Dhyã-Übung und das Studium der Dharma-Lehre gegeben?

A: Worte, die die Stumpfsinnigen anziehen sollen, sind nicht vertrauenswürdig.

F: Wären diese Lehren für die Stumpfsinnigen gemeint, dann sagt mir, welcher Dharma den wirklich geistig Begabten gelehrt wurde?

A: Wenn es wirklich geistig Begabte gibt, wo fänden sie Menschen, denen sie folgen könnten? Suchen sie im eigenen Inneren, dann finden sie nichts Greifbares. Wieviel weniger finden sie anderswo einen Dharma, der ihrer Aufmerksamkeit wert wäre? Suche nicht nach dem, was Prediger den Dharma nennen, denn was für ein Dharma könnte DAS schon sein.

F: Wenn es sich so verhält, sollten wir dann überhaupt etwas suchen?

A: Wenn du dies zugibst, würdest du dir eine Menge geistiger Anregung sparen.

F: Auf diese Weise aber würde alles ausgeschaltet. Es kann doch nicht einfach nichts geben?

A: Wer nennt es Nichts? Wer ist dieser Bursche? Aber du wolltest nach etwas SUCHEN.

F: Wenn kein Suchen notwendig ist, warum behauptet Ihr dann zugleich, daß nicht alles ausgeschaltet ist?

A: Nichts suchen heißt gelassen bleiben. Wer hat dir gesagt, du solltest alles ausschalten? Blicke auf die Leere vor deinen Augen. Wie kannst du sie hervorrufen oder ausschalten?

F: Wenn ich diesen Dharma erreichen würde, gliche er der Leere?

A: Tag und Nacht habe ich dir erklärt, daß die Leere beides ist: Einheit und Vielfalt. Ich habe dir dies als vorübergehende Hilfsmittel gesagt, aber du machst Begriffe daraus.

F: Meint ihr damit, daß wir keine Begriffe bilden sollten, wie dies die Menschen gewöhnlich tun?

A: Ich habe es dir nicht verboten, aber Begriffe sind mit den Sinnen verbunden. Und wenn Gefühle eintreten, ist die Weisheit ausgeschlossen.

F: Dann sollten wir alle Gefühle in bezug auf den Dharma vermeiden?

A: Wenn keine Gefühle stehen, wer kann dann behaupten, du habest recht?

F: Warum sprecht Ihr, als irrte ich in allen Fragen, die ich Euer Ehrwürden stelle?

A: Du bist ein Mensch, der nicht versteht, was man ihm sagt. Was soll all dieses Gerede von Irrtümern.

F: Bisher habt Ihr alles widerlegt, was gesagt wurde, aber nichts getan, um den wahren Dharma aufzuzeigen.

A: Im wahren Dharma gibt es keine Verwirrung, du aber rufst solche durch deine Fragen hervor. Was für einen »wahren Dharma« kannst du suchen wollen?

F: Da meine Fragen zu Verwirrung führen, was würden Euer Ehrwürden mir raten?

A: Betrachte die Dinge so, wie sie sind, und höre nicht auf andere Menschen. Es gibt solche, die wie wilde Hunde alles anbellen, was sich bewegt, die selbst bellen, wenn der Wind durch Gras und Blätter streift.

 

Niemals hat unser Zen-Lehre, seit sie zuerst übermittelt wurde, gesagt, daß die Menschen nach Gelehrtheit streben oder sich Vorstellungen machen sollten. »Den Weg erforschen« ist nur eine Redensart. Es ist ein Mittel, um auf frühen Entwicklungsstufen das Interesse der Menschen zu wecken. Tatsächlich ist der Weg nichts, das erlernt werden kann. Lernen führt zum Festhalten an Begriffen, und dies ist ein völliges Mißverständnis des Weges. Überdies ist der Weg nicht etwas, das gesonderte Existenz besitzt. Er heißt der Mahãyãna-Geist, der Geist, der nicht im Inneren, im Außen oder in der Mitte zu finden ist. In Wahrheit hat er nirgends einen Ort. Der erste Schritt ist, sich der auf Wissen gegründeten Begriffe zu enthalten. Dies ist nötig, weil du, selbst wenn du dem Weg der empirischen Methode bis zum äußersten Ende folgen würdest, auch dort noch immer nicht imstande wärest, den Geist aufzufinden. Der Weg ist geistige Wahrheit, ursprünglich ohne Namen und Bezeichnung. Nur weil die Menschen in ihrer Unwissenheit auf empirische Weise nach ihm suchten, erschien Buddha und lehrte sie, diese Methode der Annäherung aufzugeben. In der Befürchtung, daß niemand dies verstehen würde, wurde die Bezeichnung »Weg« gewählt. Diese aber darf euch nicht zu der gedanklichen Vorstellung eines Weges führen. So heißt es: »Wenn der Fisch gefangen ist, kümmert uns die Reuse nicht mehr.« Wenn Körper und Geist Unmittelbarkeit erreicht haben, ist der Weg gefunden und der Geist erfaßt. Shramana wird genannt, wer zur ursprünglichen Quelle aller Dinge vorgedrungen ist. Die Frucht der Shramana-Stufe wird erlangt, indem man allen Ängsten ein Ende macht; sie wird nicht durch Bücherwissen erlangt.

 

Wenn ihr eure Gedanken jetzt darauf richtet, den Geist zu suchen, indem ihr den Lehren anderer zuhört, und ihr dieses Ziel allein durch Lernen zu erreichen hofft, wann werdet ihr dann jemals Erfolg haben? Einige unter den Alten hatten einen scharfen Verstand. Kaum hatten sie die Lehre gehört, beeilten sie sich auch schon, alle Gelehrtheit abzutun. So wurden sie »die Weisen« genannt, »die durch Aufgeben des Lernens zum Verweilen im Unmittelbaren gelangten«. In unseren Tagen wollen die Menschen sich nur mit Wissen und Schlußfolgerungen vollstopfen und suchen überall nach Buchwissen. Dies nennen sie »Dharma-Praxis«. Sie wissen nicht, daß so viel Wissen und Schlußfolgerungen genau den entgegengesetzten Erfolg haben und nur Hindernisse aufrichten. Wenn du nur Wissensmengen anhäufst, gleichst du einem Kind, das durch zuviel Essen von Süßigkeiten Verdauungsstörungen bekommt. Alle, die den Weg entsprechend den Drei Fahrzeugen studieren, gleichen solchen Kindern. Mann könnte sie Menschen nennen, die unter Verdauungsstörungen leiden. Werden sogenanntes Wissen und Schlußfolgerungen nicht verdaut, dann werden sie zu Giften, denn sie gehören nur zur Ebene des Samsãra. Im Absoluten gibt es nichts dergleichen. Darum heißt es: »In der Waffenkammer meines Herrn gibt es kein Schwert der Soheit.« Alle Begriffe, die du in der Vergangenheit gebildet hast, müssen abgetan und durch die Leere ersetzt werden. Wo der Dualismus aufhört, dort ist die Leere, die der Schoß der Tathãgatas ist. Der Ausdruck »Schoß der Tathãgatas« besagt, daß dort nicht eine Haaresbreite von irgend etwas existieren kann. Darum hat sich der Dharmarãja (der Buddha), der jeden Gedanken einer objektiven Existenz niederriß, in dieser Welt manifestiert und gesagt: »Als ich bei Dïpamkara Buddha war, gab es auch nicht das kleinste Teilchen von irgend etwas, das ich hätte erreichen können.« Diese Worte sollen dein auf Sinneswahrnehmungen aufgebautes Wissen und deine Schlußfolgerungen entleeren. Nur wer jede Spur von empirischen Wissen abtut und aufhört, sich auf irgend etwas zu verlassen, kann ein vollkommen befriedetet Mensch werden. Die kanonischen Schriften der Drei Fahrzeuge sind Hilfsmittel für vorübergehende Anforderungen. Sie wurden gelehrt, um solchen Anforderungen gerecht zu werden, und sind deshalb von vergänglichem Wert und voll Unterscheidungen. Würde man dieses begreifen, dann bestünden keine Zweifel mehr darüber. Vor allem ist es wesentlich, nicht eine besondere, für eine bestimmte Gelegenheit passende Lehre zu wählen und diese, weil sie im Kanon aufgezeichnet ist, als unveränderlichen Lehrsatz aufzufassen. Und warum? Weil es in Wahrheit keinen unveränderlichen Dharma gibt, den der Tathãgata hätte predigen können. Anhänger unserer Schule würden dies bestimmt niemals behaupten. Wir wissen bloß, wie alle gedankliche Aktivität beruhigt und auf diese Weise die Gelassenheit erreicht werden kann. Wir beginnen gewiß nicht mit dem Nachdenken über die Dinge, um dann in Verwirrung zu enden.

 

F: Nach allem, was Ihr eben gesagt habt, ist der Geist Buddha; aber es ist nicht klar, welcher Geist gemeint ist mit diesem »Geist, der Buddha ist«.

A: Wie viele Arten Geist hast du?

F: Aber ist Buddha der gewöhnliche Geist oder der erleuchtete Geist?

A: Wo in aller Welt bewahrst du deinen »gewöhnlichen« und deinen »erleuchteten Geist« auf?

F: In der Lehre der Drei Fahrzeuge heißt es, daß es beide gibt. Warum leugnen dies Euer Ehrwürden?

A: In der Lehre der Drei Fahrzeuge wird deutlich erklärt, daß der gewöhnliche wie der erleuchtete Geist Täuschung sind. Du verstehst dies nicht. Alles Haften am Gedanken von der Existenz der Dinge ist ein Verwechseln des Nichtvorhandenen mit der Wahrheit. Wie sollten solche Begriffe nicht Täuschung sein? Da sie dies sind, verbergen die dir den Geist. Würdest du dich nur von Begriffen wie »gewöhnlich« und »erleuchtet« frei machen, dann würdest du sehen, daß es keinen anderen Buddha als jenen in deinem eigenen Geist gibt. Als Bodhidharma aus dem Westen kam, wies er nur darauf hin, daß die Substanz, aus der alle Menschen gebildet sind, Buddha ist. Du aber mißverstehst dies noch immer. Du haftest an Begriffen wie »gewöhnlich« und »erleuchtet«, indem du deine Gedanken nach außen richtest, wo sie wie Pferde herumspringen. Dies alles führt zur Verdunkelung deines Geistes. Darum sage ich dir, daß der Geist Buddha ist. Sobald Gedanken oder Gefühle aufsteigen, verfällst du dem Dualismus. Anfanglose Zeit und der gegenwärtige Augenblick sind das gleiche. Es gibt nicht dieses oder jenes. Diese Wahrheit verstehen, nennt man die vollkommene und unübertreffliche Erleuchtung.

F: Auf welche Lehre (Dharma-Grundregel) gründen Euer Ehrwürden dieses Wort?

A: Warum ein Lehre suchen. Sobald du eine Lehre hast, verfällst du dem dualistischen Denken.

F: Gerade eben sagtet Ihr, daß anfanglose Vergangenheit und Gegewart das gleiche seien. Was meint Ihr damit?

A: Nur wegen deines SUCHENS unterscheidest du zwischen beiden. Würdest du damit aufhören, wie könnte es dann noch eine Unterscheidung geben?

F: Wenn es keine Unterschiede gibt, warum habt ihr dann gesonderte Bezeichnungen gebraucht?

A: Hättest du nicht die Worte »gewöhnlich« und »erleuchtet« gebraucht, wer hätte sich dann um solche Dinge gekümmert! Ebenso wie diese Kategorien keine wirkliche Existenz besitzen, ist der Geist nicht wirklich »Geist«. Da aber beide, der Geist wie diese Kategorien in Wirklichkeit Täuschung sind, wo kannst du dann irgend etwas zu finden hoffen?

F: Täuschung kann uns den eigenen Geist verbergen, aber bisher habt Ihr uns nicht gelehrt, wie wir Täuschung loswerden können.

A: Entstehen wie Beseitigen der Täuschung sind beides Täuschungen. Diese wurzeln nicht in der Wirklichkeit, sondern bestehen nur durch dein dualistisches Denken. Wenn du nur aufhörtest, entgegengesetzten Begriffen wie »gewöhnlich« und »erleuchtet« anzuhängen, würde die Täuschung von allein aufhören. Wolltest du sie dann noch - wo auch immer - zerstören, würdest du entdecken, daß auch nicht eine Haaresbreite von irgend etwas zurückgeblieben ist, das du erfassen kannst. Dies ist die Bedeutung von: »Ich will mit beiden Händen loslassen. Dann werde ich gewiß Buddha in meinem Geist entdecken.«

F: Wenn es nichts gibt, was ich fassen kann, wie ist dann der Dharma übermittelt worden?

A: Es ist eine Übertragung von Geist zu Geist.

F: Wenn der Geist zur Übermittlung benutzt werden kann, warum sagt Ihr dann, daß auch der Geist nicht existiert?

A: Kein Dharma - welcher Art auch - empfangen, heißt geistige Übertragung. Das Begreifen dieses Geistes braucht keinen Geist und keinen Dharma.

F: Wenn es keinen Geist und keinen Dharma gibt, was bedeutet dann Übertragung?

A: Du hörst, daß Menschen von Geist-Übertragung sprechen und meinst, die sprächen von etwas, das man erhalten kann. Bodhidharma aber sprach:

 

Das Wesen des Geistes, recht verstanden,

Läßt sich durch Menschen nicht greifen noch vermitteln.

Erleuchtung läßt sich nicht erlangen,

Und der sie findet, sagt nicht, daß er weiß.

 

Würde ich dies auch erklären, du würdest es doch nicht verstehen.

"

(aus Huang-po, Der Geist des Zen; Fischer-Verlag, Frankfurt, 1997)

 

Habt Ihr schon einmal meditiert?

Ja

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Hallo,

 

Östliches - Westliches:

 

M.E. unterscheidet sich die westliche von der östlichen Anschauung dadurch, dass die westliche das Sein und die östliches das Nichts in den Mittelpunkt stellt. Letztlich gelangt man in beidem zum selben, der 'Schau' des Eigentlichen.

Denoch sehe ich zwischen Beidem einen wesentlichen Unterschied. Für einen Christen kann Gott nicht das Nichts sein. Vielmehr ist Gott die Fülle.

Ein christlicher Meditationsansatz solte das grundsätzlich berücksichtigen. Ein Leerwerden kann immer nur ein Leerwerden vor Gott bedeuten.

 

Noch ein Wort zu Willigis Jäger.

Ich kenne ihn und sein Haus St. Benedikt aus einer ganz anderen Perspektive als der des Teilnehmers oder Schülers. Einerseits ist es lobenswert, dass sich Willigis um Menschen bemühte, die jenseits und abseits des Glaubens stehen, sozusagen am Rande des Glaubens, und vielen von ihnen den Weg zurück in die Kirche ebnete. Andererseits kamen mir die Leute des Meditationszentrums immer etwas 'Besonders' vor. Sie blieben eine Randerscheinung aus kirchlicher Perspektive. Möglicherweise auch deshalb, weil Willigis sich selbst nicht weiter in der Mitte positionierte.

Die Haltung des Münsterschwarzacher Abtes ist m.E. nicht bewundernswert sondern selbstverständlich. Willigis gehört seit über 40 Jahren der Gemeinschaft von Münsterschwarzach an. Die Gemeinschaft (und nicht nur der Abt) hat ihn in seiner Suche, die ja auch schon Jahrzehnte geht, immer unterstützt. Sie hat sein Risiko mitgetragen. Und sie kann ihn nicht so einfach aus ihrem Schoß entlassen (das ist auch ordensrechtlich nicht ganz so einfach).

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Zitat von Ralf am 19:59 - 8.Januar.2003

Ha, Mat! Damit hast Du Dich geoutet! Willst DU uns nicht etwas über die Tischmanieren von Anselm Grün erzählen...


 

Hallo Ralf,

über deratige Vermutungen äußere ich mich in der Öffentlichkeit grundsätzlich nicht, weder positiv noch negativ,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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