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Ratzinger - Jesus von Nazareth


philipph

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Hallo liebes Forum! 

 

Ich habe mir die beiden ersten Teile von Ratzingers Jesus von Nazareth  zugelegt. 

 

Mich würde vorab interessieren, was ihr an Ratzingers Buch - - und damit an seiner Argumentationslinie - - am schlechtesten findet. Ich denke das würde den Nutzen der Lektüre ungemein erhöhen, da hier sehr viele gescheite Leute sind und ich dann Eure Gedanken im Hinterkopf behalten kann während ich mich in Ratzingers Gedanken stürze. 

 

Sollte sich jemand die Zeit nehmen wäre das echt lieb. 

 

Schönen Samstag

 

Philipp

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Am 4.7.2020 um 17:28 schrieb gouvernante:

Das größte Problem an diesen Büchern ist, dass sie exegetische Erkenntnisse der letzten 50 Jahre ausblenden.

 

Nun ja, das ist ein wenig arg verkürzend. Was der Autor ausblendet sind viele Hypothesen von Exegeten, die ausschließlich mittels der historisch-kritischen Methode (HKM) zu ihren Ergebnissen kommen. Die Hypothesen der Methode der sog. "kanonischen Exegese" werden überhaupt nicht so negativ betrachtet. 

 

Da keine Exegese von sich behaupten kann, die eine wahre Methode zu sein, die am besten die Wahrheit des Schriftgehaltes erhellen kann, ist das legitim. Selektiv, das ja.  

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Sieh in den Anmerkungsapparat - da findet sich schlicht kein Hinweis auf irgend eine Auseinandersetzung. Dem Autor gefallen bestimmte Exegeten nicht (wohl weil sie es gewagt haben, ihn in der Vergangenheit zu kritisieren, der Mann ist bekanntlich in kleinlicher Weise nachtragend), also liest er sie schlicht nicht, vielmehr zieht er das vor, was ihn bestätigt. Nicht umsonst hat Schmaus ihm seine erste Habil wegen wissenschaftlichem Unvermögen abgelehnt. Er fand dann einen gefälligeren Gutachter.

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Ich habe Ratzingers Jesus-Bücher nur auszugsweise gelesen. Jedoch sollte man sich bei aller berechtigten Kritik auch vor Augen führen, dass Ratzinger gar nicht die Absicht hat, eine exegetisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung zu führen. Er beschreibt seine Jesus-Geschichte als Ergebnis seiner persönlichen Glaubenssuche. 

 

Wenn ein exegetisch-wissenschaftliche Werk gesucht wird, dass die Erkenntnisse der Leben-Jesu-Forschung angemessen berücksichtigt, gleichzeitig aber auch nicht der Versuchung erliegt, Jesus die eigene politische Linie zu unterstellen, so empfehle ich Jürgen Beckers Werk "Jesus von Nazareth".

 

Dass Ratzinger durchaus auch das Recht hat, lukanisches oder johanneisches Sondergut persönlich für authentisch jesuanisch zu halten, obwohl dies nach Ansicht der Leben-Jesu-Forschung unwahrscheinlich ist, sei ihm unbenommen. Wer persönliche Glaubensimpulse sucht, wird bei Ratzinger sicher einen reichen Schatz entdecken. Wer eine wissenschaftliche Exegese sucht, sollte sich wo anders umschauen.

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vor 34 Minuten schrieb Chrysologus:

Sieh in den Anmerkungsapparat - da findet sich schlicht kein Hinweis auf irgend eine Auseinandersetzung.

 

Ist die Pflicht?

 

vor 34 Minuten schrieb Chrysologus:

Dem Autor gefallen bestimmte Exegeten nicht (wohl weil sie es gewagt haben, ihn in der Vergangenheit zu kritisieren, der Mann ist bekanntlich in kleinlicher Weise nachtragend), also liest er sie schlicht nicht, vielmehr zieht er das vor, was ihn bestätigt.

 

Daß er bestimmte Exegeten nicht mag, geschenkt. Nimm einen Hr. Berger, der wurde auch von manchen nicht gemocht.

 

vor 34 Minuten schrieb Chrysologus:

Nicht umsonst hat Schmaus ihm seine erste Habil wegen wissenschaftlichem Unvermögen abgelehnt. 

 

Für diese Begründung hast Du bestimmt eine Quelle. Ich kenne eher die Begründung, die Habil sei zu modernistisch gewesen.

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vor 5 Minuten schrieb rorro:

Für diese Begründung hast Du bestimmt eine Quelle.

Das Gutachten von Schmaus, leider nicht publiziert - das mit dem "zu modernistisch" ist eine wohlmeinende Lüge.

 

vor 5 Minuten schrieb rorro:

Daß er bestimmte Exegeten nicht mag, geschenkt. Nimm einen Hr. Berger, der wurde auch von manchen nicht gemocht.

Zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung gehört dennoch die Auseinandersetzung mit dem, was er sagt. Nur die zu lesen die mir schmeicheln, ist unwissenschaftlich. Aber für ein Besinnungsbuch absolut ausreichend.

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Nun, zu geheimen Quellen habe ich keine Meinung (wie auch). Solange sie nicht veröffentlicht sind, haben sie allerdings für mich den Nimbus des verschwörerhaften, zumal wenn man sie zur Diskreditierung eines anderen nutzt (das gilt nicht nur für Ratzinger).

 

Seine Jesus von Nazareth-Bücher erheben meines Wissens nach nirgendwo den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit.

 

Daß Du ihn nicht magst, dafür sind die Beispiele ja Legion. Aber bis auf "er ist anderer Meinung als ich", manches Mal ad personam verklausliert, habe ich da noch nicht viel Substantielles entdecken können.

 

Ich gehöre ja auch nicht zu seinem theologischen Fanclub (und die genannten Bücher, kürzlich erst günstig erstanden, muß ich erst noch irgendwann mal lesen), doch so grauslig wie Du finde ich ihn nicht. "Die Einführung ins Christentum" fand ich vom logischen Standpunkt der kohärenten Argumentationslinie her schwach, sein "Geist der Liturgie" war mir zu überzeugt von der eigenen Position, auch wenn ich manches darin sehr wertvoll fand. Die Lektüre ist aber bei beiden schon gefühlt 15 Jahre her.

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Ich habe das Gutachten in der Tat mal in der Hand gehabt, aber irgendwie traut sich niemand, der es hat, es zu publizieren. Deswegen kann ich nur darauf verweisen, dass Schmaus (der selbst keinesfalls unproblematisch ist)zwar auch den Modernismusverdacht hegte, der war aber nicht entscheidend. Entscheidend für die Ablehnung war der Vorwurf von Schmaus, Ratzinger unterscheide nicht zwischen der eigenen und der referierten Position (ein in Blick auf die Wissenschaftlichkeit vernichtendes Urteil), und das ist ein Merkmal, das man auch später beobachten konnte. Ratzinger ist ein großartigen und auch tiefer Denker, das werde ich nie bestreiten, aber er ist zugleich postmodern, indem er seine eigene Wahrheit konstruiert und an dieser alles andere ausrichtet, indem er erfreut seine Wahrheiten in den Schriften der Alten findet und alles seiner Wahrheit widersprechende systematisch ausblendet. Das bleibt eine Schwäche seines Werkes, und das bleibt auch eine Schwäche der Jesus-Trilogie. Seine Wahrheit aber bemisst es an deren Schönheit - und das ist das postmoderne Kriterium, aber es führt auch zur Beliebigkeit, weil Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Und diesen Überstieg verweigert er, indem er seinen Standpunkt für den einzig möglichen hält. 

 

Die Einführung habe ich vor vielen Jahren gelesen - sie muss so bahnbrechend gewesen sein, dass vieles von dem, was seine Hörer bei Erscheinen faszinierte, so neu und wegweisend nicht mehr klang. Insofern habe ich das buch als gut lesbar, aber nicht besonders spannend in Erinnerung, will ihm damit seine Qualitäten aber nicht absprechen. Seine Grundgedanken wurden nur so breit rezipiert, dass ihnen 30 Jahre später die Sprengkraft abhanden gekommen war.

 

"Der Geist der Liturgie" (der titel ist im übrigen ein Plagiat) habe ich nur kursorisch gelesen - vieles ist gut formuliert, aber schürft nicht sehr tief. Und das ist schade.

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vor 8 Stunden schrieb rorro:

Seine Jesus von Nazareth-Bücher erheben meines Wissens nach nirgendwo den Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit.

Dein Wissen ist richtig. Ratzinger betont ausdrücklich, „dass dieses Buch kein lehramtlicher Akt ist, sondern einzig Ausdruck meines persönlichen Suchens ,nach dem Angesicht des Herrn’ (vgl. Ps 27,8)”.

 

Es ist geradezu lächerlich, ihm unzuzreichende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit anderen Positionen vorzuwerfen, es sei denn, man hält eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus prinzipiell für unzulässig. Diesen Eindruck kann man bei den derzeitigen Diskussionen im Forum leicht bekommen.

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vor 16 Stunden schrieb Chrysologus:

"Der Geist der Liturgie" (der titel ist im übrigen ein Plagiat) 

 

Nein, falls Du auf Guardini referierst. Sein Buch hieß "Vom Geist der Liturgie" - ein für mich viel treffenderer Titel. Der Geist der Liturgie läßt sich nicht vollumfänglich beschreiben, man kann sich ihm nur schrittweise annähern.

 

Ich denke allerdings, daß, wenn wir zwei beurteilen wollten, wer der größere Schriftsteller gewesen ist, Guardini oder Ratzinger, zu der gleichen Einschätzung kämen. Ratzingers Wissen mag umfangreicher sein, doch die geistliche Tiefe finde ich eher in den oftmals schlichten Schriften Guardinis.

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gerade durchgelesen. danke für eure beiträge!

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Also, philipph, ich empfehle "der Herr" und vor allem auch die "Vorschule des Betens" von Romano Guardini, antiquarisch gut zu bekommen. Besonders der zweite Titel zeigt die persönliche Zurücknahme des Autors, der zwar nicht den Anspruch erhebt, allumfassend zu sein und doch gleichzeitig in einfacher Sprache eine ungeheure geistliche Tiefe vermitteln kann. Es ist viel mehr als nur eine Vorschule, eine Akademie des Betens!

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Der zweiten Empfehlung schließe ich mich gern an.
Bei "Der Herr" ist meines Erachtens eine Frage des Stils, ob man zu dieser Form der Darlegung Zugang findet.

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