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Eine Studie zur Lage katholischer Seelsorgerinnen und Seelsorger


Chrysologus

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Charismenpool

 

Ein Oxymoron. - Trotzdem habe ich dein Problem noch nicht ganz verstanden. Es gibt doch charismatische Glaubensmittler, die viel größere Organisationen beeinflussen können, als eine - wenn auch große - Pfarrei. Da hört man aber wenig von "Teams". Ich stelle mir gerade vor, wie es gewesen wäre, wenn das Bonifatius-Team die Donarseiche gefällt hätte.

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Charismenpool

 

Ein Oxymoron. - Trotzdem habe ich dein Problem noch nicht ganz verstanden. Es gibt doch charismatische Glaubensmittler, die viel größere Organisationen beeinflussen können, als eine - wenn auch große - Pfarrei. Da hört man aber wenig von "Teams". Ich stelle mir gerade vor, wie es gewesen wäre, wenn das Bonifatius-Team die Donarseiche gefällt hätte.

 

Schönes Beispiel. Da kommt so ein "charismatischer" Überflieger, haut mal schnell eine Donareiche um, und morgen ist er schon wieder weg. Und der Kollege vor Ort muss zusehen, was er draus macht. Was ein Bonifatius mit so einer Aktion groß an Glauben vermittelt, kann man sich ja vorstellen. Und wenn der Kollege vor Ort nicht jeden Tag eine ähnliche Show veranstaltet, ist er dann schuld, wenn die Leute den Glauben auf einmal langweilig finden. Oder das, was sie für Glauben halten.

 

Werner

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Wenn man als kirchlicher Hauptamtlicher viele Schulen, Ministrantengemeinschaften, Frauengemeinschaften, Pfarrgemeinderäte, Katechesekreise, Chöre, Ensembles und sonstigen Gemeinschaften zu tun hat, in vielerlei verschiedenen Sozialgefügen mit jeweils eigenem Gepräge und eigenen Themen zu tun hat, ist ein Zerfleddern unumgänglich. Und das ist mehr, als man mit Zentralisierung und Delegation auf die Reihe biegen könnte.

War das 'früher' wirklich anders? Wenn ich an meine Heimatpfarrei denke, ob da die Leute aus dem Chor so viel mit den Katecheten zu tun hatten...

Wenn man das alles wirklich noch in vielfacher Ausführung hat (hat bei euch echt jedes Dorf noch seinen eigenen Kirchenchor? Mit genug Sängern?) dann gibt es natürlich die Aufgabe, die Kreise in vernünftiger Weise zusammen zu führen. Ist es wirklich sinnvoll, wenn jedes Dorf seine eigene Weise der Firmvorbereitung weitertradiert, oder können die Katechetenkreise nicht doch besser zusammen arbeiten? Was ja nicht heißt, daß es bei Bedarf nicht in jedem Dorf eine oder mehrere Firmgrupen gibt - falls dies den inzwischen doch auch hochmobilen Schülern noch entspricht.

 

Delegation ist auch ein zerfleddern. Da bekommt man dann von dem delegierten Bereich nur noch summarisch was mit.

Wenn ich an meine Firmung zurückdenke: Unsere Tischmütter (ich hatte einen Tischvater :-) haben sich regelmäßig mit dem Pfarrer zusammen gesetzt. Was der von uns mitbekommen hat lief wohl im Wesentlichen über die Tischmütter. Und ob diese Fäden jetzt bei einem Priester oder einem Pasti zusammen laufen halte ich für unwichtig. Es sei denn, der Pfarrer möchte am Ende doch alle Fäden in der Hand behalten. Das läuft natürlich nicht, und hat auch früher nicht wirklich gut funktioniert. Heute mag das noch schwieriger sein.

 

Die Priester kennen ihre Ministranten oft nur dem Namen nach. Die Brautpaare von vielen Orten sieht man nur kurz - und dann sind sie wieder aus dem Blickpunkt verschwunden, ohne dass man sich weiter um sie kümmert und kümmern kann.

Ich weiß nicht, ob unser Pfarrer damals von uns Ministranten wirklich viel mehr als die Namen wusste (der Kaplan vielleicht schon, der war für uns zuständig).

Und was Brautpaare angeht: Daß man die häufiger sieht halte ich allgemein für eine große Ausnahme. Selbt bei denen, die zu den 'aktiven' Katholiken zählen. Wenn ich an das Brautpaar denke, daß mich gerade zu ihrer Hochzeit eingeladen hat: Beide arbeiten für 'Kirchens ' (u.a. als Religionslehrer), beide sind in der Kirche aktiv. Beide kennen 'ne ganze Menge Priester recht gut - eigentlich rechne ich damit, daß bei der Trauung mehr als ein Priester anwesend ist. Allerdings: Sie wohnt derzeit in der Dompfarrei, die wäre also zuständig. Sie werden aber nicht im Dom heiraten sondern haben sich eine andere Kirche gesucht (im Dom würde ich auch nicht heiraten wollen...). Und ob der Dompfarrer sie kennt?

 

bearbeitet von Moriz
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Muss der Pfarrer so detailliert Bescheid wissen? Mein Bischof kennt meinen Namen allenfalls von seltsamen Briefen - wenn überhaupt.

 

Ich bin sehr für unterschiedliche Konzepte in den einzelnen Dörfern (vielleicht überstrapaziere ich an der Stelle die Idee der KCG), schon allein, weil es in den einzelnen Gruppen die "Machenden" zwingt sich selbst zu outen und mit der anstehenden Thematik auseinanderzusetzen. Katecheten die nur ein Programm abspulen und nichts von sich selbst preisgeben dürften eher wenig erfolgreiche Saaten ausbringen.

 

Dafür sind geistliche Begleiter und Koordinatoren sicherlich sinnvoll - ob das aber nun gerade der Pfarrer sein muss?

bearbeitet von Flo77
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Lehrer sind gemein und haben keine Anerkennung für das Mobben von Schülern verdient. ...

Zum Glück hast du überhaupt keine Vorurteile.

 

Ich erzaehl Dir ein Geheimnis: Josephine ist von Beruf Lehrerin :)

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Reden wir allgemein von Gemeinden? Oder reden wir von der Lage der Seelsorger?

 

Die Motivation und die Zufriedenheit bei den Seelsorgern nimmt mit wachsender Zerfledderung ab.

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Reden wir allgemein von Gemeinden? Oder reden wir von der Lage der Seelsorger?

 

Die Motivation und die Zufriedenheit bei den Seelsorgern nimmt mit wachsender Zerfledderung ab.

Das verstehe ich. Ich wäre auch unzufrieden, wenn ich Mandanten im Zehnminutentakt abfertigen müßte. - In einer großen Pfarrei sollte sich der Pfarrer halt ein paar Themen suchen, die er selbst beackert. Alles andere verteilt er auf Mitarbeiter. Und die dürfen machen, damit ihr Charisma wirkt und sie auch mal ein Erfolgserlebnis haben können. Der Pfarrer hält sich dann raus, außer, daß er bei Bedarf rein seelsorglich mit den Mitarbeitern Kontakt hat. Gremien uä. nur sehr selten aufsuchen und mehr zum Zuhören. Sonst Einzelgespräche. Leute zum Essen einladen, auch eingeladen werden. ( Geistliche Führung beruht immer auf einem Meister-Schüler-Verhältnis, das war schon zu Christi Zeiten so; oder hat man den JüngerInnen-Betriebsrat aus machtkirchlichem Kalkül aus dem Evangelium gestrichen?)

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Laut der Studie (siehe die Seite seelsorgestudie.de) ist das Burn-Out-Risiko geringer als bspw. Ärzten und Lehrern. Es wird über fehlende Anerkennung gesprochen, dieses Problem kennen Lehrer auch (mit vielen anderen Berufsgruppen).

 

Was ich viel spannender fände als die Nabelschau "Seelsorge", wäre der größere Zusammenhang mit anderen Berufen. Was wird von wem als besser/schlechter empfunden? Haben bspw. Priester mehr beruflichen Freiraum als Lehrer, angestellte Akademiker oder andere vergleichbar Qualifizierte? Wie sieht es mit der Vergütung aus bei Pastoralreferenten verglichen mit - bspw. - anderen Geisteswissenschaftlern? Der Jobsicherheit (zumindest für die wichtig, die Familie haben)?

 

Ich bin (vielleicht weiß es der eine oder andere) selber Arzt und fand und finde es immer zum Erbrechen, wenn Kollegen - leider selbst erlebt - den Patienten berichten, wie schlecht es ihnen als Ärzte doch ginge.

 

Die Beteiligten der noch zum Großteil marktfernen Berufsfelder (Seelsorge - in der Kirche, Lehrer - in der Schule, auch viele ambulante Ärzte - durch das KV-System geschützt) haben oftmals keine blassen Schimmer, wie es "draußen" zugeht. Daher interessiert mich eben genau das: der Vergleich mit der richtigen Welt.

Lehrer sind gemein und haben keine Anerkennung für das Mobben von Schülern verdient.

Oder hat schon mal jemand einen Priester sagen gehört... nun ja, vielleicht wäre es ja empfehlenswert, dass sie sich den Protestanten/Freikirchen/sonstwas anschließen und mir den Spiegel mit ihren schlechten Kirchenleistungen/moralischen Fehltritten nicht mehr vorhalten :lol:

 

Zum Glück hast du überhaupt keine Vorurteile.

 

Aber echt ; )

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In dem Satz "Lehrer sind gemein und haben keine Anerkennung für das Mobben von Schülern verdient." erkenne ich so ein bisschen Satire auf eben diese Vorurteile.

Ja, du bist nicht nur nett, sondern auch schlau. Genau genommen bezieht es beide Perspektiven der Involvierten ein.

Aber ist ja hier nicht Thema...

bearbeitet von josephine
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... sondern wollte nur verdeutlichen, dass es um den Nachwuchs offensichtlich schlecht bestellt ist oder bist du da anderer Auffassung? Ich denke, dass das Zölibat da durchaus ein entscheidender Grund dafür ist. Heutzutage tut sich doch sowas kaum jemand mehr freiwillig an.

 

Undifferenziertem, als "Verdeutlichung" oder "Ansicht" bezeichnetem Allerweltsgerede wie "um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt" schließe ich mich, ohne näher hinzuschauen, nicht an. "Um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt" jammern inzwischen schon fast seit Jahrzehnten Handwerkskammern und Handwerker, neuerdings sind, oh Wunder, sogar jugendliche Asylbewerber als Lehrlinge gefragt und es würden, wie zu hören ist, wieder oh Wunder, sehr gute Erfahrungen mit ihnen gemacht. Ich halte diesen Ausspruch "um den Nachwuchs ist es schlecht bestellt" für so kurzschlüssig-undurchdacht wie die kürzlich so überaus tapfer und weitsichtig vorgetragene, an den Ergebnissen der hier im Thread vorgestellten Studie doch vorbeirudernden Forderung "Zölibat gehört abgeschafft", und ich halte auch nicht viel von allfälligem Heutzutage-Gezeter, dass sich das "kaum jemand mehr freiwillig antue". In unserem Bistum werden Anfang Juli sechs Neupriester geweiht: ich gehe nicht davon aus, dass die jemand mit vorgehaltener Pistole ins Priesterseminar gezwungen hat. Einer davon ist übrigens tatsächlich noch in Vietnam geboren: den haben sie vor 40 Jahren als Kleinkind aus dem Meer gefischt. Jetzt zählt er zu den sogenannten "Spätberufenen", der war hier schon Zivi, Auszubildender, Jungkolpingleiter usw. usw. Wenn ich mir diese sechs so ansehe (und ein paar afrikanische und indische, in unserer Gegend tätige Priester dazu), dann war es um den Nachwuchs in einem etwas anderen Sinne weniger gut bestellt, als die Weihejahrgänge zahlenmäßig noch größer waren - jedenfalls, wenn ich den Erzählungen ehemaliger Schüler und Gemeindemitglieder von Pfarrern Glauben schenke, die hier heute noch wahrnehmbaren geistigen Flurschaden angerichtet haben. Quantität ging nicht immer mit Qualität einher. - Auch afrikanische, indische oder papuanische Priester schrecken mich nicht. Die machen mich neugierig, die finde ich interessant - ihre Anwesenheit reisst mich nicht zu Schmerzensrufen hin, dass es um den Nachwuchs so schlecht bestellt sein müsse. Hier gibt es einige Priester von fernen Kontinenten, die binnen relativ kurzer Zeit so gut Deutsch gelernt haben, dass von "Sprachbarriere" nicht (mehr) die Rede sein kann. Die Leute mögen sie und unterstützen sie. Vielleicht täte ihnen, statt Seufzern, noch mehr, in oben genannter Studie angemahnte Unterstützung gut. Ob es immer mit Unterstützung alleine getan ist, ist eine andere Frage: ich weiss auch von einigen, die massive Probleme mit dem Einleben hatten und inzwischen wieder in ihre Heimatdiözesen zurückgekehrt sind. Das ist in meinen Augen die richtige Konsequenz und allemal besser als beim Anblick von ein paar Priestern von weit her gleich "um den Nachwuchs ist es aber schlecht bestellt" zu seufzen.

 

Das hört sich so an, als wolltest du bestehende Probleme auf Biegen und Brechen von der Hand weisen. Und wo ist die Lösung für diejenigen, die hier aufwachsen, aufgrund dessen oft anders geprägt wurden und daher selten das Zölibat in Kauf nehmen würden, aber durchaus Interesse am Priesterberuf hätten? Ich finde deine Ansicht dazu ein klein wenig ignorant, altbacken und überaus ungerecht. Zumal die Anforderungen im Studium hier wohl oft höher sein dürften als andernorts.

Und zumal das Zölibat nun wirklich nicht notwendig für diesen Beruf wäre noch ein männliches Geschlecht (also eine ziemlich willkürliche Festlegung ist), im Gegenteil, ohne das Zölibat wär das Ganze etwas entspannter und sehe ohne dieses überwiegend Vorteile

bearbeitet von josephine
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Wenn man als kirchlicher Hauptamtlicher viele Schulen, Ministrantengemeinschaften, Frauengemeinschaften, Pfarrgemeinderäte, Katechesekreise, Chöre, Ensembles und sonstigen Gemeinschaften zu tun hat, in vielerlei verschiedenen Sozialgefügen mit jeweils eigenem Gepräge und eigenen Themen zu tun hat, ist ein Zerfleddern unumgänglich. Und das ist mehr, als man mit Zentralisierung und Delegation auf die Reihe biegen könnte.

 

Delegation ist auch ein zerfleddern. Da bekommt man dann von dem delegierten Bereich nur noch summarisch was mit.

 

Die Priester kennen ihre Ministranten oft nur dem Namen nach. Die Brautpaare von vielen Orten sieht man nur kurz - und dann sind sie wieder aus dem Blickpunkt verschwunden, ohne dass man sich weiter um sie kümmert und kümmern kann.

 

Momentan mache ich mit meinem Gemeindereferenten und meinem Firmteam die Firmvorbereitung in gefühlten 100 Dörfern. Bestimmt wird in einigen Firmanden was wachsen. Aber das werde ich nicht mitbekommen und schon gar nicht weiter fördern können. Es ist ja nicht nur so, dass die Firmanden nach abgeschlossener Firmung nicht mehr zum Pfarrer in die Kirche kommen. Der Pfarrer kommt ja auch nicht zu ihnen. Wie denn auch?

Und dabei wäre es doch sehr motivierend, wenn man sieht: "Boah, bei dem hat sich was entwickelt!" oder "Oha, der steht jetzt vor einigen kniffligen Entscheidungen, bei denen man prima beraten könnte." oder "Er würde ja gerne, aber sein Umfeld ist ihm ein Klotz am Bein."

 

Kaum etwas kann man über längere Zeit mitverfolgen. Das geht schon mit der Wahrnehmung los. Und dann geht es mit der Kommunikation weiter: Man steht nicht mehr in Kontakt. Geschweige denn, dass man wirklich kontinuierlich was machen könnte.

 

Ein weiteres Zerfleddern ist nicht auf der Kontaktschiene, sondern auf der inhaltlichen. Es gibt gerade in katechetischen und liturgischen Teams keine wirkliche Einheit. Da hat jeder Teamer seine eigenen Vorstellungen. Das wird dann durch "Kompromisse" geregelt, mit denen zwar jeder leben kann. Aber dies ist weit, weit, weit entfernt von eine authentischen Botschaft, in der der Lebensatem eines Katecheten lebt. Eine Teameinheit, die so etwas ermöglichen würde, hätte einen gewaltigen Preis. Da wären unabsehbar viele Gesprächsstunden notwendig. Ersatzweise arbeitet man dann mit gemeinsam "erarbeiteten" Programmen. Wie bewegend! Gemeinsam erarbeitet! Mordsforz! Aber solche Kompromisse sind eben nie authentische Botschaft. Dann hat man einen Charismenpool, aber das einzelne Charisma kann nie richtig aufleben - man muss ja Rücksicht auf den Rest des Teams nehmen.

 

Ich kann Dir ein ganz aktuelles Beispiel aus der Praxis geben, wenn Du willst. Aber da müsste ich einiges schreiben - wenn's niemanden wirklich interessiert, mache ich mir nicht die Mühe, es zu posten.

Danke für den Einblick.

Also so eine Art Zerrissenheit. Die fehlende Möglichkeit - aufgrund äußerer Umstände - allen halbwegs gerecht werden zu können, (intensiv) genug Kontakte/Beziehungen zu pflegen und inhaltlich die erwünschte Tiefe und Erfahrung zu vermitteln?

bearbeitet von josephine
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Das hört sich so an, als wolltest du bestehende Probleme auf Biegen und Brechen von der Hand weisen... Und wo ist die Lösung für diejenigen, die hier aufwachsen, aufgrund dessen oft anders geprägt wurden und daher selten das Zölibat in Kauf nehmen würden, aber durchaus Interesse am Priesterberuf hätten? Ich finde deine Ansicht dazu ein klein wenig ignorant, altbacken und überaus ungerecht. Zumal die Anforderungen im Studium hier wohl oft höher sein dürften als andernorts. Und zumal das Zölibat nun wirklich nicht notwendig für diesen Beruf wäre noch ein männliches Geschlecht (also eine ziemlich willkürliche Festlegung ist), im Gegenteil, ohne das Zölibat wär das Ganze etwas entspannter und sehe ohne dieses überwiegend Vorteile

 

:lol:

 

Soso, "auf Biegen und Brechen" , soso ... und als ignorant, altbacken und überaus ungerecht, wie Du mich etikettierst, bin ich leider auch nicht so zölibatsfixiert, dass ich "von der Hand weisen" könnte, worüber Du auch jetzt wieder großzügig hinwegsiehst: dass in der verlinkten Studie, mit der dieser Thread eröffnet wurde, erstens ein nicht unerheblicher Teil der Befragten gar nicht zum Zölibat verpflichtet ist, und dass zweitens der zölibatär lebende Rest nur zu einem Drittel den Zölibat so problematisiert, dass er wegen des Zölibats heute eine andere Berufsentscheidung treffen würde. Dass Du von mir "Lösungen" einforderst, ist so löblich wie lächerlich, wenn Dir selber nicht viel mehr als "Zölibat abschaffen" einfällt, damit sich der Priesternachwuchs wieder aus hier Geborenen und hier Geprägten speist und Du Dich nicht mehr an nur unzureichend Deutsch sprechenden vietnamesischen und mexikanischen Priestern stören musst. Ich bin nicht so fremdenscheu, dass Du mit mir darüber diskutieren könntest. Du wirst mich auch nicht davon überzeugen können, dass der Zölibat - nur weil Du Dich halbgebacken darauf kaprizierst - die Wurzel aller Probleme und allen Übels, und "Zölibat abschaffen" die Lösung aller in der obigen Studie aufgegriffenen Probleme sei.

 

Dein Geschluchze wegen derjenigen, die vielleicht Priester werden "würden", wenn es den Zölibat nicht gäbe, lässt mich kalt. Mit "vielleicht würden" kann ich nichts anfangen, es gibt noch zig andere Gründe, einen anderen Berufsweg zu wählen. Dein Plädoyer fpr die in der RKK nicht zum Priestertum zugelassenen Frauen geht mir auch irgendwo vorbei, mit der oben verlinkten Studie hat das jedenfalls nicht zu tun. Altbacken wie ich nun einmal bin, habe ich Dir nicht nur voraus, schon auf hier aufgewachsene und geprägte, perfekt schwäbisch sprechende vietnamesische und brasilianische katholische Priester getroffen zu sein, die den von Dir vermuteten "höheren Anforderungen" des Theologiestudiums an deutschen Fakultäten gerecht geworden sind, ich war sogar jahrelang Nachbar der ersten (und jahrelang einzigen) als Gemeindepfarrerin ordinierten Frau in der evangelischen Landeskirche Württemberg. Die Frau war Klasse, hat sich mit ihrer theologischen Kompetenz hohen Respekt der katholischen Kollegen am Ort gesichert - und lebte zölibatär. Einer meiner Kollegen hat, gleichfalls vor altbackenen Jahrzehnten, von einem mehrjährigen Einsatz als Entwicklungshelfer in Afrika eine afrikanische Pfarrerin nebst zwei gemeinsamen Kindern nach Deutschland zurückgebracht: sie war die zweite ordinierte evangelische Pfarrerin, die ich zu sehen bekam, von den damals in der ökumenisch organisierten Hochschulgemeinde auch schon leidenschaftlich geführten Zölibatsdiskussionen war sie nach kurzer Zeit gelangweilt. Ihr Vorbild für den Entschluss, protestantische Pfarrerin zu werden, waren übrigens ausgerechnet die zölibatär lebenden katholischen Nonnen, deren Missionsschule sie einst besuchte, und sie hat es damals noch recht schwer gehabt, sich in ihrer protestantischen Kirche durchzuboxen. In Deutschland konnte sie als evangelische Pfarrerin damals auch nur in der Hochschulseelsorge arbeiten. Ein Versuch, sie in der Gemeindeseelsorge einzusetzen förderte aber leider zutage, wie groß doch das rassistisch/sexistische Potential in durchschnittlich gebackenen evangelischen Kirchengemeinden noch war und durch die Konstellation schwarze Pfarrerin/weisser Ehemann wachgekitzelt wurde (auch wenn sich da inzwischen über die Jahrzehnte einiges zum Positiven hin geändert haben mag). Sie hat damals nach wenigen Jahren ihre Kinder und ihren deutschen Ehemann eingepackt und ist mit ihm in ihre afrikanische Heimat zurückgezogen, wurde dort Parlamentsabgeordnete und Präsidentin des Kirchenrats ihres Heimatlandes, ist vor 3 Wochen hier in Deutschland an ihrer Krebserkrankung gestorben und vor gerade mal einer Woche in ihrer Heimat beerdigt worden.

 

Und obwohl oder vielleicht gerade weil ich altbacken bin, kriege ich mit, dass evangelische Pfarrer zwar nicht zölibatär leben müssen aber dennoch nicht problemfrei leben. Die haben dann halt teils Probleme, die ein zölibatärer Pfarrer gar nicht erst kriegt. Ich kriege auch noch mit, dass sich auch verheiratete evangelische Pfarrer Auszeiten wegen Burnout nehmen, und ich kenne welche, die lauthals auch ein "Anerkennensdefizit" beklagen - am Zölibat kann's bei denen nicht liegen. Mir fehlt jetzt halt noch eine Vergleichsstudie, die evangelische Seelsorger zu ihren Problemen befragt und Deine weitschauende Sicht vom entspannten Pfarrersein bestätigt... Bis dahin wirst Du Dich mit meinen ignoranten, altbackenen und "überaus ungerechten" Beiträgen begnügen müssen. Ich bin jedenfalls nicht bereit, mit Dir hier über den in diesem Forum schon dutzendfach durchgekäuten Zölibat zu diskutieren, nur weil Du offensichtlich für sonst nichts Augen und Ohren hast. Damit bist Du bei mir an der falschen Adresse, dafür suche Dir bitte jemand anderen, dem das vor Langeweile nicht schon zum Halse heraushängt.

bearbeitet von Julius
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Also, ehrlich gesagt sehe ich bislang keine großen Unterschied zwischen der Arbeitsbelastung der Pfarrer und der höherer Führungskräfte in Wirtschaftsunternehmen. Außer daß die keine Jobgarantie auf Lebenszeit haben, nicht mietfrei wohnen können und öfters mal eine Familie ernähren müssen, die ggf. Umzüge mitmacht.

Das Gehalt ist zwar höher bei den Führungskräften, aber dafür haben die Pfarrer faktisch auch wenig Chefkontakt (damit meine ich den irdischen Chef) und arbeiten sehr autark.

 

Da ich nicht glaube, daß jemand Führungskraft werden will, um gleichzeitig fünf große Projekte zu managen, sondern weil er Einfluß haben will - und das ganze vergütet sehen will - nimmt er den Stress eben erst einmal in Kauf.

Wenn er nur ein Projekt nach und nach machen will, dann ist es vielleicht einfach nicht der richtige Job.

 

Wenn jemand Priester werden will, aber eben kein Chef von vielen Mitarbeitern sein will, keine Gremienarbeit will, nicht die unterschiedlichsten Interessen und Vorlieben koordinieren will - dann sollte er nicht Weltpriester werden. Es gibt ja Alternativen.

bearbeitet von rorro
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Das hört sich so an, als wolltest du bestehende Probleme auf Biegen und Brechen von der Hand weisen... Und wo ist die Lösung für diejenigen, die hier aufwachsen, aufgrund dessen oft anders geprägt wurden und daher selten das Zölibat in Kauf nehmen würden, aber durchaus Interesse am Priesterberuf hätten? Ich finde deine Ansicht dazu ein klein wenig ignorant, altbacken und überaus ungerecht. Zumal die Anforderungen im Studium hier wohl oft höher sein dürften als andernorts. Und zumal das Zölibat nun wirklich nicht notwendig für diesen Beruf wäre noch ein männliches Geschlecht (also eine ziemlich willkürliche Festlegung ist), im Gegenteil, ohne das Zölibat wär das Ganze etwas entspannter und sehe ohne dieses überwiegend Vorteile

 

:lol:

 

Soso, (...)

Wenn schon nicht dich und dein Gefolge die Situation der Kirche interessiert, warum sollte es dann mich?

Ich streit mich ja um keinen Priesterposten...

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Mein bester Freund, Priester, versteht nie, warum sich andere den Kopf über den Zölibat zerbrechen.

Ich habe mit vielen Seelsorgern gesprochen, die an der Studie teilgenommen haben. Was sich für mich als echtes Problem darstellt, ist eher der Punkt, daß viele Hauptamtliche einfach nicht arbeiten, wie sie sollten...

Da hat man nen Diakon, kaum Termine, keinerlei Verpflichtungen im Seelsorgeverband, einen Gemeindereferenten, der "entschuldigt" ist bei allen Verbindlichkeiten, weil er ein Kind mit einer Behinderung hat, den leitenden Pfr., der wiederholt wegen psychischer Probleme in einer Klinik ist und einfach keinerlei Leitungskompetenzen hat, den Pfarrvikar, der, da aus Indien, erstmal ne Auszeit braucht um sich selbst zu finden...

Die meisten Priester die ich kenne, sind sehr zufrieden, aber die Umstände, die Rahmenbedingungen also, erschweren die Arbeit unsäglich...

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OneAndOnlySon

Das Problem ist da wohl die Kombination aus Seelsorge, Liturgie und Leitungsamt des Pfarrers. Jeder Priesteramtskandidat bringt eine bestimmte Motivation mit. Der eine geht voll in der Liturgie auf, der andere ist der geborene Manager und der dritte eben Vollblutseelsorger. Meiner Erfahrung nach treffen alle drei Kompetenzen nur recht selten auf einander. Die theologische Konzeption des Amtes verlangt jedoch vom Priester in der Pfarrseelsorge, alle drei Kompetenzen in hohem Maße mitzubringen. Besonders, wenn die Leitungskompetenz fehlt, wird es umso schwieriger, die individuellen Talente und Begrenztheiten der anderen Mitarbeiter zu berücksichtigen. Der Pfarrer kann Leitungsaufgaben auch nicht nach Belieben delegieren. Und selbst wenn er könnte, fehlt es einem leitungsschwachen Pfarrer in der Regel an der Fähigkeit, Delegationsmöglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Eine ständige Begleitung durch das Ordinariat der Diözese oder eine entsprechende Stelle beim Dekanat könnte hier hilfreich sein. Wahrscheinlich wäre auch schon viel gewonnen, wenn nicht zwingend der Priester einer Pfarrei/Seelsorgeeinheit/eines Pfarrverbandes die Leitungs inne haben müsste.

 

Da bekommen wir aber Probleme mit dem theologischen Bild des Priesters, dass eben Seelsorge, Liturgie und Leitung als Einheit betrachtet. Wenn ich mir vorstelle, ein zukünftiges Konzil oder eine Synode wolle sich dem Thema Priesteramt annehmen, sehe ich eher schwarz. Da würden dann sämtliche möglichen Bilder des sakramentalen Priesteramtes aufgeführt und vertieft. Im Ergebnis muss ein Priester der Zukunft dann noch mehr als jetzt die eierlegende Wollmilchsau verkörpern als jetzt schon. Ein Ausweg könnte der (soweit ich es richtig verstehe) das Priesteramtsverständnis der Ostkirche sein. Dort gibt es rein liturgische Priester im Ehestand, die eben keine Leitungsaufgaben wahrnehmen. Für so manchen "liturgischen Kleiderständer" könnte das eine echte Alternative sein. Ob sie nun zölibatär leben oder auch nicht sei mal dahin gestellt.

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Ein Ausweg könnte der (soweit ich es richtig verstehe) das Priesteramtsverständnis der Ostkirche sein. Dort gibt es rein liturgische Priester im Ehestand, die eben keine Leitungsaufgaben wahrnehmen. Für so manchen "liturgischen Kleiderständer" könnte das eine echte Alternative sein. Ob sie nun zölibatär leben oder auch nicht sei mal dahin gestellt.

Zum 'liturgischen Kleiderständer' würde ja die Diakonweihe genügen. Was den Interessenten aber wohl kaum 'genug' wäre (nebst der Tatsache, daß die Aufgaben eines Diakons andere sind, das Liturgische ist dabei nur ein Nebenaspekt).

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