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Ad orientem verhindert Kindesmissbrauch?


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vor 13 Stunden schrieb nannyogg57:

Unser Pfarrer lernte ziemlich schnell uns zu vertrauen. Es gibt eine Reihe von Leuten, die einen Generalschlüssel zur Kirche und zum Gemeindezentrum besitzen und mit Verantwortung tragen, dass nach jeder Veranstaltung alles wieder abgesperrt ist. Das entlastet ihn auch und er kann es akzeptieren.

Und so ist es auch, wenn mein Team einen Familiengottesdienst vorbereitet. Da muss er nicht dabei sein und kontrollieren, ob wir alles richtig machen. Die Email mit dem Protokoll sende ich ans Pfarrbüro, er ist älteren Jahrgangs und weigert sich strikt, auf seine alten Tage noch einen eigenen Emailaccount zu besitzen.

Normalerweise predigt er gerne, routiniert und gut, gelegentlich lässt er mal an einem Wochenende die Pastoralreferentin ran.

Beim letzten Familiengottesdienst war das der Fall. Wir hatten uns ziemlich viel Gedanken zu den biblischen Engeln gemacht und zwei ziemlich unterhaltsame Anspiele vorbereitet, dazu die Fürbitten und eine Kommunionsmeditation. 

Und so saß er amüsiert auf seinem Vorstehersitz und war, mit Ausnahme der Begrüßung und dem Tagesgebet bis zur Eucharistiefeier selbst ein Zuhörer und Empfangender.

Ich habe es ihm gegönnt. Im AK Liturgie erwähnte er, dass er eigentlich nie die Gelegenheit hätte, mal bei jemand anderen Gottesdienst mitzufeiern.

Das Ganze funktioniert nur auf der Basis gegenseitigen Vertrauens. Er vertraut uns, wir vertrauen ihm. Wir vertrauen dem Kinderchor und der Leiterin, das gehört dann übrigens auch dazu.

 

 

An deinem Beitrag fällt mir vor allem auf, wie sehr dein Blick auf den Pfarrer zentriert ist. Gefällt es ihm? Erlaubt er es? Vertraut er mir/ich ihm?

 

Was völlig fehlt, ist der Blick auf die Gemeinde. Hat es denen gefallen? Haben die dem zugestimmt? Vertraut die Gemeinde euch? Und ihr der Gemeinde?

 

Was Du machst ist, dass Du die Machtfrage in den Altarraum hineinträgst. Wer ist wie stark präsent? Wer darf welche Inhalte präsentieren? Letztlich: Wer darf der Gemeinde verkünden, woran sie sich zu halten hat. In so einer Sichtweise fühlt man sich letztlich immer minderwertig, weil es immer jemand anders gibt (und sei es das Kollektiv), der einem eine Rolle zuweist.

 

Ich halte das für falsch. Aus meiner Sicht und für mein Erleben existiert die Machtfrage in der Messe nicht. Der Priester, und das ist sein Amt, dient dem Evangelium in Wort und Sakrament. Ich begegne nicht dem Priester, sondern Jesus Christus. Es gibt Priester, die ihr Amt missbrauchen, inden sie z.B. in ihrer Predigt nicht das Evangelium auslegen, sondern der Gemeinde ihre Privatmeinungen um die Ohren hauen. Das finde ich schlecht, und das versuchen die iturgischen Vorschriften ja auch zu verhindern.

 

Wenn jemand sich berufen fühlt, neue Gottesdienstformen in die Gemeinde hineinzutragen, seine persönlichen Glaubenserfahrungen den anderen mitzuteilen, dann ist das eine wunderbare Sache. Aber neuer Wein gehört in neue Schläuche. Zu neuen und persönlichen Glaubensformen gehören auch neue Gottesdienstformen. Die gibts ja auch: Taize-Gebet, interreligiöse Friedensgebete, meditativer Tanz, anglikanischer Evenensong, und und und. Als Musiker bin ich übrigens an diesen freien Formen auch persönlich beteiligt und in der Gemeinde engagiert.

 

Das ist alles wichtig und gut. Und es hat gemeinsam, dass es freiwillig und sozusagen subjektiv ist. Wer hingehen möchte, geht hin, wer nicht, macht etwas anderes. Die Messe aber ist das gemeinsame Hören der Gemeinde auf das Wort Gottes, das Jesus Christus selbst ist. Die Messe ist keine soziologische Veranstaltung, in der Machtstrukturen und Kommunikationsmuster abgebildet und verhandelt werden. Wo das so ist (man merkt das ja manchmal), fühle ich mich tatsächlich geistlich missbraucht und als Objekt  von Machtkämpfen.

 

Der Priester hat im Zusammenhang mit der Begegnung der Gemeinde mit dem Wort Gottes eine besondere Bedeutung, weil er sich in seinem persönlichen Leben mit dieser Aufgabe verbunden hat. Das hat mit Macht erst mal gar nichts zu tun, sondern mit Verzicht. Natürlich steht es dem Priester zu (wie jedem Menschen übrigens), seinen Aufgabenbereich eigenverantwortlich angemessen zu gestalten. Aber darüber hinaus sollte ein Priester keine Macht haben, das sagt Jesus klipp und klar.

Eine Situation wie in der deutschen katholischen Kirche, in der ein Gemeindepriester automatisch Chef eines Mittelständischen Unternehmens mit mindestens 50 Mitarbeitern ist, ist destruktiv und unhaltbar und wird auch berechtigterweise verschwinden.

bearbeitet von Franziskaner
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vor 13 Stunden schrieb Moriz:

Orientierung und Anleitung: Ja, natürlich!

Aber die ganze Musikpädagogik wird nix, wenn sie nie selbst mal in die Tasten/Saiten/Löcher greifen dürfen.

Herausforderung, nicht (nur) Konsum. Und natürlich die Möglichkeit, Fehler zu machen.

Wenn immer nur Du spielst, weil Du es am besten kannst, dann wird kein Schüler ein Instrument lernen.

 

Du hast echt merkwürdige Vorstellung vom instrumentalen Musikunterricht ... Ich glaube ich lasse das mit den Beispielen aus diesem Bereich lieber sein, das führt nur zu Missverständnissen.

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@Franziskaner: Kann man so sehen wie du es siehst. Andererseits hat das Vaticanum II und die Liturgiereform für die Euchristiefeier das Zusammenwirken verschiedener "Rollen" ermöglicht: Musik, Lektoren, Vorsteher und Gemeinde sind in der Regel die geläufigsten Rollen. Und im vertrauensvollen Zusammenspiel der Rollen wird Eucharistie gefeiert. Tatsächlich ist der Anspruch an die Gemeinde gestiegen und ihre Mitverantwortung für den Gottesdienst.

Da ist sicher noch Luft nach oben. Aber nicht jeder hat das Bedürfnis, sich zur Vorbereitung zweimal abends hinzusetzen.

 

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vor 25 Minuten schrieb nannyogg57:

@Franziskaner: Kann man so sehen wie du es siehst. Andererseits hat das Vaticanum II und die Liturgiereform für die Euchristiefeier das Zusammenwirken verschiedener "Rollen" ermöglicht: Musik, Lektoren, Vorsteher und Gemeinde sind in der Regel die geläufigsten Rollen. Und im vertrauensvollen Zusammenspiel der Rollen wird Eucharistie gefeiert. Tatsächlich ist der Anspruch an die Gemeinde gestiegen und ihre Mitverantwortung für den Gottesdienst.

Da ist sicher noch Luft nach oben. Aber nicht jeder hat das Bedürfnis, sich zur Vorbereitung zweimal abends hinzusetzen.

 

 

Versteh mich bitte nicht falsch: ich finde es schön, wenn die Rollen verteilt sind, wenn es Messdiener, Lektoren, Kommunionhelfer und last not least auch eine tolle Kirchenmusik gibt.

 

Aber ich finde es falsch, eine Machtfrage daraus zu machen. Für mein Gefühl ist es das selbstverständliche Recht des Priesters, in diesem seinen engsten und wesentlichsten Tätigkeitsbereich das letzte Wort zu haben, und ich fühle da auch überhaupt keine Form der Zurückweisung oder Unterdrückung. Wenn ein Priester keinen Jazz mag (doch wieder ein musikalisches Beispiel aus meinem Leben ...), dann bin ich in keiner Weise gekränkt oder käme auf die Idee, das dann durchsetzen zu wollen. Das ist eben sein Bereich, und in diesem speziellen Fall kann ich dann eben nicht als Musiker mitwirken, sondern als hörender Gläubiger. Vielleicht spielt hier meine franziskanische Orientierung eine Rolle: Franziskus hat seine Brüder deutlich aufgefordert, auch in Pfarreien, in denen "unwürdige Priester" sind, nicht ohne deren Zustimmung zu handeln.

 

Wenn der Priester aber sagen sollte: "Jazz ist eine unchristliche Musik, die man in geistlichen Zusammenhängen nicht verwenden darf", dann würde ich das zurückweisen und mir eigene Räume schaffen, in denen ich das verwirklichen kann.

Das sehen aber auch die Priester so, die keinen Jazz mögen. So eine Haltung ist mir also noch nie begegnet. Selbst Papst Benedikt, dem die "destruktive Rockmusik" ein Gräuel war, hat keinen Versuch unternommen, seinen Musikgeschmack innerkirchlich durchzusetzen. Die Kompetenzen, aber auch Grenzen ihres Amtes sind den meisten Priestern sehr deutlich bewusst.

 

Ich gebe zu, dass es da für eine bestimmte, allerdings fast nur in Deutschland vorkommende Gruppe von Menschen eine andere Situation gibt: die vollbezahlten und voll ausgebildeten Laienmitarbeiter in den Pfarrgemeinden, und in gewissem Grad auch die Religionslehrer und Theologieprofessoren. Die müssen erleben, dass sie, obwohl fachlich auf Augenhöhe mit den Priestern, aufgrund einer metaphysischen Begründung keinerlei eigenen Entscheidungsbereich haben. Das frustriert, und das macht wütend. Das kann ich verstehen.

Aber vielleicht verstehen sie ihre Aufgabe ja auch falsch. Könnte es nicht sein, dass es in den Gemeinden genug Aufgaben in Diakonat und Katechese gibt, die nicht in Konkurrenz zum Priesteramt stehen, und für die sie eine Entscheidungsvollmacht bekommen könnten?

Natürlich ist es unwürdig, z.B. ein Kommunionvorbereitungskonzept zu erstellen, von dem man weiß, dass der Priester ohne Begründung einfach alles rückgängig machen kann. Selbst bei einfachen Hilfsarbeiten ist es den Menschen ja wichtig, eigene Entscheidungsbereiche zu haben, in die nicht einfach so eingegriffen werden kann. Wie man das kirchenrechtlich lösen kann, weiß ich allerdings auch nicht. Ich bin aber sehr dagegen, es durch eine Demontage des Priesteramtes zu versuchen ....

bearbeitet von Franziskaner
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Klar hat unser Pfarrer das letzte Wort und er nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn ihm was nicht passt.

Aber zum Glück hat er Vertrauen und wir halt in ihn.

In unserer evangelischen Schwestergemeinde ist ja eigentlich der Pfarrer dem Kirchenvorstand untergeordnet. Zum zweiten Mal haben wir wieder Probleme mit dem Machtgebaren der dortigen Pfarrer, in der Regel wird das über das Kriterium der theologischen Kompetenz ausgeübt und entwickelt sich dann zum Selbstläufer. Da unser Pfarrer aber von einem Bauernhof aus der tiefsten Provinz irgendwo aus dem Einzugsgebiet des Inns kommt, prallt das an ihm wirkungslos ab, während wir städtisch geprägten Katholiken hier unsere Probleme haben.

bearbeitet von nannyogg57
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Ihr habt glücklicherweise eine schöne Situation. Vertrauen wird auch dadurch erzeugt, dass man den anderen respektiert. Wenn der Pfarrer das Gefühl hat, dass ihr ihn unterstützt und nicht in Frage stellt, kann er euch vertrauen. Und dein Vertrauen in ihn setzt voraus, dass er auch dich respektiert.

Konkret heißt das vielleicht: du nimmst es ihm nicht übel, wenn er sich in liturgischen Fragen auch mal gegen deine Auffassung entscheidet. Er hat aber auch noch nie versucht, dir in deinen Religionsunterricht reinzureden. Soweit auf jeden Fall meine Vermutung.

 

Ich glaube auch, dass gerade die metaphysische Verankerung des Priesteramtes (dazu unten mehr) Priester darin unterstützt, sich klug und großzügig zu verhalten. Gerade weil sie die Sicherheit ihrer Weihe haben, können sie auf unterschiedliche Meinungen, Kritk und ggf. Angriffe selbstsicherer reagieren. So würde ich auch das Verhalten der evangelischen Amtsbrüder interpretieren. Wenn man theologisch gesehen ein Gemeindemitglied unter anderen ist, dann ist die Fachkompetenz das einzige Unterscheidungsmerkmal. Diese Kompetenz muss man aber ständig unter Beweis stellen. In jeder Einzelfrage könnte es ja jemanden geben, der in dieser Einzelfrage kompetenter ist als man selbst und dadurch die eigene Stellung untergräbt. Ich glaube (und es ist auch meine Erfahrung): so eine Situation macht unsouverän.

 

Ich halte, je länger ich lebe, um so mehr von klaren Hierarchien. Ich habe es zwei- oder dreimal erlebt, dass in einer wirklich verfahrenen Situation mit entgegengesetzten Parteien der Verantwortliche die Verantwortung auch übernommen hat und freundlich gesagt hat: "Da wir mit Diskussion zu keinem Ergebnis kommen, machen wir das so, wie ich es sage." Das hat die Diskussion jedes mal sehr befriedet, gerade weil sich die Verantwortlichen jeweils nicht auf ihre Argumente berufen haben, sondern auf ihr Amt. Sie haben also der unterlegenen Partei nicht gesagt: "Ihr liegt falsch, seht das doch ein.", sondern: "Jetzt ist es nun mal so, lasst uns konstruktiv weitermachen." Das hatte jedes Mal ein gutes und nachhaltiges Ergebnis.

 

Natürlich muss man mit so etwas vorsichtig sein und nicht jede Kleinigkeit par ordre de Mufti entscheiden. Aber in zentralen Entscheidungsfragen führen Teamentscheidungen oft zu Verbissenheit und Kleinmut (siehe GroKo ...). Der Satz "In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod" stimmt zwar vielleicht nicht immer, hat aber doch viel Wahres.

 

Nun zur metaphysischen Verankerung: ich meine damit nicht, dass der Priester Gott näher ist als andere Gläubige, oder gass er den göttlichen Willen uneingeschränkt repräsentiert. Und schon gar nicht, dass er sich immer vorbildlich verhält. Ich würde vielmehr das Priesteramt mit der Ehe paralellisieren und auch die Ehe als metaphysisch verankert betrachten. Darunter verstehe dich folgendes:

 

- Beide Sakramente weisen über diese Welt hinaus und sind letztlich nur durch Gott und die Auferstehungshoffnung begründbar.

- In beiden Sakramenten wird die Gegenwart Gottes nicht nur bezeichnet, sondern konkret verwirklicht.

 

Ich glaube auch, dass man nur Priester sein kann, wenn man das auch so erlebt. Es gibt alte Priester, die strahlen bei der Wandlung eine ähnliche Zärtlichkeit aus wie  alte Ehepaare, wenn sie sich anschauen.

bearbeitet von Franziskaner
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vor 21 Stunden schrieb nannyogg57:

In unserer evangelischen Schwestergemeinde ist ja eigentlich der Pfarrer dem Kirchenvorstand untergeordnet. Zum zweiten Mal haben wir wieder Probleme mit dem Machtgebaren der dortigen Pfarrer, in der Regel wird das über das Kriterium der theologischen Kompetenz ausgeübt und entwickelt sich dann zum Selbstläufer.

 

Jaja, die einen argumentieren mit dem Studium, die anderen mit dem Amt. Team- und Leitungsunfähige gibt es in allen Konfessionen.

 

Und ist bei uns auch kaum besser. Wir ohne Pastor, komplett nur mit Älteste aus der Gemeinde sind am Ende des Tages eine Peergroup, die letztendlich basisdemokratisch das Tagesgeschäft diskutiert...

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Am 7.12.2019 um 20:14 schrieb Moriz:

Nachdem ich den von dir verlinkten Artikel gelesen habe frage ich mich: Muß das so sein wie Du das schilderst? Besteht nicht die Möglichkeit, daß Du dich (noch mehr) zurücknimmst und die Leitung einer Liturgie ganz bewußt einem Pfadfinder überträgst? Von 7 bis Ende 20 sollte sich da doch jemand finden lassen...

Natürlich wäre das für deine Pfadis zunächst ungewohnt, vielleicht auch erst mal als 'schlechter' empfunden (auch für die Leitung einer Liturgie schadet Erfahrung nicht - aber irgendwoher muß die ja auch kommen). Aber es würde den Leuten auf Dauer vermutlich mehr helfen, (auch) auf diese Weise ihre Berufung als Priester, Prophet und König wahrzunehmen.

Natürlich wäre, zumindest zunächst, deine Hilfe unabdingbar. Und es ist immer gut, zu wissen, daß da jemand ist, den man fragen kann. Aber was spricht dagegen, einem Pfadi 'zuzumuten', eine Liturgie zu leiten?

Darüber habe ich lange nachgedacht - ohne klares Ergebnis. Ein paar Brocken, die keine Antwort ergeben, aber zumindest zu einer führen könnten:

 

Leitung abgeben ist so eine Sache auch wenn die Kinder und Jugendlichen vieles selbst machen und gestalten sollen, um an Verantwortung zu wachsen, geschieht das zugleich, indem Leitung sich zurücknimmt, nicht in dem sie abwesend  ist. Verantwortung wird übertragen, aber nicht abgeladen. Den Rahmen - und sei er noch so schmal - setzen die Leiter. Ich hätte also recht grundsätzliche Bedenken - auch wenn ich zugestehen muss, dass ich diesen durch schiere Anwesenheit begegnen kann.

 

Es ist unendlich schwer, Kinder und Jugendliche dazu zu motivieren, da selbst etwas zu tun - wann immer ich Frage, es möchte keiner. Und so wenig Probleme ich damit habe, die Leute auch an die unangenehmen Arbeiten zu setzen, hier wiederstrebt es mir, Druck zu machen. Aber ich sollte daran arbeiten. Zu meiner Entschuldigung: Ich mache das nun erst seit 1,5 Jahren und lerne noch. Ich improvisiere mich oft genug durch einen grob überlegten Ablauf, in dem ich versuche, das, was gerade aktuell ist, ins Spiel, vor Gott und ins Gebet zu bringen. Aber wie ich das vermittle, das muss ich mir noch überlegen. 

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vor 4 Minuten schrieb Chrysologus:

Darüber habe ich lange nachgedacht - ohne klares Ergebnis. Ein paar Brocken, die keine Antwort ergeben, aber zumindest zu einer führen könnten:

 

Leitung abgeben ist so eine Sache auch wenn die Kinder und Jugendlichen vieles selbst machen und gestalten sollen, um an Verantwortung zu wachsen, geschieht das zugleich, indem Leitung sich zurücknimmt, nicht in dem sie abwesend  ist. Verantwortung wird übertragen, aber nicht abgeladen. Den Rahmen - und sei er noch so schmal - setzen die Leiter. Ich hätte also recht grundsätzliche Bedenken - auch wenn ich zugestehen muss, dass ich diesen durch schiere Anwesenheit begegnen kann.

Damit sagst Du das, was ich sagen wollte: Sich leitend zurücknehmen und anderen eine Chance zu geben, nicht einfach nur die Verantwortung abladen. Es gibt ja auch Sicherheit, mal was ausprobieren zu können und doch zu wissen, daß da jemand ist, der einen vor den größten Fehlern bewahren wird.

 

Zitat

Es ist unendlich schwer, Kinder und Jugendliche dazu zu motivieren, da selbst etwas zu tun - wann immer ich Frage, es möchte keiner. Und so wenig Probleme ich damit habe, die Leute auch an die unangenehmen Arbeiten zu setzen, hier widerstrebt es mir, Druck zu machen. Aber ich sollte daran arbeiten. Zu meiner Entschuldigung: Ich mache das nun erst seit 1,5 Jahren und lerne noch. Ich improvisiere mich oft genug durch einen grob überlegten Ablauf, in dem ich versuche, das, was gerade aktuell ist, ins Spiel, vor Gott und ins Gebet zu bringen. Aber wie ich das vermittle, das muss ich mir noch überlegen. 

Ich bin mir auch völlig unsicher, ob das jetzt wirklich die richtige Stelle ist. Pfadfinder übernehmen viel Verantwortung, vielleicht muß es wirklich nicht auch noch die Verantwortung für die Liturgie sein. Mir kam nur der Gedanke, weil Du gerade in dem Beitrag diesen Artikel verlinkt hattest.

Letztlich geht es vielleicht auch mehr um das Bewusstsein der eigenen Macht, das (unbedachten) Machtmissbrauch vermeiden hilft.

 

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Ergänzend dazu:

Vielleicht muß auch noch mal die Vorbereitung und die Durchführung getrennt betrachtet werden.

Vorbereitung miteinander, mit den Ideen aller Teilnehmer unter Anleitung des erfahrenen Bischofsbeauftragten.

Bei der Durchführung darf es dann aber vielleicht wirklich auch mal jemand anderes sein, der mit dem Kreuzzeichen beginnt, durch die (Kurz-)Liturgie führt und mit der Segensbitte schließt. Mit dir daneben sitzend/stehend, falls das Sicherheit vermittelt.

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Ich bin Leiterin einer Theatergruppe und eines Ensembles, das bei unseren Kinderbibelwochen aktiv ist. Bei der Theatergruppe gibt es lange Wege, bei denen die Gruppe Ideen entwickelt, die wir dann umsetzen, meistens schreibe ich das Stück. Bei den Kibiwo geht es weniger demokratisch zu, sonst käme nie was dabei raus. Natürlich muss ich dann auf gute Ideen verzichten und das nehme ich auf meine Kappe. Aber auch in der Theatergruppe gibt es ewige Diskussionen, die manche Mitglieder nur nerven, und ich muss das Problem lösen,  indem ich diese Diskussionen lapidar beende und eine Entscheidung erzwinge. Und spätestens bei der Generalprobe ist mein Wort Gesetz, zusammen mit vorher benannten Leuten, einer oder zwei maximal, die noch Rückmeldung geben dürfen. Am Schlimmsten ist es bei den ersten Proben, wenn niemand einen wirklichen Plan hat und ich nur eine Vision im Kopf.

Und natürlich kommt es zu Interferenzen. Vor einem Jahr spielten zwei ein Liebespaar und wenige Wochen später waren sie zusammen, bis der Glamour verblasste und die Beziehung, die auf einer Illusion beruhte, sich auflöste. Man muss lernen, dass der Glanz, den eine Rolle verleiht, nicht echt ist, so wie derjenige, der einen Bösen spielt, eben nicht wirklich ein Böser ist.

Liturgie ist im weitesten Sinn ein Rollenspiel. Egal in welche Richtung der Priester spricht, der Kantor singt, der Lektor vorträgt - derjenige nimmt eine Rolle ein. Er nimmt natürlich Anteil an der Rolle, so ist es auch beim Theaterspiel, besonders bei Laien, und die Rolle prägt den Menschen, nimmt ihn mit, verändert ihn - bei Profis kann man nur hoffen, dass es nicht so ist, bei Laien sollte man bei der Besetzung darauf achten, ob sie die Rollen verkraften -, aber die Rolle ist nicht der Mensch, der sie spielt.

Der Pfarrer ist auch nur ein Mensch. Er hat eine wichtige und zentrale Aufgabe und ist in seinem Amt zu respektieren. Aber er muss nicht 24 Stunden, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr funktionieren. Er muss kein Heiliger und definitiv nicht perfekt sein, nur authentisch. Und im Gottesdienst ist er der Spielleiter, ganz klar.

 

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Ich glaube, es gibt in dieser Frage zwei Problem: ein pädagogisches und ein theologisches.

 

Das pädagogische besteht darin, dass Jugendliche nur sehr ungern über wirklich wichtige persönliche Gefühle sprechen, vor allem vor Erwachsenen. Und der religiöse Bereich gehört sicherlich zu den am meisten tabuisierten Bereichen.

Außerdem sind Jugendliche oft sehr unsicher. In einer Zeit, wo nicht nur die Kirche als Institution, sondern auch christliche Grundvoraussetzungen wie Beten oder überhaupt der Glaube an Gott und die Auferstehung massiv in der Kritik stehen, brauchen sie jemanden, der ihnen zeigt, dass Beten, Glauben usw. überhaupt geht, dass das auch heute cool ist. Von ihnen ein eigenständiges Bekenntnis zu erwarten ist in der Regel einfach unrealistisch.

 

Das zweite Problem ist ein theologisches: Das Christentum ist, aufbauend auf dem Judentum, eine Offenbarungsreligion. Die Gotteserfahrung besteht zunächst einmal gerade nicht darin, dass sie von Alltagserfahrungen ausgeht und diese dann religiös deutet. Die prägenden Grunderfahrungen besteht vielmehr darin, dass Gott in diesen Alltag einbricht, völlig unerwartet und auch furchteinflößend und herausfordernd: Abraham, Jakob, Moses, Samuel, David, Jesaja, die Apostel, Franziskus, und viele mehr.

Da Jugendliche (wie die meisten Erwachsenen ja auch) in der Regel eine solche Erfahrung nicht selbst gemacht haben, ist christliche Verkündigung immer geschichtlich. Zunächst einmal muss man von dem, was andere erlebt haben, erzählt bekommen. Dann erst kann man seine eigenen Lebenserfahrungen dadurch deuten .Das setzt aber ein gewisses Wissen über diese Erfahrungen früherer Menschen voraus. Und es setzt voraus, dass man diese Erfahrungen respektiert und nicht auf sein eigenen Vorverständnis verkürzt. Das ist für Jugendliche ein schwieriger Prozess.

 

Es wäre (nur zum Vergleich) wesentlich einfacher, ein heidnisches Weltbild aufgrund der Vorerfahrungen der Jugendlichen zu vermitteln. Der griechische Götterpantheon findet sich im Erleben von Jugendlichen problemlos wieder: kriegerische Agression, erotische Anziehungskraft, väterliche und mütterliche Gewalt, die spirituelle Kraft von Meer, Wald und Sonne, die Faszination der Unterwelt ... Das ist ja auch der Grund dafür, dass all diese Themen in Hollywood-Blockbustern großen Erfolg bei Jugendlichen haben.

 

Die Verkündung des fremden, transzendenten Gottes, der dann auch noch Mensch geworden sein soll, ist dagegen ein mühsames Geschäft und setzt glaubwürdige Menschen voraus, die aufgrund eines langen Lebens Zeugnis für die Wirksamkeit dieses Glauben ablegen können. Das war offensichtlich auch früher nicht anders:

 

Deueronomium 6

4 Höre, Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig. 5 Darum sollst du den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. 6 Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. 7 Du sollst sie deinen Kindern wiederholen. Du sollst sie sprechen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst.

 

bearbeitet von Franziskaner
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