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Die japanischen Seeleute ehren?


Domingo

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Als ich gestern kurz vor dem Zubettgehen - wie man so vor dem Zubettgehen tut - mir noch ein Video zum Zweiten Weltkrieg zu Gemüte führen wollte, schaute ich mir zwei Videos an, die zwar als Filmkritik daherkommen, nämlich zum Streifen "Midway", der vor wenigen Jahren erschien, aber eher als historische Nacherzählung (am Plot des Films entlang) der berühmten entscheidenden Niederlage der japanischen Navy sowie der Ereignisse, die dahin führten, insbesondere natürlich des Angriffs auf Pearl Harbour. Gegen Ende des zweiten Videos gibt der Autor zu, dass der Film erstaunlich korrekt die geschichtlichen Ereignisse wiedergebe, was bei einem Regisseur wie R. Emmerich doppelt verwunderlich sei; doch ein Detail habe den Film in seinen Augen fast ruiniert, nämlich dass im Nachspann der Satz kommt "den amerikanischen und japanischen Seeleuten gewidmet, die bei Midway kämpften" (gefolgt von einem Satz, der in etwa "Die See gedenkt ihrer Gefallenen" bedeutet). (Zitiert bei 26:20ff.)

 

Das Argument hier ist: Das Japanische Militär hat sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer Weise verhalten, neben der sich die Waffen-SS oft wie Chorknaben ausnehmen - und ja, das trifft auch auf die Navy zu, wenngleich die Kriegsverbrechen der Armee weiterverbreitet waren und bekannter sind (dies liegt aber lediglich daran, dass es schwieriger ist, auf hoher See Völkermord zu begehen). Das waren auch nicht bloß die Missetaten Einzelner, sondern von oben angespornt wenn nicht sogar anbefohlen. Die USA haben hingegen zumindest nicht systematisch Kriegsverbrechen begangen (zumindest nach den damaligen Standards...). Also ist es unangebracht, amerikanische und japanische Seeleute auf gleiche Ebene zu stellen und auf die gleiche Weise zu ehren. Wir ehren schließlich auch nicht die Mitglieder der Wehrmacht, die in Russland gefallen sind, und ganz gewiss nicht die der Waffen-SS.

 

Das ist eine dieser Fragen, bei denen ich ins Grübeln komme; wenn ich die obige Argumentation höre, hört sie sich für mich schlüssig an; das tun aber auch die Gegenargumente, die in die Richtung gehen, dass die japanischen Soldaten und Seeleute nicht freiwillig da waren, sondern dasein mussten, sonst als Verräter hingerichtet worden wären. Was hätten wir an ihrer Stelle getan: den Wehrdienst verweigert, so dass wir den Galgen riskiert und gewiss über unsere Familie Schande gebracht hätten?

 

Das interessiert mich auch deswegen, weil sich vielleicht später die Fragen stellen wird, wie man etwa mit russischen Gefallenen im Ukrainenkrieg verfahren soll; ob man sie auch mitehren soll? Was können sie denn dafür, dass ihre Regierung sie in einen Angriffskrieg getrieben hat?

bearbeitet von Domingo
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Es gibt gerade „Letters from Iwo Jima“ von Clint Eastwood zusammen mit „Flags of Our Fathers“ auf Amazon Prime. Die gleiche Schlacht aus 2 Perspektiven. Vielleicht heilt es den einen oder anderen von seinem Ersatzpatriotismus.

bearbeitet von Soulman
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Am 23.4.2022 um 02:34 schrieb Domingo:

 

 

Das interessiert mich auch deswegen, weil sich vielleicht später die Fragen stellen wird, wie man etwa mit russischen Gefallenen im Ukrainenkrieg verfahren soll; ob man sie auch mitehren soll? Was können sie denn dafür, dass ihre Regierung sie in einen Angriffskrieg getrieben hat?

Sie sind wie die Wehrpflichtigen Deutschen den Weltkriegen Täter und Opfer.

Größtenteils verführte junge Dummköpfe.

Die ich keineswegs ehren will, wohl aber betrauern.

Ich hätte ihnen allen ein längeres und friedliches Leben gewünscht.

Auch die überlebenden Veteranen haben oft Traumata behalten, unter denen sie und ihre Umwelt zu leiden hatten. Ich kenne das aus meiner eigenen Familie.

 

Wenn ich an die relativ vielen gefallenen russischen Generäle denke empfinde ich aber klammheimliche Freude.

 

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Die wahren Täter sind die Machthaber, nicht die Soldaten. Letztere kann man durchaus ehren, egal auf welcher Seite sie standen oder stehen. Bei ersteren habe ich damit ein Problem, egal auf welcher Seite sie standen oder stehen. Wobei der Verteidiger bei mir meistens besser abschneidet als der Aggressor.

______________________________________

"Politicians who took us to war should have been given the guns and told to settle their differences themselves, instead of organising nothing better than legalised mass murder."
Harry Patch, The Last Fighting Tommy: The Life of Harry Patch, the Oldest Surviving Veteran of the Trenches

bearbeitet von GermanHeretic
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6 hours ago, GermanHeretic said:

Die wahren Täter sind die Machthaber, nicht die Soldaten.

Von den Machthabern bis hinunter zu den einzelnen Soldaten gibts aber eine recht lange Hierarchie-Kette - Generäle, Kommandaten, Offiziere, Feldweibel, was weiss ich alles noch. Deren Kriegsverbrechen mögen opportunistisch sein sind nicht aber durch nix entschuldigt.

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Am 24.4.2022 um 03:00 schrieb ultramontanist:

Die ich keineswegs ehren will, wohl aber betrauern.

 

Könnten wir uns möglicherweise auf "ihrer gedenken" einigen?

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vor 19 Stunden schrieb phyllis:

Von den Machthabern bis hinunter zu den einzelnen Soldaten gibts aber eine recht lange Hierarchie-Kette - Generäle, Kommandaten, Offiziere, Feldweibel, was weiss ich alles noch. Deren Kriegsverbrechen mögen opportunistisch sein sind nicht aber durch nix entschuldigt.

 

Man kann aber kaum den einzelnen Kämpfern auf die Finger schauen und bei jedem von ihnen feststellen, ob er sich eines Krigsverbrechens schuldig gemacht hat oder nicht, oder wie freiwillig seine eventuelle Teinlahme daran war, usw. usf. Im Nachspann des genannten Filmes wird denn auch natürlicherweise einfach gesagt, er sei denen gewidmet, die bei Midway gekämpft hätten, und Schluss. Soll nun, wie viele Menschen zu denken scheinen, das "mitgefangen, mitgehangen"-Prinzip gelten und die Japaner, die an der Schlacht teilnahmen, nicht als Gruppe ehren?

bearbeitet von Domingo
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sehe keinen Grund jemanden zu ehren nur weil er in einer Schlacht sein Leben verloren hat. Ich war ja öfters in Japan vor der Pandemie, und nahm an einigen Shinto-Zeremonien teil. Mir stiess die Ehrung der Ahnen wirklich sauer auf wenn es sich um Kriegsverbrecher handelte, was man zb von der gesamten "Imperial Army" sagen kann die Nanjing eroberte. Und das war nur die Spitze des Eisbergs.

 

Diese nachträglichen Ehrungen und Fahnenschwenkereien, aber auch das Gegenteil davon, Schuldzuweisungen und Schuldkomplexe fressen mmn nur das Gras auf das über die Sache wächst. Genauso nerven mich diese Hollywood-Kitschfilme über WW2 wenn mit Riesen-Pathos die Ueberlegenheit der US-Army/Navy/Airfroce gefeiert wird die tausende Nazis und Japsen eliminieren. Als Kind drückte ich beim anschauen solcher Filme immer den Nazis die Daumen. 🙂 Der einzige WW2 Film den ich wirklich mag ist von Stephen Spielberg.

 

Ausnahme ist wenn es klar ein überfallenes Land handelt wie jetzt die Ukraine - deren Soldaten gebührt jede Ehre während ich überhaupt nicht raffe weshalb nun Massaker wie in Bucha oder Mariupol herangezogen werden müssen um Kriegsverbrechen zu belegen. Putin und seine Schergen waren Kriegsverbrecher von der ersten Sekunde an als diese "Spezialoperation" begann.

 

 

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19 hours ago, phyllis said:

Von den Machthabern bis hinunter zu den einzelnen Soldaten gibts aber eine recht lange Hierarchie-Kette - Generäle, Kommandaten, Offiziere, Feldweibel, was weiss ich alles noch. Deren Kriegsverbrechen mögen opportunistisch sein sind nicht aber durch nix entschuldigt.

 

Geschichte ist kompliziert. Japan war letztlich ein spätfeudalistischer Staat, in dem das neue „egalitäre“ Militär die geistige Nachfolge des Kriegeradels antrat. In deren Ideologie gab es die Vorstellung von „christlicher Schonung“ für Besiegte nicht, allenfalls ein ehrenvoller Tod konnte dem Ansehen der Verlierer im Kampf dienlich sein. Und auf Zivilisten wurde so wenig Rücksicht genommen wie bei uns im dreißigjährigen Krieg.

Wir neigen durch Übertragung unserer geistigen Vorstellung auf die Vergangenheit schlicht dazu, das Denken der damaligen Menschen an unseren Wertvorstellungen zu messen.

In Wirklichkeit führt konsequente Propaganda und ideologische Erziehung aber zu Menschen, die vollkommen anders ticken. 

Wir können das selbst heute beobachten: über die sozialen Medien mauern sich Menschen freiwillig in hermetischen Denkblasen ein. Wie sollten wir von konsequent indoktrinierten Völkern besseres erwarten?

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vor 1 Minute schrieb phyllis:

 Mir stiess die Ehrung der Ahnen wirklich sauer auf wenn es sich um Kriegsverbrecher handelte,

Das wiederum ist für mich jedes Jahr eine Frage, auf die ich keine Antwort finde.

 

Es wird in Deutschland kaum eine eingeborene (d.h. seit mind. 1910 hier ansässige) Familie geben, die nicht auf die eine andere Art Anhänger des 3. Reichs, Sympathisanten, Soldaten, etc.unter ihren Vorfahren hat.

 

Nicht jeder steht dabei vor prominenten Persönlichkeiten, die meisten werden - vielleicht sogar aus guten Gründen - gar nicht so genau nachforschen.

 

Darf man sich dieser Menschen nicht mehr erinnern? Sollte man ihre Fotos verbrennen und ihre Namen aus den Ahnentafeln tilgen (wie bei Harry Potter auf dem Wandteppich der Blacks)?

 

Muss jemand auf das Gedenken an seine (Ur-)Großeltern verzichten, weil sich davon jemand "offended" fühlt.

 

Ja, das öffentliche Gedenken ist schwierig, aber das Vergessen hat meiner Meinung nach kaum jemand verdient. Und man kann der Toten auch gedenken ohne ihre vielleicht zweifelhaften Taten zu loben.

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vor 5 Minuten schrieb Shubashi:

Wie sollten wir von konsequent indoktrinierten Völkern besseres erwarten?

China und Nordkorea sind da leuchtende Beispiele.

 

Wobei letztlich sind wie genauso indoktriniert - nur mit einer anderen Doktrin...

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vor 3 Minuten schrieb Flo77:

 

Muss jemand auf das Gedenken an seine (Ur-)Großeltern verzichten, weil sich davon jemand "offended" fühlt.

 

Ja, das öffentliche Gedenken ist schwierig, aber das Vergessen hat meiner Meinung nach kaum jemand verdient. Und man kann der Toten auch gedenken ohne ihre vielleicht zweifelhaften Taten zu loben.

Das Wort "Gedenken" ist zu sehr mit dem Wort ehrend verknüpft. So wie Butter mit gut.

Vergessen sollten wir unsere Vorfahren keineswegs.

Zumal wir nicht wissen ob wir an deren Stelle nicht genauso blind oder dumm gewesen wären.

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8 minutes ago, Shubashi said:

In Wirklichkeit führt konsequente Propaganda und ideologische Erziehung aber zu Menschen, die vollkommen anders ticken.

die Goldene Regel wird überall verstanden. Beisshemmung auch. Aber selbst wenn es so ist wie du schreibst, warum soll man solche Leute denn auch noch ehren?

 

3 minutes ago, Flo77 said:

Darf man sich dieser Menschen nicht mehr erinnern? Sollte man ihre Fotos verbrennen und ihre Namen aus den Ahnentafeln tilgen (wie bei Harry Potter auf dem Wandteppich der Blacks)?

 

Muss jemand auf das Gedenken an seine (Ur-)Großeltern verzichten, weil sich davon jemand "offended" fühlt.

Das schrieb ich nicht. Es geht um ihre Ehrung - meist ist die ja öffentlich.

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vor 13 Minuten schrieb phyllis:

sehe keinen Grund jemanden zu ehren nur weil er in einer Schlacht sein Leben verloren hat.

 

Vielleicht kann man sich eben auf "Gedenken" einigen, wie ich oben zu Wunibald geschrieben habe? Man ist nicht automatisch ein Held oder ein guter Mensch, wenn man auf einem Schlachtfeld sein Leben gelassen hat (wobei es bei der einschlägigen Widmung nicht mal "gefallene" heißt, sondern einfach die, die dabei waren; nur der foglende Satz, "die See erinnert sich an die eigenen Leute", mag möglicherweise so klingen, als ob er sich speziell auf die Toten bezieht). Man hat aber an einer der schrecklichsten menschlichen Erfahrungen teilgenommen, man war in dem einen oder anderen Maße ein Opfer, und daran wird nun gedacht.

 

vor 13 Minuten schrieb phyllis:

Genauso nerven mich diese Hollywood-Kitschfilme über WW2 wenn mit Riesen-Pathos die Ueberlegenheit der US-Army/Navy/Airfroce gefeiert wird die tausende Nazis und Japsen eliminieren.

 

Echt? Was ich in diesen Streifen sehe, ist das der amerikanische "Underdog" es gegen alle Erwartung schafft, am Ende durch unsagbare Mühen die Axis doch zu besiegen - die Wehrmacht (insbesondere die Panzerdivisionen) und die Japaner werden dabei eher übertrieben, als ob sie eine nahezu unbesiegbare Kreigsmacht darstellten (was wohl nicht ganz stimmt, wohl aber am Anfang wegen ihrer Erfolge so empfunden wurde, und dieses Narrativ hat sich bis heute fortgesetzt).

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Gerade eben schrieb ultramontanist:

Das Wort "Gedenken" ist zu sehr mit dem Wort ehrend verknüpft. So wie Butter mit gut.

Vergessen sollten wir unsere Vorfahren keineswegs.

Zumal wir nicht wissen ob wir an deren Stelle nicht genauso blind oder dumm gewesen wären.

Letzteres steht ohnehin immer im Raum.

 

"Ehren" ist ein schwieriger Begriff. Ich bringe ihnen den gleichen Respekt entgegen, den ich ihnen im Leben in ihrer Funktion als meine Verwandtschaft entgegengebracht hätte.

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1 minute ago, phyllis said:

die Goldene Regel wird überall verstanden. Beisshemmung auch. Aber selbst wenn es so ist wie du schreibst, warum soll man solche Leute denn auch noch ehren?

 

Wie weiter oben gesagt: es dient der pragmatischen Aussöhnung. 

Ohne die Ehrenerklärung von Eisenhower (die kaum zu seinen bisherigen Äußerungen passte), hätte Deutschland sich kaum bereit gefunden, in nennenswerter Weise Streitkräfte im Kalten Krieg zu stellen. Für Japan gilt ähnliches, allerdings ist dort der Prozess nie soweit gediehen wie in Deutschland, wo die intensive kritische Auseinandersetzung mit den Nazis zu einer wesentlich besseren Westeinbindung führte.

Japan hat in der Region dagegen kaum politische Freundschaften schließen können, weshalb eine „Ehrenerklärung“ für japanische Militärs in keinem koreanischen oder taiwanesischen Film zu finden sein dürfte.

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vor 11 Minuten schrieb phyllis:

die Goldene Regel wird überall verstanden. Beisshemmung auch.

 

Ich akzpetiere jetzt diese Aussage als wahr, obwohl ich sie auf die Schnelle nicht überprüfen kann. Dennoch kann ich zumidnest sagen, überall gobt es Ausnahmen von dieser Regel: zB behandeln wir überführte Mörder oder Kinderschänder nicht so, wie wie selbst behandelt werden möchten... Wären wir nun in Japan im Jahr 1920 geboren, hätten wir es als selbstverständlich gelernt, sich ergebenden Feinden gegenüber eine solche Ausnahme zu machen, oder in D den Juden gegenüber, die angeblich eh genauso schlimm sind wir Kinderschänder...

 

Ich hab früher mal eine Diskussion mit einem kath. User hier über Kelsen's Büchlein (dessen Titel mir nicht wieder einfallen wird) wo er sagt, die Goldene Regel ist rechtlich gesehen eine Leerformel: konkret sagt sie nicht wirklich etwas aus, sondern muss mit den Vorstellungen / Rechtssätzen einer jeden Kultur ausgefüllt werrden.

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vor 45 Minuten schrieb Flo77:

China und Nordkorea sind da leuchtende Beispiele.

 

Wobei letztlich sind wie genauso indoktriniert - nur mit einer anderen Doktrin...

Das sehe ich nicht egalitär oder sogar negativ. Es gibt für mich keine Doktrin,  welche „sapere aude“ überlegen wäre. Ich bin sogar bereit diese Überzeugung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen.

 

😉, Martin

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14 minutes ago, Domingo said:

Dennoch kann ich zumindest sagen, überall gibt es Ausnahmen von dieser Regel:

 

Ich denke, das ist ziemlich sicher so: in totalitären Ideologien, die Kollektive konstruieren, ist es ziemlich ausgeschlossen, dass für Menschen außerhalb dieser Kollektive die gleichen Regeln gelten, wie für einen selbst.

Der Klassenfeind, der Untermensch, der Ungläubige können nicht erwarten, als rechtlich Gleichgestellte behandelt zu werden.

Im besten Fall gibt es einen formalen Weg der Konversion, die einen Weg ins Kollektiv ermöglicht - für geborene Untermenschen u.ä. ist das aber idR ausgeschlossen.

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Beutelschneider
vor 49 Minuten schrieb ultramontanist:

 

Zumal wir nicht wissen ob wir an deren Stelle nicht genauso blind oder dumm gewesen wären.

 

Gehe einfach davon aus dass Du es nicht gewesen wärst. Und passe auf, dass Du heute gescheiter bist. 

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2 minutes ago, Domingo said:

ch akzpetiere jetzt diese Aussage als wahr, obwohl ich sie auf die Schnelle nicht überprüfen kann. Dennoch kann ich zumidnest sagen, überall gobt es Ausnahmen von dieser Regel: zB behandeln wir überführte Mörder oder Kinderschänder nicht so, wie wie selbst behandelt werden möchten... Wären wir nun in Japan im Jahr 1920 geboren, hätten wir es als selbstverständlich gelernt, sich ergebenden Feinden gegenüber eine solche Ausnahme zu machen, oder in D den Juden gegenüber, die angeblich eh genauso schlimm sind wir Kinderschänder...

 

Wir sind auch biologisch, nicht nur kulturell geprägt, und Dinge wie sozial-konformes verhalten (darunter fällt die Beisshemmung) fallen unter ersteres. Und so sind die wenigsten unserer Zeitgenossen eben Mörder, Vergewaltiger oder Kinderschänder. Mann wird es aber wenn die Gelegenheit kommt, und Krieg und Eroberung sind Super-Gelegenheiten. Und mmn als Folge von zivilisatorischen Entwicklungen kamen dann die "Spielregeln" die im Krieg gelten. So lehnen internationale Gerichte die Ausrede ab, man habe lediglich Befehle befolgt. mmn völlig zurecht. Man kann nicht einerseits von Menschenwürde fabulieren und gleichzeitig den Standpunkt vertreten der einzelne Mensch lasse sich zu einem willen- oder seelenlosen Objekt umpoolen. Sowas wäre dann ja gar kein Mensch mehr. Die Argumentation wird inkonsequent.

 

PS - ich finde nichts von dir im Strang das an @Wunibaldgerichtet wäre und vllt wäre es wirklich hilfreich, zu klären was da genau gemeint ist mit "ehren" so wie es im Strangtitel steht.

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vor 1 Stunde schrieb Domingo:

 

Könnten wir uns möglicherweise auf "ihrer gedenken" einigen?

  Ultramontanist, nicht Wunibald. Sorry!

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vor 6 Stunden schrieb phyllis:

So lehnen internationale Gerichte die Ausrede ab, man habe lediglich Befehle befolgt. mmn völlig zurecht. Man kann nicht einerseits von Menschenwürde fabulieren und gleichzeitig den Standpunkt vertreten der einzelne Mensch lasse sich zu einem willen- oder seelenlosen Objekt umpoolen. Sowas wäre dann ja gar kein Mensch mehr. Die Argumentation wird inkonsequent.

 

Das sind bedenkenswerte Argumente, und hierauf kann ich jetzt auf die Schnelle nicht angemessen antworten. Ich melde mich später noch.

 

https://www.youtube.com/watch?v=aF9LP-9uG_k

 

@Beutelschneider:

 

Willkommen zurück!

bearbeitet von Domingo
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Am 26.4.2022 um 20:49 schrieb phyllis:

Von den Machthabern bis hinunter zu den einzelnen Soldaten gibts aber eine recht lange Hierarchie-Kette - Generäle, Kommandaten, Offiziere, Feldweibel, was weiss ich alles noch. Deren Kriegsverbrechen mögen opportunistisch sein sind nicht aber durch nix entschuldigt.

 

Erstens gilt mal das Primat der Politik. Die haben das Sagen, das Militär soll schließlich nur das Mittel zur Machtausübung, nicht der Inhaber der Macht sein. Dafür gibt es gute Gründe, nämlich die Verhinderung der Junta, andererseits muß die Politik dann aber auch die Verantwortung übernehmen und sie nicht auf die Leute an der Front schieben.
Aber für solche am Schreibtisch oder auf dem Sofa ist es natürlich einfach, mit dem Finger auf die zu zeigen, die im Dreck liegen, denen die Kugeln und Splitter um die Ohren fliegen, deren Kameraden gerade neben ihnen zerfetzt worden sind. Da kann man nach drei Monaten Aktenrecherche natürlich schön über jede im Trubel innerhalb von Sekunden gefällte Fehlentscheidung, auf wen oder was man jetzt selbst gerade schießt, moralisierend meckern. Wer an der Front war oder mal mit Leuten von der Front geredet hat, weil es die unter Freunden und Verwandten gibt, der denkt ein wenig anders als jene geistigen Aktivisten, die zwar weder säen und ernten aber alles besser wissen und sich natürlich von so infamen Mördern wie Soldaten abgrenzen statt sich aus erster Hand zu informieren.

 

Zudem finde ich es faszinierend, wie jede ukrainische Aussage für bare Münze und jede russische für blanke Lüge genommen wird.  So manches erinnert mich an die Mär des Babyfressers. Gab's für Hexen und Juden, dem deutschen Soldaten in Belgien im WK I, die Irakern in Kuwait... Hauptsache gut und böse steht fest, Fakten egal. Nur leider sollte in einem Rechtssystem, wie ich es favorisiere, Fakten statt Politik über die Beurteilung einer Handlung, sei sie nun gerechtfertigt oder kriminell, entscheiden. Und da kommen die Medien ins Spiel, die sich ja auch bei Kyle Rittenhouse mokierten, daß ein Gericht nach Faktenlage entschied und keinen politischen Prozeß führte.
Was jubelten alle in der ersten Kriegswoche über Fotos ukrainischer Models in Tarnkleidung und mit Sturmgewehr. Heldenhafte Partisanen, die sich dem bösen Russen entgegenstellen. Da die ukrainische Armee gegen die russische in offener Feldschlacht wohl kaum eine Chance haben dürfte, ist eine Guerillataktik natürlich geboten. Nur, was macht denn wohl eine reguläre Infanterie-Einheit, wenn Nichtkombattanten aus einem Wohnhaus auf sie schießen? Die holen schweres Gerät und blasen die Hütte weg, welche dann als augenscheinliches Kriegsverbrechen in der Presse auftaucht.

Ich will hier nicht ausschließen, daß russische Kräfte auch einfach so auf Wohnhäuser ballern. Da stellt sich dann im Einzelfall die Frage, ist es ein Kriegsverbrechen, und generell, geschah es auf Geheiß der Politik oder der Führung. Was in meiner Welt enormen EInfluß auf die Schuld- und Verantwortungsfrage hat. Das Problem ist, wir wissen es einfach nicht. Ich vertraue aus der sloganbasierten Click-Bait-Medien-Welt mit politischer Agenda niemandem, erst recht nicht Staatsvertragsfernsehschwätzern, die in Kiew sitzen und live aus Mariupol berichten. So wenig wie den RT Schwurblern, die man zum Wohle der Volksgemeinschaft als Feindsender abschalten mußte. Dazu mehr bei Ponsonby, Falsehood in War-Time.

 

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