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Erzbistum Berlin vor der Pleite


Petrus

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"Die seit 1996 erforderliche Kreditaufnahme zur Deckung der jährlichen Haushalte hat sich demnach auf die Summe von 104 Millionen Euro addiert. Das Erzbistum trägt außerdem noch Zins- und Tilgungsleistungen für einen Caritas-Investitionsfonds in Höhe von 22 Millionen Euro und verbucht eine Unterdeckung in seinem Pensionsfonds in gleicher Höhe. Bei jährlichen Kirchensteuereinnahmen von rund 63 Millionen Euro ist ein Ausweg aus dieser Schuldenfalle aus eigener Kraft nicht mehr möglich, wie der Kardinal klarstellte."

 

In den nächsten vier Jahren werden 140 Stellen in Verwaltung und Kategorialseelsorge und 300 Stellen in den Pfarrgemeinden abgebaut, das sind 38% aller Stellen, die durch Kirchensteuern fianziert werden.

 

Quelle

 

"Eine Kirche, die im Gelde schwimmt, erhält am Ende den Mammon als oberstes Gesetz. Wer schaut schon so genau hin, was unter dem Dach des Kirchen-Konzerns „Weltbild“ so alles gedruckt und verkauft wird? Hauptsache, die Kohle stimmt. Nur müssen sich die Bischöfe dann nicht wundern, wenn innerhalb wie außerhalb der Kirche die Stimmen lauter werden, die nach der Halbwertszeit kirchlicher Privilegien wie dem der staatlich gewährleisteten Kirchensteuer fragen."

 

Quelle

 

endlich mal ein Kommentar der Tagespost, der mit meiner Meinung übereinstimmt :-)

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Ich habe mir den Weltbild-Katalog mal angesehen. Es klingt wie ein übler Witz, wenn man hört, dass der Verlag katholischen Bistümern gehört.

 

 

Und was Berlin angeht. Ich kann mir vorstellen, dass durch den Fall der Mauer eine Reihe von Sonderbelastungen auf das Bistum zukam. Abgesehen davon scheint nur jeder 10. Berliner Katholik zu sein. Das ist nicht viel.

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Zitat von Martin am 20:52 - 1.Februar.2003

 

Ich habe mir den Weltbild-Katalog mal angesehen.

Der Katalog geht noch. Die Läden sind schlimmer. Was allerdings - im Gegensatz zu jeder anderen Buchhandlung - absolut im Angebot fehlt, ist jede Art von Erotik :-)

 


Und was Berlin angeht. Ich kann mir vorstellen, dass durch den Fall der Mauer eine Reihe von Sonderbelastungen auf das Bistum zukam.

Der Schuldenberg wurde seit 1995 kontinuierlich aufgebaut, bis er jetzt fast die zweifache Höhe des Kirchensteuersteueraufkommen eines Jahres erreichte.

 

Jetzt, nach acht Jahren, holt man McKinsey ins Haus und möchte Unterstützung der anderen deutschen Diözesen haben.

 

Ich pflege die Höhe meiner Ausgaben der Höhe meiner Einnahmen anzupassen. Damit bin ich wohl kein Einzelfall; die meisten deutschen Diözesen scheinen ein ähnliches Prinzip zu pflegen.

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Zitat von Martin am 20:52 - 1.Februar.2003

Es klingt wie ein übler Witz, wenn man hört, dass der Verlag katholischen Bistümern gehört.

Geld stinkt nicht. Hier ein hübsches Praxisbuch aus dem Angebot des Weltbild-Katalogs:

 

774687.jpgLexikon der magischen Künste

 

 

Kundenkommentare in Auswahl:

 

"Das Buch sollte man schleunigst weiterempfehlen! Tolles Buch für alle die auf Zauber und Magie stehen!"

 

"eines der besten Zauberbücher die ich besitze, in dem gute Zaubersprüche zum anwenden stehen!

"

 

Quelle

 

Allerdings könnt Ihr mit dem Kauf dieses Buches die notleidende Erzdiözese Berlin nicht direkt unterstützen - unter den Weltbild-Gesellschaftern ist für "Berlin" nur "Soldatenseesorge" genannt.

 

 

(Geändert von Petrus um 23:33 - 1.Februar.2003)

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In den Weltbildplus Läden wird nur verkauft, was auch im Katalog steht, d.h. das Sortiment ändert sich mit dem Katalog. Das ist die Idee mit den Läden. Man wollte nur den Kunden eine Möglichkeit geben, sich die Bücher vorher anzuschauen, was im Katalog ja nicht geht.

 

Der Weltbild Katalog spiegelt nur das wieder, was die Deutschen interessiert. Der Buchversand wird rein marktwirtschaftlich geführt: Angebot und Nachfrage. Die eigenen Verlage sind in der Lage, ggf. in zwei Wochen auf einen Trend aufzuspringen und Nachahmerbücher zu entwickeln. Keine Frage: hier geht es nicht um ideelle Ziele, hier geht es um den wirtschaftlichen Erfolg - und der wird von der gesamten Buchbranche beneidet. Renommierte Verlage wie DuMont, Fischer usw. sind happy, wenn möglichst viele Bücher von ihnen im Katalog auftauchen.

 

Ich finde die Polemik allerdings nicht ganz angemessen. Warum soll die Kirche nicht auch Einnahmequellen haben? Weltbild ist vielleicht kulturpolitisch ein Reizthema, ansonsten finde ich das Unternehmen bemerkenswert.

 

Übrigens: das Unternehmen wird von einem Protestanten geleitet ;-)

 

Axel

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Zitat von Martin am 20:52 - 1.Februar.2003

Ich habe mir den Weltbild-Katalog mal angesehen. Es klingt wie ein übler Witz, wenn man hört, dass der Verlag katholischen Bistümern gehört.


 

ist halt ne "nachfrageorientierte" kirchliche einnahmequelle. von was soll doch auch kirche leben dürfen ;-)  u. a. auch damit hier gesprächsstoff bleibt ;-))

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Zitat von EXPLORER am 13:45 - 2.Februar.2003

Waffen und Krieg?


 

Ich habe noch nirgendwo ein derartiges Angebot gesehen.

 

Das Gleiche gilt für das Thema Hexerei und Magie.

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Zitat von Axel am 13:29 - 2.Februar.2003

Warum soll die Kirche nicht auch Einnahmequellen haben?

Eben. Jetzt brauchen wir jeden Cent, egal, wo er herkommt! Oder wollt Ihr, daß die nächsten Wohlfahrtsmarken wieder so ausschauen?

 

038.jpg

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@martin und weltbild

Da kann ich Dir nur zustimmen. Ich finde auch, daß der Katalog ein bißchen sehr viel Waffentechnik beinhaltet und dagegen die christliche Literatur viel zu kurz kommt. Bisher war ich erst in einem dieser Läden und gab es nicht mal eine theologische Abteilung. Traurig, traurig.

 

Zum Bistum Berlin und seiner Pleite möchte ich folgendes anmerken. Der Mauerfall ist meiner (leider in diesem konkreten Punkt etwas unkundigen) Meinung nicht den Hauptanteil. Viel wesentlicher ist die Bevölkerungsstruktur zu beachten. In den ländlichen Gebieten des Bistums herrscht eine sehr geringe Bevölkerungsdichte, die zum Teil die sehr kirchenfeindliche DDR-Erziehung genießen „durfte“. Aus Priestermangel und Sparmaßnahmen gibt es jetzt schon riesige territoriale Gemeinden. Da kommen bei einer „Auswärts“-Messe und Krankenbesuche schon mal locker 100 bis 120 km zusammen. Fazit: Beim den einfachen Gemeinden kann man schon gar nicht mehr sparen.

Außerdem wird der Öki-Tag in Berlin ein weiteres großes Loch in die Gelder reißen. Da frage ich mich, wo der wirklich in Berlin sein muß?

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Warum wählt die Kirche ausgerechnet McKinsey als Berater - die sind doch für ihre menschenverachtenden Firmenpolitik bekannt? Statt Leute rauszuschmeißen, sollten sie lieber Immobilien verkaufen; Immobilienbesitz ist als "Produktionsmittel" für die Kirche überflüssig. Kindergartengebäude etc. kann man auch anmieten - genauso wie Priesterwohnungen.

Das kommt davon, wenn man Kameralistik betreibt, anstelle von doppelter Buchführung. Hoffentlich lernen wenigstens andere Bistümer aus den Fehlern!

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Zitat von Lichtlein am 21:54 - 2.Februar.2003

 

Das kommt davon, wenn man Kameralistik betreibt, anstelle von doppelter Buchführung. Hoffentlich lernen wenigstens andere Bistümer aus den Fehlern!

Moderne Controlling ist bitter nötig! Leider geht es nicht, daß man sich mit meditativem Gebet begnügt. Beides ist nötig!

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Zitat von Lichtlein am 21:54 - 2.Februar.2003

Warum wählt die Kirche ausgerechnet McKinsey als Berater - die sind doch für ihre menschenverachtenden Firmenpolitik bekannt?

Weil die sich geschickt ins Geschäft gebracht haben:

 

"In Berlin ist mittlerweile die Unternehmensberatung McKinsey dabei, im Haushalt des Erzbistums nach Sparmöglichkeiten zu suchen. "Alles kommt auf den Prüfstand", kündigte Generalvikar Peter Wehr an. Beobachter schließen selbst Entlassungen nicht ganz aus. Die gerne als harte Sanierer beschriebenen McKinsey-Berater kennen sich aus in Sachen katholische Kirche. Vor zwei Jahren nahmen sie kostenlos das Sekretariat der Bischofskonferenz unter die Lupe - eine Investition, die sich zumindest für die Unternehmensberater selbst gelohnt hat. Denn wenig später folgten Aufträge aus den Bistümern Osnabrück und Mainz. Schon zuvor hatte McKinsey das angeschlagene Ruhrbistum Essen beraten."

 

Quelle

 


Statt Leute rauszuschmeißen, sollten sie lieber Immobilien verkaufen

Es werden Leute rausgeschmissen und Immoblien verkauft.

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http://www.kath.de/bistum/berlin/Pressemitteilung_30.01.pdf

 

Hieraus:

 

Kardinal Sterzinsky führte die Gründe für die jetzige wirtschaftlich schwierige Situation im Wesentlichen auf vier Entwicklungen zurück:

  • Seit der Wiedervereinigung investierte die Kirche große Summen in die Sicherstellung des notwendigen Standards der Einrichtungen (z.B. in KiTas) insbesondere im Osten. Damit wurde Kapital gebunden. Auf Grund der schlechten Bausubstanz waren hohe Instandsetzungs- und Instandhaltungsinvestitionen
    erforderlich. Zudem wurde der Ausbau des bischöflichen Schul- und Bildungsbereiches und von karitativen Einrichtungen betrieben – nicht selten durch Immobilienzukäufe in Hochpreisphasen.
  • Kirchliche Doppelstrukturen wurden ohne Personalkürzungen zusammengeführt. Durch natürliche Fluktuation sollte der Personalbestand ohne betriebsbedingte Kündigungen angepasst werden. Die tatsächlich realisierten Personalkürzungen blieben hinter den Erwartungen zurück, so dass heute ein vergleichsweise hoher Personalbestand besteht.
  • Die durchschnittlichen Kosten pro Mitarbeiter sind seit der Wiedervereinigung stark angestiegen, da die Ostgehälter in Berlin dem Lohnniveau im Westen angeglichen wurden.
  • Nicht erwartete Reduzierung von Zuschüssen und Refinanzierungen.

 

Warum "muß" das Bistum überhaupt KiTas betreiben? Wenn die an die jeweilige Kommune verkauft würden - mit entsprechenden Auflagen, das Personal weiterzubeschäftigen (Fürsorgepflicht!) - hätte das Bistum mit einem Schlag weniger Personalkosten und Geld in der Kasse, mit dem Kredite abgelöst und die Zinsbelastung reduziert erden könnte.

 

"Betriebsbedingte Kündigungen" lassen sich auch vermeiden, wenn die Mitarbeiter sich solidarisch verhalten; an der Uni habe ich es erlebt, daß vier studentische Hilfskräfte (die nun wahrlich finanziell nicht auf Rosen gebettet sind) auf 20 % ihres Wochenstunden-Kontingentes verzichteten, um einem fünften damit die Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. Aber christliche Solidarität oder freiwilliger Verzicht existieren ja nicht in den McKinsey-Köpfen; wenn's nach denen geht, feuert man lieber Mitarbeiter im seelsorglichen Bereich (dem "Kerngeschäft" der Kirche), statt "Outsourcing" von z. B. Priester-Wohnungen zu betreiben.

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Hallo,

 

ein paar Anmerkungen zur Diskussion

 

1. Die Vorstellung, dass ein sicherer Arbeitsplatz etwas mit sozial zu tun hätte und betriebsbedingte Kündigungen mit unsozial, halte ich für falsch. Die Umkehrung dieses Gedankens allerdings auch. Die Kiirche ist auch Wirtschaftsunternehmen. In unserer monetarisierten Welt muss die Kirche einen bestimmten finanziellen Spielraum haben, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Letztlich entscheidet sich auch an den Finanzen, was die Kirche machen kann und was nicht. Wenn Arbeitsplätze nicht mehr bezahlbar sind, gibt es keinen anderen Ausweg, als Leute zu entlassen - so schlimm das sicher für Viele auch ist.

Die Kirche hat auch andere Verpflichtungen als die Fürsorgepflicht für ihre Arbeitnehmer.

 

2. Ich kann in der Beauftragung einer Unternehmensberatung nichts Verwerfliches sehen. Ich weiß selbst, dass dieses Geschäft auch große Schattenseiten hat, aber andererseits ist es notwendig, dass auch 'mal ein unbeteiligter Dritter über Struktur, Prozesse und Organisation der Kirche sieht. Niemand ist verpflichtet, die Ratschläge auch zu beherzigen.

 

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Zitat von Mat am 13:35 - 3.Februar.2003

Die Kiirche ist auch Wirtschaftsunternehmen.

 

Und was soll ich von so einem Wirtschaftsunternehmen halten? (Hervorhebungen von mir)

 

"Wie Kardinal Georg Sterzinsky am Donnerstag erläuterte, belaufen sich nach Berechnungen der Unternehmensberaterfirma McKinsey die Schulden auf insgesamt 148 Millionen Euro. Das ist doppelt so hoch wie bislang aus den offiziellen Daten zur Kreditaufnahme ersichtlich, die in den kirchlichen Amtsblättern veröffentlicht worden waren."

 

"„Aus bistumseigener Kraft wird diese Entschuldung nicht alleine zu schaffen sein“, sagte Sterzinsky, der als Oberhirte diese in der Geschichte der katholischen Kirche Deutschlands beispiellose Misere zu verantworten hat. Die Gespräche mit den anderen Diözesen sollen heute beginnen. Finanzzusagen gibt es nicht. Sollten sie nicht in der erhofften Höhe erfolgen, muss Berlin noch wesentlich mehr Mitarbeiter entlassen. „Wir haben jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt“, sagte Sterzinsky. Auch wolle er seine Verantwortung nicht in Abrede stellen. Er denke jedoch nicht an Rücktritt. Gegenüber leitenden Mitarbeitern hatte der Kardinal vor einige Wochen geäußert, dass der Vatikan damit drohe, ihm einen so genannten Koadjutor zur Seite zu stellen und ihn zu entmachten, wenn er das Schuldenproblem nicht in den Griff bekomme."

 

Quelle

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Zitat von Petrus am 15:19 - 3.Februar.2003


Zitat von Mat am 13:35 - 3.Februar.2003

Die Kiirche ist auch Wirtschaftsunternehmen.

 

Und was soll ich von so einem Wirtschaftsunternehmen halten? (Hervorhebungen von mir)

 

"Wie Kardinal Georg Sterzinsky am Donnerstag erläuterte, belaufen sich nach Berechnungen der Unternehmensberaterfirma McKinsey die Schulden auf insgesamt 148 Millionen Euro.
Das ist doppelt so hoch wie bislang aus den offiziellen Daten zur Kreditaufnahme ersichtlich
, die in den kirchlichen Amtsblättern veröffentlicht worden waren."

 

"„Aus bistumseigener Kraft wird diese Entschuldung nicht alleine zu schaffen sein“, sagte Sterzinsky, der als Oberhirte diese in der Geschichte der katholischen Kirche Deutschlands beispiellose Misere zu verantworten hat. Die Gespräche mit den anderen Diözesen sollen heute beginnen. Finanzzusagen gibt es nicht. Sollten sie nicht in der erhofften Höhe erfolgen, muss Berlin noch wesentlich mehr Mitarbeiter entlassen. „
Wir haben jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt
“, sagte Sterzinsky. Auch wolle er seine Verantwortung nicht in Abrede stellen. Er denke jedoch nicht an Rücktritt. Gegenüber leitenden Mitarbeitern hatte der Kardinal vor einige Wochen geäußert, dass der Vatikan damit drohe, ihm einen so genannten Koadjutor zur Seite zu stellen und ihn zu entmachten, wenn er das Schuldenproblem nicht in den Griff bekomme."

 

 


 

Hallo Petrus,

 

die Frage halte ich für sehr berechtigt.

Im Prinzip hat sich die Kirche of nicht anders verhalten als Politiker. Die von der Allgemeinheit aufgebrachten Gelder wurden nicht so verwaltet, wie man es mit dem eigenen Geld tun würde.

In gewisser Hinsicht ist das auch sicher nicht ganz leicht. Da regt sich Widerstand, wenn Geld verweigert oder gestrichen wird. Und diesen Konflikt scheut man.

Ich denke aber, dass die Kirche von freien Wirtschaft in dieser Hinsicht viel lernen kann, ohne gleich ihre Mission zu verraten.

 

1. Erfolgskontrolle: Hat die Investition das Ziel erreicht, dass ich erwartet habe?

2. Überprüfung der Budgetierung: Wird das Geld aus heutiger Perspektive genauso gebraucht, wie ich es vor einem halben Jahr angenommen habe? Oder muss ich etwas ändern?

3. Qualitätskontrolle: Wird das bereitgestellte Geld bestmöglich genutzt? Hier könnte man ja auch das Mittel des Feedbacks verwenden.

4. Strategische Planung: Wo möchte ich in 5 - 10 Jahren stehen. Welche Ziele sind mir wichtig?

 

Ich denke, dass solche Methoden auch von der Kirche angewendet werden können. Und wenn man die Ergebnisse transparent macht, könnte einerseits manche fruchtbare Diskussion angestoßen und manche unfruchtbare vermieden werden.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Zitat von Mat am 16:32 - 3.Februar.2003

Überprüfung der Budgetierung

Das ist ziemlich einfach. Das geht so:

 

1) Wieviel Euro habe ich eingenommen?

2) Wieviel Euro habe ich ausgegeben?

 

Die meisten deutschen Diözesen scheinen dieses Rechenexempel einigermaßen zu beherrschen. Und das ist auch gut so.

 

Denn immer noch zahlen wir mit unseren Kirchensteuern wegen der Mißwirtschaft des Deutschen Ordens, schon brauchen wir sie auch noch zur Sanierung der Mißwirtschaft der Erzdiözese Berlin.

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Zitat von Petrus am 17:18 - 3.Februar.2003

Das ist ziemlich einfach. Das geht so:

 

1) Wieviel Euro habe ich eingenommen?

2) Wieviel Euro habe ich ausgegeben?


Genau das ist Kameralistik - und genau das ist hier massiv in die Hose gegangen. Die bedenkt nämlich nicht: wenn ich hier einen Kindergarten hinsetze, dann habe ich Folgekosten: Personal, Lohnsteuer, Spielmaterial, Heizung, Strom, Wasser, Pensionsrückstellungen, Gebäude-Instandhaltung etc. Kein Kameralistiker kommt auch nur im entferntesten auf die Idee, dafür Rücklagen zu bilden. Und gerade auch die fehlenden Pensionsrückstellungen sind es, die dem Bistum das Loch in der Kasse bescheren.

 

Jede kleine Schlosserei weiß, daß nach ca. 10 Jahren das Schweißgerät "hinüber" ist, und ein neues her muß, dafür muß man sparen (Rücklagen!) - und wenn nicht, ist man eben nicht mehr arbeitsfähig. Aber "Kirchens" ist zu blöd dazu - (und "Politikers" zu gerissen - die nächste Wahl gewinnt man nicht mit Rücklagen, sondern mit Wahlgeschenken).

 

Jeder Handwerker lernt im Meisterkurs Buchführung und die grundlegenden Regeln wirtschaftlichen Handelns - und ein Priester, der sich plötzlich mit der Verwaltung eines Pfarrvermögens von mehreren Millionen und einigem an Personal konfrontiert sieht (mehr als der eine oder andere Handwerksmeister je haben wird), hat von NIX eine Ahnung.

 

Meiner Meinung nach müssen hier dringend Strukturen verändert werden - die Priester und pastoralen Mitarbeiter gehören in die Seelsorge - um die Finanzen sollten sich solche kümmern, die's gelernt haben. Aber das erlaubt das Kirchenrecht nicht.

"&/§$=+*'{*~'#!

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Zitat von Lichtlein am 21:34 - 3.Februar.2003

Aber das erlaubt das Kirchenrecht nicht.


 

Tja, ich weiss nicht, Kirchenrecht hin, Kirchenrecht her: In der Hauptabteilung Finanzen und Vermögen unseres Ordinariats findest Du niemanden, der eigentlich in die Seelsorge gehört, sondern nur Leute, die ihr "Handwerk", Finanzen und Vermögen zu verwalten, gelernt haben.

 

Corinna

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Liebe Corinna,

der "kleine" Großstadtpfarrer muß trotzdem die Pfarrei-eigenen Mobilien und Immobilien selber verwalten und kann das nicht einfach ans Ordinariat deligieren. Der Kirchenvorstand oder Verwaltungsrat (gewählte Laien, häufig auch keine Profis) unterstützt ihn recht oder schlecht - aber die Entscheidung und die Verantwortung liegt letzten Endes beim Priester. Der ersetzt dann die Nachkriegs-Gips-Madonna durch eine gaanz liiiebliche holzgeschnitzte, und wundert sich anschließend, woher der Holzfußboden der Kirche auf einmal wurmstichig und brüchig wird ...

Ich vermute, daß, wenn ein Pfarrer sich "verkalkuliert", dann das Bistum mit gerade stehen muß - wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, helfen auch keine Finanzprofis im Ordinariat mehr.

 

Gruß,

Lucia

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Zitat von Lichtlein am 22:52 - 3.Februar.2003

Die Verantwortung liegt letzten Endes beim Priester. Der ersetzt dann die Nachkriegs-Gips-Madonna durch eine gaanz liiiebliche holzgeschnitzte, und wundert sich anschließend, woher der Holzfußboden der Kirche auf einmal wurmstichig und brüchig wird ...

Ich vermute, daß, wenn ein Pfarrer sich "verkalkuliert", dann das Bistum mit gerade stehen muß - wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, helfen auch keine Finanzprofis im Ordinariat mehr.


 

So weit so klar. Ich weiss ja nicht, wie das im Bistum Berlin organisiert ist. Hier jedenfalls gibt es (hauptamtliche) Kirchenpfleger, ggf. eine "Gesamtkirchenpflege", die mehrere Gemeinden betreut. Sicher trifft letztendlich der Pfarrer als KGR-Vorsitzender die Entscheidungen, vermutlich aber höchst selten gegen den Protest des Kirchenpflegers, der auf dem Geldbeutel sitzt, als ob es sein eigener wäre. Also wenn ich da an unseren Herrn X. denke und daran, dass ich was von dem will, was KGR und Pfarrer schon genehmigt haben... *kicher*

Ohne (mindestens) drei Kostenvoranschläge traue ich mich da erst gar nicht hin.

 

Corinna

 

(Geändert von Corinna um 23:14 - 3.Februar.2003)

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Hallo Lucia,

einige Anmerkungen zu Deinem Posting.

 


Genau das ist Kameralistik - und genau das ist hier massiv in die Hose gegangen. Die bedenkt nämlich nicht: wenn ich hier einen Kindergarten hinsetze, dann habe ich Folgekosten: Personal, Lohnsteuer, Spielmaterial, Heizung, Strom, Wasser, Pensionsrückstellungen, Gebäude-Instandhaltung etc. Kein Kameralistiker kommt auch nur im entferntesten auf die Idee, dafür Rücklagen zu bilden. Und gerade auch die fehlenden Pensionsrückstellungen sind es, die dem Bistum das Loch in der Kasse bescheren.

 

Genau. Die Eingabe- und Ausgaberechnung nebst einer einfachen jährlichen  Budgetierung reicht bei weitem nicht aus. Neben den von Dir genannten Rückstellungen (Achtung: Rücklagen und Rückstellungen sind nicht dasselbe: Rücklagen sind Eigenkapital z.B. aus Mehreinnahmen; Rückstellungen sind Verbindlichkeiten (=Fremdkapital) und grenzen zukünftige erwartete Ausgaben ab), die ja in jeder 'normalen' Buchführung vorkommen, wären auch Controlling-Instrumente wie eine mittelfristige Planung nebst Plan/Ist-Analyse notwendig.

 

Jede kleine Schlosserei weiß, daß nach ca. 10 Jahren das Schweißgerät "hinüber" ist, und ein neues her muß, dafür muß man sparen (Rücklagen!) - und wenn nicht, ist man eben nicht mehr arbeitsfähig. Aber "Kirchens" ist zu blöd dazu -
(und "Politikers" zu gerissen - die nächste Wahl gewinnt man nicht mit Rücklagen, sondern mit Wahlgeschenken).

 

Hier würde schon eine einfache Anlagenbuchhaltung helfen. Abschreibungen dienen ja genau diesem Zweck, nämlich den Wiederbeschaffungswert rücklegen zu können. Im Prinzip dasselbe wie oben: die üblichen betriebswirtschaftlichen Instrumente müssten genutzt werden.

 


Jeder Handwerker lernt im Meisterkurs Buchführung und die grundlegenden Regeln wirtschaftlichen Handelns - und ein Priester, der sich plötzlich mit der Verwaltung eines Pfarrvermögens von mehreren Millionen und einigem an Personal konfrontiert sieht (mehr als der eine oder andere Handwerksmeister je haben wird), hat von NIX eine Ahnung.

 

Im Theologiestudium hört man nix von Betreibswirtschaft, noch nicht 'mal als Angebot auf freiwilliger Basis.

Ich durfte das ganze Thema dann in meinem jetzigen Job lernen. Und aus dieser Perspektive kommen mir die betriebswirtschaftlichen Defizite noch krasser vor, als hier beschrieben.

 
Meiner Meinung nach müssen hier dringend Strukturen verändert werden - die Priester und pastoralen Mitarbeiter gehören in die Seelsorge - um die Finanzen sollten sich solche kümmern, die's gelernt haben. Aber das erlaubt das Kirchenrecht nicht.

"&/§$=+*'{*~'#
!

falls sich jemand an diesem Fluch stört, bitte ich die Moderatoren, das zu editieren.


 

Es ist durchaus nicht ganz so, wie hier beschrieben. Es gibt das Amt des Rendanten auf Ebene der Pfarrgemeinde und des Finanzschefs im bischöflichen Ordinariat. Das sollen auf jeden Fall Finanzfachleute sein und die sind in der Regel Laien. Allerdings hat in der Pfarrgemeinde immer der Pfarrer als einziger Vertreter der juristischen Person Pfarrgemeinde bzw. Kirchengemeinde das letzte Wort. Insofern kann er so lange machen, was er will, bis ihm das Bistum den Riegel vorschiebt. Aber das Problem fängt ja schon auf diözesaner Ebene an, wie das Eingangsposting zeigt.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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So, jetzt habe ich mich genug geärgert, wie die Kirche wieder mal mein Geld verschleudert, jetzt wird's wieder Konstruktiv :-)

 

Zum Thema "Was die Kirche von der Industrie lernen kann" habe ich einen sehr anregenden Artikel von Andrea von Parpart (Pfarrerin, dann Industriemeisterin, jetzt wieder Pfarrerin) gefunden.

 

Momentan baut sie, die Entwicklung voraussehend, daß es "flächendeckende Versorgung" nicht mehr lange geben wird, ein geistliches Zentrum auf.

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