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Tradition


Werner001

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Ich habe mir einige Fragen zur Tradition gestellt.

Tradition gilt ja als Teil der Offenbarung.

Dabei stellt sich aber die Frage, was die Tradition eigentlich ist.

Mit der Tradition wird ja sehr selektiv umgegangen.

Nicht alles, was mal Tradition war, wird auch im Sinne einer Offenbarung anerkannt.

Ja, man könnte sogar etwas bösartig sagen, dass die Tradition als Offenbarung nur das selektive Herauspicken von historischen Dingen ist, die man zur Begründung irgendwelcher Thesen gut gebrauchen kann, alles was den Thesen widerspricht, wird einfach aus der Tradition ausgeklammert.

 

Man könnte allerdings sagen, dass diese Praxis selbst eine lange Tradition besitzt, jetzt nicht im Sinne von Offenbarung, sondern im eigentlichen Sinn der Wortes Tradition.

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Unter Tradition versteht die Kirche etwas völlig anderes als das Wort "Tradition" im Deutschen eigentlich bedeutet.

 

Gibt es da nicht einen besseren Begriff?

 

Werner

Edited by Werner001
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Ich habe mir einige Fragen zur Tradition gestellt.

Tradition gilt ja als Teil der Offenbarung.

Dabei stellt sich aber die Frage, was die Tradition eigentlich ist.

Mit der Tradition wird ja sehr selektiv umgegangen.

Nicht alles, was mal Tradition war, wird auch im Sinne einer Offenbarung anerkannt.

Ja, man könnte sogar etwas bösartig sagen, dass die Tradition als Offenbarung nur das selektive Herauspicken von historischen Dingen ist, die man zur Begründung irgendwelcher Thesen gut gebrauchen kann, alles was den Thesen widerspricht, wird einfach aus der Tradition ausgeklammert.

 

Man könnte allerdings sagen, dass diese Praxis selbst eine lange Tradition besitzt, jetzt nicht im Sinne von Offenbarung, sondern im eigentlichen Sinn der Wortes Tradition.

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Unter Tradition versteht die Kirche etwas völlig anderes als das Wort "Tradition" im Deutschen eigentlich bedeutet.

 

Gibt es da nicht einen besseren Begriff?

 

Werner

 

Sehr ins Unreine gedacht und geschrieben:

 

Im Gedanken der Tradition kommt ein Kommunikatives Geschehen zum Ausdruck, ist doch die Weitergabe des Glaubens ein kommunikatives Geschehen. Nun ist es Wesen jeder Kommunikation, dass beim Empfänger etwas anderes ankommt als dies der Sender beabsichtigte. Auf Generationen bezogen: Mit der Aneignung des Glaubens durch jede neue Generation verändert sich derselbe.

 

Da am Anfang des Glaubens bzw. in seiner Mitte jedoch die Begegnung mit dem auferstandenen Christus steht, gibt es zugleich eine unmittelbare Erfahrung des Glaubens. Dies bewirkt, dass der Glaube selbst bei aller Veränderung getreu erhalten bleibt.

 

Wenn und weil dies so ist, deshalb glaubt die (katholische) Kirche, dass auch der derart stattfindenden Veränderung ein offenbarender Charakter zu eigen ist. Glaube wird so performativ, dynamisch verstanden, aber nicht alleine aus einer persönlichen Begeisterung heraus (das ist dann eher Sache der Pfingstler), sondern auf dem Grund des mir/uns übergebenen - eben tradierten - Glaubens stehend.

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Man muss bei der Erörterung über das Thema "Tradition" zwei Dinge unterscheiden:

 

1) Das theologische Ideal:

Dieses geht davon aus, dass Jesus den Aposteln Glaubensaussagen und Weisungen übergeben hat, die diese wiederum unverfälscht weitergeben sollen. Dazu kommt allerdings, dass er ihnen nicht alles anvertraut hat, sondern auch ergänzt hat: "Der Geist wird euch in die Wahrheit führen", was spätere Ergänzungen des Glaubensschatzes miteinschließt. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Apostel und ihrer Nachfolger, zu entscheiden, was jetzt Teil dieses Glaubensschatzes ist, und was nicht ("zu binden und zu lösen"). Teile dieses zu überliefernden Glaubensschatzes haben sich in der schriftlichen Fixierung in der Bibel nieder geschlagen, andere eben in der zunächst mündlichen, dann in nachbiblischer Zeit erfolgten schriftlichen Weitergabe.

 

Soweit so gut. Mir leuchtet aber auch ein, dass man das Ganze auch als Historiker beleuchten kann und so kommt man zu

 

2) Die historisch-wissenschaftliche Forschung

Zäumt man mit Hilfe dieser das Pferd sozusagen von hinten auf, kann man zu der beunruhigenden Sicht kommen, die uns Werner in seinem Eingangsposting liefert. Ein wahlloses Selektieren von Elementen aus der jeweiligen Vergangenheit in die Zukunft, welches scheinbar keinem System und keiner Logik folgt.

 

Die entscheidende Frage ist dann wirklich schon eine Glaubensfrage: GEhe ich davon aus, dass die Kirche in ihrer Entfaltung der Tradition - wie es Jesus prophezeit - vom Geist geleitet wurde (und zwar grundsätzlich, nicht prinzipiell) und wird, oder halte ich die Geschichte der Tradition im Wesentlichen durch Willkür und persönlich-politisches Machtkalkül geprägt. Eine Misch-Interpretation würde dann vielleicht auch sagen können, dass zwar auch zweiteres vorkommt, Gott aber gerade auf diesen krummen Zeilen wieder gerade schreibt.

 

Mit dieser Differenzierung möchte ich keineswegs jede Tradition als sakrosankt erklären, sondern einräumen, dass die Kirche einen gewissen Spielraum hat, Traditionen auch als menschlich oder göttlich zu deuten. Darüber hinaus haben auch die rein menschlichen Traditionen einen Wert, nämlich dass sie ein Band schaffen, dass CHristen verschiedener Zeiten zusammenhält und so deutlich macht, dass die Kirche nicht nur aus den gerade lebenden Christen als Mitgliedern besteht, sondern aus den Gläubigen aller Zeiten.

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so redet der heutige Theologe wenn er nichts zu sagen hat

Und wie redet ein Traditionalist, wenn er nach Tradition gefragt wird?

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so redet der heutige Theologe wenn er nichts zu sagen hat

Und wie redet ein Traditionalist, wenn er nach Tradition gefragt wird?

Das würde ich auch gerne wissen.

 

Die Mär von den unverändert weitergegebenen Anweisungen Christi, die sich in der Tradition widerspiegeln, kann man mMn nicht aufrecht erhalten.

 

Das fängt bereits bei der von Udal genannten "schriftlichen Fixierung in der Bibel" an.

Es wurde ja bekanntlich eine ganze Menge mehr überliefert, das wurde dann aber irgendwann mal für "unkanonisch" erklärt, und nur das, was zu der zum Zeitpunkt der Definition gültigen Ansicht (böse Zungen würden es Zeitgeist nennen) passte, wurde für "echte Tradition" erklärt.

 

Die "Tradition" wurde also im Nachhinein zu einer solchen erklärt, während der Begriff Tradition ja eigentlich genau das Umgekehrte meint.

 

Das zieht sich bei allem, was zur "apostolischen Tradition" gehört, wie ein roter Faden durch die Geschichte: Von der eigentlichen Fülle der Traditionen (im Sinne von Überlieferung) wurde zu irgendeinem Zeitpunkt mal etwas herausgepickt, was, flapsig gesagt, gerade ins Konzept passte, das wurde zur ewigen und unveränderlichen Tradition (im Sinne von Offenbarung) erklärt, und die übrigen Traditionen, die diesem Konzept widersprachen, wurden für "unkanonisch" oder "falsch" erklärt.

 

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Gegen eine solche Vorgehensweise ist im Prinzip nichts einzuwenden. Es ist ja geradezu Pflicht, etwas für falsch zu erklären, was man in der Vergangenheit zwar praktiziert hat, nun aber als falsch erkannt hat.

 

Das "Problem" dabei ist nur, dass aus der Kirche, die angeblich seit den Tagen der Apostel schon immer alles gewusst und richtig gemacht hat, eine Kirche wird, die auf ihrem Weg durch die Zeit auch Irrwege geht, die aber zu neuer Erkenntnis fähig ist und die auch frühere Irrtümer zugeben und korrigieren kann, ums sich so immer weiter an's Ziel anzunähern.

 

Und speziell für Siri: Wenn die Kirche heute zum Beispiel ihre früheren Lehren zur Glaubensfreiheit oder zum Staat revidiert, tut sie nichts anderes, als sie damals tat, als sie den Schriftkanon festlegte und Schriften, die vorher zur Tradition der Kirche gehört hatten, für unkanonisch erklärte.

 

Werner

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Ich habe mir einige Fragen zur Tradition gestellt.

Tradition gilt ja als Teil der Offenbarung.

Dabei stellt sich aber die Frage, was die Tradition eigentlich ist.

Mit der Tradition wird ja sehr selektiv umgegangen.

Es geht nicht um irgendwelche Tradition - wenn wir die mündliche Überlieferung in der Kirche meinen- sondern um die apostolische Vollmacht.

 

Paulus beruft sich gegenüber den Gemeinden auf seine APOSTOLISCHE VOLLMACHT. Sie allein gibt ihm das Recht, autoritativ gegenüber der Gemeinde zu lehren. - Und genau das ist es, was "Tradition" meint: Die Apostolische Lehrüberlieferung seit der Zeit der Apostel bis heute, die uns sagt, wie die Hl.Schrift in Wahrheit auszulegen ist.

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Ich habe mir einige Fragen zur Tradition gestellt.

Tradition gilt ja als Teil der Offenbarung.

Dabei stellt sich aber die Frage, was die Tradition eigentlich ist.

Mit der Tradition wird ja sehr selektiv umgegangen.

Es geht nicht um irgendwelche Tradition - wenn wir die mündliche Überlieferung in der Kirche meinen- sondern um die apostolische Vollmacht.

 

Paulus beruft sich gegenüber den Gemeinden auf seine APOSTOLISCHE VOLLMACHT. Sie allein gibt ihm das Recht, autoritativ gegenüber der Gemeinde zu lehren. - Und genau das ist es, was "Tradition" meint: Die Apostolische Lehrüberlieferung seit der Zeit der Apostel bis heute, die uns sagt, wie die Hl.Schrift in Wahrheit auszulegen ist.

Und genau das ist ja nicht der Fall, dass die sich seit den zeiten der Apostel nicht geändert hat.

Der Apostel Thomas hat zum Beispiel ein Evangelium geschrieben (geschrieben im gleichen Sinn, wie die anderen auch), das wurde aber später irgendwann einmal für nicht zur Tradition gehörig erklärt, obwohl es vorher durchaus dazugehört hatte.

 

Werner

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so redet der heutige Theologe wenn er nichts zu sagen hat

Und wie redet ein Traditionalist, wenn er nach Tradition gefragt wird?

der "Traditionalist" wartet noch ein bissl dann sagt er was dazu

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Franciscus non papa
so redet der heutige Theologe wenn er nichts zu sagen hat

Und wie redet ein Traditionalist, wenn er nach Tradition gefragt wird?

der "Traditionalist" wartet noch ein bissl dann sagt er was dazu

 

 

da bin ich nun aber wirklich gespannt.

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Justin Cognito

Wenn man Tradition ganz wörtlich als Weitergabe versteht, rückt das Verhältnis von Geberin und Empfänger in den Vordergrund. Daher ist in einem gesunden Tradierungsprozess auch Vertrauen so wichtig. Das Vertrauen, dass mir von meinem Gegenüber Gutes gegeben wird (und nicht eine Schlange, wenn ich um Fisch bitte) auf der einen Seite. Das Vertrauen, dass ich meinem Gegenüber etwas anvertrauen kann (auch wenn der dabei vielleicht manches anders macht), auf der anderen Seite. Nur wenn dieses Vertrauen da ist, ist meines Erachtens lebendige Tradition möglich.

Edited by Justin Cognito
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