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Geschrieben
Am 24.12.2024 um 05:17 schrieb Weihrauch:

@Domingo Das Wort, welches in Ex 22,29 für die Erstlinge steht, ist ein anderes Wort als reshit. Kannst du das bitte mal (nach den Feiertagen) checken?

 


Die Gebärmutter durchbrechen tun bei der Geburt Töchter und Söhne, und nicht immer ist Erstgeburt gleich Sohn. Manche Pechvögel zeugen nur Töchter. Die alttestamentliche "Idealverteilung" sieht ungefähr so aus. 

 

 

Als ich neulich zufällig einen Blick auf Exodus 12:29 geworfen habe, wo von der Erstgeburt der Ägypter die Rede ist, habe ich (durch einen Kommentar) entdeckt, dass bekor kein Geschlechtsneutraler Terminus ist - ich meine, es hat eine weibliche Form - eig. mehrere: bekirah im Singular (von einem sonst nicht belegten *bakir) und die normale Femininform bekorot im Plural. Daher sind sich die Kommentatoren einig, dass es sich im dem Vers um die männliche Erstgeburt handelt; ebenso bei all den Versen, wo das Opfer des Erstgeborenen thematisiert wird.

 

(Ich nehme an, und meine recht beschränkte Erfahrung scheint es zu bestätigen, dass es im OT das sog. generische Maskulinum eher selten anzutreffen ist. - Scholten möge mir gnädig sein, dass ich "generisches Maskulinum" schreibe.)

 

Also ist es wohl so, dass "Erstgeburt"/bekor durchaus immeer gleich Sohn ist, wann immer die maskuline Form benutzt wird. Wenn eine Tochter "die Gebärmutter durchbrochen hat" und der Sohn erst danach geboren wurde - wird das auch als bekor bezeichnet? Ich weiß nicht, ich nehme aber an, schon. Es wäre zwar etymologisch nicht ganz korrekt, aber die Wortbedeutung wird durch den Sprachgebrauch bestimmt und nicht surch die Etymologie.

 

Das so am Rande. Ich übersetze gerade wieder Genesis 1, dann melde ich mich nochmal zu Wort.

Geschrieben (bearbeitet)

Zu der ersten These von Dan McClellan, der Zuordnung der Tage 1 und 4, 2 und 5, 3 und 6 aus Gründen einer poetischen Symmetrie:

 

Ich denke diese Rechnung geht aus mehren Gründen nicht auf. Erstens sind es nicht 6 sondern 7 Schöpfungstage. Der Grund warum im Christentum vom Sechs-Tage-Werk gesprochen wird, hängt mit der Sündenfallinterpretation zusammen, denn um diese plausibel zu machen, muss suggeriert werden, dass die Schöpfung vor dem Sündenfall perfekt gewesen sei. Dazu wird das "und siehe, es war sehr gut" überbetont, und bei der Interpretation ignoriert, dass das Land bereits mit Menschen gefüllt worden war (Und so geschah es. Gott sah alles an ...), was logisch nicht mit Gen 3 und nur zwei Menschen im Garten im Osten von Eden in Einklang zu bringen ist. Der Garten in Eden ist nicht das Land Eden.

 

Außerdem wird hier die historisch-kritische Quellenscheidung, die von entwicklungsgeschichtlich zwei völlig verschiedenen Schöpfungserzählungen ausgeht, mal eben unter den Tisch fallen gelassen, wenn man hier so tut, als gebe es hier doch einen inhaltlich relevanten Zusammenhang. Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Entweder man interpretiert asynchron, 2 unlogische, da nicht harmonisierbare Schöpfungs-"Berichte" oder synchron, eine logisch konsistente, harmonische Schöpfungserzählung. Man kann nicht beides haben und muss sich entscheiden, und das dann aber auch konsequent durchziehen. 

 

Die Schöpfung ist erst am 7. Tag "perfekt". Die Steigerung im Text ist die von "gut" über "sehr gut" zu "vollendet". "Sehr gut" ist nicht perfekt. Auch hier wird in den Interpretationen unterschlagen, dass Elohim am 7. Tag noch arbeitet um sein 7-Tage-Werk zu vollenden, und überbetont, dass er ruhte. Und wieder wird asynchron interpretiert, und daher der Zusammenhang mit dem Namen Noach, der "Ruhe" bedeutet nicht hergestellt, der sich bei einer synchronen Lesart einstellen müsste. Denn es muss doch klar werden, worin die Vollendung eigentlich besteht, warum es noch etwas zu vollenden gab, was am 6. Tag zwar schon sehr gut, aber eben noch nicht vollkommen war. Wer A sagt, muss auch B sagen. Die Opfer von Kain und Abel waren schon "sehr gut", aber erst das Opfer von Noach vollendete die Schöpfung des Landes (Kultzentralisation) im Sinne von JHWH. Das ergibt Sinn in diesem Text. Keinen Sinn ergibt es in diesem Text, den 7. Tag als das "Neue Jerusalem" eschatologisch-jenseitig zu deuten, denn entwicklungsgeschichtlich gab es zur Zeit der Abfassung noch keine Apokalyptik im Judentum.   

 

Jeder Kreative kennt den Spruch: Form follows function. Es genügt nicht zu sagen, dass hier die "poetische Symmetrie" über ein wörtliches Verständnis zu stellen sei. Es muss ein inhaltlicher Grund benannt werden, denn Poesie ist kein Selbstzweck, sondern ist immer von einer inhaltlichen Intention geleitet. Diese Intension zu transportieren ist die Funktion dieser Poesie. Dan McClellan sagt aber nicht, welche Intension, welche Botschaft mit Hilfe dieser poetischen Symmetrie transportiert worden sein sollte. L’art pour l’art ergibt keinen theologischen Sinn in einem theologischen Text.

 

Darum halte ich meine Interpretation für theologisch sinnvoller, dass dieses "Es werde Licht" und die Scheidung von der Finsternis schlicht eine Metapher ist: Ihr kennt alle die Schöpfungserzählung der anderen Völker, aber ich erzähle euch jetzt was Sache ist ... 

Zitat

Joh 1,1-5
Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

 

Im Lichte der Erkenntnis, erleuchtet zu leben, darum geht es hier wie dort. Im AT ist der Lichtbringer Elohim / JHWH im NT Jesus. Die Erkenntnis des Guten und Schlechten: Wir sind die Guten, weil wir auf dieses Wort hören, alle anderen die Schlechten. Gruppendynamik, Identität und Abgrenzung (Israel, Judentum vs. Sumer, Babylon bzw. Christentum vs. Judentum). 

 

Oder: 

Zitat

Eph 5,8
Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.

 

Damaskuserlebnis > Saulus sieht nicht Jesus sondern ein helles Licht - und erblindet = Finsternis des Saulus > "Erleuchtung" des Paulus. 

 

Oder auch:

Zitat

Joh 12,36
Solange ihr das Licht bei euch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichts werdet! Dies sagte Jesus. Und er ging fort und verbarg sich vor ihnen.

 

Gen 1,1-5 beschreibt noch nicht die Schöpfung selbst, sondern ist der Prolog der Schöpfungserzählung. Es ist Licht-Metaphorik die sich auf die Erkenntnis der Botschaft bezieht, welche die Identität des jüdischen Volkes konstituiert. Das Buch Genesis (altgriechisch Γένεσις für „Schöpfung, Entstehung, Geburt“) handelt davon. Das ist die poetische Funktion, die man anhand des Textes benennen kann, und die Licht-Metaphorik ist die poetische Form, die das transportiert - Form follows function.   

 

 

bearbeitet von Weihrauch
Geschrieben

Dan McLellan sagt: "An den ersten drei Tagen werden die Umgebungen erschaffen. Licht und Dunkelheit, Wasser oben, Wasser unten, Wasser im trockenen Land. An den nächsten drei Tagen, werden die Bewohner dieser Umgebungen erschaffen." Hä? Was redet er da? Seit Wann sind Licht und Finsternis "Umgebungen"? Und vom Wasser im trockenen Land (Süßwasser) ist im Text keine Rede. Es gibt nur das Land und das Meer (Salzwasser).

 

Außerdem werden schon am 3. Tag die Pflanzen als die ersten lebendigen Bewohner des trockenen Landes erschaffen.

Zitat

Gen 1,11
Dann sprach Gott: Das Land lasse junges Grün sprießen, Gewächs, das Samen bildet, Fruchtbäume, die nach ihrer Art Früchte tragen mit Samen darin auf dem Land. Und so geschah es. 

 

Seine Rechnung geht einfach nicht auf, wenn seiner Meinung die Umgebung trockenes Land (3. Tag) dem 6. Tag symmetrisch zugeordnet wird. Die Symmetrie 3. Tag und 6. Tag stimmen zwar, aber die poetische Symmetrie stimmt nicht. Es sei denn, man würde das dazwischen als späteren Einschub erklären - aber dann wäre die Symmetrie an den anderen Stellen nicht mehr haltbar. 

Selbstverständlich wurden Pflanzen auch damals schon als lebendige Wesen verstanden, die sich mittels Samen (hebr. zera) fort-Pflanzen. Für den Samen von Mensch und Tier wird dasselbe hebr. Wort (zera) in diesem Zusammenhang gebraucht, wegen der falschen Analogie von Pflanzensamen und tierischem- bzw. menschlichem Samen. Jede Dürre und das Sterben der angebauten Pflanzen machte jedem unmissverständlich klar, dass Pflanzen wie Tier und Mensch leben und verdursten können. Nun gut, so könnte er sich das Süßwasser im Land zwar aus dem Text (und dem damaligen Allgemeinwissen) hergeleitet haben - aber dann widerspricht er sich selbst, was seine Zuordnung von den drei Räumen (Tag 1-3) und ihren jeweiligen Bewohnern (Tag 4-6) betrifft.

 

Außerdem besteht das zugrunde liegende dreiteilige Welt aus Himmel, Land und Unterwelt und nicht wie er es hier darzustellen gedenkt. Weiter sagt er: "Parallel zu Tag 1 werden am 3. Tag die Himmelskörper erschaffen. Parallel zu Tag 2 werden am 4. Tag die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels erschaffen" Da vertut er sich mit den Zahlen, denn die Himmelskörper werden nicht am 3. sondern am 4. Tag und die Fische und Vögel am 5. Tag erschaffen. Nicht so schlimm, kann ja mal vorkommen. "Tag 6 entspricht Tag 3 an dem wir die Bewohner des trockenen Landes haben (jetzt ist er mit den Zahlen wieder on track). Die Rechnung geht trotzdem schon wegen der Pflanzen nicht auf, aber was noch viel schlimmer ist, ist dass er suggeriert, dass die Himmelskörper "Bewohner" des Raumes des 1. Tages seien (Licht und Finsternis stellen aber vor dem 4. Tag und den den Gestirnen eben noch keinen bewohnbaren Raum dar).

 

Die polemische Intension des Textes geht aber genau in die entgegengesetzte Richtung. In den Schöpfungsmythen der anderen Völker, sind die Gestirngottheiten tatsächlich personifizierte Bewohner des Himmels, und gerade als solche werden sie in dieser Schöpfungserzählung nicht dargestellt, sondern als banale Leuchten, um die anderen Mythen lächerlich zu machen. Das Bilderverbot richtet sich ausdrücklich dagegen, andere Gottheiten in den antiken Planeten zu verehren. Je nach Überlieferung z.B. Utu/Shamash = Sonne, Sin = Mond, Marduk = Jupiter, Nabû = Merkur, Inanna/Ishtar = Venus, Ninurta = Mars, Enlil = Saturn.

Zitat

Ex 20,4
Du sollst dir kein Kultbild machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 

 

Dtn 5,8
Du sollst dir kein Kultbild machen, keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. 

 

Er sagt: "Diese poetische Symmetrie scheint als Vorrang vor logischer Konsistenz zu haben. [...] Dann machen sie sich einfach keine Gedanken über die logische Konsistenz". Hier wird seine Prämisse zur Schlussfolgerung. Dabei übersieht er dass ihnen als Viehzüchter durchaus bewusst war, und so steht es auch später im Text, dass Tier und Mensch Pflanzen als Nahrung benötigen, (ich erwähnte schon, dass die Meeresbewohner, Fische leer ausgehen, was ihre Nahrung betrifft) diese also vor der Erschaffung von Mensch und Tier da sein müssen.

 

Dabei sind wieder einmal die Vögel "4. Tag!" das logische Zünglein an der Waage, weil sie eben keine Bewohner des Himmels, sondern des Landes, und damit auf pflanzliche Nahrung angewiesen sind. Darum müssen sie auch später auf der "Arche" (Rabe, Taube) gerettet werden. Ich kann da nicht mitgehen, den Autoren zu unterstellen, dass ihnen eine angebliche "poetische Symmetrie" die nicht wirklich durchgehalten wird, nicht funktioniert, wichtiger gewesen sein sollte, als logische Konsistenz. Kein Autor will mit seinem Text dummen Fragen provozieren, sondern nachvollziehbare Antworten liefern.   

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