Marcellinus Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni „Habermas ist nicht in der Lage, sich einigermaßen verständlich auszudrücken.“ (Karl Popper) 1 Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 19. Juni Autor Melden Geschrieben 19. Juni vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: „Habermas ist nicht in der Lage, sich einigermaßen verständlich auszudrücken.“ (Karl Popper) Die Passage, die ich zitiert habe, finde ich sehr verständlich. Zitieren
Marcellinus Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni vor 3 Minuten schrieb Cosifantutti: vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: „Habermas ist nicht in der Lage, sich einigermaßen verständlich auszudrücken.“ (Karl Popper) Die Passage, die ich zitiert habe, finde ich sehr verständlich. Aus meiner Sicht bestätigt es eher das Diktum von Auguste Comte, daß es die Aufgabe der Philosophie sei, zur Wissenschaft zu führen, oder ihr Schicksal, zur Religion zurückzufallen. Zitieren
iskander Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni (bearbeitet) vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: Aus meiner Sicht bestätigt es eher das Diktum von Auguste Comte, daß es die Aufgabe der Philosophie sei, zur Wissenschaft zu führen, oder ihr Schicksal, zur Religion zurückzufallen. Gerade solche Meta-Aussagen beruhen nun aber weder allein auf soziologischen Studien noch auf naturwissenschaftlichen Experimenten. Niemand hat je eine empirisch-sozialwissenschaftliche Feldforschung betrieben, die beweisen würde, dass die Philosophie in genau dem von Comte angegebenen Verhältnis zu empirischen Wissenschaft und Religion stehen würde, und nicht etwa in einem anderen. Und auch kein Physiker oder Chemiker hat je ein Experiment durchgeführt, welches die Richtigkeit der Auffassungen Comtes über die Philosophie beweisen würde. Auch eine historische Analyse bietet keinen Beweis: Selbst wenn die von Comte angenommenen Stadien - Religion, Philosophie und Wissenschaft - zeitlich strikt sukzessive aufeinander folgen würde, könnte das höchstens ein Indiz für Comtes entsprechende Behauptung sein; und eine solche zeitliche Abfolge gibt es im allgemeinen nicht (und Comte will wohl auch nicht behaupten, dass es sie so gibt). Fragt man nach, auf welchen Erkenntnis-Quellen die von Dir erwähnte Auffassung Comtes, wenn sie weder empirisch-soziologisch noch naturwissenschaftlich beweisbar ist, denn dann beruht, so bekommt man in der Regel keine klare Antwort, aber offensichtlich steht folgender Gedanke im Hintergrund: Wir haben ein gewisses Verständnis davon, was Religion, Philosophie und Naturwissenschaft jeweils sind, wie sie funktionieren und was sie grundsätzlich leisten können bzw. was sie nicht leisten können. Und wenn wir und nun ausgehend von diesem Wissen und Verständnis die entsprechende Fragestellung geistig vergegenwärtigen und etwas über sie nachdenken, so kommen wir vernünftigerweise eben zu jenen Ergebnissen, zu denen auch Comte gekommen ist. Dies scheint das Vorgehen zu sein, und zu ihm gibt es ja offensichtlich auch keine Alternative. Nur bezeichnet man genau diese Art der Reflexion gewöhnlich als "philosophisch". Alles andere wäre ein Vorurteil: Auch eine anständige Philosophie nimmt die Phänomene, über die sie nachdenkt, in ihrer jeweiligen Eigenart zur Kenntnis. Und sofern es nicht um Worte gehen soll, sondern um Inhalte, müsste derjenige, der abstreitet, dass Comtes Position selbst philosophisch ist, erklären, wie man denn ohne eine derartige Reflexion Comtes Auffassung begründen könnte. Allerdings scheint es weit und breit keinen namhaften lebenden Soziologen zu gegeben, der meinen würde, dass dies möglich wäre. Selbst die Vertreter der "Sociology of Scientific Knowledge", die sich in einem gewissen Sinne als Alternative zur traditionellen philosophischen Erkenntnistheorie versteht, scheinen durchaus anzuerkennen, dass sie von bestimmten philosophischen Prämissen ausgehen (und sie scheinen sich gerne auf den Philosophen Ludwig Wittgenstein zu berufen). Nun entscheidet natürlich der (weitgehende) Konsens nicht darüber, was richtig oder falsch ist. Wenn jemand also tatsächlich zeigen könnte, wie man die entsprechenden Behauptungen von Comte begründen kann, ohne dabei genau so zu verfahren, wie die Philosophie das tut - im Gegensatz zu den Verfahrensweisen, derer sich etwa die empirisch arbeitenden Soziologie und die empirisch arbeitenden Naturwissenschaft bedienen - dann müsste man durchaus zugeben, dass Comtes entsprechende Aussagen nicht ihrerseits als "philosophisch" verstanden werden müssen, sondern auch anders kategorisiert werden können. bearbeitet 19. Juni von iskander Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 19. Juni Autor Melden Geschrieben 19. Juni (bearbeitet) vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: Aus meiner Sicht bestätigt es eher das Diktum von Auguste Comte, daß es die Aufgabe der Philosophie sei, zur Wissenschaft zu führen, oder ihr Schicksal, zur Religion zurückzufallen. Wenn man den Positivismus als allerletzten Bezugspunkt möglicher Erkenntnis nimmt, dann landet man sozusagen auch wiederum auf einer Ebene wie "Metaphysik" oder "Religion" oder wie immer man das auch benennen mag, also auf einer Ebene, die mab eigentlich hinter sich lassen möchte.... Ein Denken "nach" der Metaphysik würde den "Positivismus" oder ein Weltbild, das ausschließlich und nur naturwissenschaftliche Erkenntniswege gelten lässt, wiederum einordnen in eine Dimension von Erkenntnis neben anderen, die sich wiederum gegenseitig korrigieren, ergänzen und bereichern können. bearbeitet 19. Juni von Cosifantutti Zitieren
Marcellinus Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni vor 14 Minuten schrieb iskander: vor 2 Stunden schrieb Marcellinus: Aus meiner Sicht bestätigt es eher das Diktum von Auguste Comte, daß es die Aufgabe der Philosophie sei, zur Wissenschaft zu führen, oder ihr Schicksal, zur Religion zurückzufallen. Gerade solche Meta-Aussagen beruhen nun aber weder allein auf soziologischen Studien noch auf naturwissenschaftlichen Experimenten. Richtig! Sie sind eine Meinung! 😄 Noch dazu eine, die zu diskutieren, hier nicht (mehr) der richtige Ort ist. vor 8 Minuten schrieb Cosifantutti: Wenn man den Positivismus als allerletzten Bezugspunkt möglicher Erkenntnis nimmt, dann landet man sozusagen auch wiederum auf einer Ebene wie "Metaphysik" oder "Religion" oder wie immer man das auch benennen mag, also auf einer Ebene, die mab eigentkich hinter sich lassen möchte.... Aber wer tut das schon? vor 9 Minuten schrieb Cosifantutti: Ein Denken "nach" der Metaphysik würde den "Positivismus" oder ein Weltbild, das ausschließlich und nur naturwissenschaftliche Erkenntniswege gelten lässt, wiederum einordnen in eine Dimension von Erkenntnis neben anderen, die sich wiederum gegenseitig korrigieren, ergänzen und bereichern können. „Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen.“ (Ludwig Wittgenstein) Zitieren
iskander Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb Marcellinus: Richtig! Sie sind eine Meinung! 😄 Eine Meinung, für die augenscheinlich aber nur die beiden folgenden Alternativen existieren: - Sie ist philosophisch überzeugend begründbar - dann ist sie aber offenbar falsch und führt letztlich zum Selbstwiderspruch. Denn wenn es sinnvolle Aussagen gibt, die (mehr oder weniger) überzeugend philosophisch begründbar sind, aber eben nur philosophisch: Dann hat es wohl wenig Sinn, die Philosophie in die Naturwissenschaft überführen zu wollen. - Diese Meinung über das Verhältnis von Religion, Philosophie und Wissenschaft ist schlichtweg unbegründet und unbegründbar - und damit nicht relevant. Tatsächlich gibt es aber bei Comte ja genügend Aussagen, die weder der Sache nach zur Soziologie gehören noch soziologisch begründbar sind - etwa seine Thesen zum Verhältnis von "Theorie" und "Empirie". Wie will man durch sozialwissenschaftliche Forschungen bestimmen können, in welchem prinzipiellen Verhältnis Theorie und Empirie stehen? Wie müsste ein soziologisches Experiment konzipiert sein, wie eine soziologische Feldforschung aussehen, das bzw. die eine solche Frage auch nur grundsätzlich taxieren könnte? Man bedenke, dass Soziologie - um es auf den grundlegendsten Punkt herunterzubrechen - jene Wissenschaft ist, die das "Miteinander" von Menschen untersucht. Natürlich gibt es nun durchaus spezifisch soziale Bedingungen, spezifisch soziale Aspekte und spezifisch soziale Folgen von jenen menschlichen Tätigkeiten, bei denen Theorien aufgestellt und bei denen empirisch geforscht wird; daran besteht kein Zweifel. Und selbstverständlich kann man die sozialen Komponenten, Voraussetzungen und Begleiterscheinungen derartiger Handlungen sozialwissenschaftlich erforschen und sozialwissenschaftlich analysieren. Aber da geht es eben um andere Fragestellung als um die, in welchem grundsätzlichen Zusammenhang Theorie und Empirie überhaupt stehen, oder wie sie sich zueinander verhalten müssen, so dass ein empirisch-wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt möglich ist. Ein Chor ist eine soziale Entität, und die Soziologie mag die sozialen Aspekte dieser Entität oder des in ihr praktizierten Singens untersuchen und beschreiben. Aber den Gesang selbst, oder die Bedingungen, die notwendig sind, damit der Gesang für uns harmonisch klingt, sind keine Themen der Sozialwissenschaft. bearbeitet 19. Juni von iskander Zitieren
KevinF Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni 42 minutes ago, iskander said: Eine Meinung, für die augenscheinlich aber nur die beiden folgenden Alternativen existieren: - Sie ist philosophisch überzeugend begründbar - dann ist sie aber offenbar falsch und führt letztlich zum Selbstwiderspruch. Denn wenn es sinnvolle Aussagen gibt, die (mehr oder weniger) überzeugend philosophisch begründbar sind, aber eben nur philosophisch: Dann hat es wohl wenig Sinn, die Philosophie in die Naturwissenschaft überführen zu wollen. - Diese Meinung über das Verhältnis von Religion, Philosophie und Wissenschaft ist schlichtweg unbegründet und unbegründbar - und damit nicht relevant. Ich würde sagen, Du nimmst das Zitat ein wenig zu wörtlich 😉 Zitieren
KevinF Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni 4 hours ago, Cosifantutti said: Die Passage, die ich zitiert habe, finde ich sehr verständlich. Könntest Du sie in eigenen Worten formulieren? Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 19. Juni Autor Melden Geschrieben 19. Juni (bearbeitet) vor 5 Stunden schrieb Marcellinus: Aus meiner Sicht bestätigt es eher das Diktum von Auguste Comte, daß es die Aufgabe der Philosophie sei, zur Wissenschaft zu führen, oder ihr Schicksal, zur Religion zurückzufallen. ....ist es wirklich die Aufgabe der Philosophie, "zur Wissenschaft zu führen" ? .... noch dazu zu einer "Wissenschaft", die wiederum genau dem Wissenschaftsbegriff von August Comte ( !!! ) entspricht ? Das kann nun doch wirklich nicht dein Ernst sein... PS: man hat die von mir zitierte "Quintessenz" des Habermas'schen Durchgangs durch die europäische Philosophiegeschichte unter dem Aspekt "Glauben und Wissen" überhaupt nicht verstanden, wenn man Habermas unterstellt, dass er in irgendeiner Form in die Welt der Religion "zurückgefallen" wäre. Seit etwas über 20 Jahren treibt Habermas das Verhältnis von "Glauben" und "Wissen" um... und nur, weil er nicht von vorneherein und rigoros und auch nicht pauschal und kategorisch die Bedeutung von Glauben und Religion auch für eine heutige Zeit, für die Gegenwart, die er mit anderen als "nachmetaphysisches Zeitalter" kennzeichnet, als vollkommen irrelevant abstreitet, reagieren manche Zeitgenossen geradezu "allergisch" auf diese Positionierung von Habermas. ( der Alte ist "senil" geworden, er ist der Religion zu Kreuze gekrochen..etc... ) Deine Bemerkung, Habermas sei nicht in der Lage, sich halbwegs verständlich auzudrücken, finde ich in diesem Zusammenhang besonders amüsant... sie wird übrigens, was die breite Reaktion seiner Philosophiekollegen angeht auf sein "Opus Magnum", sehr eindrucksvoll widerlegt. ZB: "Vernünftige Freiheit. Beiträge zum Spätwerk vom Jürgen Habermas" Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2024 / 428 Seiten... ( Vor allem im Vorwort wird das "Opus Magnum" von Habermas von der heutigen Philosophenzunft entsprechend angemessen "verortet" ). Entscheidend: An mehreren Stellen und immer wieder besteht Habermas konsequent darauf, dass "semantische Gehalte" der Religion selbstverständlich "übersetzt" werden müssen in eine dezidiert "nichtreligiöse Sprache", um auch für einen nichtreligiösen Kontext "anschlussfähig" und diskursfähig zu sein. An einem sehr einfachen Beispiel kann man diese geforderte "Übersetzungsarbeit" von Aussagen der Religion in eine dezidierte nichtreligiöse Dimension verdeutlichen: Ein Kerngedanke der christlichen Anthropologie ist der Mensch als Geschöpf und Abbild Gottes. Von dieser Vorstellung wird die "Heiligkeit" jedes menschlichen Lebens abgeleitet. In eine nichtreligiöse Sprache übersetzt entspricht diese christliche Vorstellung vom Menschen als Abbild Gottes der heutigen, modernen Auffassung von der "Würde des Menschen", wie sie elementare Grundlage für die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" und für das "Grundgesetz" sind. Der Satz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" ist genau diese Übersetzung der Vorstellung von dem Menschen als Abbild Gottes in eine nichtreligiöse Sprache. bearbeitet 19. Juni von Cosifantutti Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 19. Juni Autor Melden Geschrieben 19. Juni vor 9 Minuten schrieb KevinF: Könntest Du sie in eigenen Worten formulieren? Wieso ? Ich finde die Passage sehr gut zu verstehen... wie heißt es doch so schön: "So einfach wie es eben geht, aber eben nicht zu einfach." Zitieren
KevinF Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni 6 minutes ago, Cosifantutti said: Wieso ? Ich finde die Passage sehr gut zu verstehen... wie heißt es doch so schön: "So einfach wie es eben geht, aber eben nicht zu einfach." Weil die entscheidende Frage nach der Vereinbarkeit von Vernunft und Religion in der zitierten Passage imo gerade offen bleibt, d.h. sie bedarf der Interpretation. Daher hätte mich Deine Antwort interessiert. Zitieren
KevinF Geschrieben 19. Juni Melden Geschrieben 19. Juni (bearbeitet) 28 minutes ago, Cosifantutti said: An einem sehr einfachen Beispiel kann man diese geforderte "Übersetzungsarbeit" von Aussagen der Religion in eine dezidierte nichtreligiöse Dimension verdeutlichen: Ein Kerngedanke der christlichen Anthropologie ist der Mensch als Geschöpf und Abbild Gottes. Von dieser Vorstellung wird die "Heiligkeit" jedes menschlichen Lebens abgeleitet. In eine nichtreligiöse Sprache übersetzt entspricht diese christliche Vorstellung vom Menschen als Abbild Gottes der heutigen, modernen Auffassung von der "Würde des Menschen", wie sie elementare Grundlage für die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und für das Grundgesetz sind. Der Satz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" ist genau diese Übersetzung der Vorstellung von dem Menschen als Abbild Gottes in eine nichtreligiöse Sprache. Sehe ich zwar auch so, aber ist Dir klar, dass dies a) eine moderne Umformung des tradierten Glaubensguts ist, sprich, eine Form der Eisegese? und b) dies den klassischen Geltungsanspruch der christlichen Religion torpediert? Die alten Päpste hatten dafür übrigens ein sehr deutliches Gespür, man denke nur an "Mirari vos" von 1832 und "Syllabus errorum" von 1864. bearbeitet 19. Juni von KevinF Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 19. Juni Autor Melden Geschrieben 19. Juni vor 31 Minuten schrieb KevinF: Weil die entscheidende Frage nach der Vereinbarkeit von Vernunft und Religion in der zitierten Passage imo gerade offen bleibt, d.h. sie bedarf der Interpretation. Daher hätte mich Deine Antwort interessiert. Lies einfach nochmals die Passage von Habermas, die ich oben zitiert habe. Gerade am Ende wird sehr deutlich, dass dieses "Spannungsfeld" zwischen "Vernunft" und "Religion" ja gerade eine "offene Frage" ist...sie - wie es auch dein eigener Eindruck ist: "offen bleibt". Ich denke, es ist sehr wichtig, sich dies vollkommen klarzumachen: Was das Verhältnis von "Religion" und "Vernunft" angeht muss die Frage letztlich "offen" bleiben. Diese Frage grundsätzlich und bleibend "offen" zu halten, stellt an beide Seiten dieselben intellektuellen Anforderungen. Nicht nur an den Glauben, "Rechenschaft" abzulegen, sondern auch die "Zumutung" an eine rein "säkulare Vernunft", sich grundsätzlich "offen" zu halten für substantielle Beiträge der Religion... Dabei stellt Habermas Aufgaben an beide Seiten: 1. Eine rein "säkulare" Vernunft muss sich grundsätzlich "offen" halten, "offen" und "lernbereit" sein für mögliche für die heutige Zeit und Gegenwart wichtige "Erkenntnisse" "Einsichten" der Religion... 2. Die Religionen müssen fähig sein, ihre "Einsichten" und "Überzeugungen", die sie für die Gegenwart und unsere Gesellschaften für "relevant" halten, in eine "nichtreligiöse Sprache" zu übersetzen. So könnte dann ein Diskurs stattfinden zwischen "Vernunft" und "Religion"; zwischen "Glauben" und "Wissen"... Ich weiß jetzt überhaupt nicht, welches "Bild" des Verstehens hier weiterhilft: Vereinbarkeit ?!? Vielleicht eine "Brücke der Begnung", die man von verschiedenen Seiten betritt, auf der man sich zur "Verständigung" trifft, wo nan in einen vom gegenseitigen Respekt getragenen Dialog von "Vernunft" und "Religion" eintritt. Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 20. Juni Autor Melden Geschrieben 20. Juni (bearbeitet) vor einer Stunde schrieb KevinF: Sehe ich zwar auch so, aber ist Dir klar, dass dies a) eine moderne Umformung des tradierten Glaubensguts ist, sprich, eine Form der Eisegese? und b) dies den klassischen Geltungsanspruch der christlichen Religion torpediert? Die alten Päpste hatten dafür übrigens ein sehr deutliches Gespür, man denke nur an "Mirari vos" von 1831 und "Syllabus errorum" von 1864. Ich kann nur nochmals wiederholen: dieses "Konzept" stellt ( vielleicht für den einen oder anderen, der allzugerne im eigenen Saft schmort ) hohe Anforderungen an beide Seiten zu a.): Es gehört doch wohl zum innersten Grundbestand aller christlichen Anthropologie, dass der Mensch Geschöpf und Abbild Gottes ist und er von daher eine einmalige Würde hat. Zu b. ) du kannst in dieser Frage getrost Mirari Vos und Syllabus errorum komplett vergessen ... Referenz ist bei all diesen Fragestellungen das 2. Vaticanum. bearbeitet 20. Juni von Cosifantutti Zitieren
KevinF Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni 2 minutes ago, Cosifantutti said: Zu b. ) du kannst in dieser Frage getrost Mirari Vos und Syllabus errorum komplett vergessen ... Referenz ist bei all diesen Fragestellungeb das 2. Vaticanum. Das ist doch aber genau der Punkt: Das 2. Vaticanum stellt diesbezüglich einen Bruch mit der Tradition dar. Damit ist aber erstens der Lehramtspositivismus unhaltbar, womit auch die Berufung auf das 2. Vaticanum kein Argument mehr sein kann. Zweitens haben die jüngeren Päpste damit zwar die Werte der Aufklärung bejaht, was gut ist, aber im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht verstanden, dass dies das Christentum selbst radikal relativiert: Wenn die Menschenwürde gilt, dann folgt daraus, dass ein guter Gott keinen Menschen in die Hölle werfen kann. Damit wird die gesamte christliche Metaphysik für das Heil verzichtbar. Zitieren
KevinF Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni (bearbeitet) 16 minutes ago, Cosifantutti said: zu a.): Es gehört doch wohl zum innersten Grundbestand aller christlichen Anthropologie, dass der Mensch Geschöpf und Abbild Gottes ist und er von daher eine einmalige Würde hat. Im Sinne des heutigen Konzepts der Menschenwürde? In der heutigen Mainstreamtheologie ja, aber in der früheren definitiv nicht: Die Höllenangst des Mittelalters wäre, wenn man damals unser heutiges Konzept der Menschenwürdige gehabt hätte, ebenso unerklärbar wie die Antwort der Reformatoren darauf. Auch die genannten päpstlichen Dokumente des 19. Jahrhunderts sprechen eine deutliche Sprache. Und die Autoren des Buches Genesis kannten unser modernes Konzept garantiert auch nicht 😉 bearbeitet 20. Juni von KevinF Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 20. Juni Autor Melden Geschrieben 20. Juni vor 15 Minuten schrieb KevinF: Das ist doch aber genau der Punkt: Das 2. Vaticanum stellt diesbezüglich einen Bruch mit der Tradition dar. Damit ist aber erstens der Lehramtspositivismus unhaltbar, womit auch die Berufung auf das 2. Vaticanum kein Argument mehr sein kann. Zweitens haben die jüngeren Päpste damit zwar die Werte der Aufklärung bejaht, was gut ist, aber im Gegensatz zu ihren Vorgängern nicht verstanden, dass dies das Christentum selbst radikal relativiert: Wenn die Menschenwürde gilt, dann folgt daraus, dass ein guter Gott keinen Menschen in die Hölle werfen kann. Damit wird die gesamte christliche Metaphysik für das Heil verzichtbar. Ich verstehe jetzt überhaupt nicht was dein eigentliches Anliegen ist und was ich eventuell dazu beitragen könnte. Da musst du schon noch ein bisschen konkreter werden... Zitieren
KevinF Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni (bearbeitet) 41 minutes ago, Cosifantutti said: Lies einfach nochmals die Passage von Habermas, die ich oben zitiert habe. Gerade am Ende wird sehr deutlich, dass dieses "Spannungsfeld" zwischen "Vernunft" und "Religion" ja gerade eine "offene Frage" ist...sie - wie es auch dein eigener Eindruck ist: "offen bleibt". Ich denke, es ist sehr wichtig, sich dies vollkommen klarzumachen: Was das Verhältnis von "Religion" und "Vernunft" angeht muss die Frage letztlich "offen" bleiben. Diese Frage grundsätzlich und bleibend "offen" zu halten, stellt an beide Seiten dieselben intellektuellen Anforderungen. Nicht nur an den Glauben, "Rechenschaft" abzulegen, sondern auch die "Zumutung" an eine rein "säkulare Vernunft", sich grundsätzlich "offen" zu halten für substantielle Beiträge der Religion... Dabei stellt Habermas Aufgaben an beide Seiten: 1. Eine rein "säkulare" Vernunft muss sich grundsätzlich "offen" halten, "offen" und "lernbereit" sein für mögliche für die heutige Zeit und Gegenwart wichtige "Erkenntnisse" "Einsichten" der Religion... 2. Die Religionen müssen fähig sein, ihre "Einsichten" und "Überzeugungen", die sie für die Gegenwart und unsere Gesellschaften für "relevant" halten, in eine "nichtreligiöse Sprache" zu übersetzen. So könnte dann ein Diskurs stattfinden zwischen "Vernunft" und "Religion"; zwischen "Glauben" und "Wissen"... Ich weiß jetzt überhaupt nicht, welches "Bild" des Verstehens hier weiterhilft: Vereinbarkeit ?!? Vielleicht eine "Brücke der Begnung", die man von verschiedenen Seiten betritt, auf der man sich zur "Verständigung" trifft, wo nan in einen vom gegenseitigen Respekt getragenen Dialog von "Vernunft" und "Religion" eintritt. Ich verstehe nicht, wie die Frage offen bleiben kann, ohne dass dies zu einer kognitiven Dissonanz führt? Wenigstens sich selbst gegenüber muss man doch die Frage beantworten können, wie die eigene Religiösität mit der Vernunft vereinbar ist? Meine Antwort habe ich ja weiter vorne in diesem Thread mehr oder weniger schon gegeben. Ich habe sie vorhin im neuen Discord-Forum komprimiert in zwei Sätzen formuliert, die ich jetzt doch noch einmal hier posten möchte: "Ich glaube nicht an die Existenz Gottes, aber erlebe christliche Symbolsprache und Rituale so, ALS OB Gott existieren würde. Weil in der Gottesvorstellung (auch) Sachverhalte verdichtet sind, die zweifelsohne existieren." Das heißt, ich habe für mich meine Antwort gefunden. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Antworten, die mir einleuchten 🙂 bearbeitet 20. Juni von KevinF Zitieren
KevinF Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni 5 minutes ago, Cosifantutti said: Ich verstehe jetzt überhaupt nicht was dein eigentliches Anliegen ist und was ich eventuell dazu beitragen könnte. Da musst du schon noch ein bisschen konkreter werden... Ich frage nach der Vereinbarkeit von Vernunft und Religion und behaupte, dass diese Frage in der Mainstreamtheologie gerade nicht beantwortet wird, was doch eigentlich ein unhaltbarer Zustand sein müsste... Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 20. Juni Autor Melden Geschrieben 20. Juni vor 13 Minuten schrieb KevinF: Im Sinne des heutigen Konzepts der Menschenwürde? In der heutigen Mainstreamtheologie ja, aber in der früheren definitiv nicht: Die Höllenangst des Mittelalters wäre, wenn man damals unser heutiges Konzept der Menschenwürdige gehabt hätte, ebenso unerklärbar wie die Antwort der Reformatoren darauf. Auch die genannten päpstlichen Dokumente des 19. Jahrhunderts sprechen eine deutliche Sprache. Und die Autoren des Buches Genesis kannten unser modernes Konzept garantiert auch nicht 😉 Deshalb sind wir auch heute im 21. Jahrhundert.. und nicht mehr im Mittelalter, nicht mehr im 19. Jahrhundert und nicht mehr in der Zeit der Abfassung des Buches Genesis... die Kirche und der Glaube sollte Antworten auf heurige Frageb geben, nicht auf Fragen verganger Zeiten, die sind Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung... Zitieren
KevinF Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni (bearbeitet) 3 minutes ago, Cosifantutti said: Deshalb sind wir auch heute im 21. Jahrhundert.. und nicht mehr im Mittelalter, nicht mehr im 19. Jahrhundert und nicht mehr in der Zeit der Abfassung des Buches Genesis... die Kirche und der Glaube sollte Antworten auf heurige Frageb geben, nicht auf Fragen verganger Zeiten, die sind Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung... Ja, aber wie ausgeführt beantwortet die heutige Theologie die Frage ja gerade nicht. Sie ist im Gegenteil sogar inkonsistent, was den Widerstand der Traditionalisten erklärt. Auch wenn deren Standpunkt natürlich noch unhaltbarer ist, weil unvereinbar mit den Werten der Aufklärung. bearbeitet 20. Juni von KevinF Zitieren
Cosifantutti Geschrieben 20. Juni Autor Melden Geschrieben 20. Juni vor 4 Minuten schrieb KevinF: Ja, aber wie ausgeführt beantwortet die heutige Theologie die Frage ja gerade nicht. Sie ist im Gegenteil sogar inkonsistent, was den Widerstand der Traditionalisten erklärt. Auch wenn deren Standpunkt natürlich noch unhaltbarer ist, weil unvereinbar mit den Werten der Aufklärung. Jetzt habe ich so langsam den Überblick verloren, deshalb: 1. Welche konkrete Fragen beantwortet die heutige Theologie nicht ? .... ? Zitieren
KevinF Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni Just now, Cosifantutti said: Jetzt habe ich so langsam den Überblick verloren, deshalb: 1. Welche konkrete Fragen beantwortet die heutige Theologie nicht ? .... ? Vereinbarkeit von Religion und Vernunft 🙂 Zitieren
Shubashi Geschrieben 20. Juni Melden Geschrieben 20. Juni 5 hours ago, KevinF said: Vereinbarkeit von Religion und Vernunft 🙂 Kann es sein, dass dieses Problem für Dich existiert, weil Du darauf eine strikt binäre Ja-Nein-Antwort erwartest? Zitieren
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