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Wahlempfehlungen von der Kirche


MichiF89

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Hallo,

ich habe gehört, dass es eine Zeit lang für die katholische Kirche üblich war Wahlempfehlungen auszusprechen - dies in der Regel für die Union. Ich wollte nun mal fragen, ob das so stimmt und wenn ja, ob es irgendwelche Außnahmen bei den Empfehlugen zu Gunsten anderer Parteien gab und warum man diese Praxis letzten Endes nicht mehr dürchführen wollte.

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Hallo,

ich habe gehört, dass es eine Zeit lang für die katholische Kirche üblich war Wahlempfehlungen auszusprechen - dies in der Regel für die Union. Ich wollte nun mal fragen, ob das so stimmt und wenn ja, ob es irgendwelche Außnahmen bei den Empfehlugen zu Gunsten anderer Parteien gab und warum man diese Praxis letzten Endes nicht mehr dürchführen wollte.

 

Wahlempfehlungen wurden gegeben, meiner Erinnerung nach für christliche Parteien (oder für Parteien, die die christlichen Werte vertreten oder so ähnlich, aber jeder wusste, was gemeint war).

 

Seit wann das nicht mehr der Fall ist (und nur noch aufgerufen wird, durch die Wahl an der Gestaltung des politischen Lebens teilzunehmen), weiß ich auch nicht. Lässt sich da unter "Wahlaufrufe der deutschen Bischöfe" nichts ermitteln? <_< Du hast sicher mehr Zeit zum Suchen als ich im Augenblick. :unsure:

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Hallo,

ich habe gehört, dass es eine Zeit lang für die katholische Kirche üblich war Wahlempfehlungen auszusprechen - dies in der Regel für die Union. Ich wollte nun mal fragen, ob das so stimmt und wenn ja, ob es irgendwelche Außnahmen bei den Empfehlugen zu Gunsten anderer Parteien gab und warum man diese Praxis letzten Endes nicht mehr dürchführen wollte.

 

Wahlempfehlungen wurden gegeben, meiner Erinnerung nach für christliche Parteien (oder für Parteien, die die christlichen Werte vertreten oder so ähnlich, aber jeder wusste, was gemeint war).

 

Seit wann das nicht mehr der Fall ist (und nur noch aufgerufen wird, durch die Wahl an der Gestaltung des politischen Lebens teilzunehmen), weiß ich auch nicht. Lässt sich da unter "Wahlaufrufe der deutschen Bischöfe" nichts ermitteln? <_< Du hast sicher mehr Zeit zum Suchen als ich im Augenblick. :D

Ich habe immer Parteien gewählt, die m.E. christlichen Werten am nächsten waren. Das war in den seltensten Fällen die Union. Hab ich die Wahlaufrufe falsch verstanden? :unsure:

romeroxav

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idR ruft die Kirche inzwischen auf, überhaupt wählen zu gehen...

 

sag ich doch!

 

 

 

Übrigens erinnere ich mich noch an die ersten Wahlen nach dem Krieg. Da waren (zumindest bei der Stadtratswahl, wo ja die Kandidaten persönlich bekannt waren) die Leute, die auf der CSU-Liste standen, in aller Regel aufrechte Christen, von denen manche in der NS-Zeit auch wegen ihrer Überzeugung erhebliche Schwierigkeiten hatten. Aber da haben sich die Zeiten sehr geändert....... :ph34r:

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1996 war ich Anfang Oktober in New York. In der Sonntagsmesse in der Kathedrale (St. Patrick?) predigte der Priester zum Matthäusevangelium mit der Gerichtszene. Hauptthema der Predigt war die anstehende Präsidentenwahl. Dabei reduzierte er ganze Entscheidung auf die Frage: was sagen die Kandidaten zur Abtreibung? und sagte klar, dass man als Katholik auf keinen Fall Bill Clinton wählen dürfe. Clou der Predigt war dann, dass er diese Wahlempfehlung mit der Gerichtsankündigung verknüpfte und sagte (ich hab´s noch deutlich im Ohr): "There is a judgement! There is the possibility to go to hell! remember it when you vote!"

 

Wahl"empfehlung" mit Höllenandrohung! Als ich die Kirche verließ, war ich gegenüber den deutschen Priestern und bischöfen um einiges milder gestimmt.

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Ich erinnere mich, dass in den Siebzigern noch »christliche« Wahlempfehlungen von der Kanzel herab gegeben wurden. Gewarnt wurde ausdrücklich vor der sozialistischen und kommunistischen Gefahr für die christliche Wertegesellschaft. Die damalige rot-gelbe Koalition war in den Augen der katholischen Kirche bedrohlich.

 

Grüße von Pelagius.

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Ich erinnere mich, dass in den Siebzigern noch »christliche« Wahlempfehlungen von der Kanzel herab gegeben wurden. Gewarnt wurde ausdrücklich vor der sozialistischen und kommunistischen Gefahr für die christliche Wertegesellschaft. Die damalige rot-gelbe Koalition war in den Augen der katholischen Kirche bedrohlich.

 

Grüße von Pelagius.

 

Hmm ... aber ich kann mir doch schon vorstellen, dass das ziemlich ärger mit der SPD gab - immerhin sind ja viele Sozialdemokraten zu damaliger Zeit (wie auch heute) gläubige Christen gewesen, zum Beispiel Erhard Eppler. Außerdem ist es auf der anderen Seite doch auch so gewesen, dass die CDU/CSU in vielen Punkten eben nicht christlich agierten - zum Beispiel wenn es um die Wiederbewaffnung ging.

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Ich erinnere mich, dass in den Siebzigern noch »christliche« Wahlempfehlungen von der Kanzel herab gegeben wurden. Gewarnt wurde ausdrücklich vor der sozialistischen und kommunistischen Gefahr für die christliche Wertegesellschaft. Die damalige rot-gelbe Koalition war in den Augen der katholischen Kirche bedrohlich.

 

Grüße von Pelagius.

 

Hmm ... aber ich kann mir doch schon vorstellen, dass das ziemlich ärger mit der SPD gab - immerhin sind ja viele Sozialdemokraten zu damaliger Zeit (wie auch heute) gläubige Christen gewesen, zum Beispiel Erhard Eppler. Außerdem ist es auf der anderen Seite doch auch so gewesen, dass die CDU/CSU in vielen Punkten eben nicht christlich agierten - zum Beispiel wenn es um die Wiederbewaffnung ging.

Nun, während die CDU im alten Zentrum eine ihrer wichtigsten Wurzeln besitzt/besaß, waren die Sozialdemokraten bis weit in die Nachkriegszeit hinein durch und durch von der alten Arbeiterbewegung geprägt - und die war antireligiös. Was allerdings nicht ausschließt, daß einzelne Mitglieder durchaus Christen sein konnten. Mein Ururgroßvater, gestorben Anfang der zwanziger Jahre, war gleichzeitig Lassalleianer (eine der beiden Vorgängerbewegungen der SPD) und gleichzeitig tiefgläubiger Lutheraner. Neben Gesangbüchern, seiner Bibel und diversen erbaulichen Traktaten und ernsthaften theologischen Büchern sind auch viele alte Broschüren mit Aufsätzen der Lassalle-Bewegung und der SPD auf uns gekommen. Eine davon trägt den Titel "Sozialismus und Religion" (stammt aus dem Jahre 1869) und enthält schon einleitend den Hinweis, daß man es bei der kirchlichen Bewegung der damaligen Tage mit keiner kleinen Bewegung zu tun habe, daß man aber weiterhin davon ausgeht, daß es genau wie Kirche und Religion selbst eine schädliche und sich hauptsächlich negativ auswirkende Erscheinung der Gesellschaft sei. Von diesen Grundüberzeugungen und ihren Resten trennte die SPD sich meines Wissens erst in den späten 50er bzw. 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.

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Eine davon trägt den Titel "Sozialismus und Religion" (stammt aus dem Jahre 1869) und enthält schon einleitend den Hinweis, daß man es bei der kirchlichen Bewegung der damaligen Tage mit keiner kleinen Bewegung zu tun habe, daß man aber weiterhin davon ausgeht, daß es genau wie Kirche und Religion selbst eine schädliche und sich hauptsächlich negativ auswirkende Erscheinung der Gesellschaft sei. Von diesen Grundüberzeugungen und ihren Resten trennte die SPD sich meines Wissens erst in den späten 50er bzw. 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts.

Im Godesberger Programm vom 15.11.1959.

 

Darin heißt es zu Staat und Religion:

Religion und Kirche

 

Nur eine gegenseitige Toleranz, die im Andersglaubenden und Andersdenkenden den Mitmenschen gleicher Würde achtet, bietet eine tragfähige Grundlage für das menschlich und politisch fruchtbare Zusammenleben. Der Sozialismus ist kein Religionsersatz. Die Sozialdemokratische Partei achtet die Kirchen und die Religionsgemeinschaften, ihren besonderen Auftrag und ihre Eigenständigkeit. Sie bejaht ihren öffentlich-rechtlichen Schutz.

 

Zur Zusammenarbeit mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften im Sinne einer freien Partnerschaft ist sie stets bereit. Sie begrüßt es, daß Menschen aus ihrer religiösen Bindung heraus eine Verpflichtung zum sozialen Handeln und zur Verantwortung in der Gesellschaft bejahen.

 

Freiheit des Denkens, des Glaubens und des Gewissens und Freiheit der Verkündigung sind zu sichern. Eine religiöse oder weltanschauliche Verkündigung darf nicht parteipolitisch oder zu antidemokratischen Zwecken mißbraucht werden.

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1996 war ich Anfang Oktober in New York. In der Sonntagsmesse in der Kathedrale (St. Patrick?) predigte der Priester zum Matthäusevangelium mit der Gerichtszene. Hauptthema der Predigt war die anstehende Präsidentenwahl. Dabei reduzierte er ganze Entscheidung auf die Frage: was sagen die Kandidaten zur Abtreibung? und sagte klar, dass man als Katholik auf keinen Fall Bill Clinton wählen dürfe. Clou der Predigt war dann, dass er diese Wahlempfehlung mit der Gerichtsankündigung verknüpfte und sagte (ich hab´s noch deutlich im Ohr): "There is a judgement! There is the possibility to go to hell! remember it when you vote!"

 

Wahl"empfehlung" mit Höllenandrohung! Als ich die Kirche verließ, war ich gegenüber den deutschen Priestern und bischöfen um einiges milder gestimmt.

Ende der sechziger gab es bei uns auch noch so 'ne Art Höllendrohung. Jedenfalls antwortete mein Großmutter auf die Frage, ob sie zur Wahl ginge, ganz aufgeschreckt: "Selbstverständlich. Wer nicht wählt, wählt schließlich SPD. <_< " Offensichtlich sind dann doch Einige Zuhause geblieben. Die Hölle brach über Deutschland herein. Willi Brandt wurde Kanzler. Schuld war bestimmt das Konzil!!!!! :unsure:

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1996 war ich Anfang Oktober in New York. In der Sonntagsmesse in der Kathedrale (St. Patrick?) predigte der Priester zum Matthäusevangelium mit der Gerichtszene. Hauptthema der Predigt war die anstehende Präsidentenwahl. Dabei reduzierte er ganze Entscheidung auf die Frage: was sagen die Kandidaten zur Abtreibung? und sagte klar, dass man als Katholik auf keinen Fall Bill Clinton wählen dürfe. Clou der Predigt war dann, dass er diese Wahlempfehlung mit der Gerichtsankündigung verknüpfte und sagte (ich hab´s noch deutlich im Ohr): "There is a judgement! There is the possibility to go to hell! remember it when you vote!"

 

Wahl"empfehlung" mit Höllenandrohung! Als ich die Kirche verließ, war ich gegenüber den deutschen Priestern und bischöfen um einiges milder gestimmt.

Ende der sechziger gab es bei uns auch noch so 'ne Art Höllendrohung. Jedenfalls antwortete mein Großmutter auf die Frage, ob sie zur Wahl ginge, ganz aufgeschreckt: "Selbstverständlich. Wer nicht wählt, wählt schließlich SPD. <_< " Offensichtlich sind dann doch Einige Zuhause geblieben. Die Hölle brach über Deutschland herein. Willi Brandt wurde Kanzler.

Schlimme Zeiten. Nur besser scheint es nicht geworden zu sein.

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Hallo,

ich habe gehört, dass es eine Zeit lang für die katholische Kirche üblich war Wahlempfehlungen auszusprechen - dies in der Regel für die Union. Ich wollte nun mal fragen, ob das so stimmt und wenn ja, ob es irgendwelche Außnahmen bei den Empfehlugen zu Gunsten anderer Parteien gab und warum man diese Praxis letzten Endes nicht mehr dürchführen wollte.

 

In der letzten freien Reichstagswahl hat die RKK - wie meines Wissens an allen Reichstagswahlen zuvor - ihre Schäfchen versucht davon abzuhalten NSDAP zu wählen. Das war vorbildlich. NSDAP und DNVP bekamen in katholischen Gegenden weiterhin keine Mehrheit.

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Hallo,

ich habe gehört, dass es eine Zeit lang für die katholische Kirche üblich war Wahlempfehlungen auszusprechen - dies in der Regel für die Union. Ich wollte nun mal fragen, ob das so stimmt und wenn ja, ob es irgendwelche Außnahmen bei den Empfehlugen zu Gunsten anderer Parteien gab und warum man diese Praxis letzten Endes nicht mehr dürchführen wollte.

 

In der letzten freien Reichstagswahl hat die RKK - wie meines Wissens an allen Reichstagswahlen zuvor - ihre Schäfchen versucht davon abzuhalten NSDAP zu wählen. Das war vorbildlich. NSDAP und DNVP bekamen in katholischen Gegenden weiterhin keine Mehrheit.

danke
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