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Konzil und Tradition. Was ist Häresie?


Guppy

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vor einer Stunde schrieb Guppy:

Wahrheit ist aber statisch. Dass Jesus der Sohn Gottes ist lehrt die Kirche nun seit 2000 Jahren. Es ist die Wahrheit. Die verändert sich auch nicht. Jesus ist nicht auf einmal nur noch so ein bischen Gottes Sohn und gar nicht mehr Gottes Sohn, sondern er ist es und Punkt. Da gibt es nichts, was sich "organisch entwickeln" kann.

 

Das ist objektiv falsch (im Gegensatz zur Wahrheit gibt es nämlich Falschheit durchaus). Die Vorstellung der Trinität hat sich nachweislich über Jahrhunderte unter den Christen entwickelt. Gerade daran war nichts „statisch“.

 

vor einer Stunde schrieb Guppy:

Und selbst bei "strittigen" Themen kann es letztlich nur eine Wahrheit geben. Entweder der Mensch hat ein Naturrecht auf freie Wahl und Ausübung einer Religion oder er hat es nicht. Beides kann nicht gleichzeitig wahr sein.

 

Nun, die erste Frage wäre mal, ob es so etwas wie „Naturrecht“ überhaupt gibt, und wenn ja, was eigentlich darunter zu verstehen wäre. Allein darüber sind schon Bibliotheken gefüllt worden. Von nur zwei, einander gegenüberliegenden und sich gegenseitig ausschließenden Vorstellungen kann also keine Rede sein. Von der Erkenntnis gar nicht zu reden, daß es so etwas wie „Naturrecht“ nicht geben kann, wenn alle Versuche, es eindeutig zu beschreiben, und vor allem zu begründen, gescheitert sind. Auch du greifst ja auf einen Glauben zurück, der nur einer von vielen ist. Und Glauben heißt nun mal nicht wissen. ;)

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vor einer Stunde schrieb Guppy:

Wahrheit ist aber statisch. Dass Jesus der Sohn Gottes ist lehrt die Kirche nun seit 2000 Jahren. Es ist die Wahrheit. Die verändert sich auch nicht. Jesus ist nicht auf einmal nur noch so ein bischen Gottes Sohn und gar nicht mehr Gottes Sohn, sondern er ist es und Punkt. Da gibt es nichts, was sich "organisch entwickeln" kann.

 

Der Begriff "Sohn Gottes" ist doch nur eine Worthülse. Bis er dogmatisch wirklich mit Inhalt gefüllt war, dauerte es mindestens bis zum 3. Konzil von Konstantinopel im Jahre 680. Und die Definitionen der Konzile markieren ja keine exakten Punkte, die dann die Wahrheit sind. Sie sind "Definitionen", d.h. sie grenzen ab und versuchen, sich der Wahrheit zu nähern, indem  sie sich von einseitigen und irrigen Auffassungen distanzieren.

 

Mit anderen Worten: was der Gläubige (also auch Du) wirklich unter "Sohn Gottes" versteht, kann sehr unterschiedlich sein. Und man muss ziemlich aufpassen, dass man nicht seine eigene Glaubenswahrheit, die ja auf einer eigenen Glaubenserfahrung beruht, für allgemeinverbindlich erklärt.

bearbeitet von Franziskaner
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vor 3 Minuten schrieb Marcellinus:

Das ist objektiv falsch (im Gegensatz zur Wahrheit gibt es nämlich Falschheit durchaus).

 

Das ist ungefähr das, was ich eben als Arbeitsweise der domatischen Festegungen in der Kirche dargelegt habe ... vielleicht verdankt die moderne Erkenntnisphilosophie der Kirchengeschichte doch so einiges.

bearbeitet von Franziskaner
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vor 6 Stunden schrieb Merkur:

Das habe ich nicht verstanden. Wie kann Wahrheit (Ich definiere das mal nachlässig als Eigenschaft einer Aussage) eine Person sein.  Ist das nicht ein Kategorienfehler?

 

Das Christentum ist ein einziger Kategorienfehler ... Jemand der wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Ein Gott, der eins aber auch gleichzeitig drei ist. Gott, der am Kreuz stirbt und sagt: "Mein Gott mein Gott, warum hast Du mich verlassen."

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vor 4 Minuten schrieb Franziskaner:

Das ist ungefähr das, was ich eben als Arbeitsweise der domatischen Festegungen in der Kirche dargelegt habe ... vielleicht verdankt die moderne Erkenntnisphilosophie der Kirchengeschichte doch so einiges.

 

Das kann ich nicht sagen. Eigentlich ist es eine Frage der Logik. Eine Aussage ist relativ leicht zu widerlegen, wenn man auf einen Widerspruch stößt, aber kaum je endgültig zu beweisen. Allerdings sind Religion, Philosophie und Wissenschaft ganz unterschiedliche Methoden menschlicher Wissensproduktion, und was im jeweiligen Zusammenhang als Beweis oder Widerspruch angesehen wird, ist daher kaum vergleichbar.

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vor 3 Minuten schrieb Franziskaner:

 

Das Christentum ist ein einziger Kategorienfehler ... Jemand der wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Ein Gott, der eins aber auch gleichzeitig drei ist. Gott, der am Kreuz stirbt und sagt: "Mein Gott mein Gott, warum hast Du mich verlassen."

 

Credo, quia absurdum est?

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vor 7 Stunden schrieb Merkur:

Das habe ich nicht verstanden. Wie kann Wahrheit (Ich definiere das mal nachlässig als Eigenschaft einer Aussage) eine Person sein.  Ist das nicht ein Kategorienfehler?

Im Christentum geht es nur sehr peripher um Aussagenlogik, sondern um eine Beziehung zu einer Person die von sich gesagt hat, dass sie die Wahrheit sei.

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vor 2 Stunden schrieb Marcellinus:

 

Credo, quia absurdum est?

Sic.

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nur ein kleiner teil von uns hat ueberlebt weil sich die christen das recht nahmen juden zu ermorden, zu vertreiben, zu tode zu foltern, zu enterben. aber was macht man nicht alles um eine "verjudung" der heiligen christengemeinde zu vermeiden.

 

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vor 12 Stunden schrieb Guppy:

 

Wahrheit ist aber statisch. Dass Jesus der Sohn Gottes ist lehrt die Kirche nun seit 2000 Jahren. Es ist die Wahrheit. Die verändert sich auch nicht. Jesus ist nicht auf einmal nur noch so ein bischen Gottes Sohn und gar nicht mehr Gottes Sohn, sondern er ist es und Punkt. Da gibt es nichts, was sich "organisch entwickeln" kann.

 

Und selbst bei "strittigen" Themen kann es letztlich nur eine Wahrheit geben. Entweder der Mensch hat ein Naturrecht auf freie Wahl und Ausübung einer Religion oder er hat es nicht. Beides kann nicht gleichzeitig wahr sein.

 

 

Gott ist zwar durch die sichtbare Welt erfahrbar, aber nicht mit wissenschaftlicher Methodik beweisbar. Nach den aktuellen Stand der Naturwissenschaft wären 95% der Evangelien falsch bzw. unmöglich. Das ist auch klar, weil Gott eben den Naturgesetzen nicht unterworfen ist, sondern sie beherrscht.

 

Und eine Frage wie die, ob der Mensch ein Naturrecht auf freie Wahl und ungehinderte Ausübung jeder Religion hat, kann man auch nicht wissenschaftlich begründen. Hier ist eben der Wille Gottes der entscheidende Maßstab und den kann doch nur Gott selbst der Kirche offenbaren.

 

 

Das steht ja auch im Römerbrief. Gott hat die Juden wegen ihres Unglaubens und ihres Ungehorsams verworfen und verstockt. Nur ein kleiner Rest wurde um der Väter willen aus Gnade nicht verstockt, sondern kann Christus erkennen. Daran wird die Treue Gottes zum Volk Israel offenbar. Paulus erwähnt sich selbst als Beispiel dafür. Und er schreibt sogar, dass er als Apostel der Heiden durch seinen Dienst hofft Angehörige seines Volkes eifersüchtig zu machen, um wenigstens ein paar ihrer Seelen zu retten.


 

 

endlich mal eine erklaerung fuer 1700 jahre verfolgung, vertreibung, mord und todschlag, pogrome, inquisition und natuerlich die taten der rechtlichen christlichen erben im dritten reich, incl. pius des zwoelften.

 

 

Ich habe mal eben die Formatierung korrigiert, damit klar ist, was von Guppy und was von elad stammt.
Gouvernante als Mod

bearbeitet von gouvernante
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vor 10 Stunden schrieb gouvernante:

Im Christentum geht es nur sehr peripher um Aussagenlogik, sondern um eine Beziehung zu einer Person die von sich gesagt hat, dass sie die Wahrheit sei.

 

Sag bitte dabei: im heutigen Christentum! In seiner langen Geschichte haben sich die Christen um kleinste Formulierungen heftigst gestritten. 

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ultramontanist
vor 10 Stunden schrieb gouvernante:

 sondern um eine Beziehung zu einer Person die von sich gesagt hat, dass sie die Wahrheit sei.

 

und meine Hoffnung ist, dass Rabbi J aus N sowas niemals gesagt hatB)

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vor 12 Stunden schrieb gouvernante:

Im Christentum geht es nur sehr peripher um Aussagenlogik, sondern um eine Beziehung zu einer Person die von sich gesagt hat, dass sie die Wahrheit sei.

Kannst du das auch begründen (dass es im Christentum nur peripher um Aussagenlogik gehe)? Stehen Aussagenlogik und Beziehung deiner Meinung nach in einem Ausschließlichkeitsverhältnis oder kann man innerhalb einer Beziehung auch logische Aussagen treffen?

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vor 13 Stunden schrieb Franziskaner:

 

Das Christentum ist ein einziger Kategorienfehler ... Jemand der wahrer Mensch und wahrer Gott ist. Ein Gott, der eins aber auch gleichzeitig drei ist. Gott, der am Kreuz stirbt und sagt: "Mein Gott mein Gott, warum hast Du mich verlassen."

Das sollen alles Kategorienfehler sein? Wird deiner Meinung nach im Christentum überhaupt der Anspruch erhoben, sinnvolle und logisch nachvollziehbare Aussagen zu treffen oder soll das völlig nachrangig sein?

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vor 40 Minuten schrieb Merkur:

Das sollen alles Kategorienfehler sein? Wird deiner Meinung nach im Christentum überhaupt der Anspruch erhoben, sinnvolle und logisch nachvollziehbare Aussagen zu treffen oder soll das völlig nachrangig sein?

 

Beim Klatschen zweier Hände entsteht ein Geräusch. Lausche auf das Geräusch einer Hand!

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vor 2 Stunden schrieb Merkur:

Das sollen alles Kategorienfehler sein? Wird deiner Meinung nach im Christentum überhaupt der Anspruch erhoben, sinnvolle und logisch nachvollziehbare Aussagen zu treffen oder soll das völlig nachrangig sein?

 

Man kann sich mit der Vernunft an den Kern des Glaubens herantasten, aber man kann  ihn nicht erreichen. Die Aufgabe der Vernunft ist defensiv: sie hilft, irrige oder einseitige Aussagen abzuwehren. Die Diskussion über die Stellung Jesu und seine Göttlichkeit zeigt das sehr deutlich. Viele der theologischen Erklärungsversuche, die dann von Konzilen verworfen wurden, sind durchaus sehr stringent und logisch einwandfrei. Sie stimmen aber nicht mit den Selbstaussagen Jesu in den Evangelien überein und erzeugen so ein schiefes Bild.

 

Übrig geblieben ist dann "wahrhaft Mensch und wahrhaft Gott". Das ist ein unauflösbarer Widerspruch, der aber hineinführt in das Geheimnis unserer Erlösung, die in der Beziehung zu Gott liegt und nicht in der vernunftgemäßen Erkenntnis.

 

Die Vernunft erzeugt immer ein Subjekt-Objekt-Denken. Der logische Schluss macht dem Denker das Objekt seiner Gedanken untertan. Wer sich Gott auf dem Wege logischer Erlärbarkeit nähert, möchte Gott sozusagen  in sein Leben und Denken einfügen. Das geht aber nicht. Gott ist immer der Größere, er ist immer der Unberechenbare, er ist immer der Geheimnisvolle. Die Weise, in der wir Menschen uns ihm nähern können, ist die einer glaubenden und vertrauenden Beziehung. Diesen Sprung müssen wir wagen, da hilft uns keine Theologie.

Und auch kein Ritual. Die Sakramente machen Gott nicht für und Menschen verfügbar. Sondern sie sind Wege, auf denen er sich uns frei schenkt.

bearbeitet von Franziskaner
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vor 5 Stunden schrieb elad:

Gott ist zwar durch die sichtbare Welt erfahrbar, aber nicht mit wissenschaftlicher Methodik beweisbar. Nach den aktuellen Stand der Naturwissenschaft wären 95% der Evangelien falsch bzw. unmöglich. Das ist auch klar, weil Gott eben den Naturgesetzen nicht unterworfen ist, sondern sie beherrscht.

 

Hm, ich glaube da hast Du nicht recht, bzw. einen etwas verzerrten Blick. Wenn ich die gesamten Perikopen der Evangelien vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen lassse, sind mindesten 2/3 aus natur- und kulturwissenschaftlicher Sicht vollkommen unproblematisch. Warum soll Jesus nicht das Vaterunser, die Gleichnisse und die Bergpredigt formuliert haben? Warum soll er nicht die Apostel berufen und mit der Fortsetzung seines Werkes beauftragt haben? Warum soll er nicht nach Jerusalem gezogen und dort gekreuzigt worden sein?

Ein großer weiterer Teil (die Heilungen z.B.) ist ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen. Personen mit erstaunlichem Heilungs-Charisma gibt es gelegentlich.

 

Wirklich den Rahmen sprengend ist die Auferstehungerzählung. Und hier entsteht tatsächlich die großen Frage des Christentums an die Wissenschaft: ob sie nämlich wirklich in der Lage ist, die ganze Welt zu erklären. Oder ob es einen göttlichen Schöpfer gibt, der von der Welt zwar unterschieden, aber trotzdem mit ihr verbunden ist.

bearbeitet von Franziskaner
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Zitat

Wirklich den Rahmen sprengend ist die Auferstehungerzählung. Und hier entsteht tatsächlich die großen Frage des Christentums an die Wissenschaft: ob sie nämlich wirklich in der Lage ist, die ganze Welt zu erklären. Oder ob es einen göttlichen Schöpfer gibt, der von der Welt zwar unterschieden, aber trotzdem mit ihr verbunden ist.

 

Warum sollen sich die Wissenschaften mit so etwas beschäftigen? Vince Ebert sagte einmal: „Ein Esoteriker kann in 5 Min. mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann.“ Theoretisch-empirische Wissenschaften haben die Aufgabe, Modelle zu entwickeln, wie beobachtbare Tatsachen nachprüfbar miteinander zusammenhängen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Apologetik für Religionen zu betreiben, die Glauben und Wissen nicht auseinander halten können. Die Zeiten, wo Religionen die Macht hatten, Anspruch auf Erklärung der Welt zu erheben, sich schon eine Weile her.

 

bearbeitet von Marcellinus
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vor 58 Minuten schrieb Franziskaner:

... Die Weise, in der wir Menschen uns ihm nähern können, ist die einer glaubenden und vertrauenden Beziehung. Diesen Sprung müssen wir wagen, da hilft uns keine Theologie....

 

Das halte ich alles im wesentlichen für richtig, aber es weicht vom Thema ab. Wahrheit kann genausowenig eine Person wie ein Verb oder eine Farbe sein.  Z.B. ist grün nicht Wahrheit und rasenmähen nicht Wahrheit. Wenn man damit anfängt, Begriffe auf diese Weise umzudeuten, wird es unsinnig. Die Aussage "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" kann m.E. nur als rhetorische Figur sinnvoll gedeutet werden. Der Verweis darauf, dass es im Christentum einige Aussagen gibt, die zumindest bei oberflächlicher Betrachtung unlogisch wirken, ändert daran nichts.

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vor 8 Minuten schrieb Merkur:

Das halte ich alles im wesentlichen für richtig, aber es weicht vom Thema ab. Wahrheit kann genausowenig eine Person wie ein Verb oder eine Farbe sein.  Z.B. ist grün nicht Wahrheit und rasenmähen nicht Wahrheit. Wenn man damit anfängt, Begriffe auf diese Weise umzudeuten, wird es unsinnig. Die Aussage "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" kann m.E. nur als rhetorische Figur sinnvoll gedeutet werden. Der Verweis darauf, dass es im Christentum einige Aussagen gibt, die zumindest bei oberflächlicher Betrachtung unlogisch wirken, ändert daran nichts.

Dennoch muss fest gehalten werden, dass im Zentrum des Christentums eine Person respektive ein personales Geschehen (die Selbstoffenbarung Gottes im Christus-Ereignis) steht, nicht aber eine abstrakte Wahrheit im Sinne absolut richtiger Aussagen.

 

Ich denke für die Moraltheologie hat Abaelard genau das richtig erfasst, wenn er die Zuwendung zu Gott hin als Heil schlechthin und die Abwendung von Gott weg als Sünde begreift. Es geht nicht um die Einhaltung von Regeln, sondern um die Wahrung von Beziehung. Und in ähnlicher Weise ist es mit der Wahrheit: Sie manifestiert sich nicht in (Satz)Aussagen, sondern in der Selbstaussage Gottes.

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vor 3 Minuten schrieb Chrysologus:

... Und in ähnlicher Weise ist es mit der Wahrheit: Sie manifestiert sich nicht in (Satz)Aussagen, sondern in der Selbstaussage Gottes.

Was ist der Unterschied zwischen einer Satzaussage und einer Selbstaussage? Ist eine Wahrheit, die sich in Aussagen manifestiert, eine andere als eine sich anderweitig manifestierende? Warum wollt ihr für das, was ihr anscheinend aussagen wollt, unbedingt des Begriff "Wahrheit" verwenden? Der Begriff ist bereits belegt, und zwar (soweit ich weiß) für Aussagen.

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Im Grunde gibt es - so sehe ich es zumindest - zwei Optionen:

 

Wir verzichten in der Theologie auf den Begriff der Wahrheit, weil er aus erkenntnistheoretischen Gründen nicht mehr sinnvoll anwendbar ist, ohne dass ich nur noch von deiner und meiner Wahrheit sprechen kann in der Hoffnung, dass es eine hinreichend große Schnittmenge gibt. Dann aber bleibt Joh 14,6 letztlich undeutbar offen stehen.

 

Oder wir beziehen den Begriff der Wahrheit (verstanden als sicherer Punkt der Erkenntnis) auf eine Person oder ein Geschehen im Wissen darum, dass ich somit ein dynamisches Geschehen in das Zentrum meines Erkennens stelle, aber auch im Vertrauen darauf, dass genau das geht. 

 

Grundsätzlich glaube ich, dass man sich auf dem Holzweg befindet, wenn man im Katholizismus primär Wahrheiten sucht, die man als vom Christusereignis getrennte vermutet, weil man damit am Kern des Geschehens vorbei sucht.

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Es wäre wahrscheinlich am besten, zwischen wahr im üblichen Sinne und wahr im religiösen Sinne zu unterscheiden. Wahrheit im religiösen Sinne könnte sich nicht nur auf Aussagen, sondern gewissermaßen auch auf Gefühle, Intuition und Strukturen beziehen. Diese Art von Kommunikation wäre allerdings mühsam und reich an Mißverständnissen. Eine Kommunikation mit Agnostikern hierüber wäre voraussichtlich weitgehend unmöglich.

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Was ist Wahrheit?

 

Es ist paradox. Der Begriff „Wahrheit“, der wie kein anderer für den Wunsch nach Erkenntnis, Eindeutigkeit, Gewissheit und Sicherheit seht, hat wie kein anderer Begriff für Unklarheit, Dissens und Verwirrung gesorgt (höchstens noch übertroffen vom Gottesbegriff). 

 

„Wahrheit“ ist ein von Menschen geschaffenes, sprachliches Symbol, ein Begriff, und was man damit zu begreifen versucht, das ist die Frage. Was immer man unter „Wahrheit“ versteht, es ist verbunden mit denn Begriffspaar „wahr/falsch“. Ob es sich um eine Aussage, Theorie oder sonstige Vorstellung handelt, immer ist sie entweder definitiv und absolut „wahr“ oder eben nicht. 

 

Nun gibt es viele Fälle des täglichen Lebens, in denen das scheinbar unproblematisch ist. Der Wahrheitsgehalt von Aussagen wie „Ich hab mir den Arm gebrochen“, „Hier regnet es gerade“ oder „Caesar hatte eine Glatze“ ist prinzipiell kein erkenntnistheoretisches Problem, auch wenn der letzte Fall vielleicht nach 2000 Jahren in der Praxis schlecht zu recherchieren ist. Nur hat das eben nichts mit der „Wahrheit™“ zu tun, und auch im täglichen Leben kommen auf jeden Fall, den ich nach einem schwarz-weiß-Muster beurteilen kann, hundert andere, bei denen das nicht geht. In der Mathematik oder Logik dagegen ist Existenz wie Bestimmbarkeit des Wahrheitswertes einer Aussage nicht die Ausnahme, sondern die Regel, allerdings nicht, weil die Fragen immer einfach zu beantworten wären, sondern weil Mathematik wie Logik als menschengemachte Symbolsysteme eben so eingerichtet sind, daß Problemstellung wie Lösung nur aus eben diesen Symbolen bestehen. 

 

Nur in den theoretisch-empirischen Wissenschaften will das mit der „Wahrheit“ nicht so richtig klappen. Da hilft es auch nichts, zu behaupten, Wahrheit und Wirklichkeit seine irgendwie identisch, oder „Wahrheit eine Wesenseigenschaft der Wirklichkeit“, denn damit behauptet man ja nichts mehr und nichts weniger als daß „Wahrheit“ kein von Menschen erfundener Begriff ist. Das ist reine Esoterik.

 

Modelle in den theoretisch-empirischen Wissenschaften bestehen aus menschengemachten Begriffen und Symbolen; die Zusammenhänge, die man mit ihnen beschreiben will, dagegen nicht. Das ist der eigentliche Grund dafür, daß diese Modelle immer unvollständig, vorläufig oder beides sind. Wenn man sie nicht allesamt für falsch erklären will, kommt man mit einem alles-oder-nichts-Schema nicht zurecht. Manche helfen sich dann mit der gedanklichen Konstruktion einer „Annäherung an die Wahrheit“, ein ganz besonderer Witz, denn wie will ich das Maß einer solchen „Annäherung“ bestimmen, wenn ich nicht weiß woran? 

 

In der Praxis habe ich außerhalb der Physik noch keinen Wissenschaftler erlebt, der sich getraut hat, seine Modelle „wahr“ zu nennen, und die Physiker lernen auch gerade auf die harte Tour, daß ihre Wissenschaften mehr Fragen als Antworten hat, und das Verfallsdatum ihrer Theorien immer kürzer wird, wenn sie überhaupt das Stadium der Hypothese verlassen.

 

Was theoretisch-empirische Wissenschaftler tun, ist der Versuch, zu zeigen, daß ihre Modelle besser sind als die bisherigen, besser durch Tatsachenbeobachtungen belegt, besser in ihrem Erklärungs- oder vielleicht sogar Prognosewert, was immer in ihrem jeweiligen Fach als Qualitätskriterium etabliert ist. Dieser Komparativ, dieses „besser als vorher“, ist der eigentliche, und realistische Maßstab, mit dem Fortschritt in den theoretisch-empirischen Wissenschaften bestimmt wird. „Wahrheit“ (außerhalb von Mathematik und Logik) ist einfach eine veraltete Glaubensvorstellung.

 

Daß es sich beim Wahrheitsbegriff eigentlich um eine Glaubensvorstellung handelt, daß also Subjektivismus und Wahrheit untrennbar verbunden sind, ist übrigens keine so neue Erkenntnis. Das folgende Zitat fand ich bei meiner Beschäftigung mit Popper:

 

„Das ummittelbar Erlebte ist subjektiv und absolut […] Die objektive Welt hingegen, welche die Naturwissenschaft rein herauszukristallisieren sucht, [..] ist notwendigerweise relativ […] Dieses Gegensatzpaar: subjektiv - absolut und objektiv - relativ scheint mir eine der fundamentalsten erkenntnistheoretischen Einsichten zu enthalten, die man aus der Naturforschung ablesen kann. Wer das Absolute will, muß die Subjektivität, die Ichbezogenheit, in Kauf nehmen; wen es zum Objektiven drängt, der kommt um das Relativitätsproblem nicht herum.“

(Hermann Weyl, Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaft, 1966, S. 150f, zitiert bei Karl Raimund Popper, Logik der Forschung, Tübingen 1984, S. 75)

 

Popper selbst schreibt dazu:

 

„Das alte Wissenschaftsideal, das absolut gesicherte Wissen (episteme), hat sich als Idol erwiesen. Die Forderung der wissenschaftlichen Objektivität führt dazu, daß jeder wissenschaftliche Satz vorläufig ist. Er kann sich wohl bewähren - aber jede Bewährung ist relativ, eine Beziehung, eine Relation zu anderen, gleichfalls vorläufigen Sätzen. Nur in unserem subjektiven Überzeugungserlebnissen, in unserem Glauben können wir absolut sicher sein." (Popper a.a.O. S. 225)

 

Und um diese „subjektiven Überzeugungserlebnisse“, diese persönlichen Gewißheiten, scheint es mir bei der Debatte um den Wahrheitsbegriff eigentlich zu gehen. Diese Gewißheit wollen manche offenbar mit allem (sprachlichen) Mitteln retten. Aber es hilft nichts: immer wenn jemand davon spricht, dieses oder jenes sei „wahr“, begeht er entweder eine sprachliche Ungenauigkeit oder formuliert einen Glauben, und zwar ganz egal, ob religiös oder nicht.

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vor einer Stunde schrieb Merkur:

Es wäre wahrscheinlich am besten, zwischen wahr im üblichen Sinne und wahr im religiösen Sinne zu unterscheiden.

Damit würden wir uns an einem entscheiden Punkt in eine Sonderwelt begeben, die letztlich nicht mehr kommunikationsfähig wäre.

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