Weihrauch Geschrieben 19. April Melden Geschrieben 19. April (bearbeitet) Ich erwähnte schon einmal, dass die Tage in der Schöpfungserzählung Strukturelemente sind. Die Frage ist, was da strukturiert werden sollte. Man kann der Meinung sein, dass die Tage lediglich die Reihenfolge der unterschiedlichen Schöpfungswerke zeitlich strukturiert, eine Chronologie implizieren sollen - zuerst hat Elohim das erschaffen, dann dieses, und dann jenes. Es ist aber auch denkbar, das auch etwas ganz anderes durch die Tage strukturiert werden sollte, und das ergibt sich daraus, dass wenn meine Interpretation des bisherigen Gen 1,1-5 plausibel ist, am ersten Tag überhaupt nichts erschaffen worden ist. Worauf ich hinaus will, ist der Fachterminus "Sitz im Leben" in der Formgeschichte bzw. Formkritik oder auch Gattungskritik (einem Methodenschritt der historisch-kritischen Methode) der auf Hermann Gunkel zurückgeht, und danach fragt, welche praktische Rolle ein Text im Leben der Menschen gespielt hat. Die Tage in der Schöpfungserzählung könnten nämlich unter diesem Gesichtspunkt die Liturgie strukturiert haben, die Funktion einer Leseordnung übernommen haben. Am ersten Tag (eines bestimmten Festes beispielsweise) lesen wir Gen 1,1-5 im Gottesdienst, am zweiten Tag lesen wir Gen 1,6-8 im Gottesdienst, am dritten Tag lesen wir Gen 9-12 im Gottesdienst usw. bearbeitet 19. April von Weihrauch Zitieren
Weihrauch Geschrieben 19. April Melden Geschrieben 19. April Zitat Aus dem Vorwort der Bibelausgabe Die Schrift, Buber / Rosenzweig "In der jüdischen Tradition ist die Schrift bestimmt, vorgetragen zu werden ...; schon die hebräische Bezeichnung für lesen bedeutet: ausrufen, der traditionelle Name der Bibel ist: die Lesung, eigentlich also: die Ausrufung; und Gott sagt zu Josua nicht, das Buch der Tora solle ihm nicht aus den Augen, sondern es solle ihm nicht aus dem Munde weichen ... So aufgenommener Gesprochenheit also soll die deutsche Lautgestalt entsprechen, selbstverständlich nicht für das stumme Lesen, sondern für den richtigen, den vollen Lautwert herausholenden Vortrag." Darum ist in dieser Bibelausgabe jeweils der Beginn der Sabbatlesungen gekennzeichnet, denn auch im rabbinischen Judentum von heute gibt es eine Leseordnung die festlegt, welche Texte wann mündlich vorgetragen werden. Eine Leseordnung gibt es im Christentum auch, nur ist die natürlich anders, als im rabbinischen Judentum, und möglicherweise ist diese wiederum anders als im Frühjudentum. Möglicherweise sehen wir hier noch eine Spur des Beginns einer sich weiterentwickelnden Leseordnung. Spekulatius. Diese Möglichkeit der Interpretation kann man außer acht lassen, muss man aber nicht. Zitieren
Alfons Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April vor 18 Stunden schrieb Weihrauch: Zu unserer Frage, wie lang ein Tag ist, erfährt man zunächst, dass mit Tag im Gegensatz zur Nacht, das Tageslicht gemeint ist - also 12 Stunden - mit der Nacht zusammengenommen sind es dann 24 Stunden, sofern ein Tag im alten Orient in 24 Stunden aufgeteilt wurde - keine Ahnung, wann und von wem diese Einteilung "erfunden" worden ist, und sich dann verbreitet hat. Von den Babyloniern. Sie hatten bereits viele Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung (und vor der Entstehung des jüdischen Volkes) die Einteilung des Tages in zwölf Stunden, beginnend mit dem Sonnenaufgang. Sechs Tagstunden und sechs Nachstunden. Eine solche Stunde wurde Danna genannt. Dieses Wort kommt bereits im Gilgamesch-Epos vor. Was dieses Epos für die Bibel bedeutet, weißt du ja. Die Aufteilung der 12 in 24 Stunden kam dann in hellenistischer Zeit. 1 Zitieren
Flo77 Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April vor 29 Minuten schrieb Alfons: Von den Babyloniern. Sie hatten bereits viele Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung (und vor der Entstehung des jüdischen Volkes) die Einteilung des Tages in zwölf Stunden, beginnend mit dem Sonnenaufgang. Sechs Tagstunden und sechs Nachstunden. Eine solche Stunde wurde Danna genannt. Dieses Wort kommt bereits im Gilgamesch-Epos vor. Was dieses Epos für die Bibel bedeutet, weißt du ja. Die Aufteilung der 12 in 24 Stunden kam dann in hellenistischer Zeit. Doppelstunden? Ich dachte schon die alten Ägypter hätten die 12er Einteilung für je Tag und Nacht gehabt. 1 Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April Fazit des ersten Tages Gen 1,1-5 Der Anfang der Urgeschichte beginnt mit dem, was auf Tafel 4 des Enuma Elisch erzählt wird. Was auf den Tafeln davor steht wurde weggelassen. Am 17.4.2025 um 00:26 schrieb Domingo: Abgesehen davon, dass Gen. 1.1 eher zu übersetzen ist als "Als Gott sich anschickte, die Himmel und das Land usw." (hatten wir ein paar Seiten und Wochen/Monate zurück), ja, das Wort "erschaffen" passt da nicht wirklich hinein. Eher "Gestalt geben." Den Lexikoneinträge zu bara auf Biblehub traue ich persönlich nicht, da sie explizit von creatio ex nihilo reden, was historisch falsch ist und aus einem apologetischen Hintergrund stammen muss. Gen 1,1 Am Anfang seiner Macht, als oberste Gottheit im Götterrat, erschafft (der babylonische) Gott Marduk Himmel und Land. Gen 1,2 Nachdem er Tiamat (tehom) getötet hatte, denn durch einen starken Wind (ruach), der Tiamat daran hinderte ihr Maul beim Schnappen nach Marduk wieder zu schließen, schoss Marduk mit seinem Bogen durch ihr geöffnetes Maul einen tödlichen Pfeil mitten in Tiamats Herz. Aus ihrem Leichnam, den er in zwei Teile schnitt, gestaltete er den droben den Himmel und drunten das Land. So weit aber eben erst ab da wird die Erzählung des Enuma Elisch übernommen um sie durch die Urgeschichte zu kapern. Elohim sind noch "die Götter", aber im Laufe der Urgeschichte, wird aus "den Göttern (der anderen Völker)", über JHWH elohim (Gen 2,4-3,24) schließlich JHWH der Gott Israels (Gen 4,1-24.26). Lesson learnd. Ab da ist es im AT egal mit welcher Gottesbezeichnung JHWH beschrieben wird. Gen 1,3-5 Nun setzt der Erzähler (bzw. Elohim) an, Licht ins Dunkel der Irrlehre des Enuma Elisch zu bringen, das Schlechte dieser Lehre ins Rechte Licht zu rücken, diese finstere Lehre durch eine lichte, gute Lehre zu ersetzen. Es geschah so. D.h., es wurde begriffen, dass es eine gute und (viele) schlechte Lehren gibt - aber - am 1. Tag wird noch nichts erschaffen, auch das Licht nicht, denn welches Licht den Tag und welches Licht die Nacht erhellt, wird erst am 3. Tag erzählt werden. So viel zum 1. Tag. Gen 1,6-8 Am 2 Tag wird erzählt, wie der Himmel tatsächlich von Elohim gemacht wurde. Die Wasser sind keine Gottheiten, wie im Enuma Elisch, sie bestehen nicht aus dem Gott Apsu, dem Süßwasserstrom und nicht aus der Göttin Tiâmat, der Salzflut, wie es auf der 1. Tafel des Enuma Elisch geschrieben steht, sondern Wasser ist einfach nur Wasser. Elohim macht ein Gewölbe um das Wasser zu scheiden. Das ist der Himmel, und nichts anderes, kein Leichenteil einer getöteten Gottheit. Das wäre lächerlich und Eckel erregend, igitt. Am 2 Tag wird also das erste mal etwas erschaffen, ohne ein Wort zu sagen, da ist kein Auftrag der erteilt wird, kein Befehl, Elohim legt selbst Hand an. Das Gewölbe ist am 2. Tag fix und fertig denn: Und so geschah es. Na ja, wie genau es geschah, erfährt man nicht, nur dass es geschah. Gen 1,9 Am 3 Tag endlich erhebt Elohim sein Wort, damit sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort sammelt, damit das Land in "trockene Tücher" kommt. Elohims Land ist ebenfalls kein Leichenteil. So etwas zu behaupten, ist Irrsinn und geschmacklos. Elohim nennt das Trockene Land, und das Wasser Meer, nicht Tiamat. Das ist der erste Auftrag oder Befehl, der sofort vom Wasser umgesetzt wird, denn: So geschah es. Jetzt könnte man fragen: Was ist damit? Zitat Ijob 38,8-11 Wer verschloss das Meer mit Toren, / als schäumend es dem Mutterschoß entquoll, als Wolken ich zum Kleid ihm machte, / ihm zur Windel dunklen Dunst, als ich ihm ausbrach meine Grenze, / ihm Tor und Riegel setzte und sprach: Bis hierher darfst du und nicht weiter, / hier muss sich legen deiner Wogen Stolz? Ist das Poesie oder muss man das wörtlich verstehen? Hat das Wasser einen Willen, und den Befehl Elohims sich an einem Ort zu sammeln widerwillig aber gehorsam ausgeführt? Ich denke die vielen / machen deutlich, dass die Textgattung irgend etwas mit Poetik zu tun hat, Hymnus oder Lied, irgendeine Form gedrechselter Rede. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April vor einer Stunde schrieb Alfons: Von den Babyloniern. Sie hatten bereits viele Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung (und vor der Entstehung des jüdischen Volkes) die Einteilung des Tages in zwölf Stunden, beginnend mit dem Sonnenaufgang. Sechs Tagstunden und sechs Nachstunden. Eine solche Stunde wurde Danna genannt. Dieses Wort kommt bereits im Gilgamesch-Epos vor. Was dieses Epos für die Bibel bedeutet, weißt du ja. Die Aufteilung der 12 in 24 Stunden kam dann in hellenistischer Zeit. Vielen Dank @Alfons. vor 34 Minuten schrieb Flo77: Doppelstunden? Ich dachte schon die alten Ägypter hätten die 12er Einteilung für je Tag und Nacht gehabt. Vielen Dank auch dir. Die Doppelstunden aus dem Gilgamesch Epos sind mir auch sofort eingefallen. Aber diese sind dort ein Strecken- und kein Zeitmaß. Die Stelle, wo stehen würde, dass der Tag in sechs Stunden und die Nacht in sechst Stunden aufgeteilt ist, suche ich bislang vergebens mit der SuFu. Ich lese mir das ganze Epos noch mal in Ruhe durch. Lesen nutzt nichts, nur wiederholtes Lesen. Ich hätte sie nämlich hier gerne als Beleg zitiert. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April (bearbeitet) Zu der Länge eines Tages habe ich gerade das Elfenbeinprisma von Ninive gefunden. Die Doppelstunde ist demnach in Mesopotamien sowohl ein Zeit- als auch ein Streckenmaß gewesen. So schaugt des Teil aus. Wos ois gibt. bearbeitet 20. April von Weihrauch Link zum Prisma eingefügt. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April Zitat Gen 1,11-13 Dann sprach Elohim: Das Land lasse junges Grün sprießen, Gewächs, das Samen bildet, Fruchtbäume, die nach ihrer Art Früchte tragen mit Samen darin auf dem Land. Und so geschah es. Das Land brachte junges Grün hervor, Gewächs, das Samen nach seiner Art bildet, und Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag. Das ist wieder eine Ansage, diesmal an das Land, und auch an das Grün. Das hebräische Wort zera ist dasselbe, egal ob es für Planzen, Menschen oder Tiersamen verwendet wird. Ich habe vorgestern Samen für meine Balkonpflanzen eingepflanzt. Vom Grün ist natürlich noch nichts zu sehen, aber bei den Samen der Lichtkeimer, sehe ich schon, dass sich was tut. Bis ich sehe, dass sich Früchte und Samen gebildet haben, werden noch viele Tage ins Land gehen. Wie lange dauert es, bis Bäume Früchte tragen? Und die tragen sie, damit ein neuer Baum entsteht, und daraus wieder einer usw. Hier handelt es sich um etwas, das bis heute fortgesetzt andauert. Diese Ansage von Elohim hat, Gott sei Dank, einen Loop eingebaut. "Seht die Lilien auf dem Felde ..." und das "Und es geschah so." wird in gewisser Weise zu einem "Und es geschieht so." Gott sieht, dass es gut ist. Dieser Tag dauert wörtliche verstanden länger als einen Tag, wenn man ein wenig darüber nachdenkt, wie viel an diesem Tag geschieht. Ein Grund mehr "Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag." als ein Strukturelement zu betrachten. Mit 24 Stunden im Kopf, hat man etwas vom Wunder der Schöpfung Wesentliches verpasst, denke ich. Fruchtbarkeit ist ein Segen, für Pflanze, Tier und Mensch. So verstehe ich jedenfalls diese Botschaft. 1 Zitieren
Weihrauch Geschrieben 20. April Melden Geschrieben 20. April Zitat Aus dem Enuma Elisch: Tafel 5: Die Ordnung der Weisheit «Er [Marduk] ersann Standorte für die großen Götter. In Sternbildern ordnete er ihre Entsprechungen, die Sterne. Er bestimmte das Jahr, teilte Abschnitte ab, Für jeden der zwölf Monate bestimmte er drei Sterne. Zitat Aus der Urgeschichte: Gen 1,14-19 Dann sprach Elohim: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen als Zeichen für Festzeiten, für Tage und Jahre dienen. Sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, um über das Land hin zu leuchten. Und so geschah es. Elohim machte die beiden großen Lichter, das große zur Herrschaft über den Tag, das kleine zur Herrschaft über die Nacht, und die Sterne. Elohim setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie über das Land leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: vierter Tag. Was für eine Klatsche! Eine klare Absage an die babylonischen Gestirngottheiten ist diese Ansage! Kann dieser Auftrag in einem Nu an einem Tag Realität geworden sein? Sollen diese Lichter nur irgendwann ... oder haben sie schon ...? Geschah es so, oder noch nicht? Elohim sah, dass es gut war. Was sah Elohim? Sah er es geschehen, oder nur die Lichter, wie sie ihren Gang aufnehmen, und nach 24 Stunden den nächsten Tag anzeigen, der vielleicht ein Festtag war? Was war es, das er sah? In meinem Verständnis hat dieses Ansehen etwas von Freude daran haben, dass es so funktioniert, wie es soll. Ja, das ist das Zeichen für das Neujahrsfest und ja, das ist das Zeichen für das Passafest, ja, das ist gut. Ich meine, der Zyklus der Festtage im Jahreskreis dauert, und den kann im 21 Jahrhundert auch noch jeder sehen, aber eben nicht an einem Tag. Das hat was von einer andauernden "zeitlosen" Gültigkeit. Der damals den Menschen noch alltägliche Blick in den Nachthimmel, entschleunigt, lässt einen Ordnung im Chaos sinnlich erleben. Das hat sich Elohim gegönnt, hoffe ich. Wir machen gerade Literarkritik und versuchen Ordnung in das scheinbare Chaos dieses Textes zu bringen, Tag für Tag, beschaulich, Schritt für Schritt. Zitieren
Domingo Geschrieben 22. April Autor Melden Geschrieben 22. April Am 19.4.2025 um 04:51 schrieb Weihrauch: Was die Existenz der Himmel (Plural) betrifft wäre ich vorsichtig, denn wie der Himmel (Singular) zustande kommt, wird erst am 2. Tag beschrieben. Was bereits existiert, sind lediglich das Land, die Finsternis und die Urflut Also in Gen. 1.1 werden das Land und die Himmel (Dual) genannt. Es wäre seltsam, wenn Erstere schon existierte in einem chaotischen Zustand, die Himmel aber nicht (zumal es sich dabei ja nicht um ein Hendiadyoin oder einen Merismus handelt...). Das Firmament wird später erschaffen, indem die Gottheit es von anderer Matieria wegdifferenziert. Am 19.4.2025 um 04:51 schrieb Weihrauch: Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie der Geist (ruach = Wind, Geist) von Elohim "über der Tiefe (tehom) schweben" kann, wenn es noch kein "über der Tiefe gibt", weil der Himmel (raqiya), der die Wasser (mayim) über dem Himmel (raqiya) und die Wasserm (mayim) unter dem Himmel trennt, erst später gemacht werden, und erst als sich das Wasser (mayim) unter dem Himmel (raqiya) "verläuft" entsteht die "Atmosphäre" unter dem Himmel (raqiya), und schließlich wird das trockene Land sichtbar - davor war es nicht trocken. Das so zu interpretieren funktioniert nicht, es ergibt keinen Sinn. Ich verstehe, was Du meinst, und entgegen dem, was ich oben geschrieben habe, könnte "erschaffen" wirklich erschaffen heißen und nicht zu einer Gestalt formen. Ok, das geht wohl schon. Also gab es am Anfang nur Wasser, und hieraus macht die Gottheit die Himmel und das Land. Ich frage mich übrigens - und dies ist keine rhetorische Frage -, wieviel Sinn es ergibt, oder wie wörtlich es gemeint ist, wenn Pysiker von einer Singularität reden, die unendlich klein, unendlich dicht und mit unendlich viel Energie versehen war. Das ist auch schwerverständlich, manche würden sagen, sinnlos. Am 19.4.2025 um 04:51 schrieb Weihrauch: Ein anderer Versuch, der sich penibel an das hält, was im Text wörtlich steht, könnte so aussehen_ Für die Himmel (shamayim) (Plural) wird in Gen 1,1 ein anderes Wort verwendet als später am 2. Tag für den Himmel (raqiya). Ich hoffe mal, dass das ein Singular ist. Die Frage geht an dich. Für das Chaoswasser, die Tiefe (tehom) am 1. Tag in Gen 1,2 wird ein anderes Wort verwendet als später am 2. Tag für das Wasser (mayim). Viele deutsche Übersetzungen führen ihre Leser da in die Irre, wenn da z.B. der Geist "über dem Wasser" schwebt. Also, wie wird da ein sinnvoller Schuh draus? Der Gott Marduk aus einer anderen theologisch finsteren Schöpfungserzählung wurde häufig wie auf diesem Rollsiegel über der Tiamat, der Tiefe (tehom) des Chaoswasser dargestellt. Tiamat wurde sowohl personifiziert als Meerungeheuer als auch als Wasser dargestellt, und Marduk steht, läuft, schwebt über der Tiamat, der Tiefe (tehom) des "Chaoswassers". Das Motiv wurde übernommen, um die theologische Überlegenheit Elohims über die chaotischen Zustände dieses theologischen Tohuwabohu in den anderen Ländern zu demonstrieren. Hier in Gen 1,2 geht es also erst einmal nicht um konkrete Schöpfung sondern darum sich von anderen Schöpfungsvorstellungen abzugrenzen und im Folgenden Licht in die theologische Finsternis der Fremdvölker zu bringen. Ergibt das einen Sinn? Ja. Zitieren
Domingo Geschrieben 22. April Autor Melden Geschrieben 22. April Am 19.4.2025 um 06:22 schrieb Weihrauch: Dazu eine Hebräisch-Frage: Hier wird, so hörte ich irgendwo, der erste Tag am Schluss dieser wiederkehrenden Phrase grammatisch anders gehandhabt, als an den anderen Tagen. Das kann ich nicht bestätigen. Ja ich verstehe nicht mal, was der/diejenige überhaupt gemeint haben könnte. Zitieren
Domingo Geschrieben 22. April Autor Melden Geschrieben 22. April Mehr an einem anderen Tag, ich meine, ich werde erst später auf die übrigen Beiträgen eingehen. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 22. April Melden Geschrieben 22. April (bearbeitet) vor 59 Minuten schrieb Domingo: Das kann ich nicht bestätigen. Ja ich verstehe nicht mal, was der/diejenige überhaupt gemeint haben könnte. Ein Tag statt erster Tat sonst zweiter Tag, dritter Tag usw. Manche Übersetzungen geben das auch so wieder. Für diesen Unterschied gibt es bestimmt einen grammatikalischen Fachausdruck, aber du kennst mich ja ... So zählt man nicht. Entweder: Ein Tag, zwei Tage, drei Tage oder erster Tag, zweiter Tag, dritter Tag - oder ist das im Hebräischen anders? bearbeitet 22. April von Weihrauch Zitieren
Weihrauch Geschrieben 22. April Melden Geschrieben 22. April vor 7 Stunden schrieb Domingo: Ich frage mich übrigens - und dies ist keine rhetorische Frage -, wieviel Sinn es ergibt, oder wie wörtlich es gemeint ist, wenn Pysiker von einer Singularität reden, die unendlich klein, unendlich dicht und mit unendlich viel Energie versehen war. Das ist auch schwerverständlich, manche würden sagen, sinnlos. Soweit ich das verstanden habe, machten es die Astrophysiker ähnlich, wie ich vom erwachsenen Adam zum Homunkulus im Samen von JHWH gekommen bin. Was war davor? Universum ist jetzt relativ kalt, und dehnt sich aus (Rotverschiebung) und kühlt sich ab. Davor war das Universum kleiner und wärmer, davor war es kleiner und wärmer usw. Am Anfang gibt es im Vakuum Fluktuationen von Energiepotentialen und dieses Sombrero-Modell. Die astrophysikalischen Größenordnungen kann sich niemand vorstellen, weil unsere Sinnesorgane nicht ans Universum sondern unsere direkte Umgebung angepasst sind. Bleibt nur zurückrechnen, zurückrechnen, zurückrechnen ... bis zu unendlich kleinen Größen. Soweit mein laienhaftes Unverständnis. Zitieren
Domingo Geschrieben 22. April Autor Melden Geschrieben 22. April (bearbeitet) vor 10 Stunden schrieb Weihrauch: Ein Tag statt erster Tat sonst zweiter Tag, dritter Tag usw. Manche Übersetzungen geben das auch so wieder. Für diesen Unterschied gibt es bestimmt einen grammatikalischen Fachausdruck, aber du kennst mich ja ... So zählt man nicht. Entweder: Ein Tag, zwei Tage, drei Tage oder erster Tag, zweiter Tag, dritter Tag - oder ist das im Hebräischen anders? Ich würde es eher als "Tag eins" wiedergeben. Der grammatikalische Fachausdruck ist wohl "Ordinal-" vs. "Kardinalzahlen;" "erster" ist ein Ordinal-, "eins" ein Kardinalzalwort. Also in Gen. 1 "Tag eins, Tag zweiter, Tag dritter" usw. Zahlwörter sind Adjektive und Adjektive kommen im Hebr. immer nach dem Substantiv, auf das sie sich beziehen. Ja, es gibt da eine gewisse Asymmetrie. Dabei hat 'ehad kein richtiges Ordinalzahlwort, sondern es wird dafür das uns inzwischen wohlbekannte rishonah ("Anfang") benutzt, dessen status constructus ja das erste Wort der ganzen Bibel ist (oder das zweite, wenn man be- als selbständiges Wort betrachtet). Ich kann nicht beurteilen, ob die Asymmetrie deswegen üblich und idiomatisch ist oder ob diese Passage unüblich formuliert ist. War die Person, von der Du das hörtest, ein erfahrener Hebraist oder einfach jemand, der wie die Evangelikalen in Amerika von Biblehub was Cleveres über hebräische Wörter gelernt hatte, ohne es richtrig einordnen zu können (was dann ein gefundenes Fressen für Josh Bowen, Kipp Davis, Dan McClellan usw. wird)? bearbeitet 22. April von Domingo Tippfehler Zitieren
Weihrauch Geschrieben 22. April Melden Geschrieben 22. April vor 4 Minuten schrieb Domingo: Ich würde es eher als "Tag eins" wiedergeben. Der grammatikalische Fachausdruck ist wohl "Ordinal-" vs. "Kardinalzahlen;" "erster" ist ein Ordinal-, "eins" ein Kardinalzalwort. Also in Gen. 1 "Tag eins, Tag zweiter, Tag dritter" usw. Zahlwörter sind Adjektive und Adjektive kommen im Hebr. immer nach dem Substantiv, auf das sie sich beziehen. Ja, es gibt da eine gewisse Asymmetrie. Dabei hat 'ehad kein richtiges Ordinalzahlwort, sondern es wird dafür das uns inzwischen wohlbekannte rishonah ("Anfang") benutzt, dessen status constructus ja das erste Wort der ganzen Bibel ist (oder das zweite, wenn man be- als selbständiges Wort betrachtet). Ich kann nicht beurteilen, ob die Asymmetrie deswegen üblich und idiomatisch ist oder ob diese Passage unüblich formuliert ist. Danke. Mein Gedankengang war folgender. Wenn die "Tage" 1-7 in der Urgeschichte Strukturelemente sind - vergleichbar mit dem Strukturelement "Tafel" 1-7 beim Enuma elisch, Gen 1 aber nicht mit Tafel 1 des Enuma eilisch beginnt, sondern erst bei Tafel 4 (Dem Kampf Marduk u. Tiamat > Leiche > Himmelsgewölbe) einsetzt, erzählt Gen 1 ab einer Tafel des Enuma Elisch = analog zum eigenen Strukturelement "ein Tag" - und nicht erster Tag analog zur ersten Tafel. Ist vielleicht Unsinn von mir. War nur so eine Idee, die man vielleicht hartnäckiger verfolgen könnte, sollte, müsste. vor 16 Minuten schrieb Domingo: War die Person, von der Du das hörst, ein erfahrener Hebraist oder nur jemand, der wie die Evangelikalen in Amerika von Biblehub was Cleveres über hebräische Wörter lernen, ohne dass sie das richtrig einordnen können - was dann ein gefundenes Fressen für Jos Bowen, Kipp Davis, dan McClellan usw. wird? Wenn ich hier schreibe, dass ich das gehört habe, bedeutet das, dass ich nicht mehr weiß ob ich es irgendwo gelesen oder in einem Vortrag gehört habe, oder dass ich grade einfach zu faul bin, die Quelle rauszusuchen, weil es mir nicht so wichtig erscheint, wenn ich jemanden wie dich an meiner Seite weiß, dem ich vertraue. Ich glaube, es war in einem seriösen wissenschaftlichen Kommentar. Davon habe ich einige umfangreiche gelesen, aber die genau Stelle in meiner Bibliothek wieder zu finden ... Könnte Delitsch gewesen sein, aber da komme ich nur umständlich ran, weil der auf dem Rechner ist, der mir kaputt gegangen ist. Buber übersetzt so ein Tag, zweiter Tag, Zürcher und Elberfelder auch. Da es von der deutschen Zählweise abweicht, dachte ich mir, wird schon was dran sein. Zitieren
Domingo Geschrieben 22. April Autor Melden Geschrieben 22. April vor 3 Stunden schrieb Weihrauch: Soweit ich das verstanden habe, machten es die Astrophysiker ähnlich, wie ich vom erwachsenen Adam zum Homunkulus im Samen von JHWH gekommen bin. Was war davor? Universum ist jetzt relativ kalt, und dehnt sich aus (Rotverschiebung) und kühlt sich ab. Davor war das Universum kleiner und wärmer, davor war es kleiner und wärmer usw. Am Anfang gibt es im Vakuum Fluktuationen von Energiepotentialen und dieses Sombrero-Modell. Die astrophysikalischen Größenordnungen kann sich niemand vorstellen, weil unsere Sinnesorgane nicht ans Universum sondern unsere direkte Umgebung angepasst sind. Bleibt nur zurückrechnen, zurückrechnen, zurückrechnen ... bis zu unendlich kleinen Größen. Soweit mein laienhaftes Unverständnis. Mein laeinhaftes Verständnis ist, dass Physiker mit mathematischen Formeln arbeiten. Wenn sie aber versuchen, diese in die Alltagssprache zu übersetzen, kommen Bilder heraus, die dem der Genesis nicht unähnlich sind. Und mir scheint, solche Bilder sind genauso sinnlos, wie Du es für Gen. 1 annimst. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 22. April Melden Geschrieben 22. April vor 2 Minuten schrieb Domingo: Und mir scheint, solche Bilder sind genauso sinnlos, wie Du es für Gen. 1 annimst. Sinnlos im Sinne eines Tatsachenberichtes oder wenn man sie pseudowissenschaftlich interpretiert - aber sinnvoll wenn damit Bilder aus anderen Mythen aufgenommen bzw. polemisch "zitiert" werden. Zitieren
Domingo Geschrieben 22. April Autor Melden Geschrieben 22. April Jedenfalls wird in beiden Fällen die Unterscheidung zwischen wörtlich und nichtwörtlich mE ziemlich verwischt. Und das lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn man vom Uranfang spricht. Ein Parallel aus einer anderen Kultur: Nasadiya Sukta - Wikipedia Zitieren
Weihrauch Geschrieben 22. April Melden Geschrieben 22. April vor 4 Stunden schrieb Domingo: Jedenfalls wird in beiden Fällen die Unterscheidung zwischen wörtlich und nichtwörtlich mE ziemlich verwischt. Und das lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn man vom Uranfang spricht. Der Erkenntnis- bzw. Ereignishorizont ist begrenzt. Das Nichtwissen gehört zum Geschäft sowohl der Wissenschaft als auch des Glaubens. Das Nasadiya Sukta findet dafür schöne Worte. Zitieren
Weihrauch Geschrieben 23. April Melden Geschrieben 23. April (bearbeitet) Der 5. Tag Jetzt kommen die ersten echten Lebewesen ins Spiel. Besonders die Behandlung der Tiere bereitet mir noch erhebliche Schwierigkeiten die textimmanente Logik zu erkennen. Zitat Gen 1,20-23 Dann sprach Elohim: Das Wasser wimmle von Schwärmen lebendiger Wesen und Vögel sollen über dem Land unter dem Himmelsgewölbe fliegen. Und Elohim erschuf die großen Wassertiere und alle Lebewesen, die sich fortbewegen nach ihrer Art, von denen das Wasser wimmelt, und alle gefiederten Vögel nach ihrer Art. Gott sah, dass es gut war. Elohim segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehrt euch! Füllt das Wasser im Meer und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren. Es wurde Abend und es wurde Morgen: fünfter Tag. Das hebr. Wort für "die großen Wassertiere" ist tanniyn. Wenn ich mir die 27 Vorkommen im AT anschaue, ist diese Übersetzung eine ziemliche Untertreibung. Mal wird es mit Walfisch, Schlange oder Schakal übersetz, mal mit Drache oder Meerungeheuer. In Ps 148,7 taucht in Verbindung mit tannin auch tehom auf. Lässt Tiamat wieder grüßen? Das würde zum vorherigen Kontext passen. Hier wird also erneut gegen das Enuma Elisch polemisiert, indem Elohim Tiamat ins Leben ruft, während Marduk Tiamat nicht erschaffen hat, sondern Tiamat tötet. Aus der Liste der lebendigen (nephesh) Tiere können wir diese mythologische Gestalt streichen, denke ich. Ist das jetzt bloß ein Auftrag der sich "irgendwann" erfüllen wird, oder einer der sich erfüllt hat? Ist das ein Auftrag oder mehrere Aufträge? Einer könnte sich an das Wasser richten, denn am nächsten, dem 6. Tag lesen wir: Das Land bringe ... hervor. Dieser Interpretation steht allerdings entgegen, dass die Vögel dem widersprechen. Bleiben wir bei der Frage: Auftrag am 5. Tag ausgeführt oder nicht? Am Schluss segnet Elohim diese Tiere und erteilt ihnen den Auftrag fruchtbar zu sein, und sich zu vermehren (analog wie beim Menschen). Hier fehlt allerdings der Satz: "Und es geschah so." Der Satz: "Und Elohim sah, dass es gut war." Steht vor dem Auftrag fruchtbar zu sein, und sich zu vermehren. Elohim sieht also nur die von ihm erschaffenen Tiere, aber nicht, dass sie fruchtbar sind, bzw. dass und wie sie sich vermehren. Das ist Wasser auf deine Mühle @Domingo dass es nur ein Auftrag ist, der sich nicht an diesem 5. Tag erfüllt hat bzw. von den Tieren auch tatsächlich ausgeführt worden ist. Da stellt sich die Frage: was kann dem entgegen stehen? Ein freier Wille der Tiere, der die Möglichkeit des Ungehorsams eröffnet. Jeder weiß, dass Tiere einen Willen haben und nicht immer gehorsam sind, oder dass manche sich nicht zähmen lassen. Ich habe als Kind Schweine gehütet, mit einem Saustrick, einer geflochtenen, sich verjüngenden Peitsche ohne Stiel. Wollte ich so nicht, habe aber schnell gemerkt, dass es anders nicht geht, einen ausgewachsenen Eber so hoch wie ich selbst, von dem richtigen Weg zu überzeugen. Die Verfasser wissen, dass selbst ein guter Hirte der Kleinvieh züchtet, mit Interessenkonflikten zu kämpfen hat. Aber betrifft das den Auftrag fruchtbar zu sein, und sich zu vermehren? Das eher nicht. Ist das der entscheidende Punkt, der Wasser auf meine Mühle ist? Weil "Gott" (Elohim, JHWH elohim, JHWH oder who ever) um die Macht des Sexualtriebes bei Mensch und Tier weiß? Wassertiere sind klar. Die Landtiere am 6. Tag wären auch klar, wenn die Vögel am 6. Tag erschaffen worden wären. Sind sie aber nicht. Lufttiere sind sie aber aus mehreren Gründen auch nicht, zum einen, "und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren" zum anderen, weil in der Sintfluterzählung die Vögel einzeln nach Land suchen sollen und nicht paarweise um sich zu vermehren. Warum wird die Erschaffung der Tiere auf diese Weise auf zwei Tage verteilt? Was ist das logische Kriterium dafür? Soll da der Leser selbst draufkommen? Aber wie? Gibt es irgendwo Hinweise im Text, die die Lösung andeuten? Im Text bisher, kann ich jedenfalls noch keinen Hinweis erkennen. Vielleicht kommt später im Text noch etwas in dieser Richtung, aber da stellt sich schon wieder die Frage, welchen Umfang "der Text" eigentlich hat. Versteht man unter dem Text die historisch-kritische asynchrone Lesart ganz unterschiedlicher Texte, oder den redaktionell verantworteten Endtext der gesamten Urgeschichte, dem eine synchrone Lesart angemessen wäre? bearbeitet 23. April von Weihrauch Zitieren
Weihrauch Geschrieben Donnerstag um 12:50 Melden Geschrieben Donnerstag um 12:50 (bearbeitet) Der 6. Tag Zitat Gen 1,24-31 Dann sprach Elohim: Das Land (erets) bringe Lebewesen aller Art hervor, von Vieh (bhemah), von Kriechtieren (remes) und von Wildtieren (chay) des Landes (erets) nach ihrer Art. Und so geschah es. Elohim machte die Wildtiere (chay) des Landes (erets) nach ihrer Art, das Vieh (bhemah) nach seiner Art und alle Kriechtiere (remes) auf dem Erdboden (adamah) nach ihrer Art. Elohim sah, dass es gut war. Dann sprach Elohim: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels (shamayim), über das Vieh, über das ganze Land und über alle Kriechtiere, die auf dem Land (erets) kriechen. Elohim erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Elohims erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie. Elohim segnete sie und Elohim sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt das Land (erets) und unterwerft es und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels (shamayim) und über alle Tiere, die auf dem Land (erets) kriechen! Dann sprach Elohim: Siehe, ich gebe euch alles Gewächs, das Samen bildet auf dem ganzen Land (erets), und alle Bäume, die Früchte tragen mit Samen darin. Euch sollen sie zur Nahrung dienen. Allen Tieren des Landes (erets), allen Vögeln des Himmels (shamayim) und allem, was auf dem Land (erets) kriecht, das Lebensatem in sich hat, gebe ich alles grüne Gewächs zur Nahrung. Und so geschah es. Elohim sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag. Hier gibt es zuerst einmal eine Menge Beobachtungen zu machen. Gen 1,24 Diese Tiere (bhemah, remes, chay) macht Elohim nicht selbst wie am 5. Tag, sondern delegiert deren Erschaffungen an das Land (erets). Und es geschah so. Gen 1,25 macht Elohim es selbst, aber in umgekehrter Reihenfolge (chay, remes, bhemah). Elohim sah, dass es gut war. In Gen 1,24.26-30 sind die Kriechtiere (remes) dem Land (erets) zugeordnet in Gen 1,25 dagegen dem Erdboden (adamah). Flogen in Gen 1,20 am 5. Tag die Vögel unter dem Himmelsgewölbe (raqiya) der Himmel (shamayim), werden sie in Gen 1,26.28.30 am 6. Tag den Himmeln (shamayim) zugeordnet. Die Wassertiere und Vögel werden nie differenziert, bei den Tieren des 6. Tages wird differenziert. Elohim differenziert bei den Nahrungsmitteln des Menschen, bei denen der Tiere nicht, obwohl da eigentlich kein Unterschied der Nahrungsmittel erkennbar ist. Die Wassertiere bekommen nichts zu fressen. In Gen 1,29.31 wird jemand anderes als Elohim aufgefordert etwas zu sehen: "Siehe ..." Elohim sieht alles an, was Elohim gemacht hat. Jemand anderes als Elohim soll sehen, ob oder dass es (was immer damit gemeint ist) sehr gut ist. Es gibt natürlich noch mehr, aber ich beschränke mich hier auf jene, die sich auf die Tiere und die ausgeführten oder nicht ausgeführten "Aufträge" beziehen. All diese Beobachtungen werfen natürlich eine Menge Fragen auf, zu Wortbedeutungen im Hebräischen, zur Korrektheit dieser (von mir bisher leicht modifizierten EU2016) und anderen deutschen Übersetzungen, zur Relevanz dieser Beobachtungen, zur textimmanenten Logik und zur Hermeneutik: wieso kann ich die Offenbarung Gottes nicht im Glauben so annehmen wie sie dasteht, und warum muss ich Alles und Jedes dermaßen zerfieseln und jedes Haar dreimal spalten? Auch diese Frage ist durchaus berechtigt. bearbeitet Donnerstag um 13:07 von Weihrauch Zitieren
Weihrauch Geschrieben Samstag um 21:42 Melden Geschrieben Samstag um 21:42 Wortbedeutungen der genannten Tiere ab Gen 1,24: Das Wort בְּהֵמָה (behemāh) wird in der hebräischen Bibel häufig für domestizierte Tiere wie Rinder, Schafe, Ziegen usw. verwendet. Die genaue Herkunft des Wortes ist nicht vollständig geklärt. Einige Linguisten vermuten, dass behemāh von einer Wurzel abstammt, die mit Schweigen oder Stummheit assoziiert ist. Diese Theorie basiert auf ähnlichen Wurzeln in semitischen Sprachen, die mit Lautlosigkeit oder Schweigen verbunden sind. Vom sprechenden Menschen (Gott sprach) gezähmte Tiere, nicht willenlos, zuweilen widerspenstig aber eines sie dominierenden Hirten "bedürftig" - "gehorsame" lebende Seelen (nephesh chay trifft aber auf alle Lebewesen inkl. Mensch zu) - wäre eine mögliche Interpretationslinie dieser auf dem Land lebenden Tiere. Eine andere, wäre eine nicht "biologische" Differenzierung der Landtiere, sondern eine eher "räumliche Zuordnung" im dreigeteilten Weltbild (Himmel - Land - Unterwelt), wobei Mensch und Vieh dem Land zugeordnet wären (die wieder erwähnten Vögel dem Himmel). Die remes Kriechtiere möglicherweise der Unterwelt? Etymologisch kann das Wort remes möglicherweise etwas mit Bewegung an sich und mit Präpositionen wie an, auf, hinter, in, neben, über, unter zu tun haben. Diese Rechnung geht aber was die Nahrungszuordnung betrifft nicht auf (Grün auf dem Land), und in der Unterwelt von lebendigen Seelen zu sprechen ergibt auch wenig Sinn. In der Unterwelt gibt es nichts zu essen, was erklären würde, warum die Meerestiere in der Tiefe (tehom) nichts zu fressen kriegen. Das funktioniert logisch alles nicht. Wie man es dreht und wendet, irgendwo klemmt es immer. Dieses Wort remes kommt außer in Gen 1 und in der Sintfluterzählung nur noch in 1 Kön 5,13; Ps 104,25; 148,10; Ez 8,10;38,20; Hos 2,18; Hab 1,14 vor. In Ps 104,25 sind die remes Meerestiere und keine Landtiere. Warum wird bei den Wassertieren und Vögeln nicht differenziert, bei den anderen Landtieren (da zähle ich die Vögel eigentlich auch dazu) aber schon und in welcher Hinsicht? Und warum bekommen die Wassertiere keine Nahrung von Elohim zugeteilt? Die Wassertiere fallen auch in der Sintfluterzählung unter den Tisch. Das kann man noch mit der Adaption an andere Schöpfungsmythen erklären, in denen Mensch und Tier (inkl. Vögel) auf dem Land, die Ruhe der Gottheiten durch Lärm stören, die Wassertiere aber "stumm wie ein Fisch" sind. Darum werden sie dort nicht in Mitleidenschaft gezogen. In der biblischen Sintfluterzählung sperren sich die Wassertiere gegen eine insgesamt gefallene Schöpfung, weil die biblische Erzählung im Gegensatz zu anderen Sintflutmythen (Lärm) überhaupt keinen Grund angibt, warum wegen der Sünden der Menschen Tiere in Mitleidenschaft gezogen werden - erst recht nicht, wieso nur die Landtiere und nicht auch die Wassertiere davon betroffen sein sollen. Wie macht man das wenn mit Kindern über die Sintflut gesprochen wird? "Alle Tiere gehen paarweise auf die Arche." "Auch die Ameisen?" "Ja." "Und die Meerschweinchen?" "Ja auch die Meerschweinchen, und sogar die Spinnen und Stechmücken. Gott rettet von allen Tiere ein Pärchen auf der Arche." Und noch nie hat ein Kind gefragt, was mit den Fischen ist, warum die bis auf ein Pärchen nicht von Gott getötet werden, weil der Mensch so böse war? Und falls doch: Wie wird darauf kindgerecht geantwortet - und wie erklärt man "diese Ungerechtigkeit Gottes" Erwachsenen? Wie kommt man da ohne eine vernünftige Erklärung Jahrtausende lang durch? Ich kapier es nicht. Bei aller Wertschätzung des Vortragenden, aber das kann es ja wohl nicht sein, lebendige Wesen (nephesh chay) mit Lokomotiven von Modelleisenbahnen gleichzusetzen. Die unterschiedlichen Rollen der Tiere, überhaupt die Tiere in der Erzählung werden mit keinem Wort thematisiert, und es wird so getan, als würde die Schöpfung "der Erde" zurückgenommen - als wären die Meere und ihre Bewohner nicht Teil "der Erde". Ich meine, er kann Hebräisch, und selbst wenn er glaubt, dass erets sowohl Land, Boden als auch "die Erde" bedeuten kann, müsste ihn der Text stutzig machen, dass hier nicht die Erde sondern das Land gemeint sein könnte - das legen die Tiere nahe, weil es eben nicht um alle Tiere der Erde sondern nur um die Landtiere geht. Außerdem biegt er sich den Text zurecht, denn am Anfang steht nicht "von Jugend an" wie er behauptet: Zitat Gen 6,5 Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Nur am Schluss der Erzählung kommt die Jugend des Menschen als ein neues Argument für die Sintflut ins Spiel für das Böse ... Zitat Gen 8,21 Der HERR roch den beruhigenden Duft und der HERR sprach in seinem Herzen: Ich werde den Erdboden wegen des Menschen nie mehr verfluchen; denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an. Ich werde niemals wieder alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe. ... das nach der Sintflut aber nicht mehr besteht. Es ist also nicht mehr alles genau so, wie vor der Sintflut. Die Sintflut löst nämlich die Probleme der Jugendlichen, die davor bestanden haben. Was aber die Tiere in Gen 1 angeht, blicke ich noch nicht durch. Darum sind mir die hebr. Wortbedeutungen der Tiere so wichtig. Da könnten Domingo und die anderen Hebräischspezialisten hier möglicherweise hilfreich sein. Vielleicht genügt einfach, dass der Fokus auf das Land gelegt werden soll, und darauf, dass bei der Nahrung des Menschen explizit "alle Bäume" ohne Ausnahme als seine Nahrung genannt werden, und bei den Tieren nicht. Das ergibt aber nur in Verbindung mit Gen 2,4-4,1 Sinn, ansonsten nicht. Die alte Frage: ist die Quellenscheidung zum Verständnis sinnvoll oder hinderlich - oder nach Belieben, wie im Vortrag, wo Sintflut und Schöpfungserzählung inhaltlich mit einander in Beziehung gesetzt werden, bei Bedarf aber gerne auf die Unharmonisierbarkeit der Texte hingewiesen wird. Dieser "Doppelmoral" bezüglich der Quellenscheidung begegne ich immer wiede. Zitieren
Weihrauch Geschrieben Sonntag um 10:22 Melden Geschrieben Sonntag um 10:22 Die "Kriechtiere" lassen mir einfach keine Ruhe. Gen 1,20: "Das Wasser wimmle (ramas) von Schwärmen lebendiger Wesen." ורמש ramas und ורמש remes (Kriech-Tiere ?) ist vermutlich dasselbe Wort nur mit anderer Punktation, nehme ich an. Meint irgendeine Art der Fortbewegung: Fischschwärme "kriechen" aber nicht, sie "fliegen" eher im Wasser wie Vogelschwärme in der Luft. In Ps 104,25 "Da ist das Meer, so groß und weit, / darin ein Gewimmel (remes), nicht zu zählen: kleine und große Tiere" sind die remes Meerestiere und keine Landtiere. In 1 Kön 5,13 steht: "Er redete über das Vieh, die Vögel, das Gewürm (remes) und die Fische." Geht es da vielleicht nicht um Würmer sondern um das Gewimmel der Fischschwärme? Ist in Ps 148,10: "ihr Tiere alle, wilde und zahme, ihr Kriechtiere (remes) und ihr gefiederten Vögel" vielleicht die Paarung Wassertiere und Vögel vom 5. Tag gemeint? Auch in Ez 8,10 "Da ging ich hinein und schaute und siehe: allerlei Bildnis von Gewürm (remes) und Vieh, ein Gräuel und allerlei Götzen des Hauses Israel, eingeritzt in die Wand ringsum überall." ergibt ein Gewimmel von Vieh mehr Sinn als von Gewürm zu sprechen. Goldenes Kalb, im Nordreich wimmelte es von Stiergottheiten aber Wurmgottheiten sind mir keine bekannt. Ez 38,20: "Dann erbeben vor mir die Fische im Meer und der Vogel am Himmel, das Wild auf dem Feld und alles Kriechtier (remes), das auf dem Erdboden (adamah) kriecht (ramas), und jeder Mensch auf dem Erdboden." Geht ramas / remes vielleicht in die Bedeutungsrichtung Schwarm / Herde / Rudel? Hos 2,20: "Ich schließe zu ihren Gunsten an jenem Tag einen Bund / mit den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels / und den Kriechtieren (remes) des Erdbodens (adamah). Bogen, Schwert und Krieg werde ich zerbrechen / und aus dem Land verbannen / und sie in Sicherheit schlafen lassen." Vom Kontext des Krieges aus betrachtet, ergeben erbeutete Vieh-Herden Sinn - Kriechtiere eher nicht. Hab 1,13-14 "Warum siehst du also den Treulosen zu und schweigst, / wenn der Ruchlose den Gerechten verschlingt? Warum behandelst du die Menschen wie die Fische im Meer, / wie das Gewürm (remes), das keinen Herrn hat?" Und auch hier ergibt Schwarm / Herde / Volk mehr Sinn als Gewürm. Warum scherst du alle über einen Kamm und siehst nicht das Individuum. Zitieren
Weihrauch Geschrieben Sonntag um 15:53 Melden Geschrieben Sonntag um 15:53 Wenn man, wie ich gerade mit dem 5. und 6. Tag mit dem Sinn in der Schöpfungserzählung struggelt, hilft es manchmal, wie ein Kriminalkomissar "verdächtige" Interpretationen auszuschließen, um dem Sinn auf die Spur zu kommen. So habe ich gelernt, dass sich in der Schöpfungserzählung alle Lebewesen vegetarisch ernährt haben. Davon wird auch in dem oben verlinkten Vortrag ganz selbstverständlich ausgegangen. Im hermeneutischen Zirkel hinterfragt man sein bisheriges Verständnis immer wieder anhand neuer Erkenntnisse und stellt die alten Erkenntnisse auf den Prüfstand. Die neuere Erkenntnis, dass erets nicht der Planet Erde sondern nur das Land sein kann, führt dazu, dass die Tiere der Erde etwas anderes sind als die Tiere des Landes. Der Mensch soll herrschen "über über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf dem Land kriechen!" Was hat der altorientalische Mensch aber mit den Fischen zu tun, inwiefern kann er überhaupt über die Fische herrschen? Er jagt sie, um sie zu essen, sonst kommt er überhaupt nicht mit Fischen in Kontakt. Mit dem gezähmten Vieh ist es dasselbe, er züchtet es nicht zur Dekoration seines Ambiente, sondern um es zu essen, wegen Fell oder Wolle, oder um sie den Göttern zu opfern. Also Vegetarismus ist nicht der Sinn, den der Text des 6. Tages hergibt. Fische jagen andere Fische, der Löwe jagt die Antilope wenn er Hunger hat. Friede, Freude, Eierkuchen ist nicht die Botschaft sondern Jagd und Schlachtung bzw. das gegenseitige Töten und der Tod. Wenn dem so ist, kommt der Tod nicht durch den Ungehorsam und Fall des Menschen in die Schöpfung - zumindest muss man davon ausgehen, dass der 6. Tag die Situation nach der Sintflut beschreibt und nicht die Situation vor einem angeblichen "Sündenfall". Wenn also nicht der Vegetarismus der Sinn ist, und nicht die Abwesenheit des Todes in der Schöpfung - was dann? Warum wird so detailliert auf die Nahrung des Menschen und der Landtiere eingegangen, aber keine tierische Nahrung erwähnt? Man muss die alte Idee des Vegetarismus und der Unsterblichkeit loslassen und in eine andere Richtung denken. Das Gute ist jedenfalls, dass man einem eigenen Bestätigungsfehler (confirmation bias) auf die Spur gekommen ist. Zitieren
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