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Rechtliche Stellung des OFS (Franziskanischer Dritter Orden)


Franziskaner

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In dem Thread über den synodalen Weg im Forum "Kirche im Wandel" hat Chrysologus die Auffassung vertreten, dass die sakramentale und die juristische Macht im Priesteramt zusammenfallen. D.h., wenn ich das richtig verstanden habe, dass alle Leitungspositionen in der Kirche an das Weiheamt gebunden sein müssen.

 

Mich interessiert nun (und das wäre eine Frage hauptsächlich an Chrysologus, aber auch an andere, die seine Auffassung teilen), wie die aus dieser Sicht Organisationsstruktur im OFS  (Ordo Franciscanus Saecularis, der Dritte Orden der Franziskaner) zu bewerten ist.

 

Die Mitglieder des OFS legen zwar ein Versprechen ab, sind aber keine Ordensleute. Das Versprechen wird nicht im Taufregister eingetragen, es ist also keine Ordensprofess.

Unsere Regel und unsere Konstitutionen, die vom Papst bestätigt sind,  legen fest, dass die Mitglieder des OFS ihre Vorstände von der Basis aus auf unterschiedlichen Ebenen bis hin zur Weltebene wählen. Die VorsteherInnen sind natürlich Laien, wie die anderen gewählten Mitglieder des Vorstands auch.

Zu jedem Vorstand auf den unterschiedlichen Ebenen kommt ein geistlicher Assistent hinzu, der einen der drei ersten Orden der Franziskaner (Franziskaner, Kapuziner, Minoriten) angehört. Dieser geistliche Assistent ist im Vorstand stimmberechtigt (außer bei finanziellen Fragen), hat aber eben nur eine Stimme von fünfen.

 

Gelegentlich kommt es vor, und zwar auch bei sehr wichtigen Entscheidungen, dass der geistliche Assistent überstimmt wird. Kann das nach der Vorstellung, dass alle Leitungsgewalt an das Weiheamt gebunden sein muss, überhaupt sein?

 

Ihr merkt schon: nach meiner 30-jäjhrigen guten Erfahrung mit dieser Art der Organisation erscheint mir die Forderung, Machtausübung noch mehr als bisher an den Klerikerstand zu binden, einigermaßen bizarr. Ich halte eher im Gegenteil die juristische Machtposition der Priester in den Gemeinden für ein großes Problem. Wer als Gemeindeleiter automatisch Chef eines mittelständischen Unternehmens mit mindestens 50 Mitarbeitern ist, verbraucht seine Autorität mit so vielen Managemententscheidungen, dass er gar nicht mehr glaubwürdig Seelsorge betreiben kann.

Aber darum geht´s mir hier nicht. Ich frage nur, inwieweit sich eure Konzeption des Weiheamtes mit einer Laiengemeinschaft wie dem OFS verträgt.

 

bearbeitet von Franziskaner
Tippfehler korrigiert
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Ich merke gerade, dass das Thema offensichtlich im falschen Bereich gelandet ist. Bei "Kirche im Dialog" geht´s ja gar nicht um innerkirchlichen Dialog, sondern um Dialog nach außen. Ich bitte die Moderatoren, das Thema in einen geeigneten Bereich zu verschieben.

bearbeitet von Franziskaner
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  • Franziskaner changed the title to Rechtliche Stellung des OFS (Franziskanischer Dritter Orden)
vor einer Stunde schrieb Franziskaner:

In dem Thread über den synodalen Weg im Forum "Kirche im Wandel" hat Chrysologus die Auffassung vertreten, dass die sakramentale und die juristische Macht im Priesteramt zusammenfallen. D.h., wenn ich das richtig verstanden habe, dass alle Leitungspositionen in der Kirche an das Weiheamt gebunden sein müssen.

 

Nein, das heißt es nicht. Weihe ist eine Voraussetzung für bestimmte Leitungsfunktionen (bspw. Provinzial im Ersten Orden), ist aber nicht Voraussetzung für alle Leitungsfunktionen (sonst gäbe es keine Oberinnen) und führt nicht automatisch zu Leitungsfunktionen. Der geistliche Assistent (der wie Du weißt rein theoretisch auch ein Laie des OFS sein kann) kann überstimmt werden, weil er zwar im Vorstand des OFS, aber nicht im OFS selbst ist (schon seltsam genug) und somit die Entscheidung ihn persönlich nicht betrifft. Ich halte es eher für fragwürdig, warum er Stimmrecht hat.

bearbeitet von rorro
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vor 2 Stunden schrieb Franziskaner:

In dem Thread über den synodalen Weg im Forum "Kirche im Wandel" hat Chrysologus die Auffassung vertreten, dass die sakramentale und die juristische Macht im Priesteramt zusammenfallen. D.h., wenn ich das richtig verstanden habe, dass alle Leitungspositionen in der Kirche an das Weiheamt gebunden sein müssen.

Nur für das Protolkoll und zu deiner Beruhigung: Ich bin absolut nicht dieser Ansicht. Ich habe das zentrale Argument von Prof.in Schlosser aufgegriffen und dann  in kanonistischem Denken zu Ende gedacht. Also ein wenig spekuliert: Wenn sie mit ihrem Argument Recht haben sollte, dann muss man daraus einige Konsequenzen ableiten. Wenn man umgekehrt aber diese Konsequenzen für falsch hält (aus sachlichen Gründen, aus historischen Gründen, aus theologischen Gründen oder auch aus pragmatischen Gründen), und wenn meine Schlußfolgerungen in sich nicht falsch sein sollten, dann muss ihre These einen Fehler haben.

vor 2 Stunden schrieb Franziskaner:

Mich interessiert nun (und das wäre eine Frage hauptsächlich an Chrysologus, aber auch an andere, die seine Auffassung teilen), wie die aus dieser Sicht Organisationsstruktur im OFS  (Ordo Franciscanus Saecularis, der Dritte Orden der Franziskaner) zu bewerten ist.

Den OFS gibt es so lange. dass ich an der Rechtskonformität keinerlei Zweifel hegen mag. Seine Gewohnheiten wären selbst da, wo sie dem geschriebenen Gesetz diametral widersprächen,  mittlerweile selbst Gesetz. Seine Statuten sind jedoch amtlich anerkannt, insofern kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, ich halte Strukturen wie die OFS für den lebenden Beweis, dass Leitungsvollmacht in der Kirche gerade nicht an Weihe gebunden ist, sondern sich aus den zu Leitenden ableitet. Wer das Vertrauen derselben genießt, der kann leiten, wer das Vertrauen nicht hat, der muss herrschen.

vor einer Stunde schrieb rorro:

Nein, das heißt es nicht. Weihe ist eine Voraussetzung für bestimmte Leitungsfunktionen (bspw. Provinzial im Ersten Orden), ist aber nicht Voraussetzung für alle Leitungsfunktionen (sonst gäbe es keine Oberinnen) und führt nicht automatisch zu Leitungsfunktionen. Der geistliche Assistent (der wie Du weißt rein theoretisch auch ein Laie des OFS sein kann) kann überstimmt werden, weil er zwar im Vorstand des OFS, aber nicht im OFS selbst ist (schon seltsam genug) und somit die Entscheidung ihn persönlich nicht betrifft. Ich halte es eher für fragwürdig, warum er Stimmrecht hat.

Dem stimme ich vollumfänglich zu, eingeschlossen die Frage des Stimmrechtes. 

 

Es tut mir sehr leid, wenn ich dich hier verunsichert habe.

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Eigentlich ist es ja derzeit ganz einfach: die Kirche läßt nicht zu, daß sich Priester etwas von Laien sagen müssen lassen.

 

Genauer gesagt läßt sie es nicht mehr zu, denn der Klostergründer Benedikt war Zeit seines Lebens Laie, Franz von Assisi hat sich erfolgreich gegen die Priesterweihe gewehrt, wurde allerdings Diakon.

 

Beide waren große Leitungspersonen, also etwas, was heute nicht mehr möglich wäre.

 

Die Kirche kennt bei den Orden nur Brüder- und Priesterorden (bei den Männern). Seit mittlerweile Jahrzehnten drängen die vier Generalminister der franziskanischen Männerorden (OFM, OFMCap, OFMConv und TOR) den Vatikan, endlich ihre Geschichte zu akzeptieren und "gemischte Institute" kanonisch zuzulassen.

 

Vergeblich.

 

Daß Brüder ohne Weihe ebenso seit Jahrzehnten das Amt des Hausoberen (Guardian) ausüben, wird lediglich geduldet.

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vor 1 Minute schrieb rorro:

Genauer gesagt läßt sie es nicht mehr zu, denn der Klostergründer Benedikt war Zeit seines Lebens Laie

Um präzise zu sein: Er warnt davor, Priester aufzunehmen, und wenn, dann nur für niederste Stellungen im Kloster. Die Entwicklung hin zu einem Priesterorden ist da schon erstaunlich.

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Kirchenrechtlich ist es ja wohl so, dass Ordensleute keine Laien sind, auch ohne ausdrückliche Weihe. Oder irre ich mich da?

Wenn ich mich nicht irre, gehören Ordensschwestern also einem anderen Stand an als Laien, wie sie im OFS sind.

 

Was Bendikt über die Aufnahme von Priestern sagt, finde ich interessant. Es läuft nämlich auf eine grundsätzliche und aus meiner Sicht produktive Unterscheidung zwischen Laien und dem Weiheamt hinaus. Das Priesteramt würde sich dann also nicht über seine Leitungsfunktion begründen, sondern wäre ein sakrales Amt, das die körperliche Gegenwart Jesu in der Kirche und der Welt durch die Spendung der Sakramente und die Bewahrung der Lehre in ihren Grundsätzen beinhaltet.

 

Konkrete juristische und organisatorische Leitung in der Institution Kirche wäre damit nicht zwangsläufig verbunden. Das könnten auch Laien machen. Ganz zu schweigen davon, dass sie selbstverständlich das Recht haben, ihre eigenen Angelegenheiten selbständig zu regeln.

 

Ich glaube, ein Teil des Missverständnisses kommt aus dem Begriff "Leitung". Eigentlich sollte meiner Meinung nach damit die Leitung des Gottesdienstes gemeint sein. Und ich bin auch der Auffassung, dass man dem Priester dabei nicht reinreden sollte. "Leitung" ist aber ausgedehnt worden auf alle Entscheidungen, die irgendwie mit Kirche als Institution zu tun haben. Und das ist meiner Meinung nach in einem Land wie Deutschland, mit Kirchensteuer und einem riesigen, mit staatlichen Strukturen verflochtenen Caritas-Konzern, ein Desaster.

 

Was Regel und  Konstitutionen des OFS angeht, so gibt es sie ja tatsächlich erst seit 1978. Erst seitdem sind wir eine weltweit verbundene Gemeinschaft, die gleichmäßige Kontakte zu allen drei Ersten Orden hat. Bis dahin gab es einzelne Gruppen von Terziaren, die in der Verantwortung einer der Ersten Orden standen und selbstverständlich auch von einen "Drittordensdirektor" geleitet wurden.

Insofern sehe ich in der heutigen Struktur des OFS ein großes prophetisches Potential und ich frage mich, wie das mit den Reformvorschlägen in der deutschen katholischen Kirche zusammengehen soll. Ich fürchte, nicht besonders gut. Verschiedene Ansatzpunkte der Diskussion sind meiner Lebenswelt vollkommen fremd. Z.B. die Frage nach der Machtverteilung. Ich kenne das überhaupt nicht. Mir hat noch nie in meinem Leben ein Priester eine Anweisung gegeben, und ich finde es auch wichtig, dass das so bleibt.

Macht sei Gestaltungsspielraum, heißt es. Ich habe mich in meinem Gestaltungsspielraum noch nie durch kirchliche Institutionen beschränkt gefühlt. Ich wüsste auch nicht wie das gehen sollte. Umgekehrt habe ich auch überhaupt kein Interesse daran, Macht auszuüben, also Anweisungen zu geben.

 

Ich erlebe den OFS als einen sehr spannenden und mir gemäßen Ort, und mir liegt natürlich daran, dass das auch so bleibt. Die Unterscheidung von Laienstand und Weiheamt, und das gemeinsame Leben in der Kirche auf Augenhöhe scheint mir da ein zentraler Punkt zu sein. Insofern finde ich diese Diskussionen über eine Ausweitung des Weiheamtes, also letztlich eine Verstärkung des Klerikalismus, befremdlich.

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