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"Schön, dass die Misereor-Zeit vorbei ist"


Josef Steininger

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Josef Steininger

Hier wieder einmal ein Kommentar von Eduard Nagel, Chefredakteur der Zeitschrift "Gottesdienst" vom Liturgischen Institut Trier, ein echter Volltreffer, wie ich meine.

 

"Eine der schönen Seiten von Ostern ist, dass die Misereor-Zeit vorbei ist. Jetzt braucht man sich keine Predigt mehr anhören über Samen und Biotechnologie, man hört wieder davon, was Jesus und die Apostel gesagt haben und nicht mehr die Meinung eines Münchener Anwalts oder eines ehemaligen Bundeskanzlers. Kyrie-Rufe sind wieder Rufe zu Christus, dem Herrn, und keine ausufernden Moralpredigten. Auch in den Fürbitten wird jetzt wieder nicht mehr allen Verantwortungsträgern gesagt, was sie gefälligst zu machen hätten, sondern da dürfen wir wieder einfach und schlicht für Menschen beten, die in Not sind oder vor schweren Entscheidungen stehen. So können die Menschen, die regelmäßig am Sonntag den Gottesdienst mitfeiern, aufatmen; sie hören wieder etwas vom Wort Gottes, das sie zu Recht erwarten dürfen, wenn sie zur Messe kommen. "Wem gehört die Welt?" wurde dieses Jahr gefragt – dass sie möglicherweise irgendwie auch Gott gehören könnte, wurde freilich in der Predigt verschwiegen. Angesichts des Krieges in Irak hätte ich mir immerhin einen kleinen Hinweis darauf vorstellen können, dass sie auch nicht weltherrschaftssüchtigen Politikern gehört, selbst wenn diese sich von Gott als Herren über sie berufen fühlen; davon war natürlich keine Rede, waren die Materialien doch schon viele Monate vorher fertig gestellt worden. Ältere erinnern sich, wie stolz man war, als die "Fastenzeit" zur "Österlichen Bußzeit" umbenannt wurde, damit ihr voller Sinn besser zum Ausdruck komme (und weil Fasten angeblich nicht mehr "in" war). Jetzt fast die Leute mehr denn je – der Gesundheit und der Schönheit wegen – und von der Österlichen Bußzeit ist gerade noch ihre caritative Seite geblieben. War das gemeint? Zweifellos werden es die Bischöflichen Werke, die mit ihren Gottesdiensthilfen die Liturgie zu Propagandazwecken missbrauchen und verhunzen, verschmerzen können, dass sie von mir keinen Euro als Spende bekommen, aber andere Waffe gegen diesen Unfug habe ich eben keine. Ich stelle mir nur vor, wie es wohl wäre, wenn Pfarrer die entsprechenden Medien kurz begutachten und bei liturgie-schädlicher Qualität an den Absender zurückgehen ließen mit dem Vermerk: "So nicht bei uns!" Das könnte schnell zu Besserungen führen, vermutet

 

Ihr Eduard Nagel"

 

http://www.liturgie.de/publikationen/gd/ar...rchiv/index.htm dort bei Nr.9/2003

bearbeitet von Josef Steininger
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ja, da ist was dran.

Ich freue mich auch über jede Predigt, in der mal das Evangelium erklärt wird.

Nicht irgendein sozio-kultureller Zusammenhang.

 

Gut ist eine Predigt für mich dann, wenn sie mir etwas vom Tagesgeheimnis erschließt.

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Also ehrlich - das ist doch dummes Zeug. :blink: Der Herr Nagel verallgemeinert hier gnadenlos - und völlig unangebracht.

 

Selbstverständlich erklärte der Pfarrer, dass die Welt dem Herrn gehört. Und in dem Zusammenhang hat er auch sehr deutlich darauf hingewiesen, dass weder die Saddams noch die Schorsch Dabbeljuhs die wahren Herren der Erde sind - auch wenn sie sich so aufführen und womöglich noch auf Gott berufen.

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Mir ist nicht aufgefallen, dass in der Fastenzeit mehr als sonst die Meinung von Wissenschaftlern oder Politikern statt des Evangeliums zitiert wird. Dass die Predigt dazu dient, das Evangelium auf die Gegenwart anzuwenden - aktuelle politische Fragen ebensowenig ausgenommen wie moralische Diskussionen - dass die Fürbitten sich ebenfalls mit den Anliegen der Kirche und der Gemeinde beschäftigen sollen und dass den Kyrie-Rufen eine Besinnung vorausgehen soll, hat nichts mit der Fastenzeit zu tun und sollte wohl auch niemand stören

 

Gruß und Segen

Martin

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