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Die Gleichnisse vom Reich Gottes


Mecky

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Gerade habe ich eine Predigt über das Gleichnis vom Sämann gelesen. Überschrift: Wir sollen gutes Erdreich sein.

 

Schön und gut - mal wieder eine primär moralische Botschaft.

 

Ich glaube aber, dass der primäre Sinn der Gleichnisse in Mt 13 ein anderer ist.

Diese Gleichnisse sind Hoffnungsmacher.

 

Ja, man könnte denken, dass das Reich Gottes keine Chance hat.

  • Man könnte denken, dass es sinnlos wäre, es auszusäen. Schließlich fällt so vieles auf den Boden und unter die Dornen.
  • Ja, man könnte daran verzweifeln, dass man (wie bei der selbstwachsenden Saat) gar nicht richtig was für tun kann. Welch Problem in einer Leistungsgesellschaft.
  • Ja, man könnte es für unmöglich halten, dass aus so was Kleinem und Unscheinbarem (Sauerteig, Senfkorn) mal was werden könnte.
  • Ja, man sollte denken, dass es nichts gäbe, wofür es sich rentierte, alles andere aufzugeben (Perlen- und Schatzgleichnis).
  • Ja, man kann kaum erwarten, dass es mit dem Reich Gottes was geben könnte, solange geheimnisvolle Mächte dauernd Unkraut dazwischenstreuen. (Geradezu ein Albtraum)

Und genau diesen Miesmach-Gedanken widerspricht Jesus in diesen Gleichnissen. Staunt und wundert Euch - aber es gibt nicht nur eine Dynamik des Bösen. Es ist nicht nur so, dass ein fauler Apfel im Sack alle anderen rasch verdirbt. Es gibt eine noch viel grundlegendere Dynamik: Die Dynamik des Reiches Gottes.

 

Ständig könnte man an ihr verzweifeln. Und doch ist sie ein festerer Boden. Sie ist der grundlegende Motor, der Motor des Positiven, der Motor, den Gott in alles hineingelegt hat.

 

Fast hört man die (ebenfalls aus dem Matthäus-Evangelium stammenden Worte) mit: Sorgt euch nicht! Euer Vater weiß, was ihr braucht. Aber kommt und seht:

  • Trotz aller Steine, Vögel und Dornen gibt es den fruchtbaren Boden. Und seht, wieviel er hervorbringt.
  • Trotz unserer Unbeholfenheit, wie wir handeln sollen, fangen Dinge an zu wachsen und zu gedeihen.
  • Und ist das Samenkorn noch so winzig: Die Vögel des Himmel nisten in dem, was daraus erwächst.
  • Und ist der Sauerteigbrocken nur ein Bröckelchen: Er hat Bedeutung für das Ganze.
  • Und schaut, es geht: Es gibt tatsächlich einen Wert - so groß, dass man alles darauf setzen kann. Es gibt keinen Grund, sich bei der Suche nach dieser Perle frustrieren zu lassen und zu resignieren.
  • Und wenn die ganzen Legionen von Feinden Unkraut säen: Der Weizen bleibt. Da kommt was in die Scheune. Und dies ist es, was zählt.

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Ein Gleichnis voll Hoffnung, das war das Resümee der Predigt in der VAM.

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Gerlinde Blosche

" Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt,

werde ich dich pflanzen, dass du weiter wächst,

dass du wirst zum Baume, der uns Schatten wirft,

Früchte trägt für alle, alle, die im Finstern sind."

 

(Aus dem Songtext von Ludger Edelkötter)

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Gerade habe ich eine Predigt über das Gleichnis vom Sämann gelesen. Überschrift: Wir sollen gutes Erdreich sein.

 

Schön und gut - mal wieder eine primär moralische Botschaft.

 

Ich glaube aber, dass der primäre Sinn der Gleichnisse in Mt 13 ein anderer ist.

Diese Gleichnisse sind Hoffnungsmacher.

 

Zum Thema "Gleichnisse verstehen" ist im Schott heute zu lesen:

 

Bei allen Worten, die wir hören, müssen wir fragen, was sie eigentlich meinen; die Worte sind ja nicht die Dinge, sie sind Zeichen und Gleichnisse. Wenn das schon auf der Ebene menschlicher Verständigung so ist, kann es nicht überraschen, dass die Wahrheit Gottes uns in Gleichnissen gesagt wird. Was Jesus mit seinen Gleichnissen meint, begreifen wir ahnend in dem Maß, als wir damit einverstanden sind.

 

(Quelle: Erzabtei Beuron)

 

Man muß also mit der Bedeutung des Gleichnisses einverstanden sein, um die Bedeutung zu verstehen? B)

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Für mich war das heutige Evangelium ein Beispiel dafür, dass man in einen Text des NT sehr viel hineinlegen kann, was auch die Prediger beweisen. Das Gleichnis von den Weizenkörnern wird von Jesus gleich interpretiert, das ist nicht das Problem.

 

Schwieriger sind doch die Worte: Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Mt 13,12

 

Was sollen diese Worte bedeuten? Wer nicht auf meiner Linie ist, der hat versagt? Oder noch schlimmer, wenn man es materiell interpretiert: Ich bin mit den Wohlhabenden, denn das sind die Gewinner, und die Verlierer können einpacken?

 

Leider werden gerade diese schwierigen Teile eines Evangeliums in Predigten nicht so gern aufgegriffen bzw. höchstens kurz gestreift.

 

Juana

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Gerlinde Blosche

Ja diese Stelle ist wirklich nicht leicht zu verstehen.

Da Gleichnisse Bilder sind, die nicht wörtlich zu deuten sind, haben diese Worte sicher einen etwas anderen Sinn.

Ich denke die Kirche legt das so aus: Wer Jesu Worte aufnimmt, (nicht nur oberflächlich hört,) und danach handelt, der ist schon mal im positiven Sinne sozusagen im Besitz seiner Lehre. Der wird auch, indem er Jesus Worte sich immer wieder zu Herzen nimmt im Gutsein und in der Liebe zu Gott den Menschen "wachsen".

Wer dies nicht in seinem Leben beherzigt, der ist vielleicht derjenige, dessen Leben ohne Gott im Vergleich zum anderen "ärmer" ist und der verwirkt sich auch womöglich sein Heil.

Ich denke anders kann man das theologisch gedacht nicht verstehen. Ob ich recht habe, bin ich mir nicht unbedingt sicher.

Liebe Grüße, Gerlinde

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Evangelium Mt 13, 24-43

Lasst beides wachsen bis zur Ernte

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.

Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.

 

Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?

Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?

Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.

 

Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich zu den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündeln, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.

 

Und wer landet da schon wieder im Höllenfeuer?

Niemand. Nicht mal der Feind. Es geht auch nicht um das Höllenfeuer, sondern um die antike Form der Müllentsorgung. In diesem Gleichnis ist das Feuer eine Art besserer Mülleimer oder Shredder. Schrott zu Schrott. Asche zu Asche. Und weg damit.

 

Der Schrott ist das Gegenstück zum Weizen, nicht zum Sämann. Der Weizen ist das, worum es geht, er stellt den eigentlichen Ertrag dar. Das ist das 'Reich Gott in uns', um das sich die Knechte des Sämanns so sehr fürchten. Sie wähnen den Ertrag in Gefahr. Sie geraten in Panik und rufen nach radikalen Maßnahmen.

 

Das ist aber gar nicht notwendig. Denn der Ertrag liegt nicht in den Händen der Knechte. Er wird auch nicht dadurch gesichert, dass man wild um sich schlägt und kaputt macht, was einen kaputt macht. Nein, ganz im Gegenteil - meint Jesus.

Die ganze Hype um den Schrott verführt zum Schluss noch dazu, dass man zu dem wird, was man bekämpft. Gerade die Kämpfer gegen das Böse sind anfällig für Methoden, die selbst wieder das Böse in sich tragen. Und so mancher wird zu dem, was er bekämpft.

 

Stattdessen ist Geduld angesagt. Gott sieht jedes Weizenkörnchen in uns. Und er sieht auch, wo wir Weizen gesät haben. Und er kann bestens unterscheiden zwischen dem, was wir an Gutem gesät haben und dem Unkraut, das böse Umstände oder andere Menschen uns in die Saat gehagelt haben. Er ist der einzige, der die für uns in der Realität unentwirrbaren Verfilzungen des Guten mit dem Bösen lösen und eindeutig entscheiden kann. Uns steht das nicht zu. Wir dürfen das nicht. Und wir brauchen das nicht, denn das Gute ist in den Augen ja schon gesichert. Er weiß um den Ertrag.

 

Ein Gleichnis voll Hoffnung, das war das Resümee der Predigt in der VAM.

Prima! Noch eins tiefer ist: Diese Gleichnisse sind von sich aus voller Hoffnung. Nicht wegen des korrekten Predigers bei Euch, sondern wegen Jesus, der sie sich ausgedacht hat.

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Für mich war das heutige Evangelium ein Beispiel dafür, dass man in einen Text des NT sehr viel hineinlegen kann, was auch die Prediger beweisen. Das Gleichnis von den Weizenkörnern wird von Jesus gleich interpretiert, das ist nicht das Problem.

 

Schwieriger sind doch die Worte: Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Mt 13,12

 

Was sollen diese Worte bedeuten? Wer nicht auf meiner Linie ist, der hat versagt? Oder noch schlimmer, wenn man es materiell interpretiert: Ich bin mit den Wohlhabenden, denn das sind die Gewinner, und die Verlierer können einpacken?

 

Leider werden gerade diese schwierigen Teile eines Evangeliums in Predigten nicht so gern aufgegriffen bzw. höchstens kurz gestreift.

 

Juana

 

Wer die Hoffnung hat, wer den Glauben hat, wer Jesus hat, dem wird gegeben...ohne Hoffnung, Glauben, Christus geht alles verloren oder es wird wertlos. Grüße, KAM

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Wer die Hoffnung hat, wer den Glauben hat, wer Jesus hat, dem wird gegeben...ohne Hoffnung, Glauben, Christus geht alles verloren oder es wird wertlos.

 

Nicht ganz. Die Worte Jesu

Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.

12Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.

reden an dieser Stelle nicht von Hoffnung und Glaube, sondern von Erkenntnis. Wer Erkennen hat, dem wird gegeben.

 

Das klingt auch viel naheliegender: Wer nix hört, nix kapiert, nix sieht, dem geht zum Schluss wirklich alles durch die Lappen und schließlich flöten.

 

Erst nach diesem Zwischenschritt ist es sinnvoll, mit Glaube, Liebe und Hoffnung, sogar mit Jesus zu kommen. Denn wer Jesus nicht hören will, nicht sehen will und ihn nicht versteht, der hat auch von Jesus nichts.

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Wer die Hoffnung hat, wer den Glauben hat, wer Jesus hat, dem wird gegeben...ohne Hoffnung, Glauben, Christus geht alles verloren oder es wird wertlos.

 

Nicht ganz. Die Worte Jesu

Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; ihnen aber ist es nicht gegeben.

12Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.

reden an dieser Stelle nicht von Hoffnung und Glaube, sondern von Erkenntnis. Wer Erkennen hat, dem wird gegeben.

 

Das klingt auch viel naheliegender: Wer nix hört, nix kapiert, nix sieht, dem geht zum Schluss wirklich alles durch die Lappen und schließlich flöten.

 

Erst nach diesem Zwischenschritt ist es sinnvoll, mit Glaube, Liebe und Hoffnung, sogar mit Jesus zu kommen. Denn wer Jesus nicht hören will, nicht sehen will und ihn nicht versteht, der hat auch von Jesus nichts.

 

Da hast du recht. Danke. KAM

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Evangelium Mt 13, 24-43

Lasst beides wachsen bis zur Ernte

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.

Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.

 

Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?

Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?

Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.

 

Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich zu den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündeln, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.

 

Und wer landet da schon wieder im Höllenfeuer?

Niemand. Nicht mal der Feind. Es geht auch nicht um das Höllenfeuer, sondern um die antike Form der Müllentsorgung. In diesem Gleichnis ist das Feuer eine Art besserer Mülleimer oder Shredder. Schrott zu Schrott. Asche zu Asche. Und weg damit.

 

Der Schrott ist das Gegenstück zum Weizen, nicht zum Sämann. Der Weizen ist das, worum es geht, er stellt den eigentlichen Ertrag dar. Das ist das 'Reich Gott in uns', um das sich die Knechte des Sämanns so sehr fürchten. Sie wähnen den Ertrag in Gefahr. Sie geraten in Panik und rufen nach radikalen Maßnahmen.

 

Das ist aber gar nicht notwendig. Denn der Ertrag liegt nicht in den Händen der Knechte. Er wird auch nicht dadurch gesichert, dass man wild um sich schlägt und kaputt macht, was einen kaputt macht. Nein, ganz im Gegenteil - meint Jesus.

Die ganze Hype um den Schrott verführt zum Schluss noch dazu, dass man zu dem wird, was man bekämpft. Gerade die Kämpfer gegen das Böse sind anfällig für Methoden, die selbst wieder das Böse in sich tragen. Und so mancher wird zu dem, was er bekämpft.

 

Stattdessen ist Geduld angesagt. Gott sieht jedes Weizenkörnchen in uns. Und er sieht auch, wo wir Weizen gesät haben. Und er kann bestens unterscheiden zwischen dem, was wir an Gutem gesät haben und dem Unkraut, das böse Umstände oder andere Menschen uns in die Saat gehagelt haben. Er ist der einzige, der die für uns in der Realität unentwirrbaren Verfilzungen des Guten mit dem Bösen lösen und eindeutig entscheiden kann. Uns steht das nicht zu. Wir dürfen das nicht. Und wir brauchen das nicht, denn das Gute ist in den Augen ja schon gesichert. Er weiß um den Ertrag.

 

Ein Gleichnis voll Hoffnung, das war das Resümee der Predigt in der VAM.

Prima! Noch eins tiefer ist: Diese Gleichnisse sind von sich aus voller Hoffnung. Nicht wegen des korrekten Predigers bei Euch, sondern wegen Jesus, der sie sich ausgedacht hat.

 

Heute habe ich eine sehr tröstliche Interpretation dieses Evangeliums gehört. Der Priester meinte, dass in uns allen beide Arten von Saat stecken, für guten Weizen wie für Unkraut, und dass wir uns dessen bewusst sein sollen, damit wir für eine reiche Ernte des Weizens sorgen können. Wir sollen uns aber auch, genau wie der Sämann im Gleichnis, nicht verrückt machen, wenn wir das Böse sehen, sondern abwarten und sehen, was sich entwickelt. Jeder Mensch hat beide Saaten in sich, und wir sollten uns und andere so sehen und annehmen. Fand ich bemerkenswert.

 

Juana

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Sam_Naseweiss
(...)

 

Heute habe ich eine sehr tröstliche Interpretation dieses Evangeliums gehört. Der Priester meinte, dass in uns allen beide Arten von Saat stecken, für guten Weizen wie für Unkraut, und dass wir uns dessen bewusst sein sollen, damit wir für eine reiche Ernte des Weizens sorgen können. Wir sollen uns aber auch, genau wie der Sämann im Gleichnis, nicht verrückt machen, wenn wir das Böse sehen, sondern abwarten und sehen, was sich entwickelt. Jeder Mensch hat beide Saaten in sich, und wir sollten uns und andere so sehen und annehmen. Fand ich bemerkenswert.

 

Juana

Das ist eine gute Interpretation, denke ich.

Das Böse in uns wird getilgt werden, weil es nicht mit uns in das Himmelsreich eingehen wird.

Und es mag durchaus sein, daß wir an unserem Bösen hängen und dann wäre die Trennung vielleicht schmerzhaft, obschon wir sie dann vielleicht aus unserer Einsicht heraus selbst auch wollen. Das könnte dann als Fegefeuer interpretiert werden.

 

Gruß

Sam

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Gerlinde Blosche

Evangelium Mt 13, 24-43

Lasst beides wachsen bis zur Ernte

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte.

Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.

 

Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?

Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?

Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.

 

Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Wenn dann die Zeit der Ernte da ist, werde ich zu den Arbeitern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündeln, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune.

 

Und wer landet da schon wieder im Höllenfeuer?

Niemand. Nicht mal der Feind. Es geht auch nicht um das Höllenfeuer, sondern um die antike Form der Müllentsorgung. In diesem Gleichnis ist das Feuer eine Art besserer Mülleimer oder Shredder. Schrott zu Schrott. Asche zu Asche. Und weg damit.

 

Der Schrott ist das Gegenstück zum Weizen, nicht zum Sämann. Der Weizen ist das, worum es geht, er stellt den eigentlichen Ertrag dar. Das ist das 'Reich Gott in uns', um das sich die Knechte des Sämanns so sehr fürchten. Sie wähnen den Ertrag in Gefahr. Sie geraten in Panik und rufen nach radikalen Maßnahmen.

 

Das ist aber gar nicht notwendig. Denn der Ertrag liegt nicht in den Händen der Knechte. Er wird auch nicht dadurch gesichert, dass man wild um sich schlägt und kaputt macht, was einen kaputt macht. Nein, ganz im Gegenteil - meint Jesus.

Die ganze Hype um den Schrott verführt zum Schluss noch dazu, dass man zu dem wird, was man bekämpft. Gerade die Kämpfer gegen das Böse sind anfällig für Methoden, die selbst wieder das Böse in sich tragen. Und so mancher wird zu dem, was er bekämpft.

 

Stattdessen ist Geduld angesagt. Gott sieht jedes Weizenkörnchen in uns. Und er sieht auch, wo wir Weizen gesät haben. Und er kann bestens unterscheiden zwischen dem, was wir an Gutem gesät haben und dem Unkraut, das böse Umstände oder andere Menschen uns in die Saat gehagelt haben. Er ist der einzige, der die für uns in der Realität unentwirrbaren Verfilzungen des Guten mit dem Bösen lösen und eindeutig entscheiden kann. Uns steht das nicht zu. Wir dürfen das nicht. Und wir brauchen das nicht, denn das Gute ist in den Augen ja schon gesichert. Er weiß um den Ertrag.

 

Ein Gleichnis voll Hoffnung, das war das Resümee der Predigt in der VAM.

Prima! Noch eins tiefer ist: Diese Gleichnisse sind von sich aus voller Hoffnung. Nicht wegen des korrekten Predigers bei Euch, sondern wegen Jesus, der sie sich ausgedacht hat.

 

Heute habe ich eine sehr tröstliche Interpretation dieses Evangeliums gehört. Der Priester meinte, dass in uns allen beide Arten von Saat stecken, für guten Weizen wie für Unkraut, und dass wir uns dessen bewusst sein sollen, damit wir für eine reiche Ernte des Weizens sorgen können. Wir sollen uns aber auch, genau wie der Sämann im Gleichnis, nicht verrückt machen, wenn wir das Böse sehen, sondern abwarten und sehen, was sich entwickelt. Jeder Mensch hat beide Saaten in sich, und wir sollten uns und andere so sehen und annehmen. Fand ich bemerkenswert.

 

Juana

Auf das Forum übertragen könnte das bedeuten, Menschen die nicht auf meiner Wellenlänge sind geduldig ertragen und nicht gleich "wild um sich schlagen". Denn "lasst alles wachsen bis zur Ernte" beinhaltet auch sich in Toleranz üben.

Liebe Grüße, Gerlinde

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(...)

 

Heute habe ich eine sehr tröstliche Interpretation dieses Evangeliums gehört. Der Priester meinte, dass in uns allen beide Arten von Saat stecken, für guten Weizen wie für Unkraut, und dass wir uns dessen bewusst sein sollen, damit wir für eine reiche Ernte des Weizens sorgen können. Wir sollen uns aber auch, genau wie der Sämann im Gleichnis, nicht verrückt machen, wenn wir das Böse sehen, sondern abwarten und sehen, was sich entwickelt. Jeder Mensch hat beide Saaten in sich, und wir sollten uns und andere so sehen und annehmen. Fand ich bemerkenswert.

 

Juana

 

Bei der Predigt, der ich gestern lauschen durfte, wurde auf den Blickwinkel der Knechte aufmerksam gemacht: Sie wissen genau, wo das Böse zu sehen ist und wie das zu behandeln ist: Mit Stumpf und Stil ausreißen!

Der Herr aber spricht einen anderen Punkt an: Da gibt es auch Gutes, Weizen, der Schaden nehmen und verloren gehen könnte bei dieser Vorgehensweise.

Der Pfarrer verglich das mit "Mistkäfern" und "Goldgräbern".

Die Mistkäfer sehen nur das Negative, den Dreck, das Unkraut und beschäftigen sich übergebührlich viel damit.

Die Goldgräber schieben den Dreck weg, um den Schatz, das Gute zu finden und zu bergen.

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Im Gleichnis sind die Goldgräber die Engel Gottes, nicht die Menschen. Eigentlich sind auch die Miskäfer nicht die Knechte. Es geht Jesus um die menschliche Unmögliche, das Gute zu wahren, indem man das Böse ausmerzt. Das ist Sache Gottes und seiner Engel.

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