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Frage zum SPIEGEL Geschichte-Sonderheft


newCath

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Hallo zusammen,

 

nachdem ich so viele kritische Fragen bezüglich der KK gestellt habe, wollte ich jetzt einmal sagen, wieso es mich überhaupt so zur KK in erster Linie zieht.

Das fing damit an, als ich erkannte, was die Evangelikalen für ein naives Bibelverständnis haben. Also das jedes Wort bzw. jede Geschichte für in echt so passiert gehalten wird und das dann auf Biegen und Brechen anhand von Archäologie versucht wird zu erklären.

 

Als ich dann mit ein paar Katholiken sprach, erklärten mir diese, die KK war sich von Anfang an darüber im Klaren, wie die Bibel zu verstehen sei. (Also in großen Zügen versteht sich) Dass der KK z.B. immer klar war, dass in der Geschichte mit Noah bewusst Bezug genommen wird auf das Gilgamesch-Epos und anhand dessen die Bibel versucht etwas zu erklären etc. pp.

 

Kurz vor Weihnachten erschien jetzt gerade eine Sonderausgabe vom Spiegel: "Geschichte Jesus von Nazareth", die ich erst jetzt ganz gelesen habe. In dieser Ausgabe ist unter anderem Folgendes zu lesen:

 

 

[...] Und vieles, was den Christen einzigartig an den Jesusgeschichten erscheint, ist in Wahrheit übernommen aus den Kulturen und Religionen jener Zeit vor 2000 Jahren. Die Predigten Jesu? Viele Gedanken finden sich schon in jüdischen Weisheitsliteraturen. Die Jungfrauengeburt, gern auch durch göttliche Zeugung? In den Mythen der Babylonier, Ägypter, Perser, Griechen und Römer ist sie ein gängiges Motiv, um die Herkunft eines Gottes, Halbgottes oder Heroen zu beschreiben. Wundergeschichten? Waren im Hellenismus die übliche Form, einen außergewöhnlichen Menschen zu kennzeichnen.

 

Lange Zeit ist es riskant, das zu sagen. 1678 brennt in Paris ein Stapel Bücher: Richard Simon, ein frommer Mönch, hat die Texte des Neuen Testaments einer Untersuchung unterzogen, die er als Erster "historisch-kritisch" nennt. Mehr als 1300 Exemplare seines Buches sind gedruckt, doch der einflussreiche Bischof Jacques Bossuet sorgt dafür, dass die gesamte Aufläge – bis auf wenig versteckte Exemplare – den Flammen übergeben wird.

Aber die Neugier text- und sprachkundiger Wissenschaftler ist geweckt: Sie bestimmen Entstehungszeiten und suchen Quellen, fragen nach der Absicht der Autoren. Der Boden christlicher Gewissheiten beginnt zu schwanken.

 

Meine Frage bezieht sich jetzt vor allem auf den letzten Teil. Wenn der KK immer bewusst war, dass mit Absicht Bezug auf z.B. Mythen genommen wurde, nicht weil die Bibel erfunden ist, sondern um Dinge zu veranschaulichen, wieso wurde dann gegen diese Erkenntnis so stark vorgegangen, dass Bücher verbrannt wurden und Wissenschaft in diese Richtung verboten wurde? Das ergibt doch keinen Sinn?

 

 

Ich bedanke mich im Voraus und wünsche noch einen guten Wochenstart,

 

newCath

bearbeitet von newCath
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[...] Und vieles, was den Christen einzigartig an den Jesusgeschichten erscheint, ist in Wahrheit übernommen aus den Kulturen und Religionen jener Zeit vor 2000 Jahren. Die Predigten Jesu? Viele Gedanken finden sich schon in jüdischen Weisheitsliteraturen. Die Jungfrauengeburt, gern auch durch göttliche Zeugung? In den Mythen der Babylonier, Ägypter, Perser, Griechen und Römer ist sie ein gängiges Motiv, um die Herkunft eines Gottes, Halbgottes oder Heroen zu beschreiben. Wundergeschichten? Waren im Hellenismus die übliche Form, einen außergewöhnlichen Menschen zu kennzeichnen.

 

Lange Zeit ist es riskant, das zu sagen. 1978 brennt in Paris ein Stapel Bücher: Richard Simon, ein frommer Mönch, hat die Texte des Neuen Testaments einer Untersuchung unterzogen, die er als Erster "historisch-kritisch" nennt. Mehr als 1300 Exemplare seines Buches sind gedruckt, doch der einflussreiche Bischof Jacques Bossuet sorgt dafür, dass die gesamte Aufläge – bis auf wenig versteckte Exemplare – den Flammen übergeben wird.

Aber die Neugier text- und sprachkundiger Wissenschaftler ist geweckt: Sie bestimmen Entstehungszeiten und suchen Quellen, fragen nach der Absicht der Autoren. Der Boden christlicher Gewissheiten beginnt zu schwanken.

 

Meine Frage bezieht sich jetzt vor allem auf den letzten Teil. Wenn der KK immer bewusst war, dass mit Absicht Bezug auf z.B. Mythen genommen wurde, nicht weil die Bibel erfunden ist, sondern um Dinge zu veranschaulichen, wieso wurde dann gegen diese Erkenntnis so stark vorgegangen, dass Bücher verbrannt wurden und Wissenschaft in diese Richtung verboten wurde? Das ergibt doch keinen Sinn?

 

Zunächst: Das war 1678, nicht 1978. ;)

 

Und sonst: Was einer Großorganisation bewusst ist und was sie trotz dieses Bewusstseins verschweigt, weil sie sich aufgrund menschlicher Schwäche gerne auch mal in ganz unchristliche Gefilde der Macht verstrickt, sind zwei verschiedene Dinge.

 

Und ob die KK wirklich wusste, dass in der Bibel andere Texte aufgegriffen werden ... keine Ahnung. Würde mich aber sehr interessieren. *in die runde blickt*

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Als ich dann mit ein paar Katholiken sprach, erklärten mir diese, die KK war sich von Anfang an darüber im Klaren, wie die Bibel zu verstehen sei. (Also in großen Zügen versteht sich) Dass der KK z.B. immer klar war, dass in der Geschichte mit Noah bewusst Bezug genommen wird auf das Gilgamesch-Epos und anhand dessen die Bibel versucht etwas zu erklären etc. pp.

 

Wann soll dieses "von Anfang an" gewesen sein? - Ich möchte jetzt mal ins Unreine schätzen, dass die ersten Christen noch recht wenig bis gar nichts vom Gilgamesch-Epos gehört und/oder gelesen hatten, und es ihnen nicht "immer klar" gewesen sein muss, dass in der Geschichte mit Noah BEWUSST Bezug genommen wird ... Dass diejenigen, die die Sintfluterzählung verfasst haben, sich dabei älterer Mythen bedient haben, halte ich für sehr wahrscheinlich. Aber das war lange vor der KK.

bearbeitet von Julius
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Es gab auch Wellen... den Kirchenvätern war zB klar, daß Mose nicht der Verfasser des Pentateuchs war, diese Erkenntnis verschwand dann zeitweilig von der Bildfläche (bzw. war in der Auslegung nicht mehr sonderlich relevant), tauchte in der Renaissance wieder auf, hatte im Modernismusstreit eine schwere Zeit etc.

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