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Schulischer Religionsunterricht - Islam


Shubashi

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Die "Zeit" hat gerade einen Online-Artikel gepostet, in dem es über die zukünftigen Schwierigkeiten des schulischen Religionsunterrichts für Muslime geht, weil möglicherweise die entsprechenden islamischen Verbände nicht entsprechend mitwirken.

Was ich mich da frage: könnte man nicht stattdessen muslimische Landeselternkonferenzen als Träger der religiösen Beiräte etablieren? Meiner Meinung sind das doch sowieso die eigentlichen Stakeholder, nicht diese ganzen selbsternannten Verbände ohne repräsentative Mitgliedszahlen?

Was spräche da prinzipiell dagegen?

 

Link:

https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-07/islamunterricht-zukunft-schulen-hessen-bayern-nrw/komplettansicht

bearbeitet von Shubashi
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Ich ahne langsam, dass meine Auffassung, dass in der Schule nur Vergleichende Religionswissenschaften unterrichtet werden sollte und keinesfalls konfessioneller Religionsunterricht, Vorteile für einen Staat hätte, auch wenn es nicht unbedingt eine strikte Trennung von Religion und Kirche geben soll.

 

Der schulische RU für Muslime scheitert gleich an mehreren Stellen: Der Unwille, einen "zu weltlichen" Islam zu akzeptieren, der Unwille der verschiedenen muslimischen Verbände zur Zusammenarbeit (ich vermute, das hängt auch mit ethnischen Grenzen zusammen). Wie sollte man da eine muslimische Landeselternkonferenz etablieren und einen für eine öffentliche Schule akzeptablen Lehrplan entwickeln können?

 

Den Befürwortern eines islamischen RU geht es ja wohl darum, die religiöse Ausbildung der Kinder nach allgemein anerkannten Kriterien "öffentlich" und nicht innerkirchlich durchzuführen. Ich habe den Eindruck, dass genau dieses nicht nur nicht unterstützt, sondern bewusst unterlaufen wird. Das ist offenbar mit dem derzeitigen Mainstream des Islam nicht vereinbar. Wenn es nicht geht, geht es halt nicht.

 

Und irgend eine geistliche Engführung dann eben in den staatlichen RU fließen zu lassen, so dass der Unterricht wenigstens "öffentlich" ist - das halte ich nun für völlig kontraproduktiv. Gut gemeint, schlecht gemacht.

 

Es macht sich nicht gut, wenn man versucht, eine Religion mit nur sehr wenig verfasster Theologie, dafür aber mit einem Verbleiben in alten Gesellschaftsstrukturen mit einer anderen, ziemlich aufgeklärten Religion mit einer sehr detaillierten Theologie gleich zu behandeln. So funktioniert das nicht.

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Der Religionsunterricht ist zwischen der Kirche und den kirchlichen Gemeinschaften und den Bundesländern in Staatsverträgen geregelt. Bestandteil der Religionsfreiheit ist, daß die öffentlich-rechtlichen Gemeinschaften den schulischen Religionsunterricht selbst veranstalten dürfen. Ein staatlich verantworteter Religionsunterricht wäre wohl verfassungswidrig. Du kannst die Muslime nicht in die Rechtsform der KdöR zwingen. Die Versuche einiger Bundesländer, dennoch muslimischen Religionsunterricht anzubieten, sind rechtlich höchst heikel. 

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Wäre es denn unmöglich, wenn z.B. die Schulelternräte eine Landeselternkonferenz wählen, die dann dann als KdöR  zur Organisation des schulischen Religionsunterrichts verfasst wäre?

(Oder man müsste halt das Staatskirchenrecht entsprechend ändern oder evtl. ein Islamgesetz nach österreichischem Vorbild verfassen.)

 

Im Moment ist ja einfach so, dass die Verfassung das Fach Religion quasi als einziges Fach verbindlich vorgibt, und Abweichungen sich nur mit Abweichungen begründen lassen, die vor 1949 bereits auf Landesebene etabliert waren.

Die Alternative wären Modelle wie Berlin, Brandenburg oder Bremen sie etabliert haben, nur ist das eben verfassungsrechtlich schwierig durchzusetzen.

 

Die Situation mit irgendwelchen Hinterhofkoranschulen ist, nach dem, was man darüber weiss, äusserst unbefriedigend. Die Frage ist dann, ob solche Einrichtungen nicht der staatlichen Zulassung bedürfen sollten?

Es ist jedenfalls in meinen Augen, auch im Lichte gegenwärtiger Diskussionen um Diskriminierung von Muslimen, keine einfach Geschichte:

-Erhalten Muslime keinen schulischen Religionsunterricht, wird behauptet werden, sie würden diskriminiert

-Außerschulischer Religionsunterricht neigt zu fragwürdigen Praktiken.

-Abschaffung des Religionsunterrichts für alle ist verfassungsrechtlich unmöglich.

 

Irgendwie wird man dieses Dilemma lösen müssen.

 

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@Shubashi

Eine Variante hast du noch vergessen:  Muslime erhalten schulischen Koranunterricht. Entweder entspricht der dann Koran und Islam in der heute üblichen Lesart, dann widerspricht er unserer Verfassung, oder er entspricht unserer Verfassung, dann widerspricht er Koran und Islam.

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vor 7 Stunden schrieb Shubashi:

Wäre es denn unmöglich, wenn z.B. die Schulelternräte eine Landeselternkonferenz wählen, die dann dann als KdöR  zur Organisation des schulischen Religionsunterrichts verfasst wäre?

(Oder man müsste halt das Staatskirchenrecht entsprechend ändern oder evtl. ein Islamgesetz nach österreichischem Vorbild verfassen.)

 

Im Moment ist ja einfach so, dass die Verfassung das Fach Religion quasi als einziges Fach verbindlich vorgibt, und Abweichungen sich nur mit Abweichungen begründen lassen, die vor 1949 bereits auf Landesebene etabliert waren.

Die Alternative wären Modelle wie Berlin, Brandenburg oder Bremen sie etabliert haben, nur ist das eben verfassungsrechtlich schwierig durchzusetzen.

 

Die Situation mit irgendwelchen Hinterhofkoranschulen ist, nach dem, was man darüber weiss, äusserst unbefriedigend. Die Frage ist dann, ob solche Einrichtungen nicht der staatlichen Zulassung bedürfen sollten?

Es ist jedenfalls in meinen Augen, auch im Lichte gegenwärtiger Diskussionen um Diskriminierung von Muslimen, keine einfach Geschichte:

-Erhalten Muslime keinen schulischen Religionsunterricht, wird behauptet werden, sie würden diskriminiert

-Außerschulischer Religionsunterricht neigt zu fragwürdigen Praktiken.

-Abschaffung des Religionsunterrichts für alle ist verfassungsrechtlich unmöglich.

 

Irgendwie wird man dieses Dilemma lösen müssen.

 

Muß man nicht, der Staat soll sich da heraushalten, wo es keine verbindlichen Verträge gibt. 

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es geht - wie bei Kirchens üblich -  um's Geld. ich kann nur für das Bundesland Bayern sprechen. Mit einem Freund, der sich sehr gut auskennt, hatte ich mal angesprochen, wie es dann wäre, mit einem ökumenischen Religionsunterricht. Ergebnis: Die Kirchen würden die Staatszuschüsse verlieren, zum Religionsunterricht.

 

und Kirche braucht doch Geld!

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Am 30.7.2018 um 11:20 schrieb Marcellinus:

@Shubashi

Eine Variante hast du noch vergessen:  Muslime erhalten schulischen Koranunterricht. Entweder entspricht der dann Koran und Islam in der heute üblichen Lesart, dann widerspricht er unserer Verfassung, oder er entspricht unserer Verfassung, dann widerspricht er Koran und Islam.

Das funktioniert doch bei der Bibel auch, also da würde ich mir keine Sorgen machen ....

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vor 9 Stunden schrieb Petrus:

es geht - wie bei Kirchens üblich -  um's Geld. ich kann nur für das Bundesland Bayern sprechen. Mit einem Freund, der sich sehr gut auskennt, hatte ich mal angesprochen, wie es dann wäre, mit einem ökumenischen Religionsunterricht. Ergebnis: Die Kirchen würden die Staatszuschüsse verlieren, zum Religionsunterricht.

 

und Kirche braucht doch Geld!

Was wiederum nur für die Kirchen zutrifft ... Wir wären ja berechtigt in bayerischen Schulen eigenen "Religionsunterricht" anzubieten. Zuschüsse kannst du da knicken, wir müssten alles aus eigener Tasche bezahlen. 

(Was uns momentan aber nicht stört, wir haben einen anderen Weg gefunden ;)

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Am 30.7.2018 um 11:01 schrieb Shubashi:

Wäre es denn unmöglich, wenn z.B. die Schulelternräte eine Landeselternkonferenz wählen, die dann dann als KdöR  zur Organisation des schulischen Religionsunterrichts verfasst wäre?

 

Da an die Anerkennung als KdÖR so einige Bedingungen geknüpft sind und bei zumindest einem Teil davon die Einhaltung mehr als zweifelhaft ist, dürfte das schwierig werden. 

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vor 13 Stunden schrieb Gallowglas:

Was wiederum nur für die Kirchen zutrifft ... Wir wären ja berechtigt in bayerischen Schulen eigenen "Religionsunterricht" anzubieten. Zuschüsse kannst du da knicken, wir müssten alles aus eigener Tasche bezahlen. 

(Was uns momentan aber nicht stört, wir haben einen anderen Weg gefunden ;)

 

Habt ihr mal sowas wie ein Konkordat versucht?

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Der RU ist Aufgabe des Staates, wird aber inhaltlich von den Religionsgemeinschaften bestimmt. Der Lehrplan wird aber vom Staat eingesehen - ein Aufruf zum heiligen Krieg ist da definitiv nicht drin.

 

Warum es so ist, hat was mit der Erfahrung mit dem NS-Regime zu tun: Übergriffigkeit in diesem Bereich schränkt das Recht des Bürgers auf Religionsfreiheit ein sowie das Recht der Eltern, ihre Kinder in ihrer Religon zu erziehen.

 

Andererseits erzwingt die religiöse Erziehung im öffentlichen Raum eine Erziehung zur Toleranz gegenüber anderen Weltanschauungen und Religionen. 

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