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Gebrauch des Pileolus


aquisgranum

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Mit ist insoweit eine Besonderheit hinsichtlich des Gebrauchs im Bistum Aachen aufgefallen. Jedenfalls dann, wenn keine auswärtigen (bischöflichen) Würdenträger anwesend sind oder es sich um eine Feierlichkeit mit herausragender, überdiözesaner Bedeutung handelt, tragen der Bischof von Aachen und die aktiven und emeritierten Weihbischöfe bei liturgischen Anlässen im Aachener Dom keinen Pileolus. Der amtierende Bischof von Aachen Dr. Heinrich Mussinghoff trägt - wie schon sein Vorgänger Dr. Klaus Hemmerle - auch an anderen Orten in der Diözese in aller Regel keinen Pileolus, ebenso die derzeitigen emeritierten Weihbischöfe Dr. Gerd Dicke und Karl Reger. Gleiches ist mir von den in den 1980er Jahren verstorbenen Weihbischöfen Maximilian Goffart und August Peters in Erinnerung. Hingegen sind die beiden aktiven Weihbischöfe Karl Borsch und Dr. Johannes Bündgens dazu übergegangen, den Pileolus außerhalb des Aachener Doms zu tragen, und zwar innerhalb und außerhalb der Liturgie. Soweit ich orientiert bin, pflegte auch der frühere Bischof von Münster Dr. Reinhard Lettmann bis vor wenigen Jahren während der Heiligen Messe regelmäßig auf den Pileolus zu verzichten.

 

Kann jemand zur Erhellung dieses Brauchs und ggf. zu seinen Wurzeln beitragen? Oder kann jemand Ähnliches von anderen Orten berichten?

bearbeitet von aquisgranum
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der pileolus hat an sich zweierlei bedeutung:

 

 

1. als man noch eine tonsur geschnitten bekam und in den kalten kirchen am kopf zu frösteln begann, da setzt man den pileolus auf.

 

2. ist er ein schweiß-schutz für die mitra und sollte als solcher eigentlich unter der mitra getragen werden. nun gibt es wohl gewisse schwierigkeiten beim auf- bzw. absetzen der mitra, so dass viele bischöfe dazu übergehen, den pileolus genau DANN abzusetzen, wenn sie die mitra aufsetzen. das hat dann einfach praktische gründe.

 

3. gehört der pileolus zur chorkleidung des bischofs bzw. zu der schwarzen soutane mit den roten knöpfen.

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Danke für die bisherigen Antworten - gibt es denn Schwestern und Brüder aus Aachen, Münster oder anderswo, die etwas über den Hintergrund dieser (wenn man sich so umschaut) etwas ungewöhnlichen Usance wissen? Vielleicht können wir der Angelegenheit ja einmal systematisch auf den Grund gehen.

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Solche Bräuche entwickeln sich bisweilen von allein ohne "vernünftigen" Grund.

So hat sich z. B. mal Prinz Albert, der Gatte der Königin Viktoria, bei der Jagd den rechten Arm verletzt. Bei darauf folgenden öffentlichen Auftritten schüttelte er deshalb die Hände seiner Gegenüber mit an den Oberkörper gepresstem Oberarm, den Unterarm quasi "aus der Hüfte heraus" streckend.

Es wurde daraufhin eine ganze zeitlang Mode in London, sich derart die Hand zu schütteln, obwohl die meisten gar nicht wussten, wie der Brauch entstanden war.

 

So hat vielleicht irgendwann einmal irgendein Bischof aus welchem Grund auch immer auf den Pileolus verzichtet, er wurde nachgeahmt, und nun ist es "guter Brauch" geworden, und keiner weiss mehr, warum.

 

Werner

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Das ist es doch gerade: Anscheinend weiß keiner mehr, warum das so ist. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es jemanden gibt, der es weiß. Oder wir nähern uns der Antwort im Wege des Diskurses. Daher dieser Thread.

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Das ist es doch gerade: Anscheinend weiß keiner mehr, warum das so ist. Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß es jemanden gibt, der es weiß. Oder wir nähern uns der Antwort im Wege des Diskurses. Daher dieser Thread.

 

 

ich würde vermuten, dass die herren bischöfe nicht wissen oder nicht wollen. entweder wissen sie es nicht besser oder sie wollen es nicht so, wie es vorgegeben ist.

 

der ehemalige bischof von hildesheim hat immer ohne alles gepredigt. er predigte mit händen und füßen, drum war der stab nur im weg, die mitra wäre vom kopf gefallen, selbst der pileolus hätte es bei seiner haarpracht nicht überstanden.

 

der abt, dessen sekretär ich bei firmungen bin, benutzt zum predigen nur den stab, weil ihm beim predigen früher die mitra immer vom kopf gefallen ist.

zu den lesungen nimmt er sie gar nicht.

 

das sind alles persönlich vorlieben bzw. abneigungen.

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Ist der Gebrauch des Pileolus denn überhaupt vorgeschrieben? Ich weiß, das Zeremoniale für die Bischöfe erwähnt ihn, aber das ist ja eine liturgiepraktische Handreichung und kein eigentliches Kirchenrecht.

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Ist der Gebrauch des Pileolus denn überhaupt vorgeschrieben? Ich weiß, das Zeremoniale für die Bischöfe erwähnt ihn, aber das ist ja eine liturgiepraktische Handreichung und kein eigentliches Kirchenrecht.

 

Es ist sogenanntes liturgisches Recht - aber kaum sehr bedeutsames.

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kein eigentliches Kirchenrecht.

oh - gibt es dann vielleicht eine Unterscheidung zwischen "eigentlichem" und "uneigentlichem" Kirchenrecht?

 

fragt

 

Petrus.

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Ich denke, die rechtstheoretische Frage nach der rechtlichen Qualität liturgischer Normen brauchen wir hier nicht abstrakt zu erörtern.

 

Ob es lediglich persönliche Vorlieben sind, halte ich für fraglich. Aus meiner Perspektive spricht mehr für lokale Bräuche, deren Genese aber unklar ist.

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