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Das Werk Joseph Ratzingers


peterp

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Beim Lesen des Buches "Glaube, Wahrheit, Toleranz" von Joseph Ratzinger fallen viele Namen (von Platon bis Marx) die immer anschaulisch verbunden werden mit bestimmten Ideen, Theorien, Denkgebäuden, die letztlich die Geistesgeschichte bekanntlich nachhaltig prägten.

 

Mir ist dann aber die Frage gekommen, ob man auch Joseph Ratzinger eine bestimmte Philospohie, eine geschlossene Theorie zuordnen kann, die vielleicht einmal ähnliche Wirkung entfalten wird, wie etwa die Lehre Kants (Kritik der einen Vernunft)? Ob man sozusagen im Rückblick einst sagen wird, das Denken Joseph Ratzingers habe zu einer geistesgeschichtlichen Wende maßgeblich beigetragen.

 

Meine persönliche Antwort (ohne freilich sein Gesamtwer zu kennen) lautet: nein. Und ich kann das, aus meiner persönlichen Sicht, auch begründen: Ich sehe den einzigen Antrieb, der Joseph Ratzingers Schaffen leitet, tatsächlich in der Person Jesus Christus begründet. Und gerade deshalb ist sein Ziel offenbar auch nicht, durch eigene Theorien, bzw. Modelle (wie es etwa ein Hans Küng mit seinem "Projekt Weltethos" versucht), eine geistesgeschichtliche Wende einzuleiten. Ich sehe sein Ziel vielmehr darin, auf die Person Jesus Christus hinzuweisen. Und dazu scheint es ihm vor allem notwendig zu sein, die Ideen der Menschen auch als solche zu "entlarven", zu erklären, warum unsere Sicht auf die Wahrheitsfrage ist, wie sie ist. Und das hat er aus meiner Sicht auch zur Meisterschaft gebracht: Indem er die Ideengeschichte der Menschheit zerlegt, will er den Blick wieder auf Gott frei machen - im Vertrauen darauf, dass dann dieser für alles weitere sorgt. So besteht Joseph Ratzingers große Leistung, aus meiner Sicht, im Wesentlichen tatsächlich in einer aufklärerischen (bzw. apologetischen). Er will nicht kraft eines eigenen Werkes (einer eigenen philosophischen Schöpfung) eine Wende herbeiführen, sondern durch sein Werk lediglich Gott den Weg im Denken der Menschen freiräumen (ich persönlich sehe darin übrigens auch eine große Demut).

 

Ich rechne mit Widerspruch. Aber es würde mich interessieren, wie ihr das (Lebens-)Werk Joseph Ratzingers seht - bzw. ob ihr überhaupt eines (ein erkennbares, geschlossenes) seht?

 

LG, Peter

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Ich rechne mit Widerspruch. Aber es würde mich interessieren, wie ihr das (Lebens-)Werk Joseph Ratzingers seht - bzw. ob ihr überhaupt eines (ein erkennbares, geschlossenes) seht?

 

LG, Peter

 

Widerspruch wirst du ernten, nicht von mir, ich finde deine Überlegung plausibel. Das Werk ist ja noch nicht abgeschlossen. Die Überlegung, daß wahre Aufklärung eigentlich Apologetik sei, ist charmant. Aber der Glaube ist ja tatsächlich der einzige Weg des Menschen aus der Unfreiheit. Grüße, KAM

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Ich rechne mit Widerspruch. Aber es würde mich interessieren, wie ihr das (Lebens-)Werk Joseph Ratzingers seht - bzw. ob ihr überhaupt eines (ein erkennbares, geschlossenes) seht?

 

LG, Peter

 

Widerspruch wirst du ernten, nicht von mir, ich finde deine Überlegung plausibel. Das Werk ist ja noch nicht abgeschlossen. Die Überlegung, daß wahre Aufklärung eigentlich Apologetik sei, ist charmant. Aber der Glaube ist ja tatsächlich der einzige Weg des Menschen aus der Unfreiheit. Grüße, KAM

 

Naja, wenn Christus die Wahrheit ist, ist Apologetik tatsächlich auch Aufklärung. Aber ich habe im Eingangsstatement eigentlich nur versuchen wollen wiederzuegeben, was meines Erachtens das Hauptbestreben im wissenschaftlichen Werk des jetztigen Papstes ist - ich wollte keine eigenen Thesen verbeiten.

 

Und das Werk ist tatsächlich noch nicht abgeschlossen, aber es ist, denke ich, doch bereits soweit gediehen, dass sich ein roter Faden (wenn er existiert) erkennen lassen müsste.

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Ich unterschreibe die Ausführungen von peterp voll und ganz, möchte allerdings folgendes ergänzen:

Wenn Ratzinger bzw. Benedikt der Welt Jesus entgegenstellt oder besser (gemäß dem Motto des Österreich-Besuchs "Auf Christus schauen") auf ihn verweist,

um so Korrekturen dieser Welt und ihrer Ideen anzuregen, dann ist es doch naheliegend, dass er dabei gerade auf Probleme eingeht, bei denen er eine Diskrepanz zwischen Jesus und heutiger Welt wahrnimmt.

Daraus ergeben sich dann doch Themen, die für das Schreiben und Reden Ratzingers alias Benedikt typisch sind oder gar einen roten Faden bilden:

 

1.) Jesus Christus als Sohn Gottes kontra Jesus besonderer Mensch

2.) Erkennbarkeit von Wahrheit, auch geoffenbarter Wahrheit kontra Relativismus

3.) Orientierung an christlichen Werten kontra Nützlichkeitsdenken und Pragmatismus

...

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