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Wort-Gottes-Feier - Notnagel oder Chance?


nannyogg57

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vor 14 Stunden schrieb nannyogg57:

Ich schätze mal, ihr macht das jeden Sonntag. Bei uns ist das von Sonntag zu Sonntag unterschiedlich. 

 

Richtig, machen wir jeden Sonntag. Und jeden Sonntag haben wir keinen Pfarrer und keinen Pastor. Für uns ist das sozusagen Normalzustand. Allerdings finden die Lehrteile nur dann statt, wenn wenigstens 1er anwesend ist. Da die Kindergruppenstärke von keiner da (gelegentlich in den Ferien) bis hin zu 'oha, Vollversammlung' schwankt, ist das bisweilen schon eine echte Herausforderung :-)

 

Also, falls Du Interesse an nem Konzept hast - PM

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Mir gehen zu diesem Thema verschiedene Dinge durch den Kopf.

Ich habe selbst schon WGFs geleitet, hin und wieder , mit besonderer Beauftragung, und ja, man kann hier ganz viele Dinge gestalten. Wenn man die Kompetenz und die Motivation hat, dann können hier Dinge entstehen, die ein standardmäßig vor sich hin gebeteter oder misslungen extra gestalteter Gottesdienst eher schwer anstoßen könnte.

 

Nur: genau wie die Messe in ihrer heutige Form benötigt ein solcher Gottesdienst Leiter, die

  • ein sehr gutes Verständnis des tieferen Sinns einer solchen Feier haben
  • gut in der heiligen Schrift auskennen
  • in der Lage sind , einen Kontakt zu den Leuten in der Kirche aufzubauen
  • glaubwürdig und authentisch sind

M.a.W.: man braucht hier jemanden, der genauso gut ausgebildet ist, wie ein Hauptamtlicher, wenn man diese Feiern als die sonntägliche Feier vor Ort verstehen möchte.

 

Und hier ist das Dilemma: Einerseits ist es aus vielen Gründen wünschenswert, wenn die Ortsgemeinde am Sonntag in ihrem Ort zusammenkommt. Andererseits muss aber jedweder Eindruck vermieden werden, es handle sich hier um eine Konkurrenzveranstaltung zur Eucharistiefeier. Eigentlich ist es heute fast jedem Christen zuzumuten, sich in sein Auto zu setzen, und an einem anderen Ort Eucharistie zu feiern und eigentlich bedeutet das, dass die WGF in Deutschland praktisch niemals Ersatz für die Erfüllung der Sonntagspflicht sein kann. Das führt wiederum zu der Überlegung, dass es wünschenswert wäre, dass der Christ von heute in der WGF die Gemeinschaft vor Ort pflegt und dann sich aufmacht, die Sonntagspflicht an einem anderen Ort abzuleisten.

 

Das ist offensichtlich genauso unrealistisch wie der Wunsch, dass es einen Run auf die Priesterseminare geben möge. Alles in allem also werden die meisten Christen, wenn sie überhaupt noch davon ausgehen, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, entweder eine Eucharistiefeier woanders oder die WGF vor Ort besuchen, aber keinesfalls Beides.

 

Und jetzt sind wir Laien gefragt mit ein bisschen Ausbildung und wenn es gut läuft ein bisschen Begleitung für Gottes Lohn eine fromme Veranstaltung zweiter Klasse durchzuführen, damit niemand in den Verdacht kommt, man könne eine Aushöhlung der Sonntagspflicht insinuieren. Außerdem hat der Pfarrer dabei den angenehmen Nebeneffekt, dass er seine Hauptamtlichen nicht zu ungeliebten Terminen am Sonntag verpflichten muss.

 

Ich weiß, dass ich hier ein bisschen spitz bin, aber ich sehe hier wie in so manchen anderen Dingen ein Herumlavieren , bei dem man möglichst wenig Angriffspunkte nach oben bieten möchte und die Rede von der Chance nichts anderes als eine Verschleierung ist.

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Auf die Schnelle: Ich habe das noch gar nicht so gesehen. Hängt damit zusammen, dass ich zumindest theologisch und katechetisch vom Fach bin. Die Ausbildung bei uns sind drei Tage und sie ist für die kurze Zeit gut gemacht. Aber das ist natürlich nur wenig mehr als Nichts. Es gibt Weiterbildungsangebote, klar, aber da es Ehrenamtliche sind, hat da nicht jeder die Zeit für so was.

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Eine Pointe am Rande: In Rom gab es weiland ca. 200 Mithräen also Tempel des Mithraskults. Jedes Mithräum gehörte zu einer Gemeinde von ca. 70-100 Mitgliedern. Wurde die Gemeinde zu groß, wurde ein neues Mithräum gebaut. Also ähnlich wie es Higgs von den Freikirchen erzählte.

 

Ich bin mir nicht einig, ob dieses Vorgehen nicht gewisse Vorteile hätte.

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Wenn man SEIN groß schreibt, bei "sein Auto", dann könnte man das in einer kleinen Homilie theologisch entfalten. 

 

Aber danke für alles, was ihr geschrieben habt oder hier schreibt. Diesen Samstag folgt Teil zwei der Fortbildung und mir hilft jeder Post hier, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

 

Vielleicht auch anderen Leuten.

 

Unreflektiert vor mich hinkasperln ist in diesen Sachen nicht mein Ding.

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vor 9 Stunden schrieb Flo77:

Eine Pointe am Rande: In Rom gab es weiland ca. 200 Mithräen also Tempel des Mithraskults. Jedes Mithräum gehörte zu einer Gemeinde von ca. 70-100 Mitgliedern. Wurde die Gemeinde zu groß, wurde ein neues Mithräum gebaut. Also ähnlich wie es Higgs von den Freikirchen erzählte.

 

Ich bin mir nicht einig, ob dieses Vorgehen nicht gewisse Vorteile hätte.

 

Auf was stellst Du ab? Auf die absolute Zahl der Katholiken? Also tatsächlich ein "Tempel" pro 100 Katholiken?

 

Ansonsten: Viele neue "Tempel" hat man doch gebaut - in den 1960ern, als man diese - äh - charakteristischen Kirchen überall hinbaute.

 

Ich kenne ähnliche Vorgehensweisen auch aus dem Islam. Da baute man in Großstädten wie z.B. Amman oder auch Täbris Moscheen, die einen maximalen Abstand von 3-4km haben, so dass man von jedem Wohnhaus in maximaler Entfernung von 2km eine Moschee findet. Was nichts dran ändert, dass diese entweder dreiviertelleer sind (Jordanien) oder nur deswegen voll sind (Iran), weil die Religionswächter immer mal wieder Leute auf der Straße finden, die nicht schnell genug vor Beginn des Gebetes in ihre Wohnungen verschwunden sind, und diese freundlicherweise in die Moschee geleitet.

 

Es ist schwierig: Die Zahl der aktiven Christen wird immer geringer, die Zahl derer, die Priester / Pfarrer (ich sehe das als ökumenisches Problem) werden wollen, wird auch immer geringer. Dennoch besteht bei den wirklich Aktiven meistens auch ein Interesse an einer Gemeinschaft vor Ort, die über das Feiern von Gottesdiensten hinausgeht (ich lasse mal die altkatholische Mehrheitssicht außen vor, die eigentlich immer Eucharistiefeiern wünscht). Was macht man nun? Wenn man die kleine Gemeinde vor Ort schließt, dann geht der Rest auch noch unter. Andererseits kann man die Infrastruktur mangels Geld bzw. mangels Priester nicht erhalten.

 

Wir haben die ehrenamtlichen Priester. In steigender Zahl. Die können Strukturen vor Ort schaffen bzw. erhalten und auch die gewünschte Eucharistie feiern. Die RKK tut sich da schwerer. Zum einen gibt es das Konzept der ehrenamtlichen Priester zumindest in Deutschland nicht, zum anderen würde man wohl auch nur schwer welche finden, die sich dem verpflichtenden Zölibat unterwerfen, und als Gegenleistung dafür dann auch noch nicht bezahlt werden.

 

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vor 9 Stunden schrieb gouvernante:

Ich würde ja die Frage stellen, ob ihr primär als Lückenbüßer gedacht seid oder wirklich gewollt...

 

Wie soll das ein Gegensatz sein? Ist es schlimm an der zweitbesten Lösung beteiligt zu sein?

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Naja, niemand fühlt sich gerne als Lückenbüßer.

Aber so ist das mMn auch wirklich nicht gedacht.

Eine gute WGF kann deutlich besser sein als eine lieblos gehaltene Eucharisiefeier.

 

bearbeitet von mn1217
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vor 12 Stunden schrieb gouvernante:

  

vor 22 Stunden schrieb Mat:

Eigentlich ist es heute fast jedem Christen zuzumuten, sich in sein Auto zu setzen

In was für ein Auto?

In das Auto, was einen zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Freunden, zum Arzt etc. fährt.

 

Oder in das Auto des Gemeindemitgliedes von zwei-Straßen-weiter.

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vor einer Stunde schrieb rorro:

 

Wie soll das ein Gegensatz sein? Ist es schlimm an der zweitbesten Lösung beteiligt zu sein?

Das Frustpotential ist nicht unerheblich. Und da wir im Schnitt keine Ehrenamtlichenschwemme haben, halte ich es für nicht förderlich, Menschen gerade in Kernvollzügen der Glaubensexistenz dem auszusetzen.

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vor 19 Minuten schrieb rorro:

 

Warum eigentlich?

 

Richtig gute WGF-Leiter*innen bekommen meist die volle Ladung invidia clericalis zu spüren.

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vor 5 Stunden schrieb Lothar1962:

 

Auf was stellst Du ab? Auf die absolute Zahl der Katholiken? Also tatsächlich ein "Tempel" pro 100 Katholiken?

 

Ansonsten: Viele neue "Tempel" hat man doch gebaut - in den 1960ern, als man diese - äh - charakteristischen Kirchen überall hinbaute.

 

Ich kenne ähnliche Vorgehensweisen auch aus dem Islam. Da baute man in Großstädten wie z.B. Amman oder auch Täbris Moscheen, die einen maximalen Abstand von 3-4km haben, so dass man von jedem Wohnhaus in maximaler Entfernung von 2km eine Moschee findet. Was nichts dran ändert, dass diese entweder dreiviertelleer sind (Jordanien) oder nur deswegen voll sind (Iran), weil die Religionswächter immer mal wieder Leute auf der Straße finden, die nicht schnell genug vor Beginn des Gebetes in ihre Wohnungen verschwunden sind, und diese freundlicherweise in die Moschee geleitet.

 

Es ist schwierig: Die Zahl der aktiven Christen wird immer geringer, die Zahl derer, die Priester / Pfarrer (ich sehe das als ökumenisches Problem) werden wollen, wird auch immer geringer. Dennoch besteht bei den wirklich Aktiven meistens auch ein Interesse an einer Gemeinschaft vor Ort, die über das Feiern von Gottesdiensten hinausgeht (ich lasse mal die altkatholische Mehrheitssicht außen vor, die eigentlich immer Eucharistiefeiern wünscht). Was macht man nun? Wenn man die kleine Gemeinde vor Ort schließt, dann geht der Rest auch noch unter. Andererseits kann man die Infrastruktur mangels Geld bzw. mangels Priester nicht erhalten.

 

Wir haben die ehrenamtlichen Priester. In steigender Zahl. Die können Strukturen vor Ort schaffen bzw. erhalten und auch die gewünschte Eucharistie feiern. Die RKK tut sich da schwerer. Zum einen gibt es das Konzept der ehrenamtlichen Priester zumindest in Deutschland nicht, zum anderen würde man wohl auch nur schwer welche finden, die sich dem verpflichtenden Zölibat unterwerfen, und als Gegenleistung dafür dann auch noch nicht bezahlt werden.

 

Ein christliche Gemeinde kennt kein Maximum. Ob 50 oder 50.000 Katholiken ist im Prinzip nicht relevant - außer eben, daß eben nicht für eine Nachbarschaft Loretto-Kapellen (4x9 Meter?) gebaut werden, sondern am Maximalbedarf orientierte Versammlungshallen. Ich würde fast vermuten, daß ein Hauskirchenkonzept eher mehr Leute aktiviert als das Großgemeindenprinzip. Natürlich stellt sich dabei auch die Frage nach dem besonderen Priestertum, aber ich als Prä-Lateraner habe da vermutlich weniger Probleme die Eucharistie auch ohne geweihtes zölibatäres Haupt zu feiern.

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vor 6 Stunden schrieb gouvernante:

 

Richtig gute WGF-Leiter*innen bekommen meist die volle Ladung invidia clericalis zu spüren.

 

Ja und? Ich kenne auch Kleriker, die die Invidia Laicalis gut kennen. Da sollte man doch drüberstehen. Natürlich ist eine WGF nicht mit einer Eucharistiefeier zu vergleichen, aber der erfahrbare geistliche Gewinn kann viel größer sein als bei einer Hl. Messe.

Dennoch: klar ist es zweite Wahl. Solange man das weiß, ist doch alles gut. Er sich in der Kirche für Applaus engagiert sollte seine Motivation überdenken.

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vor 8 Stunden schrieb Flo77:

Ein christliche Gemeinde kennt kein Maximum. Ob 50 oder 50.000 Katholiken ist im Prinzip nicht relevant - außer eben, daß eben nicht für eine Nachbarschaft Loretto-Kapellen (4x9 Meter?) gebaut werden, sondern am Maximalbedarf orientierte Versammlungshallen. Ich würde fast vermuten, daß ein Hauskirchenkonzept eher mehr Leute aktiviert als das Großgemeindenprinzip. Natürlich stellt sich dabei auch die Frage nach dem besonderen Priestertum, aber ich als Prä-Lateraner habe da vermutlich weniger Probleme die Eucharistie auch ohne geweihtes zölibatäres Haupt zu feiern.

Eine überschaubare Gruppengröße, in der jeder jeden kennt, hat soziologisch wohl so 50 - 100 Mitglieder.

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Bis zu 300 klappt auch noch (das ist angeblich das Maß bis zu dem unser Hordengedächtnis noch funktioniert).

 

Interessant an den Miträen ist übrigens, daß sie nicht alle zur gleichen Zeit benutzt wurden, sondern je nach Bedarf ein neues gebaut oder ein nicht mehr benötigtes aufgegeben. Das widerspricht im Grunde der linearen Kontinuität der Kirche.

 

Die Manifestation der Kirche in unseren Breiten ist ziemlich statisch und ortsgebunden. Die Idee des "kanonischen Territoriums" wurde bei uns ja bis in die Pfarrei durchdekliniert.

Versteh' mich nicht falsch, ich bin durchaus ein Fan des kanonischen Territoriums. Die Einteilung in Patriarchate und Ritusgemeinschaften ist aus organisatorischen Gründen ja durchaus sinnvoll und heilige Orte sind ohne Zweifel Haltgeber der Gläubigen, aber können Steine nicht auch ein Hindernis sein?  Eine Gemeinschaft aus 25 oder 30 Familien/Haushalten, die gemeinsam eine Kapelle oder eine Hauskirche unterhält, dürfte einen anderen Zusammenhalt und auch ein anderes innergemeinschaftliches Interagieren hervorbringen als die letztlich durch "das Bistum" organisierte - je nach Größe weitgehend anonyme - Pfarrei.

 

Natürlich stellt sich die Frage nach dem Priestertum und der Eucharistie. Nun ist es kein Geheimnis, daß ich vom "Profipriestertum" wenig halte. Das mindert allerdings mitnichten die Notwendigkeit der Communio des Gemeindevorstehers (irgendwie gibt es im Deutschen keinen Begriff, der an dieser Stelle nichts mit Über- oder Unterordnung zu tun hat) mit dem apostolischen Kollegium und damit mit der Una Sancta.

 

Daß der Leiter der Liturgie (lex orandi - lex credendi, d.h. nicht nur der Glauben der Kirche ist einer, sondern auch ihr Beten ist eines) dieselbe beherrschen d.h. kennen, verstehen und führen muss ist logisch. Daß der Leiter der Liturgie in voller Communio im Glauben mit dem apostolischen Kollegium stehen muss, ist ebenfalls unbestritten. Für mich bleibt allerdings ein Restzweifel ob das Beherrschen der Liturgie und die Communio mit dem apostolischen Kollegium zwangsläufig ein klerikales Leben erfordern. Das bedeutet NICHT, daß ich den Klerus für überflüssig halte. Im Gegenteil. Allerdings sehe ich seine Aufgabe eher in der Mission und in der Vernetzung und Begleitung der Gemeinden und nicht in ihrer Leitung. Bleibt die Eucharistie und die Frage, ob sie die Aufgabe eines (in allen Bedeutungsebenen) "reinen" Klerus  ist oder eher das - ritualisierte - Handeln der Gemeinde der Gläubigen in dem sich Kirche situativ manifestiert.

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Ich lebe mehr oder weniger auf dem Land. Das heißt, in einer Gemeinde, die sich durch ihren Ort definieren kann, deren Grenzen nicht in die nächste Gemeinde überfließen.

 

Und da gibt es tatsächlich Familien, die sind seit mehreren Generationen Träger der Gemeinde. Zwar findet der Gottesdienst nicht in ihrem Hause statt, aber es wird sichtbar: Die Kontinuität beruht auf den Menschen vor Ort, nicht auf den Seelsorgern. Die Menschen sind die Kirche. Dass das Leben in so einer selbstbewussten Gemeinde für den amtierenden Pfarrer nicht einfach ist, das ist bei uns historisch dokumentiert: Ein Pfarrer in der Mitte des letzten Jahrhunderts sprach davon, es sei eine Strafe, in unserem Ort Pfarrer zu sein. Das war, als ihm die Leute vor Ort seine Grenzen aufgezeigt hatten.

 

Es gibt Gemeinden, die verkaufen ihre Seele für einen Priester, so lange es da einen gibt, der Ihnen die Messe liest. Aber irgendwie ist das in meinem Ort nicht die Tradition.

 

Man wird uns nicht mit einer Nachbargemeinde zu einem Pfarrverband zusammenschließen, wenn unser derzeitiger Pfarrer gehen wird. Das hat Vorteile und Nachteile. Es ist nicht gut, wenn man nicht bereit ist, pfarreiübergreifend zusammenzuarbeiten und Synergieeffekte zu nutzen, aber es ist nun einmal so: Da ist etwas da, das ist eine Einheit, eine Gemeinde, und die sollte man nicht zerstören.

 

Meine Gemeinde, Flughafenregion, hat in den letzten Jahrzehnten Integrationsarbeit auf höchstem Niveau geleistet, Flüchtlinge nach dem zweiten Weltkrieg, Gastarbeiter und Migranten integriert, und arbeitet ständig allein schon an den Veränderungen, die sich gesellschaftlich ergeben (Weswegen mir jedes Verständnis für Menschen in Chemnitz fehlt, die sich über Migranten aufregen. Ich sehe doch, was eine Gemeinde mit starkem Rückgrat darstellen kann, und wir haben den höchsten Anteil an Leuten mit Migrationshintergrund im Umland Münchens. Warum? Wir sind alle Migranten, irgendwie, auf der Suche nach Heimat).

 

Das alles müssen wir schaukeln und die Sache wird an uns, den Menschen vor Ort, hängen bleiben. Wo sie, der Tradition gemäß, auch gut aufgehoben ist.

 

Das ist die Geschichte meiner Gemeinde.

 

In diesem Kontext müssen wir weiter Gemeinde sein. Wenn uns der Weg nicht zu einer ordentlichen und dem Auftrag des Herrn entsprechenden Eucharistiefeiern führen wird, dann werden es wohl die WGFs sein müssen.

 

Das müssen wir durchziehen. Niveauvoll, reflektiert, wachsam.

 

Meine Gemeinde ist keine Revoluzzergemeinde. Wir sind auch nicht besonders heilig. Aber selbstbewusst. Wir sind die Kirche vor Ort. Pfarrer sind jederzeit willkommen. Als Gäste. Wenn sie bei uns beheimatet sein wollen, gut. Dann geben wir ihnen Heimat, nicht umgekehrt.

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vor 3 Stunden schrieb nannyogg57:

 

 

Meine Gemeinde, Flughafenregion, hat in den letzten Jahrzehnten Integrationsarbeit auf höchstem Niveau geleistet, Flüchtlinge nach dem zweiten Weltkrieg, Gastarbeiter und Migranten integriert, und arbeitet ständig allein schon an den Veränderungen, die sich gesellschaftlich ergeben (Weswegen mir jedes Verständnis für Menschen in Chemnitz fehlt, die sich über Migranten aufregen. Ich sehe doch, was eine Gemeinde mit starkem Rückgrat darstellen kann, und wir haben den höchsten Anteil an Leuten mit Migrationshintergrund im Umland Münchens. Warum? Wir sind alle Migranten, irgendwie, auf der Suche nach Heimat).

 

Das alles müssen wir schaukeln und die Sache wird an uns, den Menschen vor Ort, hängen bleiben. Wo sie, der Tradition gemäß, auch gut aufgehoben ist.

 

 

Um Chemnitz zu verstehen, muß man beachten, daß die Stadt beinah drei Generationen lang totalitär regiert wurde, es nur knapp 20 % Christen gibt und eine eigentliche Bürgerschicht nicht mehr vorhanden ist. Die christlichen Gemeinden, insbesondere die Katholiken, die eigentlich nur aus Zuwanderern bestehen, tun was sie können, aber ihnen fehlt der Rückhalt in großen Teilen der Bevölkerung. 

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vor 8 Stunden schrieb nannyogg57:

Wir sind alle Migranten, irgendwie, auf der Suche nach Heimat).

Oh mann... bzw.: Oh frau...

 

Du beschreibst eine Gemeinde, die auf dem genauen Gegenteil basiert, nämlich auf Menschen, die eben nicht auf der Suche nach Heimat sind sondern seit Generationen auf ihren Höfen sitzt und durch Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte - und vermutlich gemeinsamer Gene - miteinander verwoben sind. Sie sind in ihrer Heimat und nur dadurch überhaupt in der Lage anderen ein Heimatgefühl zu vermitteln.

 

Du solltest dem allmächtigen auf Knien danken, daß ihr diese Familien habt.

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vor 9 Stunden schrieb nannyogg57:

Ich lebe mehr oder weniger auf dem Land. Das heißt, in einer Gemeinde, die sich durch ihren Ort definieren kann, deren Grenzen nicht in die nächste Gemeinde überfließen.

 

Und da gibt es tatsächlich Familien, die sind seit mehreren Generationen Träger der Gemeinde. Zwar findet der Gottesdienst nicht in ihrem Hause statt, aber es wird sichtbar: Die Kontinuität beruht auf den Menschen vor Ort, nicht auf den Seelsorgern. Die Menschen sind die Kirche.

 

Wenn der Priester zur Gemeinde tritt, dann tritt das apostolische Amt zur Gemeinde - die Gemeinde besteht nicht aus Priester und Anhang, sondern das Amt kommt zur bereits bestehenden Gemeinde, tritt ihr besonders nach der Liturgiereform wirklich gegenüber. "Kirche" ist viel mehr als beides, nämlich in Gänze die Ortskirche - nicht die Gemeinde, sondern das Bistum.

 

Zitat

Wenn uns der Weg nicht zu einer ordentlichen und dem Auftrag des Herrn entsprechenden Eucharistiefeiern führen wird, dann werden es wohl die WGFs sein müssen.

 

Das ist dann besonders bitter, wenn - wie sicher in Eurer Gemeinde geschehen, oder? - es intensive gemeinsame Bemühungen in Gebet und Ansprache(!) gibt, junge Männer für das Amt des Priesters zu begeistern.

bearbeitet von rorro
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vor 13 Stunden schrieb Flo77:

Oh mann... bzw.: Oh frau...

 

Du beschreibst eine Gemeinde, die auf dem genauen Gegenteil basiert, nämlich auf Menschen, die eben nicht auf der Suche nach Heimat sind sondern seit Generationen auf ihren Höfen sitzt und durch Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte - und vermutlich gemeinsamer Gene - miteinander verwoben sind. Sie sind in ihrer Heimat und nur dadurch überhaupt in der Lage anderen ein Heimatgefühl zu vermitteln.

 

Du solltest dem allmächtigen auf Knien danken, daß ihr diese Familien habt.

Ich denke, die sollten auf Knien für die vielen Menschen danken, die zugewandert sind und ihre Gemeinde bereichern ...

 

Spaß beiseite. Das Schöne bei uns ist: Alle sind mehr oder weniger dankbar, dass es die Einheimischen und die Zuagrosten gibt, die jeweils anderen eben.

 

Nur Leute, die abwandern, scheinen irgendwie nicht verstanden zu haben, was meinen Ort so liebenswert macht. Seltsame, im Nachhinein sehr oft traurige Leute.

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Tag 2 der Fortbildung. Man muss mir nichts über Liturgie erzählen, das kann ich selbst. Aber die Fortbildung ist nicht für Leute wie mich konzipiert, also geht das in Ordnung.

 

Spürbar wird: Es geht um die Ermächtigung von Laien, das Gebet der Kirche anzuleiten.

 

Man wird ja vom Bischof beauftragt. Man macht das nicht ohne seinen Auftrag.

 

Das ist so was speziell Katholisches, das ich gut nachvollziehen kann: Was auch immer man tut nach dieser Beauftragung - Andachten, WGFs, Rosenkranz, Tagzeitenliturgie ... leiten - man tut es mit der Großkirche im Rücken. Das ist kein privates Gebet, es ist kirchliches Gebet. Boah.

 

Ich kann die schlaueste Liturgiewissenschaftlerin des Erdkreises sein, ohne das Go meines Bischofs ist es kein Gebet der Kirche.

 

Nebenbei entfalten sich die Abgründe und Highlights des Gotteslobes (Hier ist das Rollenbuch der Gemeinde gemeint), interessante Webseiten können entdeckt werden.

 

WGFs können auf andere sinnenhafte Zeichen der Liturgie zurückgreifen: Evangeliar, Weihrauch, Kerzen, Wasser ...

 

Das wird ein langer Weg. Ich tue mir schon schwer, ein Lied anzustimmen, nicht, weil ich nicht singen kann oder will, sondern weil ich irgendwie im Boden versinken will, wenn ich Gesang leiten soll (Eigentlich sollten wir als Religionslehrer ja mit den Kindern singen, aber ich muss mich wegen der Leitungsfunktion dazu überwinden. Keine Ahnung, warum das so ist).

 

Auf alle Fälle werde ich meine Allergie gegen Gelabber im Rahmen einer liturgischen Feier weiter kultivieren. Dann meine Abneigung gegen Langeweile. Und zugute kommt mir mein Sinn für Dramaturgie, das heißt die Regeln für Spannungsbögen zu beachten.

 

WGFs sind aus der Not geboren. Aber das heißt nicht, dass man nicht aus der Not eine Tugend machen kann.

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