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Das Problem des Übernatürlichen


Sacerdos Magnus

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Sacerdos Magnus

Liebe Leser,

 

ich bitte euch als gläubige Menschen um ernste Hilfe bei einem schweren Dilemma, das ich seit Jahren mit mir herumschleppe. Es könnte so einfach sein: Atheist werden, um alle Widersprüche, die mit dem Gottesglauben einhergehen, hinter sich zu lassen. Denn ein Gott, der diese Welt erschaffen hat, ist grds. nicht verehrungswürdig. Das wäre m. E. nur ein Gott, der dem Menschen von Anfang an seine unendliche Liebe und das Gefühl vollkommener Geborgenheit schenken würde. Das tut Gott, wenn es ihn gibt, überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er lässt uns im Trüben Fischen und macht aus allen wichtigen Angelegenheiten, die uns wirklich unmittelbar angehen, ein unendlich großes Geheimnis, an das man nur Glauben kann. Und Glaube kann irren, wie die Geschicht lehrt. Er lässt uns leiden - auch und gerade an der Ungewissheit über seine Existenz und Liebe -; ich frage aber nicht warum, denn der Mensch könnte Gott nicht verstehen. Das Dilemma: Es gibt sie, die übernatürlichen Erfahrungen objektiver Art: das Sonnenwunder, von mehreren bezeugte Begegnungen mit Verstorbenen, Nahtoderfahrungen mit außersinnlicher Kognition, in negativer Hinsicht ist dieser Artikel über unglaubliche Exorzismus-Fälle sehr lesenswert: http://www.abendblatt.de/vermischtes/article701284/Der-Chef-Exorzist-des-Papstes.html). Und die müssen den überzeugten Atheisten zumindets nachdenklich machen. Aber ich weiß nicht, wie ich von einem liebenden Gott überzeugt sein soll, wenn ich z. B. das lese: http://www.shortnews.de/id/918325/frankreich-mann-zersaegte-deutsche-ex-lehrerin-bei-lebendigem-leib. Ein Gott, der seine Kinder dem Bösen, das ursprünglich zumindest konstitutiv aus ihm entstanden sein muss und von ihm nicht aufgehalten wird, in so gravierender Weise ausliefert, kann nicht gut sein. Er muss auch eine grausame Seite haben, die aber - hoffentlich - nicht das letzte Wort haben wird. Meine Frage: Wie schafft ihr das, diesen Widerspruch zwischen Grausamkeit durch sein Zulassen des Wirkens des Bösen und der Naturgesetze einerseits und Liebe Gottes andererseits aufzulösen, nein eher zu überwinden, ohne das Gefühl zu haben, euch selbst zu belügen? Wenn unser Schutzengel uns vor dem Grauen dieser zersägten Frau bewahrt, wird dann nicht gleichzeitig der Schutzengel-Glaube nicht durch das Schicksal dieser Frau in furchtbarer Weise falsifiziert? Und wie schafft ihr es, euch mit so einem Schweinehund-Gott - entschuldigt den Ausdruck - zufrieden zu geben und ihn gut zu nennen?

bearbeitet von Sacerdos Magnus
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Es erfüllt mich mit großem Bedauern, wenn ich sehe, dass Christen das Neue Testament bei derartigen Fragestellungen ausblenden. Wie können sie sich Christen nennen? Das NT ist das, was Christentum macht. Naive Kinderwünsche sind nicht das, was Christentum macht.

 

Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach! Denn wer sein Leben (o. seine Seele) retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber sein Leben (o. seine Seele) einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für sein Leben (o. seine Seele)? (Matth. 16,24-26)

 

 

Edit: "(o. seine Seele)" ergänzt

bearbeitet von Einer
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So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und wie sagst du: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen! (Joh. 14, 9-11)
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... und darauf hat auch die Theologie keine Antwort.

Als hätte die Theologie jemals eine Antwort haben können auf Fragen, die sie nicht versteht.

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Das Problem heißt Theodizee - und darauf hat auch die Theologie keine Antwort.

Ich würde sagen: keine rationale Antwort.

 

Die Antwort, die das Neue Testament gibt, ist das Leben und Beispiel Jesu:

 

Er selbst nimmt als Gottes Sohn das Leid auf sich, dessen Existenz wir nicht verstehen. Er stellt sich sozusagen neben uns und leidet mit an der Theodizee-Frage. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

 

Eine alles klärende Antwort ist das nicht, aber vielleicht ein Trost.

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Das Problem heißt Theodizee - und darauf hat auch die Theologie keine Antwort.

Ich würde sagen: keine rationale Antwort.

 

Die Antwort, die das Neue Testament gibt, ist das Leben und Beispiel Jesu:

 

Er selbst nimmt als Gottes Sohn das Leid auf sich, dessen Existenz wir nicht verstehen. Er stellt sich sozusagen neben uns und leidet mit an der Theodizee-Frage. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

 

Eine alles klärende Antwort ist das nicht, aber vielleicht ein Trost.

 

Die christliche Theologie lehrt uns die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist (Trinität). Wenn also Jesus Gott ist, warum rief er dann:"Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?", war Jesus im Augenblick des Todes nicht mehr Gott? Oder wurde der aramäische Text "Eli, Eli, lama asabtani" freizügig übersetzt weil es besser in ein theologisches Konzept passt?

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Sacerdos Magnus

Ich betone nochmals nachdrücklich: Es kann und darf hier nicht um die Theodizee als solche gehen im Sinne einer Frage nach dem "Warum?" der lebendig zersägten Frau, sondern eines: Wie kann ich im Angesicht ihres schrecklichen Schicksals noch einen Augenblick lang an Gott glauben geschweige denn ihn und "seine Werke" verherrlichen, ohne völlig wahnsinnig zu werden? Der immer wieder angeführte Vergleich mit Jesus scheitert an mehreren Punkten:

1. Jesus war kein "normaler" Mensch, sondern hatte ein übermenschliches Wissen - wenn man denn dran glaubt...

2. Jesus WUSSTE, WARUM ER LEIDEN MUSSTE. Er hätte durch die Verweigerung des Gehorsams seinen grausamen Tod verhindern können.

3. Jesus WUSSTE, dass er auferstehen würde, da er wusste, dass sein Leid dem Heilsplan Gottes enspringt.

Somit hilft auch das - bei ernsthafter theologischer Betrachtung - nicht weiter.

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Die christliche Theologie lehrt uns die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiligem Geist (Trinität).

 

Das tut sie so nicht, sondern es heißt in der Präfation zur Dreifaltigkeit: In den Personen die Verschiedenheit, in der Natur die Einheit in der Majestät die Gleichheit.

 

Dazu kommt die Zweinaturenlehre Jesus wahr wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch. Gestorben ist der Mensch, Gott kann nicht sterben.

 

Diese Aussagen muss man betonen sonnst hätte Jesus immer wenn er betete Selbstgespräche geführt.

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Ich betone nochmals nachdrücklich: Es kann und darf hier nicht um die Theodizee als solche gehen im Sinne einer Frage nach dem "Warum?" der lebendig zersägten Frau, sondern eines: Wie kann ich im Angesicht ihres schrecklichen Schicksals noch einen Augenblick lang an Gott glauben geschweige denn ihn und "seine Werke" verherrlichen, ohne völlig wahnsinnig zu werden? Der immer wieder angeführte Vergleich mit Jesus scheitert an mehreren Punkten:

1. Jesus war kein "normaler" Mensch, sondern hatte ein übermenschliches Wissen - wenn man denn dran glaubt...

2. Jesus WUSSTE, WARUM ER LEIDEN MUSSTE. Er hätte durch die Verweigerung des Gehorsams seinen grausamen Tod verhindern können.

3. Jesus WUSSTE, dass er auferstehen würde, da er wusste, dass sein Leid dem Heilsplan Gottes enspringt.

Somit hilft auch das - bei ernsthafter theologischer Betrachtung - nicht weiter.

 

ad 1. Der religiöse Glaube sagt, dass Jesus wahrhaft Mensch war, in allem uns gleich außer der Sünde. Dass er übermenschliches Wissen hatte, kann man so nicht sagen, sondern was er wusste er nicht weil er Gott war, sondern weil es ihm vom Vater geoffenbart war...es ist also keineswegs so dass hier ein allwissender Halbgott auf Erden umging.

 

ad 3. Jeder Christ der glaubt, darf ebenfalls glauben und hoffen, dass er auferstehen wird.

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Ich betone nochmals nachdrücklich: Es kann und darf hier nicht um die Theodizee als solche gehen im Sinne einer Frage nach dem "Warum?" der lebendig zersägten Frau, sondern eines: Wie kann ich im Angesicht ihres schrecklichen Schicksals noch einen Augenblick lang an Gott glauben geschweige denn ihn und "seine Werke" verherrlichen, ohne völlig wahnsinnig zu werden? Der immer wieder angeführte Vergleich mit Jesus scheitert an mehreren Punkten:

1. Jesus war kein "normaler" Mensch, sondern hatte ein übermenschliches Wissen - wenn man denn dran glaubt...

2. Jesus WUSSTE, WARUM ER LEIDEN MUSSTE. Er hätte durch die Verweigerung des Gehorsams seinen grausamen Tod verhindern können.

3. Jesus WUSSTE, dass er auferstehen würde, da er wusste, dass sein Leid dem Heilsplan Gottes enspringt.

Somit hilft auch das - bei ernsthafter theologischer Betrachtung - nicht weiter.

 

 

Verstehe ich dich richtig, wenn ich dein Anliegen so deute, dass die Theodizee-Frage (ganz allgemein) Fragen aufgeworfen hat, ob es diesen Gott so gibt und ob du (weiter) an ihn glauben kannst?

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Ich betone nochmals nachdrücklich: Es kann und darf hier nicht um die Theodizee als solche gehen im Sinne einer Frage nach dem "Warum?" der lebendig zersägten Frau, sondern eines: Wie kann ich im Angesicht ihres schrecklichen Schicksals noch einen Augenblick lang an Gott glauben geschweige denn ihn und "seine Werke" verherrlichen, ohne völlig wahnsinnig zu werden? Der immer wieder angeführte Vergleich mit Jesus scheitert an mehreren Punkten:

1. Jesus war kein "normaler" Mensch, sondern hatte ein übermenschliches Wissen - wenn man denn dran glaubt...

2. Jesus WUSSTE, WARUM ER LEIDEN MUSSTE. Er hätte durch die Verweigerung des Gehorsams seinen grausamen Tod verhindern können.

3. Jesus WUSSTE, dass er auferstehen würde, da er wusste, dass sein Leid dem Heilsplan Gottes enspringt.

Somit hilft auch das - bei ernsthafter theologischer Betrachtung - nicht weiter.

Da ich nicht einer bestimmten Religion oder Theologie das Wort reden will, kann ich dazu nichts weiter sagen. Vielleicht erkennst du ja noch, dass und wie und warum du dich täuschst.

bearbeitet von Einer
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Antonius Bacci

Vielleicht hilft es, wenn man sich vor Augen hält, dass Gott und das Sein im letzten Mysterium ist und immer bleiben wird. Wir können Gott niemals in Gänze erfassen, wir können ihn nicht sehen und nicht "begreifen", auch die christliche Offenbarung teilt uns nicht das Gesamt von Gott und Welt mit. Die Unähnlichkeit jeder Aussage über Gott ist immer größer als die Ähnlichkeit. Der menschliche Geist ist an Raum und Zeit gebunden, er kann sich aus diesen Kategorien nicht herauskatapultieren. Das Gesamt des Universums ist uns zumindest jetzt noch verschlossen, wahrscheinlich wird es der menschliche Geist nie ganz entschlüsseln können. Gibt es vielleicht mehrere Universien, Multiversien? Gibt es noch in anderen Regionen intelligente Lebensformen? Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, wir wissen es aber (noch) nicht.

Ein zentrales Prinzip dessen, was wir Schöpfung nennen, ist wohl die Freiheit. Gott scheint das Universum so konzipiert zu haben, dass nicht alles determiniert ist, sondern sich in einer freien Entwicklung innerhalb bestimmter Parameter und Prinzipien, die wir die Naturgesetze nennen, entfaltet. Diese Freiheit hat ihre zum Teil schrecklichen Schattenseiten. Da gibt es Mord, Hass, Gulags und Kriege etc. Aber wenn es keine Freiheit der Entwicklung gäbe, gäbe es keinen Fortschritt in der menschlichen Lebensweise, sowohl der des Einzelnen wie die der Menschheit insgesamt. Ohne Freiheit gäbe es aber auch keine Selbstlosigkeit, und auch keine Liebe als einer freien personalen Entscheidung.

Und die Freiheit spielt auch in kosmischen Dimensionen eine gewichtige Rolle. Wenn vor 65. Mio. Jahren nicht ein gewaltiger Asteroid auf die Erde gestürzt wäre, gäbe es uns heute höchstwahrscheinlich nicht in der Form, die wir kennen. Das heißt aber nicht, dass sich nicht vielleicht auch intelligentes Leben hätte entwickeln können, es sähe wahrscheinlich nur anders aus. Vielleicht sollten wir uns davon verabschieden, dass der Mensch als Gattung Krone der Schöpfung ist, sondern vielmehr vermuten, dass das Ziel der Schöpfung ist, intelligente Lebensformen hervorzubringen, in denen das Moment der Freiheit ins einer ganzen Dimension personal vollzogen und erlebt wird.

Wir haben durchaus Hinweise darauf, dass diese irdisch-materielle Sphäre nicht alles ist, sondern dass es jenseits dieser eine geistige Sphäre gibt, die wir als Transzendenz bezeichnen können. Naturwissenschaftliche beweisen können wir sie nicht, aber Indizien, wie zB. Nahtoderlebnisse etc. können darauf hindeuten. Der Mensch ist mehr als die Zahl seiner Moleküle.

Wichtig scheint mir, dass wir Gott nicht zu klein denken dürfen. Die heutige Verkündigung hat ihn (zum Teil) oft seiner Größe und Andersheit beraubt; bei mnachen Predigten meint man, der Prediger sei mit Gott auf Du und Du, eine so mnaches Mal schal gewordene, desakralisierte Liturgie tut ihr übriges. Dass bedeutet nicht, die Offenbarung geringzuachten, sondern sich immer bewusst zu sein, dass Gott im letzten der "Ganz andere" ist, dessen Gedanken und Wege nicht unsere sind. Die Erhabenheit Gottes, seine Transzendenz ist strikt zu bewahren und mitzuteilen, gerade in der Verkündigung. Auch der Gott, den Jesus in den Mittelpunkt seiner Verkündigung stellt, ist kein seiner Transzendenz entkleideter Gott. Wir können und müssen von Gott in Bildern reden, müssen uns im Letzten aber bewusst sein, dass es Bilder sind für eine Realität, die unser Denken nicht erfassen kann...

Vielleicht hilft uns auch ein Perspektivwechsel: Wir leben in den Dimensionen von Raum und Zeit, und nehmen diese Wirklichkeit als die eigentliche Wirklichkeit wahr. Unsere Art zu denken und Welt zu erfassen, führt uns dazu. Mit dem Auszug der Seele aus dieser irdisch-materiellen Welt in die "andere" Welt, die Transzendenz Gottes, im Augenblick unseres Todes, könnte uns aber bewusst werden, dass die Priorität eben dieser geistigen Welt zukommt, so dass sich vieles Schlechte und zum Teil Schreckliche, das Menschen in diesermateriellen Welt erleben müssen, im nachhinein relativiert. Vielleicht werden wir alle dereinst die Zusammenhänge des Seins und unserer menschlich-irdischen Existenz verstehen, die uns jetzt rätselhaft und seltsam unscharf vorkommt.

bearbeitet von Antonius Bacci
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Das mit dem Mysterium und der negativen Theologie gefällt bei Antonius gefällt mir ganz gut.

Aber ich würde noch eins draufsetzen - nur so lässt sich das Problem von sacerdos magnus angehen.

 

Vor dem konkreten Gottesbild muss erst einmal das Geheimnis stehen.

 

Leider läuft der Weg oft umgekehrt: Erst bekommt man die Lehren über Gott beigebracht und erfährt, dass Gott liebend, vergebend, gerecht, allmächtig und noch vieles andere sei. Man bekommt sogar Bilder von Gott vor Augen geführt. Und Gott sei dreieinig. Ganz oft läuft die Reihenfolge der Aussagen über Gott so, dass man mit diesen Eigenschaften Gottes zuerst konfrontiert wird.

 

Dann gerät man in Widersprüche - sozusagen im zweiten Schritt. Ein liebender und vergebender Gott soll diese (diese! unsere kronkrete!) Welt geschaffen haben, in der oftmals so wenig von einem solchen Gott zu erfahren ist. Eine Welt, in der der liebende und allmächtige Gott 6 Millionen Juden hängen lässt. Und auch jeden einzelnen von uns.

 

Dann kann man nur noch auf den dritten Schritt hoffen: Dass jemand tatsächlich die Relativität aller Aussagen von Stufe eins erkennt und sich erschüttert vor das Geheimnis Gottes stellt.

 

Meiner Meinung nach ist die Erfahrung des Geheimnisses aber die religiöse Ursprungserfahrung. Und diese Erfahrung darf zwar nachträglich systematisiert werden, man darf dann durchaus sagen, dass man dieses Geheimnis als bergend, liebend, vergebend, schöpferisch, grundlegend etc. erfährt. Aber bei all diesen Aussagen bleibt das Geheimnis immer Geheimnis. All die schönen Eigenschaften Gottes sind keine echten Eigenschaften, wie man sie einem physischen Körper zuschreiben könnte, sondern es sind Glaubenserfahrungen. "Ich habe mitten im tiefsten Dunkel des Lebens ein bergendes, liebendes, personales Licht zu spüren vermeint!" wäre vielleicht die bessere Beschreibung. Auf diese Weise beugt man auch der Verwechslung mit Sachaussagen vor.

 

Es kann jemand mitten in einer Vernichtungssituation oder Gefahrensituation die Erfahrung machen: "Da ist noch etwas, was mich trägt - sogar mitten im Untergang." So etwa wie der Diakon Stefanus, der im Moment höchster Todesgefahr den Himmel offen sieht und Jesus Christus zur Rechten Gottes.

 

Ich halte es für fragwürdig, solche Erlebnisse zu systematisieren und daraus "Gotteseigenschaften" abzuleiten.

 

Es sind weniger Gotteseiegenschaften, als vielmehr Suchanleitungen - in dem Sinne: "Wenn Du einmal in furchtbarer Gefahr bist und den Tod vor Augen hast, so wie der Stefanus, dann richte dich auf, erhebe die Augen zum Himmel und halte Ausschau, ob Du nicht dieselbe Erfahrung machen kannst, wie der Stefanus. Dass auch du mitten in Not und Gefahr, womöglich sogar im Angesicht des Todes den Himmel offen siehst."

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.....

Schön, Dich wieder zu lesen! :)

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Trinitätstheologie ist auch so eine Art Übersetzung von Erfahrung in Aussagesätze.

 

Aus der Erfahrung, dass einem in der Gegenwart Jesu (z.B. durch Konfrontation mit seinen Aussagen oder seinem Schicksal oder schlicht durch die Beschäftigung mit den Evangelien) das Geheimnis Gottes gegenwärtig ist (oder wird), macht man einen Aussagesatz: "Gott ist mit Jesus durch die hypostatische Union verbunden." Aha. Was man so alles wissen kann.

Oder "Ein Gott in drei Personen". Kling nach einen sachlichen Beschreibung Gottes. Wie ist Gott? Dreieinig! Aha. Dann ist man von nun an prima informiert. Gott ist dreieinig. Oder dreifaltig.

 

Das, was hier grundlegend fehlt, ist der Bezug zur Erfahrung. Man hört nüchternen Aussagesätzen kaum noch an, dass sie religiösen Erfahrungen entspringen.

"Was Jesus in dieser Bibelstelle sagt, das klingt in meinen Ohren so wahr, dass ich hier einer so grundlegenden Wahrheit begegne, die nicht mehr mit menschlichen Mitteln erklärbar oder beweisbar oder auch nur beschreibbar ist. Ich begegne in diesem Menschen nicht nur dem Menschen. Sondern gerade INDEM ich diesem Menschen begegne, begegne ich einem Geheimnis. Wenn ich auf Jesus schaue, kann ich noch weiter blicken - bis hin auf dieses Geheimnis."

 

Ähnliches gilt übrigens auch für Beweggründe in mir selbst, die ich nicht einfach der "eigenen Produktion" zuschreiben kann. Natürlich sind sie meine eigene Produktion. Aber trotzdem kann ich auf sie ähnlich schauen, wie auf die Jesusworte oder Jesusgeschichte: Ich entdecke hier noch einmal Grundlegungen, die über mich hinausweisen. Sie spiegeln etwas wider, was ich nicht selbst machen könnte ... zum Beispiel ein Wertesystem, dessen Produzent ich nie und nimmer sein könnte. Oder sie sprechen von einer Hoffnung, die ich nie und nimmer rational oder empirisch belegen könnte. Und wenn ich aus denselben Beweggründen handle, wie ich sie bei Jesus vermute und bewundere, dann gehe ich von einer Lenkung durch den heiligen Geist aus.

 

Auch dies kann man nicht wirklich objektivieren. Es gibt keinen Beweis, nicht einmal einen hinreichenden Beleg dafür, dass ich hier dem heiligen Geist folge. Und trotzdem ist dies ein Zugang zur Gegenwart Gottes in mir. Ebenso wie der Blick auf Jesus ein Zugang zum Geheimnis Gottes ist.

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Liebe Leser,

ich bitte euch als gläubige Menschen um ernste Hilfe bei einem schweren Dilemma, das ich seit Jahren mit mir herumschleppe. Es könnte so einfach sein: Atheist werden, um alle Widersprüche, die mit dem Gottesglauben einhergehen, hinter sich zu lassen. Denn ein Gott, der diese Welt erschaffen hat, ist grds. nicht verehrungswürdig. Das wäre m. E. nur ein Gott, der dem Menschen von Anfang an seine unendliche Liebe und das Gefühl vollkommener Geborgenheit schenken würde. Das tut Gott, wenn es ihn gibt, überhaupt nicht.

 

Hallo Sacerdos Magnus,

 

das Problem ist, dass die meisten Christen Gott als Person auffassen. Person ist aber immer erst auf Grund von Reflexion möglich. Gott ist einfach das Ewige im Gegensatz zum Zeitlichen/Veränderlichen/Räumlichen.

Identifiziert sich der Mensch mit seinem physischen Körper, der eben auch geworden ist, dann leidet der Mensch, weil er in seinem Grund eins ist mit dem Ewigen. Diese Identität hat Jesus auf den Punkt gebracht: Ich und der Vater sind eins.

Wenn Du also aus dem Ewigen lebst, wirst Du immer mehr alles Leiden überwinden, denn alles Leiden besteht in der Angst vor der Vernichtung und der damit erfolgenden An- und Verspannung.

Einen anderen Weg gibt es nicht. Wer aus dem Ewigen lebt, liebt - weil nirgends eine Gefahr!

 

http://geheimnisdesmenschen.blogspot.de/2010/02/der-weg-zum-heil-teil-1.html

http://geheimnisdesmenschen.blogspot.de/2010/02/der-weg-zum-heil-teil-2.html

LG,

New Aaron

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Evangelist Lukas

Die Antwort ist schon durch die Frage gegeben:

 

Und wie schafft ihr es, euch mit so einem Schweinehund-Gott - entschuldigt den Ausdruck - zufrieden zu geben und ihn gut zu nennen?

Wie gerufen wird, so wird auch beantwortet. Auch wenn Gott allgemein ausgeschlossen wird, das Ergebnis bleibt gleich: wie die Kinder ausgebildet wurden (nicht nur von Lehrer), so handeln sie auch. Schrecklich aber wahr!

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