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Theologiestudium und Kirchengeschichte


altersuender

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Zitat von Bongo am 21:32 - 16.November.2002

Ich hätte auch mal eine Frage zum Theologiestudium:

Wie wird dort die Vergangenheit der christlichen bzw. katholischen Kirche verarbeitet? Wird sie verschwiegen oder schöngeredet? Laut Karlheinz Deschner ist die katholische Kirche theoretisch die friedliebendste, praktisch aber die blutrünstigste Religion der Weltgeschichte.

 

Gruß, Bongo

 

Ich habe Bongos Beitrag aus dem anderen Thread zum Theologiestudium ausgelagert, da er sich nicht auf die ursprüngliche Frage bezog. Wer Lust und entsprechende Kenntnis hat, mag auf seine Frage antworten.

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Eine pauschale Antwort auf die Frage läßt sich sicher nicht geben, da jeder Dozent einen etwas anderen Schwerpunkt setzt.

 

Zur Zeit ist es in Paderborn so, daß die Vorlesungen in Kirchengeschichte in einem 4semestrigen Zyklus gelesen werden:

 

Kirchengeschichte I - Alte Kirche (bis 603)

Kirchengeschichte II - Mittelalter (bis zur Reformation)

Kirchengeschichte III - Neuzeit (Reformation bis Säkularisation)

Kirchengeschichte IV - Neueste Zeit (Säkularisation bis II. Vaticanum)

 

Damit bekommt der Studierende in vier Semestern (=14 SWS* gem. Diplomprüfungsordnung) einen Überblick über die gesamte Kirchengeschichte.

 

 

Während meines Studiums war der Vorlesungszyklus noch achtsemestrig; es wurden ich in den vier Semestern folgende Themen gelesen:

 

- Alte Kirche: Die Kirche der ersten drei Jahrhunderte

- Mittelalter: Hochmittelalter - Gregor VII bis Bonifaz VIII

- Neuzeit: Von Staatskirchentum und Aufklärung zur Säkularisation

- Neueste Zeit: Die Kirche zwischen Säkularisation und Revolution (1803-1848)

zusätzlich:

- christliche Archäologie

- Patrologie

 

Damit waren es möglich etwas mehr ins Detail zu gehen, aber der "normale" Studierende bekam nur die Hälfte mit und mußte sich den Rest im Privatstudium nacharbeiten.

 

*SWS = Semesterwochenstunde(n)

Anm.: Der Forschungsschwerpunkt des Dozenten (DDDr. H. Drobner) liegt bei der Alten Kirchengeschichte, Patrologie und christl. Archäologie.


 

Die Vorlesungen können nie "alles" behandeln. Entweder wird ein grober Überblick gelesen, dann bleiben viele Details weg; oder es wird ins Detail gegangen, dann schafft man es aber nicht, die gesamte Kirchengeschichte abzuarbeiten.

 

(Geändert von Juergen um 10:46 - 17.November.2002)

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>>Zitat von Bongo am 21:32 - 16.November.2002

Ich hätte auch mal eine Frage zum Theologiestudium:

Wie wird dort die Vergangenheit der christlichen bzw. katholischen Kirche verarbeitet? Wird sie verschwiegen oder schöngeredet? Laut Karlheinz Deschner ist die katholische Kirche theoretisch die friedliebendste, praktisch aber die blutrünstigste Religion der Weltgeschichte.

 

Gruß, Bongo<<

 

Ich denke ein pauschales Urteil über die Blutrünstigkeit der kath.Kirche kann man nicht fällen. Zum ersten nicht, da es heute immer noch ein verzerrtes Bild von der "bösen Menschenverbrennerin" Inquisition gibt und zum Zweiten, da sich viele mörderische Taten darauf zurückführen lassen, daß es lediglich recht chaotische Versuche der Kirche gab sich selbst um jeden Preis zu verteidigen und rein zu halten. Das könnte eine negative Handlung zwar relativieren, aber dennoch nicht entschuldigen. Besonders heutzutage sehe ich den Islam in der oben kritisierten Position - denn wenn man die vorbehaltlose und nebulös artikulierte Freiheit als Primat erhebt, dann kann man sich auch gleich gegen alles Fremdartige militant erheben und es vernichten.

Zudem ist die kath.Kirche Hüterin eines Glaubens - und zwischen Glaube und Religion gibt es einen feinen Unterschied. Denn das Zweitere ist von Menschen geschaffen, das Erstere von Gott - einem letztgültigen, allmächtigen Wesen. Somit ist Religion und Institution so, weil wir so sind und nicht weil es ursprünglich so gedacht war. Dazu kommt noch, daß die kath.Kirche auch nur aus Menschen besteht und Menschen irren solange sie streben und sind nicht vollkommen. Gerade der jetzige Papst hat viele "Verfehlungen" der kath.Kirche entschuldigt und das ging gar soweit, daß er populär wissenschaftliche Fakten als eindeutig belegt hinnnahm.

Und wer die kath.K. nun vorbehaltlos verd****

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Daß ich Deschner zitierte, hat Euch anscheinend veranlaßt, gleich die Abwehrhaltung einzunehmen. Ich wollte mit meiner Frage aber nicht die Kirche pauschal verurteilen, sondern nur wissen, wie sie den Theologiestudenten gegenüber mit den besonders schlimmen Auswüchsen in ihrer Vergangenheit umgeht. Das wären also z. B. die Kreuzzüge, die Inquisition und Hexenverbrennungen. Wird das einigermaßen objektiv berichtet oder wird dabei die Kirche verteidigt oder entschuldigt. Auch Jürgen hat sich vor einer Antwort gedrückt. Ich habe nicht die Absicht, Euere Antwort hier als Anlaß für Kirchenkritik zu verwenden. Deswegen gehe ich auch nicht auf die einzelnen Punkte von Cardinalis ein.

 

Gruß, Bongo

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Also ich habe Bongos kritische Anklänge auch nicht für anstößig gehalten...mir war danach etwas zu der Blutrünstigkeit der Kirche zu schreiben, da mir in diesem Zeitpunkt, als ich es las, einiges dazu spontan einfiel und in diesem Forum schreibe ich generell spontan.

Ich denke im kath. Theologiestudium werden auch die schlimmen Taten der Kirche thematisiert und der Versuch begonnen diese wissenschaftlich objektiv zu betrachten und zu bewerten. So sollte jedenfalls ein wissenschaftliches Studium ablaufen. Bestimmt wird dabei aber nicht besonders viel wert auf Verurteilung gelegt...aber diese, oft subjektiv abhängigen Meinungen, variieren wahrscheinlich auch von Professor zu Professor...

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Hallo Bongo,

 

der Band 2 der "Kriminalgeschichte des Christentums" wurde von Deschner als "Fortsetzung der chronique scandaleuse des Christentums", also eine Skandalchronik angekündigt. Deschner dürfte also kaum in der Lage sein, Maßstäbe für seriöse Kirchengeschichte zu setzen.

 

Kirchengeschichte beinhaltet die historische Erforschung des Christentums in all seinen Arten und Aspekten vom Urchristentum bis zur Gegenwart, also nicht nur eine Skandalchronik.

 

Corinna

 

Du kannst Dich ja hier ein bisschen umschauen:

 

http://www.uni-muenster.de/Rektorat/Forsch...-2000/fo02c.htm

 

 

(Geändert von Corinna um 20:49 - 18.November.2002)

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