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Erste "Pfarre Neu" in Wien - der Reformprozess kommt in Fahrt


Udalricus

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Mit 1. Juni 2015 wird in Wien die erst "Pfarre Neu" gegründet:

 

http://www.erzdioezese-wien.at/site/home/nachrichten/article/43197.html

 

Weitere Beispiele folgen demnächst.

 

Wann der Prozess auch aufs Land übergreift, bleibt spannend ....

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Mit 1. Juni 2015 wird in Wien die erst "Pfarre Neu" gegründet:

 

http://www.erzdioezese-wien.at/site/home/nachrichten/article/43197.html

 

Weitere Beispiele folgen demnächst.

 

Wann der Prozess auch aufs Land übergreift, bleibt spannend ....

mein schwerpunkt daraus: "...Ansatzhaft sieht er "bereits die Dynamik aufkeimen, welche in einer charismenorientierter Pastoral liegt"."

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Mit 1. Juni 2015 wird in Wien die erst "Pfarre Neu" gegründet:

Danke für den Hinweis.

 

Ein paar Gedanken:

 

Zunächst bin ich von der Bennenungskreativität der Kirche immer wieder fasziniert. "Pfarre neu" kannte ich noch nicht. Es reiht sich nahtlos an andere Ungetüme wie "Gemeinschaft der Gemeinden", "Pastorale Räume", "Großpfarrei" oder "XXL-Pfarrei" ein. Ich hoffe, der Name trägt nicht zu einem "weiter so wie bisher" nur in anderer Struktur bei. Aber es sind ja "neue" Ansätze im Artikel genannt. Wie weit sie Schlagwörter oder Modebegriffe bleiben wird die Zeit zeigen (charismenorientierte Pastoral, neue Spiritualitäten, missionarische Kirche, ...) Denn es sind halt auch deutliche Beharrungstendenzen zu lesen:

"Der zusätzliche Arbeitsaufwand neben dem normalen Ablauf des Kirchenjahres ist sehr intensiv und geht manchmal an unsere Grenzen", sagt Haager: "Unser Gemeindegebiet hat sich ja sowohl um das ehemalige Karmel-Gebiet vergrößert und außerdem wurden die Pfarrgrenzen z. B. am Wienerberg ausgeweitet. Dort bedarf es einer intensiven, seelsorgerischen Missionsarbeit zusätzlich zum normalen Arbeitsprogramm."

Ob es gelingt, etwas Neues schaffen und das Alte zu halten bezweifle ich. Aber vielleicht sehe ich dass durch die Diaspora-Brille zu kritisch und die Personaldecke in Wien ist noch gut gefüllt.

 

Insgesamt finde ich es allerdings gut, dass sich das EB Wien jetzt schon auf den Weg macht, sich zukunftsfähig aufzustellen. Gibt es dazu eigentlich einen konkreten Anlass? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass der Leidensdruck gerade in so kern-katholischen Gebieten doch noch gar nicht so groß ist. Oder täusche ich mich?

bearbeitet von mbo
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Insgesamt finde ich es allerdings gut, dass sich das EB Wien jetzt schon auf den Weg macht, sich zukunftsfähig aufzustellen. Gibt es dazu eigentlich einen konkreten Anlass? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass der Leidensdruck gerade in so kern-katholischen Gebieten doch noch gar nicht so groß ist. Oder täusche ich mich?

Ich denke, dass das Motiv des Kardinals - und auf ihn geht die Initiative ja maßgeblich zurück - lautet: "Nicht warten, bis es zu spät ist, sondern agieren, solange wir die Kraft dazu haben!"

 

"Pfarre Neu" soll keine Notlösung sein, sondern ein prophetisches Zeichen.

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Der Artikel sieht wie eine der üblichen Mutmach-Werbungen aus.

Das alles ist ja in Österreich - bei uns wäre das nicht neu. Wir sind schon bei ganz anderen Größenordnungen angekommen.

 

Ein Problem bekomme ich momentan hautnah via Personalreferent mit:

Da hat man 300 dieser neuen Pfarreiengemeinschaften. Man hat sogar 400 Priester. Aber von denen können nur 200 ein solches Gebilde leiten.

Die einen sind zu alt oder zu krank. Und die anderen sind womöglich prima Pfarrer in einer kleinen Umgebung gewesen - sind aber für solche Gebilde schlichtweg nicht geeignet. Und dann gibt es natürlich noch einen gewissen Prozentsatz an Priester, bei denen man noch nie wusste, wo man sie möglichst ruhig einsetzen kann, ohne dass sie alles kaputt machen.

 

Man hat nur 200 Priester, die so ein Gebilde leiten können, aber 300 dieser Gebilde. Also setzt man 100 ungeeignete Gebildeleiter ein. Was bleibt denn sonst? Und der Personalreferent darf sich dann anhören: "Wie konnten Sie nur so jemanden auf uns loslassen!" Voller Vorwurf. Und er kann nur antworten: "Mach mal eine Faust, wenn Du keine Hand hast!"

 

Diese Gebilde sind, so sie gut geleitet sind, gar nicht mal schlecht. Aber beim derzeitigen Priesterschwund wird es immer mehr solcher Gebilde geben, die schlecht geleitet werden. Und so mancher brave Pfarrer wird sich mit üblen Vorwürfen konfrontiert sehen, weil er es partout nicht schafft, riesige Gebilde zu leiten. Wer das schon mal miterlebt hat, der weiß, wie weh solche Vorwürfe tun. Ich habe einige Kollegen (gute Leute bis dato), die gehen daran zugrunde. Ob dieser Anblick noch irgendjemanden dazu bewegen wird, selbst einen Weg zum Priestertum in Erwägung zu ziehen? Ich befürchte, dass der Zuwachs noch geringer wird, als er jetzt schon ist.

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Mit 1. Juni 2015 wird in Wien die erst "Pfarre Neu" gegründet:

Danke für den Hinweis.

 

Ein paar Gedanken:

 

Zunächst bin ich von der Bennenungskreativität der Kirche immer wieder fasziniert. "Pfarre neu" kannte ich noch nicht. Es reiht sich nahtlos an andere Ungetüme wie "Gemeinschaft der Gemeinden", "Pastorale Räume", "Großpfarrei" oder "XXL-Pfarrei" ein. Ich hoffe, der Name trägt nicht zu einem "weiter so wie bisher" nur in anderer Struktur bei. Aber es sind ja "neue" Ansätze im Artikel genannt. Wie weit sie Schlagwörter oder Modebegriffe bleiben wird die Zeit zeigen (charismenorientierte Pastoral, neue Spiritualitäten, missionarische Kirche, ...) Denn es sind halt auch deutliche Beharrungstendenzen zu lesen:

"Der zusätzliche Arbeitsaufwand neben dem normalen Ablauf des Kirchenjahres ist sehr intensiv und geht manchmal an unsere Grenzen", sagt Haager: "Unser Gemeindegebiet hat sich ja sowohl um das ehemalige Karmel-Gebiet vergrößert und außerdem wurden die Pfarrgrenzen z. B. am Wienerberg ausgeweitet. Dort bedarf es einer intensiven, seelsorgerischen Missionsarbeit zusätzlich zum normalen Arbeitsprogramm."

Ob es gelingt, etwas Neues schaffen und das Alte zu halten bezweifle ich. Aber vielleicht sehe ich dass durch die Diaspora-Brille zu kritisch und die Personaldecke in Wien ist noch gut gefüllt.

 

Insgesamt finde ich es allerdings gut, dass sich das EB Wien jetzt schon auf den Weg macht, sich zukunftsfähig aufzustellen. Gibt es dazu eigentlich einen konkreten Anlass? Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass der Leidensdruck gerade in so kern-katholischen Gebieten doch noch gar nicht so groß ist. Oder täusche ich mich?

 

Eine Ursache: In der Stadt Wien fand seit den 70er Jahren eine Halbierung des Anteils der katholischen Gläubigen statt

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Aber beim derzeitigen Priesterschwund wird es immer mehr solcher Gebilde geben, die schlecht geleitet werden.
vielleicht geht es ohne leitung, oder mit weniger. ich bedarf ja auch keiner und fühle mich recht wohl.
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"Pfarre Neu" soll keine Notlösung sein, sondern ein prophetisches Zeichen.

Ein prophetisches Zeichen, was allerdings eine alte Strukturbeschreibung in den Mittelpunkt rückt. M.E. wird die Pfarre als Beschreibung der Kirche vor Ort immer unwichtiger. Die Bezeichnung wird bleiben und es wird auch immer einen Pfarrer geben. Aber für das tägliche Leben am Kirchort wird sie keine rolle mehr spielen. Daher hält diese Bezeichnung eine alte Denkweise aufrecht, die vmtl. überwunden werden soll, nämlich das priesterzentrierte Kirchturmdenken.

 

Ich halte den Titel eher ein Symptom dafür, dass der Wandel in den Köpfen noch ein wenig braucht (verständlicherweise...)

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Da hat man 300 dieser neuen Pfarreiengemeinschaften. Man hat sogar 400 Priester. Aber von denen können nur 200 ein solches Gebilde leiten.

Und mit der Quote habt ihr echt noch Glück...

 

Diese Gebilde sind, so sie gut geleitet sind, gar nicht mal schlecht. Aber beim derzeitigen Priesterschwund wird es immer mehr solcher Gebilde geben, die schlecht geleitet werden. Und so mancher brave Pfarrer wird sich mit üblen Vorwürfen konfrontiert sehen, weil er es partout nicht schafft, riesige Gebilde zu leiten. Wer das schon mal miterlebt hat, der weiß, wie weh solche Vorwürfe tun. Ich habe einige Kollegen (gute Leute bis dato), die gehen daran zugrunde.

Ich glaube das Problem ist vielschichtig. Am schwerwiegendsten ist vmtl. das Bild in Köpfen, was versucht wird in der Realität aufrechtzuerhalten. So verlagert man das Problem nur auf die nächste Strukturebene. Früher war die Pfarre identisch mit der Kirche im Dorf. Heute sieht sie ganz anders aus, soll aber das gleiche leisten, was sie früher im Dorf getan hat. Das wird nicht funktionieren.

 

Und ich würde mal die These wagen, dass es weniger die Priester sind, die das alte Bild aufrecht erhalten, sondern viel mehr die Gläubigen, die dieses Bild einfordern. (Wie auch nicht, schließlich sind wir de letzten Jahrzehnte so erzogen worden. Immer schön den Pfarrer frage...)

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Da hat man 300 dieser neuen Pfarreiengemeinschaften. Man hat sogar 400 Priester. Aber von denen können nur 200 ein solches Gebilde leiten.

Die einen sind zu alt oder zu krank. Und die anderen sind womöglich prima Pfarrer in einer kleinen Umgebung gewesen - sind aber für solche Gebilde schlichtweg nicht geeignet. Und dann gibt es natürlich noch einen gewissen Prozentsatz an Priester, bei denen man noch nie wusste, wo man sie möglichst ruhig einsetzen kann, ohne dass sie alles kaputt machen.

 

Man hat nur 200 Priester, die so ein Gebilde leiten können, aber 300 dieser Gebilde. Also setzt man 100 ungeeignete Gebildeleiter ein. Was bleibt denn sonst? Und der Personalreferent darf sich dann anhören: "Wie konnten Sie nur so jemanden auf uns loslassen!" Voller Vorwurf. Und er kann nur antworten: "Mach mal eine Faust, wenn Du keine Hand hast!"

Du bist halt ein unverbesserlicher Pessimist, der immer nur das halbleere Glas anstatt des halbvollen sieht.

Man kann das ja auch ganz anders sehen:

 

Sagen wir, eine Diözese (wie etwa Wien) hat 660 Pfarren. Sie hat aber nicht die vielen dafür nötigen Priester, die diese als Pfarrer leiten könnten, sondern nur etwa 250 davon. weitere 500 sind nicht Pfarr-leitungsfähig.

Daher reduziert man die Zahl der Pfarren auf die Zahl der leitungsfähigen Pfarrer, und alle anderen Priester können dann ihren Dienst verrichten, ohne durch Leitungsaufgaben überfordert zu sein.

 

Vielleicht eine etwas blauäugige Übertreibung, aber realistischer als der Mecky´sche Pessimismus.

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Mit anderen Worten eine Priorei mit mehreren zielgruppenorientierten Untergemeinden.

 

Es ist ja nun nicht so, daß diese Idee nicht schon ein paar Leute gehabt hätten - nicht nur hier im Forum...

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Da hat man 300 dieser neuen Pfarreiengemeinschaften. Man hat sogar 400 Priester. Aber von denen können nur 200 ein solches Gebilde leiten.

Die einen sind zu alt oder zu krank. Und die anderen sind womöglich prima Pfarrer in einer kleinen Umgebung gewesen - sind aber für solche Gebilde schlichtweg nicht geeignet. Und dann gibt es natürlich noch einen gewissen Prozentsatz an Priester, bei denen man noch nie wusste, wo man sie möglichst ruhig einsetzen kann, ohne dass sie alles kaputt machen.

 

Man hat nur 200 Priester, die so ein Gebilde leiten können, aber 300 dieser Gebilde. Also setzt man 100 ungeeignete Gebildeleiter ein. Was bleibt denn sonst? Und der Personalreferent darf sich dann anhören: "Wie konnten Sie nur so jemanden auf uns loslassen!" Voller Vorwurf. Und er kann nur antworten: "Mach mal eine Faust, wenn Du keine Hand hast!"

Du bist halt ein unverbesserlicher Pessimist, der immer nur das halbleere Glas anstatt des halbvollen sieht.

Man kann das ja auch ganz anders sehen:

 

Sagen wir, eine Diözese (wie etwa Wien) hat 660 Pfarren. Sie hat aber nicht die vielen dafür nötigen Priester, die diese als Pfarrer leiten könnten, sondern nur etwa 250 davon. weitere 500 sind nicht Pfarr-leitungsfähig.

Daher reduziert man die Zahl der Pfarren auf die Zahl der leitungsfähigen Pfarrer, und alle anderen Priester können dann ihren Dienst verrichten, ohne durch Leitungsaufgaben überfordert zu sein.

 

Vielleicht eine etwas blauäugige Übertreibung, aber realistischer als der Mecky´sche Pessimismus.

 

die struktur der kirche nach der anzahl der leitungsmäßigen pfarrer bilden, wie geistig ist dieses denken und reden.

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M.E. wird die Pfarre als Beschreibung der Kirche vor Ort immer unwichtiger. Die Bezeichnung wird bleiben und es wird auch immer einen Pfarrer geben. Aber für das tägliche Leben am Kirchort wird sie keine rolle mehr spielen.

Genau das ist der Kern der nun begonnenen Reform.

Das eigentliche Leben spielt sich in den Gemeinden ab, die die Pfarre bilden.

Der Pfarrer koordiniert dieses Leben und verweist auf den weiteren Horizont.

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Genau das ist der Kern der nun begonnenen Reform.

Das eigentliche Leben spielt sich in den Gemeinden ab, die die Pfarre bilden.

Der Pfarrer koordiniert dieses Leben und verweist auf den weiteren Horizont.

Ob der Pfarrer dort wirklich noch etwas "koordiniert" wage ich mal in Frage zu stellen. Ich hoffe er "ermöglicht" ganz viel. :)

 

Ich habe mir mal den "Entwurf für einen Folder" aus dem o.g. Link durchgelesen. Es liest sich wirklich vielversprechend. Ich kann nicht so ganz beurteilen, wie viel davon Worthülse ist und wie viel wirklich umgesetzt wird. Aber die Grundmelodie dieses Konzepts finde ich zukunftsweisend.

 

Besonders gut und viel versprechend finde ich das Bekenntnis zur Ehrenamtlichen Gemeindeleitung:

Die Filialgemeinden werden in Gemeinschaft von Getauften und Gefirmten ehrenamtlich geleitet.

Spannend finde ich die Frage ob und wie es gelingt, den Prozess zu einem Geistlichen Prozess zu machen. Er sollte es zumindest lauft Folder sein ("Erneuerung als primär geistlicher Prozess")

 

Nur: Was wird dort unter einem geistlichen Prozess verstanden und wie erkenne ich, dass es einer ist? Und stutzig macht mich, dass man diesen Prozess scheinbar mit einem fixen Strukturergebnis versehen hat, nämlich der "Pfarre neu". Was ist denn, wenn der geistliche Prozess zu einem Ergebnis kommt, das eine ganz andere Struktur erfordert?

bearbeitet von mbo
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Spannend finde ich die Frage ob und wie es gelingt, den Prozess zu einem Geistlichen Prozess zu machen. Er sollte es zumindest lauft Folder sein ("Erneuerung als primär geistlicher Prozess")

 

Nur: Was wird dort unter einem geistlichen Prozess verstanden und wie erkenne ich, dass es einer ist? Und stutzig macht mich, dass man diesen Prozess scheinbar mit einem fixen Strukturergebnis versehen hat, nämlich der "Pfarre neu". Was ist denn, wenn der geistliche Prozess zu einem Ergebnis kommt, das eine ganz andere Struktur erfordert?

Das würde mich auch interessieren.

 

Zusätzlich frage ich mich noch, wie sich dieser geistliche Prozess (so er denn einmal klar benannt wird) aus der Vergrößerung der Aufgabengebiete herleiten soll.

 

Bei uns war zu Beginn der Zusammenlegungsphasen viel die Rede von "über den Tellerrand schauen" und "Synergien nutzen". Ist ja alles ganz toll. Aber wenn in diesen Schlagworten ein geistlicher Prozess verborgen sein sollte, dann ist er wohl gescheitert. Statt dessen ist die Seelsorge anonymer, zentralisierter und priesterloser geworden. Ich habe sogar das Gefühl, dass der Prozess der Entchristianisierung vorangeschritten ist und der Spalt zwischen kirchlichem Handeln und geistlichem Erleben noch tiefer geworden ist. Ganz schön viel Organisationsaufwand, der von immer weniger Personal bewältigt werden soll. Da muss man doch erst mal die Zeit und die Kraft und (nicht zu vernachlässigen!) die Muße finden für einen geistlichen Prozess.

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Was mir - beim kursorischen Überlesen - an dem System gefällt: Leitungsfunktionen können nun auch von Laien übernommen werden. Das ist gut. Denn die übliche Konstruktion, dass der Pfarrer, der ja eine theologische Ausbildung hat / haben muss, auch gleichzeitig organisatorischer Chef der Gemeinde ist, stößt bei größeren Pfarreien an ihre Grenzen. Da vertrete ich einen harten Dualismus - aus eigener Erfahrung: Entweder ein Priester ist ein guter Seelsorger, oder er ist ein guter Verwalter.

 

Im ersten Fall ist er ein schlechter Verwalter - das sei ihm verziehen - im zweiten Fall ist er ein schlechter Seelsorger und es wäre besser gewesen, wenn er einen Verwaltungsberuf ergriffen hätte mit der entsprechenden Ausbildung, dann wäre er nämlich immer noch ein schlechter Seelsorger, dafür aber ein viel besserer Verwalter.

 

Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, die pastoralen Angelegenheiten von den Verwaltungstätigkeiten komplett zu trennen - allerdings mit einer präzisen Tätigkeitsbeschreibung, die die Aufgaben genau zuweist. Das geht. Garantiert. Wenn man will.

 

Nebenbei: Ich gehe noch einen Schritt weiter: Aus meiner Sicht wären die Aufgaben sehr vieler Domkapitulare, soweit es sich um administrative Aufgaben handelt, durch einen Laien mit entsprechend passender Ausbildung und Befähigung besser erledigt. Nur: Hier müssen halt auch die Kleriker wollen: Der Gedanke, dass der Personalchef kein Domkapitular mehr ist, sondern ein Laie, ist derzeit vielleicht doch noch zu fern (zumindest in manchen Diözesen).

 

Die Kirche der Zukunft wird maßgeblich von den Laien geprägt werden, deren Wünsche und Bedürfnisse (natürlich im theologischen Rahmen der Kirche, allerdings ist der in der katholischen Welt auch recht weit) und deren Art der Mitarbeit wird das Gesicht der Kirche prägen. Dann sollen sie auch die Verantwortung übernehmen - Leitungspositionen kann man ja auch hauptberuflich besetzen, man spart sich das ja dann bei den Priestern ein, außerdem würde man einige Stellen auch in der QE2 bzw. QE3 ("mittlerer" bzw. "gehobener Dienst") besetzen können, das spart nochmals.

 

Die zukünftige Bereitschaft zum qualifizierten Ehrenamt (das also über das Kaffeekochen, Putzen, Aufräumen u.ä. hinausgeht) ist schwer abzuschätzen. Mir fällt jedoch immer wieder auf, dass selbst sehr geringe Aufwandsentschädigungen, die den Ehrenamtlern (inzwischen auch weitgehend steuerfrei) ausgezahlt werden, die Bereitschaft zum Ehrenamt sehr deutlich erhöht. Das könnte für zeitintensive oder Qualifikationen voraussetzende Ehrenämter durchaus mehr angedacht werden.

 

Böse Leute würden sagen, dass mit solchen Strukturen der Weg zum Reisepriester, der nur noch überall herumsakramentiert, aber ansonsten nicht auftaucht, geebnet wird. Nur - was will man machen, wenn man nicht genügend Priester findet, um die Fläche abzudecken? Es ist ja nicht so, dass die Landstriche kleiner werden, nur weil die Kirchenmitglieder weniger werden... Hier gibt es definitiv keine Lösungsmöglichkeit - Abschaffung des Zölibates und der Einsatz von ehrenamtlichen Priestern mit Zivilberuf (gibt es in meiner Kirche) erlebe ich ziemlich sicher nicht mehr mit (auch wenn ich davon ausgehe, dass das irgendwann mal kommt).

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Was mir - beim kursorischen Überlesen - an dem System gefällt: Leitungsfunktionen können nun auch von Laien übernommen werden. Das ist gut.
Und nicht neu.
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Im Prinzip versucht Schönborn doch damit den CIC auszuhebeln.

 

Die canonisch vorgeschriebene Pfarrei wird samt residierendem Pfarrer muss bestehen bleiben (und diese Pfarrei bleibt auch unter der Leitung eines Klerikers) und wenn sie die Fläche und/oder Einwohnerzahl eines durchschnittlichen Landkreises umfasst...

 

Interessant wird sein, welches Prinzip sich für die Gemeindenbildung durchsetzen wird: das territorial organisierte KCG-Prinzip (wie es Woelki vorschwebt) oder die individuell wählbare spirituelle Gemeinschaft.

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Was mir - beim kursorischen Überlesen - an dem System gefällt: Leitungsfunktionen können nun auch von Laien übernommen werden. Das ist gut.

Und nicht neu.

 

Natürlich nicht. Neu ist nur, dass Strukturen geschaffen werden, in denen dies nun auch gefördert wird.

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Das ist besonders gut, weil es in vielen Gegenden ja gar nicht mehr anders geht. Es wäre noch besser, wenn dies nicht aus einer Not, sondern aus Einsicht geschehen wäre.

 

Ein Problem bleibt allerdings bestehen: Weniger Priester bedeuten schlichtweg weniger Möglichkeit zur Sakramentenspendung. Das wird dann zwar dadurch etwas abgemildert, dass Laien Aufgaben übernehmen und somit den Priestern Freiraum verschaffen. Aber die Priesternachwuchs-Entwicklung ist so drastisch (und wird in Zukunft wohl noch viel drastischer), dass dieses Polster ganz schnell aufgebraucht ist.

 

Und der Pool an leitungsfähigen Laien ist auch begrenzt und ist im Schwinden begriffen.

 

Dies alles riecht schon wieder nach Pflästerchen und Ausrede. Die Kirche hat kein Konzept, den Priesternachwuchs zu fördern. Grapscht man halt nach den Laien, bis auch dort der Ofen aus ist. Ohne das die grundlegenden Probleme gelöst werden. Nur die Fassade kann man noch ein wenig länger aufrecht erhalten. Gut geleitet und organisiert sieht so ein Zusammenbruch fast schon gut aus.

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