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Kann man unwissentlich Sündigen?


Theresia_M

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Ist das Gerücht, dass meine Kollegen so unnahbar sind, womöglich in Deinem Erfahrungskreis zur Wirklichkeit geworden?

 

Bitte um ein Gespräch:

'Diese Woche hab ich eigentlich keine Zeit mehr, dann bin ich 2 Wochen im Urlaub - aber in 3 Wochen stehe ich Ihnen dann zur Verfügung'

Bitte um einen Beichttermin:

'Wann haben Sie Zeit? Soll ich Sie zu Hause besuchen?'

> meine ganz konkreten Erfahrungen.

 

Das ist doch eigentlich nicht das Schlechteste.

Hinter einer "Bitte um ein Gespräch" kann sich alles, ja auch das Aller-Abwegigste verbergen. Meistens ist diese Formulierung ein Euphemismus um: "Ich brauche Geld. Und DU musst es mir geben!" (meine ganz konkrete Erfahrung). Es kann sich aber auch um eine Beschwerde handeln, zum Beispiel um einen Metzger oder Bäcker, der sich darüber beschweren will, dass er das letzte Pfarrfest nicht beliefern durfte. Solche Gespräche sind Selbsterlediger. Führt man sie nicht, läuft es womöglich sogar besser, entstehen weniger Frustrationen und Aggressionen, als wenn man den Geldbittsteller an die Caritas verweist oder dem Bäcker sagt, dass die Konkurrenz eben besser ist, als er - und auch den Zuschlag für das nächste Pfarrfest bekommt.

 

Einen Beichttermin vereinbaren hat Priorität, die man sich unter anderem dadurch erkauft, dass man "Bitten um ein Gespräch" erst mal zurückweist. Auf diese Weise ist man frei für das Wesentliche. Mit Gesprächen über Geschäfts- und Geldanliegen sind die Pfarrers ohnehin bestens versorgt. Und man geht als Pfarrer aus solchen Gesprächen mit der Frage heraus: "Wozu genau habe ich mich weihen lassen?" Bei einem Beichtgespräch weiß der Pfarrer, dass er nicht nur bei seinem Kerngeschäft ist, für das er sich hat weihen lassen, sondern auch dass er hier bei seinem ursprünglichen Priesteranliegen (von innen heraus) ist.

 

Deswegen finde ich die von Dir beschriebene Praxis nicht schlecht. Ich lasse mich sogar hinreißen zu: "Ich wollte, dass mehr Pfarrer es genau so handhaben, wie Du es beschrieben hast."

Ran ans Kerngeschäft. Ran an die Sakramente. Ran an konkrete Seelsorge. Ran an die realen Sorgen und Anliegen der Menschen. Ran an den Glauben der Menschen. Klingt doch gut. Oder?

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Unwissentlich sündigen ist ja so eine Sache, die nur dann funktioniert, wenn man rechtspositivistisch denkt: Man kann ZB unwissentlich falsch parken, weil man das Parkverbotsschild nicht gesehen hat. Interessiert die Polizei nicht.

 

Dann gibt es noch so Sachen wie ohne Absicht. Die meisten schlimmen Sachen passieren ohne Absicht. Niemand fährt jemand mit Absicht mit dem Auto über den Haufen, trotzdem ist man verantwortlich.

 

Der Gesetzgeber unterscheidet dann und spricht nicht von Mord, sondern fahrlässiger Tötung.

 

Das kirchliche Recht kennt diese Unterscheidung inzwischen auch. Ganz, ganz früher zählte das nicht, ist aber schon 1000 Jahre her.

 

Der KKK wirkt zwar so, als ob er 1000 Jahre alt und schon ziemlich verstaubt wäre und überhaupt nicht mehr in unsere Zeit und in unser Denken passt. Aber er existiert. Und er ist nicht wirklich alt.

 

Und er fördert genau die rechtspositivistische Perspektive, die Menschen wie Theresia das Leben zur Hölle macht.

 

Für mich ist es keine Frage, ob Du mit Deiner nicht-positivistischen Sichtweise Recht hast. Natürlich! Was denn sonst!

Aber Du sprichst hier von DIR, von DEINER Sichtweise. Und die ist nur ein kleiner Teil der kirchlichen Wirklichkeit.

 

Offizielle Texte wie der KKK, aber auch liturgische Texte, auch viele katechetische Texte sprechen leider eine ganz andere Sprache. Denn die objektivistische Sichtweise ist leichter handhabbar und kontrollierbar. Da kann man Menschen leichter das Leben zur Hölle machen, Druck ausüben, ein schlechtes Gewissen machen. Das ist natürlich Gift für all jene, die sowieso schon unter Schuldgefühlen leiden. Aber Schuldgefühle sind sowieso nichts, worauf eine objektivistische Sichtweise abzielt. Die Hölle auf Erden ist dann ein "Kollateralschaden".

 

 

Macht man bzw. Frau sich schuldig, im sinne einer Todsünde, wenn sie sich mit einem Mann eingelassen hat der Verheiratet ist und Sie das ehrlich nicht wusste?

Kurz und bündig : nein, macht man sich nicht ... Laut (KKK), Nr. 1857

"Damit eine Tat eine Todsünde ist, müssen gleichzeitig drei Bedingungen erfüllt sein: Eine Todsünde ist jene Sünde, die eine schwerwiegende Materie zum Gegenstand hat und die dazu mit vollem Bewußtsein und bedachter Zustimmung begangen wird" (RP 17)."

ABER: da die RKK "Ehebruch" nicht auf Ehebruch beschränkt, sondern jede sexuelle Aktivität ohne kirchliche Genehmigung, aka "Ehe", als Ehebruch wertet, hast du wohl Pech gehabt ...

bearbeitet von Mecky
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Ich nehme mal an, Helmut spricht vom Ehering. Falls sie den nicht bemerkt hat, wäre es schon äußerst grob fahrlässig ....

 

Auch einen nicht vorhandenen Ehering nicht zu bemerken? Ist einen Ehering zu tragen bei Katholiken Pflicht? Ihn nicht zu tragen "Sünde"? Oder kriegen katholische Ehemänner den Ehering so angeschmiedet, dass sie ihn nicht ablegen können? Und was ist mit Nichtkatholiken?

 

Ich sagte doch: "Strategisches Schmuckmanagment"... Okay, ich gebs ja zu: ein Ehering ist mehr als nur "Schmuck".

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Unwissentlich sündigen ist ja so eine Sache, die nur dann funktioniert, wenn man rechtspositivistisch denkt: Man kann ZB unwissentlich falsch parken, weil man das Parkverbotsschild nicht gesehen hat. Interessiert die Polizei nicht.

 

Dann gibt es noch so Sachen wie ohne Absicht. Die meisten schlimmen Sachen passieren ohne Absicht. Niemand fährt jemand mit Absicht mit dem Auto über den Haufen, trotzdem ist man verantwortlich.

 

Der Gesetzgeber unterscheidet dann und spricht nicht von Mord, sondern fahrlässiger Tötung.

 

Das kirchliche Recht kennt diese Unterscheidung inzwischen auch. Ganz, ganz früher zählte das nicht, ist aber schon 1000 Jahre her.

Wir haben zehn Gebote und nach diesen Geboten...

 

Nein, so denke ich kann man das nicht sehen.

Man kann nicht unwissentlich Schuld auf sich laden.

Ob man Schuld auf sich läd wenn man das ganze Keuschheitsgedöns unserer Kirche (was ja nicht nur Blödsinn ist) ausblendet ist das eine. Aber wenn ich es ausblende und wenn ich mit einer Frau in die Kiste springe die vergeben ist (Ehe oder Partnerschaft) dann kann ich nur bezüglich dieser andern Verbindung Schuld auf mich laden wenn ich weis das sie vergeben ist. Wenn sie es mir verheimlicht und wenn ich bei keine Chance hab zu erfahren das sie in "festen Händen" ist... dann liegt die Schuld nicht an mir.

 

Und das muss man Theresia sagen: Bei deiner "verbotenen Nacht" warst du nicht Täter. Du bist verarscht worden und bist so genauso "Opfer" wie seine Frau... Sorry, mir fällt gerade keine empathischere Formulierung ein.

bearbeitet von Frank
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