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Da ließ sich der Herr das Böse reuen


Martin

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Lesung vom Sonntag dieser Woche:

 

 

Es 32, 14 Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.

 

 

Der Herr droht?

Böses?

Der Herr macht Fehler und bereut?

 

 

Ist diese Theologie tatsächlich kompatibel mit der Theologie des NT?

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Für die Theologie des Neuen Testamentes ist das wohl nicht vertretbar, aber für die Tiefenschichten einer Seele können solche Aussagen, wie überhaupt das ganze Alte Testament auch ein Balsam sein. Es ist Ausdruck des Kampfes um Gott, um ein Gottesbild.

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M.E. wird hier in menschlicher Sprache davon berichtet, dass Gottes Mahnungen nicht absolut sind, sondern Mahnungen zur Umkehr. Wenn sich Menschen bekehren, dann wird das Unheil das ihnen auf Grund ihres sündigen Weges droht, nicht geschehen (siehe Ninive).

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Ist diese Theologie tatsächlich kompatibel mit der Theologie des NT?

 

 

Ja, ich würde sogar sagen, sie trifft den zentralen Kern der Theologie des NT.

 

Beides ist ja untrennbar miteinander verbunden: es gibt kein Gericht ohne Gnade

 

und

 

keine Gnade ohne Gericht

 

 

Der Ankündigung des Gerichtes über das Volk Israel, das in der Wüste das goldene Kalb als Götze anbetet, folgt die Gnade - oder auch die Gnadenzeit. "Noch" werden die Gerichte Gottes nicht vollstreckt, noch hat das Volk die Chance

zur Umkehr. Und besonders eindrucksvoll ist für mich bei dieser Stelle: dass Gott auf den Fürsprecher des Volkes, auf Mose hört. Und damit ist auch wiederum die Verbindung zur Theologie des NT hergestellt. "Einen Fürsprecher bei Gott haben, der die "Gnadenzeit" verlängert, hinauszögert..."

 

gby

 

Bernd

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Spannender Gedanke, Bernd. Ich muss auch auf jeden Fall mal nachsehen, wie das bei Buber/Rosenzweig übersetzt ist.

 

Irritieren dich nicht die Wörter - etwas Böses. Und Reue. Ist Reue nicht die Reaktion auf eine Sünde, etwas Böses? Wie kann Gott böse sein - Jesus sagt, nur eine ist gut: Gott. Und wie kann Gott sündigen - d.h., sich von sich selbst trennen?

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Mich hatte lange noch mehr die Stelle im AT irritiert, als Abraham mit Gott um Sodom und Gomorrha feilscht. Auch dort spielt ein Mensch den Verteidiger Liebe / Gnade gegenüber dem "gerechten Zorn".

 

Letztlich scheint es mir aber so zu sein, dass die Autoren des AT von Erfahrungen mit Gott berichten und hier sehr menschliche Metaphern verwenden, während wir im NT vor allem Offenbarung haben. Er, Jesus Christus, hat Kunde gebracht ... im AT sehe ich nur bei Propheten Offenbarung, ansonsten muss die Aussage am Dornbusch reichen: Ich bin (für euch) da. Mehr muss Israel nicht wissen, aber daran glauben. Was Gott "denkt", wie Er "fühlt", was Er "tut" usw. ist Projektion menschlicher Erfahrung auf Gott.

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Die Reue Gottes ist ein wiederkehrendes Motiv im AT.

 

In den allermeisten Fällen setzt die Reue Gottes ein, bevor er eine Drohung verwirklicht. Ein nachträgliches Reuen Gottes findet sich m.W. nur in der Erzählung von der Sintflut.

 

Das hebräische Wort für reuen hat als Grundbedeutung das wort ruhen. Reue ibedeutet wortwörtlich, dass der Zort wieder zur Ruhe kommt. In unserem deutschen Sprachgebrauch verwenden wir das Wort Reue nur für eine begangene Tat. Nach hebräischem Spachgebrauch, kann der Zorn aber natürlich auch schon vor der Tat verfliegen.

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Wenn man jetzt direkt auf den einen wirklich wichtigen Punkt denkt - und nicht das ganze drumherum ebenfalls als "aber" mit einbezieht (weil damals möglicherweise gar nicht so komplex gedacht wurde, oder jeder wußte, dass dies nichts bringt?) - könnte man dahin kommen, dass tatsächlich das Endergebnis zählt: Gott läßt Gnade vor Recht ergehen.

 

Eine Voraussetzung zum Verständnis könnte auch sein, dass der Glaube an JHWH besagt, dass alles von Gott ist. Es gibt eben nicht die zwei Götter (oder Göttergruppen) die Gutes und Böses verantworten. Es gibt einen Gott. Daher muss eben alles von diesem einen Gott kommen. Anders kann möglicherweise zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht werden? Und das irritiert mich immer gewaltig: Gozz & Zorn.

 

Und dein Gedanke zur Offenbarung durch Jesus hilft mir da weiter, Wolfgang. Ja, Gott ist da. Die Erfahrung Gottes im Leben ist gegeben. Aber das hat Israel und Juda eben nicht davor bewahrt, sich allerhand zurecht zu biegen. So wie nach Jesus auch immer noch zurechtgebogen wird. Aber nun steht das Wort eben klar im Raum. Wer jetzt hören will, der kann eben hören. Aber ...

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Wenn man jetzt direkt auf den einen wirklich wichtigen Punkt denkt - und nicht das ganze drumherum ebenfalls als "aber" mit einbezieht (weil damals möglicherweise gar nicht so komplex gedacht wurde, oder jeder wußte, dass dies nichts bringt?) - könnte man dahin kommen, dass tatsächlich das Endergebnis zählt: Gott läßt Gnade vor Recht ergehen.

 

In diesem Sinne weiter gedacht: Gibt es eine Voraussetzung, dass Gott Gnade vor Recht ergehen lässt? Schon im AT scheint es mir hier mindestens zwei Möglichkeiten zu geben:

 

1. Umkehr (z.B. Ninive im Buch Jona oder David nach Bethseba-Affäre)

2. Fürsprache (z.B. Goldenes Kalb oder Sodom / Gomorrha)

 

Man kann sich (auch aus paulinischer Sicht heraus) noch die Frage stellen, ob diese Punkte unter Glauben subsummiert werden können. Nicht unbedeutend mag hier die Stelle im NT sein, wo Jesus Christus wegen ihres Unglaubens keine Wunder vollbringen konnte - womit man die Frage aufwerfen kann, ob Unglauben Gnade unmöglich macht und stattdessen das Recht zum Zug kommt. Wobei Unglauben im Sinne des Gleichnisses vom verlorenen Sohn gemeint ist, wo man selbst aktiv die Entscheidung zur Trennung fällt und von sich aus umkehren muss, und nicht im Sinne des Gleichnisses vom verlorenen Schaf, welches sich unbeabsichtigt (aber keinesfalls unverschuldet) entfernt und dem der Herr nachgeht, bis Er es wieder findet.

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Wenn man jetzt direkt auf den einen wirklich wichtigen Punkt denkt - und nicht das ganze drumherum ebenfalls als "aber" mit einbezieht (weil damals möglicherweise gar nicht so komplex gedacht wurde, oder jeder wußte, dass dies nichts bringt?) - könnte man dahin kommen, dass tatsächlich das Endergebnis zählt: Gott läßt Gnade vor Recht ergehen.

 

In diesem Sinne weiter gedacht: Gibt es eine Voraussetzung, dass Gott Gnade vor Recht ergehen lässt? Schon im AT scheint es mir hier mindestens zwei Möglichkeiten zu geben:

 

1. Umkehr (z.B. Ninive im Buch Jona oder David nach Bethseba-Affäre)

2. Fürsprache (z.B. Goldenes Kalb oder Sodom / Gomorrha)

 

Man kann sich (auch aus paulinischer Sicht heraus) noch die Frage stellen, ob diese Punkte unter Glauben subsummiert werden können. Nicht unbedeutend mag hier die Stelle im NT sein, wo Jesus Christus wegen ihres Unglaubens keine Wunder vollbringen konnte - womit man die Frage aufwerfen kann, ob Unglauben Gnade unmöglich macht und stattdessen das Recht zum Zug kommt. Wobei Unglauben im Sinne des Gleichnisses vom verlorenen Sohn gemeint ist, wo man selbst aktiv die Entscheidung zur Trennung fällt und von sich aus umkehren muss, und nicht im Sinne des Gleichnisses vom verlorenen Schaf, welches sich unbeabsichtigt (aber keinesfalls unverschuldet) entfernt und dem der Herr nachgeht, bis Er es wieder findet.

 

Ich denke jetzt diesen Gedanken mal mit und versuche eine andere Formulierung: Die Gnade ist jederzeit da, bedarf aber der Annahme, wie in einem Stromkreis, wo der Strom nur fließen kann, wenn der Kreislauf geschlosssen ist. Wurde der Schalter aktiv umgelegt? Oder hat etwas die Sicherung rausfliegen lassen?

 

Also Gnade, die nicht verdient werden, sondern nur angenommen werden muss?

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Ich denke jetzt diesen Gedanken mal mit und versuche eine andere Formulierung: Die Gnade ist jederzeit da, bedarf aber der Annahme, wie in einem Stromkreis, wo der Strom nur fließen kann, wenn der Kreislauf geschlosssen ist. Wurde der Schalter aktiv umgelegt? Oder hat etwas die Sicherung rausfliegen lassen?

 

Also Gnade, die nicht verdient werden, sondern nur angenommen werden muss?

 

Ja, Gnade kann nicht verdient, sondern nur geschenkt werden. Das Angebot Gottes gilt dabei bis zur letzten Sekunde, siehe den Schächer am Kreuz. "Nur annehmen" bedeutet in der Konsequenz eine komplette Ausrichtung auf Gott. Hier ist der Sünder aktiv und kehrt um.

 

Spannend ist der Gedanke, dass auch eine andere Person für mich den Schalter umlegen kann (Fürsprache). Im AT geht es hier um Verschonung, das bedeutet ja noch nicht, dass dem einzelnen auch schon seine Sünden vergeben sind. Das Gericht wird aufgeschoben, man erhält eine zusätzliche Frist zur Umkehr - oder kann tatsächlich die liebende Fürsprache eines Gläubigen Gott auch für das Gericht umstimmen, ohne dass der Sünder umkehrt? Im Petrusbrief wird immerhin davon gesprochen, dass auch die Gebete für Verstorbene noch Wirkung haben. Wie viel könnten wir bei Gott ausrichten, wenn wir für andere bitten?

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Ich denke jetzt diesen Gedanken mal mit und versuche eine andere Formulierung: Die Gnade ist jederzeit da, bedarf aber der Annahme, wie in einem Stromkreis, wo der Strom nur fließen kann, wenn der Kreislauf geschlosssen ist. Wurde der Schalter aktiv umgelegt? Oder hat etwas die Sicherung rausfliegen lassen?

 

Also Gnade, die nicht verdient werden, sondern nur angenommen werden muss?

 

Ja, Gnade kann nicht verdient, sondern nur geschenkt werden. Das Angebot Gottes gilt dabei bis zur letzten Sekunde, siehe den Schächer am Kreuz. "Nur annehmen" bedeutet in der Konsequenz eine komplette Ausrichtung auf Gott. Hier ist der Sünder aktiv und kehrt um.

 

Spannend ist der Gedanke, dass auch eine andere Person für mich den Schalter umlegen kann (Fürsprache). Im AT geht es hier um Verschonung, das bedeutet ja noch nicht, dass dem einzelnen auch schon seine Sünden vergeben sind. Das Gericht wird aufgeschoben, man erhält eine zusätzliche Frist zur Umkehr - oder kann tatsächlich die liebende Fürsprache eines Gläubigen Gott auch für das Gericht umstimmen, ohne dass der Sünder umkehrt? Im Petrusbrief wird immerhin davon gesprochen, dass auch die Gebete für Verstorbene noch Wirkung haben. Wie viel könnten wir bei Gott ausrichten, wenn wir für andere bitten?

 

Ein Aspekt, den ich bisher nicht bedacht hatte. Ich habe den Gedanken tatsächlich nicht zu Ende gedacht und bin davon ausgegangen, dass "nur" annehmen reicht. Die Gnade gilt nur für die Vergangenheit mit einer gleichzeitigen Umkehr-Und-Verknüpfung ?

 

Wenn ein Mensch schon seinem Bruder 7 X 70 mal vergibt, warum sollte es nicht bei Gott auch so sein. Ist mit jeder Vergebung eine neue Umkehr verbunden?

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Wenn ein Mensch schon seinem Bruder 7 X 70 mal vergibt, warum sollte es nicht bei Gott auch so sein. Ist mit jeder Vergebung eine neue Umkehr verbunden?

 

Anders herum scheint es mir plausibel zu sein: Jede Umkehr führt zu Vergebung. Ob Vergebung ohne Umkehr gewährt wird (z.B. durch Fürsprache), fällt mir weitaus schwerer zu beurteilen - ich erhoffe es jedoch, ausnahmslos für jeden. Allerdings finden sich neben dem Paulus-Wort, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann, auch genügend Jesus-Worte, in welchen sich das Tor vor einem schließt oder man in die äußerste Finsternis geworfen wird. Am eindrucksvollsten wird im Gleichnis von Lazarus dargelegt, dass das Ende auch fürchterlich sein kann: Ewig sehen, was die Alternative gewesen wäre, aber den Abgrund nicht mehr überwinden können.

 

Über was müssen wir am Ende Rechenschaft ablegen?

Über den Zeitraum zwischen Gericht und letzter Umkehr, weil alles vor der letzten Umkehr durch Gnade zugedeckt wurde?

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Wenn ein Mensch schon seinem Bruder 7 X 70 mal vergibt, warum sollte es nicht bei Gott auch so sein. Ist mit jeder Vergebung eine neue Umkehr verbunden?

 

Anders herum scheint es mir plausibel zu sein: Jede Umkehr führt zu Vergebung. Ob Vergebung ohne Umkehr gewährt wird (z.B. durch Fürsprache), fällt mir weitaus schwerer zu beurteilen - ich erhoffe es jedoch, ausnahmslos für jeden. Allerdings finden sich neben dem Paulus-Wort, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann, auch genügend Jesus-Worte, in welchen sich das Tor vor einem schließt oder man in die äußerste Finsternis geworfen wird. Am eindrucksvollsten wird im Gleichnis von Lazarus dargelegt, dass das Ende auch fürchterlich sein kann: Ewig sehen, was die Alternative gewesen wäre, aber den Abgrund nicht mehr überwinden können.

 

Über was müssen wir am Ende Rechenschaft ablegen?

Über den Zeitraum zwischen Gericht und letzter Umkehr, weil alles vor der letzten Umkehr durch Gnade zugedeckt wurde?

 

 

Reue, Busse ... alles Begriffe, mit denen ich nicht so recht etwas anfagen konnte. Die Worte verstehen, ja. Aber sie haben mich eher abgeschreckt, als mir zu helfen. Umkehr hat einen ganz anderen Unterton. Eher nach vorne, als nach hinten gerichtet. Positiver besetzt. Es könnte sein, dass du mir da einen interessanten Schlüssel gezeigt hast.

 

Für alles werden wir Rechenschaft ablegen - so erscheint es mir jedenfalls am plausibelsten. In erster Linie vor uns selbst. Unsere Lebenslügen werden nichts mehr zudecken.

 

Fehler und Schuld zugedeckt scheint mir nicht zu passen. Eher erträglich gemacht sein, durch Liebe. Denn die Fehler sind ja nicht verschwunden.

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Und wenn Reue der Umkehr entspricht, dann kann man diese Textstelle

 

 

Es 32, 14 Da ließ sich der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.

 

 

auch lesen, dass der Herr das Böse, die Bedrohung umkehrt, die sein Volk bedroht.

 

?

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Umkehr hat einen ganz anderen Unterton. Eher nach vorne, als nach hinten gerichtet. Positiver besetzt.

 

In diesem Sinne kann Lk 9, 62: "Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes." nicht nur warnend sehen (wie es der Textzusammenhang vermuten lässt), sondern durchaus auch hoffnungsvoll: Ich kann jederzeit mein Leben ganz auf Gott ausrichten und die Vergangenheit (mit all ihren Irrtümern, Sackgassen und Umwegen) hinter mir lassen - Umkehr befreit von der Last des früheren Lebens.

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...Irritieren dich nicht die Wörter - etwas Böses. Und Reue. Ist Reue nicht die Reaktion auf eine Sünde, etwas Böses? Wie kann Gott böse sein - Jesus sagt, nur eine ist gut: Gott. Und wie kann Gott sündigen - d.h., sich von sich selbst trennen?

 

Nur so ein Gedanke:

Wenn ich mir mal wieder, von meiner Mutter, eine Tracht Prügel eingefangen hatte (meistens berechtigt) hatte sie es auch gleich bereut... Die Situation kennt jeder... ein aufmüpfiger heranwachsender... der alles besser weis... ein wort gibt das andere... KLATSCH und schon ises passiert... das was nicht hätte passieren sollen... und dann das schlechte Gefühl auf beiden Seiten... Es geht mir nicht darum Ohrfeigen in der Erziehung gut zu heissen... Aber sie passieren nunmal... Worauf ich hinaus will: Wenn Menschen, Eltern merken das sie übers Ziel hinaus geschossen sind reue führ die Ohrfeige verspüren, trotz... oder (klingt schräg und ist es wohl auch) aus liebe übers ziel hinausgeschossen sind und reue dafür verspüren... Warum soll Gott nicht auch merken "ups, selbst die Androhung der Strafe war bissl viel" Und seine harten Worte dann bereuen?

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...aus liebe übers ziel hinausgeschossen sind und reue dafür verspüren... Warum soll Gott nicht auch merken "ups, selbst die Androhung der Strafe war bissl viel" Und seine harten Worte dann bereuen?

Weil Gott zum einen nicht gegen Seine Natur über das Ziel hinausschießen kann (das würde implizieren, Er sei unvollkommen) und zum anderen außerhalb der Zeit lebt (die Er selbst erst geschaffen hat), es für Ihn also keine zeitliche Abfolge von "Strafe androhen, später Reue zeigen" gibt (denn Er weiß ja in dem Moment, da Israel um das Kalb tanzt, schon genau, wie die Sache weiter gehen wird).

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...aus liebe übers ziel hinausgeschossen sind und reue dafür verspüren... Warum soll Gott nicht auch merken "ups, selbst die Androhung der Strafe war bissl viel" Und seine harten Worte dann bereuen?

Weil Gott zum einen nicht gegen Seine Natur über das Ziel hinausschießen kann (das würde implizieren, Er sei unvollkommen) ...

Da Gott also allmächtig und Vollkommen ist, weis er bis auf den Mikrometer genau wo die Grenze liegt? Warum dann die Reue für seine Strafandrohung? erkönnte sich ja auch auf Wolke sieben zurücklegen und sich denken: "Ha, das geschieht dir recht und ich weis das ich recht habe!", das würde nicht einmal seiner natur als personifizierte Liebe wiedersprechen, da er bis auf den Mikrometergeneua weis wo die grenze zwischen liebevoll-grecht und unbarmherzig ist und darüber nicht gehen würde

 

und zum anderen außerhalb der Zeit lebt (die Er selbst erst geschaffen hat), es für Ihn also keine zeitliche Abfolge von "Strafe androhen, später Reue zeigen" gibt (denn Er weiß ja in dem Moment, da Israel um das Kalb tanzt, schon genau, wie die Sache weiter gehen wird).

Das versteh ich nicht... zum einen ganz pauschal, was ist gemeint wenn du von "ausserhalb der zeit leben" sprichst... Aber auch Konkret: wenn Gott zum Akteur wird, wie kann er dann ausserhalb der Zeit sein...

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Da Gott also allmächtig und Vollkommen ist, weis er bis auf den Mikrometer genau wo die Grenze liegt?

Ja, das ist eine Eigenschaft von Vollkommenheit.

Warum dann die Reue für seine Strafandrohung?

Meiner Meinung nach ist das (im AT regelmäßig auftretende) "da reute es Gott" keine Beschreibung Seines Wesens oder Seiner Empfindungen, sondern ein Ausdruck dessen, wie das Volk Israel Gott erfahren hat, wiedergegeben in den Menschen verständlichen Umschreibungen.

 

Am deutlichsten wird das für mich in der Sintflut-Erzählung, wo es Gott ja ebenfalls "reut", dass Er bis auch Noah und dessen Familie die Menschheit vernichtet hatte - und als Zeichen dafür, dass so etwas nie mehr passieren wird, wird der Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen eingeführt. Hier wird eine tradierte Überflutungskatastrophe (Durchbruch des Mittelmeeres ins Schwarze Meer?) in die Gott-Mensch-Geschichte eingebunden. Kernpunkt dieser und vieler anderer Geschichten: Der Mensch ist ziemlich böse und verdient eigentlich sein Ende, aber Gottes Gnade lässt das Äußerste nicht zu, irgendwie rettet Er am Schluss doch noch Sein Volk. Dieser rote Faden zieht sich vom Sündenfall über Sintflut, Goldenes Kalb und Babylonische Gefangenschaft bis zu den Makkabäern.

 

Der große Unterschied zwischen AT und NT ist, dass aus Erfahrung Offenbarung wird: Jesus Christus, der einzige, der Gott geschaut hat, hat Kunde gebracht. Erst jetzt wird das Wesen Gottes wirklich sichtbar.

 

Das versteh ich nicht... zum einen ganz pauschal, was ist gemeint wenn du von "ausserhalb der zeit leben" sprichst... Aber auch Konkret: wenn Gott zum Akteur wird, wie kann er dann ausserhalb der Zeit sein...

Schon das Credo kennt "aus dem Vater geboren vor aller Zeit". Gott existiert in Seiner Dreifaltigkeit also schon, bevor die Zeit überhaupt geschaffen wird. Anders als "Gott existiert" kann ich es nicht ausdrücken, aber das genügt auch. Er ist einfach da, immer, überall, in allem, ewig, zeitlos. Das bedeutet insbesondere, dass Er sich nicht ändert, einfach existiert als das, was Er ist.

 

Mit der Schöpfung beginnt die Zeit, aber am Wesen Gottes ändert sich nichts. Er existiert also weiterhin unabhängig von der Zeit, steht außerhalb dieser und überblickt Seine Schöpfung trotzdem - nur dass für Ihn Anfang und Ende der Zeit, da Er außerhalb dieser steht, zusammen fallen, inklusive der gesamten Periode dazwischen. Natürlich kann Er dann auch beliebig eingreifen, ja, Er geht noch einen (schwer fassbaren) Schritt weiter: Er schickt Jesus Christus, der schon "vor" der Zeit existierte, in die Zeit.

 

Ich veranschauliche mir das an dem folgenden Gedankenexperiment (welches natürlich seine Schwachstellen hat): In der Einsteinschen Raumzeit gibt es drei räumliche und eine zeitliche Dimension. Man kann diese vier Dimensionen zwar mathematisch berechnen, aber nicht aufzeichnen. Stellt man sich jedoch eine Welt mit nur zwei räumlichen Dimensionen vor (das sehr empfehlenswerte Buch "Silvestergespräche eines Sechsecks" lässt grüßen), z.B. ein Quadrat von 1x1, so lässt sich die zeitliche Dimension als dritte räumliche Dimension aufzeichnen bzw. vorstellen. Wenn nun eine Kugel auf direktem Weg in 10 Sekunden von der Ecke rechts unten in die Ecke links oben läuft, so ist die Kugelkurve im (1x1x10 Sek) Quader mit dessen Diagonale identisch. Mit einem Blick kann ich so den gesamten Zeitraum überblicken, kenne jede Situation zu jeder Zeit und weiß beim Beginn schon, wie das Ende sein wird - und überdies kann ich zu jeder Zeit "von außen" in den Raumzeit-Quader eingreifen, als außerhalb dieser Raumzeit Stehender aktiv werden.

 

Wie gesagt, er Vergleich hinkt natürlich, aber er hat mir sehr in meinem Glaubensverständnis geholfen. Die Anstöße dazu erhielt ich übrigens aus den Schriften von Augustinus, Thomas von Aquin und Meister Eckhart, wo sie über Gott und die Zeit schreiben. Ich hoffe, dass ich da nicht völlig in die Irre gegangen bin (was ich natürlich nicht ausschließen kann).

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Ein Erklärungsversuch: Unsere Welt wird durch Raum und Zeit definiert. Im Raum und Zeitablauf orientieren wir uns. Gott hat Himmel und Erde erschaffen. Er hat Raum und Zeit erschaffen. Aus dem Nichts. Vorher gab es keinen Raum und keine Zeit. Unendlichkeit ist nicht endlos weit, sondern außerhalb des Raums/ der Materie. Und Ewigkeit bedeutet nicht endlos lange, sondern entsprechend außerhalb der Zeit. Außerhalb der Zeit heißt, ihr nicht unterworfen zu sein. Alles was geschieht, geschieht aus der Sicht der Ewigkeit damit nicht nacheinander, zeitlich geordnet, sondern von außerhalb der Zeit betrachtet, ohne zeitliche Reihenfolge. Innerhalb der Zeit würde man sagen: gleichzeitig. Daher weiß Gott um alles was geschieht, und hat damit dennoch nichts festgelegt und die Handlungfreiheit der Menschen eingeschränkt.

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