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Historische vs. psychologische Bibelauslegung


Aleachim

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Beim Lesen von helmuts Thread „Mt 15, 21-28“ in den GG wo es um Jesu Streitgespräch mit der Kanaaniterin geht, kam mir etwas wieder in den Sinn, worüber ich mich schön öfter gewundert habe.

Ich möchte hier allerdings einen eigenen Thread starten, weil die Stelle bei Matthäus gar nicht zu dem passt, was ich fragen/sagen möchte.

 

Obwohl ich das ganze gern allgemein diskutieren möchte, gelingt es mir nicht, meine Frage allgemein zu formulieren. Ich möchte deshalb eine Bibelstelle als Beispiel nennen, ohne dass es zwingend um diese Bibelstelle gehen soll. Nämlich der Gang Jesu auf dem Wasser: Mt 14,22-33

 

Irgendwo, wahrscheinlich sogar hier im Forum, hab ich dazu mal einen psychologischen Ansatz gelesen, der in die Richtung geht, dass das Wasser für Gefühle steht. Heftige Gefühle, die einen regelrecht überfluten. Und dieser Jesus schafft es in unerklärlicher Weise, trotz einer solchen Flut von Gefühlen Herr der Lage zu bleiben. Nicht nur, dass er darin schwimmt, ohne unterzugehen, (Was bei solch einem Sturm auch schon eine immense Leistung wäre.) nein, er geht über das Wasser (der Gefühle). 

 

Sicher können andere das besser erklären. Ich hoffe, es ist nicht zu stümperhaft. Aber ich denke, man versteht, was ich sagen will.

 

Bei einer solchen Interpretation, gibt es dann üblicherweise auch die „Gegner“, die den Gang Jesu übers Wasser als physiologische Tatsache verstehen (wollen). Ihnen ist es wichtig dass Jesus tatsächlich physisch über diesen See gelaufen ist.

 

Was ich jetzt nicht verstehe, ist, warum bei einer psychologischen Deutung irgendwie immer mitschwingt, dass das dann nicht historisch sei…

 

Angenommen, Jesus ist wirklich niemals über irgendein real existierendes Gewässer gegangen, sondern die Jünger haben einfach dieses Erlebnis wie Jesus mit seinen Gefühlen umgeht, mit dieser Geschichte bebildert, dann kann man das m. E. trotzdem „historisch“ nennen. Nicht historisch in dem Sinn, dass es auch in einem Geschichtsbuch stehen könnte, aber historisch in dem Sinn, dass dieser Gang auf dem „Wasser“ (der Gefühle) tatsächlich und für andere wahrnehmbar, aber beinahe unglaublich, stattgefunden hat.

 

Gruß

Michaela

 

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Die historisch-kritische Methode scheidet nicht etwa deshalb als hermeneutischer Schlüssel zur Erschließung der Heiligen Schrift aus, weil das kirchliche Dogma auf derart wackeligen Beinen stünde, dass es bei der kleinsten Erschütterung durch wissenschaftliche Erkenntnisse ins Wanken geriete. Vielmehr möchte ich einen methodischen Einwand und einen teleologischen Vorbehalt formulieren.

 

Methodischer Einwand: Die Kritik ergibt sich aus der Methode selbst. Das Selbstverständnis einer jeden ernsthaften Wissenschaft ist das Ideal des suchenden Menschen. Der Faktor der menschlichen Fehlbarkeit und seiner mangelnden Erkenntnisfähigkeit eingerechnet. Die Aufgabe des Theologen, der sich der Methoden des Historikers bedient, ist nun das alte Postulat Leopold v. Rankes, der fordert aufzuzeigen „wie es eigentlich gewesen“. Die historisch-kritische Methode in ihrer konkreten Anwendung in der Schriftexegese geht nun von Annahmen aus, die nicht unwidersprochen sind und die letztlich Thesen sind, die nur solange Gültigkeit für sich in Anspruch nehmen können bis sie durch andere, plausiblere ersetzt werden. Was in den Geschichtswissenschaften als sich ständig verändernder Forschungsstand selbstverständlich ist, hat in der modernen Bibelwissenschaft nur bedingt Eingang gefunden. Vielmehr hat man „methodische Dogmen“ (Zwei-Quellen-Theorie, Datierung, „Gemeindebildung“ etc.) fest verankert, die weitestgehend unhinterfragt als Konsens in der akademischen Lehre firmieren. Hinzu kommt, wie bei jeder wissenschaftlichen Methode, die Gefahr des Missbrauchs. Dieser ist in diesem Fall allerdings bereits schon in der Methode selbst impliziert. Folgt man den Leitgedanken der historischen Kritik bis zu ihrem konsequenten Ende, so kann man – in vollständiger Übereinstimmung mit den Prinzipien der Methode – zu dem Schluss kommen, dass nichts in der Schrift, was nicht durch unabhängige historische Quellen belegt ist, als ahistorisch gelten muss. Der Zyklus dreht sich endlos weiter, wenn darauffolgend auch die unabhängigen Quellen mit der gleichen Methode auf ihre Authentizität untersucht werden. Am Ende steht die alte Erkenntnis „dass wir nichts wissen können“. Soll dies das Fundament für den Glauben sein?

 

 

Teleologischer Vorbehalt: Zuletzt muss nach dem Ziel und Zweck der historisch-kritischen Schriftexegese gefragt werden. In der Theorie soll die Untersuchung der Heiligen Schrift mit wissenschaftlichen Methoden die Einsicht und das Verständnis der Gläubigen in die heiligen Bücher der christlichen Religion stärken und befördern. In der Praxis sieht der Effekt jedoch anders, geradezu konträr aus. Anstatt sich tiefer in die Geheimnisse der Schrift zu versenken, verfolgt die historisch-kritische Methode einen von Grund auf positivistischen und relativistischen Ansatz. Sie führt nicht zum Glauben hin, sondern von ihm weg, indem sie unnötige Zweifel streut und Grundwahrheiten des christlichen Bekenntnisses relativiert. Gerettet werden soll dieser Frontalangriff auf die katholische Dogmatik, indem vordergründig eine strikte Trennung zwischen der „historischen Authentizität“ und der „geglaubten Wirklichkeit“ postuliert wird, die in Wahrheit aber gar nicht existiert. Cui bono? Wem nützt also diese Herangehensweise? Wenn die Sorge um das Heil der Seelen die oberste Sorge der Kirche ist, wie kann dann eine Disziplin gerechtfertigt werden, die diesem potenziell schädlich ist oder ihm zumindest nicht dienlich ist?

 

Bei einer psychologischen Auslegung kommt als entscheidendes Ausschlusskritierium hinzu, dass äußere, innerweltliche Vorgänge in das Bewusstsein des Einzelnen verlegt werden. Ein Beispiel: Christi Auferstehung war kein tatsächlicher, historischer Vorgang in der Zeit, sondern "das Gefühl der Gegenwart Jesu in den Herzen der Apostel". Wenn die wandernden Jünger in Emmaus also das Brot brechen und Christus unter ihnen sitzt, dann ist das keine physiologische Tatsache, sondern eine Fiktion ihrer Psyche, die vom erinnerungsbeladenen Ritual des Brotbrechens herrührt, in dem Christi Gegenwart sich - rein mnemotechnisch - fortsetzt. Analog verhält es sich mit dem Gang über das Wasser. Jesu Gegenwart beruhigt die tosenden Fluten der eigenen seelischen Unruhe der Jünger, ohne freilich tatsächlich als Herr über das Element auf dem Wasser zu wandeln. Nach dieser Lesart hätte der historische Heiland nasse Füße bekommen.

 

Ein Grund für die zunehmende Beliebtheit dieser psychologisierenden Exegese, gerade bei eher kirchenfernen und lehramtskritischen Rezipienten, ist der Umstand, dass jene Methode das Individuum zum alleinigen Richter über die Wahrheit einsetzt. Was zählt sind nunmehr nicht mehr tatsächliche Ereignisse, sondern internalisierte Seelenprozesse, welche die Realität konstituieren. Auf der Grundlage verinnerlichter, je subjektiver Emotionen kann man keine logische Glaubenslehre aufbauen. Im Prinzip handelt es sich um eine zum System ausgeweitete Autosuggestion. Dies wird auch und gerade bei den Heilungsgeschichten offenbar: nicht göttliche Macht heilt den ausgestoßenen Kranken, sondern menschliche Zuwendung und Zuspruch vollbringen das Wunder und lassen den Lahmen gehen. Ein Gott, der nicht auf seinen bloßen Willen hin den Lahmen gehend machen kann, ist nicht allmächtig und daher nichts für mich. Derlei Schriften, nach dieser Methode ausgelegt, eignen sich höchstens noch zur erbaulichen Lesung. Nicht aber dazu, sein gesamtes Leben darauf zu gründen.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 3 Stunden schrieb Mat:

Die Frage ist, aus welcher Perspektive ich einen Bibeltext lese und welche Intention ich dabei verfolge.

Wie wäre es mit der Intention, den Text zu verstehen? Ist das noch zulässig (also nach Mecky ja nicht, aber ich frage mal die anderen).

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vor 11 Minuten schrieb ThomasB.:

Wie wäre es mit der Intention, den Text zu verstehen?

Und dafür steht uns eine Menge Handwerkszeug zur Verfügung. Ich darf daran erinnern, dass bereits die Kirchenväter vom vierfachen Schriftsinn ausgingen (Literalsinn, Typologischer Sinn, Tropologischer Sinn, Anagogischer Sinn) und dass uns im Laufe der Geschichte durchaus auch Handwerkszeug zugewachsen ist, dass die frühe Kirche noch nicht kannte/kennen konnte.

bearbeitet von gouvernante
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@Studiosus Die "Untauglichkeit" historischer Quellenkritik im Bezug auf die Bibel liegt aber nicht in der Untauglichkeit der historischen Methode an sich. Sie funktioniert ja für alle anderen Quellen auch, warum nicht hier? Untauglich sind die Methoden der Geschichtswissenschaft (wie übrigens die aller anderen Wissenschaften auch), weil sie auf einem methodischen Naturalismus beruhen, der sich aber nun mal für ein akademisches Fach wie die Theologie nicht eignet, deren Aufgabe eben nicht die Kritik, sondern die Bestätigung des Glaubens ist.

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vor 10 Minuten schrieb Marcellinus:

@Studiosus Die "Untauglichkeit" historischer Quellenkritik im Bezug auf die Bibel liegt aber nicht in der Untauglichkeit der historischen Methode an sich. Sie funktioniert ja für alle anderen Quellen auch, warum nicht hier? Untauglich sind die Methoden der Geschichtswissenschaft (wie übrigens die aller anderen Wissenschaften auch), weil sie auf einem methodischen Naturalismus beruhen, der sich aber nun mal für ein akademisches Fach wie die Theologie nicht eignet, deren Aufgabe eben nicht die Kritik, sondern die Bestätigung des Glaubens ist.

 

Da muss ich Dir vollkommen zustimmen.

 

Außerdem muss ich meine Ausführungen präzisieren: untauglich in der Anwendung auf die biblischen Schriften und für die akademische Darlegung des Glaubens. Nicht an sich. Mein Beitrag ist ein Ausschnitt aus einem ursprünglich längeren Text. Daher diese Ungenauigkeiten.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 39 Minuten schrieb ThomasB.:

Wie wäre es mit der Intention, den Text zu verstehen?

Neben dem was Gouvi schon geschrieben hat, möchte ich darauf hinweisen, dass schon der Wunsch, den Text zu verstehen, eine Absicht mit trägt. Es ist nicht unerheblich, was ich von dem Text will, und je nach dem, von wo aus ich mir die Sache ansehe, komme ich zu recht unterschiedlichen Ergebnissen, die sich sogar widersprechen können, ohne dass das ein Problem sein muss.

 

Die Aussageabsicht des Redaktors zu erforschen führt zu anderen Ergebnissen als bibelteilend mich oder uns zu fragen, was die Stelle mir oder uns sagt und welche Folgerungen ich in meinem Leben und für mein Tun daraus ziehe.

 

Bei der Betrachtung (um es so neutral wie möglich zu sagen) biblischer Texte geht es da kaum anders zu als bei der Betrachtung anderer literarischer Texte: Wenn ich meiner Frau ein Liebesgedicht vortrage, dann hat das eine andere Qualität als wenn ich es als Ressource zu Bestimmung des Wortschatzes seiner Epoche, als Quelle zum Leben des Autors oder zur Untersuchung des Umgangs der Geschlechter im Wandel der Zeit heranziehe.

 

Ich glaube nicht, dass es das eine richtige und für alle gleich gültige Verständnis eines Textes geben kann.

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vor 1 Minute schrieb Studiosus:

Mein Beitrag ist ein Ausschnitt aus einem ursprünglich längeren Text.

Ich bitte um eine Quellenangabe - Urheberrechtsverletzugnen stehen wir hier wenig offen gegenüber.

 

Chryso als (hier unzuständiger) Mod

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vor 7 Minuten schrieb Chrysologus:

Ich bitte um eine Quellenangabe - Urheberrechtsverletzugnen stehen wir hier wenig offen gegenüber.

 

Chryso als (hier unzuständiger) Mod

 

Luft anhalten. Ein Ausschnitt aus einem MEINER Texte. Ich halte das Urheberrecht.

 

Hätte ich aus einem Fremdwerk zitiert kannst Du sicher sein, dass ich die Fundstelle angeben würde.

 

Oder sucht man mittlerweile nach Vorwänden, um kritische Beiträge zu entfernen?

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 11 Minuten schrieb Marcellinus:

der sich aber nun mal für ein akademisches Fach wie die Theologie nicht eignet, deren Aufgabe eben nicht die Kritik, sondern die Bestätigung des Glaubens ist.

Die Aufgabe der Theologie ist nicht die Bestätigung des Glaubens (das kann sie auch gar nicht), sondern die logische Durchdringung desselben und seiner Ausdrucksformen.

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vor 50 Minuten schrieb gouvernante:

Und dafür steht uns eine Menge Handwerkszeug zur Verfügung. Ich darf daran erinnern, dass bereits die Kirchenväter vom vierfachen Schriftsinn ausgingen (Literalsinn, Typologischer Sinn, Tropologischer Sinn, Anagogischer Sinn)

Ja, und dabei haben sie den fünften (Unsinn) sogar vergessen. :D

 

SCNR

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vor 6 Minuten schrieb Chrysologus:

Es ist nicht unerheblich, was ich von dem Text will, und je nach dem, von wo aus ich mir die Sache ansehe, komme ich zu recht unterschiedlichen Ergebnissen, die sich sogar widersprechen können, ohne dass das ein Problem sein muss.

 

Die Aussageabsicht des Redaktors zu erforschen führt zu anderen Ergebnissen als bibelteilend mich oder uns zu fragen, was die Stelle mir oder uns sagt und welche Folgerungen ich in meinem Leben und für mein Tun daraus ziehe.

 

Bei der Betrachtung (um es so neutral wie möglich zu sagen) biblischer Texte geht es da kaum anders zu als bei der Betrachtung anderer literarischer Texte: Wenn ich meiner Frau ein Liebesgedicht vortrage, dann hat das eine andere Qualität als wenn ich es als Ressource zu Bestimmung des Wortschatzes seiner Epoche, als Quelle zum Leben des Autors oder zur Untersuchung des Umgangs der Geschlechter im Wandel der Zeit heranziehe.

 

Ich glaube nicht, dass es das eine richtige und für alle gleich gültige Verständnis eines Textes geben kann.

 

Da stimme ich Dir im Wesentlichen zu - mit der Einschränkung, dass es sich bei der Intention, „die Aussageabsicht des Redaktors zu erforschen”, um den gerade erwähnten Unsinn handelt. Wenn ich die Aussageabsicht des Urhebers wissen will, muss ich ihn fragen. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.

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Nachtrag: Für das Verstehen eines Textes ist die Aussageabsicht seines Urhebers von geringer bis gar keiner Bedeutung. Umberto Eco hat in seiner Nachschrift zum Namen der Rose sehr treffend festgestellt, dass ein Erzähler das eigene Werke nicht interpretieren dürfe, da ”ein Roman eine Maschine zur Erzeugung von Interpretationen” sei (offensichtlich hat der gute seinen Gadamer gelesen und sogar verstanden). Ich würde Ecos Aussage nicht nur auf Romane beschränken wollen, sondern praktisch auf jeden Text anwenden, der über eine rein technische Beschreibung hinausgeht.

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Bei Literatur stimme ich dir zu; ich denke auch, dass die Vielschichtigkeit von Hamlet und Odysee über die Intentionen von Shakespeare und Odysseus hinausgeht.

 

Für Sach- und philosophietexte gilt dies m.E. jedoch höchst eingeschränkt.

 

Ich hatte immer den Eindruck, dass Juristerei und Theologie viel gemeinsam haben, meine Schulung in jur. Methodenlehre mir auch beim Verständnis einer Religion helfen kann und die wesentlichen Auöegungsmethoden - Systematik,  Historie, Telos und Wortlautinterpretation auch beim Bibelverständnis helfen können.

 

Wenn ich eine. abschnitt des HGB verstehen will, brauche ich mindestens zwei Kommentare. Bei der Bibel soll hingegen allein mein naives Laienverständnis ein Massstab sein?

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vor 2 Minuten schrieb Marcellinus:

Historiker sehen das anders. Für die Quellenkritik ist es sogar ganz entscheidend, wer eine Quelle erstellt hat, und mit welcher Absicht.

Historiker wollen auch nicht das Sinnpotential von Texten erschließen, sondern zunächst einmal Fakten ermitteln. Dass dafür die Umstände der Entstehung eines Textes relevant sind, versteht sich. Dass man die Absicht eines Autors mit wissenschaftlicher Genauigkeit ermitteln kann, halte ich für eine Illusion (gut, bei einem Kochbuch ist das natürlich möglich): Bestenfalls kann man eine mehr oder weniger plausible Hypothese aufstellen. Und diese Hypothese wird ein redlicher Historiker immer wieder überprüfen, wenn er auf weitere Quellen etc. trifft.

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vor 6 Minuten schrieb Xamanoth:

Ich hatte immer den Eindruck, dass Juristerei und Theologie viel gemeinsam haben

Eine so hinterfotzige Beleidigung von Theologen habe ich wirklich noch gelesen :lol:

 

vor 7 Minuten schrieb Xamanoth:

Wenn ich eine. abschnitt des HGB verstehen will, brauche ich mindestens zwei Kommentare.

Das HGB wurde auch von Juristen verfasst. Da wirst Du mit zwei Kommentaren kaum auskommen.

 

vor 7 Minuten schrieb Xamanoth:

Bei der Bibel soll hingegen allein mein naives Laienverständnis ein Massstab sein?

Was immer ein naives Laienverständnis sein mag... Ein Maßstab kann ein Verständnis, das sich allein aus der Beziehung des (ja niemals vorwissenlosen) Lesers zum Text ergibt, durchaus sein. Natürlich nicht der Maßstab, schon allein, weil es den nicht gibt.

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vor 1 Minute schrieb ThomasB.:

Historiker wollen auch nicht das Sinnpotential von Texten erschließen, sondern zunächst einmal Fakten ermitteln. Dass dafür die Umstände der Entstehung eines Textes relevant sind, versteht sich. Dass man die Absicht eines Autors mit wissenschaftlicher Genauigkeit ermitteln kann, halte ich für eine Illusion (gut, bei einem Kochbuch ist das natürlich möglich): Bestenfalls kann man eine mehr oder weniger plausible Hypothese aufstellen. Und diese Hypothese wird ein redlicher Historiker immer wieder überprüfen, wenn er auf weitere Quellen etc. trifft.

 

Richtig, nur je genauer man die Umstände kennt, um so sicherer ist die Interpretation. Aber es bleibt eine Modellvorstellung. Und wenn dann neue Fakten bekannt werden, gibt's ein neues Modell. Das IST in der Geschichtswissenschaft "wissenschaftliche Genauigkeit". Ist übrigens in allen anderen theoretisch-empirischen Wissenschaften nicht grundsätzlich anders. ;)

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Die Diskussion um die rechte Auslegung der Heiligen Schrift, so wie sie hier geführt wird, ist ohnehin müßig.

 

Denn sie übersieht, dass der Einzelne, sei er Laie oder Kleriker, ohnehin keine verbindliche und authentische Auslegung der Schrift vornehmen kann. Dies behält sich das Lehramt (Praestantia scripturae), auf Grundlage der Ergebnisse der Päpstlichen Bibelkommission (Vigilantiae studiique), vor. 

 

Die Privatmeinung eines Laien, Klerikers oder Professors mag überzeugend, irrig, innovativ oder ärgerlich sein. Am Ende des Tages ist sie - bis auf die je eigene Bedeutung für den Exegeten - irrelevant. Und das ist auch gut so.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

 

 

bearbeitet von Studiosus
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vor 30 Minuten schrieb Xamanoth:

Ich hatte immer den Eindruck, dass Juristerei und Theologie viel gemeinsam haben, meine Schulung in jur. Methodenlehre mir auch beim Verständnis einer Religion helfen kann und die wesentlichen Auöegungsmethoden - Systematik,  Historie, Telos und Wortlautinterpretation auch beim Bibelverständnis helfen können.

 

Dieser Eindruck trügt Dich nicht. Als selbst in den Genuss juristischer Grundstudien Gekommener kann ich dem beipflichten.

 

Das heißt freilich nicht, dass der Jurist "besser" glaubt. Aber einen nüchternen Zugang wird er der Schwarmgeisterei sicher vorziehen.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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vor 4 Minuten schrieb gouvernante:

Und jetzt rate mal, wie diese arbeitet...

 

Auf Grundlage von Dei Verbum. Dies allerdings auch erst seit 47 Jahren. 

 

Zumindest wird man von der Kommission nichts lesen, was das Dogma der Kirche unterminiert. Gleiches möchte ich vom Mainstream der akademischen Theologie, insbesondere in Deutschland, nicht behaupten.

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

 

 

bearbeitet von Studiosus
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