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Christentum - eine politische Religion?


Shubashi

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vor 8 Minuten schrieb Shubashi:

Was mich eben sehr skeptisch macht: Religion verleiht genausowenig höhere politische Einsicht wie wie sie einem hilft, Motorräder zu reparieren.

 

Nein, aber scheinbare Gewißheit. Was die Sache allerdings nur schlimmer macht 

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ultramontanist
Am 17.2.2020 um 18:37 schrieb Shubashi:

 

Es gibt zwar Züge im Christentum, die gewisse Einstellungen, z.B. Solidarität mit den Armen oder den Unterdrückten nahelegen,

Die alten Juden haben die Sozialdemokratie erfunden.

Samstag gehört Pappi mir, man darf das Kleid der Witwe nicht pfänden........

Alles sozialdemokratische Forderungen im jüdischen Gesetz.

Die Christen haben das oft aus den Augen verloren.

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vor 3 Stunden schrieb Die Angelika:

Ich glaube an Gott
der die Welt nicht fertig geschaffen hat
wie ein Ding das immer so bleiben muss
der nicht nach ewigen Gesetzen regiert
die unabänderlich gelten
nicht nach natürlichen Ordnungen
von Armen und Reichen
Sachverständigen und Uniformierten
Herrschenden und Ausgelieferten
ich glaube an Gott
der den Widerspruch des Lebendigen will
und die Veränderung aller Zustände
durch unsere Arbeit
durch unsere Politik

 

Alternativ könnte man dieses Gebet auch "kommunistisches Abendlob" oder "modernistische Internationale" nennen. Die beiden letzten Absätze könnten ohne Sinnverlust auch ersetzt werden durch "uns aus dem Elend zu erlösen / können wir nur selber tun". 

 

Es hat schon seinen Grund, warum Sölle außerhalb gewisser Zirkel (katholische Theologen sollten sich mit dergleichen ohnehin nicht beschäftigen) nicht mehr rezipiert wird. Ich meine das ist ja in theologisierende Primitivpoesie gegoßenes Alt68er- und Feministentum. Mit Theologie hat das jedenfalls wenig zu tun. Von der persönlichen Biographie der Verfasserin  (und ihres Gatten) ganz zu schweigen.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

bearbeitet von Studiosus
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11 minutes ago, ultramontanist said:

Die alten Juden haben die Sozialdemokratie erfunden.

Samstag gehört Pappi mir, man darf das Kleid der Witwe nicht pfänden........

Alles sozialdemokratische Forderungen im jüdischen Gesetz.

Die Christen haben das oft aus den Augen verloren.

das getreide in den ecken der felder gehoert den armen

sklaven muessen nach 7 jahren freigelassen werden

am shabatt duerfen sklaven, diener und sogar die pferde nicht "beschaeftigt" werden

usw. usw. usw

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

 

 

Nein, aber scheinbare Gewißheit. Was die Sache allerdings nur schlimmer macht 

hast du diese? woher weißt du von meinen gewißheiten?

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vor 7 Minuten schrieb helmut:

hast du diese? woher weißt du von meinen gewißheiten?

 

Woraus schließt du, daß ich mit oder von dir rede?

 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 2 Stunden schrieb Studiosus:

 

Alternativ könnte man dieses Gebet auch "kommunistisches Abendlob" oder "modernistische Internationale" nennen. Die beiden letzten Absätze könnten ohne Sinnverlust auch ersetzt werden durch "uns aus dem Elend zu erlösen / können wir nur selber tun". 

 

Es hat schon seinen Grund, warum Sölle außerhalb gewisser Zirkel (katholische Theologen sollten sich mit dergleichen ohnehin nicht beschäftigen) nicht mehr rezipiert wird. Ich meine das ist ja in theologisierende Primitivpoesie gegoßenes Alt68er- und Feministentum. Mit Theologie hat das jedenfalls wenig zu tun. Von der persönlichen Biographie der Verfasserin  (und ihres Gatten) ganz zu schweigen.

 

klar könnte man mit einem Bekenntnis einer Christin allerhand tun, man könnte sich auch einfach mal ohne Abwertung ihres Glaubens damit auseinandersetzen und fragen, wie sie trotz oder aufgrund ihres Bibelstudiums zu so einem Bekenntnis kommt.

Dein Kommentar sagt mehr über dich als über Dorothee Sölle aus.

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vor 4 Stunden schrieb Studiosus:

 

Alternativ könnte man dieses Gebet auch "kommunistisches Abendlob" oder "modernistische Internationale" nennen. Die beiden letzten Absätze könnten ohne Sinnverlust auch ersetzt werden durch "uns aus dem Elend zu erlösen / können wir nur selber tun". 

 

Es hat schon seinen Grund, warum Sölle außerhalb gewisser Zirkel (katholische Theologen sollten sich mit dergleichen ohnehin nicht beschäftigen) nicht mehr rezipiert wird. Ich meine das ist ja in theologisierende Primitivpoesie gegoßenes Alt68er- und Feministentum. Mit Theologie hat das jedenfalls wenig zu tun. Von der persönlichen Biographie der Verfasserin  (und ihres Gatten) ganz zu schweigen.

 

 

Saluti cordiali, 

Studiosus. 

Dorothee Sölle verstand es sicher, zu polarisieren. Ich muss gestehen, dass ich in meinem evangelischen Religionsunterricht zunächst auch der Versuchung erlegen bin, Frau Sölle als eine Ungläubige, als eine theologische Politikerin oder schlimmeres abzustempeln. Aber ich musste schließlich anerkennen, dass hier eine Frau mit einer aufrichtigen Spiritualität um die Frage nach Gott gerungen hat und dass der Vorwurf der Realität nicht standhalten kann. Auch wenn sie Anschluss an die Alt68er-Bewegung und die feministische Bewegung gesucht hat, hat sie sich nicht davon vereinnahmen lassen. Sie hat sich geradezu gegen eine Selbsterlösungsideologie ohne Rückbindung an Gott gestellt. Auch wenn sie tatsächlich gesagt hat "Gott hat keine anderen Hände als die unsrigen", ein Satz dem ich persönlich nicht zustimmen würde, ist damit nicht gemeint gewesen, dass Menschen sich selbst aus dem Elend erlösen könnten. Was mich vor allem von Frau Sölle trennt, ist ihre Ablehnung des Sühneopfergedankens. Aber sie ist eine Theologin, die wertvolle und nachdenkenswerte Impulse geliefert hat. Ich meine, dass Gott "durch unsere Arbeit" die Welt verändert, ist doch eine Grundkonstante des Evangeliums. Die Apostel galten als "Arbeiter am Evangelium". Und der Wert der menschlichen Arbeit wurde auch von vielen Kirchenheiligen immer wieder hervorgehoben. Daher ist der Vorwurf, dies sei einfach nur eine primitive Wiederholung des kommunistischen Leitsatzes "uns aus dem Elend zu erlösen können wir nur selber tun" einfach unrichtig.

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vor 2 Stunden schrieb Die Angelika:

 

klar könnte man mit einem Bekenntnis einer Christin allerhand tun, man könnte sich auch einfach mal ohne Abwertung ihres Glaubens damit auseinandersetzen und fragen, wie sie trotz oder aufgrund ihres Bibelstudiums zu so einem Bekenntnis kommt.

Dein Kommentar sagt mehr über dich als über Dorothee Sölle aus.

 

Naja, eine Theologin, die zum Schluss kommt "Gott ist tot" und "Wenn Jesus heute wiederkäme wäre er Atheist" hat für mich persönlich als Christin auch nicht gerade viel Glaubwürdigkeit. Oder, anders gesagt, sie mag ja nach ihrer Definition "Christin" sein, ich hingegen finde, dass bei einem solchen Bekenntnis vom Christentum nichts mehr übrig bleibt. Da ist es ehrlicher sich Humanist mit christlichen Wurzeln zu nennen. Das kann ich gut respektieren, aber ein Bein im Christentum, das andere in einem humanistisch gefärbten Atheismus, das ist für mich - es ist ja Fastenzeit - weder Fisch noch Fleisch. Vor etlichen Jahren hörte ich im Radio ein Interview  mit dem unlängst verstorbenen Theologen und ehemaligen Prieser Adolf Holl. In dem Interview wurde er gefragt, was ihm von seinem Glauben geblieben sei. Holl antwortete: "Om". Schien mir persönlich ein bisschen wenig. Ich selber bin kein großer Christ, kein feuriger Glaubender. Von der Dreiheit der göttlichen Tugenden fiel mir die Liebe eher schwer, es ist keine leichte Sache zu lieben; der Glaube, ja, der Glaube, der findet in mir wenig fruchtbaren Boden und es ist schon ein schönes Erlebnis, wenn meine Seele gelegentlich den einen oder anderen Halm des Glaubens sprießen lässt; bleibt noch die Hoffnung: und das ist jene göttliche Tugend, in der ich mir noch am leichtesten tat; ganz gleich, wie schwach mein Glaube, wie kümmerlich mein Lieben ist: die Hoffnung auf ein göttliches Happy End, die Hoffnung darauf, das das Ende aller Dinge, um Carl Orffs "De temporum fine comoedia" zu zitieren, aller Schuld Vergessung ist, und gerade wird, was krumm gewesen war: diese Hoffnung habe ich nie aufgegeben und werde ich nie aufgeben. Das ist nicht viel. Aber ein bisschen mehr als "Om". 

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@Mistah Kurtz

Danke für die Info. Ich bin weder Christ noch überhaupt religiös, bin es auch nie gewesen, und habe mich nicht mit Theologie beschäftigt, daher sind auch meine Kenntnisse von Frau Sölle mehr als lückenhaft. Mir ging es weder darum, jemandem das Christsein abzusprechen, noch irgendeine Art von Glauben verächtlich zu machen. Ich habe nur eine Vorstellung davon, was sich mit einigen Recht Religion nennen sollte, und das obrige Zitat von Frau Sölle klang für mich eben nicht nach Religion, sondern nach einer politischen Weltanschauung, die nur noch aus Gründen, über die ich mir kein Urteil erlaube, das Wort "Gott" verwendet. Das ist für sich genommen nichts Schlimmes, verwischt nur völlig unnötig die Grenzen zwischen Religion, Philosophie und Politik.

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@Mistah Kurtz:

inwieweit hast du Dorothee Sölle gelesen?

Diesen Satz "Gott ist tot" so völlig aus dem Kontext zu lösen, ist nicht in Ordnung, da Dorothee Sölle eben gerade nicht meint, dass es Gott gar nicht gibt. Vielmehr erklärte sie den Gott für tot, an den fromme Gläubige so gerne die Verantwortung für ihr Handeln abgeben. Sie hat also eigentlich nicht Gott, sondern ein Bild von Gott für tot erklärt.

Ich denke, dass man ihr grobes Unrecht tut, wenn man meint, sie sei eigentlich gar keine Christin mehr. Ihre politische Theologie verleitet zu dieser Einschätzung. Aber auch das da ist Dorothee Sölle:

 

Ich dein Baum
 

Du hast mich geträumt gott
wie ich den aufrechten gang übe
und niederknien lerne
schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt
Hör nicht auf mich zu träumen gott
ich will nicht aufhören mich zu erinnern
dass ich dein baum bin
gepflanzt an den wasserbächen
des lebens

 

ein zutiefst demütiges Gebet......

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vor 47 Minuten schrieb Die Angelika:

@Mistah Kurtz:

inwieweit hast du Dorothee Sölle gelesen?

 

Ich kenne ihr Buch >> Stellvertretung: ein Kapitel Theologie nach dem "Tode Gottes."<<

 

Ich erinnere mich noch, dass sie vom "abwesenden Gott" spricht, für den der Mensch Jesus sozusagen einspringen muss. ... Jetzt habe ich das Buch herausgesucht und eine Passage, die ich mir damals markierte, wieder aufgeschlagen.

 

Zitat

Erst wenn die Selbstverständlichkeit Gottes dahin ist, leuchtet das Wunder Jesu von Nazareth auf: dass ein Mensch Gott für andere in Anspruch nimmt, indem er ihn vertritt. Die Herausforderung, die der Tod Gottes darstellt, kann auf zwei verschiedene Weisen beantwortet werden, ähnlich wie andere Verluste, die wir erfahren: entweder man nimmt Gottes Abwesenheit als seinen Tod und sucht oder schafft sich Ersatz, oder aber man nimmt seine Abwesenheit als eine Möglichkeit seines Seins-für-uns.

 

Ich wüsste nicht, wie ein solches Gottesbild, der tote oder abwesende Gott, der mit dem Menschen und der Schöpfung nichts zu tun hat oder - mangels Existenz - nichts zu tun haben kann, und für den der Mensch Jesus von Nazareth quasi einspringen muss, noch sonderlich genuin religiös genannt werden könnte. Aber das ist nur meine Wertung. Mir war es damals schon zu wenig, und heute, wo ich selber schon mein eigenes Ende in nicht mehr so ferner Zukunft am Horizont aufsteigen sehe, ist mir eine solche "Religion" zu dürr und zu trocken und eine etwas zu diffuse Ansammlung wohlklingender Phrasen. Da bin ich lieber, wenn schon ohne Religion, dann illusionsloser Atheist und sage: nach mir die Sintflut, denn ich bin dann weg, vollständig ausgelöscht. Aber, wie oben geschrieben: ich bin ein Mensch, der sich entschied die Hoffnung nicht aufzugeben. Denn wenn ich umsonst hoffen sollte: wer wäre denn fähig mir das im Nachhinein vorhalten zu können, sind dann doch alle anderen auch nicht mehr gewesen als flüchtige Schemen die kamen und gingen und von denen nichts blieb. Also: Prinzip Hoffnung. Denn wer weiß? Vielleicht wird am Ende ja doch alles gut. 

bearbeitet von Mistah Kurtz
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Vielleicht sollten wir von Dorothee Sölle ein wenig auf Ernesto Cardenal "ablenken", dann wird diese Art "politischer" Theologie vielleicht verständlicher:

Ich habe von Cardenal nämlich eigentlich vor allem seine Gedichte und Hymnen gelesen, und danach dürfte es schwerfallen, ihm zu unterstellen, er hätte nicht an Gott geglaubt. Im Gegenteil, es ist ein begeisterter, preisender Glaube, der aus der mystischen Schule eines Thomas Merton erwachsen ist - also vor allem auch im Schweigen und der Hingabe. Und seine Solidarität mit den Armen beschrieb er aus der ganz natürlichen Gemeinschaft in der Eucharistie auf seiner Insel.

 

Von daher denke ich, den Glauben Dorothee Sölles sollte man in ihren Gedichten suchen, weniger den theologischen Schriften, die ich immer auch deutlich weniger überzeugend fand.

Beide vereint übrigens auch, dass wir ihr "politisches Christentum" gar nicht aus der Bibel verstehen könnten - sondern eben nur aus der konkreten zeitgeschichtlichen Situation ihrer Länder, in die sie hineingeboren wurden. 

Deswegen können mich diese beiden Biographien eben auch nicht überzeugen, dass das Christentum "politisch" sei - es kann eine große Motivation sein, sich dem Nächsten zuzuwenden; "Politik" machen dann einzelne Gläubige daraus, und von denen sind nur die allerwenigsten Revolutionäre.

Genauso groß ist aber der Impetus im Christentum, sich Gott zuzuwenden.

Und einzigartig ist es in seiner Herausforderung, diese beiden Dinge gleichwertig nebeneinander zu stellen - wer kann dem gerecht werden?

Wahrscheinlich nur ein Heiliger und Dichter.

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Long John Silver

Sind das nicht einfach ganz persoenliche Auslegungen der Bibel?


Auf dieser Ebene kann ich sie akzeptieren, als persoenliche Entscheidung und Weltsicht.  Ueber das Christentum und das Evangelium als solches sagt diese Ebene nichts aus. 

 

Das alles sollte man eben auch nicht vermengen oder als Masstab fuer andere ansehen wollen oder gar als Aussage, dass das Evangelium im Wesen "politisch" sei. 

 

Ich persoenlich kann mit Soelle und ihrer Ebene und ihren Texten und Gedichten ueberhaupt nichts anfangen, in der Vergangenheit hatte ich wiederholt Diskussionen mit Menschen, die sie wohl sehr verehrten sogar oder zumindest einen Zugang ihr hatten. 

 

Ich denke sowieso, es ist immer etwas schief, wenn bestimmte Menschen, die einen sehr eigenen Weg gegangen sind im Glauben und der Interpretation ihrer Religion als Masstab oder Beispiel fuer etwas heran gezogen werden. Ich denke, das wird immer scheitern, und es wird weder diesen Menschen gerecht noch dem Wesen des Evangeliums.

 

Theologie, und das ist die andere Sache, hat weniger mit dem Evangelium zu tun, als mit der persoenlichen Suche von Theologen nach Gott und Erklaerungen. Das sollte nicht verwechselt werden. Ein Theologe "verkuendet" immer nur seine eigene Auffassung und was er meint, "erkannt" zu haben. Daraus auf das Gesamte zu schliessen, ist immer falsch.

 

 

 

 

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vor 4 Stunden schrieb Shubashi:

Und einzigartig ist es in seiner Herausforderung, diese beiden Dinge gleichwertig nebeneinander zu stellen - wer kann dem gerecht werden?

Wahrscheinlich nur ein Heiliger und Dichter.

Ich fand deinen Beitrag sehr schön. Aber nur diesen Punkt wollte ich herausgreifen. Ich verstehe den Anspruch, der sich in den zwei höchsten christlichen Geboten widerspiegelt (Zuwendung zum Nächsten und zu Gott)  nicht als einen unerreichbaren Anspruch, der nur von wenigen (Dichtern und Heiligen) erreichbar ist. Sondern als einen Anspruch, der mit einem befreienden Zuspruch verknüpft ist. "Kommet her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken". Da findet sich für jeden, ganz besonders für einfache Menschen in allen möglichen Berufen, wenn man sich darauf einlässt, ein Weg, eine befreite Form zu finden, sein Leben zu leben. Ich verstehe die zwei höchsten Gebote daher nicht als einen unerreichbaren Anspruch, sondern als eine Befreiung. Denn die Ausrichtung auf die zwei höchsten Gebote macht mich frei von aller gesetzlichen Sklaverei, mir selbst und anderen Ansprüche aufzuerlegen. Das Joch, das Jesus auflegt, ist eigentlich ein leichtes und sanftes Joch, ein leichteres Joch als das Joch der Welt. Und vielleicht findet sich hierin auch ein gewisses Politikum, das sich aus dem christlichen Glauben ergeben kann, nämlich der Wunsch, auch andere die Freiheit spüren und erleben zu lassen, die ich selbst im Glauben schmecken und erleben durfte. Auch durch politische Strukturen, wo dies möglich ist. Vielleicht lässt sich hier auch Kreuzestheologie ganz neu denken. Kreuzestheologie nicht als das stillschweigende duckmäuserische Ertragen von Ungerechtigkeit und Leid in frommer Absicht um Jesu Willen. Wo das Schaf sein Leben für seinen Hirten geben muss. Sondern das Kreuz als Zeichen des Widerstands gegen Ungerechtigkeit in der Welt. Wo die Hirten, Leiter und Verantwortlichen bereit sind, Feindschaft und Widerstand und das Kreuz zu erdulden, um ihren Schafen den Weg in die Freiheit zu weisen.

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Zitat

Da bin ich lieber, wenn schon ohne Religion, dann illusionsloser Atheist und sage: nach mir die Sintflut, denn ich bin dann weg, vollständig ausgelöscht. Aber, wie oben geschrieben: ich bin ein Mensch, der sich entschied die Hoffnung nicht aufzugeben. Denn wenn ich umsonst hoffen sollte: wer wäre denn fähig mir das im Nachhinein vorhalten zu können, sind dann doch alle anderen auch nicht mehr gewesen als flüchtige Schemen die kamen und gingen und von denen nichts blieb. Also: Prinzip Hoffnung. Denn wer weiß? Vielleicht wird am Ende ja doch alles gut. 

 

Nur ein paar gedankliche Anregungen dazu. Ein Atheist, ich nenne ihn lieber "Nichtreligiöser", muß nicht ohne Illusionen sein. Nur wenn er welche hat, sind seine Illusionen eben nicht religiös. Gleiches gilt für Hoffnungen, Wünsche oder Träume.

 

Nach ihrem Tode sind Menschen auch nicht einfach weg. Je nachdem, wie das Leben eines Menschen war, bleibt mehr oder weniger mehr oder weniger lange von ihm zurück. Nichts verschwindet spurenlos, sowie andererseits auch nichts ewig bleibt.

 

Wenn das aber so ist, dann ist es auch nicht gleichgültig, ob man sein Leben darauf einstellt oder nicht. Pascals Wette kann man auch verlieren.

 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 17 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Woraus schließt du, daß ich mit oder von dir rede?

 

  du sprachest keinen persönlich an, also auch mit mir und über mich.

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vor 43 Minuten schrieb Marcellinus:

Nach ihrem Tode sind Menschen auch nicht einfach weg. Je nachdem, wie das Leben eines Menschen war, bleibt mehr oder weniger mehr oder weniger lange von ihm zurück. Nichts verschwindet spurenlos, sowie andererseits auch nichts ewig bleibt.

 

Mag sein. Nur verliert sich irgendwann auch die tiefste Spur meiner und aller menschlicher Existenz im Sand der Zeit. Außerdem: was habe ich davon, dass nach meinem Ableben materielle oder geistige Artefakte meiner Existenz mehr oder minder lange überdauern? 

 

Ich möchte meine Haltung übrigens nicht mit dem Prädikat der Pascal'schen Wette schmücken. Die ist mir einerseits zu formalistisch und andererseits zu sehr auf Belohnung aus. Meinem Hoffen geht es nicht darum, dass ich für meinen Glauben - der ohnehin, misst man ihn an seinen Taten, ein eher kümmerliches Gewächs ist - belohnt werde. Ich habe durchaus nichts dagegen, wenn auch alle anderen Menschen, mögen sie nun glauben und hoffen oder nicht, mögen sie Christen oder Atheisten, Muslims oder Buddhisten oder was auch immer sein,  in den gleichen Genuss kommen wie ich.

 

Auf dem Grabstein Carl Orffs sind 2 Wörter eingraviert: «Summus finis» - ein Selbstzitat aus seiner Oratorienoper «De temporum fine comoedia« - «Venio ad te, tu paraclitus es et summus finis» - Ich komme zu Dir, Du bist der Tröster und das letzte Ziel. Im gleichen Werk flüstert einer der Protagonisten aus dem Chor der Anachoreten «Omnium rerum finis erit vitiorum abolitio« - Das Ende aller Dinge wird aller Schuld Vergessung sein. Ich denke diese beiden Zeilen aus Orffs Werk fassen den Kern meiner Hoffnung, die mein Credo ist, zusammen. Natürlich kann es sein, dass mein Hoffen ins Leere läuft, dass da kein letztes Ziel ist, das auf mich wartet. Dann hätte ich umsonst gehofft. Aber: wer wäre imstande mich dann darüber aufzuklären? Und, in anderer Weise, ist es ja richtig: Hoffnung ist umsonst, es sind damit keine Kosten verbunden, ja, für mich schon jetzt ein Belohnung in sich. Ich schaue hoffnungsvoll in meine Zukunft, und dieses Schauen  wird nicht vom Tellerrand meiner Existenz begrenzt, sondern reicht darüber hinaus. Und, wie gesagt, vielleicht findet ja meine Hoffnung ein  «Summus finis», ein gutes Ende, ein endloses Ziel, wie immer das auch für mich und alle anderen ausschauen mag.

bearbeitet von Mistah Kurtz
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Über den Tellerrand gucken kann man auch ohne Metaphysik. Dein Leben endet irgendwann, wie das von jedem anderen auch. Soviel ist gewiß. Sogar noch mehr: es ist notwendig, weil die Voraussetzung der Welt, wie wir sie kennen. Was dann kommt, weißt du nicht (und auch sonst niemand). Mach dir keine Gedanken, du erfährst es früh genug. ;)

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vor 9 Minuten schrieb Marcellinus:

Mach dir keine Gedanken, du erfährst es früh genug. ;)

 

Das ist es ja: ich mache mir darüber keine Gedanken, so wie ich mir auch über den Tod keine Gedanken mache. Es kommt, wie es kommt. Ist hinterher etwas: schön. Ist hinterher nichts, habe ich also umsonst gehofft, erleide ich auch keinen Schaden, denn dann bin ich in meiner Existenz ausgelöscht und kann darüber nicht enttäuscht sein. Vielleicht erscheint Dir der Gedanke verschroben, aber in Summe ist meine Haltung für mich eine Wette, die ich vielleicht nicht gewinne, die ich aber auf der anderen Seite auch nicht verlieren kann. 

bearbeitet von Mistah Kurtz
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@Mistah Kurtz: danke für deine Rückmeldung. Mir geht es mit Dorothee Sölle eben ganz anders. 🙂 Vielleicht rührt das auch daher, dass sie letztlich ihre ganz eigene theologische und religiöse Sprache entwickelt hat, die teilweise wohl auch mit gängiger theologischer Sprache gebrochen hat und dadurch massiv provozierend ist. Ich mag sowas

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vor 6 Stunden schrieb Long John Silver:

Sind das nicht einfach ganz persoenliche Auslegungen der Bibel?


Auf dieser Ebene kann ich sie akzeptieren, als persoenliche Entscheidung und Weltsicht.  Ueber das Christentum und das Evangelium als solches sagt diese Ebene nichts aus. 

 

Das alles sollte man eben auch nicht vermengen oder als Masstab fuer andere ansehen wollen oder gar als Aussage, dass das Evangelium im Wesen "politisch" sei. 

 

Ich persoenlich kann mit Soelle und ihrer Ebene und ihren Texten und Gedichten ueberhaupt nichts anfangen, in der Vergangenheit hatte ich wiederholt Diskussionen mit Menschen, die sie wohl sehr verehrten sogar oder zumindest einen Zugang ihr hatten. 

 

Ich denke sowieso, es ist immer etwas schief, wenn bestimmte Menschen, die einen sehr eigenen Weg gegangen sind im Glauben und der Interpretation ihrer Religion als Masstab oder Beispiel fuer etwas heran gezogen werden. Ich denke, das wird immer scheitern, und es wird weder diesen Menschen gerecht noch dem Wesen des Evangeliums.

 

Theologie, und das ist die andere Sache, hat weniger mit dem Evangelium zu tun, als mit der persoenlichen Suche von Theologen nach Gott und Erklaerungen. Das sollte nicht verwechselt werden. Ein Theologe "verkuendet" immer nur seine eigene Auffassung und was er meint, "erkannt" zu haben. Daraus auf das Gesamte zu schliessen, ist immer falsch.

 

Meines Erachtens ist es eh selbstverständlich, dass christliche Existenz letztlich eine ganz persönliche Auslegung der Bibel ist. Der eine orientiert sich hierbei stärker an kirchlichen Verlautbarungen, der andere stärker an einzelnen christlichen Persönlichkeiten, der nächste wiederum wirft scheinbar alles um und findet seine eigenen Antworten noch dazu in ganz eigener Sprache.

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Long John Silver
vor 2 Stunden schrieb Die Angelika:

 

Meines Erachtens ist es eh selbstverständlich, dass christliche Existenz letztlich eine ganz persönliche Auslegung der Bibel ist. Der eine orientiert sich hierbei stärker an kirchlichen Verlautbarungen, der andere stärker an einzelnen christlichen Persönlichkeiten, der nächste wiederum wirft scheinbar alles um und findet seine eigenen Antworten noch dazu in ganz eigener Sprache.

 

Jein. 🙂

 

Fuer mich gibt es durchaus etwas verbindliches, jenseits den rein subjektiven Auffassungen, also so eine Kernaussage, die sich fuer mich z.B. im Glaubensbekenntnis zusammen fasst. Ich lese persoenlich die Bibel nicht so sehr subjektiv, ich halte davon nicht so viel, weil es immer die Gefahr ist, alles moegliche hinein zu lesen. Ich verstehe lieber gar nichts von einer Stelle, als dass ich da alles moegliche projeziere oder auf meine eigenes Leben versuche um zu schlagen. 

 

Dass die jeweils persoenliche Existenz sicher nicht zu trennen ist von der Art, wie die Bibel gelesen wird, denke ich auch. Bloss ist es dann richtig, dass als persoenliche Theologie zu benennen, und nicht mehr als das. Wir haben alle unsere Texte, die uns aus ganz bestimmten Gruenden viel bedeuten oder ueber lange Jahre sich als immer wieder tragen erwiesen haben. - Daraus kann ich persoenlich nichts ableiten in Richtung politisches Handeln. Das war die Frage, die hier gestellt wurde.

 

Fuer mich ist ganz wichtig, dass Glaube, die Botschaft von Jesus, offen bleibt und nicht eingeengt wird in bestimmte Muster von Verhaeltnissen, Gesellschaften, Situationen oder Gegebenheiten. Will sagen - die Botschaft ist fuer alle, auch fuer die Diktatoren, die die Armen so knechten, z.B. Wird  das getrennt, wird etwas von der Botschaft preis gegeben.  Das mag auch subjektiv gut gemeinten Gruenden so sein, ich werte das auch nicht persoenlich, aber ein einseitiges Evangelium ist immer so eine Sache. Gott liebt eben auch die Reichen und die Gewalttaetigen, die Moerder und die Nazis, und die Kinderschaender, und ich denke, so lange wir das glauben, sind weder Menschheit und das Evangelium aufzuspalten in eine  Richtung: Gott ist fuer die Armen und Entrechteten. Natuerlich ist er es, aber er ist es AUCH, und nicht BESONDERS. 

 

Jedenfalls nach meinem christlichen Verstaendnis. Das macht die Dinge nicht einfacher, sondern sehr viel schwieriger, weil es dann mit den Schuldzuweisungen nicht mehr so einfach ist.

 

Persoenlich gesprochen, haette ich auch ein grosses inneres Problem mit einem rein caritativen, auf Naechstenliebe fixiertest und auf die Armen und Entrechteten gerichteten politischen  Glauben, ich glaube, das waere eine Form von Christsein, wo ich nichts auf Dauer mit anfangen koennte, da wuerde mir die Basis fehlen. 

 

 

bearbeitet von Long John Silver
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vor 2 Stunden schrieb Long John Silver:

Fuer mich ist ganz wichtig, dass Glaube, die Botschaft von Jesus, offen bleibt und nicht eingeengt wird in bestimmte Muster von Verhaeltnissen, Gesellschaften, Situationen oder Gegebenheiten. Will sagen - die Botschaft ist ja fuer alle, auch fuer die Diktatoren, die die Armen so knechten, z.B. Wenn man das trennt, gibt man etwas preis von der Botschaft. Das mag auch subjektiv gut gemeinten Gruenden so sein, ich werte das auch nicht persoenlich, aber ein einseitiges Evangelium ist immer so eine Sache. Gott liebt eben auch die Reichen und die Gewalttaetigen, die Moerder und die Nazis, und die Kinderschaender, und ich denke, so lange wir das glauben, kann man die Menschheit und das Evangelium nicht aufspalten in eine  Richtung: Gott ist fuer die Armen und Entrechteten. Natuerlich ist er es, aber er ist es AUCH, und nicht BESONDERS. 

 

Jedenfalls nach meinem Glauben. Das macht die Dinge nicht einfacher, sondern sehr viel schwieriger, weil es dann mit den Schuldzuweisungen nicht mehr so einfach ist.

  

Persoenlich gesprochen, haette ich auch ein grosses inneres Problem mit einem rein caritativen, auf Naechstenliebe fixiertest und auf die Armen und Entrechteten gerichteten politischen  Glauben, ich glaube, das waere eine Form von Christsein, wo ich nichts auf Dauer mit anfangen koennte, da wuerde mir die Basis fehlen. 

 

Jein

 

Sagen wir mal so: Für die Straken, Reichen und Mächigen ist Jesus doch die Passion gegehen, für die Kleinen, Armen und Schwachen ist er auferstanden...

 

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