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Der Begriff des Rechten und Linken


Xamanoth

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vor 8 Minuten schrieb Flo77:

Das Paradoxe daran ist, daß ich Egalité nicht als "linken Begriff" einordne. Im Gegenteil ist dieses Prinzip für mich konservativ besetzt und als Gegenpol zu Genderwahn und Minderheitenprivilegierung zu verstehen.

 

Sage besser: was ehemals als links galt, ist mittlerweile (fast) rechts. Was wieder nur bestätigt, daß "rechts" wie "links" keine absoluten Begriffe sind, sondern nur historisch zu verstehen, und über weite Strecken mittlerweile bar jedes Inhalts und nur noch Ressentiment.

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vor einer Stunde schrieb Xamanoth:

Handlungen bzw Einsichten, die entweder auf zwingenden logischen Schlussfolgerungen, Tatsachenbeobachtungen oder Schlussfolgerungen aus Tatsachenbeobachtungen beruhen. Vernünftig also.

Gut, das kann man oder nicht. Diese Fähigkeit ist aber unabhängig von politischer Gesinnung.

Die Schlussfolgerungen aus den Tatsachenbeobachtungen fallen halt unterschiedlich aus.

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vor 7 Minuten schrieb Marcellinus:

 

Du magst schnell lesen, aber was hast du aus 1000 Seiten britischer Geschichte gelernt? Wohl gemerkt, das ist kein Vorwurf gegen dich. Ich habe mir diese Frage während meines Geschichtsstudiums gestellt, und das ist nun reichlich 4 Jahrzehnte her. Solange man Geschichte als eine Abfolge von individuellen, letztlich zufälligen Handlungen ansieht, kommt man nie zu einem Ende. Die Historiker haben daher die Geschichte auch bisher mindestens jede Generation neu geschrieben.

 

Dabei sind die Ereignisse eigentlich gleich geblieben, nur die Interpretation wechselt, und hängt letztlich ab vom Geschmack des jeweiligen Historikers. Deshalb sind die Geschichtswissenschaften wie die Menschenwissenschaften allgemein höchstens Inventarwissenschaften. Zwar häuft man eine Menge Einzeltatsachen an, nur mangelt es an zuverlässigen und überprüfbaren Modellen von Zusammenhängen, die dann gern durch außerwissenschaftliche, politische, soziale oder religiöse Vorurteile und Wertungen ersetzt werden.

 

Und so ist jedes Bild, das die Historie zeichnet, wie die Farbe des Glases, durch das man es sieht. Nötig wäre ein Schritt in Richtung auf Menschenwissenschaften als theoretisch-empirische Wissenschaften, in denen die Entwicklung der Modelle von Zusammenhängen mit den Tatsachenbeobachtungen Schritt hält.

Ich wusste vorher nicht, das Heinrich II einiges vorweggenommen hatte, was ich vorher als Novität des preußischen Verwaltungsrechts unter Friedrich und dessen Vater betrachtet hatte. Und ich hatte davor die Einzelinhalte der Magna Carta nicht mehr präsent.

 

Aber du hast natürlich recht: was Plutarch über Perikles schreibt entspricht den Tatsachen nach dem was ich in einem Buch über griechische Früheschichte von 2017 gelesen habe.

 

bearbeitet von Xamanoth
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vor 19 Minuten schrieb Xamanoth:

Ja schon. Aber : ich habe gerade einen 1000seitigen Wälzer über britische Geschichte durch, jetzt folgen ein paar Bücher über das alte Testament, parallel endlich Tolstoi. Ich spiegle die Frage die du mir kürzlich bzgl Zeitungen stelltest : wo die Zeit hernehmen? (Dabei lese ich relativ schnell)

Hättest ja länger Sabbatical machen können.

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Gerade eben schrieb mn1217:

Hättest ja länger Sabbatical machen können.

6 Monate reichen. Ich brauche ein Feld zum diskutieren und eine Bühne zum vortragen. Foren sind ein mäßiger Ersatz.

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vor 20 Minuten schrieb Xamanoth:

Ja schon. Aber : ich habe gerade einen 1000seitigen Wälzer über britische Geschichte durch, jetzt folgen ein paar Bücher über das alte Testament, parallel endlich Tolstoi. Ich spiegle die Frage die du mir kürzlich bzgl Zeitungen stelltest : wo die Zeit hernehmen? (Dabei lese ich relativ schnell)

Welchen? Macaulay? Überaus lesenswert und schön geschrieben.

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Gerade eben schrieb Xamanoth:

6 Monate reichen. Ich brauche ein Feld zum diskutieren und eine Bühne zum vortragen. Foren sind ein mäßiger Ersatz.

Oh je,deine Kollegen müssen da herhalten? Die armen. Lass sie auch Mal arbeiten.

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vor 7 Minuten schrieb mn1217:

Oh je,deine Kollegen müssen da herhalten? Die armen. Lass sie auch Mal arbeiten.

Es mag erstaunen, aber diskutieren und Vorträge halten war kein Spleen neben der Arbeit, sondern die bezahlte Arbeitsaufgabe selbst, und wird es wieder sein.

bearbeitet von Xamanoth
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vor 25 Minuten schrieb Flo77:

Das Paradoxe daran ist, daß ich Egalité nicht als "linken Begriff" einordne. Im Gegenteil ist dieses Prinzip für mich konservativ besetzt und als Gegenpol zu Genderwahn und Minderheitenprivilegierung zu verstehen.

 

Die Gleichheit der Lebensverhältnisse halte ich in sesshaften Kulturen für unmöglich durchzusetzen. Und eine Rückkehr zum Wildbeuterdasein wird schwierig bis unmöglich durchzusetzen sein.

Ob es durchzusetzen ist, ist für die Einteilung links-rechts unmaßgeblich. Maßgeblich ist, ob es in dem jeweiligen politischen Lager einen anzustrebenden Wert darstellt.

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vor 11 Minuten schrieb mn1217:

Gut, das kann man oder nicht. Diese Fähigkeit ist aber unabhängig von politischer Gesinnung.

 

Nein, diese "Fähigkeit" ist eine Illusion, allerdings eine für den, der behauptet sie zu besitzen, eine sehr schmeichelhafte. Das ist allerdings auch der einzige Vorteil dieser Fantasievorstellung.

 

vor 13 Minuten schrieb mn1217:

Die Schlussfolgerungen aus den Tatsachenbeobachtungen fallen halt unterschiedlich aus.

 

Wo sie nicht auf Tatsachenbeobachtungen beruhen, ja. Da wir uns aber schon lange nicht mehr auf Tatsachen einigen können, viele sogar Tatsachenbeobachtungen eher danach bewerten, ob sie jeweils ins eigenen Weltbild passen oder nicht, darf man sich über die gegenwärtige Phase der Orientierungslosigkeit nicht wundern. Nicht nur die Briten leben in einer Traumwelt und weigern sich beharrlich, aufzuwachen. Zumindest uns übrigens Europäer geht's genauso.

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Naja, ob Person A weniger Geld hat als Person B,lässt sich leicht feststellen. Aber die Schlussfolgerungen daraus sind "rechts" und "links" unterschiedlich. Nur als Beispiel.

bearbeitet von mn1217
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vor 25 Minuten schrieb mn1217:

Naja, ob Person A weniger Geld hat als Person B,lässt sich leicht feststellen. Aber die Schlussfolgerungen daraus sind "rechts" und "links" unterschiedlich. Nur als Beispiel.

 

Nur sind die meisten Tatsachen nicht so einfach zu beobachten, bzw. fällt es leichter, sie zu übersehen, sie umzuinterpretieren oder schlicht zu leugnen. 

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Was ist links?

 

Ich versuche jetzt mal ein positives Bild eines Linken zu beschreiben.

 

Menschen leben in unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Man kann nicht umhin festzustellen, dass es sowohl einen "Teufelskreis" des Reichtums gibt als einen Teufelskreis der Armut: Wer reich ist, dem gelingt es leichter zu noch mehr Reichtum zu kommen. Wer aber nichts zum Investieren hat, der kann seine Lebensverhältnisse meist nicht verbessern und bleibt arm. TP hat das am Beispiel von Stiefeln erklärt: Ein reicher Mann kauft sich für 100 Ankh-Morpork-Dollar ein Paar Stiefel mit Ledersohle, die 10 Jahre lang halten. Ein armer Mann kauft sich für 20 Ankh-Morpork-Dollar ein Paar Stiefel mit Pappsohle, die ein Jahr halten. Er kann nicht in teure Stiefel investieren. Nach 10 Jahren hat aber der arme Mann mehr Geld für Stiefel ausgegeben als der reiche, weil er sich jedes Jahr ein neues Paar kaufen muss.

 

Deshalb setzt linke Politik tatsächlich auf Veränderung, nämlich auf Chancengleichheit. Linke Politik behandelt also den reichen Mann schlechter als den armen Mann. Sie sieht den Unterschied zwischen beiden nicht in deren Veranlagung, sondern in deren Voraussetzungen, und versucht auszugleichen, was dem armen Mann an Chancen fehlt. Die normalen Gesetze des freien Marktes bewirken tatsächlich eine Anhäufung von Kapital bei einigen wenigen, weshalb linke Politik den freien Markt reguliert. Linke Politik steuert den Extremen entgegen, die der freie Markt bewirkt, und die ungerecht sind, weil nicht der Fleißige, sondern der Reiche belohnt wird.

 

Linke Politik erkennt, dass der freie Markt eine Grenze hat, nämlich die Ressourcen dieser Erde. Eine ständige Anhäufung von Kapital kann nur stattfinden, wenn dieses Kapital der Erde entnommen wird, die aber allen Menschen (und Lebewesen) gehört. Deswegen geht linke Politik davon aus, dass eigentlich die Gesamtheit dessen, was die Erde zu bieten hat, allen gemeinsam gehört und nicht einigen wenigen, und dass der Wettbewerb dort Grenzen hat, wo er die Erde unmäßig zerstört.

 

Tatsächlich, so Harari, gibt es einen Widerspruch und eine Konkurrenz zwischen dem Wert "Freiheit" und dem Wert "Gleichheit". Denn Gleichheit bedarf der Regulation, die der Freiheit entgegensteht. 

Hier muss man aber bedenken, worin "Freiheit" besteht: Freiheit des Marktes ist ein Widerspruch zur Gleichheit. In diesem Punkt hat Harari Recht. Freiheit ist aber ein weiterer Begriff: Er bedeutet eben auch eine Freiheit des durch die Gesetze des freien Marktes beschränkten armen Mannes. Für die Linken fällt Freiheit und Chancengleichheit zusammen.

 

Linke Politik versucht also den Menschen Freiheit zu verschaffen, die durch die Gesetze des freien Marktes marginalisiert werden: In diesem Sinne setzt sich linke Politik auch für Wirtschaftsmigranten ein, die auf dem globalen freien Markt unterwegs sind nach besseren Chancen. Linke Politik unterscheidet nicht zwischen Menschen, die dazu gehören, und jenen, die nicht dazu gehören: Sie sieht in jedem Menschen zunächst den Menschen und interessiert sich nicht dafür, woher der Betreffende kommt.

 

Da der Kapitalismus ein internationales System ist, macht linke Politik nicht Halt vor den Grenzen der Nationen, ganz einfach. Linke Politik ist nicht ausgerichtet auf das Eigeninteresse der Nation, sondern anerkennt die Rechte und Bedürfnisse aller Menschen auf dieser Welt.

 

Linke Politik ist notwendig, um den naturgegebenen Chauvinismus menschlicher Systeme, die blind sind für das Anliegen dieser Erde, ins Lot zu bringen und auszugleichen. Linke Politik ist sich bewusst, dass diese Erde uns Menschen nicht braucht. Sie versteht, dass die natürliche Evolution auch dazu führen kann, dass die Gier der Menschen das Ende der Menschheit bedeuten könnte. In diesem Sinne verhält sich linke Politik tatsächlich aus Selbstschutz vordergründig unnatürlich, tatsächlich aber im Sinne der Menschheit vernünftig. 

 

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vor 4 Stunden schrieb nannyogg57:

Linke Politik ist nicht ausgerichtet auf das Eigeninteresse der Nation, sondern anerkennt die Rechte und Bedürfnisse aller Menschen auf dieser Welt.

Genau das ist das Problem. Die Regierung eines Staates und ihre Politiker haben sich primär um die Interessen des eigenen Landes und der eigenen Bevölkerung, die sie gewählt haben, zu kümmern.

 

Was ich aber bei der linken Politik sehe und kritisiere, ist die Wahnvorstellung, man sei für das Schicksal der ganzen Welt verantwortlich. 

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Long John Silver
vor 8 Stunden schrieb nannyogg57:

Was ist links?

 

Ich versuche jetzt mal ein positives Bild eines Linken zu beschreiben.

 

Menschen leben in unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Man kann nicht umhin festzustellen, dass es sowohl einen "Teufelskreis" des Reichtums gibt als einen Teufelskreis der Armut: Wer reich ist, dem gelingt es leichter zu noch mehr Reichtum zu kommen. Wer aber nichts zum Investieren hat, der kann seine Lebensverhältnisse meist nicht verbessern und bleibt arm. TP hat das am Beispiel von Stiefeln erklärt: Ein reicher Mann kauft sich für 100 Ankh-Morpork-Dollar ein Paar Stiefel mit Ledersohle, die 10 Jahre lang halten. Ein armer Mann kauft sich für 20 Ankh-Morpork-Dollar ein Paar Stiefel mit Pappsohle, die ein Jahr halten. Er kann nicht in teure Stiefel investieren. Nach 10 Jahren hat aber der arme Mann mehr Geld für Stiefel ausgegeben als der reiche, weil er sich jedes Jahr ein neues Paar kaufen muss.

 

Deshalb setzt linke Politik tatsächlich auf Veränderung, nämlich auf Chancengleichheit. Linke Politik behandelt also den reichen Mann schlechter als den armen Mann. Sie sieht den Unterschied zwischen beiden nicht in deren Veranlagung, sondern in deren Voraussetzungen, und versucht auszugleichen, was dem armen Mann an Chancen fehlt. Die normalen Gesetze des freien Marktes bewirken tatsächlich eine Anhäufung von Kapital bei einigen wenigen, weshalb linke Politik den freien Markt reguliert. Linke Politik steuert den Extremen entgegen, die der freie Markt bewirkt, und die ungerecht sind, weil nicht der Fleißige, sondern der Reiche belohnt wird.

 

Linke Politik erkennt, dass der freie Markt eine Grenze hat, nämlich die Ressourcen dieser Erde. Eine ständige Anhäufung von Kapital kann nur stattfinden, wenn dieses Kapital der Erde entnommen wird, die aber allen Menschen (und Lebewesen) gehört. Deswegen geht linke Politik davon aus, dass eigentlich die Gesamtheit dessen, was die Erde zu bieten hat, allen gemeinsam gehört und nicht einigen wenigen, und dass der Wettbewerb dort Grenzen hat, wo er die Erde unmäßig zerstört.

 

Tatsächlich, so Harari, gibt es einen Widerspruch und eine Konkurrenz zwischen dem Wert "Freiheit" und dem Wert "Gleichheit". Denn Gleichheit bedarf der Regulation, die der Freiheit entgegensteht. 

Hier muss man aber bedenken, worin "Freiheit" besteht: Freiheit des Marktes ist ein Widerspruch zur Gleichheit. In diesem Punkt hat Harari Recht. Freiheit ist aber ein weiterer Begriff: Er bedeutet eben auch eine Freiheit des durch die Gesetze des freien Marktes beschränkten armen Mannes. Für die Linken fällt Freiheit und Chancengleichheit zusammen.

 

Linke Politik versucht also den Menschen Freiheit zu verschaffen, die durch die Gesetze des freien Marktes marginalisiert werden: In diesem Sinne setzt sich linke Politik auch für Wirtschaftsmigranten ein, die auf dem globalen freien Markt unterwegs sind nach besseren Chancen. Linke Politik unterscheidet nicht zwischen Menschen, die dazu gehören, und jenen, die nicht dazu gehören: Sie sieht in jedem Menschen zunächst den Menschen und interessiert sich nicht dafür, woher der Betreffende kommt.

 

Da der Kapitalismus ein internationales System ist, macht linke Politik nicht Halt vor den Grenzen der Nationen, ganz einfach. Linke Politik ist nicht ausgerichtet auf das Eigeninteresse der Nation, sondern anerkennt die Rechte und Bedürfnisse aller Menschen auf dieser Welt.

 

Linke Politik ist notwendig, um den naturgegebenen Chauvinismus menschlicher Systeme, die blind sind für das Anliegen dieser Erde, ins Lot zu bringen und auszugleichen. Linke Politik ist sich bewusst, dass diese Erde uns Menschen nicht braucht. Sie versteht, dass die natürliche Evolution auch dazu führen kann, dass die Gier der Menschen das Ende der Menschheit bedeuten könnte. In diesem Sinne verhält sich linke Politik tatsächlich aus Selbstschutz vordergründig unnatürlich, tatsächlich aber im Sinne der Menschheit vernünftig. 

 

 

Mhm. 

 

Nach meiner Erfahrung ist "linke Politik" einseitig und indoktrinierend und in gewissen Bereichen und Vorgehensweisen menschenverachtend.  Dass man sich offiziell auf die Fahnen schreibt oder als Credo vor sich hertraegt, dass man als einzige die Welt  verbessern koennte und dabei den totalen Durchblick hat und die einzig guten Rezepte, bedeutet nicht, dass man frei ist von Inhumantiaet, persoenlichen Neurosen und Interessen und einem Tunnelblick. 

 

Der Tunnelblick stellt sich generell ein bei Leuten, die eine Doktrin vertreten (egal nun welcher Farbe) oder bei denen ein ideologisches Weltbild den Verstand ausschaltet und den Ueberblick verhindert. Natuerlich ist dieses nichts, was "linke Politik" als Alleinstellungsmerkmal haette. 

 

Das penetrane Weltverbesserung-Syndrom und die Meinung , man habe das gelbe vom Ei gefressen und alle anderen seien entweder moralisch nicht integer oder unwillens oder einfach  noch nicht richtig umerzogen, macht "linke Politik" und Weltanschauung allermeistens unertraeglich. 

 

Du siehst, so kann sich die Draufsicht auf etwas grundsaetzlich unterscheiden. 

 

KIeine Anekdote am Rand: Ich habe mich bereits als Kind fuer Tierschutz und Umwelt interessiert. Als dann das Thema politisch wurde, gab es genuegend Leute, die mir rasch das Etikett Gruen aufpappten, nur weil ich fuer bestimmte Belange eintrete und sich meine Auffassungen und Ziele mit bestimmten Zielen sogenannter  "Gruener Politik" zufaellig decken. Ich habe diese Ziele aus ganz anderen Gruenden als ideologischen, und ein Programm wuerde ich nie daraus machen oder eine politische Richtung dabei vertreten. Ich setze mich auch noch fuer andere, mir wichtige Dinge ein, aber ich bin sehr skeptisch, wenn Leute, egal aus welchem Lager ankommen und mich vereinnahmen wollen fuer sich, da kommt meistens unterm Strich nichts wirklich Gutes heraus. Das einzige, was ich denke erkannt haben ist, dass es unfrei und unklug macht, sich politschen Richtungen anzuschliessen und alles aus einem bestimmten Blickwinkel zu sehen. Dass Leute individuell, aus verschiedensten Gruenden punktuell bestimmte gemeinsame Ziele haben koennen, ohne sich einer politischen Weltanschauung zugehoerig zu fuehlen oder sich ihr anzuschliessen, ist eine ganz andere Sicht. 

 

(Ich muss dazu sagen, dass es bei uns hier links und rechts im europaeischen Sinn eher nicht gibt. Weder Demokraten noch Republikaner lassen sich in das europaeische Schema richtig einordnen (obwohl es in beiden Parteien Grupppierungen gibt, auf die es zutrifft. Jedoch sind die Demokraten nicht die Linken und die Republikaner nicht die Rechten. Aber das ist ein anderes Thema, es sei hier nur am Rand bemerkt).

 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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Da sieht man sehr schön, daß links wie rechts erst einmal nur eine Richtung in der Auseinandersetzung um gesellschaftliche Veränderungen ist. Die Industriearbeiterbewegung war mal links, weil ihre Interessen zusammengingen mit der Industrialisieung, wie auch die Interessen des industriellen Bürgertums, nur auf eine andere Art und Weise. Heute geht die Entwicklung eher weg von der klassischen Industrie, und entsprechend sind die Interessen der beiden industriellen Klassen (oder was davon noch übrig ist), eher rückwärtsgerichtet, also rechts. Wo sich ihre Interessenvertretung dem zu folgen versucht, geht sie auch nach rechts, und verliert damit ihre ideologischen Grundlagen, wo sie sich eher ideologisch als links versteht, verliert sie ihre Basis.

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Ja, ja, es ist schon ein Kreuz mit Rechts und Links. Meine Frau kann nur sehr schlecht rechts und links unterscheiden, ich dagegen bin ein rechter Linker.:D

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vor 1 Stunde schrieb Mistah Kurtz:

 

Meiner Meinung nach setzt Du zu Unrecht Linke Politik mit Umweltpolitik gleich. Linke Politik hat andere Zielrichtungen, bei ihr ist die Umwelt in der Regel stets diesen anderen Zielen - etwa Schaffung von Arbeitsplätzen etc. - untergeordnet. Linke Politik ist von diesen Zielrichtungen her notwendig industriefreundlich. Ist sie das nicht, verliert sie ihr Wählerpotential.

 

Das ist es ja, was gerade der SPD in Deutschland passiert. Die Arbeiter sehen immer weniger Grund sie zu wählen, denn sie sehen sich zunehmend immer weniger von ihr vertreten, und die, na, sagen wir mal bürgerlichen Linken, die nie Arbeiter waren und ohnehin eigentlich eher der Klassenfeind sind, strömen zu der hipperen Grünbewegung. Man kann mit Blick auf das gegenwärtige Deutschland zu recht sagen, dass die SPD als linke Partei von den Grünen gerade kannibalisiert wird, sozusagen ausgeschlachtet, und dass die SPD darauf keine Antwort hat.

 

Eigentlich müsste die SPD, wenn sie überleben will, sich gegen die Grünen wenden, sich beispielsweise mit jenen rd. 5000 Menschen - Arbeiter und Angestellte samt Familienangehörige - solidarisieren, die diese Woche vor dem Bosch-Werk in Feuerbach/Stuttgart demonstrierten. Nicht gegen Bosch, sondern gegen eine Industriepolitik, die sie ziemlich sicher ihren Arbeitsplatz kosten wird. Diese Menschen fühlen sich sogar von der eigenen Gewerkschaft im Stich gelassen, mehr noch: sogar die Vertreter der Gewerkschaft vor Ort fühlen sich von der IG Metall im Stich gelassen. Nun solidarisiert sich aber die SPD nicht mit diesen Menschen, sie hat längst ganz andere Ziele, hat in der Hinsicht ihre linken Grundsätze von einst aufgegeben, statt Solidarität und Kampf für die eigenen Schutzbefohlenen, übt sie sich lieber in internationaler Solidarität in allen möglichen Bereichen. Was Wunder, dass sie eine immer geringere Bedeutung hat. Was Wunder, dass sie viele ihrer Schutzbefohlenen, die sprichwörtlichen kleinen Leute, ausgerechnet an die AfD verloren hat. 

Mir ist auch nicht klar, was an Ökologie „links“ sein soll; gerade von vielen Linksparteilern und in linken Medien werden die Grünen gerade NICHT als linke Partei betrachtet (was ich für falsch halte).

 

Ökologie an sich passt m.E. überhaupt nicht ins rechts/links-Schema; höchstens die Art der Maßnahmen mit denen ökologischen Hersusfirderungen begegnet wird.

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vor 14 Stunden schrieb nannyogg57:

Was ist links?

 

Ich versuche jetzt mal ein positives Bild eines Linken zu beschreiben.

 

Menschen leben in unterschiedlichen Lebensverhältnissen. Man kann nicht umhin festzustellen, dass es sowohl einen "Teufelskreis" des Reichtums gibt als einen Teufelskreis der Armut: Wer reich ist, dem gelingt es leichter zu noch mehr Reichtum zu kommen. Wer aber nichts zum Investieren hat, der kann seine Lebensverhältnisse meist nicht verbessern und bleibt arm. TP hat das am Beispiel von Stiefeln erklärt: Ein reicher Mann kauft sich für 100 Ankh-Morpork-Dollar ein Paar Stiefel mit Ledersohle, die 10 Jahre lang halten. Ein armer Mann kauft sich für 20 Ankh-Morpork-Dollar ein Paar Stiefel mit Pappsohle, die ein Jahr halten. Er kann nicht in teure Stiefel investieren. Nach 10 Jahren hat aber der arme Mann mehr Geld für Stiefel ausgegeben als der reiche, weil er sich jedes Jahr ein neues Paar kaufen muss.

 

Deshalb setzt linke Politik tatsächlich auf Veränderung, nämlich auf Chancengleichheit. Linke Politik behandelt also den reichen Mann schlechter als den armen Mann. Sie sieht den Unterschied zwischen beiden nicht in deren Veranlagung, sondern in deren Voraussetzungen, und versucht auszugleichen, was dem armen Mann an Chancen fehlt. Die normalen Gesetze des freien Marktes bewirken tatsächlich eine Anhäufung von Kapital bei einigen wenigen, weshalb linke Politik den freien Markt reguliert. Linke Politik steuert den Extremen entgegen, die der freie Markt bewirkt, und die ungerecht sind, weil nicht der Fleißige, sondern der Reiche belohnt wird.

 

Linke Politik erkennt, dass der freie Markt eine Grenze hat, nämlich die Ressourcen dieser Erde. Eine ständige Anhäufung von Kapital kann nur stattfinden, wenn dieses Kapital der Erde entnommen wird, die aber allen Menschen (und Lebewesen) gehört. Deswegen geht linke Politik davon aus, dass eigentlich die Gesamtheit dessen, was die Erde zu bieten hat, allen gemeinsam gehört und nicht einigen wenigen, und dass der Wettbewerb dort Grenzen hat, wo er die Erde unmäßig zerstört.

 

Tatsächlich, so Harari, gibt es einen Widerspruch und eine Konkurrenz zwischen dem Wert "Freiheit" und dem Wert "Gleichheit". Denn Gleichheit bedarf der Regulation, die der Freiheit entgegensteht. 

Hier muss man aber bedenken, worin "Freiheit" besteht: Freiheit des Marktes ist ein Widerspruch zur Gleichheit. In diesem Punkt hat Harari Recht. Freiheit ist aber ein weiterer Begriff: Er bedeutet eben auch eine Freiheit des durch die Gesetze des freien Marktes beschränkten armen Mannes. Für die Linken fällt Freiheit und Chancengleichheit zusammen.

 

Linke Politik versucht also den Menschen Freiheit zu verschaffen, die durch die Gesetze des freien Marktes marginalisiert werden: In diesem Sinne setzt sich linke Politik auch für Wirtschaftsmigranten ein, die auf dem globalen freien Markt unterwegs sind nach besseren Chancen. Linke Politik unterscheidet nicht zwischen Menschen, die dazu gehören, und jenen, die nicht dazu gehören: Sie sieht in jedem Menschen zunächst den Menschen und interessiert sich nicht dafür, woher der Betreffende kommt.

 

Da der Kapitalismus ein internationales System ist, macht linke Politik nicht Halt vor den Grenzen der Nationen, ganz einfach. Linke Politik ist nicht ausgerichtet auf das Eigeninteresse der Nation, sondern anerkennt die Rechte und Bedürfnisse aller Menschen auf dieser Welt.

 

Linke Politik ist notwendig, um den naturgegebenen Chauvinismus menschlicher Systeme, die blind sind für das Anliegen dieser Erde, ins Lot zu bringen und auszugleichen. Linke Politik ist sich bewusst, dass diese Erde uns Menschen nicht braucht. Sie versteht, dass die natürliche Evolution auch dazu führen kann, dass die Gier der Menschen das Ende der Menschheit bedeuten könnte. In diesem Sinne verhält sich linke Politik tatsächlich aus Selbstschutz vordergründig unnatürlich, tatsächlich aber im Sinne der Menschheit vernünftig. 

 

Ich danke dir . 

 

Wo öiegt eigentlich der Widerspruch zu meiner Darstellung? Abgesehen von dem von mir nicht erwähnten Aspekt der Universalität (den ich in der Tat für ein linkes Kernelement halte?)

 

der Unterschied liegt nicht in der Beschreibung sondern der Wertung.

 

Du findest gut und notwendig , was ich für schlecht und schädlich halte. Macht doch nichts.

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vor 4 Minuten schrieb nannyogg57:

Ist Chancengleichheit schädlich?

Kommt drauf an. Wenn man damit den gleichen Zugang zu Bildungseinrichtungen meint nein, wenn man eine Kollektivierung der Erziehung und eine krasse Erbschaftssteuer meint ja.

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Chancengleichheit gibt es nicht umsonst. Und ja, ich denke da an Bildungschancen. Der freie Markt richtet das nicht.

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vor 8 Minuten schrieb nannyogg57:

Chancengleichheit gibt es nicht umsonst. Und ja, ich denke da an Bildungschancen. Der freie Markt richtet das nicht.

Ich bin auch für gleiche Bildungschancen - ein Urliber-ales Ideal. Ob dies links ist, ist allerdings strittig, meinetwegen ist es links und ich finde das trotzdem gut.

 

Damit erreichst du aber noch keine Chancengleichheit. Der Einfluss des jeweiligen Elternhauses, sowohl was Wissen als was Geld betrifft, bleibt erheblich. Echte Chancengleichheit würde erhebliche Eingriffe in Eltern- und Erbrecht erfordern. Und das lehne ich ab.

 

Von den unterschiedlichen Chancen eines Bayrischen Wohlstands- und indischen Slumkindes gar nicht zu reden.

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