Caveman Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Hallo Leute, auf dem zweiten ökumenischen Konzil zu Konstaninopel (381) erging der Beschluss, welcher die Irrtumslosigkeit der Bibel festlegte: Die göttliche Offenbarung, die in der Heiligen Schrift geschrieben steht und vorliegt, ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden. Denn aufgrund apostolischen Glaubens gelten unserer heiligen Mutter, der Kirche, die Bücher des Alten und des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter der Einwirkung des Heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche anvertraut sind. Zur Abfassung der heiligen Bücher hat Gott Menschen erwählt, die er, indem sie ihre eigenen Fähigkeiten und Kräfte anwandten, dazu gebrauchte, alles das und nur das als echte Verfasser schriftlich weiterzugeben, was er geschrieben haben wollte. Da also alles, was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen, als vom Heiligen Geist ausgesagt zu gelten hat, ist von den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles Willen in Heiligen Schriften niedergelegt haben wollte... Nun habe ich aber bei diversen Gesprächen hier im Forum von Katholiken bei bestimmten Bibelstellen zu hören bekommen, man solle diese nicht wörtlich nehmen, die entsprechende Bibelstelle sei nur sinnbildlich zu verstehen, als Gleichnis oder als Fabel. Auch habe ich unterschiedliche Positionen von Katholiken gelesen, die sich selbst untereinander nicht einig waren, welche Stellen man nicht wörtlich auslegen soll, bzw. ob man es überhaupt darf. Daher meine simplen und bescheidene Fragen: * Ist obiger Beschluss immer noch der allgemeine offizielle Standpunkt der kath. Kirche und wird auch so vertreten? Sprich; * Wenn nicht, und einzelne Bibelteile nicht mehr wörtlich zu nehmen sind: Wo bekomme ich eine offiziell bestätigte Liste, die klar unterscheidet, welche Teile wörtlich zu nehmen sind und welche nicht? Die letzte Frage wäre sicherlich eine grosse Hilfestellung für alle hier in Forum (sowohl Gläubige wie Nichtgläubige), hilft es doch bei Missverständnissen, Steitigkeiten, etc... Also: Wer weiss die Antworten? Link to comment Share on other sites More sharing options...
Ralf Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Hi cavie, im Vat II wurde nahezu das gleiche ausgesagt. Wenn Du allerdings noch mal genauer über "die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles Willen in Heiligen Schriften niedergelegt haben wollte" nachdenkst, wirst Du feststellen, dass dabei keinesfalls zwangsläufig eine Art historischer Faktenbericht in allen Einzelheiten gemeint ist - die Bandbreite möglicher Interpretationen ist weit. In der Schrift steht also die Wahrheit, die Gott für unser Heil geschrieben haben wollte. Diese lehrt auch die Kirche. Wenn sie nichts genaues zu einzelnen Punkten lehrt, keine verbindliche Aussage zu gewisen Fragestellungen (lief er denn jetzt übern See oder nicht) macht, dann wohl deswegen, weil die Antwort zu dieser Frage nicht "heilsbringend" ist. Eigentlich ganz einfach, oder? Paz y bien, Ralf Link to comment Share on other sites More sharing options...
Caveman Posted August 30, 2002 Author Report Share Posted August 30, 2002 Nun, es dreht sich nicht nur um Wahrheit, sondern auch um Irrtumslosigkeit, und das die Schreiber der Bibel von Gott direkt inspiriert wurden und das ER bestimmte, was drin stehen soll und was nicht. Das ist ein bisschen mehr als nur DIE Wahrheit. Weiterhin kann etwas trotzdem wahr sein ohne, dass es wirklich so passiert sein muss, wenn z.B. eine Fabel eine Wahrheit oder eine wahre Aussage herüberbringen möchte (quasi "die Moral von der Geschicht' " ), so ist dennoch die Fabel selbst eine Erfindung. Gibt es hier Unterscheidungen/Klassifizierungen? Ich weiss, dass Exegeten Erkenntnisse gewonnen haben (mögen diese nun richtig oder falsch sein, sei mal dahingestellt), die in die Richtung zeigen, was ich mit der "Liste" gemeint habe; und es sind auch Exegeten im Auftrage des Vatikans an der Arbeit. Gibt es hier Erkenntnisse, die offiziell als Standpunkt vom Vatikan vertreten wird? (Geändert von CavemanHamburg um 14:50 - 30.August.2002) Link to comment Share on other sites More sharing options...
Cano Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Religionen versuchen immer zu retten, was noch zu retten ist. Mit wachsender Aufklärung und zunehmendem Machtverlust kommen sie nicht umhin, immer kleinere Brötchen zu backen. Einen guten Überblick über die schwindende Irrtumslosigkeit des Bibel findet man hier: http://www.joerg-sieger.de/einleit/spez/09insp/spez95.htm#g (Geändert von Cano um 15:03 - 30.August.2002) Link to comment Share on other sites More sharing options...
Caveman Posted August 30, 2002 Author Report Share Posted August 30, 2002 Danke für den Link, Cano... (Geändert von CavemanHamburg um 14:57 - 30.August.2002) Link to comment Share on other sites More sharing options...
Cano Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Auf der von mir angebenen Seite erfährst Du den katholischen Standpunkt, Caveman. Link to comment Share on other sites More sharing options...
altersuender Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Hallo Caveman, eine Antwort auf diese Frage findest Du hier: Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung "Dei Verbum" Link to comment Share on other sites More sharing options...
Caveman Posted August 30, 2002 Author Report Share Posted August 30, 2002 Gerade gemerkt, habe auch gerade mein obiges Posting geändert. Aber Du warst mal wieder soooo schnell... Link to comment Share on other sites More sharing options...
Caveman Posted August 30, 2002 Author Report Share Posted August 30, 2002 Hi Cano, die von Dir gelinkte Site finde ich gar nicht so schlecht, gibt sie doch noch weitere Einblicke in andere kath. Themen und zur Bibel und - wie ich finde - leicht verständlich geschrieben. Und hier finde ich auch, was ich gesucht habe (wenn natürlich unvollständig, betrifft es nur einen kleinen Teil der Bibel): Der Brief des Sekretärs der Bibelkommission an Kardinal Suhard von Paris vom 16. Januar 1948 gesteht nun ein, dass die ersten elf Kapitel der Genesis, die sogenannte Urgeschichte, keine Geschichte im klassischen Sinn darstellt. Hier handele es sich vielmehr um Volkstraditionen, volkstümliche Beschreibungen der Anfänge des Menschengeschlechts. @Alter Sünder: Ja, diese offizielle Position war mir bekannt, nur war es kein Spass, aus dem riesigen Text Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, das Schwülstige auszublenden, Worthülsen zu eliminieren und dann zur Kernaussage vorzudringen, die dann wieder doch recht wischi-waschi ist. Das ganze erinnerte mich doch stark an die Reden eines Dr. Helmut Kohl... Aber das haben offizielle Texte an sich, die von grossen Arbeitskreisen angefertigt werden. Mir war so, die EU-Bestimmung zum Export von Karamelbonbons ist umfangreicher als die amerikanische Verfassung... Link to comment Share on other sites More sharing options...
Cano Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Eine Kostprobe aus der "Chicago-Erklärung" von 1978: Artikel XII Wir bekennen, daß die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist. Wir verwerfen die Auffassung, daß sich die biblische Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit auf geistliche, religiöse oder die Erlösung betreffende Themen beschränke und Aussagen im Bereich der Geschichte und Naturwissenschaft davon ausgenommen seien. Wir verwerfen ferner die Ansicht, daß wissenschaftliche Hypothesen über die Erdgeschichte mit Recht dazu benutzt werden dürften, die Lehre der Schrift über Schöpfung und Sintflut umzustoßen. Artikel XVIII Wir bekennen, daß der Text der Schrift durch grammatisch-historische Exegese auszulegen ist, die die literarischen Formen und Wendungen berücksichtigt, und daß die Schrift die Schrift auslegt. Wir verwerfen die Berechtigung jeder Behandlung des Textes und jeder Suche nach hinter dem Text liegenden Quellen, die dazu führen, daß seine Lehren relativiert, für ungeschichtlich gehalten oder verworfen oder seine Angaben zur Autorschaft abgelehnt werden. Nach der Lektüre der "Chicago-Erklärung" erscheint mir der Katholizismus als vergleichweise angenehme Spielart des Christentums. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Tachy Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Hallo zusammen, Zitat von CavemanHamburg am 14:23 - 30.August.2002 Hallo Leute, auf dem zweiten ökumenischen Konzil zu Konstaninopel (381) erging der Beschluss, welcher die Irrtumslosigkeit der Bibel festlegte: Meine Güte, die hatten ja Nerven, etwas von Menschen geschriebenes als irrtumslos hinzustellen, das gibt's ja nichtmal in der Informatik ;-) Die spinnen, die Dogmatiker.... Viele Grüße, Johannes Link to comment Share on other sites More sharing options...
pedrino Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Eine Kostprobe aus der "Chicago-Erklärung" von 1978: Artikel XII Wir bekennen, daß die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist. ....... Wessen Produkt ist die "Schrift"? Also gibt es nur eine Antwort: SELBSTLOB STINKT. (Geändert von pedrino um 19:47 - 30.August.2002) Link to comment Share on other sites More sharing options...
Ute Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Ich bekenne, dass meine Schriften in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen sind. Link to comment Share on other sites More sharing options...
Tachy Posted August 30, 2002 Report Share Posted August 30, 2002 Au ja, ich lasse mich auch mal "göttlich" inspirieren und schreibe dann völlig fehlerfreie Programme! Das wäre DER Hit, ich bräuchte nie mehr Bugs zu suchen.... Ein Fall für Martins Liste... Viele Grüße, Johannes (Geändert von Tachy um 21:32 - 30.August.2002) Link to comment Share on other sites More sharing options...
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