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Interreligiöse Ehe & Kindererziehung


Gawn

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Liebe Forumsmitglieder und Moderatoren,

 

ich hoffe ihr könnt mir etwas weiterhelfen da ich sonst bislang weder Leute in einer ähnlichen Situation noch Literatur zum Thema kenne.

Also:

Meine Frau und ich sind seit 5 1/2 Jahren glücklich verheiratet und wir haben 2 Kinder im alter von einem und zweieinhalb Jahren. Meine Frau stammt aus Myanmar (Burma) und ist (Theravada) Buddhistin, ich bin deutscher und Katholik.

Beide unsere Kinder sind kath. getauft, wachsen aber im alltag gleichzeitig auch in die religiösen Praktiken meiner Frau hinein (Verehrung und Verbeugungen vor Buddhastatuen etc.).

Für meine Frau als Buddhistin ist das alles nicht wirklich ein Problem: Theravada Buddhisten glauben an eine Selbsterlösung durch Erkenntnis; der Weg zur Erkenntnisfähigkeit führt über gute Werke die die Wiedergeburt in einer jeweils besseren Existenzform (mit besseren Erkenntnischancen) ermöglichen sollen. Götter, Geister und Dämonen gibt es dabei in der buddhistschen Vorstellung viele (regional sehr verschieden) - man muss sich mit ihnen arangieren, kann evt. auch im Alltag von Ihnen Hilfen etc. bekommen oder bedroht werden, aber erlösungsrelevant sind sie nicht. Da meine Frau unseren Gott auch in dieser Kategorie ansiedelt, hat sie kein Problem damit, dass unsere Kinder ihn verehren, zu ihm beten oder mit der Taufe unter seinen besonderen Schutz gestellt wurden (so sieht sie das).

Das schließt ihrer Meinung nach aber nicht aus, dass unsere Kinder trotzdem auch den Buddha verehren, ihm opfern, oder an teilweise sehr suggestiven Praktiken teilnehmen, die zu buddhistischen Einsichten führen sollen (Wenn ihr nur lange genug meditiert, werdet ihr ... erkennen). Und obwohl ich mir großen Mühe gebe tolerant und verständnisvoll zu sein, habe ich da dann doch so meine Probleme mit, die mir Bauchschmerzen bereiten:

Ex, 20, 5: Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation

 

Ich liebe meine Frau und meine Kinder und ich bin überzeugt, dass wir eine gute Ehe führen, eine wunderbare Familie sind. Ich suche daher eine Lösung, die für niemanden verletzend oder unannehmbar ist und unter der unsere Ehe nicht leiden darf. Aber ich liebe auch meinen Gott und möchte seine Liebe meinen Kindern zum Geschenk machen. Noch ist das sehr früh, da die Kinder ja noch sehr klein sind. Aber sie werden unglaublich schnell älter....!

 

Wie gehe ich damit um?

Gibt es unter euch Leute, die in einer ähnlichen Situation sind?

Gibt es Literatur?

Beratung? Kontaktadressen?

 

Liebe Grüße,

Georg

bearbeitet von Gawn
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Liebe Forumsmitglieder und Moderatoren,

Hallo Gawn,

herzlich willkommen im Forum.

ich hoffe ihr könnt mir etwas weiterhelfen da ich sonst bislang weder Leute in einer ähnlichen Situation noch Literatur zum Thema kenne.

Also:

Meine Frau und ich sind seit 5 1/2 Jahren glücklich verheiratet und wir haben 2 Kinder im alter von einem und zweieinhalb Jahren. Meine Frau stammt aus Myanmar (Burma) und ist (Theravada) Buddhistin, ich bin deutscher und Katholik.

Beide unsere Kinder sind kath. getauft, wachsen aber im alltag gleichzeitig auch in die religiösen Praktiken meiner Frau hinein (Verehrung und Verbeugungen vor Buddhastatuen etc.).

Für meine Frau als Buddhistin ist das alles nicht wirklich ein Problem: Theravada Buddhisten glauben an eine Selbsterlösung durch Erkenntnis; der Weg zur Erkenntnisfähigkeit führt über gute Werke die die Wiedergeburt in einer jeweils besseren Existenzform (mit besseren Erkenntnischancen) ermöglichen sollen. Götter, Geister und Dämonen gibt es dabei in der buddhistschen Vorstellung viele (regional sehr verschieden) - man muss sich mit ihnen arangieren, kann evt. auch im Alltag von Ihnen Hilfen etc. bekommen oder bedroht werden, aber erlösungsrelevant sind sie nicht. Da meine Frau unseren Gott auch in dieser Kategorie ansiedelt, hat sie kein Problem damit, dass unsere Kinder ihn verehren, zu ihm beten oder mit der Taufe unter seinen besonderen Schutz gestellt wurden (so sieht sie das).

Wie würde deine Frau es empfinden, wenn wir Katholiken Buddha unter unsere Heiligen sortieren würden? Hier kollidiert natürlich der Absolutheitsanspruch zweier Religionen. Zudem kollidieren zwei Auffassungen von Erlösung, während sie im Buddhismus aktiv betrieben werden muss, bekommen Christen sie geschenkt (wenn sie brav sind, aber das ist ja bei den Buddhisten auch nicht grundsätzlich anders). Für Katholiken ist unser Gott, bzw. Jesus durchaus erlösungsrelevant, d.h. aus buddhistischer Sicht wenigstens ein Boddhisattva. Wenn das Problem nicht wirklich auf den Nägeln brennt, hielte ich es für das klügste, wenn sowohl du wie auch deine Frau euch Literatur über die Religion des jeweils anderen besorgt, und wenn ihr das gelesen habt, euch an den Tisch setzt und über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten euer Religionen sprecht. Ohne Kompetenz ist hier kein Blumentopf zu gewinnen.

Das schließt ihrer Meinung nach aber nicht aus, dass unsere Kinder trotzdem auch den Buddha verehren, ihm opfern, oder an teilweise sehr suggestiven Praktiken teilnehmen, die zu buddhistischen Einsichten führen sollen (Wenn ihr nur lange genug meditiert, werdet ihr ... erkennen). Und obwohl ich mir großen Mühe gebe tolerant und verständnisvoll zu sein, habe ich da dann doch so meine Probleme mit, die mir Bauchschmerzen bereiten:

Ex, 20, 5: Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generation

Ich fürchte, eine Lösung, die dem kanonischen Recht gerecht wird, kannst du nur haben, wenn deine Kinder ausschließlich römisch-katholische Riten ausüben. Also mein Vater musste 1962 auf die Bibel schwören, dass seine Kinder katholisch erzogen werden, und er war nur Protestant. Das gibt sicher Probleme mit deiner Frau, den Kindern, am Ende zerbricht gar die Ehe. Hier muss eine deutliche Wertung stattfinden. Damit wird es zu einem Gewissensproblem und ein katholisches Gewissen steht über dem kanonischen Recht. Ich weiß aber nicht, inwieweit dein Pfarrer eine solche Gewissensentscheidung mitträgt.

Aber schaun wir mal: Da haben wir zunächst Jesus, der mehrfach das Sabbatgebot übertrat, und auch Kritik an der formellen Einhaltung des Gesetzes übte. Ich bin zwar kein Theologe, aber ich kann mir vorstellen, das die entsprechenden Texte auch zur Begründung des Gewissensprimat herangezogen werden. Wie dem auch sei, auf jeden Fall steht - und daran können nur Hartherzige zweifeln - die Ehe und das gedeihliche Aufwachsen der Kinder im Vordergrund und das deutlich. Nur Anbeter der Lieblosigkeit könnten hier anders denken. Desweiteren wäre ja daran zu denken, dass Buddha kein Gott ist, sondern sozusagen das indische Äquivalent eines Propheten. Problematisch sind dann aber immer noch die Opfer, vor allem wenn sie als Opfer dargebracht werden. Ansonsten kann man natürlich auch vor einem Bild von Schopenhauer Räucherstäbchen verbrennen, denn das ist das höchste wozu sich ein Katholik angesichts Buddhas aufschwingen könnte, Buddha als Philosophen zu akzeptieren. Davon abgesehen gibt auch eine katholische Traditiion der Versenkung, ich empfehle an dieser Stelle immer "Die innere Burg" von Teresa von Avila. Eine gute Einführung in christliche Mystik, vielleicht solltest du es deiner Frau zu lesen geben.Im Zen treffen sich christliche und buddhistische Mystik ja wieder. Und dann bleibt ja auch immer noch das Argument, dass Gott sich irgendwas dabei gedacht haben muss, als er unterschiedliche Religionen zuließ. Und der Gott des alten Testaments ist durch einen weitaus stärkeren menschlichen Anteil gefiltert als der des neuen Testaments.

Worüber ihr euch aber beide klar sein müsst, eure Kinder werden sich entscheiden müssen, bei aller Liebe zu fernöstlicher Philosophie, es ist unmöglich, gleichzeitig Christ und Buddhist zu sein. Da prallen soviele Widersprüche aufeinander, kein Lessing vermöchte solche Ringe zu schmieden, und nicht einmal ein Hegel auf Koks brächte eine derartige Dialektik zustande.

Ich liebe meine Frau und meine Kinder und ich bin überzeugt, dass wir eine gute Ehe führen, eine wunderbare Familie sind. Ich suche daher eine Lösung, die für niemanden verletzend oder unannehmbar ist und unter der unsere Ehe nicht leiden darf. Aber ich liebe auch meinen Gott und möchte seine Liebe meinen Kindern zum Geschenk machen. Noch ist das sehr früh, da die Kinder ja noch sehr klein sind. Aber sie werden unglaublich schnell älter....!

Wie gesagt, eure Kinder werden sich entscheiden müssen, wie auch immer. Du kannst ihnen diese Entscheidung nicht abnehmen, du und deine Frau können sie letztlich auch nicht treffen, aber ihr könnt euren Kindern eure Religionen mitteilen, und dazu ist es wichtig, dass auch du und deine Frau über eure Religionen miteinander sprechen könnt, ohne euch in die Haare zu geraten. Und auch die Unterschiede (natürlich altersgemäß) nicht unter den Tisch fallen lasst, damit eure Kinder auch ein klares Bild bekommen. Das ist denke ich, das Beste was ihr tun könnt. Noch eine Frage: kannst du dir vorstellen, dass ein Gott, der die Liebe ist, dich verdammt, weil du den Buchstaben des Gesetzes nicht über das Wohl von mehreren Menschen gesetzt hast? Ich jedenfalls nicht.

Wie gehe ich damit um?

Gibt es unter euch Leute, die in einer ähnlichen Situation sind?

Gibt es Literatur?

Beratung? Kontaktadressen?

 

Liebe Grüße,

Georg

Das fürchte ich, ist eine aufkeimende Marktlücke, so wie heute durch die Weltgeschichte migriert wird. Da wird es mit speziell auf den Buddhismus zugeschnittene Literatur kaum geben. Was es aber gibt, das sind Ehen zwischen Christen und Muslimen, vielleicht wirst du bei den entsprechenden Intressenverbänden (hier der erstbeste Google-Treffer) fündig. Auf jeden Fall haben deine Frau und du euch eine ordentliche Aufgabe aufgebürdet, aber wo die Liebe hinfällt ...

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Wie gehe ich damit um?

 

Unterrichte deine Kinder in beide Religionen und lasse sie im Alter des Verstehens selbst entscheiden.

 

Pedrino

 

Ich nehme mal an, Du hast Dich nur verirrt. Deshalb, und weil ich Deiner Meinung bin, bin ich gewillt, Deine Antwort hier stehen zu lassen.

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Eine wirklich umfassende religiöse Ausbildung mit den bestmöglichen Wahlmöglichkeiten für die Kinder ist aber erst dann gewährleistet, wenn ihnen auch - so früh wie möglich - die Heilsmöglichkeiten des Judentums, Islam, Hinduismus, Taoismus angeboten werden. So lange sie noch klein sind. Ab ca. 12 Jahren sollten noch die anderen großen Religionen folgen. :lol:

 

 

Im Ernst: Eure Kinder müssen eine schwere Entscheidung treffen. Nicht die zwischen Religionen, sondern die zwischen Mammy und Pappi. Möge ihnen diese Last nicht zu schwer fallen.

bearbeitet von lara
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Wie gehe ich damit um?

 

Unterrichte deine Kinder in beide Religionen und lasse sie im Alter des Verstehens selbst entscheiden.

 

Pedrino

 

Ich nehme mal an, Du hast Dich nur verirrt. Deshalb, und weil ich Deiner Meinung bin, bin ich gewillt, Deine Antwort hier stehen zu lassen.

 

 

Vielen Dank, liebe Monika und, liebe Grüße.

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Die meisten Kinder aus religionsverschiedenen Ehen, die ich kenne, haben sich von allen Formen religiöser Praxis verabschiedet.

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Die meisten Kinder aus religionsverschiedenen Ehen, die ich kenne, haben sich von allen Formen religiöser Praxis verabschiedet.

 

Viele Kinder aus religionsgleichen Ehen die ich kenne haben sich auch von der Kirche verabschiedet. Leider.

 

LG

JP

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Lieber Forumsmitglieder,

vielen Dank für euer Wilkommen und eure zahlreichen Antworten die - insbesondere bei AndreasB - schon viele wertvolle Anregungen beinhalten - hoffentlich kommen ja noch weitere spannende Beiträge.

 

Wie würde deine Frau es empfinden, wenn wir Katholiken Buddha unter unsere Heiligen sortieren würden? Hier kollidiert natürlich der Absolutheitsanspruch zweier Religionen. Zudem kollidieren zwei Auffassungen von Erlösung, während sie im Buddhismus aktiv betrieben werden muss, bekommen Christen sie geschenkt (wenn sie brav sind, aber das ist ja bei den Buddhisten auch nicht grundsätzlich anders). Für Katholiken ist unser Gott, bzw. Jesus durchaus erlösungsrelevant, d.h. aus buddhistischer Sicht wenigstens ein Boddhisattva. Wenn das Problem nicht wirklich auf den Nägeln brennt, hielte ich es für das klügste, wenn sowohl du wie auch deine Frau euch Literatur über die Religion des jeweils anderen besorgt, und wenn ihr das gelesen habt, euch an den Tisch setzt und über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten euer Religionen sprecht. Ohne Kompetenz ist hier kein Blumentopf zu gewinnen.

 

Ja, Kompetenz und Verständnis sind in der Tat wichtig denke ich. Und ich maße mir an zu behaupten, dass zumindest ich mir da schon einiges erarbeitet habe: Studium und in kürze Promotion im Fach Südostasienwissenschaften, insgesamt drei Jahre Forschungsaufenthalte in Myanmar, darunter sechs Monate in einem buddhistischen Kloster. Darüber hinaus Studien in indischer Philosophie, vergl. Religionswissenschaft, Religionsethnologie und kath. Theologie (Fernstudium, bislang erster Abschnitt) jeweils mit Schwerpunkt Buddhismus bzw. Buddhistisch-Christlicher Dialog. Da kommt schon einiges an gelesener Literatur zusammen. Umgekehrt scheitert das bei meiner Frau allerdings noch etwas an der Sprache - während ich mir das Myanmarische so weit angeeignet habe, dass ich ohne weiteres auch philosophische Texte etc. lesen und analysieren kann, wird es meiner Frau doch noch sehr schwer fallen, z.B. "Die innere Burg" zu lesen - auch wenn sie im Alltag mit der deutschen Sprache gut zurecht kommt. Und in myanmarischer Übersetzung gibt es solche - und andere christliche Texte leider nicht - dafür sind die katholischen Minderheiten im Land zu klein.

Eine Anmerkung, noch zu generellen Problemen, des buddhistisch Christlichen Dialoges: Grundsätzlich ist die Christliche Seite die dialogbereitere (zumindest gibt es hier mehr Theologen/engagierte Christen, die sich um einen Dialog bemühen). Viele Theravada Buddhisten betrachten leider die meisten anderen Religionen aufgrund ihres Gottesglaubens als naiven, nicht erstzunehmenden "Aberglauben der doch nichts nützen kann". Leider wird hier oft vergessen, dass die trennenden Unterschiede zwischen den buddhistsichen Schulen noch weit größer sind als die zwischen den christlichen Konfessionen. Die von christlicher Seite oft als Anknüpfungspunkte angeführten Aspekte des Boddhisattvaideals (Wesen, die bereits 'erleuchtet' sind, ihre endgültige Erlösung aber aus LIEBE aufschieben, um zunächst allen anderen Wesen auf dem Weg zur Erlösung zu helfen) und der meditativen Praktiken des Zen sind leider nicht "der Buddhismus" sondern vergleichsweise späte Entwicklungen der in Ostasien (Japan, China, Korea, Vietnam) und z.T. in Tibet verbreiteten Schulen des Mahayana, Chan/Zen und Vajrayana Buddhismus. Sie sind jedoch der in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha und Laos vorherrschenden Theravada (=Hinayana) Schule fremd. Hier ist - zumindest theoretisch - der Buddha wirklich nur ein "vorangegangener" Lehrer, dessen Lehre den Menschen den Weg zur Selbserlösung gezeigt haben soll, den aber jedes Wesen selber gehen muss, ohne dass ihm dabei jemand helfen könne - ein wichtiger Unterschied zum Mahayana, wo man die Bodshisattvas um Hilfe auf dem Weg zur Erlösung bittet.

Volksreligiöse Buddhaverehrung - einschließlich Opfern - ist trotzdem in allen Theravada Ländern zum Bestandteil lokaler Tradition geworden, wenn auch manch "aufgeklärter" Buddhist (insbesondere im Westen) dem kritisch gegenübersteht. Wenn man Theravada Buddhisten befragt, warum sie so handeln, erklären sie dies oft etwa so: Allein die Intention - dem Buddha und der Verbreitung seiner Lehren dienen und seinen Besitz opfern zu wollen bewirkt positive Konsequenzen für dieses und das nächste Leben die zu einer baldigen Erlösungsfähigkeit, zumindest aber zur Wiedergeburt in einer besseren Existenz (z.B. als Kind reicher Eltern oder gar im Götterhimmel) führen. Hintergrund ist hier natürliche die Lehre vom Karma- dass jede Tat für den Handelnden Früchte trägt, die sich - ohne das Zutun eines Gottes - kausal aus der kosmischen Ordnung ergeben. Das macht für uns Christen aber die Verständigung mit Theravada Buddhisten ungleich schwieriger als mit Mahayana oder Zen Buddhisten.

 

Ich fürchte, eine Lösung, die dem kanonischen Recht gerecht wird, kannst du nur haben, wenn deine Kinder ausschließlich römisch-katholische Riten ausüben. Also mein Vater musste 1962 auf die Bibel schwören, dass seine Kinder katholisch erzogen werden, und er war nur Protestant. Das gibt sicher Probleme mit deiner Frau, den Kindern, am Ende zerbricht gar die Ehe. Hier muss eine deutliche Wertung stattfinden. Damit wird es zu einem Gewissensproblem und ein katholisches Gewissen steht über dem kanonischen Recht. Ich weiß aber nicht, inwieweit dein Pfarrer eine solche Gewissensentscheidung mitträgt.

Aber schaun wir mal: Da haben wir zunächst Jesus, der mehrfach das Sabbatgebot übertrat, und auch Kritik an der formellen Einhaltung des Gesetzes übte. Ich bin zwar kein Theologe, aber ich kann mir vorstellen, das die entsprechenden Texte auch zur Begründung des Gewissensprimat herangezogen werden. Wie dem auch sei, auf jeden Fall steht - und daran können nur Hartherzige zweifeln - die Ehe und das gedeihliche Aufwachsen der Kinder im Vordergrund und das deutlich. Nur Anbeter der Lieblosigkeit könnten hier anders denken. Desweiteren wäre ja daran zu denken, dass Buddha kein Gott ist, sondern sozusagen das indische Äquivalent eines Propheten. Problematisch sind dann aber immer noch die Opfer, vor allem wenn sie als Opfer dargebracht werden. Ansonsten kann man natürlich auch vor einem Bild von Schopenhauer Räucherstäbchen verbrennen, denn das ist das höchste wozu sich ein Katholik angesichts Buddhas aufschwingen könnte, Buddha als Philosophen zu akzeptieren. Davon abgesehen gibt auch eine katholische Traditiion der Versenkung, ich empfehle an dieser Stelle immer "Die innere Burg" von Teresa von Avila. Eine gute Einführung in christliche Mystik, vielleicht solltest du es deiner Frau zu lesen geben.Im Zen treffen sich christliche und buddhistische Mystik ja wieder. Und dann bleibt ja auch immer noch das Argument, dass Gott sich irgendwas dabei gedacht haben muss, als er unterschiedliche Religionen zuließ. Und der Gott des alten Testaments ist durch einen weitaus stärkeren menschlichen Anteil gefiltert als der des neuen Testaments.

Worüber ihr euch aber beide klar sein müsst, eure Kinder werden sich entscheiden müssen, bei aller Liebe zu fernöstlicher Philosophie, es ist unmöglich, gleichzeitig Christ und Buddhist zu sein. Da prallen soviele Widersprüche aufeinander, kein Lessing vermöchte solche Ringe zu schmieden, und nicht einmal ein Hegel auf Koks brächte eine derartige Dialektik zustande.

Ja, das sind in der Tat viele wertvolle Ideen, die mir doch weiterhelfen. "Aufgeklärt buddhistisch" betrachtet war Buddha in der Tat ja soetwas wie ein Philosoph (Prophet würde je einen Gott voraussetzen, als dessen "Sprachrohr" er fungiert), der meinte bestimmte Wahrheiten erkannt zu haben, die er seinen Anhängern vermitteln wollte. Die Verehrung eines Philosophen also - wenn auch aus christlicher Sicht eines zumindest partiell irrenden... Aber mit Liebe betrachtet...

Ich werde mich also bemühen, meinen Kindern so gut ich es vermag die Erfahrung der Liebe Gottes zu ermöglichen - eine Erfahrung, die für mich immer wieder tragend ist. Dass sie mit mir in die Messe und in Kindergottesdienste gehen können, dass sie demnächst einen katholischen Kindergarten besuchen werden und in einer wunderbar lebendigen und Kirchengemeinde mit unzähligen Kindedrn und Jugendlichen groß werden, sind hoffentlich gute Voraussetzungen für eine fundierte Entscheidung, später einmal.

Liebe Grüße,

Georg

bearbeitet von Gawn
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Die meisten Kinder aus religionsverschiedenen Ehen, die ich kenne, haben sich von allen Formen religiöser Praxis verabschiedet.

 

Viele Kinder aus religionsgleichen Ehen die ich kenne haben sich auch von der Kirche verabschiedet. Leider.

 

LG

JP

 

*aufzeig* vor allem, wenn zuviel "Kirchens" im Leben ist...
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Lieber Forumsmitglieder,

vielen Dank für euer Wilkommen und eure zahlreichen Antworten die - insbesondere bei AndreasB - schon viele wertvolle Anregungen beinhalten - hoffentlich kommen ja noch weitere spannende Beiträge.

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Ja, Kompetenz und Verständnis sind in der Tat wichtig denke ich. Und ich maße mir an zu behaupten, dass zumindest ich mir da schon einiges erarbeitet habe: Studium und in kürze Promotion im Fach Südostasienwissenschaften, insgesamt drei Jahre Forschungsaufenthalte in Myanmar, darunter sechs Monate in einem buddhistischen Kloster. Darüber hinaus Studien in indischer Philosophie, vergl. Religionswissenschaft, Religionsethnologie und kath. Theologie (Fernstudium, bislang erster Abschnitt) jeweils mit Schwerpunkt Buddhismus bzw. Buddhistisch-Christlicher Dialog. Da kommt schon einiges an gelesener Literatur zusammen. Umgekehrt scheitert das bei meiner Frau allerdings noch etwas an der Sprache - während ich mir das Myanmarische so weit angeeignet habe, dass ich ohne weiteres auch philosophische Texte etc. lesen und analysieren kann, wird es meiner Frau doch noch sehr schwer fallen, z.B. "Die innere Burg" zu lesen - auch wenn sie im Alltag mit der deutschen Sprache gut zurecht kommt. Und in myanmarischer Übersetzung gibt es solche - und andere christliche Texte leider nicht - dafür sind die katholischen Minderheiten im Land zu klein.

Ok, ok. Ich ging bei meinem Beitrag von einem durchschnittlichen Wissen aus, weil ich ja nix von dir wusste. Aber jetzt weiß ich es ja besser. Ich weiß nicht, ob deine Frau außer Myanmar und Deutsch auch noch andere Sprachen spricht, die christlich-mystische Literatur ist sicher auch auf Englisch erhältlich.

... Viele Theravada Buddhisten betrachten leider die meisten anderen Religionen aufgrund ihres Gottesglaubens als naiven, nicht erstzunehmenden "Aberglauben der doch nichts nützen kann". Leider wird hier oft vergessen, dass die trennenden Unterschiede zwischen den buddhistsichen Schulen noch weit größer sind als die zwischen den christlichen Konfessionen. Die von christlicher Seite oft als Anknüpfungspunkte angeführten Aspekte des Boddhisattvaideals ... und der meditativen Praktiken des Zen sind leider nicht "der Buddhismus" sondern vergleichsweise späte Entwicklungen der ... Schulen des Mahayana, Chan/Zen und Vajrayana Buddhismus. Sie sind jedoch der in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha und Laos vorherrschenden Theravada (=Hinayana) Schule fremd. ...

Volksreligiöse Buddhaverehrung - einschließlich Opfern - ist trotzdem in allen Theravada Ländern zum Bestandteil lokaler Tradition geworden, ... Hintergrund ist hier natürliche die Lehre vom Karma- dass jede Tat für den Handelnden Früchte trägt, die sich - ohne das Zutun eines Gottes - kausal aus der kosmischen Ordnung ergeben. Das macht für uns Christen aber die Verständigung mit Theravada Buddhisten ungleich schwieriger als mit Mahayana oder Zen Buddhisten.

Ich denke, dass gerade die Karma-Lehre einen guten Anknüpfungspunkt bietet, denn das katholische Konzept der Erbsünde ist dem Karma-Konzept sehr ähnlich. Der wesentliche Unterschied bleibt jedoch, dass das Christentum jede Möglichkeit des Menschen verneint, aus diesem Kausalgeflecht aus eigener Kraft zu entkommen.

... "Aufgeklärt buddhistisch" betrachtet war Buddha in der Tat ja soetwas wie ein Philosoph (Prophet würde je einen Gott voraussetzen, als dessen "Sprachrohr" er fungiert), der meinte bestimmte Wahrheiten erkannt zu haben, die er seinen Anhängern vermitteln wollte. Die Verehrung eines Philosophen also - wenn auch aus christlicher Sicht eines zumindest partiell irrenden... Aber mit Liebe betrachtet...

Ich werde mich also bemühen, meinen Kindern so gut ich es vermag die Erfahrung der Liebe Gottes zu ermöglichen - eine Erfahrung, die für mich immer wieder tragend ist. Dass sie mit mir in die Messe und in Kindergottesdienste gehen können, dass sie demnächst einen katholischen Kindergarten besuchen werden und in einer wunderbar lebendigen und Kirchengemeinde mit unzähligen Kindern und Jugendlichen groß werden, sind hoffentlich gute Voraussetzungen für eine fundierte Entscheidung, später einmal.

Eine lebendige frohe Botschaft ist die einzig mögliche Mission. In diesem Sinne: Gottes Segen für euch.

Andreas

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