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Scheitern von Päpsten


Edith1

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Ich möchte den aktuellen Papst-Thread nicht damit überlasten, aber die Äußerung eines Users, Papst Benedikt sei "ein Gescheiterter", brachte mich auf etwas, worüber ich schon die ganze Zeit nachdenke:

 

Gibt es in den letzten Jahrzehnten erkennbare Grundanliegen der Päpste, für die man schon oder wenigstens einstweilen beurteilen könnte, ob sie damit erfolgreich waren oder scheiterten - ohne jetzt auf das "Urteil der Geschichte" in 500 Jahren zu warten?

 

(Mir geht es nicht um spekulative Ziele, die eher den Interessen und/oder Befürchtungen des Beurteilers entsprechen.)

 

Wenn ich die Päpste nehme, die ich (wenngleich den ersten nicht bewusst) "erlebt" habe, dann bin ich teilweise ziemlich ratlos:

 

Objektivierbar ist sicher bei allen das Anliegen "Frieden" - da brauchen wir aber nicht lange zu rätseln: da sind alle gescheitert. (Das ist kein Vorwurf, nur Tatsache.)

 

Wenn ich das einmal beiseite lasse:

Johannes XXIII - das Konzil. Klarer Erfolg. Er hat es gemacht. Weiters: den Antijudaismus aus der Kirche entfernen. Klarer Erfolg.

Sonst? Keine Ahnung.

 

Paul VI - ebenfalls das Konzil. Klarer Erfolg. Er hat es zum erfolgreichen Abschluss gebracht und auch noch einige Umsetzungen geschafft.

Sonst? Keine Ahnung.

 

Johannes Paul I. - aufgrund der Kürze der Zeit nicht zu beurteilen.

 

Johannes Paul II. - der Widerstand gegen die kommunistischen Regime war ihm sicher ein Herzensanliegen, der letztliche Erfolg sicher größer, als er ihn sich selbst erträumt hätte.

Aber das war wohl nicht so das "Grundanliegen" seines Pontifikates.

Was wollte er sonst eigentlich? Ich bin bei ihm völlig ratlos.

(Man wird ja vermutlich nicht Papst und sagt sich: "So nun hauen wir mal die Kommunisten in die Pfanne!")

 

Weiters: Fortsetzung des Konzilsanliegen (besonders Inkulturation und Nostra aetate)- Klarer Erfolg.

 

Benedikt XVI: klar abgrenzbar und beurteilbar ist für mich nur ein Ziel: Integration der FSSPX. Da ist er klar gescheitert.

 

 

Ich merke gerade, dass ich am meisten an JP II "nage" - was wollte dieser Mann?

Gerade der war so ein Energiebündel, dass mir bloße "Fortsetzung" und "weitere Umsetzung" von was immer als Grundanliegen nicht wirklich glaubhaft scheinen.

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Zu Paul VI. würde ich schon als weitere Anliegen nennen wollen den Dialog mit der Welt und die Implementierung dessen, was er "neue Geisteshaltung" nannte und was wie mir scheint seine Version des Aggiornamento ist: Von einem auf dem Konzil neu gewonnenen Standpunkt aus die Tradition neu bewerten, neu erschließen und so neu fruchtbar machen.

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Ich merke gerade, dass ich am meisten an JP II "nage" - was wollte dieser Mann?

Gerade der war so ein Energiebündel, dass mir bloße "Fortsetzung" und "weitere Umsetzung" von was immer als Grundanliegen nicht wirklich glaubhaft scheinen.

Ich glaube tatsächlich, dass der Kampf gegen den Kommunismus das Hauptanliegen von JP2 war und auch ein zentrale Grund, weshalb er gewählt wurde. Nach dem Zusammenbruch der Ostblock-Staaten war er dann einfach nur noch Papst. Vielleicht könnte man das Thema Abtreibung noch als ein Hauptanliegen seines Pontifikats sehen.

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Zu Paul VI fällt mir noch Humanae vita ein. Was auch immer er erreichen wollte, er ist damit total gescheitert. Er hat das "Pillenverbot" gegen den ausdrücklichen Rat seiner Berater reingeschrieben - und wird jetzt weitestgehend ignoriert. Falls er sonst noch was mit HV erreichen wollte (die Würde der Partner auch in Bezug auf ihre reproduktiven Möglichkeiten bewahren?) ist das mit dem "Pillenverbot" untergegangen.

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Zu Paul VI fällt mir noch Humanae vita ein. Was auch immer er erreichen wollte, er ist damit total gescheitert. Er hat das "Pillenverbot" gegen den ausdrücklichen Rat seiner Berater reingeschrieben - und wird jetzt weitestgehend ignoriert. Falls er sonst noch was mit HV erreichen wollte (die Würde der Partner auch in Bezug auf ihre reproduktiven Möglichkeiten bewahren?) ist das mit dem "Pillenverbot" untergegangen.

Diesen Punkt sehe ich akkurat genauso.

Wenn jemand überhaupt etwas zu Paul VI sagen kann, ist es in aller Regel: Pillen-Paule.

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Zu Paul VI. würde ich schon als weitere Anliegen nennen wollen den Dialog mit der Welt und die Implementierung dessen, was er "neue Geisteshaltung" nannte und was wie mir scheint seine Version des Aggiornamento ist: Von einem auf dem Konzil neu gewonnenen Standpunkt aus die Tradition neu bewerten, neu erschließen und so neu fruchtbar machen.

Damit war er dann eigentlich ziemlich erfolgreich.

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Zu Paul VI fällt mir noch Humanae vita ein. Was auch immer er erreichen wollte, er ist damit total gescheitert. Er hat das "Pillenverbot" gegen den ausdrücklichen Rat seiner Berater reingeschrieben - und wird jetzt weitestgehend ignoriert. Falls er sonst noch was mit HV erreichen wollte (die Würde der Partner auch in Bezug auf ihre reproduktiven Möglichkeiten bewahren?) ist das mit dem "Pillenverbot" untergegangen.

Diesen Punkt sehe ich akkurat genauso.

Wenn jemand überhaupt etwas zu Paul VI sagen kann, ist es in aller Regel: Pillen-Paule.

Paul VI. seinerseits zitiert in seinem Testament den zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus: "Ich habe den Glauben bewahrt".

 

Vielleicht dezent geistreicher als "Pillen-Paule".

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Zu Paul VI fällt mir noch Humanae vita ein. Was auch immer er erreichen wollte, er ist damit total gescheitert. Er hat das "Pillenverbot" gegen den ausdrücklichen Rat seiner Berater reingeschrieben - und wird jetzt weitestgehend ignoriert. Falls er sonst noch was mit HV erreichen wollte (die Würde der Partner auch in Bezug auf ihre reproduktiven Möglichkeiten bewahren?) ist das mit dem "Pillenverbot" untergegangen.

Diesen Punkt sehe ich akkurat genauso.

Wenn jemand überhaupt etwas zu Paul VI sagen kann, ist es in aller Regel: Pillen-Paule.

Paul VI. seinerseits zitiert in seinem Testament den zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus: "Ich habe den Glauben bewahrt".

 

Vielleicht dezent geistreicher als "Pillen-Paule".

Ein Papst soll aber nicht nur den Glauben bewahren (eine Grundaufgabe aller Bischöfe) sondern auch die Gläubigen bewahren.

Mit einer Enzyklika, die von allen ignoriert wird obwohl das Thema alle angeht hat er einen wesentlichen Schritt zur Trennung der Gläubigen vom Lehramt geleistet. Seit HV werden päpstliche Verlautbarung nicht mehr als Gesetz sondern nur noch als Vorschlag wahrgenommen. Was ja eigentlich nicht schlecht ist.

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Mit einer Enzyklika, die von allen ignoriert wird obwohl das Thema alle angeht hat er einen wesentlichen Schritt zur Trennung der Gläubigen vom Lehramt geleistet.

Weißt Du, was ich in allem Ernst erschreckend finde ? Das es tatsächlich immer noch in großer Zahl Leute gibt, die mit Blick auf so albern-unbedeutenden Fragen wie Empfängnisverhütung eine "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" konstatieren, aber die eigentliche Dramatik der Situation irgendwie gar nicht zu sehen scheinen ...

 

Es gibt auch eine gewaltige "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" in Fragen wie Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft, Eucharistie ... DAS ist das tatsächliche Problem der Kirche von heute, nicht endloses Gelaber über Verhütung, als ob eine solche Frage irgendjemanden, der bei Vernunft ist, vorm Sofa weglocken könnte.

 

Und NEIN, diese oben geschilderten Probleme sind NICHT durch Dissens beim Thema "Verhütung" ausgelöst worden, so als würde sich jemand vom Glauben die Realpräsenz Christi im Sakrament der Eucharistie verabschieden, weil er bei der Pille eine andere subjektive Meinung hat als das kirchliche Lehramt

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Mit einer Enzyklika, die von allen ignoriert wird obwohl das Thema alle angeht hat er einen wesentlichen Schritt zur Trennung der Gläubigen vom Lehramt geleistet.

Weißt Du, was ich in allem Ernst erschreckend finde ? Das es tatsächlich immer noch in großer Zahl Leute gibt, die mit Blick auf so albern-unbedeutenden Fragen wie Empfängnisverhütung eine "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" konstatieren, aber die eigentliche Dramatik der Situation irgendwie gar nicht zu sehen scheinen ...

 

Es gibt auch eine gewaltige "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" in Fragen wie Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft, Eucharistie ... DAS ist das tatsächliche Problem der Kirche von heute, nicht endloses Gelaber über Verhütung, als ob eine solche Frage irgendjemanden, der bei Vernunft ist, vorm Sofa weglocken könnte.

 

Und NEIN, diese oben geschilderten Probleme sind NICHT durch Dissens beim Thema "Verhütung" ausgelöst worden, so als würde sich jemand vom Glauben die Realpräsenz Christi im Sakrament der Eucharistie verabschieden, weil er bei der Pille eine andere subjektive Meinung hat als das kirchliche Lehramt

Ich wäre dankbar, wenn man beim Thema bliebe.

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Ich merke gerade, dass ich am meisten an JP II "nage" - was wollte dieser Mann?

Gerade der war so ein Energiebündel, dass mir bloße "Fortsetzung" und "weitere Umsetzung" von was immer als Grundanliegen nicht wirklich glaubhaft scheinen.

Ich glaube tatsächlich, dass der Kampf gegen den Kommunismus das Hauptanliegen von JP2 war und auch ein zentrale Grund, weshalb er gewählt wurde. Nach dem Zusammenbruch der Ostblock-Staaten war er dann einfach nur noch Papst. Vielleicht könnte man das Thema Abtreibung noch als ein Hauptanliegen seines Pontifikats sehen.

Da sehe ich eher das "Mut machen" als Hauptanliegen. JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden. Aber sein Hauptthema auf Reisen war in aller Regel: Habt Mut, habt Vertrauen, habt Hoffnung. Ich würde eher meinen, er sah sich selbst als eine Art "Botschafter der Hoffnung".

bearbeitet von Edith1
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Mit einer Enzyklika, die von allen ignoriert wird obwohl das Thema alle angeht hat er einen wesentlichen Schritt zur Trennung der Gläubigen vom Lehramt geleistet.

Weißt Du, was ich in allem Ernst erschreckend finde ? Das es tatsächlich immer noch in großer Zahl Leute gibt, die mit Blick auf so albern-unbedeutenden Fragen wie Empfängnisverhütung eine "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" konstatieren, aber die eigentliche Dramatik der Situation irgendwie gar nicht zu sehen scheinen ...

 

Es gibt auch eine gewaltige "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" in Fragen wie Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft, Eucharistie ... DAS ist das tatsächliche Problem der Kirche von heute, nicht endloses Gelaber über Verhütung, als ob eine solche Frage irgendjemanden, der bei Vernunft ist, vorm Sofa weglocken könnte.

 

Und NEIN, diese oben geschilderten Probleme sind NICHT durch Dissens beim Thema "Verhütung" ausgelöst worden, so als würde sich jemand vom Glauben die Realpräsenz Christi im Sakrament der Eucharistie verabschieden, weil er bei der Pille eine andere subjektive Meinung hat als das kirchliche Lehramt

Ich wäre dankbar, wenn man beim Thema bliebe.

Sorry, aber wie diskutieren das Thema !

 

Ein vermeintliches "Scheitern" von Paul VI. wurde von Elima festgemacht am Thema "Humanae vitae" bzw. den Reaktionen darauf. Ich habe versucht, deutlich zu machen, dass Paul VI. nicht gescheitert ist - letztlich auch in seiner eigenen Selbstwahrnehmung nicht, trotz erkennbarer Momente tiefer Verzweifelung über die Situation der Kirche -, weil er eben, wie er selbst zitierend ausführt, "den Glauben bewahrt" hat.

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JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden.

 

 

Das gilt nur für einen Teil der europäischen Öffentlichkeit, vielleicht auch für USA teilweise.

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JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden.

Das gilt nur für einen Teil der europäischen Öffentlichkeit, vielleicht auch für USA teilweise.

Sehr richtig !

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JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden.

 

 

Das gilt nur für einen Teil der europäischen Öffentlichkeit, vielleicht auch für USA teilweise.

Ich bin aber Teil der europäischen Öffentlichkeit ;)

Also versuche ich herauszubekommen, was ich nicht oder nur rudimentär mitbekommen habe (nicht nur bei JP II). Darum unter anderem geht es mir ja.

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JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden.

 

 

Das gilt nur für einen Teil der europäischen Öffentlichkeit, vielleicht auch für USA teilweise.

Ich bin aber Teil der europäischen Öffentlichkeit ;)

Also versuche ich herauszubekommen, was ich nicht oder nur rudimentär mitbekommen habe (nicht nur bei JP II). Darum unter anderem geht es mir ja.

Während JPII amtierte, öffnete sich die Kirche in Richtung Globus und außerdem wurden die Medienberichterstattung intensiviert. Dafür war er die bestmögliche Besetzung.

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Ich merke gerade, dass ich am meisten an JP II "nage" - was wollte dieser Mann?

Gerade der war so ein Energiebündel, dass mir bloße "Fortsetzung" und "weitere Umsetzung" von was immer als Grundanliegen nicht wirklich glaubhaft scheinen.

Ich glaube tatsächlich, dass der Kampf gegen den Kommunismus das Hauptanliegen von JP2 war und auch ein zentrale Grund, weshalb er gewählt wurde. Nach dem Zusammenbruch der Ostblock-Staaten war er dann einfach nur noch Papst. Vielleicht könnte man das Thema Abtreibung noch als ein Hauptanliegen seines Pontifikats sehen.

Da sehe ich eher das "Mut machen" als Hauptanliegen. JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden. Aber sein Hauptthema auf Reisen war in aller Regel: Habt Mut, habt Vertrauen, habt Hoffnung. Ich würde eher meinen, er sah sich selbst als eine Art "Botschafter der Hoffnung".

JP II ist der Papst,den ich bisher am längsten wahrgenommen habe, dessen langes Pontifikat ich ja auch vollständig miterlebt habe.

Er war in vielem recht altmodisch, ja, aber immer sehr klar und für mich immer dann am Überzeugendsten, wenn es um Frieden ging. Ich denke- so habe ich es zumindest wahrgenommen- dass ihm das ein wichtiges Anliegen war. Und ich denke, da hat er auch viel erreicht. Und die Welt hat auf ihn gehört. Naja, vielleicht nicht die Gnaze Welt, aber er hatte eine Stimme, die zählte. Obwohl er ja durchaus in einer recht säkularisierten Zeit Papst war.

 

A propos Frieden: Wer war denn Papst in der Kubakrise? Johannes XXIII? Der Vatikan war in der Zeit ja " Anlaufstelle" für beide Staaten (mir fällt gerade der richtige Begriff nicht ein)..Mit dazu beigetragen zu haben, einen atomkrieg zu verhindern ist auf jeden Fall hervorhebenswert, ganz egal, wer nun papst war.

bearbeitet von mn1217
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Mit einer Enzyklika, die von allen ignoriert wird obwohl das Thema alle angeht hat er einen wesentlichen Schritt zur Trennung der Gläubigen vom Lehramt geleistet.

Weißt Du, was ich in allem Ernst erschreckend finde ? Das es tatsächlich immer noch in großer Zahl Leute gibt, die mit Blick auf so albern-unbedeutenden Fragen wie Empfängnisverhütung eine "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" konstatieren, aber die eigentliche Dramatik der Situation irgendwie gar nicht zu sehen scheinen ...

 

Es gibt auch eine gewaltige "Trennung der Gläubigen vom Lehramt" in Fragen wie Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft, Eucharistie ... DAS ist das tatsächliche Problem der Kirche von heute, nicht endloses Gelaber über Verhütung, als ob eine solche Frage irgendjemanden, der bei Vernunft ist, vorm Sofa weglocken könnte.

 

Und NEIN, diese oben geschilderten Probleme sind NICHT durch Dissens beim Thema "Verhütung" ausgelöst worden, so als würde sich jemand vom Glauben die Realpräsenz Christi im Sakrament der Eucharistie verabschieden, weil er bei der Pille eine andere subjektive Meinung hat als das kirchliche Lehramt

Du hast recht, wenn Du sagst, daß Verhütung kein wirklich wichtiges Thema ist und das die wirklichen Glaubensthemen. bzw. das heutige nicht-mehr-daran-glauben viel problematischer ist.

 

Dennoch war HV genau die Enzyklika, bei der viele Katholiken sich zum ersten mal mit einer solchen päpstlichen Verlautbarung auseinandergesetzt haben und sich dann (übrigens mit Rückendeckung ihrer Bischöfe) bewußt dagegen entschieden haben.

 

Pillen-Paule kann also für sich beanspruchen, daß er zum ersten mal eine große Zahl von Katholiken dazu bekommen hat, seine Enzyklika zu rezeptieren und sich daraufhin zu einer verantworteten Gewissensentscheidung durchzuringen. Nur leider nicht in seinem Sinne.

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JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden. Aber sein Hauptthema auf Reisen war in aller Regel: Habt Mut, habt Vertrauen, habt Hoffnung. Ich würde eher meinen, er sah sich selbst als eine Art "Botschafter der Hoffnung".

 

Das sehe ich auch so. Zudem öffnet der Appell bei seiner Amtseinführungs-Rede "Öffnet die Tore weit für Christus" den Blick auf sein Grundanliegen: Christus zu den Menschen bringen.

 

Dieses Grundanliegen zeigt sich dann in zwei Anliegen, die mit "Freiheit" zu tun haben:

 

Das eine ist, äußere Freiheit zu gewähren, also ein politischer Impuls, der vor allem gegen den Kommunismus gerichtet war.

 

Das andere ist, diese äußere Freiheit zu nutzen, um zu einer inneren Freiheit zu gelangen, die in der Gemeinschaft mit Christus besteht. Und da sah er viele Hindernisse, die dieser inneren Freiheit im Wege standen: Abtreibung, Sexualismus, Hedonismus etc.

 

Über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass ersteres schneller gelungen ist, als er selbst erhofft hatte, während er mit zweiterem - zumindest vorläufig - gescheitert ist.

 

Scheitern ist allerdings für mich kein Indiz dafür, dass das Ziel schlecht war bzw. ist.

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Wenn man wirklich ehrlich ist muss man sagen, dass mit der konstantinischen Wende das Papsttum als solches gescheitert ist, weil es seine Aufgabe nicht erfüllt hat sondern sich überwiegend der Mehrung seiner weltlichen Macht gewidmet hat. Statt Liebe hat man Furcht und Schrecken verbreitet und Kurie und Geldgier wurden fast zu Synonymen.

 

Hier wäre das Ende des Kirchenstaates eine Chance gewesen, die aber nicht genutzt wurde...man hat weiterhin das Bündnis mit den Mächtigen zu Lasten des Volkes gepflegt.

 

Im Scheitern der Friedensbemühungen sehe ich kein Scheitern der Päpste im Gegenteil sie wurden wenigstens in diesem Zusammenhang mit den Versuchen eines positiven Einflusses in Verbindung gesehen.

 

Dass Johannes XXIII für mich ein großes Idol ist, ist bekannt. Er hat der Kirche und dem Papsttum den Geruch des Reaktionären genommen, er hat Wärme und Menschlichkeit verbreitet und das erste Mal seit Jahrhunderten den Blick nach vorne gerichtet.

 

Paul VI ist für mich die große tragische Figur. Er hat durch die Weiterführung des Konzils Großartiges geleistet und bleibt dennoch als der in Erinnerung, der durch HV dem Papsttums in moralischen Fragen jede Autorität verspielt hat. Und dieses Desaster hat eigentlich sein Nachfolger verschuldet der ihm ein schlechter Ratgeber war.

 

Zu JP II fällt mir nur ein, dass seine Progressivität nach Außen mit einer reaktionär diktatorischen Haltung nach Innen verbunden war. Er hat gemeinsam mit Ratzinger jede moderne Regung der Theologie im Keim zu ersticken versucht….die Zahl der von diesen Beiden gemaßregelten Theologen ist immens, Dazu kommt noch eine nahezu neurotisches negatives Verhältnis zur Sexualität, das er ja leider Paul VI mit Erfolg aufgedrängt hat.

Aber als Kehrseite kommt ihm das unermessliche Verdienst zu, das Verhältnis zum Judentum auf eine auch theologische Basis gestellt zu haben, hinter die es kein zurück gibt.

bearbeitet von Der Geist
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JP II ist zwar fast nur mit Abtreibung, Scheidung und Sex-Zeugs wahrgenommen worden. Aber sein Hauptthema auf Reisen war in aller Regel: Habt Mut, habt Vertrauen, habt Hoffnung. Ich würde eher meinen, er sah sich selbst als eine Art "Botschafter der Hoffnung".

 

Das sehe ich auch so. Zudem öffnet der Appell bei seiner Amtseinführungs-Rede "Öffnet die Tore weit für Christus" den Blick auf sein Grundanliegen: Christus zu den Menschen bringen.

 

Dieses Grundanliegen zeigt sich dann in zwei Anliegen, die mit "Freiheit" zu tun haben:

 

Das eine ist, äußere Freiheit zu gewähren, also ein politischer Impuls, der vor allem gegen den Kommunismus gerichtet war.

 

Das andere ist, diese äußere Freiheit zu nutzen, um zu einer inneren Freiheit zu gelangen, die in der Gemeinschaft mit Christus besteht. Und da sah er viele Hindernisse, die dieser inneren Freiheit im Wege standen: Abtreibung, Sexualismus, Hedonismus etc.

 

Über den Daumen gepeilt kann man sagen, dass ersteres schneller gelungen ist, als er selbst erhofft hatte, während er mit zweiterem - zumindest vorläufig - gescheitert ist.

 

Scheitern ist allerdings für mich kein Indiz dafür, dass das Ziel schlecht war bzw. ist.

Letzteres war für mich überhaupt kein Ansatz. Ich wollte ja bewusst in die Richtung gehen, was das Grundanliegen des jeweiligen Papstes wohl war, und nur daran ein allfälliges Scheitern messen (ganz egal, was jemand anderer vom jeweiligen Anliegen hält.)

Mein Gedanke war wirklich, ein einigermaßen objektives Kriterium für "Scheitern" zu haben - und als Voraussetzung dafür so unspekulativ wie ich kann, nach dem (den) Anliegen zu suchen und daraus ein Grundanliegen eventuell zu "destillieren".

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