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Sterbebegleitung


Himmelblau

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Hallo!

 

Ich arbeite als Betreuerin in einem Pflegeheim, und begleite dort die Menschen bis zum Schluß. Ich bin gläubig, kenne aber keine Gebete außer dem "Vater unser". Wenn ich am Bett sitze, bei den Menschen, die mich oft kaum noch wahr nehmen, bzw. die sehr geschwächt sind, sage ich manchmal, so für mich im Geiste: "Guck doch mal Herr Jesus die arme Frau X oder Herr Y...bitte sei gnädig und barmherzig" und bete dann, für mich im Geiste, das "Vater unser".

 

Ich komme mir da oft linkisch vor oder so hilflos. Nach meiner Überzeugung ist ein Gebet etwas machtvolles und ich würde gerne besser beten können. Wobei ich denke, dass man mit dem Vater unser sicher nichts falsch macht. Klingt vielleicht naiv, aber es ist nun mal so.

 

Nun möchte ich fragen, gibt es besondere Gebete für solche Dinge? Bei religiösen Leuten weiß man, wie sie es sich wünschen und was sie gerne hören möchten. Da lese ich dann auch aus der Bibel vor. Oft einige Psalmen.

Bei Leuten, wo man nicht weiß, ob sie gläubig sind/waren, weiß man es nicht, da oft Angehörige nicht präsent sind, die einem da weiterhelfen könnten. Ich will ja auch keinem der Leute auf den Nerv gehen, indem ich mich einfach hinsetze und laut bete.

Ich tue es leise, weil ich eben glaube und hoffe, dass mein Gebet demjenigen hilft. Nur möchte ich eben besser beten können.

 

Wäre über Vorschläge sehr dankbar.

 

lg

Himmelblau

bearbeitet von Himmelblau
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Hallo,

 

ich bin überzeugt, dass es unwichtig ist, ob und wenn was man betet. Es genügt, wenn Sterbende spüren, dass sie begleitet werden. Genau das tustdu doch schon

 

Die Angelika

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Nun möchte ich fragen, gibt es besondere Gebete für solche Dinge?

 

Es gibt bei Hospizgruppen Sammlungen geeigneter Gebete - solche, die mit Kranken gebetet werden können, wenn die es wollen - aber auch solche für die Hospizhelfer selbst.

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Rosenkranz würde ich vorschlagen. Das beruhigt.

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Diese Hilflosigkeit ist ganz normal. Hinsetzen, Hand halten und da sein, mehr kann man nicht tun... doch eines noch: Genau hinsehen ob meine Anwesenheit erwünscht ist und mich verpieseln wenn ich das Gefühl bekomme das der sterbende alleine sein möchte... Wenn man nicht mal zum sterben sei Ruh haben kann, wann denn dann? ;)

 

[

 

 

:) Hervorragende Einstellung. :daumenhoch:

 

das wirklich verstehend.............tribald

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Diese Hilflosigkeit ist ganz normal. Hinsetzen, Hand halten und da sein, mehr kann man nicht tun... doch eines noch: Genau hinsehen ob meine Anwesenheit erwünscht ist und mich verpieseln wenn ich das Gefühl bekomme das der sterbende alleine sein möchte... Wenn man nicht mal zum sterben sei Ruh haben kann, wann denn dann? ;)

 

[

 

 

:) Hervorragende Einstellung. :daumenhoch:

 

das wirklich verstehend.............tribald

Ja. :)

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Hallo Himmelblau,

 

kommst Du erst so ganz zum Schluss zu Deinen Begleitungen? In einem Pflegeheim ist in der Regel ja noch ein bisschen Zeit, seine Leute kennenzulernen. Meine letzte Begleitung hatte ich beinahe 3 Jahre und wir haben öfters miteinander gebetet, auf Wunsch meiner Dame. Ich wusste, was sie an Gebeten und Liedern kannte, hatte sozusagen mit ihr ein ganz persönliches Repertoire.

 

Bei meinem letzten Besuch bat sie mich, mit ihr zu beten. Sie konnte schon nicht mehr wirklich gut sprechen, aber sie versuchte sich zu bekreuzigen, faltete dann die Hände. Mir war wichtig, dass sie die Gebete, die ich spreche kennt und mitbeten kann. Und da ist das Vater Unser natürlich DAS Gebet. Neben dem 'Gegrüßet seist du Maria'. Und in diesem Fall das Lied 'Segne Du Maria'. Rosenkranz mochten weder sie noch ich, auch darüber hatten wir gesprochen gehabt, aber das Anima Christi liebte sie.

 

Besser Beten, für wen?

 

Wenn ich für mich bete, oder in unseren Gottesdiensten, dann bete ich grundsätzlich frei, was aber bei Menschen, die nicht mehr gut hören, sehr nachteilig ist. Sicher 'funktioniert' das auch, Gott versteht mich auch ohne Worte, also nimm den Sterbenden in den Focus und schau wo der mithalten kann. Das was der beten kann, das bete.

 

Was auch nicht schlecht und ein 'super' Fundus ist, sind die Psalmen.

 

Aber nichts, was der Sterbende nicht mittragen möchte, eh klar.

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Rosenkranz würde ich vorschlagen. Das beruhigt.

 

Das würde mich nicht beruhigen. Würde ich auf keinen Fall ungefragt laut beten bei einem Sterbenden der sich (oft) nicht mehr äußeren kann. Wenns gewünscht wird: natürlich.

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Ich bin Altenpfleger, hab die Palliativ-Weiterbildung. In diesem Sinne: Hallo, Frau Kollegin/ Her Kollege! ;) Willkommen im Forum!

Danke :-) Ich bin Betreuungsassistentin nach §87.

 

Mache ich auch nicht andersd. Am Sterbebett geht es nicht um unsere Spiritualität sondern um die des sterbenden. Von daher käme es mir nicht in den sinn laut und offen zu beten, es sei denn ich weis das es dem sterbenden wichtig wäre das man für ihn betet. Sterbende sind lebende, man kann nicht sagen was sie empfinden und was sie mitbekommen. Von daher gehe ich immer davon aus das sie alles mitbekommen.

 

sehe ich auch so. Daher bete ich für mich im Geiste. Außer jemand wünscht, sofern er noch sprechen kann, es ausdrücklich. Ansonsten würde ich nie einfach drauflosbeten!

 

Diese Hilflosigkeit ist ganz normal. Hinsetzen, Hand halten und da sein, mehr kann man nicht tun... doch eines noch: Genau hinsehen ob meine Anwesenheit erwünscht ist und mich verpieseln wenn ich das Gefühl bekomme das der sterbende alleine sein möchte... Wenn man nicht mal zum sterben sei Ruh haben kann, wann denn dann? ;)

 

Ich fühle mich nicht hilflos, wie ich mit dem Sterbenden umgehen soll, sondern nur in Bezug auf das Gebet an sich.

Ich sehe das genauso wie du. :)

Mit der "Macht" eines Gebets meine ich, dass ich für den Sterbenden bei Gott bitte. Da der Sterbende selber wohl, so nehme ich an, in seiner letzten Phase nicht mehr in der Lage dazu ist. Und ich demjenigen Wünsche, dass er bei Gott aufgenommen wird. Daher das Gebet von mir. Und da ich leider, außer dem Vater unser, kein Gebet kenne, komme ich mir dann hilflos vor, weil ich eben, außer dem Vater unser, dann nichts beten kann. Oder sage eben im Geiste, dass der Herr X doch bitte gnädig aufgenommen werden soll usw...

 

Allerdings setze ich mich da nicht unter Leistungsdruck. Für meinen Glauben wäre ein schönes Gebet für einen Sterbenden, für mich im Geiste gesprochen, ein letztes Mal, wo ich ihm, hoffe ich, etwas helfen kann.

 

Danke auf jeden Fall, für deine Antwort. Ist auch schön zu lesen, dass man richtig liegt, indem was man tut.

 

lg

Himmelblau

bearbeitet von Himmelblau
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Hallo Himmelblau,

 

kommst Du erst so ganz zum Schluss zu Deinen Begleitungen? In einem Pflegeheim ist in der Regel ja noch ein bisschen Zeit, seine Leute kennenzulernen. Meine letzte Begleitung hatte ich beinahe 3 Jahre und wir haben öfters miteinander gebetet, auf Wunsch meiner Dame. Ich wusste, was sie an Gebeten und Liedern kannte, hatte sozusagen mit ihr ein ganz persönliches Repertoire.

 

 

Hallo!

Manchmal kenne ich die Leute schon eine zeitlang, dann ist es einfach. Dann gibt es wiederrum welche, die schon sterbend kommen, kaum Verwandte haben, wenn überhaupt, da ist es natürlich schwierig. Besonders, wenn sie kaum noch ansprechbar sind, bzw. schwer dement.

 

Es geht mir ja nicht darum, jetzt mit den Leuten zu beten, sondern für sie zu beten. Daher meine Frage zu Gebeten für Leute, die im Sterben liegen. Sie sollen ja nicht selbst beten, sondern ich möchte für sie, leise für mich im Geiste, ein Gebet für sie sprechen.

 

lg

Himmelblau

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... weil ich eben, außer dem Vater unser, dann nichts beten kann.

Mehr braucht es nicht :)

Einen Menschen ohne Worte vor Gott tragen, ist auch Gebet.

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Hallo Himmelblau,

 

vielleicht magst du ja folgendes Gebet mal beten:

 

Du, unser Gott,

zeige dich Herrn/Frau N.N.wie ein Vater,

der für sein Kind,

das mit unsicheren Schritten auf ihn zuschwankt,

seine Arme ausbreitet und es anlächelt,

damit es seine Angst verliert im Vertrauen darauf,

dass der Vater es auffängt.

Amen

 

 

Alles Liebe

 

Angelika

bearbeitet von Die Angelika
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Hallo Himmelblau,

 

kommst Du erst so ganz zum Schluss zu Deinen Begleitungen? In einem Pflegeheim ist in der Regel ja noch ein bisschen Zeit, seine Leute kennenzulernen. Meine letzte Begleitung hatte ich beinahe 3 Jahre und wir haben öfters miteinander gebetet, auf Wunsch meiner Dame. Ich wusste, was sie an Gebeten und Liedern kannte, hatte sozusagen mit ihr ein ganz persönliches Repertoire.

 

 

Hallo!

Manchmal kenne ich die Leute schon eine zeitlang, dann ist es einfach. Dann gibt es wiederrum welche, die schon sterbend kommen, kaum Verwandte haben, wenn überhaupt, da ist es natürlich schwierig. Besonders, wenn sie kaum noch ansprechbar sind, bzw. schwer dement.

 

Es geht mir ja nicht darum, jetzt mit den Leuten zu beten, sondern für sie zu beten. Daher meine Frage zu Gebeten für Leute, die im Sterben liegen. Sie sollen ja nicht selbst beten, sondern ich möchte für sie, leise für mich im Geiste, ein Gebet für sie sprechen.

 

lg

Himmelblau

 

Dass Jesus ein machtvoller Beter ist, das merkten auch seine Jünger. Und das fanden sie cool. Und das wollte sie auch. Drum baten sie ihn: Herr, lehre uns beten. Das Ergebnis ist bekannt. Dieses Gebet ist eigentlich, eigentlich, eigentlich die Anleitung zum freien Gebet (...nicht plappern wie die Heiden). Aber egal, Du machst das völlig richtig. Für den Sterbenden beten kann ich auch zuhause. Bin ich bei ihm, dann mit ihm. Und wenn der das nicht will, dann lass ich das.

 

Weil Gebet ist Beziehung, nicht Magie.

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Mir fällt nur ein: Ich würde nie für einen Sterbenden beten, irgendwie, als wenn er Hilfe bedürfte. Er geht den Weg in seinem Inneren aufrecht und frei und darin muss man ihn unterstützen. Das Leben vollendet sich in ihm, wir aber, wir Lebenden, sind weit weg von der Vollendung des Sterbenden. Und deshalb ist der Sterbende der Chef auch beim Beten. Einem Menschen beim Sterben zu begleiten ist ein Geschenk, so wie eine Geburt ein Geschenk ist.

 

Und Gott vollendet sein Leben.

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Mir fällt nur ein: Ich würde nie für einen Sterbenden beten, irgendwie, als wenn er Hilfe bedürfte. Er geht den Weg in seinem Inneren aufrecht und frei und darin muss man ihn unterstützen. Das Leben vollendet sich in ihm, wir aber, wir Lebenden, sind weit weg von der Vollendung des Sterbenden. Und deshalb ist der Sterbende der Chef auch beim Beten. Einem Menschen beim Sterben zu begleiten ist ein Geschenk, so wie eine Geburt ein Geschenk ist.

 

Und Gott vollendet sein Leben.

 

 

ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht genau, wie ich deinen Kommentar verstehen soll...

Ich habe meinen Vater nicht vom Anfang seines Sterbens an "den Weg in seinem Inneren aufrecht und frei" gehen sehen...ich habe zuerst einen gegen das Sterben ankämpfenden, dann frustrierten, vielleicht sogar innerlich wütenden, zuletzt erschöpften, traurigen und erst ganz zuletzt friedlichen ergebenen Mann erlebt.

Und als ich gebetet habe, habe ich sowohl für uns (also seine Familie), als auch für ihn gebetet. Das allerdings meist im Stillen, weil mein Vater seit Ewigkeiten keine Kirche mehr von innen gesehen und auch kaum Glauben "praktiziert" hat.

Allerdings erinnere ich noch heute sehr genau und eindrücklich, wie er 6 Jahre zuvor, als er anlässlich seines Geburtstages ein letztes Mal seine Heimat (Egerland) sehen wollte, unbedingt in seine Taufkirche und auf den Friedhof wollte, wo er leider die Gräber seiner Familie nicht mehr finden konnte.

Deshalb habe ich für ihn dann auch das Bild des Heimkommens für das Sterben verwendet. Er hatte nämlich seit diesem letzten Heimatbesuch eine Fotografie von "seinem Wäldchen" auf seinem Nachtkästchen stehen, dann in den letzten Tagen auch im Krankenhaus.

 

 

alles Liebe

 

Angelika

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Hallo Himmelblau,

 

vielleicht magst du ja folgendes Gebet mal beten:

 

Du, unser Gott,

zeige dich Herrn/Frau N.N.wie ein Vater,

der für sein Kind,

das mit unsicheren Schritten auf ihn zuschwankt,

seine Arme ausbreitet und es anlächelt,

damit es seine Angst verliert im Vertrauen darauf,

dass der Vater es auffängt.

Amen

 

 

Alles Liebe

 

Angelika

 

Danke schön! gefällt mir sehr gut.

 

lg

Himmelblau

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Mir fällt nur ein: Ich würde nie für einen Sterbenden beten, irgendwie, als wenn er Hilfe bedürfte. Er geht den Weg in seinem Inneren aufrecht und frei und darin muss man ihn unterstützen. Das Leben vollendet sich in ihm, wir aber, wir Lebenden, sind weit weg von der Vollendung des Sterbenden. Und deshalb ist der Sterbende der Chef auch beim Beten. Einem Menschen beim Sterben zu begleiten ist ein Geschenk, so wie eine Geburt ein Geschenk ist.

 

Und Gott vollendet sein Leben.

 

hm...wenn jemand friedlich, ruhig, schlafend in seinem Sterbebett liegt, kann ich das nachvollziehen. Nur leider ist das oft eben nicht so. Die Leute rudern mit den Armen, rufen etwas (meist unverständliches), werfen den Kopf hin und her, sehen angestrengt aus, leiden evtl. Schmerzen (trotz palliativer Maßnahmen) etc...

 

Derzeit begleite ich eine schwer demente Frau, die schreit. Sie wird palliativ versorgt, aber sie schreit. Laut, lange...geht sie in ihrem Inneren aufrecht und frei? Kann ich mir kaum vorstellen.

 

Ich sitze an ihrem Bett, halte ihre Hand, wenn sie schreit, sitze ich still dabei. Ich bete für sie, und hoffe, dass meine Gebete erhört werden.

 

lg

Himmelblau

 

Allerdings bete ich leise für mich, und manchmal auch zu Hause, wenn ich im Pflegeheim nicht dazu komme. Ich würde nie laut am Bett von jemanden beten. Außer auf Wunsch desjenigen. Ich glaube auch nicht, dass ich eine besondere Beziehung zu dem Sterbenden brauche, um für ihn beten zu können. Ich brauche für das Gebet nur meinen Glauben.

Sterbende zu begleiten, ist tatsächlich ein Geschenk. Und ich danke Gott jeden Tag dafür, das tun zu dürfen.

bearbeitet von Himmelblau
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Franciscus non papa

die alten hatten schon recht, wenn sie um eine "gute Sterbestunde" beteten. in würde sterben können, das ist doch das, was wir uns alle wünschen.

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Ich denke da an meine Mutter. Natürlich hat sie die Sterbephasen nach Kübler-Ross nicht lehrbuchmäßig durchschritten, hätte sie sie gekannt, dann hätte sie sich schon einmal aus Prinzip dagegen verwahrt (zu Recht). Aber am Ende ist der Friede, die Angelika sagt das auch (und gibt mir nicht recht). Der Prozess ähnelt der Geburt und da ist der Verlauf auch nicht Harmonie und Sonnenschein, weiß Gott nicht. Aber die Aktion geht von Mutter und Kind aus, so beim Sterben: Der Sterbende ist der Leitende und er geht voran, weil er muss, so wie Mutter und Kind.

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Derzeit begleite ich eine schwer demente Frau, die schreit. Sie wird palliativ versorgt, aber sie schreit. Laut, lange...geht sie in ihrem Inneren aufrecht und frei? Kann ich mir kaum vorstellen.

 

Ja. genau das tut sie. Das und nichts anderes. Dich stört es, dass sie schreit, sie stört den Ablauf auf der Station. Sie nervt die anderen.

 

Die Frage ist, warum sie schreit. Wer sie kennt, kann vielleicht herausfinden, ob es etwas gibt, was sie braucht. Aber im Focus steht ihr Bedürfnis, nicht das Bedürfnis der Außenstehenden nach Ruhe und anstandsvollem Sterben. Sicher, wir wollen keinen einfach Schreien lassen, wenn wir etwas tun können, das ihr hilft. Aber wenn wir nichts haben, dann können wir wenigstens das zulassen. Nicht auch noch das zudeckeln.

 

Wenn es ihr hilft, dass Du ihre Hand hältst, dann tu das. Meine Mutter hätte das nicht gemocht. In der letzten Nacht, in der ich bei ihr war, habe ich versucht sie in den Arm zu nehmen. Mit einer winzigen Bewegung gab sie mir zu verstehen, dass sie das nicht wollte, es war kaum mehr als ein Muskelzucken, aber da ich sie so gut kannte, wusste ich es zu deuten. Im Arm gehalten zu werden, im Arm zu halten, das war immer mein Bedürfnis, nie das ihre.

 

Ich sitze an ihrem Bett, halte ihre Hand, wenn sie schreit, sitze ich still dabei. Ich bete für sie, und hoffe, dass meine Gebete erhört werden.

 

Ich denke, Deine Gebet helfen Dir, mit Deiner eigenen Hilflosigkeit zurecht zukommen.

 

Allerdings bete ich leise für mich, und manchmal auch zu Hause, wenn ich im Pflegeheim nicht dazu komme. Ich würde nie laut am Bett von jemanden beten. Außer auf Wunsch desjenigen. Ich glaube auch nicht, dass ich eine besondere Beziehung zu dem Sterbenden brauche, um für ihn beten zu können. Ich brauche für das Gebet nur meinen Glauben.

Sterbende zu begleiten, ist tatsächlich ein Geschenk. Und ich danke Gott jeden Tag dafür, das tun zu dürfen.

 

Bei der Beziehung beim Beten gings mir eigentlich nicht um die Beziehung zum Sterbenden, wobei das beim gemeinsamen Gebet natürlich eine wunderbare Sache ist. Beim Gebet geht es um Deine Beziehung zu Deinem Vater im Himmel, ganz nach dem Vorbild, das Jesus seinen Jüngern gab, als sie ihn baten: Lehre uns beten. Da ging es nicht um das Erfinden supertoller Gebetsformeln, sondern um Ausdruck persönlicher Beziehung. Die kann sich dann in Formeln wiederfinden, manche Menschen tun sich damit leichter. Aber ob frei oder vorformuliert, es geht immer um Beziehung, doch nicht darum, das korrekte Wort zu finden, das erst das Gebet zur Wirkung bringt.

 

Ums in Deinem Begriff 'machtvoll' auszudrücken: Deine Beziehung zu Gott ist das, was das Gebet machtvoll macht. Nicht die Worte.

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Ein mögliches Sterbegebet wäre: Erbarme Dich, oh Herr, seiner (ihrer) Seufzer; erbarme Dich seiner (ihrer) Tränen. Nur auf Deine Barmherzigkeit setzt er sein (sie ihr) Vertrauen, so nimm ihn (sie) auf in das Geheimnis Deiner Versöhnung. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Auch ein mögliches Sterbegebet wäre: Lieber Bruder (liebe Schwester), ich empfehle dich dem allmächtigen Gott. Ihm, dessen Geschöpf du bist, vertraue ich dich an. Wenn du im Sterben die Schuld der Menschennatur bezahlt hast, kehre heim zu deinem Schöpfer, der dich aus dem Staub der Erde gebildet hat. Wenn also deine Seele den Leib verlässt, soll der strahlende Chor der Engel ihr entgegeneilen, der richtende Rat der Apostel soll dir nahen, das triumphierende Heer der weißgewandeten Märtyrer dir entgegenkommen, die liliengleiche Schar der lichten Bekenner dich umgeben, und die Umarmung seligen Friedens soll dich umschließen. Der mildreiche Beistand der Sterbenden, der heilige Josef, richte dich auf in großer Hoffnung und die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria wende gütig ihre Augen dir zu. Mild und festlich erstrahle dir das Antlitz Jesu Christi und sein Spruch gewähre dir, allezeit unter denen zu weilen, die Ihn umgeben.

Wenn der Augenblick des Todes unmittelbar bevorsteht, spreche dem Sterbenden mit deutlicher Stimme diese oder ähnliche Gebete vor:

Jesus, Dir leb' ich, Jesus, Dir sterb' ich. Jesus, Dein bin ich im Leben und im Tod.

Mein Jesus, Barmherzigkeit!

Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!

oder Jesus, ich vertraue auf Dich!

Ein sehr schönes Gebet um eine gute Sterbestunde ist das "Gegrüßet seist du, Maria. Ich glaube dies wurde dir schon empfohlen. Darin rufen wir den Beistand und die Fürsprache der Muttergottes an für die beiden wichtigsten Momente unseres Lebens: das "Jetzt" und die "Stunde unseres Todes".

Gesegnete Weihnachten

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