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Organspende - kirchliche/religioese Standpunkte


Long John Silver

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vor 12 Stunden schrieb Higgs Boson:

 

Keiner sagt, dass es Angehörigen leichter fällt, wenn der Verstorbene 'am Stück' verwest. Das Problem entsteht dort, wo sich Angehörige, sie sich in einer absoluten Ausnahmesituation befinden, nicht adäquat verabschieden können. Das kann auch ohne Hirntod und Organspende geschehen, doch wird ihnen auch noch die Organspendeentscheidung aufgehalst, kommen da noch ein paar Punkte hinzu. Dass man dann einfach emotional wird, ist kein Mangel, Menschen in dieser Situation mit Argumenten wie Deinen einfach unter Druck zu setzen, ist nicht besonders hilfreich.

 

Es kann eine Hilfe sein, sich sagen zu können: Jetzt haben ein paar andere Menschen ein etwas längeres und vor allen Dingen besseres Leben. Doch hilft das wenig, wenn man hinterher Stück für Stück herausfindet, dass man emotional unter Druck gesetzt und manipuliert wurde und außerdem das mit dem Hirntod nicht so eine ganz eindeutige Sache ist, wie sie auf den ersten Blick verkauft wird. Es ist zuwenig Zeit, um sich in dieser Situation wirklich in nötiger Tiefe damit zu beschäftigen. Das ist keine besonders gute Ausgangssituation, um den plötzlichen Tod eines Angehörigen zu verkraften. Da kommen nämlich Schuldgefühle hoch und die immer wiederkehrende Frage: War die angesichts der Manipulation und Halbwahrheiten die Entscheidung richtig?

 

Auf Manipulation reagiere ich grundsätzlich mit Verweigerung.

Mich macht sowas stinkwütend.

Das spricht, wie schon mehrfach wiederholt, ganz massiv für einen Organspenderausweis, aber keineswegs gegen Organspende.

 

Ich denke übrigens, daß Schuldgefühle der Angehörigen immer irgendwie auftreten (wer macht schon immer alles richtig und glaubt das auch noch). Ob die sich dann an einer Organspendeentscheidung festmachen oder anderswo dran ist eigentlich egal.

 

Und gegen die von dir vorgeworfene Manipulation hilft nur rechtzeitige Information. Also vor dem Hirntod. Unter Zeitdruck sind überlegte Entscheidungen einfach verdammt schwierig. Auch ohne jede Manipulation.

 

Noch was zur Aufklärung: Ein wesentlicher Aspekt einer ärztlichen Aufklärung besteht darin, dem Patienten die Folgen und möglichen Risiken einer ärztlichen Intervention klar zu machen. Denn der Patient muß nachher damit leben. Letzteres entfällt bei einem Organspender definitiv.

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Ich habe übrigens gar nichts gegen die Widerspruchsregelung. Die Menschen informieren sich exzessiv, wenn es um den Kauf eines Handys oder Autos geht, dann können sie das da auch. Im Netz steht alles. Wer will, der findet. 

Ich bin ein Freund persönlicher Freiheit.

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vor 2 Stunden schrieb rorro:

Ich habe übrigens gar nichts gegen die Widerspruchsregelung. Die Menschen informieren sich exzessiv, wenn es um den Kauf eines Handys oder Autos geht, dann können sie das da auch. Im Netz steht alles. Wer will, der findet. 

Ich bin ein Freund persönlicher Freiheit.

Das Problem sehe ich in der Praxis. Nochmal: wie soll der Arzt rechtssicher einen Widerspruch feststellen? Vielleicht braucht es dazu ein elektronisch erreichbares Widerspruchsregister, das der Arzt zwingend vor der Organentnahme abfragen muß. 

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Gerade eben schrieb kam:

Das Problem sehe ich in der Praxis. Nochmal: wie soll der Arzt rechtssicher einen Widerspruch feststellen? Vielleicht braucht es dazu ein elektronisch erreichbares Widerspruchsregister, das der Arzt zwingend vor der Organentnahme abfragen muß. 

Klingt nicht sonderlich anspruchsvoll.

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vor 15 Minuten schrieb kam:

Das Problem sehe ich in der Praxis. Nochmal: wie soll der Arzt rechtssicher einen Widerspruch feststellen? Vielleicht braucht es dazu ein elektronisch erreichbares Widerspruchsregister, das der Arzt zwingend vor der Organentnahme abfragen muß. 

 

Haben die Österreicher seit 1995.

bearbeitet von Julius
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Ups. Man sollte einen Thread fertig lesen, ehe man dazu etwas schreibt.

Als Ergänzung aber trotzdem noch: Die Organspenderegelung funktioniert in Österreich wirklich problemlos.
Und in der Praxis wird das sowieso so gehandelt, dass immer zuerst die Angehörigen gefragt werden, ob sie einverstanden sind.

bearbeitet von Ennasus
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vor 10 Stunden schrieb Moriz:
Am 8.9.2018 um 20:26 schrieb Frank:

Dazu kommt noch ein Gesellschaftspolitischer Gedanke. Ist der Staat eine Ansammlung von nebeneinander her lebender Individuen oder ist er eine Solidargemeinschaft?

In unserem freiheitlich demokratischen Staat werden wir nur begrenzt zur Solidarität gezwungen: Bei den Sozialversicherungen (wofür man in einem anderen Thread sicherlich gute Gründe finden könnte). Aber schon eine Pflicht zur Haftpflichtversicherung besteht im allgemeinen nicht (nur bei besonders gefahrengeneigten Tätigkeiten wie z.B. das Führen einen Kraftfahrzeuges).

Ja, genau deshalb halte ich von einer Widerspruchslösung nichts.

Nochmal: Mein Punkt war es nicht die Entscheidung "pro Organspende" zu erzwingen. Das "dafür" oder "dagegen" muss jeder für sich entscheiden.

Ist der Staat eine Solidargemeinschaft seiner Bürger kann er seinen Bürgern ein "Ist mir doch egal, mich interessiert das Thema nicht" nicht durchgehen lassen, dann darf und ich geh so weit zu sagen muss er einfordern das der Einzelne sich mit dem Thema auseinandersetzt. Zu welchem Ergebnis dann der Einzelne kommt, das geht dem Staat wiederum nichts an - da bin ich geh ich mit deinen Einwurf konform.

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vor 1 Stunde schrieb Frank:

Ist der Staat eine Solidargemeinschaft seiner Bürger kann er seinen Bürgern ein "Ist mir doch egal, mich interessiert das Thema nicht" nicht durchgehen lassen, dann darf und ich geh so weit zu sagen muss er einfordern das der Einzelne sich mit dem Thema auseinandersetzt.

 

Ja nun, in gewisser Weise fordert er diese Auseinandersetzung ja auch mit der Widerspruchslösung ein. Ehe ich widerspreche, werde ich mich wohl oder übel mit der Frage "Organspende ja oder nein" auseinandersetzen müssen. Im übrigen: Daraus, dass jemand nicht widerspricht, kannst Du nicht zwingend folgern, dass ihm das Thema egal sei und er sich nicht damit auseinandergesetzt habe. Einer Organentnahme nicht zu widersprechen, kann durchaus das Ergebnis einer solchen Auseinandersetzung sein. Du gehst mir jetzt doch ein bisschen zu weit mit Deiner Idee, Bürger zur Solidargemeinschaft erziehen zu müssen/wollen und sich dazu der Organspende als Vehikel zu bedienen (und das sage ich jetzt als jemand, der einer Einführung der Widerspruchslösung ziemlich reserviert gegenübersteht).

bearbeitet von Julius
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vor 10 Minuten schrieb Julius:
vor 28 Minuten schrieb Frank:

Ist der Staat eine Solidargemeinschaft seiner Bürger kann er seinen Bürgern ein "Ist mir doch egal, mich interessiert das Thema nicht" nicht durchgehen lassen, dann darf und ich geh so weit zu sagen muss er einfordern das der Einzelne sich mit dem Thema auseinandersetzt.

 

Ja nun, in gewisser Weise fordert er diese Auseinandersetzung ja auch mit der Widerspruchslösung ein. Ehe ich widerspreche, werde ich mich wohl oder übel mit der Frage "Organspende ja oder nein" auseinandersetzen müssen. Im übrigen: Daraus, dass jemand nicht widerspricht, kannst Du nicht zwingend folgern, dass ihm das Thema egal sei und er sich nicht damit auseinandergesetzt habe. Einer Organentnahme nicht zu widersprachen, kann durchaus das Ergebnis einer solchen Auseinandersetzung sein. Du gehst mir jetzt doch ein bisschen zu weit mit Deiner Idee, Bürger zur Solidargemeinschaft erziehen zu müssen/wollen und sich dazu der Organspende als Vehikel zu bedienen (und das sage ich jetzt als jemand, der einer Einführung der Widerspruchslösung ziemlich reserviert gegenübersteht).

Der Charme der aktuellen Regelung gegenüber der Widerspruchslösung besteht darin das sie quasi ergebnisoffen. Das will ich erhalten. Ich will niemanden drängen sich als Organspender zur Verfügung zu stellen (das macht ja gerade die Widerspruchslösung die unterstellt: "Du hast nicht widersprochen, also wirst du schon einverstanden sein" - geht meiner Ansicht nach gar nicht). Das Problem bei der derzeitigen Lösung: Wenn der Info-Brief von der Krankenkasse im Briefkasten liegt interessiert das am Ende keine Sau was man damit macht. Ungelesen in den Papierkorb, dafür entscheiden, dagegen entscheiden - alles gleich. Und mein Ansatz setzt eben da an das man hingeht und sagt: "Nö! Wenns um nen neues Handy geht kannst du Regalkilometer Bewertungen, Vergleiche und Beschreibungen lesen und vergleichen, dann kannst du das auch bei einem solch wichtigen Thema!"

Ist das Nudging? Natürlich! Ist es das und dem steh ich an sich auch eher reserviert gegenüber, es ist nicht Aufgabe des Staates seine Bürger zu erziehen. Auf der anderen Seite: Bei anderen Themen geschieht auch Nudging ohne das die freiheitlich-demokratische Grundordnung zusammengebrochen ist, erstens, und wichtiger, zweitens: Eine Entscheidungspflicht schneidet nicht so tief in die Grundrechte ein wie eine Widerspruchslösung.

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vor 9 Stunden schrieb Frank:

Ist das Nudging? Natürlich! Ist es das und dem steh ich an sich auch eher reserviert gegenüber, es ist nicht Aufgabe des Staates seine Bürger zu erziehen. Auf der anderen Seite: Bei anderen Themen geschieht auch Nudging ohne das die freiheitlich-demokratische Grundordnung zusammengebrochen ist, erstens, und wichtiger, zweitens: Eine Entscheidungspflicht schneidet nicht so tief in die Grundrechte ein wie eine Widerspruchslösung.

Für mich bleibt die Frage, wie oft eine Entscheidungsänderung in dem Modell möglich ist. Muss ich mich für ein Jahr oder länger festlegen? Beim Organspendeausweis ist die Sache simpel. Ich kann mir zwei oder drei verschiedene Versionen in den Nachttischschrank legen und je nach Stimmung den passenden Ausweis mit in den Tag nehmen.

Das ist wie mit dem Smartphone: Ich kann mein High-End-Gerät im Alltag benutzen und auf Reisen ein robustes Outdoorhandy mit geringem Stromverbrauch, im Auto die eingebaute Freisprecheinrichtung mit Radiointegration und so weiter. Außerdem kann ich mich jederzeit für ein neues Device entscheiden, wenn der Markt sich ändert (oder meine Anforderungen). 

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vor 6 Minuten schrieb OneAndOnlySon:
vor 10 Stunden schrieb Frank:

Ist das Nudging? Natürlich! Ist es das und dem steh ich an sich auch eher reserviert gegenüber, es ist nicht Aufgabe des Staates seine Bürger zu erziehen. Auf der anderen Seite: Bei anderen Themen geschieht auch Nudging ohne das die freiheitlich-demokratische Grundordnung zusammengebrochen ist, erstens, und wichtiger, zweitens: Eine Entscheidungspflicht schneidet nicht so tief in die Grundrechte ein wie eine Widerspruchslösung.

Für mich bleibt die Frage, wie oft eine Entscheidungsänderung in dem Modell möglich ist. Muss ich mich für ein Jahr oder länger festlegen? Beim Organspendeausweis ist die Sache simpel. Ich kann mir zwei oder drei verschiedene Versionen in den Nachttischschrank legen und je nach Stimmung den passenden Ausweis mit in den Tag nehmen.

Das ist wie mit dem Smartphone: Ich kann mein High-End-Gerät im Alltag benutzen und auf Reisen ein robustes Outdoorhandy mit geringem Stromverbrauch, im Auto die eingebaute Freisprecheinrichtung mit Radiointegration und so weiter. Außerdem kann ich mich jederzeit für ein neues Device entscheiden, wenn der Markt sich ändert (oder meine Anforderungen)

Die - berechtigte - Frage hat schon Julius gestellt.

1.: Der Personalausweis muss eh in regelmässigen Abständen erneuert werde (alle 5 Jahre?) - Neue Entscheidung? Neuer Perso? Also neuer Eintrag!

Das ist die eine Möglichkeit. eine andere:

2.: Ich weiss gar nicht wie das bei den neuen Personalausweisen ist, bei den alten kam nach einem Umzug einfach ein Aufkleber mit der neuen Adresse drauf. So kann ich mir das hier auch vorstellen. Von mir aus auch stündlich.

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vor 2 Stunden schrieb Frank:

Der Personalausweis muss eh in regelmässigen Abständen erneuert werde (alle 5 Jahre?)

 

10 Jahre, für die, die bei der Ausstellung älter als 24 Jahre sind, für Jüngere 6 Jahre.

 

vor 2 Stunden schrieb Frank:

bei den alten kam nach einem Umzug einfach ein Aufkleber mit der neuen Adresse drauf. So kann ich mir das hier auch vorstellen. Von mir aus auch stündlich


Stündlich möchte ich mir das eher weniger vorstellen, aber da fragst Du bitte mal besser die Angestellten auf den Rathäusern.

 

Ich kann meine Aversion gegen die von Dir präferierte "erzieherische" Variante einer Lösung nicht wirklich begründen - habe aber Zweifel daran, dass sich die Zahl derer, die ihre Bereitschaft zu Organspende erklären, damit tatsächlich wesentlich steigern bzw. in einem Ausmaß steigern lässt, das den dazugehörigen Verwaltungsaufwand rechtfertigt. Von meiner halsstarrigen Bockigkeit, mit der ich auf derlei späte Erziehungsversuche zu reagieren pflege, jetzt einmal ganz abgesehen.

Erich Mustermann, 25 Jahre alt, beantragt einen neuen Personalausweis. Damit auseinandergesetzt, ob er im Falle des Falles bereit wäre, künstlich am Leben erhalten zu werden, um als Organspender zu dienen, hat er sich noch nie. Darüber muss er noch nachdenken. Welche Zeit zum Nachdenken räumst Du ihm ein? Einen Tag, zwei Tage, zwei Wochen, zwei Monate? Und so lange er sich nicht entscheiden kann oder mag, gibt's eben keinen Personalausweis? Ich bitte Dich!

Wenn mir in dieser gerade mal konstruierten Situation jemand so käme, würde meine Entscheidung vermutlich in einem donnernden "ja wenn das soooo ist, dann erstmal NEIN" bestehen. Bei meiner sprichwörtlichen Faulheit wäre es obendrein fraglich, ob ich der Behörde zeitnah von einer Sinnesänderung Mitteilung machen würde. Mal unterstellt, Erich Mustermann entscheidet sich für ein "naja, warum eigentlich nicht" JA: die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem nächsten Organspendeskandal*) oder einer organspendekritischen Fernsehdoku die Mustermänner kurz entschlossen ihr JA in ein NEIN umwandeln, halte ich für wesentlich höher. Ärger und Wut sind schon eher dazu angetan, angeborene Trägheit mal zu überwinden.

*) PS: Seit einer Woche sitzt der Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Uniklinik Essen in Untersuchungshaft.

bearbeitet von Julius
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vor 19 Minuten schrieb Julius:

Erich Mustermann, 25 Jahre alt, beantragt einen neuen Personalausweis. Damit auseinandergesetzt, ob er im Falle des Falles bereit wäre, künstlich am Leben erhalten zu werden, um als Organspender zu dienen, hat er sich noch nie. Darüber muss er noch nachdenken. Welche Zeit zum Nachdenken räumst Du ihm ein? Einen Tag, zwei Tage, zwei Wochen, zwei Monate? Und so lange er sich nicht entscheiden kann oder mag, gibt's eben keinen Personalausweis? Ich bitte Dich!

Wenn mir in dieser gerade mal konstruierten Situation jemand so käme, würde meine Entscheidung vermutlich in einem donnernden "ja wenn das soooo ist, dann erstmal NEIN" bestehen. Bei meiner sprichwörtlichen Faulheit wäre es obendrein fraglich, ob ich der Behörde zeitnah von einer Sinnesänderung Gebrauch machen würde. Mal unterstellt, Erich Mustermann entscheidet sich für ein "naja, warum eigentlich nicht" JA: die Wahrscheinlichkeit, dass nach dem nächsten Organspendeskandal oder einer organspendekritischen Fernsehdoku die Mustermänner kurz entschlossen ihr JA in ein NEIN umwandeln, halte ich für wesentlich höher. Ärger und Wut sind schon eher dazu angetan, angeborene Trägheit mal zu überwinden.

Das ist meiner Beobachtung nach schon bei den Online-Ausweisfunktionen so. Man will (bzw. muss) einfach nur wieder einen neuen Ausweis haben. Im Zweifelsfall ist man schon durch das Buhei um die biometrischen Funktionen, die Wartezeit auf einem mit "trostlos" abschließend umschriebenen Behördenkorridor und die Gebührenankündigung in der richtigen Grundstimmung. Und dann fragt ein völlig ahnungsloser Sachbearbeiter nach dem Wunsch, den Ausweis im Internet zu nutzen, ohne dafür konkrete Vorteile nennen zu können. Die Antwort ist also regelmäßig "Nein".

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Ich verlinke jetzt mal zu Ausführungen von Axel Rahmel, dem medizinischen Direktor der Deutschen Stiftung für Organtransplantation. Der sieht, wenn ich ihn richtig verstanden habe, Handlungsbedarf primär woanders und nicht in einer über das Knie gebrochenen Einführung der Widerspruchslösung.
Ein Interview aus dem Jahre 2015,

und ein aktuelles: Die Zahl der Organspender ist im ersten Halbjahr 2018 gestiegen, die Zahl der Organtransplantationen ebenfalls. Warum auch bei hoher Organspendenbereitschaft (die ist in DE gar nicht sooo gering) beklagenswert wenige Organtransplantationen durchgeführt werden, liegt - so meint wenigstens Rahmel, und so sehe ich es übrigens auch - an teils ganz erheblichen Mängeln im Meldewesen. Statt Äktschen für eine Widerspruchslösung oder Erziehungsmaßnahmen via Personalausweis zu veranstalten, wäre der Hebel also zunächst einmal hier anzusetzen.

 

bearbeitet von Julius
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Am 7.9.2018 um 08:52 schrieb Frank:

"Tote bekommen keine Kinder"... Das mag sein. Nur: wie lebend (im biologischen wie im philosophischen Sinn) ist ein Mensch dessen Organismus von externen Maschinen "am laufen" gehalten wird?

 

Eine gute Frage. Und: Wie lebend (im biologischen wie im philosophischen Sinn) ist ein Mensch dessen Organismus von externen Menschen "am laufen" gehalten wird? Sagen wir mal in der leidigen Abtreibungsdebatte. (Ein Hinweis auf die strunz-polemische Rhetorik des obigen Wortes "extern" ist unnötig.)

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vor 27 Minuten schrieb GermanHeretic:
Am 7.9.2018 um 08:52 schrieb Frank:

"Tote bekommen keine Kinder"... Das mag sein. Nur: wie lebend (im biologischen wie im philosophischen Sinn) ist ein Mensch dessen Organismus von externen Maschinen "am laufen" gehalten wird?

 

Eine gute Frage. Und: Wie lebend (im biologischen wie im philosophischen Sinn) ist ein Mensch dessen Organismus von externen Menschen "am laufen" gehalten wird? Sagen wir mal in der leidigen Abtreibungsdebatte. (Ein Hinweis auf die strunz-polemische Rhetorik des obigen Wortes "extern" ist unnötig.)

Ich hab eine Ahnung worauf du hinaus willst, aber weiss ich ob meine Ahnungen zutreffend sind?

Also: Worauf willst du hinaus?

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vor 52 Minuten schrieb Frank:

Also: Worauf willst du hinaus?

 

Auf dasselbe wie DU. Wann ist ein Mensch ein lebender Mensch? So rein biologisch oder philosophisch.

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vor 37 Minuten schrieb GermanHeretic:

 

Auf dasselbe wie DU. Wann ist ein Mensch ein lebender Mensch? So rein biologisch oder philosophisch.

 

Rein naturwissenschaftlich ab Zeugung. Neue Organismen entstehen und entwickeln sich nicht darauf hin. Der Mensch entwickelt sich als Mensch, nicht zum Menschen. Zu Unterscheiden ist eben die Entwicklung zu einer bestimmten Spezies hin (laut Evolutionstheorie zufällig) und das Entstehen eines Organismus einer bestimmten Spezies.

 

Philosophisch ist alles möglich. Da die Suche nach der Wahrheit in der Philosophie derzeit abgeschafft ist, dient die Philosophie (hier im Bereich der Ethik) nicht selten der nachträglichen Rechtfertigung einer stattgehabten Meinungsänderung.

 

Juristisch, um rince aufzugreifen, ist es von Land zu Land unterschiedlich. Bei uns ab der ersten Wehe bzw. ab dann mit unverletzlichen Menschenrechten ausgestattet, vorher kann ein Tötungswunsch der Mutter das Lebensrecht des Kindes noch toppen. 

In den USA erst wenn der Kopf draußen ist (deswegen gibt es diese "schöne" partial birth abortion, wo das Kind, bis auf den Kopf draußen, noch das Gehirn abgesaugt bekommt. Ist legal). 

In Polen soweit ich weiß bereits ab Zeugung.

 

Aber das sprengt doch arg den Thread und dazu gibt es bereits viele.

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vor 21 Stunden schrieb rorro:

Aber das sprengt doch arg den Thread

 

Den Thread vielleicht, aber nicht das Thema. Gerade wenn hirntot nicht so wirklich tot ist und weil es phlosophisch, juristisch, ethisch sowie religiös durchaus unterschiedliche Ansichten zur Selbsttötung oder Einwilligung zur eigenen Fremdtötung gibt, ist das schon eine Betrachtung wert. Eine Organspende wäre ja eine Tötung, wenn hirntot als Merkmal des Nichtlebens nicht ausreichte. Ob's ein Delikt wäre, entschiede dann die Juristik.

Und bei der aktuell diskutierten Vorgehensweise der Standard-Orgenanspende, wenn kein Widerspruch vorliegt, reden wir von einer stumm eingewilligten Fremdtötung zu einem höheren Zwecke. Das ist durchaus philosophisch, ethisch sowie religiös interessant. Da bei solchen Diskussionen das verwendete Menschenbild von enormer Wichtigkeit ist, muß man sich shcon darüber klar und, wenn es denn am Ende römisch-juristisch wird, auch noch einig sein.

bearbeitet von GermanHeretic
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vor 2 Stunden schrieb GermanHeretic:

 

Den Thread vielleicht, aber nicht das Thema. Gerade wenn hirntot nicht so wirklich tot ist und weil es phlosophisch, juristisch, ethisch sowie religiös durchaus unterschiedliche Ansichten zur Selbsttötung oder Einwilligung zur eigenen Fremdtötung gibt, ist das schon eine Betrachtung wert. Eine Organspende wäre ja eine Tötung, wenn hirntot als Merkmal des Nichtlebens nicht ausreichte. Ob's ein Delikt wäre, entschiede dann die Juristik.

Und bei der aktuell diskutierten Vorgehensweise der Standard-Orgenanspende, wenn kein Widerspruch vorliegt, reden wir von einer stumm eingewilligten Fremdtötung zu einem höheren Zwecke. Das ist durchaus philosophisch, ethisch sowie religiös interessant. Da bei solchen Diskussionen das verwendete Menschenbild von enormer Wichtigkeit ist, muß man sich shcon darüber klar und, wenn es denn am Ende römisch-juristisch wird, auch noch einig sein.

Richtig. Der Staat würde hier über Dinge entscheiden, die ihn nichts angehen, ich glaube nicht, daß die Widerspruchslösung vor dem Bundesverfassungsgericht bestand hätte. 

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vor 2 Stunden schrieb GermanHeretic:

 

Den Thread vielleicht, aber nicht das Thema. Gerade wenn hirntot nicht so wirklich tot ist und weil es phlosophisch, juristisch, ethisch sowie religiös durchaus unterschiedliche Ansichten zur Selbsttötung oder Einwilligung zur eigenen Fremdtötung gibt, ist das schon eine Betrachtung wert. Eine Organspende wäre ja eine Tötung, wenn hirntot als Merkmal des Nichtlebens nicht ausreichte. Ob's ein Delikt wäre, entschiede dann die Juristik

Da die Tötung eines anderen nicht generell verboten, sondern in sehr eingeschränkten Sonderfällen erlaubt ist (Notwehr; aber auch die Durchführung einer lebensgefährlichen Operation) sehe ich hier juristisch kein unlösbares Problem.

Ein ethisches Argument könnte sein, daß mit dem Hirntod die Persönlichkeit vollständig und irreversibel erloschen ist und man fragen kann, was das Subjekt des Lebensschutzes beim Hirntod noch davon hat. Eine korrekte Hirntoddiagnostik selbstverständlich vorausgesetzt. Und von da aus überlegen, in wieweit es mit bzw. ohne explizite vorherige Einwilligung des Hirntoten erlaubt ist, ihn durch Entnahme wichtiger Organe zu töten. Oder als Alternative: Ihn durch Abschalten lebenserhaltender Maschinen zu töten. Oder ob es ethisch geboten ist, den Körper bis zum 'natürlichen' Tod künstlich am Leben zu halten. Wenn man letzteres verneint bleibt nur noch die Frage: Mit oder ohne Organe sterben.

bearbeitet von Moriz
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Da ich selber bereits ein Ersatzorgan habe, bin ich für die Organspende. Auch wenn es bei mir "nur" eine Hornhaut war, auf die ich 5 Jahre gewartet habe, ist jedes Warten auf ein neues Organ eine unerträgliche Zeit. Auch wenn meine Organe nicht mehr als Ersatz dienen können,  können diese immer noch in der  Forschung usw. weiterhelfen.

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vor 4 Stunden schrieb Doritmue:

 Auch wenn meine Organe nicht mehr als Ersatz dienen können,  können diese immer noch in der  Forschung usw. weiterhelfen.

 

Letzteres ist noch einmal ein ganz anderes Thema.

 

Allgemein 'für die Forschung' ist eher wenig nützlich, weil jede Forschung eigene Voraussetzungen hat. Aber wenn Du z.B. mit einer bestimmten Erkrankung an eine Universitätsklinik gehst, dann sind dich Chancen recht hoch, daß Du gefragt wirst, ob Du bereit bist, die Forschung zu unterstützen und sei es nur mit einer Blutprobe.

 

Nicht Forschung aber ebenso wichtige Lehre: Die Anatomischen Institute der Universitäten sind immer auf der Suche nach Körperspendern für die Ausbildung zukünftiger Mediziner. (Ja, Higgs Boson, da wirst du dann unfachmännisch in Einzelteile zerlegt. Von Leuten, die sowas zum ersten mal machen. Und das ganze dauert auch noch bald ein halbes Jahr, bis deine Liebsten dich beerdigen können. Aber erst, wenn du tot bist.)

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