Gabriele Posted September 20, 2006 Report Share Posted September 20, 2006 Liebe Forumsgemeinde, Erntedank steht an und mir stellt sich die Frage: Welchen Sinn hat Erntedank heute noch? Ich bin in einer sehr ländlich geprägten Gegend aufgewachsen. Da stellte sich die Frage nicht, da ich täglich mit Landwirtschaft, mit Säen, Auspflanzen, Hegen und Pflegen und Ernten zu tun hatte. Die Auswirkungen von schlechtem Wetter brauchte mir keiner zu erläutern, der Dank für eine gute Ernte war eine Selbstverständlichkeit. Aber inzwischen lebe ich in einer Großstadtgemeinde. Wie kann ich da (meinen) Kindern den Sinn von Erntedank nahebringen? Wenn die Ernte mal nicht so gut ausfällt, sind die Tiefkühltruhen noch mit der letzten Ernte gefüllt, werden die Regale durch Importe vom anderen Ende der Welt bestückt. Wie kann in einer solchen Situation das Fest "Erntedank" gefeiert werden? Welchen Sinn kann es für uns heute haben? Liebe Grüße, Gabriele Link to comment Share on other sites More sharing options...
Mariamante Posted September 20, 2006 Report Share Posted September 20, 2006 Erntedank wie er auch gefeiert wird, ist nicht nur auf die Früchte des Feldes, sondern zudem auf die "Früchte des Geistes" bezogen: Im Laufe eines Jahres erhalten wir von Gott so viele Gaben - oft ohne dass wir besonders dafür danken- dass wir anläßlich des Erntedankfestes für all die vielen Gaben Gottes danken dürfen, die uns geschenkt werden. Link to comment Share on other sites More sharing options...
OneAndOnlySon Posted September 20, 2006 Report Share Posted September 20, 2006 Der "Kern" des Dankens für die Ernte ist ja, dass Gott uns das gibt, was wir zum Leben brauchen. In der Landwirtschaft dankt man deshalb für die gute Ernte. Für uns Angestellte in anderen Berufen ist es der Verdienst, für den wir dankbar sein können und für die Menschen, die keine Arbeit finden (oder nicht arbeiten können) ist es die Unterstützung durch den Staat und Almosen, für die man Gott danksagen kann. Jetzt scheint es in unseren Arbeitsverhältnissen nicht so einleuchtend wie in der Landwirtschaft, dass man sich die "Ernte" nicht allein selbst verdient hat, sondern durch Gottes Schöpfung reich beschenkt wurde. Ein Blick auf diverse Untersuchungen und Berichte, wie schwer es heute ist, einen guten und erfüllenden Job zu finden und zu behalten, wie gering die Bildungschancen in vielen Gesellschaftsschichten sind und wie viele Menschen auf der Welt kein soziales Netz als letzten Rückhalt haben, lässt aber doch erkennen, dass wir nicht alles selbst beeinflussen können und vieles von glücklicher Fügung abhängt. Deshalb denke ich schon, dass auch wir Stadtmenschen, alle Handwerker, Künstler, Wissenschaftler, Kaufleute und Techniker, alle Arbeitssuchenden und Erwerbsunfähigen einen Grund haben Danke zu sagen. Eine solche Neuinterpretation des Festes "Erntedank" scheint mir auch wichtig, damit es nicht zur totalen Folklore wird. Gruß Stefan Link to comment Share on other sites More sharing options...
Gabriele Posted September 20, 2006 Author Report Share Posted September 20, 2006 "Früchte des Geistes" Wie würdest Du diesen Begriff Kindern erklären? Link to comment Share on other sites More sharing options...
Nursianer Posted September 20, 2006 Report Share Posted September 20, 2006 Ich würde Erntedank schon deshalb erklären, weil eine schlechte Ernte in unseren Breiten heute kein Problem mehr ist. Das aber ist keine Selbstverständlichkeit und die Kinder und wir alle tun gut daran, um dieses Geschenk auch zu wissen und es zu schätzen. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Gabriele Posted September 20, 2006 Author Report Share Posted September 20, 2006 Eine solche Neuinterpretation des Festes "Erntedank" scheint mir auch wichtig, damit es nicht zur totalen Folklore wird. Eben dieses finde ich so problematisch. Der traditionelle Erntedankkorb vor dem Altar ist doch in städtischer Umgebung reine Folklore. Gar, wenn er mit Ananas, Bananen und Kiwi bestückt wird. Aber welche Alternativen gibt es dazu? Die Gehaltsabrechnung in den Korb legen? Oder die Zeugnisse der Kinder? Link to comment Share on other sites More sharing options...
OneAndOnlySon Posted September 20, 2006 Report Share Posted September 20, 2006 Aber welche Alternativen gibt es dazu?Die Gehaltsabrechnung in den Korb legen? Oder die Zeugnisse der Kinder? Ja, warum denn nicht? Man kann doch im Voraus für verschiedene Gruppen einen Vertreter aus der Gemeinde auswählen, der zur Gabenprozession etwas vor den Altar legt. Zuletzt habe ich das beim Beauftragungsgottesdienst unserer diesjährigen Pastoralreferenten/-innen erlebt. Für jeden Beauftragten hat ein Mitglied seiner Gemeinde ein Symbol für seine Arbeit nach Vorne gebracht. Darunter war ein Fußball (für einen Jugendseelsorger), ein Terminplaner, ein Gotteslob und ein Notebook. Solche Dinge kann ich mir auch bei einer Dankprozession gut vorstellen. Gott hat mir ein Talent für die Informationstechnik geschenkt, das mich befähigt einen guten Beruf auszuüben und somit mein Auskommen zu sichern. Das symbolisiert die Packung DVD-Rohlinge, die ich zum Altar bringe. Wenn man die Gaben gut auswählt, dann kann man sie nach dem Gottesdienst - wie es in vielen Gemeinden bei den Obst- und Gemüsekörben üblich ist - auch verschenken. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Walter Posted September 20, 2006 Report Share Posted September 20, 2006 Liebe Forumsgemeinde, Erntedank steht an und mir stellt sich die Frage: Welchen Sinn hat Erntedank heute noch? Ich bin in einer sehr ländlich geprägten Gegend aufgewachsen. Da stellte sich die Frage nicht, da ich täglich mit Landwirtschaft, mit Säen, Auspflanzen, Hegen und Pflegen und Ernten zu tun hatte. Die Auswirkungen von schlechtem Wetter brauchte mir keiner zu erläutern, der Dank für eine gute Ernte war eine Selbstverständlichkeit. Aber inzwischen lebe ich in einer Großstadtgemeinde. Wie kann ich da (meinen) Kindern den Sinn von Erntedank nahebringen? Wenn die Ernte mal nicht so gut ausfällt, sind die Tiefkühltruhen noch mit der letzten Ernte gefüllt, werden die Regale durch Importe vom anderen Ende der Welt bestückt. Wie kann in einer solchen Situation das Fest "Erntedank" gefeiert werden? Welchen Sinn kann es für uns heute haben? Liebe Grüße, Gabriele Liebe Gabriele, Erntedank hat für mich auch den wichtigen Bezug, dass wir Gott für das Geschaffene danken und dabei ganz besonders unseren Blick auf die Früchte der Erde legen, die wir hier in Deutschland so selbstverständlich und zu jeder Zeit haben können. Dafür zu danken ist doch nicht schlecht. Die wenigsten Menschen arbeiten zwar direckt mit der Früchteerzeugung, die wir so selbstverständlich verzehren, doch alle brauchen diese Früchte um Leben zu können. Würde niemand mehr einen Weizen aussähen, könnte auch kein Weizen mehr geerntet werden. Den Menschen können wir auch danken, die dieses für uns tun, dabei wäre eine gerechte Bezahlung genauso wichtig. Ein Beispiel im Tauschgeschäft: Wenn ein Bauer ein Bier in einer Wirtschaft trinken will ca. 3 Euro dann muss er einen 10 Litereinmer voll Milch auf den Tressen stellen. Bier ist wertvoller als Milch äh von 10 Liter Milch schaden einem Menschen normalerweise weniger wie 10 Liter Bier. Ich trinke selber auch gerne Bier und war auch in der Milcherzeugung tätig. Walter Link to comment Share on other sites More sharing options...
Valentine Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Ich denke, dass das Erntedankfest unter den genannten Aspekten auch heute noch seinen Platz haben sollte. Bei uns werden traditionell Backwaren, Gemüse, Früchte, Wein und eine Ährenkrone vor dem Altar drapiert. Was ich sehr schade finde: das Zeug bleibt 2-3 Wochen dort liegen. Als ich mal bei einem Pfarrfamilienabend das Thema ansprach und vorschlug, die Sachen nach dem Gottesdienst zu verteilen oder anderweitig weiterzugeben, wurde ich ausgelacht Link to comment Share on other sites More sharing options...
Mariamante Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 "Früchte des Geistes" Wie würdest Du diesen Begriff Kindern erklären? Das, was wir nicht nur durch unsere Hände schaffen, sondern durch unsere Liebe. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Flo77 Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Als ich mal bei einem Pfarrfamilienabend das Thema ansprach und vorschlug, die Sachen nach dem Gottesdienst zu verteilen oder anderweitig weiterzugeben, wurde ich ausgelacht Den Herrschaften würde ich mal vorschlagen, einen Monat bei der Tafel zu helfen (oder mich mit dem für die 'Deko' Verantwortlichen kurzschließen und am Montag abräumen - fällt vmtl. eh keinem auf). Link to comment Share on other sites More sharing options...
Valentine Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 (edited) Als ich mal bei einem Pfarrfamilienabend das Thema ansprach und vorschlug, die Sachen nach dem Gottesdienst zu verteilen oder anderweitig weiterzugeben, wurde ich ausgelacht Den Herrschaften würde ich mal vorschlagen, einen Monat bei der Tafel zu helfen (oder mich mit dem für die 'Deko' Verantwortlichen kurzschließen und am Montag abräumen - fällt vmtl. eh keinem auf). Hihi, das wär was. Man könnte ja auch die vorhandenen Früchte durch Attrappen ersetzen Die Genießbarkeit dürfte nach 3 Wochen vergleichbar sein. Edited September 21, 2006 by Valentine Link to comment Share on other sites More sharing options...
Mariamante Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Zuletzt habe ich das beim Beauftragungsgottesdienst unserer diesjährigen Pastoralreferenten/-innen erlebt. Für jeden Beauftragten hat ein Mitglied seiner Gemeinde ein Symbol für seine Arbeit nach Vorne gebracht. Darunter war ein Fußball (für einen Jugendseelsorger), ein Terminplaner, ein Gotteslob und ein Notebook. In manchen Kirchen ist es üblich, dass die Erntegaben (Früchte des Feldes z.B.) nachher verteilt werden. Könnte man das bei Euch auch so machen- ich kenne da ein paar Leute, die ein Notebook gut brauchen könnten. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Flo77 Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 (edited) Als ich mal bei einem Pfarrfamilienabend das Thema ansprach und vorschlug, die Sachen nach dem Gottesdienst zu verteilen oder anderweitig weiterzugeben, wurde ich ausgelacht Den Herrschaften würde ich mal vorschlagen, einen Monat bei der Tafel zu helfen (oder mich mit dem für die 'Deko' Verantwortlichen kurzschließen und am Montag abräumen - fällt vmtl. eh keinem auf).Hihi, das wär was. Man könnte ja auch die vorhandenen Früchte durch Attrappen ersetzen Die Genießbarkeit dürfte nach 3 Wochen vergleichbar sein.Wachsfrüchte - damit wäre die Symbolik zwar völlig zum Teufel, aber immerhin müsste man sich nicht vorwerfen lassen, man würde Lebensmittel vergammeln lassen. (und man könnte sie nächstes Jahr wieder auflegen ...) Edited September 21, 2006 by Flo77 Link to comment Share on other sites More sharing options...
OneAndOnlySon Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 In manchen Kirchen ist es üblich, dass die Erntegaben (Früchte des Feldes z.B.) nachher verteilt werden. Könnte man das bei Euch auch so machen- ich kenne da ein paar Leute, die ein Notebook gut brauchen könnten. Du wirst es nicht glauben aber ich halte das nichtmal für die dümmste Idee. Die Erntegaben gehen bei uns nach dem Gottesdienst - wenn mich nicht alles täuscht - an ein Altenheim. Ich kann mir gut vorstellen, dass man - wenn man vorher den Bedarf von Kindergärten, Schulen, Altenheimen usw. abfragt - durchaus um höherwertige Spenden werben kann. Das Hauptproblem dabei ist die Jahreszeit. In der Urlaubszeit liegt ja meist sowohl die Gemeindearbeit als auch die Ansprechbarkeit von Familien und Firmen etwas brach. Da wird man bei jeder Anfrage auf den Herbst vertröstet oder erhält garkeine Antwort. Ein Vorteil einer solchen Aktion wäre jedoch, dass sie nicht im Spendenaufrufgewimmel der Vorweihnachtszeit untergeht. Ich glaube, ich werde das Thema mal bei uns im Kirchengemeinderat ansprechen für nächstes Jahr. Link to comment Share on other sites More sharing options...
OneAndOnlySon Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Wachsfrüchte - damit wäre die Symbolik zwar völlig zum Teufel, aber immerhin müsste man sich nicht vorwerfen lassen, man würde Lebensmittel vergammeln lassen. (und man könnte sie nächstes Jahr wieder auflegen ...) Ich sag nur Immergrad-Osterkerze... Link to comment Share on other sites More sharing options...
Flo77 Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Wachsfrüchte - damit wäre die Symbolik zwar völlig zum Teufel, aber immerhin müsste man sich nicht vorwerfen lassen, man würde Lebensmittel vergammeln lassen. (und man könnte sie nächstes Jahr wieder auflegen ...) Ich sag nur Immergrad-Osterkerze... Link to comment Share on other sites More sharing options...
Valentine Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Wachsfrüchte find ich besser, als echte vergammeln zu lassen. Bei der Osterkerze ließe ich aber auch nicht mit mir reden. "Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet", nicht aus Plastik (wobei die heutigen Osterkerzen aus Stearin sind, oder?!) Link to comment Share on other sites More sharing options...
kam Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Die Frage ist, ob man beim Erntedank den Schwerpunkt auf Früchte der Erde oder auf Früchte der Arbeit legt. Bei Feldarbeit fallen beide Aspekte zusammen, beide gibt es aber nur auf Grundlage der guten Schöpfung Gottes und seiner Gnade. Mir scheint vor dem Hintergrund der aktuellen Probleme mit der Lebensmittelerzeugung auch in einer Stadt der Dank für ausreichende, gesunde und hygienische Lebensmittel keineswegs veraltet. Geld kann man nicht essen. Der Umgang mit im Gottesdienst verwendeten Lebensmitteln sollte schon ehrfürchtig sein, die spätere Entsorgung als Dekomaterial ist unmöglich. Bei uns gingen die Sachen früher an eine Klosterküche für die Armen. Die Schwestern lassen heute kochen und das Unternehmen darf aus hygienischen Gründen diese Lebensmittel nicht einsetzen. Also verteilen wir sie nach der Hl. Messe an Gemeindemitglieder. Bei vernünftiger Auswahl und Portionierung klappt das. Ganz schlecht: Kürbisse! Grüße, KAM Link to comment Share on other sites More sharing options...
Maple Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Bei uns verteilen die Kinder nach dem Gottesdienst die Gaben und haben sehr viel Spaß dabei. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Walter Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Bei uns verteilen die Kinder nach dem Gottesdienst die Gaben und haben sehr viel Spaß dabei. super und nichts vergamelt und verfault und die Kinder finde es bestimmt toll, Geschenke Gottes an die Menschen zu verteilen. Kinder geben uns alten eine Geschenk von Gott, gefällt mir muss ich mir merken für die Zukunft. Walter Link to comment Share on other sites More sharing options...
Valentine Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Ganz schlecht: Kürbisse! Ich sach nur: Herbstdekoration Link to comment Share on other sites More sharing options...
Maple Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Ganz schlecht: Kürbisse! Ich sach nur: Herbstdekoration Also ich habe immer gern einen Kürbis genommen. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Gabriele Posted September 21, 2006 Author Report Share Posted September 21, 2006 Ganz schlecht: Kürbisse! Ich sach nur: Herbstdekoration Also ich habe immer gern einen Kürbis genommen. Meine Kinder halten Kürbisse auch für reine Dekoration. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Maple Posted September 21, 2006 Report Share Posted September 21, 2006 Ganz schlecht: Kürbisse! Ich sach nur: Herbstdekoration Also ich habe immer gern einen Kürbis genommen. Meine Kinder halten Kürbisse auch für reine Dekoration. Dann koche doch mal was leckeres davon. Link to comment Share on other sites More sharing options...
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