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Misstrauen gegenüber dem Verstande


Naviro

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Mir ist wohl nicht unbewusst, daß dieses Thema den einen oder anderen zu Beleidigungen einladen mag, und mir gleichsam nicht ganz unbewusst, daß vieles, was ich schreibe metertief im Argen liegt, aber : ist euch vielleicht das Gefühl oder die Idee bekannt, dem eigenen Verstande, und dem der Umwelt, d.h. dem der Allgemeinheit, sprich : den Dingen, die als wahr angenommen werden prinzipiell misstrauen zu müssen ?

 

Vor einigen Wochen, ich meine, es wären zwei gewesen, ich befand mich wie vom Elternhaus gewünscht im Schulunterricht, erzählte uns der Biologielehrer, dem ich - und im Nachhinein wundert mich das doch - aufmerksam zuhörte, irgend etwas von den Sternen, dem All, Mond, Sonne etc.pp, gab irgend welche Erklärungsmuster der Wissenschaft zum Besten, und ich fragte mich unweigerlich, ohne großes eigenes Zutun, wieso ich dem Lehrer eigentlich Glauben schenken sollte. Er könnte mir nämlich, so dachte ich mir, auch ganz andere Sache erzählen, und die würde ich gewiss, wie die Mehrheit meiner Klassenkameraden, ebenfalls glauben; er könnte dann sogar, genau das, was er uns gerade erzählte, diskreditieren ohne Ende, und wir würden es vermutlich glauben.

 

Daß wir das glauben würden, stand für mich eigentlich vollkommen ausser Frage, denn einige Monate zuvor, und ich vermute, diese Episode werde ich so schnell nicht vergessen, spielte sich, ebenfalls in der Schule, ebenfalls im Biologieunterricht etwas sehr interessantes ab; der Lehrer machte sich, gemeinsam mit einem unwesentlichen Teil der Klasse, über altertümliche Erklärungsversuche der Entstehung der Welt lustig - ja, lustig -, das fand ich persönlich nicht weiter schlimm, hielt es aber für ein wenig arrogant; er sagte so etwas wie ' damals haben die Leute alles geglaubt, wenn die und die Person irgend etwas kundtat . ', und ein Schüler meinte, ' die Leute damals waren ja auch dumm. ', und fügte bei ' heute ist das aber anders. Die Leute sind kritischer. '; der Lehrer gab ihm Recht, und zählte einige große Humanisten auf, die dem kritischen Denken Tür und Tor geöffnet hätten, wie er meinte. Er sah sich, daran bestand kein Zweifel, in der direkten Tradition dieser Leute. Ich sagte nichts, weil ich nicht mehr mit Lehrern diskutieren mag. Das wäre auch soweit nicht weiter erzählenswert; erzählenswert wurde es, weil wir- der Monolog vieler Stimmen zum Programmpunkt ' Dummheit der Menschen ' war beendet - vom eigentlichen Biologieunterrichten, wie so oft, sehr weit abdrifteten, und es später dann um das Lieblingsthema so vieler Lehrer ging, und zwar die angeblich so umfangreiche Arbeit, die sie tagein tagaus zu erledigen hätten, und die mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz ihres Tuns. Der Lehrer sagte gar, daß er manchmal bis zu sieben Stunden am Tag arbeitete, und desöfteren sogar Samstags etwas für die Schule tun müße, auf den Einwand eines scheinbar Wahnsinnigen, der sich erdreistete zu behaupten, Lehrer hätten dafür aber doch recht lange Ferien, reagierte er grummelig, und meinte, auch in den Ferien müsse man Arbeiten korrigieren, und so weiter und so fort; dann folgte ein weiterer Monolog, wohlwollende Meinungen wurde zugelassen, und am Ende klagten gut neunzig Prozent der anwesenden Schüler mit dem Lehrer über das Schicksals derjenigen, die den '' wichtigsten Beruf des Landes " ausübten.

 

Worauf ich hinaus möchte : ich weiß oft nicht, was und wem ich glauben soll, und inwieweit ich meinem eigenen Verstande Vertrauen schenken darf - meine Vorstellungen von dem, was mir wahr erscheint, und glaubwürdig, sind doch - jetzt mal ganz unabhängig von der Frage nach dem religiösen Glauben, den ich in gewisser Weise sicherlich gegen die Umwelt verteidige - stark vom Hier und Jetzt, und der allgemeinen Moral inspiriert, und es steht zu befürchten, daß das, was nun wahr erscheint, in Wirklichkeit gar nicht wahr ist, und das Kartenhäuschen der momentanen Vernunft irgend wann in sich zusammenfällt, bzw. das ist sogar sehr wahrscheinlich. Gerade, wenn wir uns einige Bibelstellen, die sich mit dem Zustand der Welt beschäftigen ( " Wir wissen, dass wir von Gott sind und die ganze Welt im Machtbereich des Bösen liegt " ) vor Augen halten, müssen wir doch sehr skeptisch sein, wenn wir das Wahre zu beurteilen versuchen; welche Stellen in der Bibel beschäftigen sich mit dem Thema, und der Frage, inwieweit man dem Verstand Glauben schenken darf?

Edited by Naviro
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finde Deinen Verstand,

und finde den Verstand in und von Anderen.

 

Nutze die Zeit des Lebens und des Lernens.

 

gruss

peter

 

 

 

Zum Bibel lesen: Lies Kohelet von Anfang bis Ende des Buches.

 

http://www.bibel-online.net/buch/21.prediger/1.html

 

/oben bei Kapitel weiterklicken ist sinnvoll

Edited by pmn
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Mir ist wohl nicht unbewusst, daß dieses Thema den einen oder anderen zu Beleidigungen einladen mag, und mir gleichsam nicht ganz unbewusst, daß vieles, was ich schreibe metertief im Argen liegt, aber : ist euch vielleicht das Gefühl oder die Idee bekannt, dem eigenen Verstande, und dem der Umwelt, d.h. dem der Allgemeinheit, sprich : den Dingen, die als wahr angenommen werden prinzipiell misstrauen zu müssen ?
Sicher dürfen wir der Vernunft und dem Verstand trauen - und jenen, die in ihrem Fachbereich Aussagen machen. Wenn jedoch z.B. Atheisten über Gott und den Glauben resümieren, darf man eine "gesunde Skepsis " haben.

 

Klassenkameraden, ebenfalls glauben; er könnte dann sogar, genau das, was er uns gerade erzählte, diskreditieren ohne Ende, und wir würden es vermutlich glauben.

Worauf ich hinaus möchte : ich weiß oft nicht, was und wem ich glauben soll, und inwieweit ich meinem eigenen Verstande Vertrauen schenken darf - meine Vorstellungen von dem, was mir wahr erscheint, und glaubwürdig, sind doch - jetzt mal ganz unabhängig von der Frage nach dem religiösen Glauben, den ich in gewisser Weise sicherlich gegen die Umwelt verteidige - stark vom Hier und Jetzt, und der allgemeinen Moral inspiriert, und es steht zu befürchten, daß das, was nun wahr erscheint, in Wirklichkeit gar nicht wahr ist, und das Kartenhäuschen der momentanen Vernunft irgend wann in sich zusammenfällt, bzw. das ist sogar sehr wahrscheinlich
Wie gesagt: Was die irdischen Dinge betrifft kann man jenen Vertrauen schenken ,die auf ihrem Gebiet Fachleute sind. Was Gott angeht, darf man jenen Vertrauen schenken, die sich in Bezug auf Gott als "Fachleute" erweisen. Für mich sind das z.B. manche Heilige.
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Hallo Naviro,

 

Ich glaube es gibt für uns Menschen viele offene Fragen. Aber dem Glauben nach ist Gott allwissend. Wenn wir nicht weiterwissen können wir Gott bitten "dein Wille geschehe".

Denn wissen wir wirklich was gut für uns ist? Kennen wir den Sinn unseres Lebens?

Ich denke wir Menschen haben einen begrenzten Verstand, aber das Gebet kann helfen diesen anzunehmen und dieser Wahrheit ins Auge zu schauen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Daniel

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Worauf ich hinaus möchte : ich weiß oft nicht, was und wem ich glauben soll, und inwieweit ich meinem eigenen Verstande Vertrauen schenken darf - meine Vorstellungen von dem, was mir wahr erscheint, und glaubwürdig, sind doch - jetzt mal ganz unabhängig von der Frage nach dem religiösen Glauben, den ich in gewisser Weise sicherlich gegen die Umwelt verteidige - stark vom Hier und Jetzt, und der allgemeinen Moral inspiriert, und es steht zu befürchten, daß das, was nun wahr erscheint, in Wirklichkeit gar nicht wahr ist, und das Kartenhäuschen der momentanen Vernunft irgend wann in sich zusammenfällt, bzw. das ist sogar sehr wahrscheinlich. Gerade, wenn wir uns einige Bibelstellen, die sich mit dem Zustand der Welt beschäftigen ( " Wir wissen, dass wir von Gott sind und die ganze Welt im Machtbereich des Bösen liegt " ) vor Augen halten, müssen wir doch sehr skeptisch sein, wenn wir das Wahre zu beurteilen versuchen; welche Stellen in der Bibel beschäftigen sich mit dem Thema, und der Frage, inwieweit man dem Verstand Glauben schenken darf?

 

Nicht viele, und wenn, wird dem Verstand eher Misstrauen entgegen gebracht:

 

Spr 3,5

Vertraue auf den HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand!

 

Spr 28,26

Wer auf seinen Verstand vertraut, der ist ein Tor; wer aber in Weisheit lebt, der wird entkommen

 

Aber auch vom Gegenteil ist die Rede:

 

Spr 24,3

Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, und durch Verstand wird es befestigt

 

Ich befürchte, hier ist die Bibel selbst keine große Hilfe.

 

Aber praktischerweise kann man überprüfen, inwieweit man seinem Verstand trauen kann oder nicht, so dass man das auch ohne Bibel herausfinden kann. Man darf sich nur nicht durch die irre machen lassen, die einem Zweifel an allem einsäen, außer an dem, was sie selbst behaupten.

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Man darf sich nur nicht durch die irre machen lassen, die einem Zweifel an allem einsäen, außer an dem, was sie selbst behaupten.
Diesem Wort will ich mal in dem Sinne zustimmen, dass man sich auch von jenen nicht irre machen lassen soll und darf, die einem durch alle mögliche menschliche Weisheit versuchen auszureden, dass es einen Gott gibt- und dass Gott nicht die Liebe wäre.
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mykathpierre
Worauf ich hinaus möchte : ich weiß oft nicht, was und wem ich glauben soll, und inwieweit ich meinem eigenen Verstande Vertrauen schenken darf -

 

Im Grunde ist dies eine essentielle Frage.

 

Meine Antwort, die natürlich nur für mich gültig ist:

 

Mein Verstand beurteilt jede Situation auf Grund:

- der eigenen Erfahrung

- der bewussten Wünsche und Erwartungen,

- aber auch der unbewussten Wünsche,

- der mir bekannten Verbote und Erlaubnisse,

- dem Bild, das ich bei einer Handlung anderen zeige (zeigen will)

und vieles andere mehr.

 

So kann der Verstand nur ein subjektives Urteil abgeben. These, die nicht von allen Wissenschaftlern akzeptiert werden kann.

 

Mir hilft meist eine Abwägung zwischen Verstand und Empfinden, dem sogenannten Bauchgefühl.

 

Pierre

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Sollten wir jetzt mal über "Vernunft" reden?

Über den Unterschied zwischen "Vernunft" und "Verstand"?

 

gruss

peter

 

ps:

als eingangslesenswertes das:

http://de.wikipedia.org/wiki/Vernunft

 

Zitat daraus:

Die Vernunft ist das oberste Erkenntnisvermögen, das den Verstand kontrolliert und diesem Grenzen setzt

bzw. dessen Beschränkungen erkennt.

Sie ist damit das wichtigste Mittel der geistigen Reflexion und das wichtigste Werkzeug der Philosophie.

Dieses, als Diskussionsgrundlage immer noch maßgebliche Verständnis von Vernunft,

steht in der Tradition der Philosophie Immanuel Kants.

 

(Und das es daher Vernünftig ist, dem eigenen Verstand zu misstrauen.?)

Edited by pmn
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aristoteles
Man darf sich nur nicht durch die irre machen lassen, die einem Zweifel an allem einsäen, außer an dem, was sie selbst behaupten.

War das jetzt ein Anflug von Selbstkritik? <_<

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aristoteles
(Und das es daher Vernünftig ist, dem eigenen Verstand zu misstrauen.?)
Es gibt sicher viele Gründe für die Annahme, dass auch der Vernunft Grenzen gesetzt sind. Eine solche Annahme erleichtert auf jeden Fall Toleranz, und das ist dann zumindest ein vernünftiges Ergebnis. <_< Edited by aristoteles
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Toleranz zu den Grenzen des eigenen Verstandes setze ich mal voraus,

wie dieser Thread.

 

Nun vernünftig können wir schon aber mal streiten,

oder hätte ich besser schweigen sollen? :-)))))

Edited by pmn
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