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Streichung eines kirchlichen Feiertages


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Geschrieben (bearbeitet)
vor 1 Stunde schrieb mn1217:

Es gibt schon biologische Rhythmen.

Leider ist die  Biologin nicht mehr dabei,die könnte bezüglich des Tierreiches da hilfreicher sein.

Menschen brauchen ja Beschäftigung, aber halt nicht durchgängig.

Sie benötigen Ruhetage. 

Es ist biologisch nicht nötig, am Ruhetag religiösen Pflichten nachzugehen.

Die  7 Tage kommen vom Mondzyklus.

 

Natürlich gibt es biologische Rhythmen, deswegen ruht man ja aus. Aber der natürliche Rhythmus ist der Tag-Nacht-Rhythmus.

Einen kompletten Tag mit Nichtstun zu verbringen ist ein Opferritual, in dem man auf einen Teil verzichtet, den die Natur gibt;

vergleichbar mit Brandopfern. Das gibt es in vielen (Natur-)religionen.

Ich möchte das ja auch beibehalten.

Aber wer die Religion ablehnt, kann doch durcharbeiten, weil ein Opfer für ein wie auch immer geartetes Höheres Wesen (welches selbst die französischen Revolutionäre kannten) sinnlos ist.

Ich finde diese Haltung nur konsequent.

 

Der Mondrhythmus ist ein 28 Tage Rhythmus, und hatte ursprünglich eine Zeit strukturierende Funktion, weil es noch keine Uhren gab.

Deswegen muss man ja nicht die Zeit mit Nichtstun verbringen.

bearbeitet von Frey
Geschrieben
vor 15 Minuten schrieb Frey:

Aber wer die Religion ablehnt, kann doch durcharbeiten, weil ein Opfer für ein wie auch immer geartetes Höheres Wesen (welches selbst die französischen Revolutionäre kannten) sinnlos ist.

Ich finde diese Haltung nur konsequent.

 

 

Wenn Religiöse unbedingt opfern wollen, ginge das auch in Form einer Steuer, die nur von ihnen bezahlt wird. Das wäre den Nichtreligiösen auch leichter zu vermitteln. 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 55 Minuten schrieb Frey:

 

Natürlich gibt es biologische Rhythmen, deswegen ruht man ja aus. Aber der natürliche Rhythmus ist der Tag-Nacht-Rhythmus.

Einen kompletten Tag mit Nichtstun zu verbringen ist ein Opferritual, in dem man auf einen Teil verzichtet, den die Natur gibt;

vergleichbar mit Brandopfern. Das gibt es in vielen (Natur-)religionen.

Ich möchte das ja auch beibehalten.

Aber wer die Religion ablehnt, kann doch durcharbeiten, weil ein Opfer für ein wie auch immer geartetes Höheres Wesen (welches selbst die französischen Revolutionäre kannten) sinnlos ist.

Ich finde diese Haltung nur konsequent.

 

Der Mondrhythmus ist ein 28 Tage Rhythmus, und hatte ursprünglich eine Zeit strukturierende Funktion, weil es noch keine Uhren gab.

Deswegen muss man ja nicht die Zeit mit Nichtstun verbringen.

Man tut ja nicht nichts.

 

Die Mondphasen sind übrigens jeweils 7 Tage lang, es gibt ja 4.

 

Es gibt nicht nur den Tag- Nacht- Rhythmus, sondern auch  längere. Um beim Tierreich zu bleibeb: Winterschlaf,Zug von Zugvögel sind zB jährliche Rhythmen. 

bearbeitet von mn1217
Geschrieben
Am 10.6.2025 um 20:02 schrieb mn1217:

Kann das hierhin?

Sonst bitte verschieben.

Regelkonform dürfte es sein.

 

Arbeitgeber fordern,einen Feiertag zu streichen.

Auf der Liste: Pfingstmontag,Ostermontag,zweiter Weihnachtsfeiertag.

( Bei der Auswahl wäre ich für Pfingstmontag,an Ostern und Weihnachten muss ich zu zwei Familien).

Was meint ihr?

Da inzwischen die meisten - unabhängig ob Konfession oder nicht - nicht mehr glauben, bieten solche add-on Feiertage den Ungläubigen eine Gelegenheit mal zur Ruhe zu kommen und über das bisherige Leben und vor allem sein Ende nachzudenken und dabei zu erkennen wie sinnlos das Leben ohne Glauben bislang doch war.

Wenn die Tage allerdings nur benutzt werden, um die Sinnlosigkeit mal in einer anderen Variante fortzuführen (Freizeitbeschäftigungen, Essen, Trinken. dummes Zeug daherreden etc.), dann können sie auch wegfallen und durch disziplinierende Arbeit ersetzt werden.

 

Am 10.6.2025 um 20:02 schrieb mn1217:

Was sagen die RKK und die EKD dazu?

Die betreiben nur Klientelpolitik und werden also gegen die Streichung sein.

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 2 Stunden schrieb Frey:

Natürlich gibt es biologische Rhythmen, deswegen ruht man ja aus. Aber der natürliche Rhythmus ist der Tag-Nacht-Rhythmus.

Einen kompletten Tag mit Nichtstun zu verbringen ist ein Opferritual, in dem man auf einen Teil verzichtet, den die Natur gibt;

vergleichbar mit Brandopfern. Das gibt es in vielen (Natur-)religionen.

Ich möchte das ja auch beibehalten.

Aber wer die Religion ablehnt, kann doch durcharbeiten, weil ein Opfer für ein wie auch immer geartetes Höheres Wesen (welches selbst die französischen Revolutionäre kannten) sinnlos ist.

Ich finde diese Haltung nur konsequent.

 

Es scheint mir doch fraglich, ob die Leute einen Tag der Ruhe von ihrer oftmals sehr anstrengenden Arbeit nun wirklich als ein "Opfer" empfunden haben, bei dem sie auf etwas "verzichten" mussten. Im biblischen Kontext wird ja gerade ein Bezug zur Ruhe, die Gott sich nach der Erschaffung der Welt gönnte, hergestellt.   

Was immer aber auch die historischen Wurzeln des freien Sonntags sein mögen: Zumindest in der heutigen Zeit dürfte kaum jemand einen freien Tag als ein "Opfer" empfinden. Das dürfte für religiöse wie säkulare Menschen gleichermaßen gelten. Dass man den freien Sonntag durch den freien Samstag ergänzt hat, ist in dieser Hinsicht illustrativ. Und wie wir heutzutage mit einer Institution umgehen, entscheiden sinnvollerweise unsere aktuellen Einstellungen und Motive, und nicht die historischen Ursprünge.

 

Inkonsequent wäre es, wenn diejenigen, die nicht religiös sind, religiöse Opfer vollziehen. Sofern jemand, der säkular eingestellt ist, das freie Wochenende aber gar nicht als ein religiöses Opfer empfindet, sondern es als eine Zeit der Erholung betrachtet, die er frei gestalten kann und die er seiner Familie, seinen Hobbys usw. widmen kann: Dann ist nichts daran inkonsequent, wenn jemand sich trotz fehlender Religiosität den Erhalt des freien Wochenendes wünscht. 

 

bearbeitet von iskander
Geschrieben

Angesichts der Tatsache, dass in unserem Lande mehr als die Hälfte der Bevölkerung konfessionslos ist, kann ich jedem mit der politischen Forderung nach der Abschaffung des freien Sonntags für Nicht-Kirchgänger nur viel Vergnügen wünschen.

 

Darüber hinaus halte ich das hier für eine Geisterdiskussion, sind es doch gerade die Kirchen, die auf der Einhaltung eines allgemeinen Sonntags für alle dringen. 

Geschrieben
7 hours ago, Chrysologus said:

Zunächst einmal halte ich gesamtgesellschaftliche Feiertage für wertvoll, weil sie gemeinsame Aktivitäten jenseits individueller Urlaubsplanungen nicht nur ermöglichen, sondern sogar anregen. Und dabei ist es erst einmal egal, ob hier ein religiöse Anlass oder ein staatliches Gedenken das Datum vorgibt. Das Streichen eines Feiertages sehe ich aus diesem Grund als gesellschaftlichen Verlust - seinen religiösen Pflichten kann man ohne weiteres auch an einem Artbeitstag nachgehen, die religiösen Organisatoren müssen dann eben bei den Gottesdienstzeiten kreativer werden.


Im Prinzip bin ich da mit Dir einer Meinung - deshalb würde ich auch erstmal überlegen, ob nicht bestimmte Landesfeiertage gestrichen werden können, um bundesweite erhalten zu können.

Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit, der Norden ist da deutlich sparsamer. 
Wenn tatsächlich ein bundesweiter Feiertag gestrichen werden müsste, sollte es zudem ggf. ein katholischer sein, weil mir scheint, dass es dort ein Übergewicht gibt. Mir scheint, dass die zeitweilige Abschaffung des Buß- und Bettags bei den Protestanten daher als Kränkung empfunden wurde - und diese Art von Rivalität und Machtanspruch braucht es in unserer Gesellschaft nun überhaupt nicht. Mir persönlich ist vermutlich der Karfreitag der wichtigste Feiertag - und damit zu kostbar, ihn anderen als Belastung (Tanzverbotsdebatte!) aufzuerlegen. In meinen Augen sollten wir Christen in der säkularen Welt v.a. bescheiden auftreten, um uns kein gesellschaftliches Dominanzgehabe vorwerfen zu lassen.

(Dominanzgehabe wäre auch mein Problem mit bundesweiten religiösen Feiertagen anderer Gruppen - die immer als Zurücksetzung anderer weltanschaulicher Gruppen empfunden werden könnte.) Also dient die Zurückhaltung bei den religiösen Feiertagen dem in meinen Augen wichtigstem Punkt: keinen Anlaß für weltanschauliche Eifersüchtelei zu bieten.

Geschrieben
vor 3 Stunden schrieb iskander:

 

Es scheint mir doch fraglich, ob die Leute einen Tag der Ruhe von ihrer oftmals sehr anstrengenden Arbeit nun wirklich als ein "Opfer" empfunden haben, bei dem sie auf etwas "verzichten" mussten. Im biblischen Kontext wird ja gerade ein Bezug zur Ruhe, die Gott sich nach der Erschaffung der Welt gönnte, hergestellt.   

Was immer aber auch die historischen Wurzeln des freien Sonntags sein mögen: Zumindest in der heutigen Zeit dürfte kaum jemand einen freien Tag als ein "Opfer" empfinden. Das dürfte für religiöse wie säkulare Menschen gleichermaßen gelten. Dass man den freien Sonntag durch den freien Samstag ergänzt hat, ist in dieser Hinsicht illustrativ. Und wie wir heutzutage mit einer Institution umgehen, entscheiden sinnvollerweise unsere aktuellen Einstellungen und Motive, und nicht die historischen Ursprünge.

 

Inkonsequent wäre es, wenn diejenigen, die nicht religiös sind, religiöse Opfer vollziehen. Sofern jemand, der säkular eingestellt ist, das freie Wochenende aber gar nicht als ein religiöses Opfer empfindet, sondern es als eine Zeit der Erholung betrachtet, die er frei gestalten kann und die er seiner Familie, seinen Hobbys usw. widmen kann: Dann ist nichts daran inkonsequent, wenn jemand sich trotz fehlender Religiosität den Erhalt des freien Wochenendes wünscht. 

 


Danke für den Versuch, die Diskussion elegant auf das Terrain der individuellen Freizeitgestaltung zu lenken. Es ist ja tatsächlich bemerkenswert, wie sehr wir heute davon überzeugt sind, dass unser modernes Verständnis von „Erholung“ und „Selbstverwirklichung“ quasi naturgegeben sei und sich von allen historischen oder religiösen Prägungen emanzipiert habe.
Gerade das aber halte ich für einen interessanten Trugschluss: Die Tatsache, dass wir den Sonntag (und inzwischen auch den Samstag) als „selbstverständliche“ Ruhe- und Erholungszeit erleben, ist doch gerade kein naturwüchsiges Bedürfnis, sondern das Ergebnis einer jahrtausendealten kulturellen und religiösen Prägung. Die säkulare Gesellschaft profitiert hier von einer Tradition, deren religiöse Wurzeln sie gerne leugnet, aber nicht so einfach abschütteln kann – ein bisschen wie jemand, der sich über die Früchte eines Baumes freut, aber die Wurzeln am liebsten kappen würde.


Insofern ist es schon spannend, dass auch überzeugte Säkularisten am freien Wochenende festhalten, obwohl es sich – historisch betrachtet – um ein zutiefst religiöses „Opfer“ handelt. Vielleicht ist das ja ein stilles Eingeständnis, dass wir ohne solche „Opferrituale“ weniger menschlich, weniger gemeinschaftsfähig wären, als wir uns eingestehen wollen? Oder anders gefragt: Wäre es nicht konsequenter, wenn der moderne Mensch, der sich so gern als autonom und vernunftgesteuert sieht, auf diese „überkommenen“ Rituale ganz verzichtet – und stattdessen konsequent durcharbeitet? Oder steckt am Ende doch mehr Weisheit in diesen alten religiösen Praktiken, als man auf den ersten Blick zugeben mag?

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb Marcellinus:

Angesichts der Tatsache, dass in unserem Lande mehr als die Hälfte der Bevölkerung konfessionslos ist, kann ich jedem mit der politischen Forderung nach der Abschaffung des freien Sonntags für Nicht-Kirchgänger nur viel Vergnügen wünschen.

 

Darüber hinaus halte ich das hier für eine Geisterdiskussion, sind es doch gerade die Kirchen, die auf der Einhaltung eines allgemeinen Sonntags für alle dringen. 


Es ist in der Tat amüsant, wie sehr sich das säkulare Selbstverständnis auf den „freien Sonntag“ als Errungenschaft beruft – und dabei übersieht, dass genau diese Tradition ohne das jahrhundertelange kirchliche Beharren vermutlich längst der Flexibilisierung und Ökonomisierung unserer Zeit zum Opfer gefallen wäre. Insofern ist es fast schon ironisch, dass ausgerechnet die Kirchen, die von vielen als Relikte einer vergangenen Epoche betrachtet werden, heute als letzte Bastion gegen die völlige Durchökonomisierung des Lebens auftreten.


Dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung konfessionslos ist, macht die Sache ja nur noch spannender: Offenbar gibt es ein kulturelles Bedürfnis nach gemeinsamer Zeitstruktur und kollektiver Unterbrechung – und zwar unabhängig von individueller Religiosität. Vielleicht ist das ja ein Hinweis darauf, dass manche „Geisterdiskussionen“ tiefer reichen, als es auf den ersten Blick scheint. Wer weiß, ob nicht gerade die Kirchen mit ihrem Beharren auf dem Sonntag einen Dienst an der gesamten Gesellschaft leisten – auch an jenen, die sich selbst für längst emanzipiert halten?


In diesem Sinne: Viel Vergnügen auch all jenen, die glauben, man könne sich den Ast absägen, auf dem man sitzt, ohne irgendwann den Boden der Gemeinschaft zu verlieren.

Geschrieben (bearbeitet)

@Frey

Dir ist aber schon bekannt, dass der Sonntag keine christliche Erfindung ist?

 

Oder um es etwas ausführlicher zu sagen: die sieben-Tage-Woche ist älter als der Monotheismus, der Sonntag ist älter als das Christentum, und die Menschen, die am allermeisten Erholung gebraucht hätten, haben die allermeiste dieser Zeit auch am Sonntag arbeiten müssen, während wir heute, da die meisten Menschen nicht mal mehr eine fünf-Tage-Woche haben, auf einen festen Sonntag als freien Tag gut verzichten könnten. Die Menschen, die heutzutage in Notdiensten beschäftigt sind, oder diese Gesellschaft sonst auf eine unvermeidliche und unverzichtbare Art am laufen halten, können von einem freien Sonntag sowieso nur träumen. Mit deiner Kirche hat das alles so viel zu tun, wie die Kuh mit dem Klavierspiel.

bearbeitet von Marcellinus
Geschrieben (bearbeitet)
vor 57 Minuten schrieb Marcellinus:

@Frey

Dir ist aber schon bekannt, dass der Sonntag keine christliche Erfindung ist?

 

Oder um es etwas ausführlicher zu sagen: die sieben-Tage-Woche ist älter als der Monotheismus, der Sonntag ist älter als das Christentum, und die Menschen, die am allermeisten Erholung gebraucht hätten, haben die allermeiste dieser Zeit auch am Sonntag arbeiten müssen, während wir heute, da die meisten Menschen nicht mal mehr eine fünf-Tage-Woche haben, auf einen festen Sonntag als freien Tag gut verzichten könnten. Die Menschen, die heutzutage in Notdiensten beschäftigt sind, oder diese Gesellschaft sonst auf eine unvermeidliche und unverzichtbare Art am laufen halten, können von einem freien Sonntag sowieso nur träumen. Mit deiner Kirche hat das alles so viel zu tun, wie die Kuh mit dem Klavierspiel.


Der Ruhetag hat ursprünglich eine tiefe Opferdimension: Im Alten Testament war das Opfer zentrale Ausdrucksform der Hingabe an Gott – sei es als Sühne, Dank oder Bitte, stets verbunden mit einem bewussten Verzicht und einer rituellen Handlung. Die Sabbatruhe ist in diesem Sinne selbst ein Opfer: Sie bedeutet, produktive Zeit und Arbeit zu „opfern“, um Gott zu ehren und sich seiner Schöpfung und Erlösung zu erinnern. Für Christen wird dies im Sonntag als „Tag des Herrn“ fortgeführt, der nicht nur an die Schöpfung, sondern vor allem an das Opfer und die Auferstehung Christi erinnert – das „Pascha-Mysterium“, das in der Eucharistie vergegenwärtigt wird.

 

Im Gegensatz dazu ist der Säkularismus historisch ein relativ spätes Phänomen: Zwar gab es schon in der Antike vereinzelte Skeptiker und Denker, die die Existenz von Göttern bezweifelten, doch prägten religiöse Opfer- und Ruherituale das öffentliche und private Leben fast aller Kulturen. Erst mit der Aufklärung und der Säkularisierung gewann der theoretische und praktische Atheismus an gesellschaftlicher Bedeutung.

 

Und was die Kuh und das Klavierspiel angeht: Nun, man sollte die Kuh nicht unterschätzen. Sie mag nicht Klavier spielen können, aber ohne sie gäbe es keine Milch für den Kaffee am Sonntagmorgen. Vielleicht hat ja auch die Religion – bei aller Kritik – mehr mit unserem Alltag zu tun, als man auf den ersten Blick meint.

Denn das Fehlen eines gemeinsamen Ruhetags würde die Gemeinschaftsbindung spürbar schwächen. Gemeinsame freie Zeit ist ein soziales Schmiermittel, das Austausch, Zusammenhalt und Solidarität fördert. Das ist aber ein Wesensmerkmal der Religion - Säkularisierung hingegen bedeutet Individualisierung und Fragmentierung.

bearbeitet von Frey
Geschrieben

@Frey

Wir reden aneinander vorbei. Die 7-Tage-Woche, einschließlich des dies solis, ist älter als das AT, und deren Vorstellungen sind nur eine von vielen, und es sind auch nicht meine. Ja, meine Vorstellungen sind ein Kind der Moderne, aber ich halte das nicht für einen Nachteil, im Gegenteil. Du magst für dich anders entscheiden, aber die meisten Menschen wirst du damit nicht mehr erreichen. 

Geschrieben (bearbeitet)
10 hours ago, Frey said:

Danke für den Versuch, die Diskussion elegant auf das Terrain der individuellen Freizeitgestaltung zu lenken. Es ist ja tatsächlich bemerkenswert, wie sehr wir heute davon überzeugt sind, dass unser modernes Verständnis von „Erholung“ und „Selbstverwirklichung“ quasi naturgegeben sei und sich von allen historischen oder religiösen Prägungen emanzipiert habe.


Das finde ich jetzt ein bisschen polemisch. Feiertage waren schon immer das: Tage außerhalb des Alltags, zu denen die Menschen sich erholt haben. Der „blaue Montag“ z.B. hat sich einfach aus mittelalterlichem Handwerk und Gewerbe verselbstständigt und allenfalls eine oberflächlich religiöse Rechtfertigung erhalten.

Ansonsten gab es in allen Kulturen Feiertage, das diszipliniert überwachte Arbeiten zu festen Zeiten ist eine Begleiterscheinung der absolutischen Staatsgestaltung, des Manufakturwesens und schließlich der Industrialisierung, das übrigens den recht anarchischen Festtagskalender mit beweglichen zahllosen Hoch- und Heiligenfesten irgendwann überging. 
Wenn man sich Berichte zum neuzeitlichen Sonntag ansieht, war gerade für die ländliche Bevölkerung der Kirchgang häufig eine Gelegenheit zum Nickerchen (mit einschläfernder Predigt), gefolgt vom Frühschoppen (so nicht zu arm). 
Ich würde es also eher umgekehrt sehen: der Erholungs- und Feiercharakter hat schon immer den religiösen Gehalt der Feiertage dominiert, wobei die Notwendigkeit der Erholungstage sich aus der Sesshaftigkeit und dem Ackerbau ergab: ohne Kalender keine Aussaat und Erntezeiten.

bearbeitet von Shubashi
Geschrieben
vor 19 Stunden schrieb Frey:

Einen kompletten Tag mit Nichtstun zu verbringen

... das trifft wohl die absolute Minderzahl der Menschen. "Tun" ausschließlich mit Erwerbsarbeit zu verknüpfen, ist ja auch so ein Fehlschluss.

Um an Chryso anzuknüpfen: eine Jugendfahrt an Pfingsten zu organisieren und durchzuführen, hat wenig mit Nichtstun zu tun, aber sehr viel mit Einsatz (Arbeit) für die soziale Kohäsion. Wir sind nun mal nicht Monaden, denen es genügen könnte, an individuell festzulegenden Tagen mal einen Gang runterzuschalten, sondern soziale Wesen, die in irgendeiner Form auch den Rahmen brauchen (oder schaffen müssen), sich als Gemeinschaft zu erfahren.

Geschrieben
vor 5 Stunden schrieb Shubashi:


Das finde ich jetzt ein bisschen polemisch. Feiertage waren schon immer das: Tage außerhalb des Alltags, zu denen die Menschen sich erholt haben. Der „blaue Montag“ z.B. hat sich einfach aus mittelalterlichem Handwerk und Gewerbe verselbstständigt und allenfalls eine oberflächlich religiöse Rechtfertigung erhalten.

Ansonsten gab es in allen Kulturen Feiertage, das diszipliniert überwachte Arbeiten zu festen Zeiten ist eine Begleiterscheinung der absolutischen Staatsgestaltung, des Manufakturwesens und schließlich der Industrialisierung, das übrigens den recht anarchischen Festtagskalender mit beweglichen zahllosen Hoch- und Heiligenfesten irgendwann überging. 
Wenn man sich Berichte zum neuzeitlichen Sonntag ansieht, war gerade für die ländliche Bevölkerung der Kirchgang häufig eine Gelegenheit zum Nickerchen (mit einschläfernder Predigt), gefolgt vom Frühschoppen (so nicht zu arm). 
Ich würde es also eher umgekehrt sehen: der Erholungs- und Feiercharakter hat schon immer den religiösen Gehalt der Feiertage dominiert, wobei die Notwendigkeit der Erholungstage sich aus der Sesshaftigkeit und dem Ackerbau ergab: ohne Kalender keine Aussaat und Erntezeiten.


Der „blaue Montag“ war zweifellos eine bemerkenswerte Erfindung des mittelalterlichen Handwerks, und der sonntägliche Kirchgang bot (zumindest für die Schlafbedürftigen) eine Form der Erholung, die selbst die modernste Yogastunde kaum zu übertreffen vermag.
Doch wenn wir schon dabei sind, den religiösen Gehalt der Feiertage auf das Niveau eines Frühschoppens und Nickerchens zu reduzieren, dann möchte ich nicht versäumen, an die segensreiche Wirkung der katholischen Liturgie auf das kollektive Zeitgefühl zu erinnern. Immerhin verdanken wir der Kirche nicht nur eine Vielzahl an Feiertagen (die den Kalender einst so bunt machten wie ein gotisches Kirchenfenster), sondern auch die Kunst, Arbeit und Muße in ein höheres Gleichgewicht zu bringen.
Natürlich mag der eine oder andere während der Predigt sanft entschlummert sein – aber ist das nicht ein Beweis für die tiefe Geborgenheit, die der Glaube stiften kann? Wer schläft, sündigt nicht, heißt es ja bekanntlich. Und was die Selbstverwirklichung angeht: Wer, wenn nicht die Heiligen, haben uns gezeigt, wie man aus einem freien Tag das Maximum an Sinn herausholt – sei es durch Fasten, Feiern oder das Erfinden neuer Feiertage, wenn der Kalender einmal zu leer wurde?
Kurzum: Die Vorstellung, dass der moderne Mensch die Erholung quasi „neu erfunden“ habe, ist ungefähr so plausibel wie die Annahme, dass das Rad erst mit der Erfindung des E-Bikes wirklich rund wurde. Vielleicht sollten wir also gemeinsam einen Feiertag zu Ehren der historischen Tiefenentspannung ins Leben rufen – mit Predigt, Frühschoppen und, für die ganz Fortschrittlichen, einer Yogastunde im Kirchenschiff.

Geschrieben
vor 2 Stunden schrieb gouvernante:

... das trifft wohl die absolute Minderzahl der Menschen. "Tun" ausschließlich mit Erwerbsarbeit zu verknüpfen, ist ja auch so ein Fehlschluss.

Um an Chryso anzuknüpfen: eine Jugendfahrt an Pfingsten zu organisieren und durchzuführen, hat wenig mit Nichtstun zu tun, aber sehr viel mit Einsatz (Arbeit) für die soziale Kohäsion. Wir sind nun mal nicht Monaden, denen es genügen könnte, an individuell festzulegenden Tagen mal einen Gang runterzuschalten, sondern soziale Wesen, die in irgendeiner Form auch den Rahmen brauchen (oder schaffen müssen), sich als Gemeinschaft zu erfahren.


Selektives Zitieren?

Vollständig schrieb ich: "Einen kompletten Tag mit Nichtstun zu verbringen ist ein Opferritual, in dem man auf einen Teil verzichtet, den die Natur gibt;

vergleichbar mit Brandopfern. Das gibt es in vielen (Natur-)religionen. Ich möchte das ja auch beibehalten."

 

Ich finde es nicht verwerflich - dass andere die Zeit sinnvoll nutzen ist ebenso nicht verwerflich.

Geschrieben
17 minutes ago, Frey said:

Kurzum: Die Vorstellung, dass der moderne Mensch die Erholung quasi „neu erfunden“ habe


Das ist gerade nicht meine Annahme, sondern dass den Mensch die Feiertage quasi als Teil seiner Kulturentwicklung begleitet haben. Traditionell hatten viele einen religiösen Charakter, aber eben nicht nur. Und rein originär jüdisch-christlich sind sie auch nicht, sondern diese Deutung ist eben tlw. Umdeutung früherer Feste bzw. Ersatz dafür.

In der pluralistisch-säkularen Gesellschaft ist heute eben jeder und jedem die individuelle Gestaltung der Feiertage überlassen, das ist doch gut so? Und deshalb wäre es in meinen Augen übergriffig neue religiöse Sonderansprüche in dieser Hinsicht zu formulieren, das ist eigentlich schon alles, meine ich .

Geschrieben
vor 7 Stunden schrieb Frey:

Natürlich mag der eine oder andere während der Predigt sanft entschlummert sein – aber ist das nicht ein Beweis für die tiefe Geborgenheit, die der Glaube stiften kann? Wer schläft, sündigt nicht, heißt es ja bekanntlich.

 

😀

 

Goldener Humor. Im Mittelalter gab es den Beruf des Domstäblers, die die Aufgabe hatte, schlafende Kirchenbesucher aus ihrer "tiefen Geborgenheit" zu reißen; die Schläfer wurden mit einer Stange angestupst. Auch kirchliche Hundepeitscher - noch so ein ausgestorbener Beruf - , deren erste Aufgabe darin bestand, streundende Hunde, die den Gottesdienst störten, aus dem Kirchenraum zu entfernen, hatten als Zusatzaufgabe, Schläfer in den Kirchenbänken zu wecken. Nicht mit ihrer drei Fuß langen Hundepeitsche, lese ich auf katholisch.de, sondern mit dem Anstups-Stock. 

 

Geschrieben (bearbeitet)
vor 7 Stunden schrieb Frey:

Wer schläft, sündigt nicht, heißt es ja bekanntlich.

 

Aber wer sündigt, schläft (hinterher) besser! 😄

bearbeitet von Marcellinus
Geschrieben

Es ist auch zutiefst biblisch verankert, durch das Herrenwort, eines der wichtigsten (Mt 11,28-30):

 

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.

Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.

Geschrieben

Ich lese hier immer streichen. Feiertage streichen. Warum wird hier nicht gefordert, verlorene Feiertage zurück zu gewinnen? Früher, nur wenige Jahrhunderte zurück - ich erinnere mich, als wäre es gestern - wurden die großen Kirchenfeste jeweils drei Tage lang gefeiert: Dritter Weihnachtstag, dritter Osterfesttag, dritter Pfingsttag. Sogar bei den arbeitsbesessenen Evangelen. Mit der schönen Folge, dass Johann Sebastian Bach - er mag es verflucht haben - zu allen diesen Tagen eigene Kantaten zu komponieren hatte. Deshalb hat sein Weihnachtsoratorium sechs Kantaten und nicht nur fünf, und deshalb gibt es von ihm auch Kantaten zum 3. Ostertag (z.B. "Ein Herz, das seinen Jesum lebend weiß")und zum 3. Pfingsttag (.B. "Er rufet seinen Schafen mit Namen").

Über den 3. Pfingsttag wurde auch hier im Forum schon einmal diskutiert, 2008. Hier ist der Thread.

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Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb Alfons:

Ich lese hier immer streichen. Feiertage streichen. Warum wird hier nicht gefordert, verlorene Feiertage zurück zu gewinnen? Früher, nur wenige Jahrhunderte zurück - ich erinnere mich, als wäre es gestern - wurden die großen Kirchenfeste jeweils drei Tage lang gefeiert: Dritter Weihnachtstag, dritter Osterfesttag, dritter Pfingsttag. Sogar bei den arbeitsbesessenen Evangelen. Mit der schönen Folge, dass Johann Sebastian Bach - er mag es verflucht haben - zu allen diesen Tagen eigene Kantaten zu komponieren hatte. Deshalb hat sein Weihnachtsoratorium sechs Kantaten und nicht nur fünf, und deshalb gibt es von ihm auch Kantaten zum 3. Ostertag (z.B. "Ein Herz, das seinen Jesum lebend weiß")und zum 3. Pfingsttag (.B. "Er rufet seinen Schafen mit Namen").

Über den 3. Pfingsttag wurde auch hier im Forum schon einmal diskutiert, 2008. Hier ist der Thread.


:dafuer:

Geschrieben
vor 11 Stunden schrieb Alfons:

Ich lese hier immer streichen. Feiertage streichen. Warum wird hier nicht gefordert, verlorene Feiertage zurück zu gewinnen? Früher, nur wenige Jahrhunderte zurück - ich erinnere mich, als wäre es gestern - ...

 

Eben genau deswegen, weil "Früher, nur wenige Jahrhunderte zurück" eben nicht heute ist sind die kirchlichen Feiertage heute alle verloren, auch jene, die es formell noch gibt. Und so macht es durchaus Sinn, die Quantität der formell verbliebenen Feiertage auf ein Maß zurechtzustutzen, welches in direkter Relation zu dem kirchlich religiösen Anlass steht, der sich jeweils an einem einzigen Tage ereignet hat.

 

Geschrieben

Die katholische Kirche (nur für sie möchte ich hier sprechen) betrachtet die Hochfeste des Kirchenjahres als zentrale Momente des Glaubens, die nicht nur der individuellen Spiritualität dienen, sondern auch das soziale und kulturelle Leben prägen. Hochfeste wie Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Fronleichnam oder Mariä Himmelfahrt sind keine bloßen Erinnerungen an vergangene Ereignisse, sondern lebendige Feiern der Gegenwart Gottes in unserer Welt. Sie sind für Katholikinnen und Katholiken Höhepunkte des Glaubenslebens, die gemeinschaftlich begangen werden.

 

In einer pluralistischen Gesellschaft wäre es ein Zeichen von Respekt und Toleranz, religiösen Minderheiten – und dazu zählen in vielen Regionen auch die praktizierenden Katholikinnen und Katholiken – das Recht einzuräumen, ihre Hochfeste angemessen zu begehen. Es ist ein Grundrecht, dass niemand wegen seines Glaubens benachteiligt wird. Dazu gehört auch die Möglichkeit, an den wichtigsten Feiertagen ganztägig frei zu nehmen, und zwar ohne finanzielle Nachteile befürchten zu müssen.

 

Gründe:

1. Die Teilnahme an der Eucharistiefeier und den liturgischen Handlungen an Hochfesten ist ein unverzichtbarer Teil katholischer Frömmigkeit und Identität.
2. Hochfeste sind Zeiten, in denen Familien und Gemeinden zusammenkommen. Sie fördern Zusammenhalt und Zusammenhalt.

3. Die Anerkennung religiöser Feiertage als individuelle Freitage wäre Ausdruck von Wertschätzung für die Vielfalt in unserer Gesellschaft.
4. Ein solches Recht würde auch anderen Religionsgemeinschaften signalisieren, dass ihre Feste respektiert werden.

 

Anstatt die Zahl der Feiertage weiter zu reduzieren und damit die religiöse Praxis noch weiter an den Rand zu drängen, sollte die Gesellschaft darüber nachdenken, wie sie das Recht auf Religionsausübung stärken kann. Das Minderheitenrecht, an Hochfesten ganztägig frei zu nehmen – bei vollem Lohnausgleich –, wäre ein klares Signal für Religionsfreiheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es würde Katholikinnen und Katholiken ermöglichen, ihren Glauben authentisch zu leben, und wäre ein Zeichen des Respekts gegenüber den Traditionen, die unsere Kultur über Jahrhunderte geprägt haben.

Unter dieser Bedingung wäre ich auch dafür, die Feiertage für den übrigen Teil der Gesellschaft zu streichen, und gerne die Wochenendregeln zu flexibilisieren.

Das wäre gerecht und gesellschaftlich angemessen.
 

Geschrieben
vor 12 Minuten schrieb Frey:

In einer pluralistischen Gesellschaft wäre es ein Zeichen von Respekt und Toleranz, religiösen Minderheiten – und dazu zählen in vielen Regionen auch die praktizierenden Katholikinnen und Katholiken – das Recht einzuräumen, ihre Hochfeste angemessen zu begehen.

 

Für einen Angehöriger einer Religion, die, solange sie noch die Macht besaß, nicht gerade durch Toleranz gegenüber anderen Religionen aufgefallen ist, ist das eine merkwürdige Forderung.

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