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Christlicher Anarchismus


abitibi

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Im Moment beschäftige ich mich oberflächlich, aber gerne und häufig mit allem, was mit Anarchie zu tun hat, besonders Anarchokapitalismus und bissel Agorismus. Darum gehts hier jetzt nicht, aber: dabei bin ich auf den Begriff "christlicher Anarchismus" gestossen. Den deutschen Wikipediaeintrag kann man vergessen, aber hier ist der Link zum (wie ich finde) brauchbaren in der englischsprachigen Wikipedia: Christian anarchism.

 

Ganz arg verknappt ist christlicher Anarchismus die Ablehnung jeglicher irdischer Autorität, weil nur Gott selbst als Autorität anerkannt wird.

 

Hat sich hier schonmal jemand damit beschäftigt?

 

Es wird in dem Zusammenhang auch 1. Samuel 8 angeführt, als Israel einen König begehrt, damit es wie die anderen Völker vom König geleitet wird, nicht mehr von Gott.

 

Israel begehrt einen König

1 Als aber Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne als Richter über Israel ein. 2 Sein erstgeborener Sohn hieß Joel und der andere Abija und sie waren Richter zu Beerscheba. 3 Aber seine Söhne wandelten nicht in seinen Wegen, sondern suchten ihren Vorteil und nahmen Geschenke und beugten das Recht. 4 Da versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen nach Rama zu Samuel 5 und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben. 6 Das missfiel Samuel, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte. Und Samuel betete zum HERRN. 7 Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll. 8 Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, dass sie mich verlassen und andern Göttern gedient haben. 9 So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird. 10 Und Samuel sagte alle Worte des HERRN dem Volk, das von ihm einen König forderte, 11 und sprach: Das wird des Königs Recht sein, der über euch herrschen wird: Eure Söhne wird er nehmen für seinen Wagen und seine Gespanne, und dass sie vor seinem Wagen herlaufen, 12 und zu Hauptleuten über tausend und über fünfzig, und dass sie ihm seinen Acker bearbeiten und seine Ernte einsammeln und dass sie seine Kriegswaffen machen und was zu seinen Wagen gehört. 13 Eure Töchter aber wird er nehmen, dass sie Salben bereiten, kochen und backen. 14 Eure besten Äcker und Weinberge und Ölgärten wird er nehmen und seinen Großen geben. 15 Dazu von euren Kornfeldern und Weinbergen wird er den Zehnten nehmen und seinen Kämmerern und Großen geben. 16 Und eure Knechte und Mägde und eure besten Rinder und eure Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen. 17 Von euren Herden wird er den Zehnten nehmen und ihr müsst seine Knechte sein. 18 Wenn ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König, den ihr euch erwählt habt, so wird euch der HERR zu derselben Zeit nicht erhören. 19 Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören, und sie sprachen: Nein, sondern ein König soll über uns sein, 20 dass wir auch seien wie alle Heiden, dass uns unser König richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe! 21 Und als Samuel alle Worte des Volks gehört hatte, sagte er sie vor den Ohren des HERRN. 22 Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen König. Und Samuel sprach zu den Männern Israels: Geht hin, ein jeder in seine Stadt.

 

Andererseits gibts ja auch Stellen in der Bibel, die die weltliche Autorität stützen. Beide Positionen können zumindest per Steinbruchexegese gute Argumente anführen. Wie seht ihr das? Ist christlicher Anarchismus sinnvoll? Unnötig? Falsch? Die konsequente Verwirklichung dessen, was in der Bibel steht?

 

Achso, weil das sehr, sehr gerne verwechselt wird: Anarchie und Anomie bitte nicht durcheinanderwerfen. Anarchie ist die Abwesenheit von Herrschaft. Anomie hingegen ist Regel- und Gesetzeslosigkeit, Chaos, gesellschaftliche Desintegration. Anarchie ist nicht gleich Anomie, und Anarchie muß auch nicht in Anomie enden. Das was oft mit Anarchie bezeichnet wird, ist eigentlich Anomie. Das nur vorab.

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Macht im positiven Sinn ist biblisch immer korreliert entweder mit der Abwehr äußerer Feinde oder mit der Aufrichtung und/oder Durchsetzung des Rechts. Gäbe es weder äußere Feinde noch rechtsbrechende Zeitgenossen, wäre Machtausübung illegitim. Wenn man einen Schritt weitergeht und es im Sinne der christlichen Liebe für erforderlich hält, auf Angriffe, sei es durch äußere Feinde, sei es durch Rechtsbrecher, nicht mit Verteidigung, sondern mit Duldung unter Selbstaufgabe zu reagieren, ist die Forderung nach Anarchie konsequent. Grüße, KAM

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Ist christlicher Anarchismus sinnvoll?

Nein.

 

Solange man sich der Herrschaft einer Person unterwirft, in diesem Falle der Christengott, hat man keine Anarchie.

 

Sieht man Gott natürlich mehr als eine Idee, der man sich unterwirft, kann man wohl guten Gewissens von Anarchie reden aber nicht mehr von Christentum.

 

(Streiche auch gerne Person und setze Mensch; dann streiche Christengott und setze menschgewordenen Gott - huch - das ist ja der Christengott.)

 

Christlicher Anarchismus ist ein Oxymoron - so oder so.

 

edit/ps: Nur weil der Begriff "christlicher Anarchismus" in sich widersprüchlich ist, heißt das natürlich noch lange nicht, daß es nicht christliche Anarchisten gibt, oder solche, die sich dafür halten.

bearbeitet von GermanHeretic
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Ist christlicher Anarchismus sinnvoll?

Nein.

 

Solange man sich der Herrschaft einer Person unterwirft, in diesem Falle der Christengott, hat man keine Anarchie.

 

Sieht man Gott natürlich mehr als eine Idee, der man sich unterwirft, kann man wohl guten Gewissens von Anarchie reden aber nicht mehr von Christentum.

 

(Streiche auch gerne Person und setze Mensch; dann streiche Christengott und setze menschgewordenen Gott - huch - das ist ja der Christengott.)

 

Christlicher Anarchismus ist ein Oxymoron - so oder so.

 

edit/ps: Nur weil der Begriff "christlicher Anarchismus" in sich widersprüchlich ist, heißt das natürlich noch lange nicht, daß es nicht christliche Anarchisten gibt, oder solche, die sich dafür halten.

 

Aber es ist doch ein Unterschied, ob ich unterworfen werde, oder mich freiwillig einer bestimmten Autorität unterstelle? Der Staat zwingt mich dazu, seine Autorität wenigstens formal anzuerkennen, ansonsten bekomme ich Sanktionen zu spüren. Wenn ich keine IRDISCHE Autorität anerkenne, sondern sage, daß Autorität für mich nur von Gott ausgehen kann, mich dazu aber niemand zwingt, sondern dies mein freier Wille ist und ich auch niemanden zwinge, ebenfalls als einzige Autorität Gott anzuerkennen- ist das dann nicht auch Anarchie?

 

Dazu vielleicht ganz interessant, auch wenns eigentlich um das Prinzip "self-ownership" zur Begründung des Anarchokapitalismus gehtAnimation:

 

 

Ich ging bisher davon aus, daß Anarchie die FREIWILLIGE und RÜCKNEHMBARE Unterordnung nicht ausschließt. Sondern nur eine automatische, erzwungene oder endgültige.Ich dürfte mich ja auch in ein Arbeitsverhältnis begeben, wo mein Chef mir gegenüber weisungsbefugt ist- und wenn mir das nicht mehr passt, auch jederzeit kündigen. Ich darf aber nicht gezwungen werden, irgendetwas zu tun, worin ich nicht eingewilligt habe. Insofern verstehe ich nicht, wieso es für Dich keinen christlichen Anarchismus geben kann.

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Aber es ist doch ein Unterschied, ob ich unterworfen werde, oder mich freiwillig einer bestimmten Autorität unterstelle? [...] Ich ging bisher davon aus, daß Anarchie die FREIWILLIGE und RÜCKNEHMBARE Unterordnung nicht ausschließt. Sondern nur eine automatische, erzwungene oder endgültige.Ich dürfte mich ja auch in ein Arbeitsverhältnis begeben, wo mein Chef mir gegenüber weisungsbefugt ist- und wenn mir das nicht mehr passt, auch jederzeit kündigen. Ich darf aber nicht gezwungen werden, irgendetwas zu tun, worin ich nicht eingewilligt habe.

Ein interessanter Einwand. Klar, in einer Anarchie kann es (und muß es wohl sogar) auch temporärer, freiwillige Herrschaftsverhältnisse geben. Gutes Beispiel mit dem Arbeitsverhältnis.

 

Insofern verstehe ich nicht, wieso es für Dich keinen christlichen Anarchismus geben kann.

Nun, ich habe enorme Probleme damit, eine Unterordnung unter Gott als FREIWILLIG und vor allem RÜCKNEHMBAR anzusehen.

Weiterhin kommt es bei der Anarchie ja zu einem guten Teil darauf an, daß keiner Beteiligten Macht über andere ausübt bzw. ausüben kann. Auch ehr seltsam in Beziehung zu einem fürchterlich mächtigen Wesen, das irgendwann zu Armaggedon bläst.

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Macht im positiven Sinn ist biblisch immer korreliert entweder mit der Abwehr äußerer Feinde oder mit der Aufrichtung und/oder Durchsetzung des Rechts. Gäbe es weder äußere Feinde noch rechtsbrechende Zeitgenossen, wäre Machtausübung illegitim. Wenn man einen Schritt weitergeht und es im Sinne der christlichen Liebe für erforderlich hält, auf Angriffe, sei es durch äußere Feinde, sei es durch Rechtsbrecher, nicht mit Verteidigung, sondern mit Duldung unter Selbstaufgabe zu reagieren, ist die Forderung nach Anarchie konsequent. Grüße, KAM

 

 

Hmm. Verteidigung ist meines Wissens nach im Anarchismus aber legitim. Und die Frage ist ja auch innerchristlich immer kontrovers diskutiert worden. Es müsste doch auch christlichen Anarchismus, der ab einem gewissen Ausmaß Verteidigung doch als legitim sieht, geben, genauso wie das ja von den meisten Christen auch gesehen wird, die nicht anarchistisch denken?

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Nun, ich habe enorme Probleme damit, eine Unterordnung unter Gott als FREIWILLIG und vor allem RÜCKNEHMBAR anzusehen.

Weiterhin kommt es bei der Anarchie ja zu einem guten Teil darauf an, daß keiner Beteiligten Macht über andere ausübt bzw. ausüben kann. Auch ehr seltsam in Beziehung zu einem fürchterlich mächtigen Wesen, das irgendwann zu Armaggedon bläst.

 

 

Im hier und jetzt zwingt mich Gott aber zu nichts. Mir fällt kein Ziegelstein auf den Kopf, wenn ich Sonntag ausschlafe, statt in die Messe zu gehen. Ich werde nicht von einer gigantischen Hand zerquetscht, wenn ich verheiratet bin, aber mit einem anderen Mann schlafe als dem meinigen. Und ich werde auch nicht von ner Giftschlange gebissen, weil ich die Religion gewechselt habe und jetzt Shiva anbete oder Odin. Daß ich glaube, daß mein Tun irgendwann Konsequenzen haben wird, und wenns wirklich erst im Jüngsten Gericht ist, unterscheidet sich doch auch nicht von dem Beispiel mit dem Arbeitsverhältnis. Klar kann ich jeden Tag rotzbesoffen zur Arbeit kommen und meinem Chef das Geld aus der Betriebskasse klauen- aber ich muß damit rechnen, daß er mich dann irgendwann, wenn das rauskommt, hochkant aus der Firma wirft. Und anhand meiner Prioritäten kann ich dann mein Verhalten entsprechend abstimmen. Der Glaube an oder das nachweisbare Vorhandensein von Konsequenzen heißt ja nicht automatisch, daß ich einem Zwang unterliege. Zumal ich von meinem Chef weiß, daß es ihn gibt und daß er mich dann feuert, von Gott weiß ich daß nur insofern, als daß ich sehr gute Gründe habe, zu GLAUBEN, daß es ihn gibt, und daß mein Verhalten deswegen nicht egal ist. In das Verhältnis zu meinem Chef begebe ich mich freiwillig, weil es in einer Anarchie niemand gibt, der mich zur Annahme eines bestimmten Arbeitsverhältnisses zwingen kann, ich kann es verlassen, und der Chef kann mich auch loswerden, wenn er dies will. Zum Glauben zwingt mich auch niemand, und wenn ich mich von Gott abwende, lässt er mich gehen. Und wenn ich mich anders benehme als Gott das für richtig hält, kann es eben passieren, daß ich die Ewigkeit in Gottferne verbringe.

 

Mir gehts eher um den unmittelbaren Zwang. So à la Polizei, Staatsgewalt, Behörden. Kann damit zusammenhängen, daß ich einem Christentum anhänge, daß zur Freiheit führt, nicht zum dem von Atheisten zu Recht kritisierten unmündigen Angstzustand, wo man aus Furcht vor der Hölle irgendwie zu funktionieren hat. Ich glaube eben, daß Gott menschlichem Scheitern gegenüber eine recht hohe Toleranzschwelle hat, solange man sich bemüht, sich nicht wie die letzte Rampensau aufzuführen. Die Bibel ist voll mit Beispielen. Insofern hab ich keine Angst und fühle mich Gott gegenüber nicht unter Zwang. Die Frage, inwieweit Gott Zwang ausübt bzw. die Vorstellung eines allmächtigen Gottes mit Anarchie unvereinbar ist, hängt wohl mit dem persönlichen Gottesbild zusammen.

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Hmm. Verteidigung ist meines Wissens nach im Anarchismus aber legitim.

 

Aber nur auf individueller Ebene. Sonst muß man sie ja organisieren und schon hast du wieder eine machtausübende Struktur. Grüße, KAM

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Im hier und jetzt zwingt mich Gott aber zu nichts. Mir fällt kein Ziegelstein auf den Kopf, wenn ich Sonntag ausschlafe, statt in die Messe zu gehen. [...] Zum Glauben zwingt mich auch niemand, und wenn ich mich von Gott abwende, lässt er mich gehen. Und wenn ich mich anders benehme als Gott das für richtig hält, kann es eben passieren, daß ich die Ewigkeit in Gottferne verbringe.

Mir gehts eher um den unmittelbaren Zwang. So à la Polizei, Staatsgewalt, Behörden.

Ja ok. Ich sehe das ehr auf der ideellen Ebene. Der Anarchist lehnt Herrschaft durch andere ab, weil sie durch nichts einleuchtend legitimiert ist. Nur weil einer von Inzucht verblödetes Adelsblut in sich trägt, vom Staat eine Knarre bekam, einen lustigen Hut auf hat oder besonders intensiv Marxismus-Faschismus gebüffelt hat, gibt ihm das noch lange kein Recht, andere herumzuschubsen.

Gott hat aber alles Recht - das der Rache, des Richtens, die Welt zu vernichten, menschenfressende Bären auf Kinder zu hetzen und einem dann noch zu befehlen, wen man wie zu lieben hat.

 

Praktisch gesehen hast Du natürlich völlig recht. Von einem herrschenden Gott ist weit und breit nichts zu sehen oder zu spüren, in dem Sinne kann man einer christlichen Anarchie freien Lauf lassen.

 

Kann damit zusammenhängen, daß ich einem Christentum anhänge, daß zur Freiheit führt, nicht zum dem von Atheisten zu Recht kritisierten unmündigen Angstzustand, wo man aus Furcht vor der Hölle irgendwie zu funktionieren hat.

Das ist ehr Bedingung als Zusammenhang (in diesem Zusammenhang).

 

Ich glaube eben, daß Gott menschlichem Scheitern gegenüber eine recht hohe Toleranzschwelle hat, solange man sich bemüht, sich nicht wie die letzte Rampensau aufzuführen. Die Bibel ist voll mit Beispielen.

Die Bibel ist auch voller Beispiele für das Gegenteil.

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Hmm. Verteidigung ist meines Wissens nach im Anarchismus aber legitim.

 

Aber nur auf individueller Ebene. Sonst muß man sie ja organisieren und schon hast du wieder eine machtausübende Struktur. Grüße, KAM

 

 

Anarchie heißt nicht, daß man sich nicht organisieren darf. Man darf es nur nicht müssen. Und die freiwillig entstandene Organisation darf nur unberechtiges Handeln anderer abwehren, nicht eingreifen, nicht andere zu etwas zwingen. Reine Verteidigung.

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Anarchismus ist nur dann machbar, wenn jeder Mensch gut ist.

Denn dann würde sich jeder Mensch freiwillig so einschränken, daß er dem anderen nicht unnötig schadet und es zum Wohle des Anderen ist.

Der Mensch muß frei und gut zugleich sein, damit eine Anarchie machbar ist.

 

An einer anderer Stelle in diesem Forum habe ich schonmal geschrieben:

Die Moral des NT basiert darauf, daß man die Moral in seinem Herzen findet - der Schlüssel zum willen des Herrn ist nicht der Gehorsam dem Gesetz gegenüber, sondern der gute Wille, der in eine Tat mündet. Vor 2000 Jahren wurde damit eine Moral begründet, die bis heute das mächtigste ist, was die Menschheit an Ethiken vorfinden kann.

Wenn man so will ist die ideale katholische Staatsform der Anarchismus, jeder Mensch ist frei und handelt richtig, wenn er nach der Liebe handelt.

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(...)

Nun, ich habe enorme Probleme damit, eine Unterordnung unter Gott als FREIWILLIG und vor allem RÜCKNEHMBAR anzusehen.

Weiterhin kommt es bei der Anarchie ja zu einem guten Teil darauf an, daß keiner Beteiligten Macht über andere ausübt bzw. ausüben kann. Auch ehr seltsam in Beziehung zu einem fürchterlich mächtigen Wesen, das irgendwann zu Armaggedon bläst.

Eine Unterordnung gegenüber einem willkürlichen Gott wäre keine Anarchie.

Eine Unterordnung unter das eigene Gewissen, so daß wir nicht mehr anders wollen, als wir es nach unserem Gewissen sollten wäre dann eine christliche Anarchie, wenn sich unser Gewissen mit dem deckt, was Gott von uns will.

Darin sehe ich keinen Widerspruch zum NT.

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Eine Unterordnung gegenüber einem willkürlichen Gott wäre keine Anarchie.

Eine Unterordnung unter das eigene Gewissen, so daß wir nicht mehr anders wollen, als wir es nach unserem Gewissen sollten wäre dann eine christliche Anarchie, wenn sich unser Gewissen mit dem deckt, was Gott von uns will.

Darin sehe ich keinen Widerspruch zum NT.

Ich sehe insofern einen, auch wenn ich Dir mit dem Gewissen vorbehaltlos zustimme, als daß der christliche Gott superwillkürlich ist. Sein Wille soll es doch sein, der das ganze Universum am Dampfen hält. Und seine "Gerechtigkeit" besteht doch gerade im NT zu großem Teil aus Gnade. Geht's denn noch willkürlicher?

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Hmm. Verteidigung ist meines Wissens nach im Anarchismus aber legitim.

 

Aber nur auf individueller Ebene. Sonst muß man sie ja organisieren und schon hast du wieder eine machtausübende Struktur. Grüße, KAM

 

 

Anarchie heißt nicht, daß man sich nicht organisieren darf. Man darf es nur nicht müssen. Und die freiwillig entstandene Organisation darf nur unberechtiges Handeln anderer abwehren, nicht eingreifen, nicht andere zu etwas zwingen. Reine Verteidigung.

 

 

Die Gnade Gottes ist doch was verlässliches. Jedenfalls verlässlicher als alles, was Menschen so zu bieten haben...

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De christliche Anarchismus geht mE auf die Bergpredigt zurück, genau wie der christliche Pazifismus. Das Verbot, Prozesse zu führen (Verzicht auf Justiz) und der Gewaltverzicht (Verzicht auf Rechtschirmung und Gerechtigkeit), die Demut (Verzicht auf Ausübung von Machtpositionen), die evangelische Armut (Verzicht auf Ehrgeiz und Wohlstand)...wie soll unter diesen Bedingungen denn ein Staat funktionieren?

Er basiert doch automatisch auf Grundsätzen, die diesen prinzipien widersprechen: Ausübung von Macht (aber: Demut, letzter Platz), Forderung von Ehrgeiz, da ohne Ehrgeiz weder ein Studium noch eine Ausbildung noch die Führung eines Unternehmenes oder eine Karriere möglich ist (aber: Verbot des Ehrgeizes durch Paulus, jeder bleibe auf dem Platz, an den Gott ihn gestellt hat, unverträglich mit der Armut des Evangeliums, Du kannst nur einem Gott dienen, Gott oder dem Mammon), Wohlstand als Grundlage einer geregelten Nachfrage (aber: Armut gefordert)...

 

Das kann mE schon zur Anarchie führen...

 

...Gott sei Dank hat sich ja die christliche Soziallehre herausgebildet, so dass sich viele dieser Fragen nicht mehr so radikal stellen...

bearbeitet von Steffen
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De christliche Anarchismus geht mE auf die Bergpredigt zurück, genau wie der christliche Pazifismus. Das Verbot, Prozesse zu führen (Verzicht auf Justiz) und der Gewaltverzicht (Verzicht auf Rechtschirmung und Gerechtigkeit), die Demut (Verzicht auf Ausübung von Machtpositionen), die evangelische Armut (Verzicht auf Ehrgeiz und Wohlstand)...wie soll unter diesen Bedingungen denn ein Staat funktionieren?

Er basiert doch automatisch auf Grundsätzen, die diesen prinzipien widersprechen: Ausübung von Macht (aber: Demut, letzter Platz), Forderung von Ehrgeiz, da ohne Ehrgeiz weder ein Studium noch eine Ausbildung noch die Führung eines Unternehmenes oder eine Karriere möglich ist (aber: Verbot des Ehrgeizes durch Paulus, jeder bleibe auf dem Platz, an den Gott ihn gestellt hat, unverträglich mit der Armut des Evangeliums, Du kannst nur einem Gott dienen, Gott oder dem Mammon), Wohlstand als Grundlage einer geregelten Nachfrage (aber: Armut gefordert)...

 

Das kann mE schon zur Anarchie führen...

 

...Gott sei Dank hat sich ja die christliche Soziallehre herausgebildet, so dass sich viele dieser Fragen nicht mehr so radikal stellen...

 

 

Moment...fällt mir jetzt erst auf...Anarchie heißt nicht zwangsläufig Verzicht auf Justiz, Gerechtigkeit, Ehrgeiz oder Wohlstand. Nichtmal auf Gewalt. Es gilt zwar im Allgemeinen das Nichtaggressionsprinzip, aber Verteidigung gilt als akzeptiert. Christliche Anarchisten sind da zugegebenermaßen oft radikaler und verzichten selbst darauf. Insofern ist Deine Aussage, daß ein konsequentes Befolgen der Bergpredigt zur Anarchie führt nicht ganz korrekt. Zu einer bestimmten Form der Anarchie. Wenn sich alle daran halten. Aber wie gesagt, viele Dinge, die Du angeführt hast, widersprechen einer Anarchie nicht. Letztlich heißt Anarchie erstmal nur, daß Du nicht zwangsweise einer Herrschaft unterworfen wirst.

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http://brot-und-rosen.de/detail.details+M5a67aa7fbd4.0.html

 

meiner Meinung nach schon: (aus dem text) Wenn wir uns in irgendeiner Weise an einer Regierung beteiligen, indem wir Vertreter der Legislative, der Jurisdiktion und der Exekutive wählen, machen wir diese Menschen zu unserem Arm, mit dem wir einen Stein werfen und die Bergpredigt verleugnen.

bearbeitet von Steffen
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