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Wie entstehen kirchliche Feste?


Howe

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Interessant, und für Nichtkatholiken vielleicht auch befremdlich, ist die Entstehung des Kirchenfestes Fronleichnam. Dieses „Fest“ gibt es schon seit 1264, es wurde durch Urban IV. allgemein eingeführt, und geht auf eine Vision der Nonne Juliana von Lüttich zurück. Diese heilige Frau hatte zum Erstenmal im Jahre 1209 eine „Vision“ als sie den vollen Mond erblickte, der einen dunklen Fleck aufwies. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das runde Kirchenjahr bedeute und der dunkle Fleck auf seiner Oberfläche das Fehlen eines Kirchenfestes zur Verehrung des heiligen Brotes. Unbekannt ist ob in dem Kloster zu der Zeit schon Bier gebraut wurde – Belgien ist ja bekannt für besonders kräftige Biere aus Klosterbrauereien! Das „Jupiler“ aus der Lütticher-Brauerei dürfte es z.Zt. der hl. Juliane wohl noch nicht gegeben haben, sonst ließe sich die „Vision“ nach dem Genuss dieses Gesöffs erklären. Interessant auch, dass Fronleichnam heutzutage in Belgien kein gesetzlicher Feiertag ist. Gut für all jene aus NRW und RP welche Fronleichnam nicht feiern wollen und statt dessen lieber in Belgien einkaufen gehen.

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Könnte man den Threadtitel nicht vielleicht erweitern in „wie entsteht die Besessenheit von unwichtigen Themen“?

 

Werner

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vor 4 Stunden schrieb Werner001:

Könnte man den Threadtitel nicht vielleicht erweitern in „wie entsteht die Besessenheit von unwichtigen Themen“?

 

Werner

Na klar, "man" könnte auch fragen warum du auf ein unwichtiges Thema so besessen reagierst.

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vor 5 Stunden schrieb Howe:

Interessant auch, dass Fronleichnam heutzutage in Belgien kein gesetzlicher Feiertag ist.

So ungewöhnlich ist das nun auch nicht. Im erzkatholischen Irland ist am Donnerstag auch ein ganz normaler Arbeitstag.

Das ist aber auch klar geregelt: dort, wo Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, wird am darauffolgenden Sonntag nachgefeiert.

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vor 25 Minuten schrieb Suzanne62:

So ungewöhnlich ist das nun auch nicht. Im erzkatholischen Irland ist am Donnerstag auch ein ganz normaler Arbeitstag.

Das ist aber auch klar geregelt: dort, wo Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, wird am darauffolgenden Sonntag nachgefeiert.

Das ist doch ok so. Wem dieser Festtag wichtig ist der feiert bestimmt auch am darauf folgenden Sonntag. Mit Geburtstagen ist es ja aehnlich. 

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Long John Silver
vor 16 Stunden schrieb Howe:

Interessant, und für Nichtkatholiken vielleicht auch befremdlich, ist die Entstehung des Kirchenfestes Fronleichnam. Dieses „Fest“ gibt es schon seit 1264, es wurde durch Urban IV. allgemein eingeführt, und geht auf eine Vision der Nonne Juliana von Lüttich zurück. Diese heilige Frau hatte zum Erstenmal im Jahre 1209 eine „Vision“ als sie den vollen Mond erblickte, der einen dunklen Fleck aufwies. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das runde Kirchenjahr bedeute und der dunkle Fleck auf seiner Oberfläche das Fehlen eines Kirchenfestes zur Verehrung des heiligen Brotes. Unbekannt ist ob in dem Kloster zu der Zeit schon Bier gebraut wurde – Belgien ist ja bekannt für besonders kräftige Biere aus Klosterbrauereien! Das „Jupiler“ aus der Lütticher-Brauerei dürfte es z.Zt. der hl. Juliane wohl noch nicht gegeben haben, sonst ließe sich die „Vision“ nach dem Genuss dieses Gesöffs erklären. Interessant auch, dass Fronleichnam heutzutage in Belgien kein gesetzlicher Feiertag ist. Gut für all jene aus NRW und RP welche Fronleichnam nicht feiern wollen und statt dessen lieber in Belgien einkaufen gehen.

 

 Bei uns ist weder Fronleichnam noch Karfreitag ein offizieller Feiertag. 

Ob etwas ein offizieller Feiertag ist hat mit dem spirituellen Gehalt von religioesen Festen nichts zu tun. 

 

Und was sok das immerl mit diesem "fuer Nichtkatholiken befremdlich"?  Die Zeiten sind doch hoffentlich vorbei, wo man sich gegenseitig wegen so etwas anfeindet oder unverstaendlich reagiert. 

bearbeitet von Long John Silver
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Wobei ich finde, daß "Nachfeiern" (und das gilt für Kirchenfeste wie für Geburtstage) eigentlich ein Verhalten kontra naturam ist und nur davon zeugt, daß der Mensch nicht mehr im Einklang mit sich und der Natur lebt.

 

Dieses Verschieben aus ökonomischen bzw. "praktischen" Gründen ist doch nur äußeren Zwängen geschuldet.

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Interessant finde ich an kirchlichen Festzeiten, daß sie vollkommen konträr zu sonstigem Festverhalten laufen. Normalerweise bereitet man eine Party freudig vor, und wenn sie vorbei ist, ist sie vorbei.

Kirchlicherseits ist die Vorbereitung von Buße geprägt (bzw. sollte so sein), und nach dem Hochfest beginnt erst die eigentliche Festzeit.

bearbeitet von rorro
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Kirchliche Feste entstehen, weil ein Bedürfnis besteht, dieses Fest zu feiern. Der ursprünglichste Feiertag ist der Sonntag, der ist sogar biblisch. Andere Feste im Jahreskreis kannte man lange nicht.

 

Das erste Fest im Jahreskreis war Ostern, das sich 150 n.Chr. in den Quellen das erste Mal nachweisen lässt, hier aber schon als etabliertes Fest genannt wird. Sie fand als Ganznachtsfeier statt.

 

Das nächste Fest war dann Weihnachten 329 der 6. Januar im Osten, 354 der 25. Dezember im Westen. Anlass dürften die christologischen Debatten gewesen sein, die damals die Christen beschäftigten.

 

Nebenher scheint es ein, meist ortsgebundenes Gedenken für Verstorbene, speziell Märtyrer, gegeben haben, deren an ihrem jährlichen Todestages gedacht wurde. Daraus haben sich die Namenstage entwickelt.

 

Ende des 4. Jahrhunderts begann dann auch die Entfaltung des Osterfestes in Palmsonntag, Gründonnerstag usw. Man wollte praktisch die letzten Tage Jesu in Jerusalem nachfeiern. 

 

Das Fronleichnamsfest ist die liturgische Antwort auf das IV. Laterankonzil, das 1215 die Tabernakelfrömmigkeit förderte und eben auch die Schaufrömmigkeit. Damals war so eine Nonne mit Vision ein ziemlich überzeugender Impuls, man bemerkt aber auch, dass die kirchlichen Autoritäten gefragt waren.

 

Nicht alle kirchlichen Feste haben also im Hintergrund eine so fromme Legende, manchmal wird sie einfach auch nachgereicht, so die Legende, Maria hätte dem heiligen Dominikus den ersten Rosenkranz übergeben.

 

Was ganz schlecht funktioniert, das sind Feste, die ohne wirkliches Bedürfnis bei den Christenmenschen von oben her diktiert werden: Mir fällt da der Barmherzigkeitssonntag ein, der Sonntag nach Ostern.

 

Zwischen dem, was von oben gewollt wird, und dem, was sich tatsächlich durchsetzt, klafft schon eine Lücke: Zum Beispiel gab es im Mittelalter sehr wohl Initiativen und auch Vorschriften von oben, es sollten nicht mehr so viele Messen gelesen werden. Aber die sind verpufft, weil die Menschen eben damals glaubten, je mehr Messen sie für ihre Verstorbenen lesen ließen, desto schneller kämen diese aus dem Fegefeuer.

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vor 57 Minuten schrieb nannyogg57:

...Aber die sind verpufft, weil die Menschen eben damals glaubten, je mehr Messen sie für ihre Verstorbenen lesen ließen, desto schneller kämen diese aus dem Fegefeuer.

Frühere Generationen werden gerne als ein bischen beschränkt dargestellt. Die Nachgeborenen werden das wohl ebenfalls so sehen.

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vor 7 Stunden schrieb Merkur:

Frühere Generationen werden gerne als ein bischen beschränkt dargestellt. Die Nachgeborenen werden das wohl ebenfalls so sehen.

Und?

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vor 9 Stunden schrieb Merkur:

Frühere Generationen werden gerne als ein bischen beschränkt dargestellt. Die Nachgeborenen werden das wohl ebenfalls so sehen.

Als "beschränkt" würde ich die Altvordern an dieser Stelle nicht brzeichnen. Für die Messopferflut gab es ja Gründe, "Influenzer", Traditionen.

 

Dem Wunsch der Bevölkerung entgegenzutreten hätte eine gigantische Aufklärungs- und Bildungsoffensive benötigt, die über die spätere lutherischen Volksbildung weit hätte hinausgehen müssen.

 

Daß dafür keine Ressourcen vorhanden waren ist offensichtlich.

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Am 21.6.2019 um 22:40 schrieb nannyogg57:

Nicht alle kirchlichen Feste haben also im Hintergrund eine so fromme Legende, manchmal wird sie einfach auch nachgereicht, so die Legende, Maria hätte dem heiligen Dominikus den ersten Rosenkranz übergeben.

 

Man lernt nie aus.
Mir ist ja schon das Annahaupt bzw. der Kult um die heilige Anna suspekt.


 

bearbeitet von Alfons
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vor einer Stunde schrieb Alfons:

 

Man lernt nie aus.
Mir ist ja schon das Annahaupt bzw. der Kult um die heilige Anna suspekt.
 

 

Annahaupt - davon habe ich jetzt gerade zum erstenmal gehört/gelesen.
Der Annenkult ist bei uns in der Region mal sehr verbreitet gewesen - in Fridingen im Donautal ist das Annafest ("Anna Selbdritt") noch heute DAS Ereignis, das Weihnachten und Ostern übertrifft. Dabei haben die keine Annakirche, sondern nur eine Annakapelle. Dort hatte sich ein Einsiedler niedergelassen, der vor 250 Jahren das Annafest begründete (Kapelle und Einsiedelei wurden vor ein paar Jahren aufwändig restauriert).  Im Gefolge der Säkularisation war das Fest verboten worden, die Fridinger und die Menschen aus der Umgebung übertraten dieses Verbot aber so geflissentlich, dass es 50 Jahre später immerhin offiziell wieder geduldet wurde.  Seit 1869 ist es wieder offiziell erlaubt und hat seitdem stetig an Bedeutung zugenommen, so dass es irgendwann sogar auf zwei Tage ausgedehnt wurde.

bearbeitet von Julius
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vor 17 Minuten schrieb Julius:

Annahaupt - davon habe ich jetzt gerade zum erstenmal gehört/gelesen.

 

1 Million Besucher während der Anna-Oktav!
Na gut, die kommen natürlich zu 99 Prozent nicht wegen des geklauten Schädelknochens von Marias unbiblischer Großmutter, sondern wegen der dazu gehörenden Annakirmes...

 

Nachtrag: Das wäre dann ja auch eine Antwort auf die Frage, die am Anfang dieses Threads steht: Wie entstehen kirchliche Feste? In diesem Fall, also der Dürener Anna-Oktav und der dazu gehörenden Wallfahrt, durch einen Diebstahl.

 

bearbeitet von Alfons
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Es gibt ja den Wilgefortis-Kult. Kunsthistorisch wird er mit dem Unverständnis des Barocks gegenüber den romanischen Kreuzen erklärt. Es gab aber auch ein anderes Bedürfnis, das diesen Kult beförderte:

Adelige Frauen, die - wie die heilige Wilgefortis - gegen ihren Willen verheiratet wurden, konnten sich mit ihr identifizieren.

 

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Aufgrund der räumlichen Nähe zu meinen Wurzeln rechne ich Christina zu meinen Familienpatronen, wobei ich zugeben muss, daß ich von ihren Visionen bisher noch nichts gelesen habe.

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vor 9 Minuten schrieb nannyogg57:

Es gibt ja den Wilgefortis-Kult. Kunsthistorisch wird er mit dem Unverständnis des Barocks gegenüber den romanischen Kreuzen erklärt. Es gab aber auch ein anderes Bedürfnis, das diesen Kult beförderte:

Adelige Frauen, die - wie die heilige Wilgefortis - gegen ihren Willen verheiratet wurden, konnten sich mit ihr identifizieren.

 

Der Hintergrund klingt aber schon sehr nach der Geschichte der Heiligen Barbara.

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vor 2 Minuten schrieb Flo77:

Der Hintergrund klingt aber schon sehr nach der Geschichte der Heiligen Barbara.

Ja, aber Wilgefortis hat mit ihrem Bart-Wunder schon ein bisschen mehr Drive, würde ich sagen.

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Dieses Haupt Johannes des Täufers ist aus Holz. Seit 1963 wird es in der Klosterkirche Münsterlingen aufbewahrt und wird da - bedingt durch die Klimaerwärmung - wohl auch noch eine Weile aufbewahrt werden. Ansonsten wurde es seit 1573 bei jeder Seegfrörne (Bodensee so zugefroren, dass er zu Fuß überquert werden kann) in einer feierlichen Prozession über das Eis zum gegenüberliegenden Ufer getragen und blieb dort bis zur nächsten Seegfrörne, dann wechselte er wieder zum anderen Ufer. Hier haben ihn - 1963 - die Schweizer aus Münsterlingen im deutschen Hagnau ab- und zurückgeholt.
Wer wann warum damit angefangen hat? Nix genaues weiss man nicht.

bearbeitet von Julius
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Am ‎21‎.‎06‎.‎2019 um 22:40 schrieb nannyogg57:

 

Das nächste Fest war dann Weihnachten 329 der 6. Januar im Osten, 354 der 25. Dezember im Westen. Anlass dürften die christologischen Debatten gewesen sein, die damals die Christen beschäftigten.

 

 

 

Haben sich die Weihnachtsdaten echt schon so früh aufgeteilt? Damals gab es doch noch lange keine Trennung in Ost- und Westkirche.

 

Ich dachte immer, die Orthodoxen Kirchen hätten Gregs Kalenderreform nicht mitgemacht und feiern weiterhin am 25. Dezember im Julianischen Kalender, was auf den 6. Januar im Gregorianischen Kalender fällt.

bearbeitet von Moriz
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Alle feiern zweimal Weihnachten: Am 25.12. und am 6.1..

Aber durch die gregorianische Kalenderreform sind diese Daten nicht mehr synkron: Außer den Kirchen, die zur griechischen Metropolie gehören, feiern die östlichen Kirchen, von uns aus gerechnet den 7.1. als den 25.12., gerechnet nach dem julianischen Kalender.

Das ist derzeit so nahe an unserem Dreikönigsfest, dass gerne gesagt wird, die Ostkirche feiere den 6.1. als den Weihnachtsfeiertag statt dem 25.12.

Und natürlich verleitet die Tatsache, dass der erste Weihnachtstermin, der 6.1., zuerst im Osten auftauchte, zu diesem Gedanken.

Aber das ist so nicht richtig. Sogar Religionsschulbücher sitzen diesem Gedanken auf. Bedauerlich.

 

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