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Theodizeefrage für Kinder


Simone

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Sagt mal, was würdet Ihr für eine passende Antwort halten, wenn Euch eine 30köpfige, pfiffige, Widersprüche sehr schnell bemerkende Fünftklässlerbande mal eben so zwischen Tür und Angel folgende Frage raushaut:

Ich: Wenn Gott Mose nun sagt "Ich bin der "Ich bin (für euch) da", was könnte Gott denn da über sich selbst aussagen

wollen? Habt Ihr Ideen?

S'in: Dass er uns immer beschützt!

S meldet sich: Ja, aber das macht er doch nicht: wenn jemand überfahren wird...

Ich versuch ein wenig, das in die Richtung zu lenken, dass Eltern ja ihre Kinder auch irgendwann laufen lassen müssen...

S: Ja, aber die KÖNNEN ja auch nicht immer aufpassen!

S: Und außerdem, was ist, wenn jemand ganz früh an Krebs stirbt???

 

Das Klingelzeichen erlöste mich, und ich sagt, da können wir noch mal drüber sprechen... Und ich hab ein großes Fragezeichen im Kopf, wie man Kindern so was nahe bringen kann, wo man ja eigentlich keine Erklärung für hat (wenns beim Überfahren werden nicht grad die menschl. Freiheit ist...)

 

Möchte hier jetzt keine Diskussion über die Theodizeefrage allgemein vom Zaun brechen - da gibts wohl schon genug - aber über den konkreten Bezug 10jährige und Theodizee...

 

Bin gespannt auf Eure Ideen... :angry2:

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Theodizeefrage - tja, darauf gibt es wohl keine Antwort mehr in der kath. Kirche.

 

Als jemand, der ständig mit (schwierigen) Kindern in diesem Alter zu tun hat, würde ich Kinder, die nicht direkt betroffen sind, auf keinen Fall anlügen. Kinder spüren sehr sehr schnell, ob man hinter dem steht, was man sagt oder nur irgendwelche Ausreden sucht.

 

Ich würde den Kindern sagen, dass sich über diese Frage schon viele den Kopf zerbrochen haben, aber niemand eine wirklich logische Antwort darauf gefunden hat. Dass wir uns aber dennoch drauf verlassen dürfen, dass alles einen tieferen Sinn hat, auch wenn es für uns noch so unlogisch ist.

 

Schatir

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Möglicherweise geht die Frage von einer falschen Vorausetzung aus:

 

Warum sollte Gott irgendetwas über sich selbst aussagen wollen ?

 

Gott der Allmächtige hat es schlicht nicht nötig daran interessiert zu sein, was Menschen von IHM halten. Gott ist das Leben.

Genauer, der Ozean des Lebens und des darüber Hinaus.

Wenn wir unsere Exisienz als Wellen auf diesem Ozean begreifen (Kinder Gottes), so bekommt Deine Frage eine andere Qualität.

Persönlich glaube ich, das Kinder mit diesem Bild durchaus etwas anfangen können.

Der Krebs, der Verkehrsunfall, der Tsunami sind Bewegungen des Allmächtigen.

IHM Pläne oder Motivation unterstellen zu wollen hieße, IHN auf die menschliche Ebene zu reduzieren.

Auf dieser Ebene muß unser begrenzter Verstand passen und alle Bilder versagen.

 

"Ich bin der ich bin" kann man aber als Hinweis verstehen, daß wir uns "führen lassen dürfen", weil es ein

"Ich bin der ich bin" gibt. Auch wenn wir nicht ansatzweise verstehen können ob und welche Motivation dahinter steht.

 

Vielleicht macht es Sinn, Kinder frühzeitig zu lehren, das es manchmal gut ist "Stillsein" zu lernen,zu üben und zu hören

was denn da so alles an Bildern hochkommt und genau an dieser Stelle zu begleiten.

 

Love & Peace

Markus

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"Ich bin der "Ich bin (für euch) da"
"Ich bin der ich bin"

Vielleicht verstehen 10jährige auch schon, dass das selbe Wort, der selbe Satz - mit unterschiedlicher Betonung ausgesprochen - ganz unterschiedliche "Erwartungen" wecken kann?

 

Ist nicht dieses "geheimnisvolle" JHWH ein schöner "Anknüpfungspunkt", das Spannungsfeld zwischen "Nähe" und "Unsagbarkeit" zu thematisieren?

Als Stichwort würde ich empfehlen: trotzdem.

 

Auch wenn ein Verkehrsunfall oder ein Krebs mitten ins Leben hereinplatzen, ist "Ich bin der ich bin" (so unbeschreiblich er/sie/es ist) trotzdem (noch?) "Ich bin (für euch) da".

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Sagt mal, was würdet Ihr für eine passende Antwort halten, wenn Euch eine 30köpfige, pfiffige, Widersprüche sehr schnell bemerkende Fünftklässlerbande mal eben so zwischen Tür und Angel folgende Frage raushaut:

Ich: Wenn Gott Mose nun sagt "Ich bin der "Ich bin (für euch) da", was könnte Gott denn da über sich selbst aussagen

wollen? Habt Ihr Ideen?

S'in: Dass er uns immer beschützt!

S meldet sich: Ja, aber das macht er doch nicht: wenn jemand überfahren wird...

Ich versuch ein wenig, das in die Richtung zu lenken, dass Eltern ja ihre Kinder auch irgendwann laufen lassen müssen...

S: Ja, aber die KÖNNEN ja auch nicht immer aufpassen!

S: Und außerdem, was ist, wenn jemand ganz früh an Krebs stirbt???

 

Das Klingelzeichen erlöste mich, und ich sagt, da können wir noch mal drüber sprechen... Und ich hab ein großes Fragezeichen im Kopf, wie man Kindern so was nahe bringen kann, wo man ja eigentlich keine Erklärung für hat (wenns beim Überfahren werden nicht grad die menschl. Freiheit ist...)

 

Möchte hier jetzt keine Diskussion über die Theodizeefrage allgemein vom Zaun brechen - da gibts wohl schon genug - aber über den konkreten Bezug 10jährige und Theodizee...

 

Bin gespannt auf Eure Ideen... :angry2:

 

Vielleicht liegt der Grund einfach darin, dass wir mit unserem idealen Gottesbild (geprägt von der Platonschen Ideenlehre) hier nicht weiterkommen.

Es ist ja auch nicht das biblische. Das biblische Gottesbild ist das von JAHWE, der ich bin da.

Da ist nicht die Rede von: ich beschütz dich vor allen gefahren, ich zaubere dich aus der Gefahr, ich bewahre dich vor jedem Unglück. Ich bin da heißt einfach nur: du bist nicht allein. ich bin bei dir. du wirst nicht untergehen, verloren gehen, du musst nicht verzweifeln.

Ser schön deutlich wird dieses Gottesbverständnis, ja diese Gotteserfahrung, in der Ölbergszene Jesu. Er ist allein, er hat Todesangst, schwitzt Blut und betet: lass den kelch vorüber gehen.

und dann: Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe. (meine Interpretation: ich verlasse mich auf dich, ich vertraue dir, ich vertraue mich dir an: du wirst mich nicht fallen lassen.)

Der Abschnitt endet mit: Die Stunde ist gekommen.

Wo ist die Angst? Wo die Verzweiflung? - gewichen einer inneren Stärke, die sich die ganze Passion hindurchzieht.

 

Dieser Gott ist auch in Auschwitz zu finden, wo ein Maximilian Kolbe vor den Lagerkommandaten tritt und sagt: nimm statt den Familienvater mich; wo die Todgeweihten im Hungerbunker gesungen haben; ebenso wie die Christen in der römischen Arena, als die Tiere losgelassen wurden oder im russischen Gefangenenlager, wo eine russische Frau das Wenige, das sie hat, unter eigener Gefahr den deutschen Gefangenen schenkt.

 

Gott schützt uns nicht vor dem Unfall, vor der Krankheit - aber er schützt uns vor der Verzweiflung, vor dem Alleinsein, vor der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit.

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.....

Gott schützt uns nicht vor dem Unfall, vor der Krankheit - aber er schützt uns vor der Verzweiflung, vor dem Alleinsein, vor der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit.

Danke für Deinen Beitrag. Der ist wirklich sehr schön. Besonders der letzte Satz gefällt mir gut. So ich darf, werde ich gerne gebrauchen.

Denn hin und wieder habe ich die gleiche Diskussion, nur sind "meine" Kinder schon Ende 40 ...

 

Liebe Grüße

uhu

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Erstmal schon mal vielen Dank für Eure Antworten! Ich kann mich UHU nur anschließen, Dein Beitrag trifft es glaub ich wirklich sehr gut auf den Punkt, Aussteiger! Mir ist auch klar, dass ich den Kindern nicht auf alles eine Antwort geben KANN, aber gerade in diesem Alter, wo viele Weichenstellungen noch offen sind, ist bei mir doch die Angst sehr groß, durch einen leichtfertigen Kommentar was kaputt zu machen, das dann auch kaputt bleibt... Schwierig, schwierig... *nachdenklichguck*

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Erstmal schon mal vielen Dank für Eure Antworten! Ich kann mich UHU nur anschließen, Dein Beitrag trifft es glaub ich wirklich sehr gut auf den Punkt, Aussteiger! Mir ist auch klar, dass ich den Kindern nicht auf alles eine Antwort geben KANN, aber gerade in diesem Alter, wo viele Weichenstellungen noch offen sind, ist bei mir doch die Angst sehr groß, durch einen leichtfertigen Kommentar was kaputt zu machen, das dann auch kaputt bleibt... Schwierig, schwierig... *nachdenklichguck*

Hättest du Mathe studiert, wäre es einfacher. :angry2: Aber ich kann dich natürlich bestens verstehen. :angry2:

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Als Mose den Namen Gottes erfährt, erhält er damit auch das Programm "Ich-bin-da"- immer und überall. ABER trotzdem bleibt Gott dem menschlichen Erkennen entzogen, denn auch Mose sieht Gott nicht in Gänze sondern erlebt nur die Gegenwart Gottes im brennenden Dornbusch.

 

Das zeigt schon, dass wir nur Bruchstücke erkennen und verstehen. Und gerade Kinder verstehen genau diesen Aspekt.

Und dann würde ich den nächsten Schritt gehen und beim umfassenden "Ich-bin-da" ansetzen.

 

Gott heisst nicht:

Ich pauke dich aus allem raus.

Ich mache, dass dir nix passiert.

Ich garantiere dir ein Haus, ein Auto, ein Boot.

 

Aber er heisst.

Ich-bin-da.

 

Und das können wir in jeder Situation annehmen.

"Ich-bin-da" beim Autounfall.

"Ich-bin-da" beim Kindergeburtstag-Feiern.

"Ich-bin-da" wenn Du krank wirst.

"Ich-bin-da" wenn Du vor Glück Luftsprünge machst, weil Du in Mathe *wink* eine 2 geschrieben hast.

 

Und so ein "Ich-bin-da" ist eigentlich DIE Lebensversicherung schlechthin. Denn das "Ich-bin-da" gilt auch für die letzten Lebenssekunden und darüber hinaus.

 

Ich könnte mir vorstellen, dass die Kinder dazu einen viel unbefangeneren Verständniszugang haben als wir Erwachsene.

 

Also ruhig rein in die Diskussion.

 

Liebe Grüsse. Wattoo

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