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Homosexualität -lehramtliche Sicht und der Umgang damit


theresa???

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Dieser Thread ist gewissermaßen aus dem Thread Ehe für alle entstanden, aber damit Menschen wie ich, die sonst einfach nicht mehr durchsehen, worüber man gerade diskutiert, nicht verzweifeln, würde ich gerne hier weiterdiskutieren, wie man als Katholik zum Lehramt der kath. Kirche zum Thema Homosexualität steht.

Ich mach mal den Anfang: Einerseits gibt es verschiedene Bibelstellen, die Homosexualität verurteilen. Andererseits kann bei so weit ich weiß allen diesen Bibelstellen auch ein anderer Bezug (heidnische Kulte und Tempelprostitution, Päderastie, ...) hergestellt werden. Darüber hinaus gibt es Menschen, die der Beziehung zwischen David, einem der sieben Gerechten des ATs, und Jonathan, homoerotische Züge zuschreiben. Klingt für mich aus heutiger Sicht naheliegend, ich weiß aber viel zu wenig über die damalige Kultur, um das näher beurteilen zu können.

 

Häufig wird mit der Schöpfungsgeschichte und damit, dass Gott den Menschen als Mann und Frau erschaffen hat und beide aufeinander hingeordnet hat, argumentiert. Hier stellt sich die Frage, ob in diesem Text wirklich gemeint ist, dass das die einzige Möglichkeit ist. Ist mit "Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich an eine Frau hängen und die zwei werden ein Fleisch sein." wirklich gemeint, dass es unter dem Aspekt Frau-Mann immer so sein muss, oder ist das einfach Beschreibung eines Ist-Zustands. Für ersteres spricht, dass Jesus diesen Text hinsichtlich der Unauflöslichkeit der Ehe durchaus normativ deutet. Für zweiteres spricht, dass sich innerbiblisch nicht in dieser Weise auf diesen Text bezogen wird, obwohl Homosexualität an sich durchaus thematisiert wird und dass ja nicht alle Aspekte normativ genommen werden. Es ist zum Beispiel keineswegs normativ, darin sind wir uns vermutlich einig, dass der Mann Vater und Mutter verlassen muss. Je nach Kultur tut dies eher die Frau. Oder beide.

 

Bleibt noch das Lehramt, aber jetzt warte ich erstmal auf Reaktionen auf den biblischen Teil.

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würde ich gerne hier weiterdiskutieren, wie man als Katholik zum Lehramt der kath. Kirche zum Thema Homosexualität steht.

 

Ich finde die Haltung des "Lehramts" verlogen, wenn man Homosexualität offiziell als Sünde und als verabscheuungswürdig betrachtet andererseits die Homosexualität seiner Angehörigen stillschweigend duldet um nicht in Erklärungsnot über den Fortbestand des Zölibats zu geraten. Als Priester Schwul sein ja, aber es darf nicht in der Gemeinde bekannt werden.

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Da sind wir ganz einer Meinung. Ich würde in diesem Thread aber eigentlich gerne diskutieren, welche Argumente gegen und für die moralische Zulässigkeit/Befürwortbarkeit homosexueller Beziehungen es aus katholischer Sicht geben kann. Dass die Kirche teilweise verlogen mit diesem Thema umgeht, ist mir auch klar. Das sagt aber nichts über die moralische Bewertung homosexueller Beziehungen aus katholischer Sicht.

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Du hattest mich gebeten, hier meine Meinung kundzutun.

 

Da Du jedoch, wie Du selbst schreibst, bisher rein biblisch argumentierst, kann ich wenig Neues beitragen.

 

Die Position des Lehramts ist für normativ. Nicht die persönlichen Auslegung der Bibel oder unverbindliche Erkenntnisse von Bibelwissenschaftlern (z.B. diese konstruierte Beziehung zwischen David und Jonathan).

 

Ansonsten fürchte ich schon, dass auch in diesem Thread zuviel relativiert wird.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Nun, sola scriptura hilft nicht weiter. Es gibt so viele Auslegungen wie Ausleger - und man wird für jede noch so abwegige These einen Exegeten finden, der sie vertritt (egal welcher Glaubensgemeinschaft).

 

Mir geht es bei dieser Frage nicht um die lehramtliche Sicht, also die SIcht der Kirche durch die Jahrhunderte, die in diesem Fall eindeutig ist, sondern um den auch im Titel genannten Umgang damit.

 

Ich meine den politischen.

 

Ich erkenne keinen Grund, warum die Kirche bsp. gegen die Homoehe ist aber - das meine ich ernst - den alkoholischen Vollrausch nicht verurteilt (und dementsprechen staatliche Sanktionierung fordern müßte). Beides sind klassische Todsünden, beides gefährdet das Heil. Und wenn die Kirche sagt, daß die Homoehe die normale Ehe gefährdet (was ich nicht sehe), bei übermäßigem Alkoholkonsum wird genau das jeden Tag aufs Neue tausendfach belegt.

 

Und wenn salus animarum suprema lex ist (das Heil der Seelen ist das oberste Gesetz), dann darf es keine Fixierung auf bloß eine Todsünde geben.

 

Ganz am schluß doch zurück zur Schrift. Laut Paulus werden auch Trinker(!) und Lästerer das Reich nicht erben.

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Ok,

dann lass uns über das Lehramt sprechen. Um mich nicht zu verzetteln, nehme ich einfach mal den von dir zitierten Katechismustext:

Zitat

2357 Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind" (CDF, Erkl. Persona humana" 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.

Über die Bedeutung der angeführten Bibelstellen lässt sich, wie schon gesagt streiten. Mit 15 war ich davon überzeugt, dass die katholische Interpretation bei den neutestamentlichen Stellen die sinnvollere ist. Aktuell weiß ich ehrlich nicht, was ich dazu denke.

 

Das nächste Argument wäre also die Schöpfungsordnung. Diese wird einerseits mit dem Schöpfungsbericht belegt, das hatten wir ja schon oben. Andererseits wird mit der Notwendigkeit der Weitergabe des Lebens beim Geschlechtsakt begründet, dass ein Geschlechtsakt, bei dem eben dies nicht erfolgt, Sünde sein muss und folglich eben auch der homosexuelle.

Aber eine Ehe, und ich denke das lässt sich auf eheähnliche Beziehungen zumindestens partiell übertragen, hat nach Augustinus drei Ziele: Offenheit auf Nachkommen bzw. Fruchtbarkeit, personale Liebe und Treue und Sakramentalität (letzteres lässt sich natürlich nicht übertragen).

Wenn man die Fruchtbarkeit nicht auf Zeugung von Kindern reduziert, dann können homosexuelle Paare durchaus auch "fruchtbar" werden, indem sie sich zum Beispiel für Bedürftige engagieren etc. Das ist nicht dasselbe, natürlich, aber es scheint mir besser als nichts.

Und Treue ist natürlich auch möglich.

Optimal wäre natürlich eine Ehe, sakramental, mit Offenheit auf Nachkommen. Aber warum denjenigen, denen das nicht gegeben ist, nur die Alternative bleibt, auf alles Positive einer Beziehung mitzuverzichten, das ist mir nicht ganz klar. Denn "es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei."

Warum ist es Sünde, wenn man das Ideal nicht erreichen kann, eine Möglichkeit zu wählen, die zumindestens Aspekte davon verwirklicht?

 

Zitat

2358 Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

2359 Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft - durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.

Da verstehe ich dieses "mit Hilfe einer selbstlose Freundschaft" nicht. Was soll das heißen? Dass auch homosexuelle Freundschaften pflegen, wie hoffentlich jeder Mensch, versteht sich jawohl von selbst, oder? Also was ist damit gemeint?

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Ein kleines kanonisches "Schmankerl" darf ich noch anfügen:

Can. 1084 — § 1. Die der Ehe vorausgehende und dauernde Unfähigkeit zum Beischlaf, sei sie auf seiten des Mannes oder der Frau, sei sie absolut oder relativ, macht die Ehe aus ihrem Wesen heraus ungültig.

D.h., daß bspw. ein Querschnittsgelähmter mit absoluter Impotenz nicht kirchlich heiraten kann.

Super, oder?

(Ja, innerhalb der katholischen Ehelehre in sich logisch schlüssig - aber dennnoch nicht unänderbar)

bearbeitet von rorro
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Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ist das in der Praxis echt so? Wird Querschnittsgelähmten die kirchliche Trauung tatsächlich verweigert oder wird das weise ignoriert?

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Aber eine Ehe, und ich denke das lässt sich auf eheähnliche Beziehungen zumindestens partiell übertragen, hat nach Augustinus drei Ziele: Offenheit auf Nachkommen bzw. Fruchtbarkeit, personale Liebe und Treue und Sakramentalität (letzteres lässt sich natürlich nicht übertragen).

 

Darin liegt bereits der entscheidende Denkfehler. Du schreibst, ohne zu erklären warum, dass sich die von Augustinus genannten fines, Ziele bzw. Zwecke, partiell auf "eheähnliche" Verhältnisse übertragen ließen. Es ist nicht legitim, das Zitat eines Kirchenlehrers gegen den Sinn zu interpretieren. Augustinus hatte hier ohne jeden Zweifel die Ehe zwischen Mann und Frau vor Augen. Und nur diese. Augustinus lebte nicht hinterm Mond. Als intellektueller Heide (und Manichäer und später Christ) waren ihm die Verhältnisse seiner Zeit bekannt. Schon bevor er Christ wurde kannte er daher die naturrechtliche Ehe zwischen Mann und Frau. Homosexuelle bzw. päderasrische Beziehungen waren ihm sicher ebenfalls bekannt. Möglicherweise sogar die hochstehenden Oden der griechischen Dichter, die die Schönheit der Jünglinge und die Männerliebe priesen. Hätte er, als er seine Theologie entwarf, angenommen auch diesen Beziehungen wohnten prinzipiell die charakteristischen Eigenschaften der Ehe inne, so hätte er das geschrieben. Das Schweigen ist in diesem Fall die Antwort. Wie Du schon erahnst lassen sich die augustinischen Eheelemente auch in derlei Verbindungen nicht finden.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Ist das in der Praxis echt so? Wird Querschnittsgelähmten die kirchliche Trauung tatsächlich verweigert oder wird das weise ignoriert?

Ja, das müsste eigentlich so sein. Und es wäre folgerichtig. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass in diesem Fall das Recht gebeugt wird oder kasuistische Erwägungen (kann noch zeugen, also Grad der Lähmung) eine Rolle spielen.

 

Aber an und für sich ist einer der Ehezwecke, das Zeugen von Nachkommen auf natürlichem Wege, durch die unverschuldete Lähmung des Gatten a priori weggefallen. Ergo müsste das Sakrament verweigert werden.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Zunächst einmal: Mir persönlich wäre die Unterscheidung zwischen Päderastie und einer gleichberechtigten Beziehung (in etwa Gleichaltriger natürlich) auf Augenhöhe sehr wichtig.

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Da verstehe ich dieses "mit Hilfe einer selbstlose Freundschaft" nicht. Was soll das heißen? Dass auch homosexuelle Freundschaften pflegen, wie hoffentlich jeder Mensch, versteht sich jawohl von selbst, oder? Also was ist damit gemeint?

Selbstlose Freundschaft, eine Freundschaft die keusch ist. Den Rest kann man sich denken.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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Zunächst einmal: Mir persönlich wäre die Unterscheidung zwischen Päderastie und einer gleichberechtigten Beziehung (in etwa Gleichaltriger natürlich) auf Augenhöhe sehr wichtig.

Diese Unterscheidung mag für unsere Zeit zutreffen. Zur Zeit in der Augustinus schrieb dürfte dies die Ausnahme gewesen sein. Ich habe mich zu Studienzeiten ausgiebig mit ionischer und dorischer Knabenliebe befasst. Ein sehr interessantes Feld mit vielen Nuancen. Für unsere Beurteilung sind solche Details aber irrelevant.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Da verstehe ich dieses "mit Hilfe einer selbstlose Freundschaft" nicht. Was soll das heißen? Dass auch homosexuelle Freundschaften pflegen, wie hoffentlich jeder Mensch, versteht sich jawohl von selbst, oder? Also was ist damit gemeint?

Selbstlose Freundschaft, eine Freundschaft die keusch ist. Den Rest kann man sich denken.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

 

Ich mir nicht. Alle meine Freundschaften sind dahingehend keusch, dass wir aneinander kein sexuelles Interesse haben. Alles andere würde eine Freundschaft auf Dauer wohl auch sehr belasten. Aber solche Freundschaften muss der Katechismus doch nicht extra erwähnen, das ist ja klar, dass die zu einem Leben dazugehören ;)

Meint der Katechismus eine Beziehung, bloß eben unter Ausschluss von Sexualität?

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Davon abgesehen hast du sicher Recht, Augustinus wird homosexuelle Beziehungen nicht als eheähnlich betrachtet haben. Diese Übertragung hinkt, da hast du wohl recht.

Dennoch bleibt die Frage: Warum soll ein Homosexueller, wenn er schon nicht das Ideal der Ehe leben kann, weil er dazu eben nicht disponiert ist (dafür kann derjenige ja schließlich nichts) komplett darauf verzichten, eine Beziehung zu führen. Schließlich ist personale Liebe und Treue etwas schönes und gutes und ich wage jetzt einmal zu behaupten, dass es zwar möglich ist, darauf zu verzichten, wenn man zur Ehelosigkeit (Priestertum oder Klosterleben, ...) berufen ist, dass es aber ohne eine solche Berufung eben doch für denjenigen, der solches versucht, sehr spürbar wird, dass es eben nicht gut ist, dass der Mensch allein sei.

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Zunächst einmal: Mir persönlich wäre die Unterscheidung zwischen Päderastie und einer gleichberechtigten Beziehung (in etwa Gleichaltriger natürlich) auf Augenhöhe sehr wichtig.

Diese Unterscheidung mag für unsere Zeit zutreffen. Zur Zeit in der Augustinus schrieb dürfte dies die Ausnahme gewesen sein. Ich habe mich zu Studienzeiten ausgiebig mit ionischer und dorischer Knabenliebe befasst. Ein sehr interessantes Feld mit vielen Nuancen. Für unsere Beurteilung sind solche Details aber irrelevant.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

 

Und eben weil diese Unterscheidung sich erst in unserer Zeit so etabliert hat und weil in unserer Zeit es eben öfter gleichberechtigte, auf Treue basierende gleichgeschlechtliche Beziehungen gibt, kann man vielleicht doch noch einmal darüber diskutieren, ob das denn notwendig falsch ist.

p.s. Was um alles in der Welt hast du studiert?

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Davon abgesehen hast du sicher Recht, Augustinus wird homosexuelle Beziehungen nicht als eheähnlich betrachtet haben. Diese Übertragung hinkt, da hast du wohl recht.

Dennoch bleibt die Frage: Warum soll ein Homosexueller, wenn er schon nicht das Ideal der Ehe leben kann, weil er dazu eben nicht disponiert ist (dafür kann derjenige ja schließlich nichts) komplett darauf verzichten, eine Beziehung zu führen. Schließlich ist personale Liebe und Treue etwas schönes und gutes und ich wage jetzt einmal zu behaupten, dass es zwar möglich ist, darauf zu verzichten, wenn man zur Ehelosigkeit (Priestertum oder Klosterleben, ...) berufen ist, dass es aber ohne eine solche Berufung eben doch für denjenigen, der solches versucht, sehr spürbar wird, dass es eben nicht gut ist, dass der Mensch allein sei.

Zuerst einmal würde ich das Zitat aus der Genesis nicht willkürlich verwenden, so wie Du es zu tun scheinst. Sondern im Kontext der Erzählung. Darüber wie "Adam" zu übersetzen ist kann man trefflich streiten. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibe. Der erste Mensch war, folgt man dieser Tradition, war ein Mann. Es ist also nicht gut, dass der Mann, Adam, allein bleibe. Deswegen will ihm Gott eine Gefährtin machen. Warum keinen Gefährten? Eben! Da sind wir wieder bei der im Schöpfungsplan angelegten Dualität und Polarität der Geschlechter, die aufeinander hin geordnet sind.

 

Dass ein Leben ohne Ehe oder Partnerschaft außerhalb des Klerikerstandes unmöglich oder schlecht ist, wage ich abzustreiten. Natürlich ein keusches Leben, keines mit wechselnden Partnern. Früher sah man dies öfter. Die Tante, die ledig war. Die alte Lehrerin, die nicht geheiratet hatte etc. Diese Menschen waren in vielfältigen sozialen Gefügen eingebunden. Also nicht vereinsamt oder verfemt.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

bearbeitet von Studiosus
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Das Schweigen ist in diesem Fall die Antwort.
Ein argumentum ex silentio ist keines.

Es waren Frauen beim letzten Abendmahl anwesend, oder?

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Davon abgesehen hast du sicher Recht, Augustinus wird homosexuelle Beziehungen nicht als eheähnlich betrachtet haben. Diese Übertragung hinkt, da hast du wohl recht.

Dennoch bleibt die Frage: Warum soll ein Homosexueller, wenn er schon nicht das Ideal der Ehe leben kann, weil er dazu eben nicht disponiert ist (dafür kann derjenige ja schließlich nichts) komplett darauf verzichten, eine Beziehung zu führen. Schließlich ist personale Liebe und Treue etwas schönes und gutes und ich wage jetzt einmal zu behaupten, dass es zwar möglich ist, darauf zu verzichten, wenn man zur Ehelosigkeit (Priestertum oder Klosterleben, ...) berufen ist, dass es aber ohne eine solche Berufung eben doch für denjenigen, der solches versucht, sehr spürbar wird, dass es eben nicht gut ist, dass der Mensch allein sei.

Zuerst einmal würde ich das Zitat aus der Genesis nicht willkürlich verwenden, so wie Du es zu tun scheinst. Sondern im Kontext der Erzählung. Darüber wie "Adam" zu übersetzen ist kann man trefflich streiten. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibe. Der erste Mensch war, folgt man dieser Tradition, war ein Mann. Es ist also nicht gut, dass der Mann, Adam, allein bleibe. Deswegen will ihm Gott eine Gefährtin machen. Warum keinen Gefährten? Eben! Da sind wir wieder bei der im Schöpfungsplan angelegten Dualität und Polarität der Geschlechter, die aufeinander hin geordnet sind.

 

Dass ein Leben ohne Ehe oder Partnerschaft außerhalb des Klerikerstandes unmöglich oder schlecht ist, wage ich abzustreiten. Natürlich ein keusches Leben, keines mit wechselnden Partnern. Früher sah man dies öfter. Die Tante, die ledig war. Die alte Lehrerin, die nicht geheiratet hatte etc. Diese Menschen waren in vielfältigen sozialen Gefügen eingebunden. Also nicht vereinsamt oder verfemt.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

 

P.S.: Alte Geschichte und Klassische Archäologie. Zwischenzeitlich auch Altphilologie

 

Ok, ich formuliere um: Es ist nicht generell für nicht-Ordensleute und nicht-Kleriker schlecht allein zu sein. Unmöglich ist es eh nicht, keine Frage. Die Frage ist bloß, was es mit dem Menschen macht. Wenn sich jemand aus freien Stücken dazu entscheidet, warum auch immer, die Gründe mögen sehr unterschiedlich sein, mag er damit gut klarkommen.

Wenn jemand aus moralischen Gründen auf eine Partnerschaft generell verzichtet, vermute ich, dass derjenige entweder zerbricht (Depressionen o.Ä) oder überheblich und/oder verbittert wird und allen anderen ihr Glück missgönnt.

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Das Schweigen ist in diesem Fall die Antwort.

 

Ein argumentum ex silentio ist keines.

Es waren Frauen beim letzten Abendmahl anwesend, oder?

Dass Schweigen Augustins liegt ursächlich darin, dass sich zu seiner Lebenszeit niemand hätte vorstellen können, dass jemals ein Staat das Eheinstitut auf gleichgeschlechtliche Paare ausdehnen würde. Für Augustinus war die Ehe klar definiert als Verbindung zwischen Mann und Frau. Das wird in seinen Schriften ohne jeden Zweifel deutlich.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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Ein kleines kanonisches "Schmankerl" darf ich noch anfügen:

 

Can. 1084 — § 1. Die der Ehe vorausgehende und dauernde Unfähigkeit zum Beischlaf, sei sie auf seiten des Mannes oder der Frau, sei sie absolut oder relativ, macht die Ehe aus ihrem Wesen heraus ungültig.

 

D.h., daß bspw. ein Querschnittsgelähmter mit absoluter Impotenz nicht kirchlich heiraten kann.

 

Super, oder?

 

(Ja, innerhalb der katholischen Ehelehre in sich logisch schlüssig - aber dennnoch nicht unänderbar)

Es ist zumindest konsequent. Wenn man die Zeugung und Aufzucht von Nachkommenschaft als notwendigen Ehezweck definiert, dann sind Zeugungsunfähige automatisch ausgeschlossen. Ich finde: Solche Festlegungen sind das Recht der Kirche.

 

Aber das löst nicht das Problem der Zeugungsunfähigen. Man schließt sie von der Lebensform "Ehe" aus. Und was dann stattdessen? Automatisch Zölibat? Aber richtig Zölibat wäre das auch nicht. Auch ein "pastorale Betreuung" ist nicht viel. Das ist in schwammiges Nichts. Keine Lebensform, kein Sakrament.

 

Die Praxis sieht übrigens wesentllich milder aus, als es die Theorie suggeriert. Ich habe das einige sehr einsichtige Reaktionen von unserer Diözese erlebt. Allerdings war die Milde dann wieder nicht sehr konsequent.

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Davon abgesehen hast du sicher Recht, Augustinus wird homosexuelle Beziehungen nicht als eheähnlich betrachtet haben. Diese Übertragung hinkt, da hast du wohl recht.

Dennoch bleibt die Frage: Warum soll ein Homosexueller, wenn er schon nicht das Ideal der Ehe leben kann, weil er dazu eben nicht disponiert ist (dafür kann derjenige ja schließlich nichts) komplett darauf verzichten, eine Beziehung zu führen. Schließlich ist personale Liebe und Treue etwas schönes und gutes und ich wage jetzt einmal zu behaupten, dass es zwar möglich ist, darauf zu verzichten, wenn man zur Ehelosigkeit (Priestertum oder Klosterleben, ...) berufen ist, dass es aber ohne eine solche Berufung eben doch für denjenigen, der solches versucht, sehr spürbar wird, dass es eben nicht gut ist, dass der Mensch allein sei.

Zuerst einmal würde ich das Zitat aus der Genesis nicht willkürlich verwenden, so wie Du es zu tun scheinst. Sondern im Kontext der Erzählung. Darüber wie "Adam" zu übersetzen ist kann man trefflich streiten. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibe. Der erste Mensch war, folgt man dieser Tradition, war ein Mann. Es ist also nicht gut, dass der Mann, Adam, allein bleibe. Deswegen will ihm Gott eine Gefährtin machen. Warum keinen Gefährten? Eben! Da sind wir wieder bei der im Schöpfungsplan angelegten Dualität und Polarität der Geschlechter, die aufeinander hin geordnet sind.

 

Dass ein Leben ohne Ehe oder Partnerschaft außerhalb des Klerikerstandes unmöglich oder schlecht ist, wage ich abzustreiten. Natürlich ein keusches Leben, keines mit wechselnden Partnern. Früher sah man dies öfter. Die Tante, die ledig war. Die alte Lehrerin, die nicht geheiratet hatte etc. Diese Menschen waren in vielfältigen sozialen Gefügen eingebunden. Also nicht vereinsamt oder verfemt.

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

 

P.S.: Alte Geschichte und Klassische Archäologie. Zwischenzeitlich auch Altphilologie.

 

Und hier scheitert das ganze an der Lebenswirklichkeit. Die Wahl ist eben nicht von einem ONS nach dem anderen, einerseits, und Ehe, andereseits. Ich kenne kein Paar das mit dem Vorsatz nach 1/2 - 1 -2 -3 Jahren auseinander zu gehen. Der Partnerwechsel ist das Bug, nicht das Feature. In den meisten Fällen zumindest besteht die Absicht die Beziehung auf Dauer anzulegen.

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vermute ich, dass derjenige entweder zerbricht (Depressionen o.Ä) oder überheblich und/oder verbittert wird und allen anderen ihr Glück missgönnt.

Möglich, aber nicht zwingend. Und vielleicht auch nicht naheliegend.

 

Es gab zu allen Zeiten Menschen, die aus den verschiedensten Gründen nicht heiraten konnten. Finanzielle Not, Missbildung, Standesunterschied.

 

Aber nehmen wir mal an, die unfreiwilligen Singels nehmen tatsächlich schaden. Was wäre die Antwort? Dass die Kirche aus den viel beschworenen "pastoralen Gründen" schwule Verbindungen legitimiert?

 

Saluti cordiali,

Studiosus.

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Ein kleines kanonisches "Schmankerl" darf ich noch anfügen:

 

Can. 1084 § 1. Die der Ehe vorausgehende und dauernde Unfähigkeit zum Beischlaf, sei sie auf seiten des Mannes oder der Frau, sei sie absolut oder relativ, macht die Ehe aus ihrem Wesen heraus ungültig.

 

D.h., daß bspw. ein Querschnittsgelähmter mit absoluter Impotenz nicht kirchlich heiraten kann.

 

Super, oder?

 

(Ja, innerhalb der katholischen Ehelehre in sich logisch schlüssig - aber dennnoch nicht unänderbar)

Zunächst einmal ist ein Nichtigkeitsgrund kein Trauverbot. Und ob angesichts der medizinischen Entwicklung diesseits der vollständigen Kastration eine dauerhafte Beischlafsunfähigkeit angenommen werden kann, ist ohnehin fraglich.

 

Man denke nur an das jüngste Kind von Steven Hawking.

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