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Grundsätzliche Überlegungen zum Thema Geld


Flo77

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Korrigiert mich, wenn ich falsch liegen sollte, aber ist "Geld" in seinem Urzweck ein Instrument mit dem das durch einen Leistungstausch, bei dem eine Leistung erbracht und die andere auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben wird, entstehende Schuldverhältnis des die Gegenleistungen noch Schuldenden insofern verändert wird, als daß die zu erbringende Gegenleistung entpersonalisiert wird (den Geldbetrag kann der Empfänger bei jedem anderen Leistungserbringer wieder eintauschen) und materialisiert (der Empfänger hat eine materielle Gegenleistung erhalten).

 

Geld ist also im Grunde ein Mittel mit dem gegenseitige, zukünftige  Leistungsansprüche gemessen und übertragbar gemacht werden können.

 

Reichtum bzw. Vermögen bildet also im Grunde die "Summe" der Leistungsansprüche ab, die jemand gegen den Rest der Welt hat.

 

Soweit finde ich die Idee "Geld" ganz vernünftig. Es ist einfach praktischer für ein Pfund Nudeln 1 Gramm Silber auf den Tisch zu legen anstatt 1 Minute den Laden zu fegen.

 

Stellen sich noch 3 Fragen:

 

Wo kommt das Edelmetall her?

 

Sind Steuern eine intelligente Sache?

 

Braucht es Zinsen?

 

Die erste ist die interessanteste Frage, da sie quasi die Frage stellt, wie das Geld in Umlauf kommt. Ein Minenbesitzer kann dadurch, daß er mal mehr mal weniger fördert und seinen "Lieferanten" mal mehr mal weniger Silber als Gegenleistung aushändigt den Wert des Silbers kontrollieren. Je stärker seine Monopolstellung ist, um so massiver seine Machtbasis mit der er Abhängigkeiten bilden kann.

(An dieser Stelle frage ich mich ja, wie das in Kulturen funktioniert hat, die Muschelgeld verwendeten.)

 

Die Frage nach den Steuern würde ich mal mit "Jein" beantworten. Zur Erfüllung von Aufgaben, die der einzelne oder eine kleinere Gruppe nicht alleine organisieren kann, ist die Bündelung von "Geld" sicherlich sinnvoll. Die Frage ist, wo ist die Grenze? Und wer verwaltet dieses Geld? Und wem ist er Rechenschaft schuldig?

 

Und dann die Zinsen. Ich bin Kreditmanager, d.h. seit fast 20 Jahren lebe ich davon finanzielle Risiken einzuschätzen und Forderungen meiner Arbeitgeber bei zahlungsunwilligen Schuldnern einzufordern. Grundsätzlich verstehe ich, daß ein Kreditgeber sich zum einen gegen den Ausfall seiner Forderung absichern will als auch, wenn man für die Zeit in der man die eigenen Leistungsansprüche nicht wahrnehmen kann, eine Entschädigung verlangt. Quasi eine Miete auf die geliehene Summe. Das ergibt nach meinem Verständnis aber nur dann Sinn, wenn das ausgeliehene Geld tatsächlich der Verfügung des Eigentümers entzogen ist.

Hierbei am Rande: Ein Kreditvertrag ist ein Versprechen, eine Glaubensfrage. Der Gläubiger glaubt daran sein Geld von seinem Schuldner wiederzubekommen und unter normalen Menschen glaubt auch der Schuldner meist noch daran, seine Schulden in der vereinbarten Zeit zurückzuzahlen. Was nebenbei nichts anderes bedeutet, als die Hoffnung auf den Erwerb zukünftiger Leistungsansprüche gegen Dritte.

Dieses System funktioniert meiner Meinung nach nur solange, wie der Kreditgeber das verliehene Geld auch tatsächlich hat. Mit anderen Worten, der gerechte Ausgleich kann nur dann zustandekommen, wenn der Kreditgeber den verliehenen Betrag zunächst durch die Erbringung eigener Leistungen erworben hat oder aber, wenn die Bank als Vermittler zwischen Leuten, die ihr Geld verleihen wollen und solchen die es leihen wollen fungiert. Auch hier kann der Zins verstanden werden als eine Form der Bearbeitungsgebühr und sogar der Risikoneteiligung wenn die Bank ggü. dem Einleger eine eigene Rückzahlungsverpflichtung eingegangen ist.

 

Die Unwucht sehe ich dort, wo ein Kreditinstitut Geld verleiht, daß eigentlich gar nicht existiert und auf eine virtuelle Silbermine zurückgreift.

 

 

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vor 20 Minuten schrieb Flo77:

Wo kommt das Edelmetall her?

Das hat man nur benötigt als Gegenwert zum Leistungsanspruch. Sozusagen als Unterpfand dafür, dass die versprochene Gegenleistung auch erbracht wird und vor allem auch bei einem anderen eingeholt werden kann.

Ohne das Edelmetall stünde nur ein Versprechen im Raum. Das würde unter Bekannten vielleicht noch ausreichen, gegenüber Unbekannten sicher nicht.

Damit man nicht immer mehr Edelmetall mit sich herumschleppen musste, wurde das Papiergeld erfunden. In meiner Kindheit stand auf den englischen Pfundnoten noch (sinngemäß) „die Bank von England verspricht, dem Überbringer dieses Papiers ein Pfund Silber zu geben“.

Das handelbare Leistungsversprechen (s. o.) wird also durch eine Institution dem Einzelnen abgenommen, der dafür der Institution gegenüber ein persönliches Leistungsversprechen abgibt, das die Institution natürlich entsprechend prüfen muss.

 

Heutzutage ist das Ganze System nicht mehr mit Edelmetall hinterlegt, sondern mit der Wirtschaftsleistung des Landes, das die Währung ausgibt (oder der Länder).

Und je nachdem wie hoch diese nicht nur ist, sondern auch von anderen eingeschätzt wird, desto mehr oder auch weniger ist die Währung (das institutionalisierte Leistungsversprechen) wert

 

Werner

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vor 2 Minuten schrieb Werner001:

Heutzutage ist das Ganze System nicht mehr mit Edelmetall hinterlegt, sondern mit der Wirtschaftsleistung des Landes, das die Währung ausgibt (oder der Länder)

Selbst daran habe ich mittlerweile meine Zweifel. Die "Wirtschaftsleistung eines Landes" wird heute nach derart komplexen Methoden berechnet, daß ich von einer realistischen Werthaftigkeit nicht mehr ausgehe.

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vor 7 Minuten schrieb Flo77:

Selbst daran habe ich mittlerweile meine Zweifel. Die "Wirtschaftsleistung eines Landes" wird heute nach derart komplexen Methoden berechnet, daß ich von einer realistischen Werthaftigkeit nicht mehr ausgehe.

Was ist realistisch? Es ist wie bei vielen Dingen: sie sind genau soviel wert, wie jemand bereit ist, dafür zu zahlen

 

Werner

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vor 1 Stunde schrieb Werner001:

Es ist wie bei vielen Dingen: sie sind genau soviel wert, wie jemand bereit ist, dafür zu zahlen

Und das kann sehr volatil sein.

Flo wird auch 3 €/l für Sprit zahlen damit er zu Arbeit fahren kann; und bei so mancher Unternehmensbeteiligung (Aktien) liegt die Zahlungsbereitschaft manchmal in schwindelerregenden Höhen, die nichts mehr mit der realen Leistungsfähigkeit zu tun haben (Blase).

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Was ist der realistische Wert einer blauen Mauritius?

Eigentlich Null.


Edit: es kommt drauf an, was man unter „realistisch“ versteht

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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vor 2 Stunden schrieb Werner001:

Was ist realistisch? Es ist wie bei vielen Dingen: sie sind genau soviel wert, wie jemand bereit ist, dafür zu zahlen

Da bin ich bei allen "unmittelbaren" Waren und Dienstleistungen, die im direkten Austausch zwischen Anbieter und Leistungsempfänger auch völlig bei Dir, aber wie will man mit diesen Maßstäben den Wert einer Volkswirtschaft messen? Zumal - auch, wenn die Frage durchaus einen Kern gruseligster Realität beinhaltet - wer würde ein Angebot für eine Volkswirtschaft machen?

 

Das Verhältnis der Währungen untereinander lässt sich durch den normalen Handel bestimmen, aber "die Wirtschaftsleistung" ist für meine Begriffe ein derart schwammiger Begriff, daß er als Gegenwert für das vorhandene Bargeld kaum infrage kommt.

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Hi,

 

Ich fand "Schulden" von David Graeber idZ. sehr erhellend. Ein Anthropologe untersucht die Ursprünge des Geldes.

 

Kurz angerissen:

 

Noch vor dem Münzgeld gab es die Schulden. Der ursprüngliche Zweck von Münzgeld ist nicht die Konvertibilität zum Zwecke der Vergleichbarkeit/Berechenbarkeit, sondern die Portabilität um Armeen auf ihren Kriegszügen versorgen zu können. Edelmetalle hatten lange Zeit ausschließlich einen kultischen und modischen Wert. 

Noch vor dem Geld gab es die Schulden, die auf "Kerbhölzern" oder Tontafeln dokumentiert wurden. "Tabula Rasa" war das vornehme Recht des neuen Herrschers die Tontafeln zu zerbrechen, resp. die alten Schuldscheine zu zerreißen.

 

Meine Meinung: 

 

Geld ist ein unverzichtbares, effizientes Werkzeug in einer arbeitsteiligen Welt. Es ist nicht mehr oder weniger unmoralisch als der Mensch, der es benutzt. Schulden können unmoralisch sein, wenn entweder dem Schuldner, oder dem Gläubiger vorab (aus den unterschiedlichsten Gründen) klar ist, dass sie nie vollständig bedient werden können oder bedient werden sollen. 

 

Gruss, Martin

bearbeitet von Soulman
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vor einer Stunde schrieb Moriz:

 ...; und bei so mancher Unternehmensbeteiligung (Aktien) liegt die Zahlungsbereitschaft manchmal in schwindelerregenden Höhen, die nichts mehr mit der realen Leistungsfähigkeit zu tun haben (Blase).

Was wiederum daran liegt, dass zu viel Geld im Markt ist, womit wir wieder beim Ausgangspunkt von Flo sind.

 

 

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vor 2 Minuten schrieb Thofrock:

Was wiederum daran liegt, dass zu viel Geld im Markt ist, womit wir wieder beim Ausgangspunkt von Flo sind.

Dieses "zuviel Geld" suggeriert allerdings auch, als gäbe es eine "richtige" Menge Geld.

 

Ich denke ist es vorallem ein "es gibt im Verhältnis zu den vorhanden realen Werten zuviel Geld im System, mit dem Leistungsansprüche gegenüber mehr Menschen geltend gemacht werden, als jemals noch produktiv arbeiten werden".

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vor 9 Minuten schrieb Thofrock:
vor 1 Stunde schrieb Moriz:

 ...; und bei so mancher Unternehmensbeteiligung (Aktien) liegt die Zahlungsbereitschaft manchmal in schwindelerregenden Höhen, die nichts mehr mit der realen Leistungsfähigkeit zu tun haben (Blase).

Was wiederum daran liegt, dass zu viel Geld im Markt ist, womit wir wieder beim Ausgangspunkt von Flo sind.

Das ist nur ein Aspekt.

 

Der Preis für einen Anteil (Aktie) an einer Firma richtet sich auch danach, wieviel Dividende, also Verzinsung sie ausschüttet, denn wenn die jährliche Ausschüttung z.B. 2€/Aktie beträgt, dann wird man sie kaum für 4€/Aktie bekommen. Sie wird eher mindestens 40€ kosten, egal wie hoch der innere Wert der Firma ist.

 

Momentan dreht der Markt wieder stark weg von den spekulativen Werten hin zu den dividendenstarken Werten, obwohl pervers viel Geld im Markt ist. 

 

 Gruss, Martin

bearbeitet von Soulman
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vor 3 Stunden schrieb Flo77:

Die Unwucht sehe ich dort, wo ein Kreditinstitut Geld verleiht, daß eigentlich gar nicht existiert und auf eine virtuelle Silbermine zurückgreift.

 

Das Lieblingsthema von Volker Pispers, der sich nun leider endgültig zurückgezogen hat. 

 

Die Unwucht sehe ich auch, und sie ist vor allem dazu in der Lage einen Domino-Effekt auszulösen und Blasen zu bilden.

 

Ich hörte gerade gestern in einem Börsenkommentar, dass die Aktienmärkterste auf Putins Einmarsch wohl deshalb nur schwach reagieren würden, weil nun die Zentralbanken wiederum einen Grund hätten, auf die dringend erforderlichen Leitzinserhöhungen zu verzichten. Solange die Inflation niedrig war, konnte man diese seltsame Zinspolitik ja noch halbwegs durchhalten. Jetzt, wo die Teuerung teilweise regelrecht explodiert, wird das natürlich hochriskant. Wie hoch kann man so einen Spread laufen lassen,  bevor einem das System dann doch um die Ohren fliegt.

 

Und da du vorhin von Kreditmanagement sprachst, mein Arbeitgeber ist zwar keine Bank, aber wir jonglieren mit Lieferantenkrediten, die wie selbstverständlich zum Leistungsspektrum so ziemlich jedes Großhändlers gehören. Früher haben wir Forderungsausfälle ganz gut versichern können. Aber auch das Geschäft hat sich recht inflationär entwickelt. Macht heute bei der knappen Kalkulation eines Großhändlers keinen Sinn mehr. No risk no fun.

 

 

 

 

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vor 22 Minuten schrieb Soulman:

Das ist nur ein Aspekt.

 

Der Preis für einen Anteil (Aktie) an einer Firma richtet sich auch danach, wieviel Dividende, also Verzinsung sie ausschüttet, denn wenn die jährliche Ausschüttung z.B. 2€/Aktie beträgt, dann wird man sie kaum für 4€/Aktie bekommen. Sie wird eher mindestens 40€ kosten, egal wie hoch der innere Wert der Firma ist.

 

Momentan dreht der Markt wieder stark weg von den spekulativen Werten hin zu den dividendenstarken Werten, obwohl pervers viel Geld im Markt ist. 

 

 Gruss, Martin

Fresenius hat seine Dividendenrendite gestern deutlich erhöht. Sie haben eine höhere Ausschüttung angekündigt, während sich die Aktie aufgrund der Quartalszahlen 8% verbilligt hat. Tochter FMC hatte übrigens einen Gewinneinbruch, weil viele Dialysepatienten an Corona gestorben sind.

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vor 9 Minuten schrieb Thofrock:

Und da du vorhin von Kreditmanagement sprachst, mein Arbeitgeber ist zwar keine Bank, aber wir jonglieren mit Lieferantenkrediten, die wie selbstverständlich zum Leistungsspektrum so ziemlich jedes Großhändlers gehören. Früher haben wir Forderungsausfälle ganz gut versichern können. Aber auch das Geschäft hat sich recht inflationär entwickelt. Macht heute bei der knappen Kalkulation eines Großhändlers keinen Sinn mehr. No risk no fun.

Warenkreditversicherungen zu beschaffen war über lange Zeit mein tägliches Geschäft - mittlerweile bin ich in einer Branche in der das (noch) keine Rolle spielt.

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vor 37 Minuten schrieb Soulman:

obwohl pervers viel Geld im Markt ist. 

Und deshalb habe ich ein Problem mit den heutigen Milliarden-Vermögen.

 

Nicht unbedingt, weil ich Reichtum für etwas Unanständiges halte (lediglich der Reiche bzw. sein Umgang mit seinem Reichtum kann und ist in vielen Fällen von bemerkenswerter Ekelhaftigkeit sein), sondern weil er vorallem eines verursacht: eine ungeheure Machtfülle in der Hand weniger Akteure.

 

Dieser Reichtum bindet die Arbeits- und Schaffensleistung der kommenden Jahrhunderte, weil ja nicht der Wert bestimmter Güter und Dienste in die Höhe geschossen ist, sondern weil hinter diesen Vermögen nur ein "Versprechen" steckt die monetär bezifferte Leistung irgendwann zu erbringen. Und der Anspruch ist auf Generationen hinaus jetzt schon beschrieben.

 

Was würde passieren, wenn sich die Geldmenge reduzieren würde? Für Schuldner wäre es in der Tat eine Katastrophe. Die realen Werte und Löhne würden sinken und der Schuldenwert in krassem Missverhältnis dazu stehen bleiben. Nach meinem Verständnis dürfte so eine Bereinigung nur in den ersten Ebenen der Geldschöpfung passieren und eine Neubewertung aller Buchgelder nach sich ziehen. Die Geldvernichtung also in den Zentral- und Großbanken vor der Realwirtschaft abgefangen werden.

 

Hat allerdings Revolutionspotential...

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vor 20 Minuten schrieb Flo77:

Warenkreditversicherungen zu beschaffen war über lange Zeit mein tägliches Geschäft - mittlerweile bin ich in einer Branche in der das (noch) keine Rolle spielt.

Wusste gar nicht, dass du so einen spannenden Beruf hast. Auf den ersten Blick mag das etwas trocken klingen, aber da kriegt man ja doch einiges mit.

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vor 56 Minuten schrieb Flo77:

Dieses "zuviel Geld" suggeriert allerdings auch, als gäbe es eine "richtige" Menge Geld.

Stimmt. So etwas ähnliches wie eine optimale Geldmenge gibt es möglicherweise für kurze Zeit, wenn man eine Währung neu einführt. Danach kann eine Zentralbank sicherlich noch zu große Schieflagen vermeiden, wenn sie nach vernünftigen objektiven Grundlagen reguliert. Aber dann kommen eben die persönlichen Interessen der Marktteilnehmer mit ins Spiel. 

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vor einer Stunde schrieb Thofrock:

Aber dann kommen eben die persönlichen Interessen der Marktteilnehmer mit ins Spiel. 

Was die Zentralbanken angeht bin ich - nicht zuletzt dank Draghi und Lagarde - äußerst skeptisch, wessen Agenda diese Institutionen tatsächlich folgen.

 

Insofern müssten die Aufgaben einer Zentralbank mal genauso öffentlich auf dem Tisch liegen wie die Postenvergabe, die Kontrollinstanzen und die Regulierungsmöglichkeiten.

 

Da werden für mein Gefühl auch Interessen verfolgt, die den meinen - und ich gehe davon aus, daß sich diese nicht so wahnsinnig von denen der allermeisten Menschen in diesem Land unterscheiden - diametral gegenüberstehen.

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10 hours ago, Flo77 said:

Stellen sich noch 3 Fragen:

Wo kommt das Edelmetall her?

Sind Steuern eine intelligente Sache?

Braucht es Zinsen?

Frage 1: Logo aus dem Boden. Viel mehr stellt sich mmn die Frage wem es gehört. Wobei es, was Geld betrifft, eigentlich keine grosse Rolle mehr spielt. Frage 2: Intelligent nicht unbedingt, aber notwendig. Frage 3: Ja, unbedingt, wie du es ja selbst schon beschrieben hast.


Für den Durchschnitt-Haushalt stimmt die ursrpüngliche Idee schon: Was reinkommt wurde geleistet (getauscht oder geerbt ist logo auch möglich aber eher die Ausnahme). Was rausgeht entspricht gekauften Leistungen (Konsum) oder Tausch (Investitionen). Die Wirtschaftslage belegt es. Eine durchschnittliche nordamerikanische Familie hat eigentlich alles was das Leben angenehm macht, hockt aber auf einem Riesenberg Schulden. Dafür wissen die meisten Hightech-Konzerne (Apple, Amazon usw.) kaum noch was sie mit ihrem Geld überhaupt noch tun sollen, und fliegen dann halt mal spasseshalber ins Weltall, und stossen in 10 MInuten mehr CO2 aus als wir in 10 Jahren.

 

4 hours ago, Flo77 said:

Was die Zentralbanken angeht bin ich - nicht zuletzt dank Draghi und Lagarde - äußerst skeptisch, wessen Agenda diese Institutionen tatsächlich folgen.

Sie folgen dem Irrglauben jedes Problem mit Geld lösen zu können; (sowie etliche Woke glauben jedes psychologische Problem oder Trauma sei mit einer Therapie lösbar).

Ein einziger Prime-Minister Kanadas (Trudeau) hat mehr Schulden angehäuft also alle 20+ Vorgänger vor ihm zusammen. In USA siehts etwa gleich aus. Dass diese Kredite niemals zurückgezahlt werden ist jedem klar. Selbst die äussersten Rechten reden, wenn überhaupt noch, von einem ausgeglichenen Budget.

 

Und da liegt mmn das Hauptproblem - Geld als Tauschmittel funzt solange wie sein intrinsischer Wert etwa gleich bleibt. Genau das missachten aber die Herrschenden zur Zeit - sie entwerten es durch drucken und immenses schulden-machen. Folgen sind Flucht in Sachwerte (vor allem Liegenschaften und Börse) und Inflation weil die Güterherstellung nicht mehr Schritt zu halten vermag. Und wenn in absehbarer Zeit Bauer X seine Getreideernte am Spotmarkt oder Schwarzmarkt für eine Jahreslieferung Benzin eintauscht wäre ich die letzte die da überrascht wär. Die Folgen für den Konsumenten mit seinen Geldscheinen kann sich jeder denken.

bearbeitet von phyllis
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Ich finde ja, weder Geld noch Zinsen sind das aktuelle Problem, wenn es um gesellschaftliche Umbrüche geht. Wir steuern gerade in eine neue Gesellschaftsordnung, für die es noch keinen Begriff gibt. Die Alt-Linken träumen noch immer den marxistischen Traum und denken dabei in Kategorien des 19. Jhd. Die neu-rechten Regimegegner faseln von Diktatur und denken dabei in Kategorien des 20. Jhd., was den Vorteil hat, daß die Anti-Rechten des 21. Jhd. ihnen vorwerfen können, daß sie Blödsinn faseln.

Das 21. Jhd. geht aber z.Z. in folgende Richtung: Wir haben  eine kleine superreiche Elite, denen alles gehört, und kommunistisch organisierte Massen, die nichts mehr besitzen, sondern alles nur noch mieten sollen. D.h., Geld wird nicht mehr für Besitztransfer genutzt, Zinsen nicht mehr für zeitlich versetzen Besitztransfer, sondern allein für das Begleichen von Dienstleistungen. Flatrates für alles, aber niemand besitzt mehr etwas. Die Frage ist dann, wer ist der Eigentümer von allem? Der hat sich nicht in der marxistischen Utopie aufgelöst, ist kein Diktator wie Stalin oder Hitler, sondern es sind die besagten Superreichen. WEF und Soros darf man nicht erwähnen, sonst ist man in der Kategorie der Verschwörungstheoretiker gelandet. Wir reden hier von einer neuen Dimension der Kontrolle über die Produktionsmittel, wie Marx es in der Welt des 19. Jhd. genannt hat, nur halt im Internet 4.0.
Bei Filmen und Musik ist der Wandel schon zu einem Großteil geschehen. Ich sehe es an mir selbst, bei Filmen und Serien kaufe ich fast nichts mehr, ich streame einfach gegen Flatrate und ärgere mich, wenn etwas vormals in der Flatrate enthaltenes drei Tage, nachdem ich auf die Watchlist gesetzt habe, extra kosten soll. Bei Musik lehne ich Anbieter wie Spotify ab, weil sie oft nicht haben, was ich will, und - und das ist das wichtigere - ich die Kontrolle über meine eigene Plattensammlung behalten will. Egal, ob CD o. Stream, ich will eigene Datenträger, auf denen das Konsumprodukt gespeichert ist. Keine Cloud-Lagerhalle, in der ich per Miete hören darf. Kontrolle des Produkts, nicht nur der Mittel, es herzustellen, auf den Bolzen ist damals der Heilige Marx gar nicht gekommen.
Die privaten Automobile sind der nächste Schritt. Ein E-Auto zu kaufen ist bekloppt, mindestens die Batterie muß man leasen, sonst hat man ein enormes finanzielles Risiko. Und die großen Konzerne arbeiten schon daran, Autos generell nicht mehr zu verkaufen, sondern nur noch Dienstleistungen freizuschalten. Sitzheizung? Von Oktober bis Februar für 2€/Monat extra. (Das ist kein Witz.) Ist alles äußerst praktisch, aber mal eben die Karre umlackieren, nur weil man Lust darauf hat - Fehlanzeige, gehört einem ja nicht. Und bei Lastkraftwagen s. das bereits angesprochene Kanada. Die dürfen nur für Produkte rollen, aber wehe man protestiert damit gegen das Regime, dann enteignen wir eben die privaten Besitzer oder konfiszieren deren Sprit oder frieren deren liquide Mittel ein. Das passiert gerade in eine der tollsten Demokratien, die wir haben.
Photovoltaikanlagen sind ein Zwischending. Die finanziert man sich über 10a oder kauft sie direkt, aber das von den eigenen Produktionsmitteln hergestellte Produkt, den Strom, darf man nicht so einfach selbst nutzen. Nein, der muß ins kommunistische Netz eingespeist werden, wird gegengerechnet, die Kontrolle behalten die Konzerne.

Derweil lenken uns die großen Medien, die allen Gegenreden zum Trotz unter der Kontrolle des Regimes oder der Konzerne stehen, mit Diskussionen um Rassismus, LGTBIQ+PNZ, Diversität und Zwergenfrauen ohne Bärte ab, konstruieren Probleme mit Bären, Spaziergängern und Impfnadeln, während wir freudig die Kontrolle über unser Privatleben abgegeben, da es a) so praktisch ist und b) man ja niemanden beleidigen darf, jeder Widerspruch ist Haßrede. Belohnung für systemkonformes Verhalten sind dann Sozialpunkte in einer App, am besten mit Rabatt, Boni und Booster. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis man die braucht, um ein Produkt mieten zu können.
Wie sollen wir das nennen? Konzernkapitalkommunismus? Wäre 'ne feiste Alliteration, aber die ist schon für andere vergeben.

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Zwei Anmerkungen:

 

Meine Leiche war noch nicht mal kalt, da hat die Mutter meiner Kinder gleich ZWEI "Alexa"-Dinger in MEINEM Haus aufgestellt.

"Siri" haben besagte Dame und auch der Miniflo ohnehin schon länger auf ihren Armbanduhren...

Jetzt kann man nichteinmal mehr dort frei reden...

Ich habe noch nicht ausprobiert ob der Befehl "Alexa, zerstöre dich selbst." oder "Alexa, lass in allen Haushalten der Welt das Hörbuch "1984" von George Orwell ohne Unterbrechung in Endlosschleife vorlesen" zum gewünschten Ergebnis führen.

 

Was das "Mieten" angeht bin ich sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite hast Du völlig recht, daß das fehlende Eigentum ein Minus an Freiheit und Kontrolle ist. Auf der anderen Seite würde ich "mieten" bzw. die Inanspruchnahme von Dienstleistungen nicht grundsätzlich verdammen. Taxis, Waschsalons, Fensterputzer, Gärtner, etc. halte ich gerade in einer Gesellschaft, in der die Haushalte immer kleiner werden, für durchaus existenzberechtigt.

Aber, da stimme ich Dir völlig zu, dieser Pseudo"besitz" bei dem man nur eine bestimmte Form des Nutzungsrechts ausüben darf ist ein hoher Preis.

 

Im Zusammenhang mit diesem Thema bin ich immer wieder von "Berufsminimalisten" irritiert, die behaupten nicht mehr als 100 Dinge zu besitzen. Ich halte es für unmöglich, in einer modernen Gesellschaft damit auszukommen. Als Wildbeuter in der Kalahari oder am Amazonas vielleicht, aber ich habe mal zusammengezählt, daß ich selbst bei sparsamster Ausstattung allein auf 400-500 Gegenstände komme, nur um einen Haushalt funktionieren zu lassen bzw. einer Wohnung ihre Grundfunktionen (Essen, Schlafen, Kochen, Körperpflege, Raumpflege, Aufbewahrung) erfüllbar zu machen. Wer nur 100 Dinge hat, kann in der westlichen Welt weder Kochtopf noch Besen, weder einen Teller für einen Gast noch mehr als zwei Handtücher besitzen. Außer er hat völlig andere Prioritäten und hält z.B. Unterwäsche für einen verzichtbaren Luxus (nebenbei: je weniger Wäsche man hat, umso öfter muss diese gewaschen werden, umso stärker wird die Wäsche belastet und umso öfter müssen Stücke ausgetauscht werden). Der Alltag dieser Spezialisten muss darauf basieren, jeden Tag Dienstleistungen von anderen zu kaufen oder zu erschleichen (gemietete Möbel, gemietetes Auto, Putzkraft, geliefertes Essen, etc.).

 

Was Marx dazu sagen würde? Interessante Frage, zumal ich nicht sehe, daß irgendwo auf der Welt in irgendeiner Form ein Problembewusstsein dafür besteht.

 

bearbeitet von Flo77
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8 hours ago, GermanHeretic said:

Und bei Lastkraftwagen s. das bereits angesprochene Kanada. Die dürfen nur für Produkte rollen, aber wehe man protestiert damit gegen das Regime, dann enteignen wir eben die privaten Besitzer oder konfiszieren deren Sprit oder frieren deren liquide Mittel ein. Das passiert gerade in eine der tollsten Demokratien, die wir haben.

Ja leider aber die Sache ist noch nicht geschluckt. Gegen Trudeau gibt es inzwischen Strafanzeigen, ich hoffe sie haben Erfolg. Ueber die eingefrorenen Guthaben und Spenden an die Trucker um die 10 Mio. werden die Gerichte befinden. Ich sehe da wenig Chancen für unseren kleinen Möchtegern-Diktator.

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vor 25 Minuten schrieb phyllis:

Ja leider aber die Sache ist noch nicht geschluckt. Gegen Trudeau gibt es inzwischen Strafanzeigen, ich hoffe sie haben Erfolg. Ueber die eingefrorenen Guthaben und Spenden an die Trucker um die 10 Mio. werden die Gerichte befinden. Ich sehe da wenig Chancen für unseren kleinen Möchtegern-Diktator.

Das liegt aber an Eurer - hoffentlich noch funktionierenden - Rechtsprechung.

 

Fakt ist: es ist technisch machbar und vom Betroffenen kaum zu umgehen.

 

Ich empfehle wirklich "Just look up" mit Lawrence/DiCaprio.

bearbeitet von Flo77
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Den Graeber werde ich mir glaube ich auch zulegen. Interessant finde ich im Wikipedia-Artikel zu den "Schulden" einen Verweis auf den Volkswirt Thomas Mayer, seines Zeichens ehem. Chefvolkswirt der Deutschen Bank und jetzt in der Denkfabrik der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Angesichts der Vita und der Position bin ich über seine Buchthemen und finanzpolitischen Positionen doch eher überrascht.

 

So hat Mayer schon 2014 die Forderung erhoben, Staaten und Bankem von der Schöpfung neuen Geldes abzuschneiden.

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