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Galiläa, Bezirk der Heiden


Eifelgeist

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2. Mit dem Untergang Jerusalems wurde durch Nebukadnezzar die Oberschicht nach baylonien deportiert. Diese Oberschicht wollte in der Fremde ihre Identität bewahren und begann ihre Geschichte neu zu lesen. Dabei hatten sie mehrerer Probleme zu durchdenken.

- Wie kann man seinen eigenen höchsten Gott in einem fremden Land verehren (Hintergund dieser Frage ist, dass in der altorientalischen Vorstellung ein Landesgott an sein land gebunden ist. Man kann ihn nicht woanders verehren)?

- Warum hat Jahweh sein Land und vorallem seine jahrhundertalte Dynastie aufgegeben?

- Wie kann man Judäer bleiben?

 

Das ist eine Entwicklung, die jedes deportierte Volk durchlaufen musste. Die naheliegendere Erklärung für den jüdischen Monotheismus scheint mir daher immer noch, dass es ihn bereits vor dem Exil gab.

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2. Mit dem Untergang Jerusalems wurde durch Nebukadnezzar die Oberschicht nach baylonien deportiert. Diese Oberschicht wollte in der Fremde ihre Identität bewahren und begann ihre Geschichte neu zu lesen. Dabei hatten sie mehrerer Probleme zu durchdenken.

- Wie kann man seinen eigenen höchsten Gott in einem fremden Land verehren (Hintergund dieser Frage ist, dass in der altorientalischen Vorstellung ein Landesgott an sein land gebunden ist. Man kann ihn nicht woanders verehren)?

- Warum hat Jahweh sein Land und vorallem seine jahrhundertalte Dynastie aufgegeben?

- Wie kann man Judäer bleiben?

 

Das ist eine Entwicklung, die jedes deportierte Volk durchlaufen musste. Die naheliegendere Erklärung für den jüdischen Monotheismus scheint mir daher immer noch, dass es ihn bereits vor dem Exil gab.

 

 

monotheismus und polytheismus werden noch sehr lange nebeneinander existiert haben.

bei den ausgrabungen in der "davidsstadt", zeit des 2. tempels wurden ashtarte figuren gefunden (libanesische fruchtbarkeitsgoettin)

die fachleute hab en alle moeglichen erklaerungen, von durchziehenden nichtjuedischen haendlern bis hin zu "polytheistischen juden, denen die vorstellung von einem unsichtbaren g'tt zu kompliziert war und die sich lieber an etwas hielten, das sich anfassen liess

 

 

elad

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theologie-der-vernunft.de

Dass es Monotheismus schon vor der sog. Exilszeit, die in heutiger Lehre als Anfang des prophetisch-jüdischen Monotheismus gilt, gab, Eschnaton in Moses und Josua bzw. dem neuen Monotheismus wieder aufging, ist klar. Auch dass sicherlich poytheistische Fruchbarkeitsvergötterungen existierten, weil die Menschen menschliche Bilder brauchen, die sie anfassen können.

 

Doch was hätte ein Junge aus dem Bergland Galiäas, dem einige Fischer hinterherliefen und ihn vergötterten, mit dem zu tun?

 

Wie kann ich mir dort, wo junge Theologen heute nicht nur Lichtbilder eines hohen hellenistischen Kultes, herrlicher Bauten u.a. in Sephoris (von dem ein geogr. Nazareth ein Vorort gewesen wäre) an die Wand werfen, von philsophischen Konzepten eines panth. Monotheismus wie der Stoa berichten, der mit Vorstellungen wie röm. Kaisermessianisierung und jüd. Tempelkult bzw. Gesetzlichkeitslehre in Konkurrenz stand, die Universalisierung des bildlosen Kultes vorstellen. Ein erneuerte Monotheismus, der nicht nur ein phil. Modell war, sondern den altjüdischen vom Unsagbaren, der nicht in der Natur auf- und unterging, verjüngte. Und damit wieder mit dem wirk-lichen Schöpfungsgrund ebenso versöhnte, wie die verschiedenen vormals in Konkurrenz stehenden Kult-Konzepte. Selbst den kosmosfrommen Sonnen-Kaiser mehr begeisterte, als rein philosophisch bleibende kaiserliche Monotheismusmodelle, die in dieser Zeit diskutiert wurden?

 

Ich bin gewiss, dass der von den Evangelien geschilderte bzw. als Christus bebilderte Jesus/neue Josua das bewirkt hat, was sich aus deren Bedeutungsaussagen ergibt. Dass er das Wort, Weisheit in Person, damit der wahre Tempel war, der messianische Wirkung als wahrer König der Juden hatte. Der hoheitliche Jesus des Paulus bzw. neuen theol.-monothe. Paradigma oder des Johannes mit dem der Synoptiker ebenso identisch ist, wie der der oft recht absurd wirkenden Apokryphen oder der, über dessen Wesen die Apologeten und Kirchenväter auf phil. Weise als Logos (log. Werden statt Mythos) diskutierten. Was für sie, wie das damalige Denkern der Grund des verjüngten Monotheismus war.

 

Nur wie kann ich bei all dem wachsenden Wissen, auch um die vielen chrl. Wurzeln in verschiedenen Erneuerungsbewegungen und anfänglichen theol.-phil. Diskussionen weiter davon ausgehen, ein besonders begabter, charismatischer... gar göttlicher Heilsprediger aus dem bei Wiki als Heidenbezirk bezeichnetes Hinterland hätte das bewirkt?

 

Gerhard

bearbeitet von theologie-der-vernunft.de
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Nach dem, was ich bis jetzt heraus gefunden habe, scheinen die Gründe für das unterschiedliche Ansehen der Samariter und der Galiläer in der Zeit der Hasmonäer zu liegen. Vorher befand sich das ganze Gebiet unter hellenistischem Einfluss. Die Zeiten waren unruhig, die Machtverhältnisse unklar. Nach dem Aufstand der Makkabäer bildete sich 135 v.Chr. das Königreich der Hasmonäer in Juda. Diese eroberten die umliegenden Gebiete und zwangen die Bewohner zum Judentum und zur Beschneidung. So wurden ca 125 v. Chr. auch die Vorfahren des Idumäers oder Edomiters Herodes zu Juden! 107 v. Chr. wurde Samaria belagert und völlig zerstört. Von der Stadt blieb nur ein Berg Bauschutt übrig und die überlebenden Bewohner wurden als Sklaven verkauft. Die Landbevölkerung behielt trotz Zwangsjudaisierung vieles von ihrer vorherigen Kultur. Die alte Religion konnte nicht vollständig ausgerottet werden. 104 v. Chr. wurde auch Galiläa erobert und die Bewohner wurden ohne großen Widerstand zu Juden.

 

Da liegt ja wirklich die Frage nahe: " Was kann denn aus Nazareth schon Gutes kommen?" :ninja:

Ergänzend zum Ansehen des Mannes aus Nazareth möchte ich noch auf den Großen Herodes hinweisen.

Dieser war ja bei den Jerusalemer Tempelpriestern ebenfalls schlecht angesehen,

weil seine Volksgruppe nicht zu den richtigen Juden, sondern zu den zwangsbeschnittenen gezählt wurde.

 

Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass nun auch noch der Messias ein solcher Beutejude sein soll.

 

Das ist ja noch unvorstellbarer, als dass, nachdem alle Propheten richtige Juden waren,

der wichtigste und letzte Prophet unter den Arabern berufen worden wäre.

 

Hier eine meiner Quellen zu der Zeit der Hasmonäer.

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2. Mit dem Untergang Jerusalems wurde durch Nebukadnezzar die Oberschicht nach baylonien deportiert. Diese Oberschicht wollte in der Fremde ihre Identität bewahren und begann ihre Geschichte neu zu lesen. Dabei hatten sie mehrerer Probleme zu durchdenken.

- Wie kann man seinen eigenen höchsten Gott in einem fremden Land verehren (Hintergund dieser Frage ist, dass in der altorientalischen Vorstellung ein Landesgott an sein land gebunden ist. Man kann ihn nicht woanders verehren)?

- Warum hat Jahweh sein Land und vorallem seine jahrhundertalte Dynastie aufgegeben?

- Wie kann man Judäer bleiben?

 

Das ist eine Entwicklung, die jedes deportierte Volk durchlaufen musste. Die naheliegendere Erklärung für den jüdischen Monotheismus scheint mir daher immer noch, dass es ihn bereits vor dem Exil gab.

 

 

monotheismus und polytheismus werden noch sehr lange nebeneinander existiert haben.

bei den ausgrabungen in der "davidsstadt", zeit des 2. tempels wurden ashtarte figuren gefunden (libanesische fruchtbarkeitsgoettin)

die fachleute hab en alle moeglichen erklaerungen, von durchziehenden nichtjuedischen haendlern bis hin zu "polytheistischen juden, denen die vorstellung von einem unsichtbaren g'tt zu kompliziert war und die sich lieber an etwas hielten, das sich anfassen liess

 

 

elad

 

Archäologisch gesehen ist das tatsächlich der Befund. Man kann auch anders herum sagen. Archäologisch spricht nichts für einen Monotheismus vor dem Exil. Wobei dieser natürlich mangels außerbiblischer Schriftzeugnisse für dieses Thema schwer nachweisbar sein dürfte.

 

Nach analyse der biblischen Texte stellt man sich das Ganze so vor: Polytheismus => Henotheismus => Monotheismus. Wobei dies sicher kein stringenter Prozess war, aber diese 3 Konzepte sind in der Bibel nachweisbar.

Die vorexilische Israelitische Gesellschaft war alles andere als religiös homogen. Es gab den privaten Familienkult mit den Familiengöttern, es gab den Ortskult mit den Kulthöhen und es gab den Staatskult im Jerusalemer Tempel. Die Vorstellungen und die verehrten Gottheiten waren hier sehr unterschiedlich.

 

Was ich für sehr wahrscheinlich halte ist, dass ausgehend vom Jerusalemer Tempel sowohl der Vorrang Jahwehs als auch der Vorrang des Jerusalemer Temepls in der späten Königszeit mehr und mehr in den Vordergrund traten. Beides hat sowohl wirtschaftliche Gründe (je bedeutender ein Tempel, desto reicher war er) als auch religiöse Gründe (man wächst mit dem Einfluss des Königshauses, und dieses war in der Übergangszeit zwischen Assyrern und Babyloniern in Juda ziemlich stark). Genau die Träger dieser Vorstellungen waren die ersten, die mit ihrem König ins Exil gingen. Und im Exil haben sie diese Vorstellung ausgebaut und zwar als Erklärungsmuster für den Untergang: danach hätte Jahweh von anfang ein nicht nur eine Vorrangstellung sondern eine Alleinverehrung für sich beansprucht und dies auch nur im Tempel von Jerusalem.

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Nach dem, was ich bis jetzt heraus gefunden habe, scheinen die Gründe für das unterschiedliche Ansehen der Samariter und der Galiläer in der Zeit der Hasmonäer zu liegen. Vorher befand sich das ganze Gebiet unter hellenistischem Einfluss. Die Zeiten waren unruhig, die Machtverhältnisse unklar. Nach dem Aufstand der Makkabäer bildete sich 135 v.Chr. das Königreich der Hasmonäer in Juda. Diese eroberten die umliegenden Gebiete und zwangen die Bewohner zum Judentum und zur Beschneidung. So wurden ca 125 v. Chr. auch die Vorfahren des Idumäers oder Edomiters Herodes zu Juden! 107 v. Chr. wurde Samaria belagert und völlig zerstört. Von der Stadt blieb nur ein Berg Bauschutt übrig und die überlebenden Bewohner wurden als Sklaven verkauft. Die Landbevölkerung behielt trotz Zwangsjudaisierung vieles von ihrer vorherigen Kultur. Die alte Religion konnte nicht vollständig ausgerottet werden. 104 v. Chr. wurde auch Galiläa erobert und die Bewohner wurden ohne großen Widerstand zu Juden.

 

Da liegt ja wirklich die Frage nahe: " Was kann denn aus Nazareth schon Gutes kommen?" :ninja:

Ergänzend zum Ansehen des Mannes aus Nazareth möchte ich noch auf den Großen Herodes hinweisen.

Dieser war ja bei den Jerusalemer Tempelpriestern ebenfalls schlecht angesehen,

weil seine Volksgruppe nicht zu den richtigen Juden, sondern zu den zwangsbeschnittenen gezählt wurde.

 

Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass nun auch noch der Messias ein solcher Beutejude sein soll.

 

Das ist ja noch unvorstellbarer, als dass, nachdem alle Propheten richtige Juden waren,

der wichtigste und letzte Prophet unter den Arabern berufen worden wäre.

 

Hier eine meiner Quellen zu der Zeit der Hasmonäer.

 

Mir ist nicht ganz klar, was Du damit sagen willst.

 

Mein Eindruck ist des NT ist nicht, das die Anhänger Jesu alle Galliläer wären, während die Gegner alle aus Juda kamen.

 

Richtig ist aber die auffällige Verwurzelung des engsten Jüngerkreises in Galliläa.

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Mir ist nicht ganz klar, was Du damit sagen willst.

 

Mein Eindruck ist des NT ist nicht, das die Anhänger Jesu alle Galliläer wären, während die Gegner alle aus Juda kamen.

 

Richtig ist aber die auffällige Verwurzelung des engsten Jüngerkreises in Galliläa.

Den Autoren von Geschichten und Geschichte kommt es auf ihre eigene Botschaft an.

Sie wollen ihre message rüberbringen, so sagt man.

 

Ich habe nun die Zeit dazu, die Geschichten in dem Kontext andere zeitgenössischer Geschichten zu sehen.

 

So bin ich über die Frage gestolpert, warum haben die Samariter,

anders als die Galiläer, im NT ein so schlechtes Ansehen.

Meine Antwort habe ich dann mit Hinweisen in diesem Forum, auch von Dir, gefunden.

Ich verstehe jetzt besser, warum die Juden nur in geringen Zahlen zu Christen wurden

und warum Herodes von den Tempelpriestern abgelehnt wurde.

 

Ach ja, meine nächste Frage werde ich dann ohne dieses Forum zu lösen versuchen:

Warum war Mohammed kein Jude?

bearbeitet von Eifelgeist
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monotheismus und polytheismus werden noch sehr lange nebeneinander existiert haben.

bei den ausgrabungen in der "davidsstadt", zeit des 2. tempels wurden ashtarte figuren gefunden (libanesische fruchtbarkeitsgoettin)

die fachleute hab en alle moeglichen erklaerungen, von durchziehenden nichtjuedischen haendlern bis hin zu "polytheistischen juden, denen die vorstellung von einem unsichtbaren g'tt zu kompliziert war und die sich lieber an etwas hielten, das sich anfassen liess

Natürlich gab es eine lange Phase der Koexistenz, das hat niemand bestritten. Mat behauptet, dass es vor dem Babylonischen Exil überhaupt keinen Monotheismus gab. Dagegen haben sich Judaisten und führende Theologen in der Tradition der historisch-kritischen Wissenschaft ausgesprochen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man in archäologischen Funden für den Kult eines bildlosen Gottes kaum befriedigende Evidenz findet.

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monotheismus und polytheismus werden noch sehr lange nebeneinander existiert haben.

bei den ausgrabungen in der "davidsstadt", zeit des 2. tempels wurden ashtarte figuren gefunden (libanesische fruchtbarkeitsgoettin)

die fachleute hab en alle moeglichen erklaerungen, von durchziehenden nichtjuedischen haendlern bis hin zu "polytheistischen juden, denen die vorstellung von einem unsichtbaren g'tt zu kompliziert war und die sich lieber an etwas hielten, das sich anfassen liess

Natürlich gab es eine lange Phase der Koexistenz, das hat niemand bestritten. Mat behauptet, dass es vor dem Babylonischen Exil überhaupt keinen Monotheismus gab. Dagegen haben sich Judaisten und führende Theologen in der Tradition der historisch-kritischen Wissenschaft ausgesprochen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man in archäologischen Funden für den Kult eines bildlosen Gottes kaum befriedigende Evidenz findet.

 

Die historisch kritische Exegese, der ich im Übrigen ebenfalls anhänge, ist nicht frei von bestimmten Vorurteilen und Blinden Flecken (das ist neimand, ich auch nicht). Ein blinder Fleck ist m.E. die Einschätzung der Bibel hinsichtlich ihrer historischen Aussagefähigkeit. Dies hängt wiederum zusammen mit der Einschätzung, wann einzelne Texte der Bibel entstanden sind.

Ich bin Anhänger eines Modells, das tendenziell eine sehr späte Entstehung biblischer Texte annimmt. Dafür spricht m.E. auch die Archäologie. Ich behaupte tatsächlich, dass ein Monothesmus ohne das babylonische Exil nicht entstanden wäre. D.h. nicht, dass die Wurzeln dieser Vorstellung nicht schon vor dem Exil existiert hätten. Der Montheismus fällt nicht vom Himmel, sondern verankert sich um den Jerusalemer Tempel, wie oben dargestellt.

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monotheismus und polytheismus werden noch sehr lange nebeneinander existiert haben.

bei den ausgrabungen in der "davidsstadt", zeit des 2. tempels wurden ashtarte figuren gefunden (libanesische fruchtbarkeitsgoettin)

die fachleute hab en alle moeglichen erklaerungen, von durchziehenden nichtjuedischen haendlern bis hin zu "polytheistischen juden, denen die vorstellung von einem unsichtbaren g'tt zu kompliziert war und die sich lieber an etwas hielten, das sich anfassen liess

Natürlich gab es eine lange Phase der Koexistenz, das hat niemand bestritten. Mat behauptet, dass es vor dem Babylonischen Exil überhaupt keinen Monotheismus gab. Dagegen haben sich Judaisten und führende Theologen in der Tradition der historisch-kritischen Wissenschaft ausgesprochen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man in archäologischen Funden für den Kult eines bildlosen Gottes kaum befriedigende Evidenz findet.

 

Die historisch kritische Exegese, der ich im Übrigen ebenfalls anhänge, ist nicht frei von bestimmten Vorurteilen und Blinden Flecken (das ist neimand, ich auch nicht). Ein blinder Fleck ist m.E. die Einschätzung der Bibel hinsichtlich ihrer historischen Aussagefähigkeit. Dies hängt wiederum zusammen mit der Einschätzung, wann einzelne Texte der Bibel entstanden sind.

Ich bin Anhänger eines Modells, das tendenziell eine sehr späte Entstehung biblischer Texte annimmt. Dafür spricht m.E. auch die Archäologie. Ich behaupte tatsächlich, dass ein Monothesmus ohne das babylonische Exil nicht entstanden wäre. D.h. nicht, dass die Wurzeln dieser Vorstellung nicht schon vor dem Exil existiert hätten. Der Montheismus fällt nicht vom Himmel, sondern verankert sich um den Jerusalemer Tempel, wie oben dargestellt.

 

und was ist mit elephantine? wissen wir genug, um die zentralität des jerusalemer tempels immer zu betonen, wenn wir keine andere Argumente haben?

grundsätzlich gebe ich dir recht, wenn du den monotheismus nach dem exil einsetzt. nun, erst ab 5. jahrhundert und dann vor allem im 4-2. Jahrundert (Makkabäerzeit) verliert der tempel allmählich an bedeutung. gerade in der zeit, als sich eine tempelherrschaft zu profilieren scheint, fangen alternativen an.

der tempel ist im judentum nie so wichtig gewesen, als es keinen tempel mehr gab. und darüber sollte man auch nachdenken.

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Die historisch kritische Exegese, der ich im Übrigen ebenfalls anhänge, ist nicht frei von bestimmten Vorurteilen und Blinden Flecken (das ist neimand, ich auch nicht). Ein blinder Fleck ist m.E. die Einschätzung der Bibel hinsichtlich ihrer historischen Aussagefähigkeit. Dies hängt wiederum zusammen mit der Einschätzung, wann einzelne Texte der Bibel entstanden sind.

Ich bin Anhänger eines Modells, das tendenziell eine sehr späte Entstehung biblischer Texte annimmt. Dafür spricht m.E. auch die Archäologie. Ich behaupte tatsächlich, dass ein Monothesmus ohne das babylonische Exil nicht entstanden wäre. D.h. nicht, dass die Wurzeln dieser Vorstellung nicht schon vor dem Exil existiert hätten. Der Montheismus fällt nicht vom Himmel, sondern verankert sich um den Jerusalemer Tempel, wie oben dargestellt.

 

Man kann auch von späteren redaktionellen Überarbeitungen ausgehen, ohne dass man den Monotheismus in vorexilischer Zeit in Frage stellt. Die ältesten Bibeltexte sind Jahrhunderte vor dem Exil entstanden, siehe Deboralied. Das von dir vertretene Textmodell kann letztlich nicht erklären, warum die Texte so aussehen, wie sie uns heute vorliegen. Mir scheint die Annahme, man habe irgendwelche polytheistischen Texten plötzlich zu monotheistischen gemacht oder ein solches Textcorpus a posteri „erfunden“, sehr unplausibel. Wer, d. h. welche Personen und/oder welche Institution, soll solch gravierenden Eingriffe in den Texten denn durchgesetzt und die neuen theologischen Lehren unter den Juden verbreitet haben? Spätestens mit dem Exil waren die Juden keine geographische und politischen Einheit mehr, lebten in verschiedenen Ländern zerstreut und unter unterschiedlichen Herrschern, was unter der Perserherrschaft und im Zuge des Hellenismus sogar eher zunahm.

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monotheismus und polytheismus werden noch sehr lange nebeneinander existiert haben.

bei den ausgrabungen in der "davidsstadt", zeit des 2. tempels wurden ashtarte figuren gefunden (libanesische fruchtbarkeitsgoettin)

die fachleute hab en alle moeglichen erklaerungen, von durchziehenden nichtjuedischen haendlern bis hin zu "polytheistischen juden, denen die vorstellung von einem unsichtbaren g'tt zu kompliziert war und die sich lieber an etwas hielten, das sich anfassen liess

Natürlich gab es eine lange Phase der Koexistenz, das hat niemand bestritten. Mat behauptet, dass es vor dem Babylonischen Exil überhaupt keinen Monotheismus gab. Dagegen haben sich Judaisten und führende Theologen in der Tradition der historisch-kritischen Wissenschaft ausgesprochen. Es liegt in der Natur der Sache, dass man in archäologischen Funden für den Kult eines bildlosen Gottes kaum befriedigende Evidenz findet.

 

Die historisch kritische Exegese, der ich im Übrigen ebenfalls anhänge, ist nicht frei von bestimmten Vorurteilen und Blinden Flecken (das ist neimand, ich auch nicht). Ein blinder Fleck ist m.E. die Einschätzung der Bibel hinsichtlich ihrer historischen Aussagefähigkeit. Dies hängt wiederum zusammen mit der Einschätzung, wann einzelne Texte der Bibel entstanden sind.

Ich bin Anhänger eines Modells, das tendenziell eine sehr späte Entstehung biblischer Texte annimmt. Dafür spricht m.E. auch die Archäologie. Ich behaupte tatsächlich, dass ein Monothesmus ohne das babylonische Exil nicht entstanden wäre. D.h. nicht, dass die Wurzeln dieser Vorstellung nicht schon vor dem Exil existiert hätten. Der Montheismus fällt nicht vom Himmel, sondern verankert sich um den Jerusalemer Tempel, wie oben dargestellt.

 

und was ist mit elephantine? wissen wir genug, um die zentralität des jerusalemer tempels immer zu betonen, wenn wir keine andere Argumente haben?

grundsätzlich gebe ich dir recht, wenn du den monotheismus nach dem exil einsetzt. nun, erst ab 5. jahrhundert und dann vor allem im 4-2. Jahrundert (Makkabäerzeit) verliert der tempel allmählich an bedeutung. gerade in der zeit, als sich eine tempelherrschaft zu profilieren scheint, fangen alternativen an.

der tempel ist im judentum nie so wichtig gewesen, als es keinen tempel mehr gab. und darüber sollte man auch nachdenken.

 

Die Kultzentralisation ist der Kristallisationspunkt v.a. nach dem Exil. D.h. aber nicht, wie Du richtigerweise sagst, dass damit schon automatisch jeder andere Tempel für Jahweh ausgeschlossen war. Der Jahwehtempel in Elephantine istinsofern interessant, weil im berühmten Brief an den Persichen Großkönig erwähnt wird, dass man sich auch nach Jerusalem gewandt hat und Hilfe zum Wiederaufbau des Tempels erbeten hat. Offensichtlich gab es sowol in der entfernten Militärkolonie als auch in Jerusalem nicht das Bewusstsein, dass der Tempel auf Elephantine illegal war.

Wenn man aber die Zeit vor dem Exil mit der ´nachexilischen Epoche vergleicht, dann istsowohl die gerine Zahl an Tempeln auffällig und as Aufkommen der Synagogen.

 

Ich dneke übrigens schon, dass der Jerusalemer Tempel, so lange er existierte, wichtig für das Judentum war. Zum einen gilt das religiös, wie die großen Wallfahrten auch zur Zeit Jesu zeigen, zum anderen aber auch politisch, da der Hohepriester zugleich politischer Führer der Juden war. Nicht umsonst zerstören die Römer diesen Tempel! Aus römischer Sicht ist die Zerstörung eines Tempels das letzte Mittel. In der Regel wollten es sich die Römer nie mit einem Gott verderben!

 

Richtig ist allerdings, dass der Opferkult nach dem Exil seine Bedeutung verlor. Er wurde ersetzt durch eine Schriftkultur. Nur so konnten die Juden die Zerstörung des Tempels überleben.

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Die historisch kritische Exegese, der ich im Übrigen ebenfalls anhänge, ist nicht frei von bestimmten Vorurteilen und Blinden Flecken (das ist neimand, ich auch nicht). Ein blinder Fleck ist m.E. die Einschätzung der Bibel hinsichtlich ihrer historischen Aussagefähigkeit. Dies hängt wiederum zusammen mit der Einschätzung, wann einzelne Texte der Bibel entstanden sind.

Ich bin Anhänger eines Modells, das tendenziell eine sehr späte Entstehung biblischer Texte annimmt. Dafür spricht m.E. auch die Archäologie. Ich behaupte tatsächlich, dass ein Monothesmus ohne das babylonische Exil nicht entstanden wäre. D.h. nicht, dass die Wurzeln dieser Vorstellung nicht schon vor dem Exil existiert hätten. Der Montheismus fällt nicht vom Himmel, sondern verankert sich um den Jerusalemer Tempel, wie oben dargestellt.

 

Man kann auch von späteren redaktionellen Überarbeitungen ausgehen, ohne dass man den Monotheismus in vorexilischer Zeit in Frage stellt. Die ältesten Bibeltexte sind Jahrhunderte vor dem Exil entstanden, siehe Deboralied. Das von dir vertretene Textmodell kann letztlich nicht erklären, warum die Texte so aussehen, wie sie uns heute vorliegen. Mir scheint die Annahme, man habe irgendwelche polytheistischen Texten plötzlich zu monotheistischen gemacht oder ein solches Textcorpus a posteri „erfunden“, sehr unplausibel. Wer, d. h. welche Personen und/oder welche Institution, soll solch gravierenden Eingriffe in den Texten denn durchgesetzt und die neuen theologischen Lehren unter den Juden verbreitet haben? Spätestens mit dem Exil waren die Juden keine geographische und politischen Einheit mehr, lebten in verschiedenen Ländern zerstreut und unter unterschiedlichen Herrschern, was unter der Perserherrschaft und im Zuge des Hellenismus sogar eher zunahm.

 

Ich bezweifele sehr stark, dass die ältsten Texte Jahrhunderte vor dem Exil entstanden.

Damit Texte von dem Ausmaß bibischer Texte entstehen können, bedarf es einer Gesellschaft, die eine Schreibkultur ausprägt. In den altorientalischen Gesellschaften ist dies eng mit der Entwicklung eines Verwaltungsstaates verbunden. Dieser ist im Nordreich mit Omri und im Süden mit Hiskia (vielleicht ein wenig frührer) archäologisch nachweisbar. Erst die Verwaltung bildet Schreiber aus, die zunächst und vor allem Verwaltungstexte schrieben und dann allmählich auch Literatur verfassten.

Die Königsücher fußen, nach eigenen Angaben zumindest, für den Großteil der Könige auf Chroniken. Sie verarbeiten diese Chroniken zu ihrer eigenen Geschichtssicht. Hier sind wir aber schon in der Zeit nach dem Fall Samarias, wahrscheinlich eher schon in der Zeit des Königs Joschias.

Geschriebene Texte, die vor den genannten Zeitraum fallen, sind in der Bibel nicht nachweisbar. Die moderne Exigese hält beispielsweise die Datierung des zweiten Schöpfungsberichtes in die Zeit um 1.000 v.Chr. für nicht mehr haltbar. Eher handelt es sich um eine Paralleltradition zum ersten Schöpfungsbericht. Das Deborah-Lied, das immer als Beispiel für älteste Literatur in der Bibel angeführt wird, könnte hier älter sein, weil es sich um einen poetischen Text handelt, den man ohne Schwierigkeiten auch mündlich tradieren konnte.

 

Es gibt in der Bibel sehr viel Tradition, die sich extrem schlecht datieren lässt. Manches wird davon auch schriftlich vor der Zeit des Joschia vorgelegen haben (beipielsweise die vordeuteronomistischen Schichten der Königsbücher). Aber es gibt in diesen ältesten Schichten keinerlei Hiweise darauf, dass sie von einem Monotheismus ausgehen.

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Es braucht keine Beamten, um Literatur zu schaffen. Der ganze Vordere Orient (auch Palästina) war bereits seit Jahrtausenden eine Schriftkultur, in der Texte gelesen, in die andere Sprachen übersetzt und umgearbeitet wurden, siehe das Gilgamesch-Epos, das bereits in vorexilischer Zeit aus verschiedensten Sprachräumen vorliegt. Zenger setzt in seiner Einleitung in das AT das Schma Yisrael, das wichtigste jüdische Glaubensbekenntnis zum Monotheismus, in die Zeit vor das Exil.

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Es braucht keine Beamten, um Literatur zu schaffen. Der ganze Vordere Orient (auch Palästina) war bereits seit Jahrtausenden eine Schriftkultur, in der Texte gelesen, in die andere Sprachen übersetzt und umgearbeitet wurden, siehe das Gilgamesch-Epos, das bereits in vorexilischer Zeit aus verschiedensten Sprachräumen vorliegt. Zenger setzt in seiner Einleitung in das AT das Schma Yisrael, das wichtigste jüdische Glaubensbekenntnis zum Monotheismus, in die Zeit vor das Exil.

 

 

Das stimmt in dieser Generalität nicht. Es gab Räume mit großer Schriftkultur, beispielsweise Mesopotamien oder Ägypten, auch Assyrien und der Hethitische Bereich. Aber überall lässt sich nachweisen, dass Schrift zunächst eine Verwaltungsangelegenheit war und schriftliche Poesie erst später dazu kam.

Es gibt hier eine enge Verzahnung von beidem. In Israel sind schriftliche Zeugnisse vor der Entstehung von Verwaltungsstaaten extrem dünn, sowohl was inhalt als auch was Umfang und Anzahl anlangt. Man vergleiche hier beispielsweise den Bauernkalender von Gezer (eines der ältesten hebräischen Schriftzeugnisse) und die die Inschrift im Schiloach Tunnel zur Zeit des Hiskia.

 

Man darf nicht einfach von Mesopotamien auf das eher hintlerwäldlerische Israel schließen. Palästina ist eine unbedeutende Gegend am Rande des altorientalischen Universums, die immer um wirtschaftlichen Anschluss und Selbstbestimmung kämpfte. Das galt nicht nur für Israel und Juda, sondern auch für Moab, Edom und die Phönizischen Staaten.

Israel war extrem lange sehr ländlich geprägt. Das Land basierte auf der Organisation von Clans und die Verständigung zwischen König und Clanchefs bedurfte keinerlei Schriftlichkeit. Allerdings hatte der König auch wenig Einfluss auf das, was in den Clans passierte. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Zeit Omirs war in Israel überhaupt eine Verwaltung notwendig.

Erst seitdem gibt es eine Chronik der Könige Israels. Und erst seit dieser Zeit sind die historischen Informationen der Königsbücher auch zuverlässiger. Alles was Saul, David oder Salomo beispielsweise betrifftt, hat viel mit Erinnerung zu tun und mit einer Wandlung dieser Personen in der mündlichen Tradition, aber kaum mehr mit Historie.

 

Zum Schma Israel: Auch wenn ich Zenge sehr schätze, halte ich seine Einschätzung des Schma Israel für nicht zutreffend.

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Schriftkultur gab es nicht nur in den großen Reichen, sondern beispielsweise auch in Ugarit, das bereits zum semitischen Sprachraum zuzurechnen ist. Der ganze Vordere Orient bildete einen großen Schrift- und Kulturraum, in dem Syrien/Palästina einen wichtigen Korridor bildete. Siehe beispielsweise die Tell Amarna Korrespondenz, die rund 1000 Jahre vor dem Exil anzusetzen ist.

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Es braucht keine Beamten, um Literatur zu schaffen. Der ganze Vordere Orient (auch Palästina) war bereits seit Jahrtausenden eine Schriftkultur, in der Texte gelesen, in die andere Sprachen übersetzt und umgearbeitet wurden, siehe das Gilgamesch-Epos, das bereits in vorexilischer Zeit aus verschiedensten Sprachräumen vorliegt. Zenger setzt in seiner Einleitung in das AT das Schma Yisrael, das wichtigste jüdische Glaubensbekenntnis zum Monotheismus, in die Zeit vor das Exil.

 

 

Das stimmt in dieser Generalität nicht. Es gab Räume mit großer Schriftkultur, beispielsweise Mesopotamien oder Ägypten, auch Assyrien und der Hethitische Bereich. Aber überall lässt sich nachweisen, dass Schrift zunächst eine Verwaltungsangelegenheit war und schriftliche Poesie erst später dazu kam.

Es gibt hier eine enge Verzahnung von beidem. In Israel sind schriftliche Zeugnisse vor der Entstehung von Verwaltungsstaaten extrem dünn, sowohl was inhalt als auch was Umfang und Anzahl anlangt. Man vergleiche hier beispielsweise den Bauernkalender von Gezer (eines der ältesten hebräischen Schriftzeugnisse) und die die Inschrift im Schiloach Tunnel zur Zeit des Hiskia.

 

Man darf nicht einfach von Mesopotamien auf das eher hintlerwäldlerische Israel schließen. Palästina ist eine unbedeutende Gegend am Rande des altorientalischen Universums, die immer um wirtschaftlichen Anschluss und Selbstbestimmung kämpfte. Das galt nicht nur für Israel und Juda, sondern auch für Moab, Edom und die Phönizischen Staaten.

Israel war extrem lange sehr ländlich geprägt. Das Land basierte auf der Organisation von Clans und die Verständigung zwischen König und Clanchefs bedurfte keinerlei Schriftlichkeit. Allerdings hatte der König auch wenig Einfluss auf das, was in den Clans passierte. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Zeit Omirs war in Israel überhaupt eine Verwaltung notwendig.

Erst seitdem gibt es eine Chronik der Könige Israels. Und erst seit dieser Zeit sind die historischen Informationen der Königsbücher auch zuverlässiger. Alles was Saul, David oder Salomo beispielsweise betrifftt, hat viel mit Erinnerung zu tun und mit einer Wandlung dieser Personen in der mündlichen Tradition, aber kaum mehr mit Historie.

 

Zum Schma Israel: Auch wenn ich Zenge sehr schätze, halte ich seine Einschätzung des Schma Israel für nicht zutreffend.

 

 

es wurde ja immer darueber diskutiert, ob es koenig david wirklich gegeben hat

 

vor einigen wochen haben die archaeologen bei den ausgrabungen in der "david-stadt" eine tonscherbe mit der aufschrift "melech david = koenig david" gefunden, die scherbe passt zeitlich gesehen in die richtige archaeologische schicht

als die ausgrabungen begannen und ein sehr vornehmes gebaeude gefunden wurde, wurde es spontan als "davids koenigspalast" bezeichnet, es gab aber keine konkreten hinweise, wer das gebaeude erbaut oder wer darin gewohnt hat

die erwaehnte tonscherbe ist die erste ueberhaupt, die koenig david ganz eindeutig erwaehnt

es gibt noch eine weitere scheibe, die am jordanufer auf der jordanischen seite gefunden, wurde, auf der das wort "melech = koenig" ganz eindeutig zu entziffern ist, der name danach ist aber nicht ganz erhalten, kann keinem koenig zugeordnet werden

 

elad

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Schriftkultur gab es nicht nur in den großen Reichen, sondern beispielsweise auch in Ugarit, das bereits zum semitischen Sprachraum zuzurechnen ist. Der ganze Vordere Orient bildete einen großen Schrift- und Kulturraum, in dem Syrien/Palästina einen wichtigen Korridor bildete. Siehe beispielsweise die Tell Amarna Korrespondenz, die rund 1000 Jahre vor dem Exil anzusetzen ist.

 

Tell El Armana und Ugarit sind spätbronzezeitlich, d.h. vor der Zeit des großen Niedergangs im sog. Seevölkersurm (der vermutlich gar kein Sturm war). Danach entwickelte sich in Israel Neues. Die Armana-Korrespondenz ist in akkadischer Sprache in Kelschrift geschrieben, die Zeit Israels ist die Zeit der hebräischen Sprache und Alphabetschrift. Zwischen Armana und reicheren hebräischen Shriftzeugnissen liegen ca. 500 Jahre. Das würde ich nicht wirklich als Kontinuum bezeichnen....

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Es braucht keine Beamten, um Literatur zu schaffen. Der ganze Vordere Orient (auch Palästina) war bereits seit Jahrtausenden eine Schriftkultur, in der Texte gelesen, in die andere Sprachen übersetzt und umgearbeitet wurden, siehe das Gilgamesch-Epos, das bereits in vorexilischer Zeit aus verschiedensten Sprachräumen vorliegt. Zenger setzt in seiner Einleitung in das AT das Schma Yisrael, das wichtigste jüdische Glaubensbekenntnis zum Monotheismus, in die Zeit vor das Exil.

 

 

Das stimmt in dieser Generalität nicht. Es gab Räume mit großer Schriftkultur, beispielsweise Mesopotamien oder Ägypten, auch Assyrien und der Hethitische Bereich. Aber überall lässt sich nachweisen, dass Schrift zunächst eine Verwaltungsangelegenheit war und schriftliche Poesie erst später dazu kam.

Es gibt hier eine enge Verzahnung von beidem. In Israel sind schriftliche Zeugnisse vor der Entstehung von Verwaltungsstaaten extrem dünn, sowohl was inhalt als auch was Umfang und Anzahl anlangt. Man vergleiche hier beispielsweise den Bauernkalender von Gezer (eines der ältesten hebräischen Schriftzeugnisse) und die die Inschrift im Schiloach Tunnel zur Zeit des Hiskia.

 

Man darf nicht einfach von Mesopotamien auf das eher hintlerwäldlerische Israel schließen. Palästina ist eine unbedeutende Gegend am Rande des altorientalischen Universums, die immer um wirtschaftlichen Anschluss und Selbstbestimmung kämpfte. Das galt nicht nur für Israel und Juda, sondern auch für Moab, Edom und die Phönizischen Staaten.

Israel war extrem lange sehr ländlich geprägt. Das Land basierte auf der Organisation von Clans und die Verständigung zwischen König und Clanchefs bedurfte keinerlei Schriftlichkeit. Allerdings hatte der König auch wenig Einfluss auf das, was in den Clans passierte. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Zeit Omirs war in Israel überhaupt eine Verwaltung notwendig.

Erst seitdem gibt es eine Chronik der Könige Israels. Und erst seit dieser Zeit sind die historischen Informationen der Königsbücher auch zuverlässiger. Alles was Saul, David oder Salomo beispielsweise betrifftt, hat viel mit Erinnerung zu tun und mit einer Wandlung dieser Personen in der mündlichen Tradition, aber kaum mehr mit Historie.

 

Zum Schma Israel: Auch wenn ich Zenge sehr schätze, halte ich seine Einschätzung des Schma Israel für nicht zutreffend.

 

 

es wurde ja immer darueber diskutiert, ob es koenig david wirklich gegeben hat

 

vor einigen wochen haben die archaeologen bei den ausgrabungen in der "david-stadt" eine tonscherbe mit der aufschrift "melech david = koenig david" gefunden, die scherbe passt zeitlich gesehen in die richtige archaeologische schicht

als die ausgrabungen begannen und ein sehr vornehmes gebaeude gefunden wurde, wurde es spontan als "davids koenigspalast" bezeichnet, es gab aber keine konkreten hinweise, wer das gebaeude erbaut oder wer darin gewohnt hat

die erwaehnte tonscherbe ist die erste ueberhaupt, die koenig david ganz eindeutig erwaehnt

es gibt noch eine weitere scheibe, die am jordanufer auf der jordanischen seite gefunden, wurde, auf der das wort "melech = koenig" ganz eindeutig zu entziffern ist, der name danach ist aber nicht ganz erhalten, kann keinem koenig zugeordnet werden

 

elad

 

 

Ich habe nicht behauptet, es habe David nicht gegeben. Aber David ist für die Verfasser der Königsbücher eher ein legendärer Vorfahre als eine historische Gestalt. Sie wissen nicht mehr allzuviel über ihn.

 

David war mit Sicherheit der Gründer der Davidische Dynastie in Jerusalem. Aber das sagt noch nichts über den Charakter seiner Herrschaft aus. Das Wort mlk wird in vielen Sprachen verwendet. Wir übersetzen es gemeinhin als König ohne uns darüber im Klaren zu sein, dass mlk ein erheblich Bandbreite an Bedeutung hatte.

In der Armana-Korrespondenz bezeichnet mlk den Führer einer Kleinstadt, also einen Bürgermeister. Andererseits kann mlk auch den babylonischen oder einen anderen Großkönig bezeichnen.

Was war da David - Bürgermeister oder Großkönig?

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Was war da David - Bürgermeister oder Großkönig?

Wenn das eine rein historische Frage wäre, wäre sie leicht zu beantworten. Ist die Frage aber nicht.

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Wenn das eine rein historische Frage wäre, wäre sie leicht zu beantworten. Ist die Frage aber nicht.

 

 

Aus meiner Sicht ist die Frage schon beantwortbar. David war so etwas wie ein Scheich. Seine Hausmachthat er sich im Süden Israels mit den Judäern geschaffen. Vielleicht kann man ihn als Gründer Judas bezeichnen. In Jerusalem hat er sich eine Basis geschaffen und wurde dann als mächter Stammesfürst zum Großscheich auch über die anderen Stämme der Gegend. Die anderen Stämme haben ihn zu ihrem obersten Führer gewählt und quasi einen Vertrag mit ihm geschlossen.

Ebenso hielt man es mit seinem Sohn. Sein Enkel hat sich mit den Stämmen, die an ihn vertraglich gebunden waren, überworfen und es blieb ihm nur sein Stammgebiet und seine Festungsstadt.

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theologie-der-vernunft.de
Was war da David - Bürgermeister oder Großkönig?

Wenn das eine rein historische Frage wäre, wäre sie leicht zu beantworten. Ist die Frage aber nicht.

 

 

Aus meiner Sicht ist die Frage schon beantwortbar. David war so etwas wie ein Scheich. Seine Hausmachthat er sich im Süden Israels mit den Judäern geschaffen. Vielleicht kann man ihn als Gründer Judas bezeichnen. In Jerusalem hat er sich eine Basis geschaffen und wurde dann als mächter Stammesfürst zum Großscheich auch über die anderen Stämme der Gegend. Die anderen Stämme haben ihn zu ihrem obersten Führer gewählt und quasi einen Vertrag mit ihm geschlossen.

Ebenso hielt man es mit seinem Sohn. Sein Enkel hat sich mit den Stämmen, die an ihn vertraglich gebunden waren, überworfen und es blieb ihm nur sein Stammgebiet und seine Festungsstadt.

 

http://www.theologie-der-vernunft.de/Texte/Weisheit.htm

 

"Kellerkinder ohne König"

habe ich geschrieben, nachdem uns im Keller des Bibelhauses ein junger Theologe beigebrachte hatte, dass es David nicht gab bzw. er nicht die königliche Gestalt mit dem großen Kult-Tempel sein kann, die biblisch beschrieben ist.

 

Bevor wir nur über einen Dorfbürgermeister nachdenken, der und dessen Kirche hochstilsiert wurden, denke ich, es wir Zeit, dass wir uns in den Bezirk der heutigen Heiden begeben, wo der David bzw. jüd. König der Zeitenwende: Jesus - das lebendige schöpferische Wort in menschlicher Person - her ist.

 

Gerhard

bearbeitet von theologie-der-vernunft.de
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Wenn das eine rein historische Frage wäre, wäre sie leicht zu beantworten. Ist die Frage aber nicht.

Es ist vor allem, und das scheint hier vergessen worden zu sein, nicht nur eine archäologische Frage. Archäologische Quellen sind kontextlos, d. h. sie geben keine oder nur ungenügende Evidenz über ihr Umfeld. Die Entstehung eines größeren Textecorpus einer Sprache aus dem Nichts erscheint mir hier unplausibel.

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Wenn das eine rein historische Frage wäre, wäre sie leicht zu beantworten. Ist die Frage aber nicht.

Es ist vor allem, und das scheint hier vergessen worden zu sein, nicht nur eine archäologische Frage. Archäologische Quellen sind kontextlos, d. h. sie geben keine oder nur ungenügende Evidenz über ihr Umfeld. Die Entstehung eines größeren Textecorpus einer Sprache aus dem Nichts erscheint mir hier unplausibel.

 

 

Natürlich ist es unplausibel, dass ein Textcorpus wie die Bibel aus dem Nichts entsteht. Es geht hier vielmehr um die Frage, wo die Wurzeln sind. Und diese finden sich nicht in den bronzezeitlichen Quellen.

Die bronzezeitliche Städtewelt, wie man sie beispielsweise in den Texten von Armana, aber auch in den Ausgrabeungen (beipielsweise in Megiddo oder Hazor) findet, geht am Ende der Bronzezeit unter.

Es ist ein archäologisch unbestrittenes Faktum, dass die großen Städte in dieser Zeit an Einwohnern verlieren, manche werden ganz aufgegeben oder nach einer Unterbrechung wiederbesiedelt. Traditionelle israelische Forscher interpretieren diesen Befund mit der Bibel: Israel wandert in Kanaan ein und zerstört die kanaanäischen Städte. Aber es ist in den Städten archäologisch keine neue Kultur nachweisbar. Es geht mehr oder weniger ähnlich weiter, wie es aufgehört hat (wenn es überhaupt weiter geht).

Heute geht man deshalb davon aus, dass mit dem Zusammenburch des spätbronzezeitlichen Handelssystems die Städte nicht mehr existenzfähig waren. Die Bevölkerung musse sich nach Alternativen umsehen. Mit dem Rückgang der Bevölkerung in den Städten (- die sich mehrheitlich in der Küstenebene befanden) ist ein Anstieg der Bevölkerung im Bergland feststellbar. Man kann sich das nur so erklären, dass Leute aus der Küstenebene in die Berge gingen, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen.

Man kann feststellen, dass man in dieser Zeit große Anstengungen unternahm, um die Berge zu kultivieren: Man legte Terassen für die Felder und Zisternen zur Bewässerung an. Dies wurde notwendig, um eine wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Die Kultivierung der Berge erforderte Kooperation, zunächst von Siedlungsgemeinschaften und später auch von größeren Einheiten. So entstanden Orte, Sippen und schließlich auch Stämme.

Der Gegensatz zwischen Küste und Bergland blieb lange bestehen: In der Küste siedelten die Philister - im Bergöand die Israeliten - so erzählt es die Bibel und so scheint es auch historisch plausibel zu sein.

Durch äußeren Druck mussen auch die Stämme enger kooperieren. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Könige in der Bibel Kriegsführer sind. Auch das scheint gut zum archäologischen Befund zu passen.

Stammesbünde mit einem zentralen Häuptling benötigen keine große staatliche Organisation und damit keine Schrift. Und Israel begann als schriftlose Kultur in den Bergen. Hier ist in der Diskussion umstritten, wie das Gouverneurssystem Salomos zu verstehen ist, aber ich tendiere dazu, hier einen Reflex späterer Zeit zu sehen.

Für die Zeit Salomos gibt es keinerlei Nachweis einer stayatlichen Organisation in der Archäologie. Im vergleich dazu sieht es beispielsweise für die Zeitdes Joschia aus. Heir gibt es die berühmten Krughenkelstempel, die Krüge dem Besitz des Königszuordnen und damit nachweisen, dass es ein staatlichers Tribut- und Verteilungssystem gegeben hat.

Man muss sich das Israel Davids und Salomos als ländliches, fast nur auf Selbstversorgung angelegtes Wirtschaftssystem verstehen. Möglicherweise gab es eine kleine Anbgabe für zentrale Aufgaben, aber nichts wirklich Großes. Eine Entwicklungder Staaten fand erst statt, als in der Eisenzeit durch die neuen Staaten, hier v.a. Assyrien und die vielen mittelgroßen Staaten (beispielsweise im aramäischen und phönizischen Bereich), ein neues Handelssystem entstand. Hier wurden international begehrte Luxusgüter gehandelt und Israel konnte dazu Wein und Öl beitragen. Mit diesem Handel wuchs auch der Bedarf nach Verwaltung und auch die Möglichkeit, Reichtum zu akkumulieren. Dies geschah auch in den Königshääusern der Mittelstaaten.

Das Nordreich Israel war hier gegenüber dem Süden im Vorteil. Durch seine geographische Lage war es bald in das Handelssystem eingebunden. Die Könige konnten Luxusgüter im- und exprotieren. Ähnliches kann man auch für Israels Nachbarn Moab durch die Meschastele nachweisen.

Hier entwickelte sich wieder eine Schriftkultur und damit die Grundlage, Texte zu verfassen. Únd es ist bezeichnend, dass man nicht auf dem Akkadisch der Bronzezeit aufsetzte, sondern auf der aramäischen Alphabetschrift.

Und, wie Du oben richtig sagst, ist ein Vrlauf notwendig, um ein großes Schriftcorpus zu schaffen. Dieser Vorlauf beginn in der Zeit Omris von Israel. Aber die Bibel ist ja kein Produkt des Nordreiches, sondern des Südreiches Juda. Hier findet diese Entwicklung später statt, v.a. nach dem Untergang des konkurrierenden nachbarn Israel. Und hier sind wir dann in der Zeit des Hiskia und, wenn man dem Vorlauf eine entsprechende Zeit gibt, sind wir schnell bei Joschija als erstem König, unter dem ein größeres Schriftwerk entstand.

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