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Kann die Kirche ihre Lehre ändern?


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Geschrieben (bearbeitet)
vor 14 Stunden schrieb iskander:

Da hat die Kirche Glück - oder aus kath. Sicht mag es das Eingreifen des Hl. Geistes sein - dass sie so manche moralische Lehre, die sie früher vertreten hatte, damals nicht dogmatisiert hat.

Oder auch nicht. Hätte die Kirche die Zulässigkeit der Sklaverei oder der Todesstrafe dogmatisiert, hätten wir heute eine völlig andere Diskussionsgrundlage über die tatsächliche Verbindlichkeit der Dogmen.

 

ABER: soweit ich weiß, gibt es kein einziges formelles Dogma, daß moralische Grundsätze betrifft. Die Dogmen der Kirche betreffen meines Wissens nach nur die Eigenschaften Gottes, des Menschen und auf sehr grundsätzlicher Ebene der Welt. Die gesamte Moraltheologie erscheint eher eine nachgelagerte Auslegungsfrage zu sein. Theoretisch(!) ist das also nicht unbedingt de fide, aber kein Papst hat sich bisher getraut diese Auslegungen in Frage zu stellen. Oder eine ernsthafte Debatte darüber zugelassen, wenn ein Aspekt der Morallehre in Frage gestellt wird. Die Zeiten wo Dominikaner und Franziskaner miteinander über Jahre um die Frage ringen konnten wie reich die Kirche sein dürfe, sind lange vorbei.

 

Das Hauptproblem der Kirche liegt mMn darin, daß ein Haufen "ausgewählter" toter Denker mit sehr eigenen Vorstellungen, seit dem Jahr des Herren 100 bis ca. 1900 bestimmte Pfade vorzementiert haben. Die Theologie heute wird vorgeschrieben von Leuten, die seit fast 1000 Jahren bereits in Erwartung ihrer Auferstehung (Gott allein weiß, ob davon wirklich alle auferstehen werden, unabhängig davon ob die Kirche sie zur Ehre der Altäre erhoben hat) ruhen. Solange die als Unfehlbar behandelt werden, kann die Kirche nicht aus ihrem Neviges-Modell.

bearbeitet von Flo77
Geschrieben
vor 9 Stunden schrieb Florianklaus:

Für die Neugläubigen sind lehramtliche Dokumente, die nicht mit den eigenen Einsichten übereinstimmen, doch nur fake news.

 

Den Begriff "Neugläubige" finde ich irritierend. Kannst Du mit bitte erläutern, was oder wen Du damit im Zusammenhang mit dieser Diskussion meinst?

Geschrieben (bearbeitet)
vor 15 Stunden schrieb SteRo:

 

Aus diesem Dilemma wird das Amt kaum raus kommen. Die apostolische Sukzession beanspruchen und damit die Vertretung Christi auf Erden und damit die alleinig legitime Hirtenschaft passt einfach nicht gut zu einem relativen Verständnis von Wahrheit. Auch deshalb gilt "Relativismus" als ganz grundsätzlich "des Teufels". Jede Abweichung vom Absolutheitsanspruch öffnet notwendigerweise das Tor für Widerspruch und uninformierte Meinung ... das wäre der Tod der Glaubensgemeinschaft, die heuzutage eh schon genug unter der anarchistischen Debattenkultur zu leiden hat. Auf der Grundlage pragmatischer Heilsorientierung unterstütze ich daher die Haltung des Kirchenamtes und wünsche ihm einen weisen Umgang mit dem eigenen Anspruch.

 

Dass die Kirche nach ihrem Selbstverständnis einen Wahrheitsanspruch erheben muss, ist mir schon klar. Es ist aber diese Behauptung von letzter Sicherheit und Unkorrigierbarkeit, die zu Schwierigkeiten führt. 

 

Die Orthodoxie ist da m.W. weniger radikal und sagt, dass die Gültigkeit eines Konzils erst im Nachhinein entschieden werden kann, indem die Kirche es annimmt.

bearbeitet von iskander
Geschrieben
vor 16 Stunden schrieb rorro:

Nein. Du darfst gerne weitersuchen. Es lohnt sich den ganzen Absatz zu lesen.

 

Ich hatte den Abschnitt gelesen, jetzt noch einmal. Ich finde nichts, was Konkretes als das von mir zitierte. Hilf mir weiter.

 

vor 15 Stunden schrieb rorro:

Ich verlange das keineswegs, ich verlange auch keineswegs, das man einfach so alles abnickt. Ich kann Skepsis und Zweifel durchaus nachvollziehen - nur sollte man die auch gegenüber seiner eigenen Erkenntnismöglichkeiten haben.

 

In diesem Zusammenhang mal eine Frage. Ich hatte Dich und andere konservative Katholiken vor einiger Zeit höflich und sachlich gefragt, wieso Ihr bestimmte Auffassungen für richtig haltet. Auf Grundlage inhaltlicher Argumente? Wenn ja, welcher? Aus Vertrauen gegenüber dem kirchlichen Lehramt? Auch andere relevante, sachliche Fragen habe ich gestellt. Siehe hier.

 

Bisher habe ich noch keine Antwort bekommen. Darf ich noch hoffen?

 

Geschrieben
vor 13 Stunden schrieb Flo77:

Oder auch nicht. Hätte die Kirche die Zulässigkeit der Sklaverei oder der Todesstrafe dogmatisiert, hätten wir heute eine völlig andere Diskussionsgrundlage über die tatsächliche Verbindlichkeit der Dogmen.

 

So gesehen...

 

vor 13 Stunden schrieb Flo77:

Die Zeiten wo Dominikaner und Franziskaner miteinander über Jahre um die Frage ringen konnten wie reich die Kirche sein dürfe, sind lange vorbei.

 

Das ist wohl seit dem 19. Jh. so: Alles Relevante muss entschieden werden, und zwar vom römischen Lehramt. Und selbet wenn eine Lehre offiziell nicht für unfehlbar erklärt wird, haftet ihr oft eine Aura der Unfehlbarkeit an.

 

vor 13 Stunden schrieb Flo77:

Das Hauptproblem der Kirche liegt mMn darin, daß ein Haufen "ausgewählter" toter Denker mit sehr eigenen Vorstellungen, seit dem Jahr des Herren 100 bis ca. 1900 bestimmte Pfade vorzementiert haben. Die Theologie heute wird vorgeschrieben von Leuten, die seit fast 1000 Jahren bereits in Erwartung ihrer Auferstehung (Gott allein weiß, ob davon wirklich alle auferstehen werden, unabhängig davon ob die Kirche sie zur Ehre der Altäre erhoben hat) ruhen. Solange die als Unfehlbar behandelt werden, kann die Kirche nicht aus ihrem Neviges-Modell.

 

Vielleicht - aber die Probleme scheinen wohl wirklich vor allem aus dem 19. Jh. mit seinem Kirchenverständnis herzurühren. Vorher wäre man wohl flexibler gewesen.

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